Verzeiht Deutschland Hitler?
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Eröffnet am: | 31.08.04 08:22 | von: Schmus | Anzahl Beiträge: | 71 |
Neuester Beitrag: | 25.09.04 11:09 | von: Thunder666 | Leser gesamt: | 4.030 |
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Verzeiht Deutschland Hitler?
Von Gina Thomas, London
31. August 2004 Lange bevor Bernd Eichingers Film über Hitlers letzte Tage dem britischen Publikum zugänglich gemacht wird, findet "Der Untergang" in den Medien großes Interesse. Die britischen Verleiher wollen die Reaktion bei der Weltpremiere in Toronto am 14. September abwarten, bevor sie die Rechte kaufen, doch melden die Produzenten in München, daß kein deutscher Film bei der angelsächsischen Presse bislang so viel Aufmerksamkeit gefunden hat wie dieser.
In den nächsten Tagen werden Berichte in der "Financial Times" und in der "Times" erscheinen. Der "Daily Telegraph" hat dem Projekt schon eine groß aufgemachte Seite mit der Überschrift "Deutschland bricht das Hitler-Tabu" gewidmet. Der Film werde wahrscheinlich eine Kontroverse vom Zaun reißen, wenn er in den deutschen Kinos anläuft, meldete die Berliner Korrespondentin. Sie hebt hervor, daß Eichinger der Sohn eines Wehrmachtsoldaten sei, und zitiert ihn mit der Bemerkung, daß der Film für viele Deutsche, die noch vom Zweiten Weltkrieg traumatisiert seien, eine "emotionale Befreiung" darstellen werde.
Hilft die Debatte den Revisionisten?
"Der Untergang" wird vom "Telegraph" in Zusammenhang gesetzt mit "populären Büchern und historischen Analysen dessen, was die Deutschen während der alliierten Luftangriffe auf Dresden und andere Städte erlitten haben". Über das Thema, behauptet das Blatt, sei in Deutschland bisher so gut wie nicht diskutiert worden. Der Artikel weist auf kritische Stimmen hin, die meinen, die Debatte drohe den Revisionisten, die das Verbrechen des Holocaust hinunterspielen, in die Hand zu arbeiten.
Obwohl unterschwellig die alten britischen Klischees über Hitler und Deutschland zu spüren sind, haben die britischen Medien bislang weitgehend auf eine eigene Wertung des Filmes verzichtet. Die Ausnahme bildet die "Daily Mail", die mit einem reißerischem Titel auf der ersten Seite in die übliche Kerbe schlug: "Verzeiht Deutschland endlich Hitler?"
Sorge um die deutsche Psyche
Im Artikel wird auf Kritiker des Eichinger-Filmes hingewiesen, die warnen, daß er Hitler in der deutschen Psyche rehabilitiere. Als Beispiel für die Hitler-Welle werden neben den Touristen, die zu den "Stätten der Infamie" pilgerten, die zahlreichen Bücher zu Hitler genannt sowie die regelmäßigen "Spiegel"-Titelgeschichten über die Nazis, mit denen das Magazin "die Gaumen errege", um die Auflage zu steigern. Es sei kein Zufall, daß die Faszination für Hitlers Hinterlassenschaft begleitet werde von einer Verdoppelung neonazistischer Websites.
Gewiß, so gesteht der Autor, untersage das deutsche Gesetz die Verbreitung von NS-Propaganda oder das Leugnen des Holocaust. Aber es könne nicht Vorschriften über die Emotionen des einzelnen erlassen. Glanzvolle Fotos, packende Texte und nun auch Filme könnten das Bild des Bösen verzerren und "bei manchen eine tränenverschleierte Sehnsucht nach einer stolzen, aber schrecklichen Vergangenheit beschwören", lautet der ominöse Schlußsatz.
Diesem Argument zufolge müßten allerdings auch die Briten gefährdet sein. Schließlich waren es britische Touristen, deren Bus kürzlich auf dem Weg nach Berchtesgaden verunglückte. Und das Verlagswesen des Vereinigten Königreichs ist in Sachen Hitler kaum weniger produktiv als das deutsche. Zu den vielen Neuerscheinungen der letzten Monate gehört auch die Übersetzung von Joachim Fests Buch, "Der Untergang", das zusammen mit Traudl Junges Erinnerungen dem Film als Vorlage diente. Beide Bücher sind in Großbritannien stark beachtet worden.
Text: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 31.08.2004, Nr. 202 / Seite 37
und jedes Fussballspiel gegen Deutsche "Blitzkrieg"
Grüsse Pussy
das gerade in England alles, was mit dem 3.Reich und dem Nazionalsozialismus zu tun hat, in empirische Höhen gehoben wird.
Nirgendwo anders (ausser in den USA) kann man unzählige Devotionalien bestaunen und erwerben, wie in England. OB SS-Dolch, Hitler-Poster, Runen, usw. alles frei erhältlich.
Gerade in technischen Museen wird das Hakenkreuz sehr gern gezeigt.
Darum wundert es mich schon jedesmal, wenn gerade die Engländer sich ständig an übelsten Nazi-Hetzparolen aufhängen.
Jetzt wird auch die Opferrolle diskutiert und historisch akzeptiert:
Man erinnere sich an "Dresden", "Hamburg" und Dutzende andere deutsche Städte, an die Flucht und die Vertreibung aus Ostpreussen, Schlesien, Sudetenland, etc; an die Verbrechen gegen die Menschlichkeit russischer (und auch anderer) Truppen.
Vor allem aber begreift man das Dritte Reich nicht mehr nur als singuläres Ereignis, sondern als Ergebnis einer geschichtlichen Entwicklung, die 1919, besser noch 1871 begonnen hat.
Die Briten sehen die Gefahr eines Zeitenwandels und einer Verharmlosung der deutschen (Täter-)Rolle bis hin zu vermeintlichen Anzeichen einer "Glorifizierung".
Wenn man das Dritte Reich in den Kontext des WKI und des Deutschland erniedrigenden Versailler Diktatfriedens (Clemeceau) stellt, kann man die Ereigneisse, vor allem aber auch den Stolz, den manche bis heute über die Jahre 33 - 45 empfinden, besser begreifen.
Und man vergesse dabei nicht Napoleon. Der liegt heute im Panthéon. Die Briten haben ein anderes historisches Bewußtsein als wir; sie denken in "Jahrhunderten".
Hier nochmal der FAZ-Artikel zum Täter/Opfer-Phänomen:
Ich Opfer, du Täter
Die neue Gefühlswelt der Erbarmer- und Anklägergesellschaft
Im Juli meldeten die französischen Medien, daß eine junge Frau, die allein mit ihrem Säugling in der Pariser Bahn saß, von einem Haufen Männer angegriffen und mit antisemitischen Parolen belästigt wurde. Der Aufruhr war groß, an den Pranger wurde die mangelnde Zivilcourage der Zeugen gestellt, gegen die wachsende Unsicherheit und den schleichenden Rassismus wurden die zu erwartenden Reden gehalten, auch eine Ermahnung von Staatspräsident Chirac fehlte nicht. Dieser mußte sich jedoch ein paar Tage später korrigieren: Die Geschichte hatte sich als durch und durch erfunden erwiesen. Nichts war passiert. Das angebliche Opfer gab zu, daß es bloß von sich reden machen wollte.
Seither beschäftigt der "Fall Marie L." das Pariser Feuilleton. Von der Frage ausgehend, wie jemand zu solch einer schäbigen Selbstinszenierung kommen kann (weniger stellt man die komplementäre Frage ihres überstürzten Aufbauschens seitens der Medien und der Politik), wird die Geschichte als Symptom der neuartigen gesellschaftlichen Stellung des Opferseins erklärt. Opfer haben Konjunktur. Seit diesem Jahr gibt es gar in Frankreich eine Staatssekretärin für Opferrechte. Obwohl die Regierung bei der Bildung des Postens die Klarstellung für nötig hielt, ihr gehe es nicht darum, eine "Republik der Opfer" einzurichten, sieht der Philosoph Frédéric Gros die Lage pessimistischer. Es sei eine "Demokratie der empfindlichen Subjekte" im Anbrechen, die allesamt in einem Punkt übereinstimmen: Kein Leid wird weiter toleriert. Notwendigerweise wird die Nullrisiko-Ideologie von einer institutionellen Veropferung (victimisation) begleitet.
Auch der Soziologe Lucien Kaprik beobachtet die neue Situation. Früher passiver Gegenstand eines schicksalhaften Unglücks, ist das Opfer heute ein aktives Subjekt, das einen öffentlichen Status, die Anerkennung der Medien und die Bestrafung der Verantwortlichen fordert. Zugleich hat sich das Spektrum erweitert. Nicht nur physische Übergriffe, sondern auch psychische Verletzungen führen zur Opferbildung. Ein Blick, ein Wort reichen schon, um die Integrität des empfindlichen Subjekts in Gefahr zu bringen. Gegen Mobber, Rassisten, Homophobe, behindertenfeindliche Wirte, Eltern, Raucher und Autofahrer setzt sich die jeweilige Lobby ein und fordert Konsequenzen. Dank dieser inflationären Anwendung des Begriffs kann schließlich jeder von sich behaupten, er sei irgendwie Opfer. Zumindest potentiell. "Insbesondere seit dem 11. September", so der Soziologe François de Singly, "wird in der kollektiven Phantasie die Wahrscheinlichkeit als immer größer empfunden, selbst Opfer einer Katastrophe zu werden."
Zugleich mit der Veropferung wächst das Erbarmen. Jede Unglücksnachricht ruft eine Welle des Mitleids hervor, die keineswegs altruistisch ist, sondern dem Kalkül entspringt: Wenn für die Opfer nichts getan wird, wird auch für mich nichts getan. Über die Ursachen des Phänomens sind die Kommentatoren trotz verschiedener Denkfärbungen gewissermaßen einig. Gut postmodern meint de Singly, daß mit der "großen Erzählung des Fortschritts" auch die heroischen Figuren verschwunden seien, mit denen man sich identifizieren konnte. Das Opfer ist das übriggebliebene Identifikationsmodell. Lady Di wird nicht wegen ihrer positiven Taten anhaltend verehrt, sondern als Madonna der Unglücksraben. Eher marxistisch weist der Historiker Georges Vigarello auf das Verwischen der Normen hin, die das traditionelle Weltbild strukturierten. So konnte früher ein Arbeitsunfall im Rahmen der Klassenverhältnisse verstanden werden und einen konkreten Betriebskampf auslösen. Heute findet sich der einzelne von Entscheidungen völlig ausgeschlossen, die sein Leben bestimmen (etwa durch den Import verseuchten Rindfleischs). Einer abstrakten Macht ausgeliefert, bleibt ihm nichts anderes übrig, als sich in seiner Opferrolle einzurichten.
Ein Theologe, Olivier Abel, vermißt den tröstenden Überbau, der dem Unglück einen Sinn gab. Das Leid kann nicht mehr innerhalb einer Gemeinschaft geteilt und gelindert werden, daher schreit die vereinsamte Empfindung nach Aufmerksamkeit. Der philosophische Schluß des Ganzen wird von Michel Onfray gezogen: "Die Logik des Mitleids ruft eine binäre Anschauung der Realität hervor, entweder Opfer oder Täter. So wird die Welt vereinfacht. Man braucht nicht mehr weiterzudenken. Emotionen werden gegen Vernunft ausgespielt." Und die Emotionen rufen nach Vergeltung. Je mehr Opfer es gibt, desto mehr Täter gibt es, die verfolgt werden müssen. "Penalneid" nennt der Schriftsteller Philippe Muray den herrschenden Trieb der Epoche, einen unlöschbaren Durst nach Bestrafung.
Vorbei sind die Zeiten, als nach einem Zugunglück entweder das Schicksal beklagt wurde oder Arbeitsverhältnisse und Technik in Frage gestellt wurden. Heute wird menschliches Versagen festgestellt und der Lokomotivführer für schuldig erklärt. Zuweilen erinnert diese Entwicklung an die animistischen Kulturen Afrikas, wo jeder Todesfall auf eine böswillige Beschwörung aus dem Nachbardorf zurückgeführt wird. Neulich wollte in einer französischen Gemeinde niemand für die Lokalwahl kandidieren. Der letzte Bürgermeister hatte wegen Fahrlässigkeit eine hohe Geldstrafe zahlen müssen, weil ein Passant an einem stürmischen Abend einen Ast auf den Kopf gekriegt hatte.
Die Gier nach Schuldigen führt zu einer Pervertierung der Justiz: Theoretisch dient die Rechtsprechung der Allgemeinheit, doch, so Karpik, "in der Tat wird der Strafprozeß zunehmend als therapeutische Behandlung des Opfers geführt, um dessen Trauma zu beseitigen. So wird das Recht schleichend zu privaten Zwecken mißbraucht." Erwartungsgemäß werden die Medien von allen Kommentatoren zum Hauptagenten der Opferbeförderung erklärt. Reality-TV wird die Konstruktion einer Mythologie der Intimität zugeschrieben.
Nach dem Ende der großen Erzählungen versucht jeder, mit seiner kleinen Erzählung aufzufallen. Zur Selbstbehauptung sind keine positiven, herausragenden Errungenschaften vonnöten, sondern die Darstellung eines erlittenen Mißgeschicks. In der Fernsehshow verwandelt sich das Opfer zum Helden seiner Geschichte, durch die Erzählung wird es wieder Herr der Situation, die es erdulden mußte. Dabei ist die Konkurrenz groß. Wenn alle aus irgendeinem Grund Opfer sind, dann muß die Darstellung des eigenen Unglücks optimiert werden, um einen Anteil am Mitleid zu haben. Da sind wir wieder bei dem Fall Marie L. Im Konkurrenzkampf der Opfer hat die junge Frau eine gelungene Aufmerksamkeitsstrategie verfolgt. Ganz gleich, ob ihre Geschichte erfunden war, daß sie doch Opfer sei, kann sie immer noch behaupten. Der eigenen Einbildungskraft etwa. Oder abwegiger Gesellschaftszustände.
GUILLAUME PAOLI
Nach 1968 reichte es erst einmal, wenn man sich allgemein als Opfer des Imperialismus darstellen konnte. Heute ist eine stärkere Dosis gefragt: Mehr Dramatik muß in die Leidensgeschichten. Eine Gier nach Schuld greift um sich, nicht nur in Frankreich.
Text: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 31.08.2004, Nr. 202 / Seite 35
man,man,man
fernsehkanal etwas vom 2.weltkrieg oder hitler kommt.
Dann schon lieber Adolf´s Hitparade sehen - gestern in ARTE (Kunstkanal !)
@kiwii: hitler unterschwellig mit napoléon zu vergleichen ist schon stark schräg.
Das Bewußtsein, auf einer Insel zu leben, fördert halt die Tendenz zur Abwehr neuer Einsichten sowie zur Konservierung des Althergebrachten und endet nicht selten in Schrulligkeit. Das macht sie andererseits wieder liebenswert.
Jeder, noch so als Entspannung vorgesehene Wettstreit artet in einen Stellungskrieg aus, in dem die Engländer, in einer "Allianz" mit Holländern und Franzosen versuchen den Zweiten Weltkrieg noch einmal zu gewinnen.
Dieses nur aus Überlieferung ihrer Großeltern stammende Wissen wird (vielleicht) mit der nächsten oder übernächsten Generation herauswachsen.
Vielleicht aber auch nie, denn ein Feindbild brauch man ja, wenn man schon keine koloniale Weltmacht mehr ist.
greetz joker
Egal ob Du im 3,4,5 Sterne Hotel bist.
Entweder flippen die rotgebrannten,tätowierten Saufnasen aus oder die behandeln das Personal wie ihre persönlichen Dienstboten, die sie sich im täglichen Leben niemals werden leisten können.
Von der Warte aus betrachtet brauch mir keiner was über die "Briten" zu erzählen.
Ich weiss natürlich auch,das man das nicht verallgemeinern sollte,leider habe ich diese Erfahrung aber nicht nur einmal gemacht und bin der Überzeugung, das dies leider auf eine Vielzahl unserer netten Inselbürger zutrifft.
greetz joker
Im Vorgriff auf etwaige Reaktionen: Bin kein Snob, stelle nur fest.
Glaube mir, das hat mit dem Wechselkurs nichts zu tun.
In den billigeren Häusern sind die "Freunde" primitiver, aber von der Behandlung des Personals hin, bis zum Verhalten und der Kleidung beim Essen ist das einfach nur peinlich.
Das Schlimmste daran ist, das sie meinen, dass sie der Nabel der Welt sind und das ihr Verhalten so in Ordnung ist.
Diese Meinung wird auch von den entsprechenden Einheimischen vertreten .
Aber das war glaube ich nicht das Thema dieses threads , sorry.
Die bösen Tommis waren doch das erklärte Ziel der Diskussion *ggg*
Das waren bestimmt Iren .