Zwei schwierige Charts


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1352445 Postings, 7385 Tage moyaZwei schwierige Charts

 
  
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16.01.07 07:00

Zwei schwierige Charts

von Jochen Steffens

Kaum weisen die US-Konjunkturdaten auf Inflation hin (siehe Freitag), schon berappelte sich Gold wieder und stieg von knapp 600 Dollar auf jetzt 627 Dollar. Ich sitze derweil vor dem Goldchart und frage mich: Haben die immer noch viel zu vielen Goldbullen diesen Anstieg verursacht? Ist es also ein Hinweis darauf, dass immer noch zu viele Menschen bullish für Gold sind? Sie wissen, aus antizyklischer Sicht wäre das bearish. Wäre dem so, würde dieser kleine Aufwärtsspike schnell wieder abverkauft werden.

Oder gibt es hier fundamentale Gründe, die für diesen Anstieg vom Freitag sprechen? Kann es also sein, dass dieser Anstieg den Ausbruch aus der Seitwärtsrange des Goldpreises in Dollar einleitet?

Hier noch einmal der Chart:

Chart

Es ist so typisch für Seitwärtsbewegungen, dass innerhalb der Range, die hier von 560 – 650 Dollar geht, allerlei charttechnische Formationen auftauchen und ebenso wieder verglühen. Innerhalb solch einer Range darf keine Bewegung sonderlich ernst genommen werden. Keine? Doch, es gibt ein paar, diese sind aber zu kompliziert und unterschiedlich, um sie in ein „normales und allgemeingültiges“ Schema zu pressen.

Ohne Bruch der 600er Marke bleiben Zweifel

Hier in diesem Chart sieht es so aus, als hätten viele auf den Test der 600 Dollar-Marke gewartet, um einzusteigen. Als dann die Kurse weiter gestiegen sind, sind sie aufgesprungen. Besonders als am Freitag im Zuge der Veröffentlichung der US-Import/Exportpreise der Goldpreis ab 14.30 Uhr angestiegen ist, kam offenbar Kaufhektik/Panik auf. Das war das Zeichen auf das alle gewartet hatten, verbunden mit der Sorge, dass nun der Goldpreis davonläuft.

Nur, normalerweise wäre, sofern die großen Adressen bullish für Gold eingestellt sind, die 600er Marke nach unten gerissen worden, um ein paar Stopps abzugreifen. Diese Adressen hätten dann die durch die Stopps ausgelösten Verkäufe genutzt, um einzusteigen, sprich um genug Material zu erhalten. Wäre das passiert, wäre ich jetzt deutlich bullisher für Gold. Dass der Kurs aber über der 600er Marke drehte, verunsichert mich. Das spricht im Prinzip eher dafür, dass hier das „kleine Geld“ unterwegs ist.

Das würde mich auch nicht wundern. Natürlich verursachen die großen Rohstoffanalysten und Goldbullen, wie zum Beispiel Jim Rogers, Marc Faber oder Bill Bonner eine Mentalität in den USA, die besagt: „Schütze dein Vermögen gegen Inflation, also den Verfall des US-Dollar in dem du Gold kaufst!“ Diese Ansicht ist auch insoweit richtig und verständlich. Und eben diese starke Präsenz dieser Goldbullen und die entsprechend große Angst der Anleger führt zu einer Stimmung, die einfach nicht gut ist, weil im Prinzip „zu“ bullish. Als antizyklisch denkender Mensch ist das ein Gefühl wie ein kratzender Kommunionsanzug – man fühlt sich einfach unbehaglich bei diesem Chartverlauf.

Ich bin also wirklich gespannt, wie sich Gold weiter entwickelt und ob Gold wieder an der 640er bis 650er Marke scheitert. Bricht Gold aus dieser Range jedoch aus, spricht vieles für weiter steigende Kurse.

Ist der Euro schon zu weit gefallen?

Es gibt noch einen Chart, der seine Geheimnisse noch nicht preisgeben will und der auch Einfluss auf den Goldpreis hat: Der Euro/Dollar Chart. Ich weiß gerade nicht, ob ich es schon mal hier im Investor's Daily erwähnt hatte oder im Target-Trader, aber ich trade ungern auf einen fallenden Dollar – mittelfristig gesehen. Einfach weil ich weiß, dass die Zentralbanken dieser Erde alles tun werden, um diesen Dollar zu stützen und somit ihre eigene Wirtschaft nicht abzuwürgen. Wenn man schon nicht gegen die Fed traden sollte (never fight the fed), dann erst recht nicht gegen die komplette Macht der Zentralbanken dieser Welt.

Bricht der Dollar zu sehr ein, kommt es zu einer Krise in den USA. Kommt es zu einer Krise in den USA, kommt es zu einer Weltwirtschaftskrise. Mittlerweile sind die Zentralbanken dieser Welt derart vernetzt, dass es für sie wesentlich leichter ist, sich abzusprechen, um den Dollar zu stützen, als nachher mit dem Scherbenhaufen einer Weltwirtschaftskrise arbeiten zu müssen.

Wenn so eine fundamentale Überlegung gegen einen Trade spricht, dann lasse ich einfach die Finger davon. Was nicht heißt, dass ich mir ein weiter fallenden Dollar nicht vorstellen kann. Sicher ist das möglich. Es heißt nur, ich lasse die Finger davon. Bisher (seit einem Jahr) zurecht.

Chart

Im Moment hat der Euro/Dollar wieder seine alte Seitwärtsbewegung von oben getestet. Trotzdem, der Ausbruch war eigentlich zu stark für diesen aktuellen Test. Ich frage mich in solchen Fällen: „Wenn nach so einem Ausbruch der Markt uns Tradern noch einmal die Chance gibt, zu den Kursen von vor dem Ausbruch einzusteigen, ist da nicht vielleicht etwas faul?“

Das muss nicht sein. Im Prinzip ist ein Test der Seitwärtsbewegung von oben nach einem Ausbruch einfach nur regelgrecht. Allerdings ist der Euro dazu bereits wieder zu weit in die Range gefallen. Das ist soweit eher bearish. Fällt der Euro jetzt noch unter die blaue Linie, dann würde ich sehr vorsichtig werden – dann übrigens auch für den Goldpreis, denn ein starker Dollar spricht gegen Inflation und damit zumindest von dieser Seite auch gegen einen steigenden Goldpreis.

Diese beiden Chart zusammen sind zurzeit höchst interessant. Auch wenn sie dem geneigten Chartisten noch nicht ihre wirklichen Absichten verraten, so lohnt es sich dennoch, diese sehr genau zu beobachten und bei entsprechenden Anzeichen zu handeln.

Heute ist in den USA Feiertag, der Martin Luther King Day, so dass die wirklichen Impulse aus den USA uns erst morgen erwarten, bis dahin:

Good Trades

Ihr

Jochen Steffens

Gruß Moya


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Zeitpunkt: 23.01.07 13:06
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