Geiles Spiel, HSV - leider hat es nicht gereicht
Seite 1 von 1 Neuester Beitrag: 14.09.00 17:21 | ||||
Eröffnet am: | 13.09.00 22:32 | von: Expropriateu. | Anzahl Beiträge: | 24 |
Neuester Beitrag: | 14.09.00 17:21 | von: kingmig | Leser gesamt: | 3.621 |
Forum: | Börse | Leser heute: | 1 | |
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Immer auf dem Teppich bleiben.
Ein ebenfalls begeisterter Dampf
Letzte Ausfahrt Kerner
„Die Wallerts“ – Eine hochgerüstete Medienmaschine dreht in Göttingen eine
Seifenoper mit verdammt wenig Handlung
Diese Geschichte handelt von einem Einfamilienhaus. Von den Menschen, die drin wohnen und von
denen, die drumherum leben. Im Göttinger Stadtteil Geismar klebt das Haus an einem
sonnenbeschienenen Hügelrücken. Bürger wohnen in solchen Gegenden; nicht reich, aber arm noch
weniger. Die blassgelbe Fassade des Hauses könnte vielleicht einen neuen Anstrich vertragen, die
Besitzer sind jedoch entschuldigt: Sie hatten andere Sorgen in diesem Sommer.
„Unglaublich!“, war sein erstes Wort in Freiheit. Das reichte denen, die sich auf dem Rollfeld um ihn
herum drängten, natürlich nicht. Und so kramte der bärtige Schlaks, nach 20 Wochen Geiselhaft auf
den Philippinen unter uns Medienmeute geraten, einen Vergleich hervor, den wir verstanden: „Das
ist wie im Film!“ Sein Elternhaus ist zur Kulisse geworden, er selber wird in der Schlussszene die
Hauptrolle spielen: Der Marc.
Leise knarrt die Jalousie
„Die Rückkehr der Wallerts“ heißt das Stück, dessen dritter und letzter Teil dieser Tage in
Göttingen gegeben wird. Nach seinen Eltern Renate und Werner ist Marc der letzte aus der Familie,
den die philippinischen Rebellen von Abu Sayyaf freigelassen haben. Die sind die Schurken in
diesem Stück.
Die Vorstellung, dass es Menschen gibt, die für Geld oder aber ihren Glauben andere zu enthaupten
bereit sind, wirkt ziemlich skurril in Geismar, einem Dörfchen, in dem Jalousien leise in der
Spätsommersonne knarren. Das Böse schaut hier sozusagen nicht oft vorbei. Irgendjemand hat
immerhin die Scheibe des Kaugummiautomaten zerdeppert. Das Haus mit der Nr. 55 ist berühmt.
Als Renate Wallert aus dem Dschungel zurückkam, schubsten sich Kamerateams und Journalisten
auf der engen Straße; dasselbe passierte anlässlich Werner Wallerts Heimkehr, und auch Marc
Wallert wird keine Chance haben, den sturzfliegenden Geiern zu entkommen.
Heiderose Niemeyer, Doktorin der Biologie, wohnt schräg gegenüber in dem Haus mit der
Nummer 58. Mit Renate Wallert ist sie befreundet.
Seit Ostern hat Frau Dr. Niemeyer eine Art Schnellkurs in Medienkunde durchlaufen. Scheu vor
Mikrofonen kennt sie nicht. „Ich habe mich zwar nicht aufgedrängt“, sagt sie, „aber die anderen hier
in der Straße waren wohl auch froh, dass die Journalisten sie in Ruhe gelassen haben“. So baute ein
TV-Team nach dem anderen in Heiderose Niemeyers Wohnzimmer seine Kameras auf, glücklich
über irgendeinen O-Ton, denn allzu Privates gab die Quelle Niemeyer nicht preis. Vor allem als eine
öffentliche Diskussion darüber losbrach, ob Renate Wallert ihr Leiden simuliert habe, „wollten viele
Journalisten nur noch Negatives hören“, sagt sie. („Alles nur Kino?“, schlagzeilte damals
misstrauisch die Bild am Sonntag. )
Sie habe dagegen in den Interviews stets den Gedanken des „Miteinander, nicht des
Gegeneinander“ herausgestellt, der den Geiseln auch am ehesten weitergeholfen hätte: „Aber das
wurde immer rausgeschnitten“, beklagt die Nachbarin. Sie sieht sich wegen ihrer Kooperation mit
den Medien gelegentlich Anfeindungen ausgesetzt. Sogar manche Journalisten beißen die Hand, die
sie gefüttert hat, nur weil die Leckerlis nicht weltexklusiv waren.
Selbst am vergangenen Wochenende, als sich Marc Wallert auf den langen Weg von den
Südphilippinen über Libyen nach Südniedersachsen machte, verstopften Übertragungswagen die
Straße, obwohl der Nachrichtenwert für jeden erkennbar nahe Null lag. Renate und Werner Wallert
hatten angekündigt, sich erst äußern zu wollen, wenn die Familie wieder komplett sei. Vor allem
gelangweilte Radio- und Fernsehmenschen melkten derweil Zitate. Die Befragten „freuen sich“
entweder oder aber „sind erleichtert“, dass auch Marcs Leben nicht mehr bedroht sei; völlig
überraschend vertrat niemand die Ansicht, dass die Geiselhaft ruhig noch länger hätte dauern dürfen.
Die hochgerüstete Medienmaschine, die in Geismar gastierte, jaulte auf wie ein Formel-1-Bolide
beim Start – aber stets im Leerlauf.
Der Eine-Million-Dollar-Mann
Am Samstagmittag ließ dann eine Sensation die Journalisten aus ihren Autos springen, in denen sie
stundenlang still vor sich hin geschwitzt hatten. Um exakt 13. 42 Uhr öffnete Werner Wallert (!)
einem Kurier (!!) die Tür (!!!), um einen Brief (!!!!) anzunehmen.
Dann schlenderte der Lehrer, dessen Wert irgendwelche Dschungeldesperados schlankweg auf eine
Million Dollar taxiert haben, an die Filmer und Schreiber heran. Und sprach zu ihnen. Freundlich
fragte er nach, warum sie denn „immer noch hier lauern“ müssten. Sofort war er umringt. Hoch
reckten sich die Galgen. An denen waren Mikrophone festgemacht.
Irgendwie schienen die verdutzten Journalisten aber nichts damit anfangen zu können, dass da
plötzlich eine Person der Zeitgeschichte in einem fliederfarbenen Anzug vor ihnen stand. „Marc geht
es gut – immer noch?“, fragte eine Fernsehfrau, und Werner Wallert lächelte nachsichtig: „Ja, es
geht ihm gut – immer noch. “ Mehr gebe es aber gar nicht zu sagen. „Wissen Sie, ich kann auch
nicht viel anderes tun, als mir die Informationen aus dem Fernsehen zu holen“, sagte Wallert der
Reporterin vom Fernsehen. „Und was sehe ich? Ich sehe Sie, wie Sie hier vor dem Haus stehen und
melden, dass die Lage unverändert ist. “ So ist das. Werner Wallert bleibt seiner Linie treu.
Einerseits ist er darauf bedacht, seine Würde zu wahren, indem er der Berichterstattung Grenzen
setzt; als ihn Fernsehfritzen am Sonntag bis in die Kirche verfolgen wollten, forderte er sie höflich
auf, „draußen zu bleiben“.
Andererseits akzeptiert er offenbar grundsätzlich, dass ihn die Umstände in den Zustand zeitweiser
Berühmtheit katapultiert haben; der Gymnasiallehrer weiß genau, dass ihn das grelle
Scheinwerferlicht, das jetzt so nervt, auf Jolo mit davor bewahrt hat, auf ewig im Schatten des
Dschungels zu verschwinden. Einmal zeigte er den vor seinem Haus wartenden Journalisten sogar
die beiden Reissäcke, in denen er während der Gefangenschaft seine Habe herumgeschleppt hatte,
„damit Sie was zum Fotografieren haben“.
Werner Wallerts Sohn Dirk hat die Fernsehrechte an der Geiselgeschichte an Sat 1 veräußert. Das
Team, das die Dokumentation montiert, schlüpfte am Samstagnachmittag in das Haus, wütendes
Zischen der lieben Kollegen im Rücken, und ward für Stunden nicht mehr gesehen. Hier ein Werner
Wallert, der Diskretion zu buchstabieren weiß, dort ein Privatsender, so lärmlaut und knallbunt wie
alle anderen – wie mag das zueinander passen?
Am heutigen Mittwoch geht es für die ganze Familie schließlich und natürlich zu Johannes B.
Kerner, dem Gefühlswolf für Promis aller Art, die verprügelt, verlassen oder entführt wurden. Titel
der Johannes B. Kerner Show spezial im ZDF: „Familie Wallert – Das Ende eines Albtraums“.
Hoffentlich ist der Albtraum für die Familie Wallert danach wirklich zu Ende.
Vielleicht hilft es ja auch, das Haus neu zu streichen. Im nächsten Frühjahr wird das jedenfalls keine
Nachricht mehr sein.
:-))) Dampf
Solche Kommentare sind der Grund, warum ich die SZ abonniert habe. Feinster Journalismus.
Ein Call auf die SZ, lieber tobby.
Grüsse,
Tyler Durdan
tobby
Das ist nun mal die heutige Medienlandschaft. ARD und ZDF, die privaten sowieso zeigen nur noch Zlatkos und Jürgens. Da ist die Schwangerschaft Jenny Elvers interessanter als die Haushaltsdebatte des Bundestages. Diese Personen werden dann durch alle Sender und Sendungen geschleust, bis der nächste Hype kommt. Die Liste beginnt nicht erst mit dem Maschendrahtzaun und wird noch lange nicht mit der Nachbarin der Wallerts enden.
Wenn man heutzutage vernünftig präsentierte Informationen möchte, muß man auf die Zeitung zurückgreifen oder einen Spartenkanal wie Phönix, N-TV, Arte oder sonst etwas einschalten.
Das Problem an der Sache ist, daß dies nicht einmal die Schuld der Sender ist, sondern es die Zuschauer sind, die bestimmen was gesendet wird. Leider Gottes entscheiden dies auch nur einige Zuschauer, nämlich die 16-36 jährigen, die dann auch das Konsumieren, was a) die Werbung anbietet, b) die Sender und Produktionsfirmen als Merchandising und Beiwerk noch so auf den Markt werfen. Nur so kommt zustande, daß Zlatko die Nummer 1 der Charts ist und wahrscheinlich demnächst eine eigene Talkshow, zumindest aber eine Gastrolle in einem Tatort bekommt.
Ich gehöre leider auch zu der Zielgruppe, stehe jedoch ohnmächtig vor der unterhaltungs und konsumgeilen Masse, die sich einfach nur berieseln lassen will und sich dabei möglichst eng mit den Protagonisten identifizieren möchte. Bei der Identifikation geht es allerdings nicht um Inhalte, denn die können diese Personen meißt ohnehin nicht bieten, sondern primär um das äußere. Auch dies ist bezeichnend für die heutige Gesellschaft.
Wie sagt Tyler Durdan in Fight Club so schön: " You are not your fucking Khakis."
Was bleibt ist Ironie oder politischer Kampf mit dem Ziel die Gesellschaft zu "verbessern". Zu zweiterem bin ich zu faul, also genieße ich die Ironie.
Grüsse,
Tyler Durdan
Du hast sicherlich recht, dass die Sender sich an der Masse der Fernsehzuschauer ausrichten, und dabei der Freund der besseren Unterhaltung (und Ironie ;)) auf der Strecke bleibt. Ich denke (und hoffe!!) aber, dass der Durchschnittszuschauer oft auch unterschaetzt wird, er konsumiert aber das, was ihm angeboten wird, wuerde aber qualitativ besseres Fernsehen lieber sehen. Na ja, ueber die Radiosender muss man erst gar nicht reden, die sind noch schlimmer als die Fernsehsender...
tobby
Informationsgehalt gleich Null.
Wer so etwas sehen will, ist mir ein Rätsel.
Gruß Dampf
Nichts für ungut,aber in der heutigen Zeit,ist das Leiden anderer, besser zu ertragen,als die eigene Mülltonne aufzumachen,die nun wirklich vor jeder Haustür steht.
viele Grüße von "Big Brother"raco
Glaube bloß nicht, dass ich mir so ne Sch... angucke!
Hat der Erfinder der Fernbedienung eigentlich schon den Nobelpreis bekommen?
So braucht man wenigstens nicht den Ton zu ertragen, während man wartet, dass die reguläre Sendung anfängt.
Gruß Dampf
Außerdem ist der Sportteil immer noch unübertroffen!
Gruß Dampf
P.S. Du glaubst doch nicht ernsthaft, dass ich das alles abgetippt habe?
Gibts alles kostenlos im SZ-Archiv. (Kann man alles kopieren)
Okay, HSV hat gewonnen, fand ich auch super, aber ist das hier nicht
nen Börsenforum ???
Gruß kingmig
www.kingmig.de
erwähnt werden, da haben wir Hamburger seit Jahren wieder
drauf gewartet, Du Griesgram !
Habe mich auch über das Spiel gefreut, bin ja HSV-Fan.
Bin auch kein Griesgram, doch die meisten restlichen
Kommentare gehörten hier einfach nicht her.
Gruß kingmig
www.kingmig.de
Kann es sein, dass dieser Thread wegen der SZ (Testsysteme)-Abkuerzung unter Neuer Markt gelandet ist??
tobby
viele Grüße von raco
PS:Nur Börse wäre doch langweilig,jetzt wo viele sehen,wer hinter der virtuellen Maske steht.Siehe die Treffs,die die Arivaner organisieren.
gedacht ist, habe ich nichts gesagt. War lange nicht mehr hier.
Sorry @all, die sich angegriffen fühlten.
CU kingmig
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