Lockruf des Geldes...für die Bessermenschen!


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Neuester Beitrag: 08.04.03 16:07
Eröffnet am:08.04.03 08:04von: mikelandauAnzahl Beiträge:8
Neuester Beitrag:08.04.03 16:07von: mikelandauLeser gesamt:1.238
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1059 Postings, 8691 Tage mikelandauLockruf des Geldes...für die Bessermenschen!

 
  
    #1
08.04.03 08:04
Lockruf des Geldes

Von Hauke Goos

Warum ein Schuldnerberater seine Schuldnerberatung plünderte

Eigentlich hat Friedrich Brender es weit gebracht in Mannheim. Er hat die Grünen mitgegründet, für die er jahrelang im Stadtrat saß; er war Kreisvorsitzender des Paritätischen Wohlfahrtsverbands, dazu überhäuft mit Ehrenämtern. Jetzt sitzt er in Saal 121 des Mannheimer Amtsgerichts und wartet.
Brender ist zu früh. In den nächsten Stunden wird es um seine Vergangenheit gehen und um seine Zukunft, und weil er bis dahin noch ein paar Minuten Zeit hat, lässt er sich an dem Tisch fotografieren, an dem gleich die Staatsanwältin Platz nehmen wird.

Der 47-Jährige trägt Jackett und Jeans, dazu ein rostrotes Hemd, ohne Krawatte - er sieht aus wie jemand, der sich auf eine schwere Prüfung vorbereitet hat.

 
Der Vorwurf lautet auf Untreue: Als Geschäftsführer der örtlichen Schuldnerberatung hat Brender Geld auf seine Privatkonten geschafft, "treuewidrig transferiert", wie es die Staatsanwältin nennt, 30-mal in zweieinhalb Jahren: insgesamt 240 266 Mark. Er habe Steuerschulden gehabt, heißt es, den Überblick verloren, zuerst über die Finanzen seiner PR-Agentur und später über sein Leben.

Der Zuschauerraum ist voll besetzt: ein Schuldnerberater, der mit seinen eigenen Schulden nicht umgehen kann. Die Mannheimer sind neugierig, was "der Frieder" sich dabei gedacht hat und wie er aus der Sache rauskommt.

Brender ist damals zu den Grünen gegangen, weil er die Welt besser machen wollte, gerechter, ehrlicher, sozialer. Er kümmerte sich um Finanzen, Bürgerdienste, Demokratisierung, Soziales - ein Idealist, der für seine Ideale hart arbeitete, manchmal 90 Stunden in der Woche.

Die Zuschauer im Saal wollen auch sehen, was von Brenders Idealen übrig geblieben ist.

Er habe sich eine Menge aufgehalst, sagt Brender. Es war offenbar so viel, dass er es 1997 versäumte, eine Steuererklärung abzugeben. So fing es an.

Das Finanzamt schätzte daraufhin sein Einkommen und forderte für das folgende Jahr eine Vorauszahlung. Obwohl sie höher ausfiel als erwartet, verzichtete Brender auch 1998 auf die Abgabe einer Steuererklärung. Stattdessen zahlte er Mahngebühren und Verspätungszuschläge. Bald war seine Steuerschuld so groß, dass sein Konto gepfändet wurde.

In dieser Lage kam Brender die Idee, sich das Geld einfach zu nehmen, das ihm fehlte. Als Geschäftsführer hatte er Zugriff auf die Geschäftskonten; im März 1999 überwies er sich die ersten 5000 Mark auf sein Privatkonto.

Wie er sich gefühlt habe nach der ersten Überweisung, will der Richter wissen. "Es war sicherlich nicht angenehm", sagt Brender leise.

"Haben Sie verdrängt?"

"Das probiert man ja immer, man will ja leben."

Ob ihm klar gewesen sei, dass die Überweisungen "in höchstem Maße unmoralisch" waren. Brender nickt. Er habe das Geld später zurückzahlen wollen, behauptet er.

Damals gerieten seine Ideale zum ersten Mal in Gefahr. Er hat es nicht wahrhaben wollen.

Warum er nicht einfach seine Steuererklärung nachgereicht habe, will der Richter wissen. "Das frage ich mich heute auch", sagt Brender. Wieso er als Kaufmann glaubte, damit durchzukommen? "Ich kann's mir nicht erklären."

Als Geschäftsführer der Schuldnerberatung war Brender verpflichtet, einmal im Jahr einen Abschluss vorzulegen. Für die Jahre 2000 und 2001 fehlt diese Bilanz. Der Richter hat die Chefs der beiden Trägervereine, der Arbeiterwohlfahrt und des Paritätischen Wohlfahrtsverbands, als Zeugen geladen. Er will wissen, wie sie das akzeptieren konnten.

Es sei "wohl versäumt worden, das von Herrn Brender anzufordern", sagt der Mann von der Arbeiterwohlfahrt. Es gab "Verzögerungen, die wir hingenommen haben", antwortet der Landesgeschäftsführer des Paritätischen Wohlfahrtsverbands. An diesem Tag lernen die Zuhörer einiges über das lässige Verhältnis, das die Funktionäre von Wohlfahrtsverbänden zu Geld haben, das ihnen nicht gehört.

Als das Ganze im Oktober 2001 herauskommt, durch einen Zufall, verspricht Brender, das Geld zurückzuzahlen. Er hat es bis heute nur zum Teil getan. Zusammen mit seiner Lebensgefährtin besitzt er ein Haus in Mannheim, mit drei Wohnungen, das die beiden 1996 für 720 000 Mark gekauft haben.

Ob er mal daran gedacht habe, das Haus zu verkaufen, fragt der Richter. Brender verneint. Von den Idealen, die er einmal gehabt hat, trennen ihn in diesem Augenblick 20 Jahre, gut 240 000 Mark und ein Haus, das noch nicht einmal bezahlt ist. Sein Nein ist eine Kapitulation, und jeder im Saal spürt es.

Von einem "moralischen Skandal" spricht der Richter in seiner Urteilsbegründung: Es sei für die Allgemeinheit ein unerträglicher Gedanke, "dass Sie da sitzen und die öffentlichen Gelder, die Sie veruntreut haben, nach vier Jahren noch immer nicht zurückgezahlt haben - und gleichzeitig den Wert Ihres Hauses steigern".

Brender blickt starr nach vorn. Er ist inzwischen von seinen Ehrenämtern zurückgetreten, seine Grünen zeigten sich "auch menschlich" sehr enttäuscht. Er bekommt ein Jahr und neun Monate, auf Bewährung. Er muss nicht ins Gefängnis.

Es sieht aus wie ein Sieg. Es ist eine Niederlage.

 

1059 Postings, 8691 Tage mikelandauund die moral? o. T.

 
  
    #2
08.04.03 09:37

12850 Postings, 8145 Tage Immobilienhaidie grünen sind zu ehrlich....240tausend DM

 
  
    #3
08.04.03 09:42
ist ja lächerlich. der soll sich mal vertrauensvoll an die cdu wenden, da lernt er wie millionen verschoben werden ohne das der staatsanwalt was machen kann.  

3286 Postings, 8159 Tage PRAWDAViele

 
  
    #4
08.04.03 09:45
wollen die Welt verändern.
Wenn man diese "Idealisten" persönlich kennenlernt,
stellt man meistens fest, dass sie nicht einmal
ihr eigenes Leben in den Griff bekommen.
Ich hab mir mal über lange Zeit die Lebensläufe
der Grünen-Spitzenpolitiker genau angesehen:
Fast ausnahmslos gescheiterte Existenzen.
Der ordentliche Sozialdemokrat alter Prägung stirbt
auch immer mehr aus. Poltische Betätigung wird immer
mehr zum Ziel eigener Existenzsicherung.
Dabei wollten sie doch alle "besser" als die
Liberal-Konservativen sein.
Viele Grüsse an Mike
 

25551 Postings, 8383 Tage DepothalbiererDer Mann hat einfach nur erkannt, daß man es mit

 
  
    #5
08.04.03 10:01

ehrlicher Arbeit nicht weit bringt.
Wenn Leute wie Schmitz Bewährungsstrafen bekommen, müßte der Typ hier eigentlich völlig freigesprochen werden.

Unser Rechtssystem ist eh im Arsch.  

1059 Postings, 8691 Tage mikelandauschlecht differenziert!

 
  
    #6
08.04.03 14:50
@immosardine
bei der cdu ging es um die parteienfinanzierung, nicht um persönliche bereicherung!

@depotvernichter
"Brender ist damals zu den Grünen gegangen, weil er die Welt besser machen wollte, gerechter, ehrlicher, sozialer."
ich glaube nicht, daß der dicke schmitz mit diesem anspruch angetreten ist!

Fazit: Im wirklichen Leben der Gutmenschen scheitert die Moral immer am Geld!  

12850 Postings, 8145 Tage Immobilienhaiund mike, denk mal drüber nach wer die gehälter

 
  
    #7
08.04.03 14:58
dieser ganzen schieber in der cdu-führung zahlt. das bißchen bundestagsmandat ist doch nur portokasse.  

1059 Postings, 8691 Tage mikelandauImmohering

 
  
    #8
08.04.03 16:07
wer bezahlt die gehälter in der spd-führung? stammen die aus dem kölner müll-skandal?
die spd hat, was die parteispenden anbetrifft nicht weniger dreck am stecken als die cdu. sie hat nur glück gehabt, daß ihr damaliger spendensammler alfred nau verstorben
ist und deshalb die herkunft von mehr als 6 mio spenden nie aufgeklärt wurde...  

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