DAX-Crash nach der Wahl?
Die Unsicherheit nimmt zu. Die Anleger werden nervöser.
Die jüngsten Umfrageergebnisse haben den Vorsprung von CDU/CSU-FDP schrumpfen lassen und eine mögliche Regierungsbildung in der Konstellation Schwarz-Gelb ist sehr unsicher geworden. Ich habe die wahrscheinlichsten Szenarien und Auswirkungen auf die Märkte für Sie zusammengefasst. Wird die Wahl für heftige Turbulenzen sorgen?
Warum gibt es überhaupt Neuwahlen?
Man kommt sich in diesen Tagen - ehrlich gesagt - etwas veralbert vor. Kaum jemand scheint sich daran zu erinnern, warum! es denn überhaupt Neuwahlen gibt. Bundeskanzler Schröder hat doch erklärt, dass er gegen die Mehrheitsverhältnisse im Bundesrat nicht mehr "anregieren" kann und ihm auch das Vertrauen für seine Politik in "seiner" Rot-Grünen Regierungskoalition nicht mehr gesichert scheint. Und nun? Hat sich das etwa geändert? Natürlich nicht. Eine Bestätigung der Koalition aus SPD und Grünen hätte erneut das Problem, im Bundesrat fast nicht mehr vertreten zu sein. Und ein Beibehalten des Reformkurses erscheint - nach den jüngsten Aussagen vieler Fraktionsmitglieder der SPD - ebenfalls unwahrscheinlich. Der vollzogene Linksruck der SPD würde auch in einer Großen Koalition mit der CDU/CSU für erhebliche Probleme sorgen.
Aktuelle Umfragewerte
Die aktuellen Umfragen sehen im Durchschnitt weiter einen leichten Vorsprung für CDU/CSU-FDP, dieser ist jedoch merklich geschrumpft. Eine Große Koalition wird in der elektronischen Wahlbörse ("Wahlstr! eet") mit etwa gleichen Kursen von ca. 45% gehandelt. Eine weitere Reg ierungsbildung von SPD/Grünen kann unter "normalen" Bedingungen - zum heutigen Zeitpunkt - nahezu ausgeschlossen werden. Welche Alternativen halte ich für wahrscheinlich?
Klare Mehrheitsverhältnisse notwendig
Die Börse hasst Unsicherheit und bevorzugt demnach klare Mehrheitsverhältnisse. Genau hier liegt das Problem. Für klare Mehrheitsverhältnisse würde nur ein Schwarz-Gelbes Bündnis sorgen. Eine Große Koalition mit einer Rot-Rot-Grü! nen Option im Hintergrund würde eine Kanzlerin Angela Merkel ständig unter Druck setzen. Eine Große Koalition hätte auch im Bundesrat nur eine sehr knappe Mehrheit. CDU/CSU und FDP würden im Bundesrat hingegen über eine deutliche Mehrheit verfügen. Eine Koalition CDU/CSU, FDP und Grüne ist eher unwahrscheinlich - ebenfalls ein mögliches Bündnis zwischen CDU/CSU und Grünen. Diese Schwarz-Grüne Konstellation würde daran scheitern, dass im Bundesrat die Grünen derzeit überhaupt nicht mehr vertreten sind. Die Grünen sind aktuell an keiner Landesregierung beteiligt.
Arbeitsmarkt als das zentrale Thema
Unter den Sachfragen ist die Bekämpfung der Arbeitslosigkeit das zentrale Thema. Glaubt man den aktuellen Umfragen, so ist die hohe Arbeitslosigkeit das Politikfeld, das oberste Priorität für die meisten Wähler besitzt. Ähnlich wie in Nordrhein-Westfalen könnte daher der "Sympathie-Vorteil" von Gerhard Schröder aufgrund des "Kompe! tenz-Vorteils" von Angela Merkel letztendlich verpuffen. Die Umfragen nach dem Fernsehduell sahen Angela Merkel im Bereich Arbeitsmarkt mit 35% zu 10% gegenüber Gerhard Schröder klar im Vorteil.
Überhangmandate könnten Ausschlag geben
Der direkte Vorsprung der CDU/CSU vor der SPD ist - je nach Umfrage - mit zwischen 7 bis 10 Prozentpunkten recht hoch. Es ist davon auszugehen, dass die CDU/CSU deutlich mehr Direktmandate über die Erststimmen gewinnen wird als die SPD. Die Zahl der Überhangmandate sollte daher höher als noch in 2002 ausfallen und sich zu einem gewichtigen Vorteil der CDU/CSU erweisen. Rechnerisch könnte es daher durchaus zu einer Mehrheit für eine Schwarz-Gelbe Koalition kommen, ohne dass das Verhältnis der Zweitstimmen dafür ausreichen würde.
DAX vs. Euro-Stoxx-50
Die Neuwahl-Ankündigung hat dem DAX kräftigen Auftrieb gegeben. Betrachtet man sich den Chartverlauf des DAX und vergleicht diesen mit dem Euro-Stoxx-50, so könnte ! man meinen, dass die Ankündigung von Neuwahlen - und die damit verbundene Aussicht auf erweiterte und beschleunigte Reformen - nur wenig mit der guten Performance des DAX in diesem Jahr zu tun hat, denn der DAX und Euro-Stoxx-50 entwickelten sich in 2005 nahezu parallel. Aber stimmt das wirklich?
DAX vs. S&P 500
Die Antwort auf diese Frage bekommt man mit dem Vergleich zum S&P 500. Der DAX hat sich ab Mai deutlich besser - währungsbereinigt nicht ganz so stark - als die US-Indizes geschlagen. Ein gewichtiger Grund dafür, ist sicher auch die Ankündigung von Neuwahlen in Europas größter Volkswirtschaft. Viele DAX-Werte sind auch im Euro-Stoxx-50 vertreten und ein beschleunigtes Reformtempo würde sicher auch die anderen, großen europäischen Staaten "mitziehen". Die Outperformance des DAX erklärt sich sicher nicht ausschließlich mit den Neuwahlen. I! n der Summe sind diese aber ein gewichtiger Faktor.
Fazit
Die Bundestagswahl am nächsten Wochenende wird sicherlich für hektische Bewegungen an den deutschen Börsen sorgen. Die aktuell unsichere Situation wird vermutlich bereits am Wahlsonntag beseitigt sein. Verbleiben Unsicherheiten über die zukünftige Regierung oder den zukünftigen Kurs in einer Großen Koalition, wird dies die Märkte kurzfristig sicher belasten. Die Märkte bevorzugen eine eindeutige und damit klare Entscheidung.
Quelle: Wallstreet online
Gruß Moya
Theoretisch müßte der Ankündiger-Gerd nach gewonnener Wahl sofort wieder Neuwahlen ausrufen?
Jetzt frage ich mich: bin ich zu blöd, um das zu begreifen oder leben wir in einer Bananenrepuplik, wo man den 68-er Kindern ein Streichhoolz in die Hand gegeben hat, und die haben irgendwann mal ein lustiges Feuerwerk gemacht. So wie der Eichel. Mit seinen Erlösen aus der UMTS-Versteigerung. Meine, Herren, was war das für für ein Sparhans. Jetzt ist er der Schuldenhans. Fazit des Ganzen, wie Grönemeyer sagte: KINDER AN DIE MACHT.
Wir haben es erlebt. Bitte demnächst ohne mich. Lieber einen korrupten, verlogenen machtbesessenen Kohl als ne Ankündiger-Kinderbande, die nicht weiß, was sie tut.
Achja, um eigentlich auf Posting #1 einzugehen: ich möchte nochmal an Direktive 1047 de US-Regierung erinnern, die 1948 beschlossen hat, daß die Deutschen keine Feinde mehr sind, sondern Freunde, wegen der Roll-Back Policy.
Plötzlich hatten wir Nullzinskredite von der Weltbank und vom Kfw, und das war das sog. "Wirtschaftswunder".
Ein Scheiß war das, wir waren nur an der Front.
"Keep them fat, but keep them impotent", das war die US-Devise.
Seit wir die Wiedervereinigung hatten sind wir raus aus der Watte.
Auweh, jetzt haben wir komischerweise diesselben Probleme wie alle in Europa ... komisch, oder wa?
Das deutsche Arschloch, das Freitag Mittag Schicht hat, in die Kneipe geht und halbbesoffen über den Rest der Welt schimpft, weil "wir Deutschen" ja alles bezahlen, der hat endlich, gottseidank, ausgedient.
Wir sind in der Normalität angekommen, keiner stopft uns mehr den Hintern mit Watte.
Und die letzten Penner im Osten, die es noch nicht begriffen haben, werden ohnehin im Knast enden.
In den 70ern/ 80ern gings dann vollstaendig den Bach runter mit der 35 Stunden Woche bei vollem Lohn, z.T. zweistelligen Lohnsteigerungen pro Jahr von unseren roten Gewerkschaftsfreunden gepushed ect.
Wir haben jahrelang ueber unsere Kosten gelebt und die Ausrede von wegen Aufbau Ost zieht auch nicht: schliesslich hatten wir deutschen ja gut 40 Jahre Zeit, uns einen Plan fuer diesen Tag x auszuarbeiten. Immerhin gab es sogar ein Ministerium (fuer innerdeutsche Angelegenheiten oder so) in dieser Richtung. Aber man hat mit der "Wirtschaftswunder-Kohle" lieber Waehlerstimmen gekauft!
Das alles war natuerlich nur moeglich, weil Leute wie du, lieber boerseninsider, mit ihrem Ego-Denken die Plattform fuer das Chaos, in dem wir jetzt stecken, bereitet hat. Nimmst nicht persoenlich, aber wenn der "Kleine Mann" (uebrigens sollte der "grosse Mann" mit gutem Beispiel voran gehen), nicht bereit ist, eine reformorioentierte Politik, die natuerlich laenger als 4 Jahre zur vollen wirksamkeit braucht, mitzutragen, kann man nur sagen: Gute Nacht Deitschland!!!
Gruss,
ZACC
Cih frage mich, warum das hierzulande so ist. Am Beispiel Schweden, die Anfang der 90er Jahre ebenfalls in einer Wirtschaftskriese, die aehnlich wie bei uns ihren Ursprung in den nicht mehr bezahlbaren sozialen Subventionierungen hatte, sieht man, was moeglich sein kann: damals hat man sich, egal welche Couleur, an einen Tisch gesetzt und Reformen zum Wohl des Landes/ der Gesellschaft gemacht, ohne machtpolitisches Blokadedenken, wie hierzulande. Derzeit ist Schweden wieder stark auf dem aufsteigenden Ast. Natuerlich gab es heftige Einschnitte, aber die Alternative ist die Winnie-The POO-Methode, wie sie rot/gruen gerade ansteuert: LASST UNS DEN HONIGTOPF LEERFRESSEN, ALLES EGAL, HAUPTSACHE NOCH EIN BISSCHEN PARTY!!!
Gruss,
ZACC
Schau dir mal an was die an Sozialleistungen bringen und was wir Deutschen.
Nicht der Kuchen ist zu klein, wie es anscheinend hier viele sehen sondern seine Veteilung läuft völlig aus dem Ruder.
Wie kann es sonst sein das ca.6% aller Bundesbürger über mehr als die hälfte des gesamten Vermögens verfügen?
Und komm mir bitte nicht mit sozialer Verantwortung, denn nicht wir(damit meine ich die normal arbeitende Bevölkerung) hat sich aus dieses Zurückgezogen sondern die Unternehmer!
Ein Land was nur auf wirtschaftliche Intressen schaut wird über kurz oder lang untergehen.
Das gleiche habe ich übrigens schon in der ehmaligen DDR gesagt, nur war es dort genau umgekehrt. Dort hat man nur auf das "soziale" geschaut ohne auf die Wirtschaft zu achten, was natürlich auch nicht funktionieren kann.
Aber das ist nur meine bescheidene Meinung!
ciao
Mache da keine Unterschiede wo jemand herkommt, allerdings schon beim Charakter.
Und beim Fussball muss ich auch passen, da bin ich überzeugter Bayern anhänger.
Du siehst ich habs im Leben nicht leicht! *lach*
ciao
so, nun bin ich wech.....
Gruss,
ZACC
zwei sachen muss man machen, Steuern zahlen und sterben.
(Ja ja wir deutsche Michels)
hilfsbereitschaft, zusammenhalt, und emis abzocken soll unser ziel sein.
wo bitte habe ich was von Kopf in den Sand stecken geschrieben?
Ich denke schon das ich einigermassen informiert bin und auch politisch eine Meinung vertrete! Halte nichts davon garnicht zur Wahl zu gehen.
Allerdings finde ich es auch besch..... auf gut deutsch nur die Wahl zwischen zwei Übeln zu haben und nun das kleiner zu wählen.
Ich kann dieses ewige unserer Wirtschaft gehts so schlecht und wir müssen sie entlasten nicht mehr hören. Die nackten Tatsachen sagen etwas anderes.
Die Gewinne der Unternehmen sind in den letzten Jahre gestiegen wie selten zuvor in der Geschichte. Wenn die Arbeit in Deutschland so teuer wäre wie allgemein immer behauptet, wie kann es dann sein das wir eine der größten Exportwirtschaften überhaupt sind???
Der Weg den uns die etablierten Parteien hier aufzeigen kann nur der falsche sein.
Denn billigere Arbeit heißt nun mal nicht automatisch mehr Jobs und Wohlstand für alle.
Was haben denn die ganzen Reformen seit mitte der 80Jahre gebracht?
Sind dadurch Arbeitsplätze entstanden?
Wenn diese These stimmen würde dürfte es in einigen Ländern dieses Erde überhaupt keine arbeitslosen geben und alle müssten glücklich sein.
Ich persönliche habe nichts dagegen einen Beitrag zur Verbesserung unserer Gesellschaft zu erbringen, wogegen ich aber sehr wohl was habe ist das dieser Beitrag dennen zu gute kommen soll die jetzt schon nicht wissen wohin mit ihren Geld!
Und das nur auf die Vermutung hin das sich dadurch einiges zum guten wendet.
Also bevor du mir desintresse und egoismus vorhälts solltest du dich vieleicht auch besser informieren.
ciao
2. gewaehlt wird nicht fuer 4 Jahre, sondern fuer (mind.) 8 Jahre, damit man endlich mal den Mut findet, echte Reformen auf die Beine zu stellen, ohne dass man fuerchten muss, vom Waehler nach 4 Jahren in die Opposition geschickt zu werden. Ausserdem haben Reformen so Zeit zu greifen und den Buergern aufzuzeigen, dass vernuenftige Politik sehr wohl in der Lage ist, ein Land aus einer Kriese zu fuehren.
3. die Blokademoeglichkeiten des Bundesrates muss eingeschraenkt werden
4. Finanz- und Wirtschaftspolitik sollte von Experten gefuehrt werden, die am besten aus der freine Wirtschaft kommen und Kompetenz vorweisen koennen (bitte keine Mathe-Lehrer mehr!!!). Dazu muss das Ministergehalt den Vorstandsgehaeltern der grossen Konzerne angepasst werden, um so eine Aufgabe attraktiv zu machen.
Gruss,
ZACC
Das wissen die Instis, mit den entsprechenden Folgen fuer den DAX. Ich tippe mal, dass der DAX in einem solchen Falle seinen seit 2003 intakten Aufwaertstrend verlaesst und unter die 4500 marke fallen wird.
Gruss,
ZACC
Der kommt oder kommt nicht, unabhängig von der Wahl. Charttechnisch gesehen ist beides möglich, eine weitere absolute Euphorie-Rallye oder eben ein Minicrash. Für entscheidender als die Wahlen halte ich aber, was in der nächsten Zukunft aus der US-Finanzbranche verlautet, z.B. was Greenspan ein paar Tage nach der deutschen Wahl sagen wird. Das dürfte die weitere Richtung wohl mehr beeinflussen, da die Finanzwerte in den USA schon seit geraumer Zeit in Deckung gehen, als befürchteten die Anleger eine größere Katastrophe. Quasi mit jeder Zinserhöhung erweiterte sich der Spread zwischen Industrie-und Finanzwerten. Entweder das Greenspangefasel oder ein anderes Ereignis aus der Ecke läßt einen Knoten platzen und die Kurse explodieren oder die Befürchtungen der Marktteilnehmer werden wahr. (siehe Chart, hatte ich jetzt schon einige Male gepostet)
2. Zum System und den Wahlen an sich
Die überwiegende Mehrheit der Menschen ist sich selbst am nächsten ist. Daraus resultiert, dass eben diese Mehrheit unbewußt oder bewußt (das sind die Schlimmsten) das zum richtigen System erklärt, was gut für einen selbst ist. Nicht umsonst ist die Arbeitnehmerschaft eher links ausgerichtet und das Unternehmerlager eher schwarz-gelb. Ausnahmen bestätigen natürlich die Regel. Das Dumme daran ist, dass sich dieser Überlebens- oder Giertrieb, auf dem dieser Prozeß beruht, über Jahre und Jahrzehnte zunächst als feste Überzeugung ausbreitet und irgendwann als unumstößliches Naturgesetz empfunden wird. Dem ist dann man mit Argumenten nicht mehr beizukommen. Die Resultate sind dann in vielen Talkshows, bei ariva, am Stammtisch etc. zu beobachten.
3. Die Systemfrage ist längst entschieden, die Wahl nur noch Geplänkel
Die beste Richtungstscheidungshilfe ist für mich immer noch das Dorfmodell. Man stelle sich einfach vor, man lebe in einem Dorf, es gibt keinen Staat oder irgendeine übergeordnete Macht, nur eine Art Bürgermeister, der mit seiner Behörde die Belange des Zusammenlebens im Dorf und mit den Nachbardörfern regelt. Die Dörfer untereinander treiben regen Handel, um alle Bedürfnisse der Bewohner auszugleichen. Die einfache Frage ist jetzt: Welche Aufgaben mute ich dem Bürgermeister und seiner Behörde zu, um zu gewährleisten, dass das ganze Dorf eine langfristig ausgeglichene Perspekive hat. Dazu gehören:
- Sicherstellung von Recht&Ordnung im Dorf und im Zusammenleben mit anderen Dörfern
- Bereitstellung eines Bildungssystems und einer Infrastruktur, die von allen zu nutzen sind
- Bereitstellung/Überwachung von sozialen Diensten für die schwachen/kranken Dorfbewohner
- eventuell noch Bereitstellung/Koordination von kulturellen Angeboten zum Freizeitausgleich
Recht viel mehr fällt mir aber nicht ein. Ich bin mir rel. sicher, dass die Mehrheit der Dorfbewohner es wegen der direkt spürbaren Folgen ablehnen würde, in ihrer persönlichen Arbeit zum Broterwerb in irgendeiner Form eingeschränkt zu werden, wenn dadurch die Konkurrenzfähigkeit zum Nachbardorf und damit die Dorfgemeinschaft gefährdet wäre, und wenn dadurch die Abgaben an die Bürgermeisterbehörde steigen. Die Unternehmer würden schnell merken, wo die Schmerzgrenze bei den Löhnen ist, umgekehrt die Arbeitnehmer eben auch. Sollte tatsächlich ein anderes bis dato armes Nachbardorf mit weniger Wohlstand zufrieden sein und dieselben Produkte billiger auf den Markt bringen, würde man schnell merken, dass entweder der eigene Wohlstand sich anpassen muß oder eben neue Produkte (Stichwort Bildung, Investitionen) her müssen, um den Wohlstand zu sichern.
Temporäre Ungleichgewichte in den Unternehmer- und Arbeitnehmergehältern würde der überschaubare Markt also rel. schnell regeln. Eine komplizierte Regelung des Bürgermeisters brächte, das wüßte man aus eigener Erfahrung, in diesem Bereich gar nichts außer einer Gefährdung des Gesamtsystems, da sich die anderen Dörfer nicht danach richten und den Erfolg abschöpfen werden. Ich bin mir sogar sicher, dass ein progressiver Steuersatz, so wie er seit Jahrzehnten bei uns Praxis ist, strikt abgelehnt würde. Aber das sind Feinheiten, über die man diskutieren kann. Und genau um diese Feinheiten dreht sich die Wahl. Denn dass der Staat massiv abspecken muss, daran kommen weder die Roten noch die Schwarzen vorbei. Und dass der Staat sich aus noch sehr vielen Bereichen zurückziehen muß, um die Kernfunktionen überhaupt erhalten bzw. wieder ausbauen (Stichwort Investitionen und Bildung) zu können, ebenso. Die einzigen Entscheidungen, die der Wähler jetzt hat, sind die: Wer bringt uns am schnellsten und sichersten dahin und wie komme ich persönlich mit der neuen Situation am besten klar? Deshalb sehe ich auch keinen großen Unterschied zwischen den beiden großen Parteien, vom linken Flügel der SPD einmal abgesehen, ist das alles Mittelmaß, das aus den Sachzwängen heraus die gleichen Entscheidungen wird treffen müssen. Einzig die Geschwindigkeit des Anpassungsprozesses wäre bei einer schwarz-gelben Konstellation wohl etwas höher. Alle anderen Konstellationen bedeuteten nur eine zeitliche Verzögerung des Unabwendbaren bzw. absolutes Chaos bei Beteiligung der neuen linken Alternative, letzteres schließe ich aber fast aus.
4. Und noch was zum System an sich
Dieses Modell läuft eindeutig darauf hinaus, dass die Dörfer irgendwann auf der Jagd nach Wohlstand langsam aber schleichend den Moral- und Ethikballast abwerfen und sich schließlich irgendwann zu Tode hetzen. Bis dahin steigt ein Dorf mal kometenhaft auf und stürzt Dekaden später wieder ab, weil es satt war und andere dafür hungrig. So ist das eben, das nennt man Kapitalismus, nur ist diese Seite den meisten Menschen in Deutschland noch nie so richtig bewußt geworden. Genauso wenig wie die Tatsache, dass ein(e) deutsche(r) Bundeskanzler(in) so gut wie nichts daran ändern wird. Solange aber die Mehrheit der Dörfer nach diesem System lebt, ist es unmöglich, auszuscheren. Alle bisherigen Ausbruchsversuche sind kläglich gescheitert. Auch wenn die Alternativsysteme theoretisch als insgesamt besser und längerfristig tragbar konzipiert waren, haben sie doch immer den Überlebens- Freiheits- und Giertrieb der Menschen unterschätzt. Vielleicht ändert sich das ja eines Tages mit der Gentechnik, wer weiß. Solange sich an der Front nichts tut, heißt es mitschwimmen und nicht untergehen, Lemminge!