Neuer Telekom-Chef wird
Seite 1 von 1 Neuester Beitrag: 08.11.02 22:33 | ||||
Eröffnet am: | 08.11.02 19:10 | von: jungchen | Anzahl Beiträge: | 5 |
Neuester Beitrag: | 08.11.02 22:33 | von: MaxCohen | Leser gesamt: | 3.219 |
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Frankfurt (vwd) - Kai-Uwe Ricke soll einem Bericht der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" (FAZ) neuer Vorstandsvorsitzender der Deutschen Telekom AG werden. Der Präsidialausschuss des Aufsichtsrats habe sich auf den Manager festgelegt, schreibt die "FAZ" in ihrer Samstagausgabe. Ricke ist bisher im Telekom-Vorstand als Chief Operating Officer für die Geschäftsbereiche T-Mobile und T-Online zuständig. Zuverlässigen Quellen aus Vorstand und Aufsichtsrat sei zu entnehmen, daß der Ausschuss, der offiziell am kommenden Mittwoch tagt, Ricke am Donnerstag dem Aufsichtsrat zur endgültigen Wahl vorschlagen werde.
vwd/12/11/8.11.2002/nas/jhe
8. November 2002, 18:20
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"FAZ": Ricke soll neuer Telekom-Vorstandsvorsitzender ... (zwei)
Auch die "Financial Times Deutschland" meldete in ihrer Onlineausgabe, Ricke solle neuer Vorstandsvorsitzender werden. Er solle der einzige Kandidat für die Wahlsitzung am kommenden Donnerstag sein, berichtete das Blatt unter Berufung auf "mit der Kandidatensuche vertraute Kreise". Es werde einhellige Zustimmung für den Manager erwartet. Die Pressestelle der Telekom wollte die Berichte nicht kommentieren.
vwd/11/8.11.2002/stm/nas
8. November 2002, 18:41
Kai-Uwe Ricke und Karl-Gerhard Eick: Die Hoffnungsträger der Telekom
Von Andreas Krosta
Die Notlösung an der Spitze der Deutschen Telekom rückt Kai-Uwe Ricke und Karl-Gerhard Eick ins Rampenlicht. Sie sind die wichtigsten Vorstände im Konzern. Von einer Schwäche der neuen Doppelspitze würden sie profitieren.
Es sind zwei Topmanager, die gestärkt aus der Führungskrise der Deutschen Telekom hervorgehen. Faktisch könnten Kai-Uwe Ricke und Karl-Gerhard Eick nun die Macht im Vorstand des größten europäischen Telefonkonzerns übernehmen, heißt es im Umfeld des Vorstands. Die vermeintliche Schwäche der neuen Führungsspitze mit Helmut Sihler und Gerd Tenzer helfe ihnen dabei.
Kai-Uwe Ricke ist für die wichtigsten Zukunftssparten der Telekom zuständig, den Mobilfunk und das Internetgeschäft. Mit 41 Jahren gehört er zu den jungen Männern im Vorstand. Er half, die Telekom zu internationalisieren und verhandelte mit Ron Sommer die Übernahme der US-Mobilfunkunternehmens Voicestream und Powertel. Er kümmert sich auch um die Integration der jungen US-Tochter, die stark wächst, aber kleiner ist als die Konkurrenten in den USA.
Familientradition
Deshalb spricht Ricke mit Konkurrenten wie AT&T, Cingular oder Verizon über eine Fusion mit Voicestream. Sollte ihm dies gelingen, würde sein ohnehin hohes Ansehen nochmals steigen. Denn dann hätte er das größte Problem der Telekom gelöst. "Ricke ist nach dem Vorstandschef der wirtschaftlich wichtigste Mann der Telekom", sagt Analyst Frank Rothauge von Sal. Oppenheim.
Kai-Uwe Ricke setzt eine Familientradition fort. Sein Vater Helmut Ricke war der Vorstandschef der Telekom vor Ron Sommer. Der Sohn gilt als Fleißbolzen: "Ich versuche das, was ich gerade tue, so gut zu machen, wie ich kann", sagt er und blickt dabei so treuherzig, dass man geneigt ist, ihm die Untertreibung abzunehmen. Es ist paradox und zugleich ein Strategiewechsel: Der Mann, der Voicestream einkaufte, muss das Unternehmen nun auf eine sanfte Art wieder loswerden. Damals forderten Analysten und Investoren von Telekom-Chef Ron Sommer lautstark, dem Konzern schnell ein Standbein in den USA zu schaffen. Nun fordern die gleichen Analysten den Rückzug. Ricke macht’s und wird nachher immer gefeiert.
Schuldenabbau
Ohne den 1954 geborenen Karl-Gerhard Eick wird Ricke bei seiner Mission keinen Erfolg haben. Eick ist der Mann für die reine Betriebswirtschaft. Er kann stundenlang über Abschreibungen und die Auswirkungen von Aktienoptionsplänen auf die Bilanz parlieren. Eick ist der Mann, der ein anderes großes Problem der Telekom lösen muss: den Schuldenabbau.
Rund 67 Mrd. Euro sind es derzeit. Bis Ende 2003 will Eick die Schulden auf 50 Mrd. Euro reduzieren. Vermutlich hat der Vorstand bei seiner letzten Sitzung mit Sommer am Montag beschlossen, schneller Verbindlichkeiten abzutragen als bisher geplant.
Eick ist als Finanzvorstand auch für den Börsenkurs der Telekom zuständig. Er wirbt bei Anlegern, Investoren und Banken um Vertrauen. Fällt der Kurs, steigt er ins Flugzeug und versucht bei Rundreisen Scherben zu kitten - er ist auch der Chef der Abteilung für die Pflege der Beziehungen mit den Anlegern.
Der Finanzvorstand ist so überzeugt von der Bedeutung der T-Aktie für die Anlegerkultur wie Sommer: "Vom Börsengang der Deutschen Telekom 1996 sind wichtige Impulse für die Verbesserung der Aktienkultur und den Finanzplatz Deutschland ausgegangen", sagt er gern. Ein Manager der Telekom sagt über ihn: "Eick wäre derzeit eine sehr gute Besetzung an der Spitze."
© 2002 Financial Times Deutschland
Die Rickes - Wie der Vater, so der Sohn
Der Vater von Kai-Uwe Ricke wurde vor 13 Jahren Vorstandschef bei der Telekom und führte den Konzern bis ein Jahr vor dem Börsengang. Eine hohe Benchmark für den Sohn.
Bonn – Kai-Uwe Ricken hat zwölf Jahre Vorsprung: Während er selbst mit 40 Jahren zum Vorstandschef eines der größten deutschen Unternehmen wird, war sein Vater Helmut Ricke bereits 52, als ihn der Ruf an die Spitze der Telekom ereilte. Sohn Kai-Uwe war 15 Jahre alt – nicht ausgeschlossen also, dass Ricke Junior schon damals den Wunsch entwickelte, eines Tages in die Fußstapfen des Seniors zu treten.
Anerkannte Turnaround-Leistung bei Loewe-Opta
Die Benchmark, die der Vater vorlegte ist allerdings hoch: Als einer der fähigsten Manager galt er in der Unterhaltungsbranche – der von ihm geleitete Loewe-Opta-Konzern im fränkischen Kronach entwickelte sich unter seiner Leitung überdurchschnittlich. 1985 kaufte er, gemeinsam mit anderen Loewe-Geschäftsführern, die Mehrheit an dem Unternehmen.
Sein Sanierungskonzept schlug an: Zum einen führte er ein neues, erfolgreiches Design ein – der erste Schritt zur Premium-Marke. Außerdem verkaufte Loewe als erster Anbieter Farb-TV-Geräte mit Stereo-Ton und später Modelle mit flacher Bildröhre. Der Turnaround gelang – und das inmitten krisengeschüttelter Konkurrenzunternehmen, von denen die meisten anfangs noch wesentlich größer waren als es Loewe später wurde.
Viele Angebote hatte Helmut Ricke bereits abgelehnt, als ihn der Ruf an die Telekom-Spitze ereilte. Er willigte ein, weil ihn die mit dem Posten verbundenen Aufgaben "eine ganz andere Dimension" (Ricke) hätten. Der Jahresumsatz der Telekom-Sparte lag damals bei etwa 37 Milliarden Mark.
Ricke, Sommer, Zumwinkel - "Man kennt sich"
Die Verbundenheit mit dem damaligen Bundespostminister Christian Schwarz-Schilling spielte auch eine Rolle. Der hatte Ricke als Wunschkandidaten präsentiert, nachdem er ihn sechs Jahre zuvor in den Technischen Beirat seines Ministeriums geholt hatte.
Ricke selbst machte sich sechs Jahre später, bei der Benennung seines (direkten) Nachfolgers ebenfalls für einen Mann aus der Unterhaltungselektronik-Branche stark. Er votierte für Ron Sommer, bis 1995 Chef von Sony Deutschland. Die Harmonie stimmte - und übertrug sich auch auf Helmut Rickes Sohn Kai-Uwe. Sommer hatte bereits Monate vor seinem plötzlichen Abgang deutlich gemacht, dass Kai-Uwe Ricke für ihn der geeignetste Nachfolge-Kandidat sei.
Ein anderer Weggefährte, der mit Ricke Senior bei der Post startete, ist heute Vorstandschefs der Post AG: Der Quelle-Sanierer Klaus Zumwinkel, damals 45, steuerte neben Ricke den sogenannten Postdienst.
Wer von den beiden "Neuen" 1989 die schwerere Aufgabe zu bewältigen haben würde, daran ließ Schwarz-Schilling keinen Zweifel. Zur Amtseinführung von Ricke bei der Telekom erklärte der Minister, dieser habe "die größte Herausforderung der gesamten deutschen Wirtschaft vor sich". Für Ricke junior verhält es sich knapp 13 Jahre später kaum anders.
Grüße Max