Abgeltungssteuer: böse Überraschung ?


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Neuester Beitrag: 25.04.21 10:35
Eröffnet am:03.06.07 07:33von: moyaAnzahl Beiträge:40
Neuester Beitrag:25.04.21 10:35von: DianazachaLeser gesamt:22.576
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1355349 Postings, 7469 Tage moyaAbgeltungssteuer: böse Überraschung ?

 
  
    #1
16
03.06.07 07:33

bei Zertifikaten

von Georg Pröbstl

Lieber Leser,

jetzt hat der Bundestag die geplante Abgeltungssteuer beschlossen. Die Auswirkungen auf Kursgewinne bei Aktien und Fonds sowie Dividendenzahlungen sind bekannt: Ab 1. Januar 2009 wird unabhängig von der Haltedauer eine Abgeltungssteuer in Höhe von 25 Prozent zuzüglich Solidaritätszuschlag und Kirchensteuer, insgesamt also etwa 27,8 Prozent, fällig. Wer noch bis Ende 2008 einsteigt, kann seine Kursgewinne aber nach einem Jahr wie gehabt wegen des Bestandschutzes steuerfrei einstreichen.

So weit so gut. Jeder weiß damit, was auf ihn zukommt. Trotzdem ist das neue Gesetz für Überraschungen gut: Konkret bei Zertifikaten. Um Steuergestaltungsmöglichkeiten seiner Bürger zu verhindern, greift unser Gesetzgeber nämlich durch.

In der Beschlussempfehlung des Finanzausschusses an den Deutschen Bundestag heißt es nämlich auf Seite 40 folgendermaßen (Sie können diesen Passus aber überspringen und gleich weiter unten die Konsequenzen nachlesen!):

„Für Kapitalerträge aus Kapitalforderungen, die zum Zeitpunkt des vor dem 1. Januar 2009 erfolgten Erwerbs zwar Kapitalforderungen im Sinne des § 20 Abs. 1 Nr. 7 in der am 31. Dezember 2008 anzuwendenden Fassung, aber nicht Kapitalforderungen im Sinne des § 20 Abs. 2 Satz 1 Nr. 4 in der am 31. Dezember 2008 anzuwendenden Fassung sind, ist § 20 Abs. 2 Satz 1 Nr. 7 nicht anzuwenden. Bei Kapitalforderungen, die zwar nicht die Voraussetzungen von § 20 Abs. 1 Nr. 7 in der am 31. Dezember 2008 anzuwendenden Fassung, aber die Voraussetzungen von § 20 Abs. 1 Nr. 7 in der Fassung des Artikels 1 des Gesetzes vom …(BGBl. I S. … [einsetzen: Ausfertigungsdatum und Seitenzahl der Verkündung des vorliegenden Änderungsgesetzes]) erfüllen, ist § 20 Abs. 2 Satz 1 Nr. 7 in Verbindung mit § 20 Abs. 1 Nr. 7 vorbehaltlich der Regelung in Abs. 11 Satz 4 und 6 auf alle nach dem 30. Juni 2009 zufließenden Kapitalerträge anzuwenden, es sei denn, die Kapitalforderung wurde vor dem 15. März 2007 angeschafft.“

Das Kauderwelsch bedeutet im Klartext: Wer Zertifikate nach dem 14. März 2007 gekauft hat und nach dem 30. Juni 2009 verkauft, muss seine Gewinne versteuern. Anders als bei Aktien oder Fonds gibt es keinen Bestandschutz! Dieser Passus wurde wie das gesamte Gesetzeswerk im Bundestag durchgenickt.

Wer also nach dem 14. März 2007 ein Zertifikat gekauft hat und im Gewinn liegt, sollte nach einer Haltefrist von einem Jahr verkaufen um die Steuerpflicht zu vermeiden. Möglicherweise wird es sogar sinnvoll einen Steuerberater zu befragen.

Ich verstehe unsere Politiker wirklich nicht: Wie kann man solche verworrenen Gesetzestexte, die kein normaler Bürger versteht, überhaupt beschließen? Der ehemalige Bundesverfassungsrichter und Steuerexperte Paul Kirchhoff hält ohnehin einige Steuergesetze für verfassungswidrig. Seine Begründung: Der Bürger weiß gar nicht mehr, was der Staat von ihm will.

Ich befürchte: Genau so geht es den meisten Politikern im Parlament bei der Abstimmung über unsere Gesetze.

Ihr

Georg Pröbstl

Quelle:Nebenwerte Daily Abonnenten

Gruß Moya

 

7215 Postings, 6723 Tage TroutIst doch einfach zu verstehen.

 
  
    #2
10
03.06.07 09:05
Wenn ich einen Eingangssteuersatz von 42% hätte,und man mir vorschlagen würde,diesen per Handzeichen auf 27,8% zu senken,so langt mE sogar ein Sonderschulabschluß dafür,die Hand zu heben.
Leider trifft diese Verbesserung nur einen kleine Teil der Anleger.
Um eine Kapitalflucht zu verhindern,hätte der Satz bei 15% liegen müssen.Dann würde mit Sicherheit auch Kapital aus dem Ausland wieder zurücktranferiert werden.
So aber bekommt das Finanzministerium den Hals mal wieder nicht voll genug.Was mich noch mehr dabei aufregt ist jedoch der Soli und die Kirchensteuer(welche erst mal 2Jahre nur freiwillig abgeführt werden muß)
Auf jeden Fall wird mit diesem Gesetz garantiert nicht die private Altersvorsorge gefördert!

Trout





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Wahre Bildung besteht darin,zu wissen,was man kann,
und ein für alle Male zu lassen,was man nicht kann.
(Voltaire)  

10683 Postings, 9059 Tage estrichEs sind wohl nicht Politiker,

 
  
    #3
9
03.06.07 09:37
die Gesetze entwerfen oder gar formulieren, sondern Juristen. Daher erklärt sich auch die besondere Sprache. Ich behaupte mal: Im Mittelalter konnte man die Bibel nur auf Latein lesen, es gab keine Übersetzung (bis zu Martin Luther). Der Zweck dieser Fremdsprache bestand darin, dass kein in ähnlicher Richtung gebildeter Mensch diese Sprache verstehen sollte, damit man dem einfachen Volk (und das sind wir Nicht-Juristen in deren Augen) erzählen konnte, was einem gefiel. Wo bleibt der Martin Luther der deutschen Jurisdiktion. Ich warte.  

8485 Postings, 6475 Tage StöffenDer DSW zur Besteuerung der Dividendenzahlungen

 
  
    #4
9
03.06.07 11:32

Ab dem 1. Januar 2009 greift aller Voraussicht nach die unsägliche Abgeltungssteuer auf Kapitalerträge. Damit wird sich – neben sehr vielen anderen Grausamkeiten für die Sparer – die Steuerlast auf Gewinnausschüttungen dramatisch erhöhen. Haben die Politiker in ihrer unendlichen Weisheit doch beschlossen, das so genannte Halbeinkünfteverfahren ab dem 1. Januar 2009 ersatzlos zu streichen. Auch wenn ich weiß, dass die meisten von ihnen das Thema schon zur genüge kennen, kann ich doch nicht umhin, noch ein paar Worte dazu zu sagen.

 

Aktuell unterliegen Dividendenzahlungen nicht voll sondern nur hälftig der Besteuerung. Was zunächst wie eine Bevorzugung klingt, ist in Wirklichkeit nichts anderes als eine abgemilderte Doppelbesteuerung der Unternehmensgewinne. Zunächst kassiert der Fiskus mit der Körperschaftssteuer auf Unternehmensebene. Dann greift der Staat auf Ebene des Anlegers auf das bereits versteuerte Geld nochmals zu. Um dieses doppelte Abkassieren etwas abzumildern, verfiel man auf die Lösung der hälftigen Besteuerung.

 

Nun wird die volle Doppelbesteuerung eingeführt. Zudem wird mit diesem Schritt die steuerliche Diskriminierung von Dividendenzahlungen gegenüber Zinseinkünften noch weiter verschärft. Unterliegen Letztere doch keinerlei steuerlicher Vorbelastung.

 

Für die Sparer hat diese Veränderung gravierende Auswirkungen. So muss ein Anleger mit einem Steuersatz von 30 Prozent, was einem zu versteuernden Einkommen von 66.000 Euro bei Singles oder 132.000 Euro bei Ehepaaren entspricht, zukünftig rund 66 Prozent mehr an den Fiskus überweisen.

 

 Geltendes Recht:

                                                 

Dividendenzahlung: 

 1000 Euro

Davon steuerfrei:

 500 Euro

Zu versteuern:

  500 Euro

Steuerlast 30%:

  150 Euro

Soli-Zuschlag   5,5%:       

  8,30 Euro

Gesamtsteuer: 

 158,30   Euro

 

Neues Recht:

                                 

Dividendenzahlung: 

  1000 Euro

Abgeltungssteuer 25%:

  250 Euro

Soli-Zuschlag 5,5% 

 13,75 Euro

Gesamtsteuer: 

 263,75   Euro

 

Anleger mit Steuersätzen, die unter 25 Prozent liegen, müssen sogar eine glatte Verdopplung ihrer Steuerlast hinnehmen.

 

http://www.dsw-info.de/...ividendenuntersuchung-200.1124.0.html#c1971

 

 

 

5801 Postings, 6720 Tage hkpbVon diesen satten Mehreinnahmen

 
  
    #5
16
03.06.07 11:41
werden sich die Politiker einen großen Teil an Diätenerhöhungen einverleiben. So dass für dringend erforderliche Maßnahmen wie Erziehung, Bildung dann abermals kein Geld z.Vfg. stehen wird.....  

5230 Postings, 7322 Tage geldsackfrankfurtSB Laden

 
  
    #6
8
03.06.07 12:53

Ich frage mich seit Jahren, was machen diese Leute nur mit unserem Geld ??

Bei der riesigen Menge Geld was die im Jahr einsacken (Man beachte: Preise sind gestiegen , zB das liebe Benzin und oben drauf logischerweise damit auch die Steuer drauf in absoluten Zahlen , von der Steuer auf die Steuer bei Benzin die "Öko" Steuer, bei der Einkommensteuer ist es der "Solidarbeitrag" , will ich jetzt gar nicht zu reden)

ja bei dieser Menge Geld - was machen die damit ??

Die Diäten und der Abzocker-Freibetrag den es nur für Politiker gibt sind unschön, ich käme damit aber zurecht, wenn die Unsummen nicht vernichtet würden mit Krankenkassen-Reformen etc, wo das Geld nicht angelegt sondern in kaputte Systeme "investiert" wird. Oder son bescheuerter Zaun in Heiligendamm. Mein Tipp: Helgoland !

Aber auch Aktionäre können nicht immer mitbestimmen was mit ihrem Geld gemacht wird und es gibt über 90 % Zustimmungen bei den HVs.

Schrempp und all diese Geldvernichter sind mit Politikern (auch Gewerkschaftern), Juristen (drucken sich ihr Geld mit Klagen vor gericht selbst) befreundet und arbeiten zusammen. (Die Strom und Gaswerke sind ein Beispiel oder denkt an Kollegen Merz, immer schön abzocken in Aufsichtsrat und so).

Mich kotzt dieses Mehrfach-Abkassieren total an. Das sind Jobs die andere High Potentials in unserem Land gerne und vielleicht sogar besser machen würden.

 

8485 Postings, 6475 Tage StöffenMassive Offensive gegen Aktienkultur

 
  
    #7
9
03.06.07 13:20
Besonders ärgerlich dabei ist, dass noch vor wenigen Jahren die gleichen Poltiker, die jetzt eine so massive Steuererhöhung für Aktionäre durchsetzten, den Privatanlegern die Aktie als sinnvolles Instrument zum Ansparen der Altersvorsorge ans Herz gelegt haben.

DSW-Geschäftsführer Hocker meint : „Eine massivere Offensive gegen die Aktienkultur in Deutschland habe ich noch nicht erlebt".

Dem stimme ich uneingeschränkt zu.
 

5241 Postings, 8646 Tage Nobody IIIch finde es zwar ärgerlich

 
  
    #8
2
03.06.07 13:33
aber letztendlich erfolgt eine Vereinfachung des Systems und eine Gleichbehandlung von Kapitalerträgen.

Das Dividenden anders versteuert werden als Zinsen, ...

Das gleiche Argument, warum Dividenden "preiswerter" (Halbeinkünfte) sein sollen, müsste zu einem Zuschlag bei Anleihen führen, da die dortigen Zinsen steuermindernd als Betriebsausgabe sind.

Und auch die vereinfachte Einbeziehung wird erheblich zur Aufwandsminimierung führen, da die Informationen ja bei den Banken vorliegen und die Abrechnung sukzessive von IV erledigt wird.

Weiterhin ist die Kapitalflucht eher ein Scheinargument, weil die Quellensteuer in fast allen europ. Ländern auf vergleichbarem Niveau liegt.

Dumm finde ich, dass man schon wieder Sonderregelungen anstrebt.

Es wird Zeit dass sich nicht jeder hinter einem Ausnahmetatbestand versteckt und somit immer jeder "seine" Subvention verteidigt.

Man sollte viel lieber pauschaler an die Probleme rangehen.

Gruß
Nobody II
 

23159 Postings, 6569 Tage Malko07Beitrag #4 ist

 
  
    #9
6
03.06.07 13:54
irreführend. Keinem werden seine Kapitaleinkünfte über seinem persönlichen Steuersatz besteuert wenn er das nicht will (Einkommenssteuererklärung).

Zu #1: Wer ist so wahnsinnig und will Zertifikate eventuell sein Leben lang halten? Wenn er schon glaubt, es ist sinnvoll z. B. einen Index sehr lange zu halten sollte er sich z.B. bei INDEXCHANGE ( http://www.indexchange.de/home.aspx?siteid=2&lang=de )umschauen.

Will man den Fiskus legal von den Kursgewinnen bis zur Rente weghalten und traut berechtigterweise den Fonds nicht viel zu kann man in Luxemburg problemlos (ausreichend Kapital vorausgesetzt) seinen privaten Fonds gründen.  

7215 Postings, 6723 Tage Trout@Malko

 
  
    #10
1
03.06.07 14:13
wieviel ist "ausreichend Kapital"denn?
Danke im vorraus





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Wahre Bildung besteht darin,zu wissen,was man kann,
und ein für alle Male zu lassen,was man nicht kann.
(Voltaire)  

8485 Postings, 6475 Tage StöffenMalko

 
  
    #11
1
03.06.07 14:15

es sieht wie folgt aus :

 Die neue Abgeltungssteuer (Zinssteuer) gilt für Zinsen, Dividenden und Erlöse aus Wertpapierverkäufen und soll ab 1. Januar 2009 gelten. Der Abgeltungssteuersatz von 25 Prozent (plus Solidarzuschlag und Kirchensteuer) wird von der Bank direkt einbehalten und an das Finanzamt abgeführt. Ab diesem Zeitpunkt entfällt die bis dahin geltende Spekulationsfrist auf Wertpapiere (private Veräußerungsgeschäfte) und das Halbeinkünfteverfahren für Aktionäre.

 

 

23159 Postings, 6569 Tage Malko07Stöffen, nicht vergessen zu

 
  
    #12
5
03.06.07 14:27
erwähnen:

Für Sparer mit einem Einkommensteuersatz unter 25 Prozent bleibt noch die Option, sich zu viel gezahlte Abgeltungssteuer per Steuererklärung vom Finanzamt zurückzuholen.

@Trout: Der Mindestwert ist 1,25 Millionen Euro. Siehe auch (wg. Pooling):
http://www.arbeitsgemeinschaft-finanzen.de/fonds/...tikel_144644.html  

2690 Postings, 6949 Tage boersenjunkyso, un nu mal butter bei die fische

 
  
    #13
3
03.06.07 14:48

Fakt ist, dass unser Staat sich da Geld holt, wo Geld zu holen ist - und das ist der Kapitalmarkt.
Jeder Mekert rum - zu Recht - aber was solls, e wird weiter gehen wie bisher.

Die Verlängerung der Spekulationsfrist von 1/2 Jahr auf 1 Jahr - jeder hat gemeckert - und nun ? Is halt so !
Lebens und Rentenversicherungen nicht mehr Steuerfrei ( seit 2005 [glaub ich] )

MwSt. erhöhung von 16 auf 19%.

Bei allem wurde gemeckert - aber es geht trotzdem - und deshalb wir uns unser Staat auch weiter ausbeuten!!!

Nimm den Armen und gieb den Reichen !! - Deshalb will ich mal reich werden !


<img

Servus
boersenjunky

-- reich wird man nicht durch das, was man verdient, sondern durch das, was man nicht ausgibt.--
 

8485 Postings, 6475 Tage StöffenKleine Nettigkeit am Rande

 
  
    #14
2
03.06.07 14:54
Kleines Quiz zur Abgeltungssteuer beim Handelsblatt, diese Fragen decken schonungslos ihre Informationsdefizite auf ;-)))

Sind Sie fit in Sachen Abgeltungsteuer?
Hier können Sie den Beweis antreten...
http://www.handelsblatt.com/news/Recht-Steuern/...default_302881.aspx
 

501 Postings, 9152 Tage DeadFredSuper Quiz !

 
  
    #15
03.06.07 15:45
Hey,
das hat mir wirklich weitergeholfen. Meine Anlagestrategie muss ich in einem Punkt wesentlich ändern, danke

regards

fred
 

8485 Postings, 6475 Tage StöffenFaz.net zu den Auswirkungen der Abgeltungssteuer

 
  
    #16
2
10.06.07 11:06
Faz.net thematisiert heute ebenfalls die Folgen der ab 2009 kommenden Abgeltungssteuer

Die Abgeltungssteuer senkt die Rendite von Aktiensparplänen

10. Juni 2007
Die geplante Abgeltungssteuer hat erhebliche Auswirkungen auf Aktiendepots. Noch schwerer sind freilich die Folgen für Aktiensparer. Ursache ist der 31. Dezember 2008. Bis zu diesem Stichtag soll das bestehende Halbeinkünfteverfahren gelten: Dividenden werden zu 50 Prozent dem persönlichen Steuersatz unterworfen, und Kursgewinne bleiben nach Ablauf der Spekulationsfrist von zwölf Monaten steuerfrei. Vom 1. Januar 2009 an sollen sowohl die Dividenden als auch die Kursgewinne der Abgeltungssteuer unterliegen.

Das sieht auf den ersten Blick harmlos aus. Aber bei näherem Hinsehen müssen sich drei Aktionärsgruppen auf Änderungen einstellen. Erstens: Anleger müssen für Aktien, die sie schon besitzen, künftig wohl ein Viertel ihrer Dividenden abgeben; die Gewinne bleiben steuerfrei. Zweitens: Käufer neuer Aktien werden sowohl bei den Dividenden als auch bei den Kursgewinnen mit jeweils 25 Prozent zur Ader gelassen. Drittens: Aktiensparer werden in zwei Gruppen eingeteilt. Kursgewinne bis zum 31. Dezember 2008 bleiben steuerfrei; von Januar 2009 an fällt die Abgeltungssteuer - wie in der zweiten Gruppe - auf Dividenden und Kursgewinne an.

Bundesverband läuft schon seit langem Sturm

Gegen die Pläne der Regierung, bei den Aktiensparern ein Viertel aller Gewinne abzugreifen, läuft der Bundesverband deutscher Investmentgesellschaften (BVI) seit langem Sturm. Die Branchenlobby fordert einen Bestandsschutz für laufende Aktiensparpläne, um den Aufbau der privaten Altersvorsorge zu stärken, aber der Änderungswunsch ist in Berlin bisher nicht gehört worden.

Wer monatlich 500 Euro in Aktien anlegt und mit einem Jahresertrag von 8 Prozent rechnet, fährt seit Jahr und Tag am besten mit Papieren, deren Kurs um 8 Prozent jährlich steigt. Erstens erhält der Anleger keine steuerpflichtigen Dividenden, zweitens muss er sich nicht mit der Frage beschäftigen, wie die Ausschüttungen wieder angelegt werden, und drittens bleibt der Gewinn steuerfrei. Das werden bei einer Anlagedauer von 20 Jahren 165.000 Euro sein, so dass der Sparer sowohl vor als auch nach Steuern eine jährliche Rendite von jeweils 8 Prozent erzielen kann.

Gewinne bestehen zu 100 Prozent aus Kursgewinnen

Mit dieser Herrlichkeit wird es, falls das Gesetz in der vorliegenden Fassung den Bundesrat passieren und im Bundesgesetzblatt veröffentlicht werden wird, Ende Dezember 2008 zu Ende sein. Die regelmäßigen Sparraten vom 1. Januar 2009 an werden automatisch zum Kauf neuer Aktien führen, so dass für die neuen Anteile die Abgeltungssteuer angewendet wird. Wird zum Beispiel am 31. Dezember 2008 ein Sparvertrag abgeschlossen und bestehen die Gewinne der monatlichen Aktienkäufe in den folgenden 20 Jahren zu 100 Prozent aus Kursgewinnen, wird das Finanzamt das Depot in dieser Zeit nicht antasten.

Beim Verkauf der Papiere muss die Bank oder die Investmentgesellschaft aber ein Viertel der Gewinne an den Staat abführen, so dass am Ende das Vermögen um 41.250 Euro sinken wird. Das wird die Rendite von 8 auf 6,6 Prozent pro Jahr drücken, doch in Deutschland wird es keine Möglichkeit geben, diesen Schwund von rund 17 Prozent zu bekämpfen.

Deutsches Minus wird wohl nicht zu verhindern sein

Auf 6 Prozent kommen künftig Sparer, die in Aktien investieren, deren Erträge zu 100 Prozent aus Dividenden bestehen. Der Aufbau dieser Papiere, nicht das Risiko, ist mit der Struktur festverzinslicher Anleihen vergleichbar. Der Sparer investiert jeden Monat genau 500 Euro. Das führt in 20 Jahren zu einem Endbetrag von 120 000 Euro. Außerdem erhält der Investor jährliche Erträge, die bei 220 Euro beginnen und im Laufe der Zeit auf 9340 Euro steigen. Nach 20 Jahren wird das Konto aufgelöst. Bei diesem Aktientyp werden die Dividenden im Augenblick nach dem Halbeinkünfteverfahren besteuert: Von den Erträgen unterliegt jedes Jahr die Hälfte der persönlichen Besteuerung.

Das neue Steuergesetz wird in Zukunft zu jährlichen Abgaben führen, die ein Viertel der Erträge umfassen. Das führt zu Nettoerträgen, die im ersten Jahr bei 165 Euro liegen und im 20. Jahr auf 7005 Euro steigen. Dadurch wird die Rendite von 6,6 auf 6 Prozent sinken, so dass der Verlust rund 9 Prozent beträgt. Auch dieses Minus wird in Deutschland mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht zu verhindern sein, weil die Abgeltungssteuer offenbar schon beschlossen ist. Noch größer kann der Verlust werden, wenn die jährlichen Ausschüttungen wieder angelegt werden sollen, aber keine Möglichkeit besteht, die alten Renditen zu erzielen. In diesem Fall steht der Anleger also durch Dividenden, Abgeltungssteuer und Wiederanlage vor drei Problemen.

Einbußen bewegen sich zwischen 9 und 17 Prozent

Der übliche Aktiensparplan wird eine Mischkalkulation sein, weil die Erträge aus Kursgewinnen und Dividenden bestehen. Falls die 8 Prozent jeweils zur Hälfte aus Kursanstiegen und Ausschüttungen bestehen, kommt ein Anleger, der 35 Prozent versteuert, zur Zeit auf 6,6 Prozent nach Steuern. Künftig sollte mit einem Minus von 12 Prozent gerechnet werden. Die jährlichen Kursanstiege von 4 Prozent liefern in 20 Jahren einen Endwert von 182.000 Euro, von dem 15.500 Euro an den Staat gehen werden. Die laufenden Erträge führen zu laufenden Steuerzahlungen zwischen 19 und 817 Euro. Dadurch sinkt die Verzinsung des Aktiendepots auf 5,9 Prozent pro Jahr, was einem Schwund von 12 Prozent entspricht.

Die Einbußen der Sparpläne bewegen sich in den Beispielen zwischen 9 und 17 Prozent. Sie sind mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht zu verhindern, weil die Sparpläne zu monatlichen Neukäufen führen und die Steuer auf die Kursgewinne das Geschäft beeinträchtigt. Selbst wenn die Abgeltungssteuer in Kürze im Bundesgesetzblatt veröffentlicht werden wird, bedeutet das nicht, dass bei den Aktiensparplänen, wie der BVI gehofft hatte, in seinem Sinne nachgebessert werden könnte. Der Hinweis auf die Inflation ist allerdings ein heikles Argument. Von der Geldentwertung sind alle Kapitalanlagen betroffen. Zunächst ist es völlig gleichgültig, in welche Verträge ein Anleger die Ersparnisse steckt. Die monatlichen Raten führen am Ende der Laufzeit zu einem bestimmten Betrag, dessen Wert durch die Inflation sinkt.

Keine Vereinfachung der Besteuerung in Sicht

Vor diesem Hintergrund ist der Anleger gezwungen, aus den Sparraten unter Berücksichtigung der Risiken und Steuern so viel wie möglich herauszuholen. Es liegt in der Natur der Sache, dass die Chancen und Risiken der einzelnen Geldanlagen zu individuellen Sparprogrammen führen werden, doch es bleibt unverständlich, warum die Anlagen so unterschiedlich besteuert werden. Bei Anleihen und Aktien soll auf Erträge und Kursgewinne die Abgeltungssteuer angewendet werden. Die Erträge von Kapitalversicherungen werden zur Hälfte dem Steuersatz unterworfen. Und bei Immobilien gilt die Regel, dass Mieten steuerpflichtig und Verkaufsgewinne steuerfrei sind.

Bei diesem Chaos kann von Vereinfachung der Besteuerung beim besten Willen keine Rede sein. Die Bürokratie wuchert, und der Anleger verliert zwangsläufig den Überblick. Auch in Zukunft wird es zu Aktien kaum Alternativen geben. Die Renditen festverzinslicher Anleihen liegen von Natur aus unter den Verzinsungen der Aktien, und Sparverträge mit Immobilien und Krediten hängen in hohem Maße von den Erträgen und der Verkäuflichkeit des Objektes ab. Außerdem spielen bei den Sparplänen die Kosten eine besondere Rolle. Die erste Wahl sind Indexfonds. Die Gebühren sind sowohl beim Kauf als auch bei der Verwaltung niedrig. Sie haben nur den üblichen Nachteil: Der Investor muss Geld verdienen und einen Teil auf die hohe Kante legen.

Der Autor ist Finanzanalytiker in Reutlingen.
Text: F.A.Z., 09.06.2007, Nr. 131 / Seite 21
Bildmaterial: F.A.Z.-Kai
 
Angehängte Grafik:
Abgeltungssteuer.jpg
Abgeltungssteuer.jpg

2324 Postings, 6660 Tage Ommeasiehe hier ...

 
  
    #17
10.06.07 11:25

http://www.ariva.de/...uer_Zertifikate_rueckwirkend_besteuert_t291843


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:-))

Ommea
 

8485 Postings, 6475 Tage Stöffen9 Gründe,warum die Abgeltungssteuer scheitern wird

 
  
    #18
1
30.06.07 13:23

Der neue Steuerwahnsinn

Die Abgeltungsteuer hätte das deutsche Steuersystem einfacher und gerechter gestalten können – wurde aber von der Koalition gründlich vermurkst. Sie ist in der vorliegenden Form unsystematisch, ungerecht und eine Katastrophe für die private Altersvorsorge. Neun Gründe, warum die neue Steuer scheitern wird.

 

Hamburg - Es begann mit einer guten Idee. Kapitaleinkünfte sollten einheitlich und mit flachem Steuersatz besteuert werden, am besten direkt an der Quelle auf Ebene der Bank. Damit soll die Steuerschuld derjenigen, die mit Geld Geld verdienen, abgegolten sein: Für Anleger, Banken und Finanzamt würde alles übersichtlicher, und im deutschen Steuerwesen ginge es gerechter zu.

 

Es sollte Schluss damit sein, dass nur die Ehrlichen die Dummen sind: Fahnder des Fiskus müssten nicht mehr durch sämtliche Konten schnüffeln, um Steuerhinterzieher aufzuspüren. Denn dass auch Kapitaleinkünfte wie Zinsen, Dividenden oder Aktiengewinne grundsätzlich besteuert werden müssen, mag niemand ernsthaft bestreiten: Ist der einheitliche Steuersatz klug gewählt, lässt sich vielleicht sogar die Kapitalflucht aus Deutschland stoppen. "25 Prozent von x sind besser als 42 Prozent von nix", feixte Finanzminister Peer Steinbrück (SPD).

 

Doch es kam anders. Das Gesetz zur Abgeltungsteuer, das am 6. Juli vom Bundesrat ratifiziert wird, ist so gründlich misslungen, dass an Steinbrücks Floskel nix, aber auch gar nix mehr stimmt.

 

Es beginnt mit dem Steuersatz. Mit Soli und Kirchensteuer beträgt die reale Steuerbelastung auf Kapitalvermögen ab Januar 2009 nicht 25, sondern rund 28 Prozent - eine Belastung, mit der Deutschland europaweit spitze ist. Indem die Koalition zusätzlich die Steuerfreiheit auf langfristige Kapitalanlagen abschafft, das Halbeinkünfteverfahren bei Dividenden kippt sowie den Freibetrag für Spekulationsgewinne streicht, belastet sie vor allem mittlere und kleine Einkommen.

 

In Zusammenhang mit der Abgeltungsteuer den Spitzensteuersatz von 42 Prozent ins Spiel zu bringen, ist Augenwischerei. Steinbrücks "x" steht nicht für die Vermögenden, sondern für die große Zahl kleiner Sparer, bei denen sich der Fiskus künftig kräftig bedient. Vermögende werden dagegen vielfach entlastet - und für Aktienanlagen steht ihnen immer noch der Weg nach Luxemburg und in die Schweiz offen.

 

Die Abgeltungsteuer ist in der vorliegenden Form nicht nur ungerecht, sondern auch steuersystematisch unsauber. Verfassungsklagen sind programmiert, sobald 2010 die ersten Steuerbescheide verschickt werden. Die Politik wird nachbessern und Reparaturgesetze auf den Weg bringen müssen. Dafür gibt es mehrere Gründe.

 

Weder einheitlich noch gerecht

 

Mit der "einheitlichen Besteuerung" ist das so eine Sache. Während Kapitalerträge aus Aktienverkäufen, Dividenden, Zinsen oder Zertifikaten unter die neue Steuer fallen, bleiben Erträge aus Immobilienverkäufen außen vor. Mit dem Gleichbehandlungsgrundsatz des Grundgesetzes sowie dem daraus abgeleiteten Prinzip, dass wirtschaftlich gleiche Sachverhalte steuerlich gleich zu behandeln sind, ist dies kaum zu vereinbaren.

 

Unklar bleibt auch, warum Erträge aus thesaurierenden Fonds jährlich besteuert werden, während Erträge aus Kapitallebensversicherungen erst am Ende der Laufzeit zu versteuern sind. Obwohl thesaurierende Aktienfonds, die Millionen deutscher Aktiensparer in ihren Depots haben, gar kein Geld ausschütten und die Erträge stattdessen wieder im Fondsvermögen anlegen, unterstellt der Fiskus, es wäre Geld geflossen (Zuflussfiktion).

 

Verlustanrechnung wird erschwert

 

Dies ist die Grundlage, um Jahr für Jahr Steuern abzuschöpfen. Die Gesamtverzinsung von Kapitallebensversicherungen dagegen kann bis zum Laufzeitende wachsen und wird erst dann besteuert. Eine saubere steuerliche Systematik sieht anders aus.

 

Der Fiskus schränkt außerdem die Möglichkeit für Anleger ein, Verluste anzurechnen. Während er bei Gewinnen aus Kapitaleinkünften gleichmäßig die Hand aufhält, verweigert er Sparern die Möglichkeit, Verluste aus Aktienanlagen zum Beispiel mit Gewinnen aus Zinsanlagen zu verrechnen. Auch hier wird das Prinzip der Gleichbehandlung verlassen.

 

Zertifikate schon jetzt steuerpflichtig

 

Abenteuerlich ist auch die in letzter Minute eingebrachte Sonderregelung für Zertifikate: Während die Abgeltungsteuer für alle anderen Anlageklassen erst ab Januar 2009 greift, fallen Zertifikate, die nach dem 14. März 2007 gekauft und über den 30. Juni 2009 hinaus gehalten werden, bereits jetzt unter die Abgeltungsteuer.

 

Unterschiedliche Anlageklassen werden also weiterhin unterschiedlich besteuert. Mit dem fortgesetzten Steuerwirrwarr könnten Sparer notfalls noch leben. Doch die Belastungen durch die Abgeltungsteuer sind außerdem noch ungerecht verteilt: Sie bedeutet eine deutliche Steuersenkung für Spitzenverdiener, während auf kleine und mittlere Einkommen eine steigende Belastung zukommt.

 

Mittlere und kleine Einkommen werden abkassiert

 

Je geringer der persönliche Steuersatz, desto stärker die Belastung durch die Abgeltungsteuer. Wer bislang bei einem persönlichen Steuersatz von 25 Prozent auf 1000 Euro Dividende insgesamt 125 Euro Steuern zahlte (bislang wurden nur 500 Euro mit dem persönlichen Satz besteuert), zahlt ab 2009 die doppelte Summe. Mit der Abschaffung des Halbeinkünfteverfahrens kehrt der Fiskus komplett zur Doppelbesteuerung zurück: Er besteuert den bereits vom Unternehmen versteuerten Gewinn noch einmal auf der Anlegerebene voll.

 

Um Ersparnisse kleiner und mittlerer Einkommen stärker besteuern zu können, hat der Gesetzgeber nicht nur den Sparerfreibetrag auf nun 801 Euro beinahe halbiert, sondern auch die Freigrenze für Spekulationsgewinne in Höhe von 512 Euro gestrichen. Das bedeutet, dass bei einer Jahresrendite von 4 Prozent nur noch Spareinlagen bis zu einer Höhe von 20.000 Euro steuerfrei sind: Bei jedem Euro darüber hinaus kassiert der Fiskus mit. Zum Vergleich: In Frankreich können Anleger pro Jahr 20.000 Euro Gewinne aus Aktiengeschäften einfahren, ohne einen Cent Steuer darauf zu zahlen.

 

Der Sparerfreibetrag von 801 Euro für Ledige scheint dem deutschen Gesetzgeber aber immer noch so üppig zu sein, dass er Sparern die Möglichkeit nimmt, zum Beispiel Transaktionskosten (beim Kauf und Verkauf von Wertpapieren) anzurechnen. Damit verabschiedet sich der Fiskus vom Nettoprinzip: Für ihn gibt es nur noch Gewinne, die beim Aktiensparen entstehenden Kosten werden nicht berücksichtigt.

 

Sparer, die dennoch auf Aktienanlage setzen, zahlen damit den höchsten Preis - obwohl in politischen Sonntagsreden immer wieder betont wird, dass gerade diese Gruppe stärker auf Aktien setzen sollte.

 

Da außerdem noch die Haltefristen abgeschafft werden, wird die Altersvorsorge mit Aktien für viele Sparer in Deutschland uninteressant.

 

Private Altervorsorge abgewürgt

 

Bislang sind Gewinne aus Aktiengeschäften in Deutschland steuerfrei, wenn die Papiere länger als ein Jahr gehalten wurden. Dass diese Regelung im internationalen Vergleich sehr großzügig war und irgendwann fallen würde, ist nachzuvollziehen.

 

Dass der Gesetzgeber jedoch die Haltefristenregelung abschafft, ohne irgendeinen Puffer für Langfristsparer einzuziehen, hat für die Betroffenen fatale Folgen: Sie fallen von der Steuerfreiheit direkt in die höchste Steuerbelastung in Europa hinein.

 

Dabei stehen hohe Summen auf dem Spiel. Wer 30 Jahre lang jeden Monat 100 Euro spart und eine durchschnittliche jährliche Rendite von 8,3 Prozent erzielt, kassiert nach geltendem Recht rund 150.000 Euro steuerfrei. Mit der Abgeltungsteuer werden auf den gleichen Ertrag künftig 32.000 Euro Steuern fällig. Dass die europäischen Nachbarländer behutsamer mit Langfristsparern umgehen (Spekulationsgewinne in Österreich nach zwölf Monaten steuerfrei, in Frankreich nach acht Jahren komplett steuerfrei) oder einen deutlich niedrigeren Abgeltungsteuersatz ansetzen (Italien 12,5 Prozent, Spanien 18 Prozent), ficht den deutschen Gesetzgeber nicht an.

 

Die Politik wirbt für die private Altersvorsorge - die sie gleichzeitig steuerlich stark belastet. Der Hinweis, dass für das Aktiensparen immer noch die Riester-Altersvorsorge bleibe, geht an der Realität vorbei. Die Riester-Rente bietet nur eingeschränkte und mit zahlreichen Vorgaben verbundene Möglichkeiten, die Rentenlücke zu füllen. Sparer, die sich nicht vom Staat entmündigen lassen wollen und auf andere Sparformen setzen, werden künftig scharf besteuert.

 

Stichtag schafft Zweiklassengesellschaft

 

Wer bereits jetzt genug Geld hat, kann sich noch durch Einmalinvestitionen bis Ende 2008 Steuerfreiheit sichern. Wer sich, wie die Mehrzahl der Deutschen, eine Rücklage erst durch geduldiges Sparen aufbauen muss, läuft direkt in die stärkere Besteuerung hinein. Viele Anleger dürften sich daher ab 2009 wieder dem Sparbuch und anderen festverzinslichen Anlageformen zuwenden: Warum sollten sie das Risiko einer Aktienanlage noch auf sich nehmen, wenn der Fiskus unabhängig von der Haltedauer einen guten Teil der Rendite abkassiert?

 

Kapitalflucht angeheizt

 

Vermögende Anleger profitieren in mehrfacher Weise von der Abgeltungsteuer. Ihre Steuerlast auf festverzinsliche Wertpapiere fällt dramatisch, da sie Zinsen künftig nicht mehr mit dem persönlichen Steuersatz von bis zu 42 Prozent, sondern nur noch mit rund 28 Prozent versteuern müssen.

 

Außerdem werden mit Einführung der anonymen, pauschal abgeführten Steuer ab 2009 viele vermögende Deutsche für das Finanzamt rechnerisch ärmer, da ihre Kapitaleinkünfte nicht mehr im persönlichen Steuerbrutto auftauchen. Mit dem sinkenden Jahreseinkommen bleibt vielen Vermögenden nicht nur die Reichensteuer erspart - sie kommen ohne Kapitaleinkünfte in den Genuss ungeahnt niedriger persönlicher Steuersätze.

 

Der Plan des Gesetzgebers, mit Hilfe der Abgeltungsteuer Geld nach Deutschland zurückzuholen, wird sich in wenigen Jahren dennoch als Illusion erweisen. Für vermögende Anleger wird es lediglich interessant sein, ein Depot mit festverzinslichen Wertpapieren in Deutschland zu führen. Für Besitzer großer Aktiendepots wird Deutschland ab 2009 dagegen zu einem Hochsteuerland.

 

Bereits jetzt basteln Luxemburger Banken an Fondsmodellen, mit deren Hilfe vermögende Kunden aus Deutschland die Abgeltungsteuer umgehen können. Solche steuersparenden "Millionärsfonds" stehen nur einer ausgewählten Klientel offen. Sollte der deutsche Fiskus dieser Steuersparmethode noch einen Riegel vorschieben, ist weitere Kapitalflucht nach Luxemburg oder in die Schweiz programmiert. Kapital bleibt mobil, und mit einem Steuersatz auf Kapitalerträge von 28,5 Prozent wird Deutschland kein Kapital anziehen.

 

Ein bürokratisches Monstrum

 

Die Abgeltungsteuer sollte die Besteuerung für Anleger, Banken und das Finanzamt vereinfachen - schafft aber ein neues bürokratisches Monstrum. Noch ist völlig unklar, wie zum Beispiel die Anrechnung von Verlusten bei Spekulationsgeschäften funktionieren soll.

 

Von Gewinnen kann die Bank im Moment des Verkaufs 28,5 Prozent Steuer abziehen, doch entstehen bei einem späteren Aktiengeschäft im gleichen Jahr Verluste, ist äußerst zweifelhaft, dass die Bank für den Fiskus in Vorleistung tritt und einen Teil der vorab einkassierten Steuer sofort zurückerstattet. Möglicherweise werden Gewinne und Verluste erst zum Jahresende verrechnet, um die Steuerschuld zu berechnen. Doch wenn ein Sparer bei verschiedenen Banken Depots führt, ist ein weiterer zeitaufwendiger Abgleich der Banken untereinander unvermeidbar.

 

Steuerbescheide 20 Jahre aufheben

 

Eine noch größere Nervenprobe droht Besitzern thesaurierender Fonds: Sie müssen ihre jährlichen Steuerbescheide womöglich über 20, 30 Jahre aufbewahren, um die aufgrund der Zuflussfiktion jährlich gezahlten Steuern auf Erträge zum Zeitpunkt des Verkaufs des Fonds anrechnen zu können. Das werden sich nur echte Fans thesaurierender Fonds antun wollen.

 

Die Behauptung, eine Steuererklärung für Kapitaleinkünfte würde mit Einführung der Abgeltungsteuer überflüssig, ist Unsinn. Viele Anleger mit einem persönlichen Steuersatz unter 25 Prozent sind weiterhin zu einer persönlichen Veranlagung gezwungen, wenn sie sich im Rahmen der so genannten "Günstigerprüfung" ihr Geld zurückholen wollen.

 

Das Finanzamt wird seinerseits den Anspruch auf Kontrollmitteilungen beibehalten und im Einzelfall auf Kontendurchsicht bestehen. Im Kontrollbereich ändert sich nichts. Die Abgeltungsteuer wird kaum eine Entlastung für Anleger und Finanzämter, sondern vor allem eine Zusatzbelastung für Finanzinstitute bringen.

 

Inflation wird besteuert

 

Mit der Abgeltungsteuer in der vorliegenden Form erhebt der deutsche Fiskus auch Steuern auf die jährliche Teuerungsrate. Bei einer angenommenen Inflation von 2,5 Prozent pro Jahr verliert Geld innerhalb von 30 Jahren die Hälfte seiner Kaufkraft. Eine Geldanlage, die innerhalb dieses Zeitraums von 50.000 Euro auf 100.000 Euro ansteigt, ist in ihrer realen Kaufkraft nicht gewachsen.

 

Dennoch erhebt der Fiskus auf den inflationären Scheingewinn eine Abgeltungsteuer von rund 14.000 Euro. Die Besteuerung sorgt dafür, dass der Anleger real ein Verlustgeschäft macht - Inflation und Steuern knabbern an der Substanz. Andere europäische Staaten wie Frankreich oder England lösen dieses Problem, indem sie die Steuerlast mit wachsender Haltedauer verringern - der deutsche Fiskus scheint dagegen darauf zu vertrauen, dass ewig boomende Märkte auch nach Abzug von Steuer und Inflation für den Anleger noch genug abwerfen.

 

Investivlohn wird beschädigt

 

Die neue Steuer beschädigt außerdem das von Kanzlerin Angela Merkel und Bundespräsident Horst Köhler beworbene Modell des Investivlohns. Damit sich die Schere zwischen wachsenden Unternehmensgewinnen und stagnierenden Löhnen nicht noch weiter öffnet, sollen Arbeiter und Angestellte über Investivlöhne (zum Beispiel Belegschaftsaktien) am Erfolg des Unternehmens beteiligt werden.

 

Doch welcher Mitarbeiter will noch zum Anteilseigner seines Arbeitgebers werden, wenn der Fiskus im Erfolgsfall knapp 30 Prozent der Rendite abschöpft? Beteiligungsmodelle sind langfristig angelegt, und gerade in diesem Bereich greift die Abgeltungsteuer zu. Das "Zukunftsmodell" Investivlohn verliert durch die Steuerreform an Zugkraft.

 

Binnenkonsum gebremst

 

Der aktuelle Boom an den Aktienmärkten kommt in den USA auch in der Bevölkerung an und macht sich durch eine verstärkte Binnenkonjunktur bemerkbar. In Deutschland dagegen geht die Aktienhausse an den meisten privaten Anlegern vorbei. Impulse für den Binnenmarkt müssen aus einer anderen Richtung kommen.

 

US-Bürger sind über Pensionsfonds traditionell stärker am Aktienmarkt engagiert, die durchschnittliche Aktienquote eines US-Bürgers ist mehr als doppelt so hoch wie in Deutschland.

 

Dies führt dazu, dass Bürger in den USA im langjährigen Durchschnitt eine deutlich höhere Rendite auf ihr Erspartes erzielen als die Bundesbürger: Diese verzichten auf mehrere Milliarden Euro pro Jahr, weil sie überproportional viel Geld in sichere Anlage mit niedrigerer Langfristrendite stecken.

 

Vermögenseffekt bleibt aus

 

Dieser Trend wird durch die Abgeltungsteuer verstärkt. Die Steuer wird die durchschnittliche Aktienquote in Deutschland senken. Volkswirte mögen sich zwar für den Standort Deutschland wünschen, dass robuste Aktienmärkte auch hierzulande einen sogenannten Vermögenseffekt in der breiten Bevölkerung zeigen und auf diese Weise die Binnenkonjunktur stimulieren.

 

Doch solange eine schärfere Besteuerung die Aktie schlechter stellt als andere Anlageformen, ist nicht mit einem Run auf Dividendenpapiere zu rechnen.

 

Eigenkapital trockengelegt

 

Wenn Anleger aufgrund der Abgeltungsteuer von Aktien Abschied nehmen und auf festverzinsliche Geldanlagen umschwenken, ist das zunächst ihre Privatsache. Warum sollten sie auch das Risiko von Kursschwankungen auf sich nehmen, wenn Aktien nach Steuern nicht deutlich mehr Rendite abwerfen als risikoarme, festverzinsliche Papiere?

 

Für deutsche mittelständische Unternehmen, die ohnehin nur mit wenig Eigenkapital ausgestattet sind, wird es damit jedoch schwieriger, sich zusätzliches Eigenkapital am Kapitalmarkt zu besorgen und darüber eventuell ihr weiteres Wachstum zu finanzieren.

 

Die Finanzierung über Fremdkapital, zum Beispiel über Anleihen, dürfte stattdessen ab 2009 zunehmen. Dieser hohe Fremdfinanzierungsgrad wird in Zeiten verschärfter Richtlinien zur Kreditvergabe (Basel II) teuer: Deutschland fehlt im Vergleich zu anderen Ländern Eigen- und Risikokapital, doch die Abgeltungsteuer legt genau diese Geldquellen weitgehend trocken, indem sie Aktienkäufer ausbremst.

 

Volkswirte rechnen fest damit, dass in den kommenden Jahren an der Abgeltungsteuer noch fleißig nachgebessert wird - nicht nur wegen der Folgen für die private Altersvorsorge, sondern auch wegen der Auswirkungen auf den Standort Deutschland. Mit einem niedrigeren, konkurrenzfähigen Abgeltungsteuersatz sowie einer Stufenregelung für Langfristanleger wäre ein Anfang gemacht.

 

http://www.manager-magazin.de/geld/geldanlage/0,2828,490041,00.html

 

 

 

 

 

38519 Postings, 6242 Tage börsenfurz1Was soll man dem vohrigen Beitrag zufügen?

 
  
    #19
30.06.07 13:35


Sagt mir wie ich legal meine paar moneten zum beispeil im kleinwalsertal anlegen kann ohne das die Steuerschlicker einen ertappen?

Dort soll man ja für seine Depot Namen wie "Blinde Kuh" und ähnliches angeben können man bekommt dann zwar auch eine sogenannte Steuerbescheinigung nur werden weder Steuern einbehalten noch wird man gezwungen ein EK in D abzugeben!  

23159 Postings, 6569 Tage Malko07Die Abgeltungssteuer ist doch was

 
  
    #20
3
30.06.07 18:02
schönes. Es besteht nämlich ein Veranlagungswahlrecht; bei der Veranlagung können die Erträge mit dem persönlichen Steuersatz versteuert werden. Dadurch soll vermieden werden, dass Steuerpflichtige mit niedrigem Einkommen überproportional hoch besteuert werden. Wenn man jedoch kein Einkünfte hat, ist der persönliche Steuersatz 0 und man bekommt die gesamte Abgeltungssteuer zurück - unabhängig von der Höhe.  

2829 Postings, 7444 Tage asdfna das ist ja echt toll

 
  
    #21
30.06.07 18:03

2829 Postings, 7444 Tage asdfder dreck startet ja erst 2009. bis dahin hat man

 
  
    #22
1
30.06.07 18:05
noch genügend zeit, sich noch überlegen, was zu zun ist.  

9279 Postings, 7486 Tage Happydepotwenn wir diese Politikern nicht bald mal...

 
  
    #23
2
30.06.07 19:32
kräftg den Marsch blasen,sehe ich für die Zukunft schwarz.
Denn solange wir uns nicht in irgend einer weise wehren,zahlen und zahlen wir.  

2324 Postings, 6660 Tage Ommea@asdf: das ist die Einstellung der Dorftrottel ...

 
  
    #24
2
30.06.07 19:41

"der Dreck startet ja erst 2009. bis dahin hat man noch genügend zeit, sich noch überlegen, was zu zun ist."

:-))

na den letzten beißen die Hunde ... oder ist das die einstellung für sinnvolle Lebensplanug???

Dann hätte man schreiben müssen: "der Dreck startet ja erst 2009. bis dahin hat man noch genügend zeit, sich noch genügend Geld zur Seite zu legen, um´s dann steuerfrei anzulegen ..."

Wenns´dann nicht zu spät ist bis dahin ...

aber egal ...
___________________________________________


:-))

Ommea
 

2829 Postings, 7444 Tage asdfwieso soll ich jetzt ein problem lösen dass erst

 
  
    #25
2
30.06.07 19:44
in 1,5 jahren auftritt?

 

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