Historisch-ökonomische Einordnung aktueller Kriege


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Neuester Beitrag: 06.02.23 13:19
Eröffnet am:20.01.23 12:54von: Anti Lemmin.Anzahl Beiträge:5
Neuester Beitrag:06.02.23 13:19von: 123pLeser gesamt:2.141
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80400 Postings, 7287 Tage Anti LemmingHistorisch-ökonomische Einordnung aktueller Kriege

 
  
    #1
3
20.01.23 12:54
(Der Text wurde von mir verfasst, daher keine Quellenangabe)

Die zurzeit laufenden Kriege - aktuell in der Ukraine, zuvor in Syrien und Libyen - sind Stellvertreterkriege zwischen dem neoliberalen Westen (G7) und den staatswirtschaftlich orientierten Wirtschaftsräumen im Osten (Russland, China, Indien).

Der Westen gibt sich dabei nicht nur neo-liberal – Überbetonung der Wichtigkeit des  Privateigentums reicher Eliten, die im Zuge der Umverteilung von unten nach oben ärmere Mehrheiten aussaugen – sondern auch neo-kolonial.

Mit neokolonial meine ich, dass die weiße, christliche, politisch eher rechte Gemeinschaft der „Goldene Milliarde“-Staaten keine moralisch-ethischen Skrupel hat, die Länder mit den restlichen sieben Milliarden Menschen zu unterjochen und wirtschaftlich (Rohstoffe) auszuplündern.

Ist das neu? Keinesfalls. Die Kolonialzeit begann in Europa bereits im 17. Jahrhundert. Fast jedes europäische Küstenland – England, Frankreich, Holland, Portugal, Spanien, Italien – unterwarf Länder in „Übersee“ und beutete diese schamlos aus. Das ist die Urquelle des bis heute fortbestehenden europäischen und amerikanischen Reichtums.

Dabei profitierten die Europäer und ihre Übersee-Siedler auch von Technologieführerschaft. Die Engländer konnten die Ureinwohner Amerikas nur deshalb (fast) ausrotten, weil sie überlegene Waffen hatten, nämlich Schusswaffen, während die Indianer nur über Messer und Pfeil und Bogen verfügten.

Im Industriezeitalter ab 1800 erhielt die Technologieführerschaft des „Westens“ eine noch größere Bedeutung. In den führenden Staaten Europas und in USA setzte mit der Dampfmaschine (später der Eisenbahn und den Autos) sowie mit der industriellen Fertigung (später: Fließbandarbeit, noch später: Roboterarbeit) ein enormer Wirtschaftsschub ein.

Die industrielle Revolution sorgte bis mindestens zur Jahrtausendwende dafür, dass die "Goldene-Millarde"-Staaten fürstlich davon leben konnten, aus der Restwelt Rohstoffe für ihre Industrieproduktion zu importieren (anfangs geraubt, später gekauft) und im Gegenzug tolle industrielle Produkte mit hohen Profiten (da konkurrenzlos) im Binnenmarkt und an die Restwelt zurück zu verkaufen – von Autos über Kraftwerke bis zu Computern und Smartphones.

In dieser Epoche der Technologieführerschaft, die fast 200 Jahre andauerte, baute „der Westen“ seinen Dünkel auf, etwas Besseres und etwas Besonderes zu sein. Dies ergänzte den traditionellen Rassismus, ohne den eine unterwerfende, oft sogar mordende Kolonialwirtschaft ohne starke moralische Skrupel gar nicht möglich gewesen wäre.

Als Ursache und vermeintlich unabdingbare Voraussetzung ihrer Technologieführerschaft werden die „Goldene-Milliarde“-Staaten nicht müde, ihre neoliberalen privatwirtschaftlichen Wirtschaftsstrukturen anzuführen. Allein der „Fordische“ Kapitalismus sei ökonomisch leistungsfähig. Alles andere (was nicht mit Ausbeutung von Lohnarbeitern bzw. Mittelschichtsmicheln zugunsten eine Dominanz-Elite einhergeht), sei zum Scheitern verurteilte "sozialistische Misswirtschaft".

Diese Behauptung ist nicht nur stark ideologisch geprägt. Sie wird auch historisch widerlegt durch den schier unaufhaltsamen wirtschaftlichen Aufstieg Chinas. Das Reich der Mitte konnte, auch dank geschickten Wissens- und Technologietransfers, zu den führenden Wirtschaftsnationen aufschließen. Inzwischen ist China sogar drauf und dran, die bisherige Nr. 1, das erzkapitalistische und erzneoliberale Amerika, ökonomisch auf den zweiten Platz zu verweisen. Und dies trotz „kommunistischer Planwirtschaft“.

Damit gerät das globale Verteilungsmodell aus den Fugen, von dem die Goldene-Milliarde-Staaten gut 200 Jahre wunderbar zehrten und fürstlich leben konnten. Der technologische Aufstieg Chinas und anderer ehemalige Schwellenländer nimmt dem „Westen“ das liebgewonnene Geschäftsmodell weg, in der Restwelt billig Rohstoffe aufzukaufen und sie mit teuren industriellen Exportprodukten aus eigener Fertigung zu beglücken. Denn China liefert inzwischen annähernd gleiche Qualität deutlich billiger. Der globale Markt wurde dem Westen wegen der „östlichen“ Billiglohnkonkurrenz zum ökonomischen Verhängnis.

Die Goldene-Milliarde-Staaten sind jedoch sehr kämpferisch eingestellt. Deshalb gibt "der Westen" sein liebgewonnene Privilegien nicht so einfach auf. Da ihm die einstige technologische Überlegenheit weitgehend abhanden gekommen ist, nutzt er zur Rettung seiner Machtstellung nun ersatzweise seinen aufgeblasenen Militärapparat, um die Restwelt in Schach zu halten. Dazu zählt aktuell auch der Stellvertreterkrieg USA-Russland in der Ukraine. Ergänzt wird dies durch die Dollar-Dominanz sowie eine perfide Sanktionspolitik, mit der unter politischen Vorwänden weltweit alles „verboten“ wird, was eine starke ökonomische Konkurrenz zu werden droht. Ein Musterbeispiel ist das Huawei-Verbot in USA, angeblich aus „Sicherheitsbedenken“.

Wir sehen somit – nunmehr global – eine Entwicklung, die Karl Marx bereits vor gut 150 Jahren postuliert hatte: Der Entwicklungsstand der Produktivkräfte (= schwindende Technologieführerschaft des Westens) gerät in immer stärkeren Widerspruch zu den Produktionsverhältnissen (westlich-neoliberaler Dominanz-Anspruch; hochwertige Technologie kommt nun auch aus nicht-neoliberalen, staatswirtschaftlichen Staaten wie China).

Der Goldene-Milliarde-Westen reagiert auf die verschobenen Machtverhältnisse mit einer „Revolution von oben“, indem er die 7-Milliarden-Restwelt mit einer brutalen Sanktionspolitik, militärischem Gestänker auf allen Kanälen und Beanspruchung der ideologischen Deutungshoheit (Propagierung neoliberaler Wirtschaftsstrukturen, maskiert als „Demokratisierung“) klein zu halten versucht. Die oft eher staatswirtschaftlich orientierte Restwelt – darunter die beiden größten BRIC-Staaten – lässt sich das aber nun nicht mehr bieten.

Das Ergebnis ist der planmäßig orchestrierte Ukrainekrieg, der Russland via Sanktionen in die Staatspleite treiben soll, und ein eventuell demnächst provozierter Taiwan-Krieg, der dann eine ebenso scharfe Sanktionspolitik gegen China „rechtfertigen“ könnte. In den Medien deutet sich die Anti-China-Polemik bereits überdeutlich an.  

58425 Postings, 4913 Tage boersalinoDas Ergebnis ist der (un)planmäßige Untergang

 
  
    #2
1
20.01.23 13:09
des Wertewestens.

 

80400 Postings, 7287 Tage Anti Lemming"unplanmäßig"

 
  
    #3
20.01.23 13:30
ist dabei die Binnensicht, "historisch notwendig" die Außensicht bzw. der Blickwinkel Hegels und Marx'.  

959 Postings, 4848 Tage acmisRegierung oder "Regierung"

 
  
    #4
05.02.23 07:34
Nicht immer ist die, sich wählen haben lassende Regierung aus sich wählen haben Lassenden, "Herr" ihrer Entscheidungen.
Oft sind es die "Beratenden".
Die Drahtziehenden und ihre Marionetten.
Gutes Beispiel die Goldmann/ Leeman Aktion.

Es ist aber insgesamt ein logisches Spiel der Einzelnen,  sich zu Gruppen formiert habenden.
Auch hier wieder Medici usw. die aus ihren bisherigen Gewinnen des Tuch- Handels weiteren Profit/ Ruhm/ Einfluss  in der Entwicklung /Politik damals noch nur Europas suchten und ihre Verwandten in die Feudalherrschaft hineinsetzen.
Es wiederholt sich lediglich so manches, nicht absolut gleich aber vorhersehbar an den Interessen der einzelnen Protagonisten.

Die Regierungen bleiben Marionetten / Ausführende in diesem Spiel.
Hier sei auf die East India Company und auch auf die Rosenkriege und die Parlamentsarmee Cromwells verwiesen, welche den König quasi entmachteten.

Wer ist Herr im Haus?
Was macht dieser Herr?  (HERRIN)
Welchen Weg nimmt Er dabei.
"Über wieviel Leichen muß Er gehen, wieviel Unrecht tätigt Er."

Ales eine kausale Folge der Interessen der Probanden.
Pro Banden
Ein passender Begriff.

Nicht Hegel /Marx , nur Logik.  

9647 Postings, 1343 Tage 123p"A brutal stock market meltdown .."

 
  
    #5
06.02.23 13:19
Indian billionaire Gautam Adani is repaying some debt early as he scrambles to end a rout in shares of his embattled conglomerate that entered a third week on Monday.
 

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