Oh Gott, Ben! Was hast du getan?


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Neuester Beitrag: 19.09.07 20:29
Eröffnet am:19.09.07 18:30von: daxbunnyAnzahl Beiträge:7
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13451 Postings, 8586 Tage daxbunnyOh Gott, Ben! Was hast du getan?

 
  
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8
19.09.07 18:30

 

Oh Gott, Ben! Was hast du getan?

von Jochen Steffens

Es klingt nunmehr wie Hohn in unseren Ohren: War es         nicht Ben Bernanke, der sagte, die Aufgabe der Fed sei eben nicht, Anleger vor Fehlspekulationen zu schützen?

Mit dieser unerwartet hohen Zinssenkung von 50 Basispunkten hat er aber offenbar genau das getan. Er hat den (institutionellen) Anlegern geholfen, die sich in ihrer Gier nach hohen Renditen am US-Immobilienmarkt verspekuliert haben. Seine Aussage war im Nachhinein, wie die Amerikaner sagen: Bullshit.

War es nicht eben dieser Ben Bernanke, der als Professor eine offene, vorhersehbare Zinspolitik à la EZB gerühmt hatte und das auch auf die Fed übertragen wollte? Der überwiegende Teil der Analysten hatte mit 0,25 % gerechnet. 0,5 % sind insofern völlig unerwartet, da es dazu keine Anzeichen seitens der Fed gab. Berechenbare Fed-Politik? Bullshit!

War es nicht auch Ben Bernanke, der ein Inflationsziel von 2 % implementieren wollte? Die Kernraten haben sich gerade erst von oben an die 2 % angenähert. Jetzt schon die Zinsen wieder zu senken, wird sie wieder nach oben treiben. Auch weil die Energiepreise (Öl und Gas) die im August noch stark zurückgegangen sind, seit September wieder zulegen und die Nahrungsmittelpreise deutlich steigen. Okay, die Aufgabe der Fed ist es auch, auf die Wirtschaft zu achten, obwohl Ben Bernanke hier eher zu den Vertretern der Inflationspolitik zu zählen ist (war!). Doch auch die Wirtschaft zeigte (laut ISM-Indizes) noch keine Anzeichen von Rezession. Die Werte lagen deutlich über 50 Punkte und stiegen zuletzt noch an. Inflationszielkorridor? Bullshit!

Und war es nicht Ben Bernanke, der gesagt hatte, dass         die US-Wirtschaft stark genug sei, die Kreditmarktkrise zu meistern? Offensichtlich nicht. Auch hier also: Bullshit!

Alles         Bullshit

Unabhängig davon, ob dieser Schritt notwendig war oder nicht: Ben Bernanke hat seine eigene Einstellung mit dieser Aktion auf vielen Ebenen verleugnet. Hatte er es in meinen Augen gerade geschafft, sich ein eigenes Profil zuzulegen, eine „Vertrauensbasis“ zu schaffen, so ist das wohl mit dem gestrigen Tag hinfällig. Ich hatte vor kurzem noch geschrieben, dass ich so langsam anfange zu verstehen, wie Ben Bernanke tickt. Vergessen Sie das bitte sofort wieder.

Worum geht es wirklich?

Was muss „wirklich“ los sein, wenn Ben Bernanke all das, wofür er vormals eingetreten ist, was er unter anderem lange Jahre an der Uni überzeugt gelehrt hatte, mit einer Handbewegung vom Tisch wischt? Ist es die Kreditmarktkrise, die wesentlich schlimmer ist, als uns gesagt wird? Waren es die Bilder von langen Schlangen vor den Schaltern der Northern Rock, die ihn an den großen Crash 1929 erinnerten? Ein Thema, mit dem er sich lange während seiner Zeit als Professor beschäftigt hatte. Hatte auch er die Sorge, dass der Vertrauensvirus (siehe gestrige Ausgabe) um sich greift und das Geldsystem in Gefahr gerät?

Ich bin geneigt, ihm diese Sorgen zuzuschreiben, ich glaube einfach an das Gute im Menschen.

Wahlkampfhilfe der Fed?

Es gäbe aber auch noch eine wesentlich weniger rühmliche Alternative: Mindestens 6 bis 12 Monate braucht es, bis Zinssenkungen sich positiv auf die Wirtschaft eines Landes auswirken. Was ist in 12 Monaten? Genau, US-Präsidentschaftswahl. Ist dieser Zinsschritt ein „Dankesgruß“ an Bush, respektive an die Republikaner? Schließlich waren es diese, die Bernanke ins Amt gehoben hatten. Es würde passen. Die Immobilienkrise ist in der Lage, die US-Wirtschaft in eine leichte Rezession abgleiten zu lassen. Massive Zinssenkungen jetzt, könnten dazu führen, dass die US-Wirtschaft 2008 diesen Rezessionsdelle nicht durchschreiten muss. Das allerdings höchst wahrscheinlich auf Kosten einer stärkeren Inflation.

Republikaner müssen Wahldebakel fürchten

Was wäre, wenn am Ende der Amtszeit Bushs die Wirtschaft in eine Rezession abgleitet? Wenn hunderttausende kleine Immobilienschuldner auf einmal auf der Straße stehen, wenn die Arbeitslosigkeit deutlich zunimmt, wie es die letzten Daten zumindest in ersten Ansätzen erahnen ließen? Die ohnehin schon angeschlagenen Republikaner müssten mit einer historischen Wahlniederlage rechnen!

Ich will diesen Gedanken nicht denken, ich glaube lieber,         dass die Kreditmarktkrise schlimmer als befürchtet ist, aber ich frage mich trotzdem: Ben, was hast Du (ohne Not) getan?

Wesentlich         bessere Optionen standen zur Verfügung

Es wäre doch wesentlich besser gewesen, die Leitzinsen lediglich um 25 Basispunkte zu senken und im Statement mögliche weitere Zinssenkungen auch außerhalb der Zinssitzungen anzukündigen, wenn nötig. Damit hätte man dem Markt wirklich geholfen, wer tradet schon gerne gegen „drohende“ plötzliche Zinssenkungen?

Ein         Bärendienst?

Und jetzt? Jetzt wird die Liquidität regelrecht in den Markt geschossen. Was eine kleine Vitaminspritze hätte bleiben können, ist zu einem hochdosierten Doping-Cocktail geworden. Man muss nun, nachdem Ben Bernanke seine Ideale verleugnet hat, sogar damit rechnen, dass noch weitere Zinsschritte folgen. Der Dollar wird dann weiter abwerten, die Rohstoffe noch teuerer werden (für die Amis), die Inflationsgefahren deutlich zunehmen.

Und was ist, wenn die Anleger nun tatsächlich zur Überzeugung gelangen, dass doch alles schlimmer als erwartet ist? Wenn sich im Oktober abzeichnet, dass die Unternehmen vielleicht doch kein gutes 4. Quartal erwarten können und es somit zu einem Oktobercrash kommt? Wird Ben dann auf 4,25 % oder sogar noch tiefer senken und eine ausufernde Inflation riskieren? Ein Teil seines Pulvers hat er jetzt verschossen.

Ich frage mich, ob die Anleger begreifen, was gespielt wird, oder ob sie auf Liquidität setzen? Ich kann es Ihnen zurzeit noch nicht sagen. Liquidität ist und bleibt ein mächtiger Freund der Bullen. Ich kann Ihnen nur sagen, dass mir das, was da gestern geschehen ist, nicht gefällt – so oder so nicht. Als die Nachrichten über den Ticker gekommen ist, dachte ich wirklich zunächst: Oh Gott!

Liquidität frisst Bärenhirn

Setzen Sie aber nun nicht einfach stumpf auf fallende Kurse. Denken Sie daran, Liquidität frisst Bärenhirn! Sie müssen abwarten, bis sich deutliche bearishe Signale ergeben. Ansonsten geraten Sie in Gefahr, zu einem saftigen Bärenbraten zu werden. Auf der anderen Seite, wenn die Märkte nach der ersten Euphorie weiter deutlich bullishe Signale ausbilden, sollte man mitspielen.

Viele Grüße

Jochen Steffens

 

 

 

Gruß DB

 

13451 Postings, 8586 Tage daxbunnyden Markt interessiert es nicht

 
  
    #2
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19.09.07 18:51



Gruß DB  

21880 Postings, 8057 Tage utscheckDas glaub ich nicht, Bunny!

 
  
    #3
19.09.07 19:06

13451 Postings, 8586 Tage daxbunnyich warte nur noch auf den großen Knall/Bums

 
  
    #4
19.09.07 19:35

Gruß DB

 

57936 Postings, 6097 Tage heavymax._cooltrad.Die Notenbank lässt sich nicht erpressen, ist frei

 
  
    #5
19.09.07 19:41
und unabhängig in all ihren Entscheidungen!! -so sollte es zumindest sein- na ja der Markt fordert...
und bekommt letztlich doch was er will..billiges Geld!! Die FED kann´s eben nicht allen recht machen..armer Herr Bernanke !!  

246 Postings, 7442 Tage Burgler0Bang

 
  
    #6
19.09.07 19:56
na, einen kleinen bis mittleren Bang hätte ich schon noch gerne, hab noch ein wenig auf der Seite.  

13451 Postings, 8586 Tage daxbunnywenn der Dow ins - geht, trink ich noch ein ale

 
  
    #7
19.09.07 20:29

Gruß DB

 

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