Warum es in Palästina keinen Frieden gibt


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Neuester Beitrag: 25.06.06 16:12
Eröffnet am:20.02.06 09:32von: zorrocAnzahl Beiträge:47
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564 Postings, 6879 Tage zorrocWarum es in Palästina keinen Frieden gibt

 
  
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20.02.06 09:32
Es ist wieder soweit. Der Friedensprozess ist festgefahren und man kann schon wieder die Uhr danach stellen, wo bisher Erreichtes wieder rückgängig gemacht wird.

So ist es seit mehreren Jahrzehnten und so wird es auf nicht absehbare Zeit auch bleiben. Wäre es nicht zur Gründung des Staates Israel gekommen, dann würde diese Region kaum Beachtung finden und würde so wie die meisten der umliegenden Staaten eher zur 3. Welt gerechnet werden. Nicht mal strategisch, wie uns öfter weisgemacht wird, gibt diese Region etwas her. Selbst den Briten, die nach Ende des 1.WK die Verwaltung für Palästina hatten, war als altgediente Kolonialmacht nicht viel am dortigen Verbleib gelegen. Die USA haben sich ganz woanders positioniert und selbst als Aufmarschgebiet für einen eventuellen militärischen Konflikt taugt die Region nicht.

Diesen Konflikt heute noch als einen rein religiös motivierten hinzustellen ist ebenfalls sehr vermessen. Klar ist der Ursprung dort zu suchen, aber so wie die Nationen mittlerweile auf dieser Welt größtenteils miteinander umzugehen pflegen, hätte nach so einer langen Zeit zumindest ein friedlicher Umgang in dieser Frage miteinander herausspringen müssen.

Wo liegt also die wahre Motivation, diesen Konflikt endlos weiter zu betreiben. Die lokalen Größen der Palästinenser würden wohl kaum ins Intresse der Weltöffentlichkeit gerückt sein, gebe es diesen Konflikt nicht. Und es fließt zudem eine Menge Geld, zumindest solange dieser angebliche Friedensprozess aufrecht erhalten wird. Ohne Konflikt keinen Friedensprozess und ohne Friedensprozess keine Veranlassung mehr für Anreize durch Geldzuflüsse.

In Israel sieht es da nicht viel anders aus, zumal wenn man bedenkt, das dieses Land von ausländischen Mitteln gepäppelt wird. Rund 500 km lang und an der breitesten Stelle gerade mal rund 140 km breit und zudem noch zur Hälfte aus Wüste bestehend, ist Israel nicht mal in der Lage die eigene Bevölkerung ausreichend mit Lebensmitteln zu versorgen. Die Handelsbilanz ist katastrophal und erst mit der Zuwanderung russischer Juden vor einigen Jahren ist auch sowas wie wissenschaftliches Know How vorhanden. Bisher erwuchs daraus aber nur mäßiger wirtschaftlicher Erfolg und so ist auch zu erklären, weshalb die völkerrechtswidrige Siedlungspolitik gerade im Westjordanland so überlebenswichtig ist. Der breite Zugang zum Jordan stellt da wirtschaftlich einen entscheidenen Faktor dar.

Man kann ja zu diesem Konflikt stehen wie man will und von mir aus kann man auch weiterhin Abermillionen (zumindest solange wie man meint sich dieses leisten zu können) in einen Friedensprozess stecken, der von den Konfliktparteien gar nicht zu Ende geführt werden will, aber spätestens wenn der Konflikt an der eigenen Haustüre angekommen ist Vertreter beider Seiten hier die Stimmungen schüren, ist es an der Zeit mal über alles gründlicher nachzudenken.  

8584 Postings, 8542 Tage RheumaxBesatzerdemokratie

 
  
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20.02.06 09:39

 

Besetzte Gebiete im Würgegriff

Von Werner Pirker

Israel, das als die »einzige Demokratie im Nahen Osten« gilt, hat unmißverständlich zur Kenntnis gebracht, daß es keine Demokratie in den 1967 besetzten palästinensischen Gebieten zulassen will. Weil die Palästinenser bei den jüngsten Parlamentswahlen anders votierten, als dies die Besatzer angeordnet hatten, hat nun der amtierende israelische Premier Ehud Olmert die palästinensische Autonomiebehörde zur »Terrorbehörde« erklärt. Damit nicht genug, berät die Regierung in Jerusalem über einen Katalog von Strafmaßnahmen, die das Ziel verfolgen, die Autonomiegebiete ökonomisch zu strangulieren und damit den Menschen im besetzten Land die letzte Luft zum Atmen zu nehmen.

Dabei war ausgerechnet das geschundene Palästina neben dem Irak als Exerzierfeld für das US-amerikanische »Demokratieprojekt« in Nahost vorgesehen gewesen. Als bei der Volksabstimmung über den Präsidenten die Wahl auf den in die US-Strategie eingebundenen Fatah-Mann Mahmud Abbas fiel, schien das noch zu funktionieren. Als aber bei den Parlamentswahlen die Hamas, die eine Fortsetzung des Kampfes gegen die Okkupation versprach, als Sieger hervorging, zerplatzte das amerikanische Demokratiemodell wie eine Seifenblase. Denn dieses hat die Fremdbestimmung zur Voraussetzung. Die palästinensischen Wählerinnen und Wähler waren aber nicht bereit, die zynische These, daß es der Okkupation bedarf, damit in arabischen Ländern die Demokratie erblühe, zu bestätigen. Sie nahmen ihr Recht auf freie Wahlen nicht als ein Geschenk ihrer Peiniger wahr, sondern als eine von ihnen selbst in Jahrzehnten erkämpfte demokratische Errungenschaft. Und wählten deshalb anders, als es die Besatzer erlaubten.

Der Hamas wird von der westlichen Nahost-Allianz vor allem zum Vorwurf gemacht, dem Existenzrecht Israels die Anerkennung zu verweigern. Doch welches Israel soll von den Palästinensern anerkannt werden? Ein Israel, dessen Existenz auf ihrer Vertreibung und der fortwährenden Verweigerung ihrer elementarsten Recht beruht? Ein Israel, das völkerrechtswidrig palästinensisches Territorium besetzt hält? Der Grundsatz, der am Anfang aller Bemühungen um eine friedliche Lösung des Nahost-Problems stehen müßte, kann deshalb nur lauten: Sofortiger Abzug der israelischen Besatzungsmacht aus den 1967 besetzten Gebieten. Doch von einer Anerkennung dieses Grundsatzes ist das imperialistische Befriedungskomitee so weit entfernt wie noch nie. Statt dessen wird die – gegen eine gleichberechtigte nationalstaatliche Existenz der Palästinenser definierte – Existenzberechtigung des zionistischen Staates zum absoluten Prinzip erklärt. Auf Dauer könnte sich das für alle Beteiligten verheerend auswirken. (jw)

 

564 Postings, 6879 Tage zorrocDer Wahnsinn geht weiter

 
  
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20.02.06 13:31
Selbst als gemäßigt geltende Politiker in Israel fordern den totalen Krieg gegen die Hamas. Allein die Wortwahl spricht schon Bände, aber was mögen da die radikaleren Kräfte in Israel wohl erst fordern?

"Ich gestehe und gebe zu, dass wenn es um die Hamas geht, wir einen totalen Krieg führen müssen."

Benjamin Ben Eliezer, Abgeordneter der linken Arbeiterpartei

http://www.tagesschau.de/aktuell/meldungen/...HE_NAV_REF1_BAB,00.html  

21799 Postings, 9040 Tage Karlchen_ITotaler Krieg?

 
  
    #4
20.02.06 13:34
Quatsch - man sollte den Arabern vielmehr nicht zweckgebunden reichlich Kohle rüberschieben - und ihnen die Verteilung selbst überlassen.  

8274 Postings, 6862 Tage pomeroldeine Interpretation ist vielleicht für den Pöbel

 
  
    #5
20.02.06 13:38
nicht durchschaubar,aber es ist doch wohl klar wie das gemeint ist.Wenn die Hamas die totale Vernichtung Israels auf Tagespunkt 1 in ihrer Charta hat,heisst das doch nichts anderes,als das Israel sich dem Kampf stellen muss.  

2590 Postings, 7155 Tage brokeboyganz einfach

 
  
    #6
20.02.06 13:45
selbst dann, wenn ihr -in fernen tagen- alle mal weisshaarig
und klapprig vor der himmelspforte stehen werdet,
werden die sich noch bis auf den letzten mann den schädel einschlagen.

.... und das geht schon seit den zeiten der hethiter und amaltekiter so,
denn jerusalem ist tragischerweise ein heiliger grund verschiedener religionen - und den gibt niemand auf .

eher schickt man noch seine kinder mit tnt um den bauch los.  

8274 Postings, 6862 Tage pomerolwie steht es in der Bibel,

 
  
    #7
20.02.06 13:54
Erzengel Gabriel wacht über Jerusalem,und die Juden bleiben das Volk Gottes,leider wird es für immer ein palestinensischer Traum bleiben,Jerusalem einzunehmen.Israel wird die Stadt notfalls atomar verteidigen.  

25551 Postings, 8507 Tage Depothalbiererda wäre ich auch für.

 
  
    #8
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20.02.06 14:00
wenn es in der bibel steht...  

564 Postings, 6879 Tage zorrocEine Stadt notfalls atomar verteidigen,

 
  
    #9
20.02.06 14:12
das klingt irgendwie nach Sinn im Unsinn. Aber sei es drum. Wenn Jerusalem und die heiligen Stätten nunmal so ungemein wichtig für die Gläubigen der unterschiedlichsten Religionen sind, was würde dagegen sprechen diese unter UN-Verwaltung zu stellen? Keiner könnte sie mehr als sein Eigentum bezeichnen oder den Zutritt anderen verweigern.

Eigentlich fehlt jetzt ja nur noch, dass eine Gruppe radikaler Christen dort auch noch ich Gebietsansprüche geltend macht. Gleiches Recht für alle, auch wenn dieser Irrsinn rein wissenschaftlich betrachtet eh nur auf Aberglauben beruht.  

2590 Postings, 7155 Tage brokeboy@zorroc

 
  
    #10
20.02.06 14:45
... das liegt an der identitätsprägung dieser nationen - im gegensatz zum christlichen, wo das reich "nicht von dieser welt" ist, haben im mosaischen und muslimischen verständnis die territorien einen hohen quasi theokratischen indentifikationswert (gelobtes land, land der väter, staatsgründung durch mohammed) - glaube also keiner, dass diese dubbeligen orientalen (sorry) sich einen schwedischen un-soldat vor eine entmilitarisierte altstadt von jerusalem stellen liesse ...  

1961 Postings, 7422 Tage shakerWieso helfen die Arabischen Staaten eigentlich

 
  
    #11
20.02.06 15:01
den Palästinensern nicht (sozial, wirtschaftlich und politisch, nicht militärisch)?
die Mittel hätten sie ja.

Weil sie das Palästina Problem bestens für sich selbst instrumentalisieren können,
um ihre eigene Herrschaft zu legitimieren.

Der Israel-Palästina Konflikt wird noch lange nicht vorbei sein!!  

564 Postings, 6879 Tage zorrocbrokeboy,

 
  
    #12
1
20.02.06 15:03
das mag ja wohl sein, aber ich denke auch die andere Seite in diesem Konflikt würde darüber wenig erbaut sein. Nur beide Konfliktparteien haben ja nun nachhaltig und über Jahrzehnte hinweg bewiesen, dass sie das mit dem friedlichen Zusammenleben nicht gebacken kriegen. Also sollte man wie in anderen Krisengebieten verfahren. Die UN erhält das Mandat eine endgültige Aufteilung der Gebiete vorzunehmen, die Konfliktparteien werden entwaffnet und wenn dies immer noch nicht ausreichen sollte, dann wird eben von seiten der UN notfalls mit massiverer Waffengewalt nachgeholfen. Ich kann nicht einsehen, weshalb man mit diesen Streithähnen anders verfahren sollte, als man es sonst tut. Gerade weil dieser Konflikt immer globaler wird, bzw. als Begründung herhalten muss, ist es an der Zeit mal wirklich zu handeln. So ganz nebenbei würde sich auch zeigen, wie ernstzunehmend und handlungsfähig die Staatengemeinschaft denn nun wirklich ist und wieviele Menschen da unten wirklich an einem friedlichen Zusammenleben Interesse zeigen.

Sollte dieses Versuch dann scheitern, dann können sie sich da unten ja meinentwegen wegen ihrem Glauben oder was auch immer weiterhin die Köpfe einschlagen, aber wir können gleichzeitig gegen die Antreiber und Stimmungsmacher dieses Konflikts in unseren Gesellschaften vorgehen.  

2590 Postings, 7155 Tage brokeboyso eine forderung gab es ...

 
  
    #13
20.02.06 15:48
... übrigens vor ca. 3 jahren aus der rotgrünen ecke - wurde nach israelischen protestnoten aber in lichtgeschwindigkeit wieder kassiert, da dies die nationale souveränität israels infrage gestellt hätte - und das wäre gerade aus deutschland keine allzugelungene diplomatische leistung...

als barak mit arafat in den usa verhandelte war bis auf den status von jerusalem bereits alles klar - daheim torpedierte just jene hamas dieses treffen mit selbstmordattentätern in israel - mit der halboffiziellen begründung, dass es nicht um eine einigung, sondern um das ausmerzen von israel ginge - darauf hin wurde scharon gewählt. genau diese hamas wurde jetzt gewählt.

für mich ist es so: es gibt irgendwann faktische realitäten, die gelten müssen - ob korsika, baskenland, nordirland, samos, schlesien oder pommern. die bemühungen zum zusammenleben seitens der israeli waren anfangs unbestreitbar da, sie haben jeden krieg, der von den arabern begonnen wurde gewonnen und sind gg.über ihrer arabischen minderheit vielfach toleranter, als das in arabischen ländern, einschl. palästina der fall ist - seitens der jordanier, etc. wurde nie versucht die vertriebenen zu integrieren, da dies eine faktische anerkennung der niederlage bedeutet hätte - seitens der majorität der araber steht die forderung, dass israel verschwinden müsse. die wahl der mittel gefällt mir ganz und gar nicht, aber ich sehe keine möglichkeit die israelischen positionen zu beschneiden, ohne deren existenz zu gefährden.
 

7336 Postings, 7907 Tage 54reabWas ist Palästina, was ist die UNO?

 
  
    #14
20.02.06 16:04
Palästina bezeichnet eine Region und kein Land, geschweige eine Nation. Es gibt deshalb auch bis heute keine Grenzen nach internationalem Recht, die Palästina definieren würden, auch wenn sich viele die Grenzen von 67 wünschen. Eine Grenzziehung kann es nur zusammen mit Israel geben. Ohne Grenzen kein Land. So einfach ist das internationale Recht. Dass sich jetzt die UNO über internationales Recht hinwegsetzen soll um "Frieden" zu schaffen, ist naiv. Die UNO hat in ihrer Geschichte bis jetzt kaum was sinnvolles in derartigen Konflikten fertig gebracht.

Eine kleine Anekdote am Rande. Der Iran will Israel, da Fremdkörper in der Region, von der Landkarte tilgen. Dabei ist zwischenzeitlich die Mehrheit der Israelis Araber. Dazu zählt die kleine Gruppe die im ersten Krieg nicht fliehen konnte und die vielen aus den arabischen Ländern vertriebenen Juden. Oder diese arabischen Juden wäre Israel kaum noch lebensfähig. Ein Witz der Geschichte!

MfG 54reab  

2590 Postings, 7155 Tage brokeboyerinnert mich ..

 
  
    #15
20.02.06 16:23
... an die statements einiger israelischen palestinenser vor ca 15 jahren: "höchste zeit, dass aradat mal 'ne kugel fängt" - das waren eben leute, die anpacken und sich nicht um den ganzen ideologen-quatsch scheren. die hatten sich in israel ein bürgerliches leben eingerichtet und schlicht keine lust, die ganze zeit mit diesen "ewigen" alten geschichten zu verschwenden und darüber hinaus noch tagtäglich scheel angeschaut zu werden ...  

564 Postings, 6879 Tage zorrocreab,

 
  
    #16
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20.02.06 18:50
Palästina verkörpert für mich das, was man als die Region des Ursprungs der benannten Religionen bezeichnen könnte. Eine klare Untergliederung nach historischen Gebietsansprüchen fällt da schwer.

Israel als solches hat in etwa die gleiche Entwicklung durchgemacht, wie sie überall auf der Welt vorkam. Nomaden sind sesshaft geworden, dann folgten im Laufe der Geschichte unzählige Kriege um die jeweiligen Regionen oder Nationen und Landkarten wurden beständig neu gezeichnet. Für die Israelis kam nur das Pech hinzu, dass sie in den Römern einen zu mächtigen Gegner gefunden hatten, der sie nicht nur miltärisch besiegte, sondern nach einem Aufstand auch noch vertrieb. Es fällt daher schwer, nach rund 1850 Jahren Diaspora überhaupt noch von einem Volk im eigentlichen Sinne zu sprechen. Es handelt sich wohl vielmehr nur noch um eine Glaubensgemeinschaft, deren Glaubensursprung in der Region Palästina liegt.

Es ist schon ein sehr gewagter Schritt nach einer so langen Zeit überhaupt noch einen Gebietsanspruch ableiten zu wollen, genauso gut könnte man fordern die Grenzen Europas am Stand von vor 2000 Jahren wieder herstellen zu wollen, wenn auch meinetwegen nur in Teilen. Dieser Gedanke ist absurd, er würde wohl kaum auf Zustimmung treffen und man könnte mit Sicherhaeit darauf wetten, dass bei einer Umsetzung daraus regionale Konflikte entstehen.

Verlorene Kriege bedeutenen in der Regel auch Gebietsabtretungen an die Gewinner. Die Geschichte ist voll davon. Wir als Deutsche haben doch nach dem verloren Krieg etliche Gebiete verloren, Deutsche wurden vertrieben und es gab sogar Stimmen, die Deutschalnd ganz von der Landkarte tilgen wollten. Eine Wiederherstellung der alten Grenzen ist genauso undenkbar, wie den Indianern weite Teile der USA unter ihrer souveränen Führung wieder zu überlassen. Die Indianer könnten aber sicherlich einen Anspruch darauf ableiten.

Erst in der jüngeren Geschichte gibt es doch so etwas wie eine internationale Ordnung dafür im Völkerrecht. Und trotzdem fällt die Einhaltung der jetzt schon bestehenden Regeln immer wieder schwer oder wird gar völlig ignoriert. Eine Durchsetzung über internationale Gerichtsbarkeit wird in Teilen verweigert. Unabhängigkeitsbestrebungen einzelner Regionen stehen allerdings auf einen etwas anderen Blatt.

Doch zurück zu Israel. Die Lage ist nun mal so wie sie ist und das Rad zurück zu drehen geht wohl auch nicht. Ich weiß ja nicht im Einzelnen, warum die Gründung des neuen Staates Israels so vorgenommen wurde so wie es nun mal geschehen ist. Vielleicht lag es ja daran, das die Ablehnung der Juden in weiten Teilen Europas, die teilweise in blanken Hass umgeschlagen ist, nach einer Lösung forderte. In Palästina selber lebten um die Jahrhundertwende des vorherigen Jahrhunderts nach meinem Kenntnisstand wohl nur noch eine handvoll Juden. Das eine Gründung des Staates Israels bei den dort Lebenden und auch noch Andersgläubigen nicht auf eine besondere Gegenliebe treffen würde, dürfte wohl nachvollziehbar sein.

Wem sonst, als einer internationalen Institution wie der UN sollte man denn die Lösung solcher Konflikte anvertrauen. Es mag ja sein, dass die UN immer noch als sehr vielstimmig und als Plauderstübchen daher kommt, aber es führt in meinen Augen kein weg daran vorbei, sie zukünftig für solche Aufgaben noch mehr auszurichten. Auf dem Weg zu einer mehrheitlichen Aktzeptanz ihrer Entscheidungen muss sie sich sicherlich noch bewähren und reifen. Einer Weltmacht alleine möchte ich die Lösung der Probleme dieser Welt auf Dauer allerdings nicht anvertraut wissen.  

564 Postings, 6879 Tage zorrocbrokeboy, zu 13

 
  
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20.02.06 19:19
Es ist wohl nachvollziebar, dass Deutschland in diesem Konflikt nicht so etwas wie eine Meinungsführerschaft übernehmen sollte. Muss es aber auch nicht, denn es gibt um uns herum ja durchaus Staaten, welche nicht unbedingt den Makel Deutschlands in dieser Position besitzen. Auch könnte die EU hier quasi als Überbau fungieren. Doch auch über ganz Europa hängt immer noch dieses Ding mit dem Antisemitismus und die Karte wird bei Kritik gegen Israel von dessen Vertretern ja immer wieder gerne gespielt.

Doch was in meinen Augen gar nicht angeht und was ich echt zum Kotzen finde ist, so zu agieren, wie es erst vor ein paar Tagen wieder unser Aussenminister beim Besuch in Israel getan hat. Brav seinen Bückling abgeliefert und kein Wort der öffentlichen Kritik am Verhalten Israels in diesem Konflikt. Die historische Schuld Deutschlands darf doch in Teilen nicht zu einem grundsätzlich kritiklosen Verhalten führen.

Wie ich schon im Eingangsposting versuchte zu beschreiben, ist es schwer nach so einer langen Zeit, wie dieser Konflikt nun schon existiert, die wahren Gründe noch zu benennen. Mittlerweile haben beide Seiten mehrfach gezeigt, dass ihre radikaleren Kräfte über genügend politischen Einfluss verfügen, um den Friedensprozess immer wieder zu torpedieren. Auch zeigen die Wahlen auf beiden Seiten ganz klar, dass die Bevölkerungen bereit sind s.g. Hardlinern die politische Führung zu überlassen.  

69033 Postings, 7605 Tage BarCodeDie Geschichte der gesamten Region

 
  
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20.02.06 23:36
ist eine nicht-staatliche, die sich immer entlang verschiedener Volksgruppen und Religionen und Besatzungsmächten vollzog. Kein einziger Staat des gesamten nahen Ostens hat eine eigene nationalstaatliche Geschichte. Palästina als regionale bezeichnung ist überhaupt erst entstanden unter der britischen Verwaltung, die nach Auflösung des osmanischen Reiches dort etabliert wurde. Palästina bestand aus Cisjordanien (heute mehr oder weniger Israel und Westbank) und Transjordanien, aus dem dann in den 20er Jahren ein halbautonomes Emirat und später Jordanien entstand. Also ist streng genommen auch Jordanien Teil Palästinas. "Palästinenser" als Volksgruppe gab es also nicht, bevor  - auf Mitbetreiben der Engländer - ab den 20er Jahren in der Region Palästina neben Jordanien auch ein separater jüdischer Staat dort gebildet werden sollte. Bevor die Osmanen dorthin gekommen waren, lebten dort Moslems (seit der arabischen Eroberung zwischen 7. und 11. Jhdt.) Christen und Juden relativ friedlich miteinander - die übrigens oft gemeinsam gegen das Eindringen und die Eroberung durch die Kreuzritter kämpften.
Die Staaten (Jordanien, Syrien, Irak, Libanon...) enstanden alle als relativ künstliche staatliche Gebilde aus den Mandatsgebieten der europäischen Mächte - also genauso wie Israel und mit kaum mehr herleitbaren Rechten. Diejenigen, die heute als "die Palästinenser" bezeichnet werden unterscheiden sich von den Jordaniern alleine durch die Tatsache, dass sie zum Zeitpunkt der Staatsgründung Israels in dem heute israelischen Gebiet gesiedelt hatten. Das waren etwa 800.000 Flüchtlinge, die nach Jordanien, Libanon und Gaza geflohen waren und dort zu dem wurden, was man heute als Palästinenser bezeichnet. Ohne Israel gäbe es also auch keine Palästinenser als gesonderte Volksgruppe und schon gar nicht als "Nation". Dass sie nicht einfach Jordanier wurden wie die transjordanischen Palästinenser liegt einzig und alleine an der Tatsache, dass die arabischen Staaten diese als Faustpfand in ihrer Ablehnung des israelischen Staates behalten wollte. Deshalb wurden sie in Flüchtlingslagern als Vertriebene gehalten und die Integration wurde verwehrt.
Das wäre ungefähr so, als wenn wir noch heute die Vertriebenen aus den Ostgebieten als gesonderte Volksgruppe in abgesonderten Gebieten halten würden und Polen damit drohten, dass sie etwa Schlesien wieder zu verlassen hätten, weil die Schlesier hier noch Gebietsansprüche hätten...
Die Palästinenser sind somit nicht nur Opfer der Vertreibung durch die Staatsgründung Israels - das Ergebnis einer Gebietsaufteilung durch Siegermächte - sondern auch Opfer der eigenen arabischen "Brüder", die sie als politisches Faustpfand missbrauchten.

In der ganzen Region haben immer auch Juden gelebt - sie waren immer auch Teil der arabischen Kulturlandschaft. In Jerusalem gab es im 19. Jahrhundert eine jüdische Mehrheit. Mit der Zuwanderung der Juden während der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts aufgrund des Staatsgründungsversprechens durch die Briten entstand der Konflikt, der das Leben der Juden in den arabischen Regionen und Städten sehr schwierig machte. So sind auch die "arabischen" Juden vermehrt in Richtung britisches Mandatsgebiet ausgewandert. (Auch die wachsende judenfeindlichkeit der Araber hat so zu einer stärkeren Konzentration jüdischer Ansiedlungen dort geführt).

Kurz: Kein arabischer Staat dort irgendwelche historisch ableitbaren Nationalstaatsrechte - und damit hat natürlich Israel dort genauso ein Existenzrecht wie Jordanien, Syrien oder der Irak. Oder genauso wie Schlesien heute zu Polen gehört oder Ostpreußen zu Russland - obwohl die Vereinnahmung auf Basis von Vertreibungen basierte.


 

Gruß BarCode

 

3491 Postings, 7136 Tage johannahDer Staat Israel existiert seit 1948.

 
  
    #19
21.02.06 00:09
Die Nachbarstaaten Israels sind jüngeren datums.

Deswegen meine Frage: Welcher der Nachbarstaaten Israels, der in der jüngeren Geschichte entstanden ist, hat die Berechtigung, und wenn, dann warum er die Berechtigung dazu haben sollte, die Existenz Israels in Frage zu stellen?

MfG/Johannah
 

11 Postings, 6768 Tage Anti FlagSolange das gewaltige Flüchtlingsproblem

 
  
    #20
21.02.06 00:50
dort unten nicht gelöst werden kann, und mit dem wenigen Land lässt sich das nicht lösen, solange wirds dort weitergehen wie bisher.

Aber vielleicht liegt die Lösung in einer gerechteren Resourcenverteilung. In Israel, wo man die Palästinenser am (relativen) Wohlstand teilhaben lässt, sind die Konflikte weitaus geringer.  

21799 Postings, 9040 Tage Karlchen_IFlüchtlingsproblem?

 
  
    #21
21.02.06 00:55
Wo sollen die Flüchtlinge denn her kommen? Aber vielleicht ist es eher so, dass da noch solche als Flüchtlinge gelten, die schon so 40 Jahre in Flüchtlingslagern wohnen.

Fragt sich nur, was die die letzten 40 Jahre getan haben.  

11 Postings, 6768 Tage Anti FlagVermutlich weil niemand an einem

 
  
    #22
21.02.06 01:08
palästinensischen Staat interessiert ist. Das Flüchtlingsproblem wird von den Nachbarstaaten für ihre eigenen Interessen mißbraucht.
 

564 Postings, 6879 Tage zorrocBarCode,

 
  
    #23
21.02.06 08:11
ich kann mit dir übereinstimmen, dass die Region Palästina geprägt ist durch verschiedene Volksgruppen, Religionen und vorallem Besatzungsmächten. Gerade das macht es ja so schwer, so etwas wie eine Zuordnung im Sinne von Völkern oder Nationen zu machen. Man kann daher schwerlich von den Palästinensern sprechen, aber genauso wenig von den Israelis und deren Ansprüchen oder Nichtansprüchen. Falsch liegst du aber damit, dass Palästina ein britsch geprägter Begriff sein soll. Ich denke ein chronologischer Abriss dieser Region zum besseren Verständnis tut daher Not.

Um 1300 v. Chr. werden Nomaden, s.g. Israeliten sesshaft.

Um 1000 v. Chr. beziffern sich die Dinge um König David und dessen Sohn Solomon, auf denen sich, ich bezeichne es mal als, die jüdische Mythologie gründet. Doch schon mit der Thronfolge Solomons zerfällt die Region in zwei Teile.

Jetzt folgen eine Reihe von Kriegen mit unterschiedlichsten Besatzern und Herrschaftsansprüchen.

Der Nordteil geht 722 v. Chr. an die Assyrer, der Südteil Juda 587 v. Chr. an Babylon
Denen folgten im weiteren Perser, dann Alexander der Große usw. bis um kurz vor dem Jahre 0, die schon besser, da vom christlichen Glauben her bekannte, römische Besatzung folgte.

Nach dem letzten vergeblichen Aufstand der Juden im Jahr 135 n. Chr. wurden sie vertrieben, versklavt oder flüchteten. Beginn der Diaspora und seitdem wird die Region auch wieder als Palästina bezeichnet, was ursprünglich auf die Philister zurückgeht, mit denen man sich zu Zeiten Davids und Solomons gekloppt hat.

Dann folgte von rund 600 bis 1100 n. Chr. die arabische Herrschaft und die Islamisierung.

Dann kamen noch die Kreuzfahrer, die Mameluken und schließlich bis zum Ende des 1.WK das osmanische Reich.

Alles in allem eine Zeitspanne von 1850 Jahren, in denen der israelische (jüdische) Einfluss gar nicht mehr vorhanden war und davor rund 800 Jahren in denen er von Besatzern stark eingeschränkt wurde.

Trotz der Vertreibung hat jedoch der jüdische Glaube in der Diaspora überlebt. Insbesondere zionistische Kreise haben dann in der jüngeren Vergangenheit wieder verstärkt auf eine Neugründung des Staates Israel und eine Heimkehr gedrängt.

Mit der Zunahme der Progrome gegen Juden in Europa, fanden die ersten Einwanderungen polnischer und russischer Juden jedoch schon um 1880 statt. Zugleich auch eine verstärkte Diskussion darum in Europa. Mit dem britischen Mandat schien die Zeit wohl günstig und mündete dann in der s.g. Balfour-Deklaration, wo zionistische Kreise ihren Einfluss einbrachten. Hierzu das Schreiben von Arthur James Balfour, britischer Aussenminister, an Lord Edmond James Rothschild:

"Verehrter Lord Rothschild,

ich bin sehr erfreut, Ihnen im Namen der Regierung Seiner Majestät die folgende Erklärung der Sympathie mit den jüdisch-zionistischen Bestrebungen übermitteln zu können, die dem Kabinett vorgelegt und gebilligt worden ist:

Die Regierung Seiner Majestät betrachtet mit Wohlwollen die Errichtung einer nationalen Heimstätte für das jüdische Volk in Palästina und wird ihr Bestes tun, die Erreichung dieses Zieles zu erleichtern, wobei, wohlverstanden, nichts geschehen soll, was die bürgerlichen und religiösen Rechte der bestehenden nicht-jüdischen Gemeinschaften in Palästina oder die Rechte und den politischen Status der Juden in anderen Ländern in Frage stellen könnte. Ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie diese Erklärung zur Kenntnis der Zionistischen Weltorganisation bringen würden.

Ihr ergebener Arthur Balfour"

Jetzt kamen die Dinge um die Neugründung des Staates Israels so langsam in die Gänge und in der nachfolgenden Zeit werden die Geschehnisse etwas verworren. Insbesondere Winston Churchill machte sich für die Belange der Juden stark, auch wenn insgesamt von den ursprünglichen Plänen dann nicht mehr viel übrig blieb und es bei den Handelnden zu Verwerfungen kam. Die arabische Seite, bzw die Arabische Liga stand den Plänen jedoch von Anfang an ablehnend gegenüber.

Als Quellen für diesen chronologischen Abriss habe mich ausschließlich auf Wikipedia beschränkt unter den Stichworten: Israel, Palästina und Balfour-Deklaration.  

7336 Postings, 7907 Tage 54reab@zorroc: Du sprichst immer von

 
  
    #24
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21.02.06 09:28
israelischen Ansprüchen. Was meinst du damit? Israel ist nach internationalem Recht ein Staat wie Deutschland und braucht das nicht zu begründen. Es hat mehrere völkerrechtswidrige Angriffe seiner Nachbarn abgewehrt und hält seit dem Teile von Syrien, Jordanien und Ägypten und zeitweise vom Libanon besetzt. Ägypten hat auf den Anspruch von Gaza mit dem Zurückerhalt des Sinai verzichtet. Seit dem gibt es Bestrebungen einen eigenen palästinensischen Staat mit verminderten Souveränitätsrechten zu gründen. Die Bestrebungen wurden allerdings immer kurz vor dem Inkrafttreten von den Vertretern der Palästinenser unterlaufen. Auf jeden Fall, das ist absolute internationale Praxis, kann ein Staat auf den besetzten Gebieten nur mit dem Einverständnis des Siegers entstehen. Daran kann und wird auch die UNO nichts ändern. In dieser Frage herrscht auch Einverständnis zwischen den Vetomächten! Das hat zur Folge, dass die "Palästinenser" ihren Friedenswillen deutlich zeigen müssen. Und das ist auch richtig so.

MfG 54reab  

564 Postings, 6879 Tage zorroc54reab,

 
  
    #25
21.02.06 13:48
was ich mit israelischen Ansprüchen meine, ist einfach erklärt. Es geht um die historischen und die liegen im Grunde genommen nicht vor. Ist man jedoch der Meinung, dass dieser Anspruch existiert, dann existiert er ebenso für alle anderen dort lebenden Volksgruppen. So war es ja auch im Plan der Briten vorgesehen, nur umgesetzt wurde dies nie richtig und eine Berücksichtigung der eher ablehnenden Haltung zur Gründung des neuen Staates Israels von Seiten der Araber in dieser Frage hat eigentlich nicht stattgefunden. Die gewaltätigen Auseinandersetzungen traten daraufhin ja auch sofort auf.

Mehr als einen gleichberechtigten Anspruch der anderen dort Lebenden sollte dabei von mir ja auch gar nicht zum Ausdruck gebracht werden. Schon gar nicht eine Diskussion um das Existenzrecht des Staates Israel. Der steht doch wohl heute ausser Zweifel. Nur der Weg dorthin bleibt ein eher bedenklicher oder zumindest nachdenklicher und das wollte ich aufzeigen. Was sich dann daraus entwickelte und aus welchen Motiven heraus heute die unterschiedlichen Gruppen agieren, dass steht dann wiederum auf einem eher anderen Blatt, aber doch stark angeleht an die historische Entwicklung.  

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