Wie Heuschrecken eineTraditionsfirma auspressen
Seite 1 von 4 Neuester Beitrag: 17.04.07 17:25 | ||||
Eröffnet am: | 06.03.06 06:55 | von: Happy End | Anzahl Beiträge: | 96 |
Neuester Beitrag: | 17.04.07 17:25 | von: Platschquats. | Leser gesamt: | 12.512 |
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06.03.2006 - 22.30 Uhr (Wiederholung am 08.03.2006 - 10.00 Uhr) | |||
Und du bist raus | |||
Sie tragen Namen wie Blackstone oder Texas Pacific Group, und sie haben Milliarden in der Kasse. Ihr Geschäft: Sie kaufen und verkaufen Firmen wie Obsthändler Äpfel und Birnen. Ihre offizielle Strategie: Firmen fit für den Weltmarkt zu trimmen. Das wirkliche Ziel: In kurzer Zeit soviel Profit wie möglich zu machen. Jetzt kaufen sich internationale Investoren auch in Deutschland in großem Stil ein. Hierzulande arbeiten bereits über 600.000 Menschen für die "Heuschrecken", wie sie von Müntefering getauft wurden. Diese Zahl wird sich in den nächsten Jahren verdoppeln, sagen Experten. Wie sich die Übernahmen auswirken, zeigt WDR-Autor Hubert Seipel am Beispiel der Traditionsfirma Grohe. Bis vor kurzem war die Welt des Badezimmer-Armaturenherstellers aus dem sauerländischen Städtchen Hemer noch völlig in Ordnung. Dann wurde das deutsche Familienunternehmen zweimal innerhalb von fünf Jahren an Investoren verkauft. Jetzt hat Grohe über eine Milliarde Schulden und streicht über tausend Arbeitsplätze in Deutschland. Die Investoren haben die Übernahme der Firma durch Bankkredite finanziert. Und die Kreditzinsen muss die gekaufte Firma aufbringen. Grohe steht unter doppeltem Druck. Das Unternehmen muss neben den Zinsen noch den Profit für die Unternehmer erhöhen. Den amerikanischen Investoren sind 20 % Rendite nicht genug. Sie wollen 28 % und haben daher beschlossen, Arbeitsplätze aus Deutschland ins Ausland zu verlegen. Die Investoren wollen Teile der exklusiven Marke zunehmend durch Massenware Made in Asien ersetzen. Von der einstigen Traditionsfirma Grohe, so befürchten allerdings Insider, bleibt dann nur noch eine Firmenhülle in Deutschland - bis zum nächsten Verkauf. Hubert Seipel beleuchtet den Zusammenprall zweier Welten: die globale Welt der internationalen Finanzstrategen der Texas Pacific Group und die eines einstigen Familienbetriebs und seiner Angestellten. Der Film zeigt die neuen Arbeitsplätze in Thailand ebenso wie das ungewisse Schicksal der entlassenen Arbeiter in Deutschland. Und Grohe ist nur der Anfang. In den nächsten beiden Jahren wollen Privat-Equity-Firmen über 200 Milliarden Euro für deutsche Unternehmen ausgeben. |
Tschau for now
Jockel
Also einschalten !
Hat sich der Schreiberling mal ausgerechnet, wieviele Arbeitnehmer in China, Indien, Polen, Ungarn, Tschechien, Slowakei, USA, Frankreich etc für deutsche Unternehmen arbeiten müssen/dürfen...
Wir sind doch selber einer der größten Kapitalexporteure - wo glaubt Ihr, ist denn das 70 Mrd € -Steuergeschenk aus der rotgrünen KöSt-Reform gelandet ? Jedenfalls nicht in Good Old Germany.
Da isses doch schön, wenn wieder was ins Land gebracht wird von den "Heuschrecken", odda? Und unsere intelligenten Banken finanzieren sowas ja auch sehr gerne, denn die Renditen sind viel höher.
btw: Ob man Grohe unter der Ägide der Familie auch soviel Kredit gegeben hätte ?? (Abgesehen davon, daß die kaum welchen gebraucht haben; ham meist gut verdient).
Echte Unternehmensbeteiligungen
sind auf langfristige Gewinne ihrer
Unternehmen eingestellt,
während
die Beteiligungen von Pensionskassen das
schnelle (spekulative) Geld wollen.
Was ist von beiden denn nun gut für
die betreffenden Unternehmen, die Arbeitnehmer
und die Volkswirtschaft?
Grohe ist für diese katastrophale Fehlentwicklung
ein charakteristisches Beispiel.
Grüße
B.
Frage: Warum können das nicht unsere Banken, einfach mal ne dt. Firma übernehmen und an die Spitze im Weltmarkt bringen?
Wieso müssen die aus dem Ausland reingeholt werden, oder waren da deutsche Unternehmer gierig auf schnelles Geld?
manager-magazin.de, 16.07.2004, 14:32 Uhr
http://www.manager-magazin.de/koepfe/...rarchiv/0,2828,308592,00.html
FAMILIE GROHE
Warmer Regen dank Duschköpfen
Von Karsten Langer und Christian Keun
Mit Wasserhähnen, Duschbrausen und Badezimmerarmaturen wurde die Familie Grohe groß. Der Verkauf ihres gleichnamigen Unternehmens spülte dem Clan aus Hemer ein stattliches Vermögen aufs Konto.
Hamburg - Das Unternehmen Grohe schwimmt gegen den Strom. Nach eigenen Angaben "auf dem Sprung zum Weltmarktführer" (Umsatz 2003: 885 Millionen Euro) wächst der Gewinn von Europas größtem Anbieter von Sanitärarmaturen, Spülsystemen, Brausen und Wasserhähnen kontinuierlich. Im abgelaufenen Geschäftsjahr betrug das Ergebnis vor Steuern und Abgaben 185 Millionen Euro. Das entspricht einer Umsatzrendite von über 20 Prozent.
Understatement fürs Bad: Grohe Waschbecken "Tenso"
Der geplante Börsengang wurde trotz der hervorragenden Zahlen abgesagt. Außerdem muss Grohe-Chef Peter Körfer-Schün im September seinen Posten räumen. Sein Nachfolger David Haines war bisher Global Marketing Director der Vodafone Group und genießt das Vertrauen der Texas Pacific Group. Die hatte den weltweit führenden Sanitärarmaturen-Hersteller aus dem Sauerland zusammen mit der Investmentgesellschaft CSFB Private Equity Anfang Juni vom bisherigen Eigentümer BC Partners übernommen.
Zum vereinbarten Kaufpreis machte Grohe keine Angaben, er betrug dem Vernehmen nach knapp 1,8 Milliarden Euro. Der Börsengang ist damit zwar nicht gänzlich vom Tisch, aber liegt fürs erste auf Eis. Die neue Situation ist für Grohe nicht ungewöhnlich. Schon vor rund drei Jahren hatten die Armaturenbauer still und leise das Börsenparkett wieder verlassen.
Mauerblümchen an der Börse
Das Unternehmen ist alles andere als ein in Verruf geratenes Dotcom-Start-up. Die Grohe-Gruppe ist Old Economy vom Feinsten: Seit Jahren rentabel und expansiv. Unter Branchenkennern galt sie stets als eine "Perle des MDax". Investors Liebling aber ist Grohe nie geworden.
§
"Die Börse ist eben nicht immer das geeignete Finanzierungsinstrument", kommentierte Peter Körfer-Schün damals die fast tragische Konstellation. Das Unternehmen war zu klein, um von Analysten und institutionellen Anlegern beachtet zu werden, und zu wenig schillernd, um vor dem eher unkritischen Auge der Privatanleger Gnade zu finden. Der Kurs dümpelte dahin, ging tendenziell eher runter als rauf.
Kerngesund und dennoch chronisch unterbewertet - wie vielen anderen Mid-Caps blieben auch den Westfalen aus Hemer die Geldtöpfe des Kapitalmarktes verschlossen. Mit anderen Worten: Der Grohe-Aktie fehlte die publikumswirksame Story.
Die Geschichte des Unternehmens erzählt sich etwa so: 1936 erwirbt Friedrich Grohe mit Zustimmung seines Vaters Hans Grohe die im Jahre 1911 gegründete Firma Berkenhoff & Paschedag. Hans Grohe produziert bereits seit 1901 Brausen und Wasserhähne.
Hin und her, Taschen voll
Zwei Jahre später erhält Friedrich Grohe die ersten Exportaufträge für Armaturen. Nach dem Krieg wird das Unternehmen in "Friedrich Grohe Armaturenfabrik" umfirmiert. Durch Akquisitionen und Gründung von Tochtergesellschaften wächst die Firma bis in die späten sechziger Jahre sukzessive.
Puristisch: Grohe Waschbecken "Atrio"
1968 entschließt sich der Firmengründer, 51 Prozent der Gesellschaftsanteile an ITT International Telephone + Telegraph abzugeben. Unter den neuen Mehrheitseignern aus Amerika wird das Auslandswachstum Grohes forciert. Das Unternehmen floriert auch deshalb, weil die neuen Investoren keine Rücksicht mehr auf die Geschäfte von Hans Grohe nehmen müssen. Es entstehen Niederlassungen in Holland, den USA, England, Spanien und Belgien. 1983 stirbt Friedrich Grohe.
Die Nachkommen des Gründers, die Brüder Charles und Bernd Grohe, holen das Unternehmen in die Familie zurück. Nur ein Jahr nach dem Tod Friedrich Grohes kaufen sie ITT die Gesellschaftsanteile wieder ab. Weiter auf globalem Wachstumskurs, wandeln sie die GmbH 1991 in eine Aktiengesellschaft um. Ihr Going Public wagen sie noch im selben Jahr.
500 Millionen Euro Gewinn
Fast zehn Jahre wurden die Grohe-Papiere von den Aktionären mal mehr, mal weniger beachtet. Dass Analysten Grohe lediglich als Baunebenwert einstuften, half weder dem Image des Titels, noch verlieh es dem Kurs Flügel. Gute Zahlen - Grohe erreichte 1998 eine Nettoumsatzrendite von 7,3 Prozent und damit einen in der deutschen Industrielandschaft eher seltenen Wert - und hervorragende Produkte schienen die Börse nicht zu interessieren.
1999 entschließt sich der Mehrheitsaktionär, die Familie Grohe, ihr Aktienpaket an die unabhängige britische Private-Equity-Gesellschaft BC Partners zu verkaufen. Der Preis, über den Stillschweigen vereinbart wurde, soll rund 1,3 Milliarden Euro betragen haben. "Eine ganz persönliche Entscheidung" sei der Verkauf gewesen. Ohne die "unerträglichen politischen Rahmenbedingungen" hätte man sich nicht vom Unternehmen getrennt, versichert der Aufsichtsratsvorsitzende Charles Grohe damals.
Bei Grohe gibt man sich begeistert. Nachdem man im März 2000 die Börse verlassen habe, herrschte regelrecht Aufbruchstimmung. Immer wieder gab es in der Folgezeit trotzdem Pläne, Grohe zurück an die Börse zu bringen. Mit dem Verkauf hat sich diese Frage fürs erste erledigt. Sollte der Verkauf an die Texas Pacific Group dem ehemaligen Eigentümer BC Partners tatsächlich 1,8 Milliarden in die Kassen gespült haben, war die Investition in Grohe ein einträgliches Geschäft.
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· Deutschland, deine Unternehmer: Neue Porträts
http://www.manager-magazin.de/koepfe/...rarchiv/0,2828,277020,00.html
· Badezimmer: Was tun auf 7,7 Quadratmetern? (14.07.2004)
http://www.manager-magazin.de/life/wohnen/0,2828,308388,00.html
...nur warum ??
Senkung der KSt auf 0 % attraktiv gewesen?
Grüße
BeMi
PS.: Angesichts der Entwicklung soll ein
Groheerbe so entsetzt gewesen sein, daß er
das Unternehmen zurückkaufen wollte.
1999 entschließt sich der Mehrheitsaktionär, die Familie Grohe, ihr Aktienpaket an die unabhängige britische Private-Equity-Gesellschaft BC Partners zu verkaufen. Der Preis, über den Stillschweigen vereinbart wurde, soll rund 1,3 Milliarden Euro betragen haben. "Eine ganz persönliche Entscheidung" sei der Verkauf gewesen. Ohne die "unerträglichen politischen Rahmenbedingungen" hätte man sich nicht vom Unternehmen getrennt, versichert der Aufsichtsratsvorsitzende Charles Grohe damals. [ was er damit bloß gemeint hat ???]
Bei Grohe gibt man sich begeistert. Nachdem man im März 2000 die Börse verlassen habe, herrschte regelrecht Aufbruchstimmung. Immer wieder gab es in der Folgezeit trotzdem Pläne, Grohe zurück an die Börse zu bringen. Mit dem Verkauf hat sich diese Frage fürs erste erledigt. Sollte der Verkauf an die Texas Pacific Group dem ehemaligen Eigentümer BC Partners tatsächlich 1,8 Milliarden in die Kassen gespült haben, war die Investition in Grohe ein einträgliches Geschäft.
++
...damals Aufbruchstimmung ... heute Katzenjammer...
btw: 0 % ist natürlich weniger als 25 % oder 50 %, aber letztendlich nur die Sahne obenauf.
..und den üblich gewordenen mitleidsvollen Ton des heutigen TV-Journalismus muß ich mir nicht antun...
von Grohe.
Findest Du, daß der Staat (also wir) das
so einfach tolerieren sollten?
Grüße
B.
Es gibt inzwischen Private Equity Dachfonds an denen man sich auch mit kleinem Geld beteiligen kann. Könnten die GROHE-Mitarbeiter ja ihre Abfindung dort investieren.
Und weil die Frage weiter oben gestellt wurde: Banken dürfen solche Geschäfte in Deutschland nicht tätigen. Private Equity Fonds sind in ihren Geschäften dagegen nicht eingeschränkt und auch erst seit wenigen Jahren in D zugelassen.
Tradition und Stolz sind doch Tugenden eines erfolgreichen Unternehmers.
Ich kapier das Ganze nicht.
wer bitte zwingt denn eine firma "fremdes" kapital ins unternehmen zu holen? doch nur die unfähigkeit aus eigener kraft zu wachsen, zu investieren oder weiterzuexistieren. kein mensch sagt zu einer standard gmbh "geh an die börse", hol dir venture-capital ins haus, verschulde dich bei der bank bis hinter die ohren.
denjenigen, die in firmen investieren übles nachzusagen ist natürlich quatsch. hat denn blackstone die ursprünglichen geschäftszahlen von celanese verschuldet? nein blackstone hat celanese geschluckt, als ihr firmenwert unterbewertet war (dies sei allen ackermann-kritikern ins stammbuch geschrieben) - selber schuld!
der tradition eines unternehmens sind immer nur die eigenen gründer und mitarbeiter verpflichtet - nicht die banker, aktionäre, venture-kapitalisten.
Lies die Theorie der schöpferischen Zerstörung von Ricardo.
Viele Erben dürften sich auch die Frage stellen, warum man sich viel Arbeit macht und Risiken eingeht, wo man doch von den Zinserträgen des Verkaufserlöses locker leben kann.
"Private Equity Fonds sind in ihren Geschäften dagegen nicht eingeschränkt und auch erst seit wenigen Jahren in D zugelassen."
Warum?
Grüße
B.