S&P sagt: Die Rezession kommt
Seite 1 von 1 Neuester Beitrag: 07.09.08 11:00 | ||||
Eröffnet am: | 07.09.08 10:01 | von: Parocorp | Anzahl Beiträge: | 3 |
Neuester Beitrag: | 07.09.08 11:00 | von: DummundDüm. | Leser gesamt: | 967 |
Forum: | Börse | Leser heute: | 1 | |
Bewertet mit: | ||||
(Dann können wir ja wieder EINSTEIGEN)
"Wir werden eine Rezession haben"
05.09.2008 09:52:42
David Wyss Quelle: Bloomberg
Seit 1999 ist David Wyss Chefökonom der Ratingagentur Standard & Poor’s (S&P). Im Interview mit Euro-am-Sonntag-Korrespondent Tim Schäfer am New Yorker Hauptsitz von S&P gibt er Auskunft zur aktuellen Lage der US-Wirtschaft
Der Ökonom David Wyss ist ein gefragter Redner rund um den Globus. Jede Woche gibt der Experte mehrere Interviews für Funk und Fernsehen. Seit 1999 ist er Chefökonom der Ratingagentur Standard & Poor’s (S&P). Zuvor beriet er den US-Präsidenten, die amerikanische Notenbank und die britische Zentralbank. Im Interview sagt er er, wohin sich Aktien- und Rentenmärkte entwickeln, was der Ölpreis macht, wohin der Dollar steuert.
Euro am Sonntag: Die US-Konjunktur überraschte im zweiten Quartal mit einem Anstieg um 3,3 Prozent. Was sind die Gründe dafür?
David Wyss: Der Großteil des Nettozuwachses stammte aus dem Export. Das Handelsdefizit hat sich enorm verringert. Vieles verbirgt sich zwar hinter dem stark gestiegenen Ölpreis. Die Verbesserung des nominalen Handelsdefizits ist viel geringer. Aber im Volumen gerechnet, liegen wir großartig.
Wie wird sich die US-Wirtschaft im dritten und vierten Quartal entwickeln?
Wir rechnen mit einem Zuwachs von rund 1,5 Prozent im dritten Quartal. Im vierten Quartal sehen wir einen Rückgang um 0,5 Prozent, im ersten Quartal 2009 dann minus 1,5 Prozent, also haben wir eine Rezession.
Besteht überhaupt noch eine Möglichkeit, die Rezession abzuwenden?
Ja, wenn sich der jüngste Rückgang des Ölpreis fortsetzt, könnte wir möglicherweise eine Rezession umgehen.
Bei welchem Ölpreis könnte das der Fall sein? Muss das Öl unterhalb von 100 Dollar fallen?
Unsere Prognose haben wir im vergangenen Monat erstellt, sie basiert auf einem Ölpreis von 130 Dollar zum Jahresende, was zu dieser Zeit optimistisch war (lacht). Wir sind nun gerade dabei, die Prognose anzupassen. Ich vermute, wir dürften bei 110 Dollar landen. Ich glaube, der jüngste Rückgang war zu stark. Das Öl dürfte noch einmal rauf gehen, bevor es fällt.
Was sind die größten Herausforderungen für die US-Wirtschaft?
Ich glaube, Problem Nummer eins ist das Öl. Das ist das größte Risiko. Wenn Öl abermals auf 150 Dollar steigt oder sogar noch höher, dann würde alles schlechter aussehen. Problem Nummer zwei ist der Immobilienmarkt. Wir haben einen starken Rückgang der Hauspreise gesehen, das beeinflusst das Vermögen der Haushalte. Der Rückgang im Immobiliensektor hat uns ein Prozent Wachstum gekostet – jeweils voriges und dieses Jahr. Die gute Nachricht ist: Bei der Anzahl der Transaktionen zeichnet sich eine Bodenbildung ab.
Wie viele Zwangsversteigerungen erwarten Sie in diesem und im nächsten Jahr?
Ich kann Ihnen keine genaue Zahl nennen, aber die Zahl wird zunehmen. Die Hauspreise gehen runter, das führt zu mehr Zwangsversteigerungen. Wenn der Hauspreis unter den Wert der Hypothek fällt, schicken die Leute die Schlüssel zur Bank zurück.
Vor gut einem Jahr wurde die Fed heftig in den Medien und von Experten kritisiert, den Leitzins nicht frühzeitig genug gesenkt zu haben. Schließen Sie sich dem an?
Ja, sie hätten die Zinsen viel früher senken sollen.
Es sieht doch so aus, als ob die Fed rückblickend selbst mit ihrer verspäteten Leitzinssenkung erfolgreich war?
Ja, aber vergessen Sie nicht, wir hatten das Konjunkturprogramm. Das hat uns im zweiten Quartal sehr geholfen. Aber wir müssen das bezahlen (lacht). Daher glauben wir auch, dass das vierte Quartal und das erste negativ ausfallen werden, weil es keine stimulierenden Schecks mehr gibt.
Sollte die Regierung also ein neues Programm starten?
Nein das wäre jetzt zu spät. Wenn sie das beschließen würden, dann glaube ich, hätten die Leute das Geld erst im zweiten Quartal des nächsten Jahres. Zudem haben wir im nächsten Jahr ein Haushaltsdefizit in Höhe von 482 Milliarden Dollar.
Wenn Sie die EZB und Fed vergleichen, dann fokussiert sich die EZB auf die Inflation, während die Fed in erster Linie die Konjunktur im Blick hat. Wer hat die bessere Strategie?
Ich glaube, die Fed hat die bessere Bilanz. Zwei Gründe: Erstens konzentriert sich die EZB zu sehr auf die formelle Inflationsrate. Sie können aber bei steigenden Ölpreisen nichts machen. Zweitens: Es sollte nicht deren Aufgabe sein, eine Rezession zu forcieren, jedes Mal wenn die Araber oder Russen entscheiden, den Preis fürs Öl anzuheben. Ich finde, das ist keine gute Lösung. Ich glaube schon, dass der primäre Fokus auf der Steuerung der Inflation liegen sollte. Aber man sollte das nicht ohne die Berücksichtung des Wachstums machen. Ich bin der Meinung, die EZB ist zu stark auf die kurzfristige Inflation ausgerichtet statt auf die Inflationserwartung und die Wachstumsaussichten.
Nach der Subprime-Krise sehen wir enorme Spreads im Rentenmarkt. Der Markt für Börsengänge ist praktisch tot.
Richtig, an der Börse herrscht Chaos. Die Kurse sind weit unten. Aktienmärkte geben nach in Rezessionen. Und bislang korrigierten sie noch nicht so stark, wie sie es üblicherweise tun.
Dennoch ist die Kapitalbeschaffung nach der Kreditkrise für de Firmen teuer und schwierig geworden.
Die meisten US-Firmen besorgen sich derzeit kein Geld. Ein Grund ist, dass sie auf gigantischen Barmittelsummen sitzen. Wenn Sie sich die Cashbestände der im S&P 500 vertretenen Firmen anschauen, dann halten die insgesamt mehr als 600 Milliarden Dollar. Das Problem sind die kleineren Gesellschaften. Erstaunlich ist aber auch hier, dass die Auswirkung gar nicht so groß ist. Wir sehen indes weniger Übernahmen und Fusionen, weil ein Großteil über Bonds finanziert wird. Das können sie derzeit nicht tun. Wir haben daher eine Rotation: Vor einem Jahr hatten wir viele Transaktionen – von Akquisitionen bis hin zu Going Privates. Jetzt sehen wir, dass die großen Konzerne mit ihren hohen Cashsummen strategische Übernahmen mit ihrem Geld abwickeln. Und viele ausländische Firmen drängen wegen des niedrigen Dollarkurses in den Markt.
Der Dollar hat aber gedreht und ist stärker geworden.
Richtig, der Dollar ging von 1,58 auf 1,45 Euro. Also legte er um rund zehn Prozent zu. Der Dollar ist aber immer noch sehr niedrig bewertet im Vergleich zu dem Niveau vor anderthalb Jahren.
Wird der Dollar langfristig stärker?
Wenn Sie sich Währungen anschauen, dann bewegen sie sich wie Treppenstufen. Zuletzt passierte das 2003/2004, als der Dollar von 0,82 auf 1,38 Euro fiel. Anschließend ging er zurück auf 1,25 Euro. Jetzt passierte das Gleiche: Er ging von 1,25 auf 1,58 Euro. Nun zurück auf 1,45 Euro. Er wird sich hier nun stabilisieren für ein paar Jahre. Unsere Dollar-Prognose liegt in der Bandbreite zwischen 1,40 und 1,50 Euro für das nächste Jahr.
Wie schätzen Sie die chinesische Währung ein?
Der Renminbi muss stärker werden. Was wir jetzt sehen, ist, dass das US-Handelsdefizit wieder in Ordnung kommt. Das heißt, dass ein anderes Land seinen Überschuss verlieren muss. Auf der Welt gleichen sich die Haushalte immer gegenseitig aus.
www.finanzen.net
"Wir werden eine Rezession haben"
05.09.2008 09:52:42
David Wyss Quelle: Bloomberg
Seit 1999 ist David Wyss Chefökonom der Ratingagentur Standard & Poor’s (S&P). Im Interview mit Euro-am-Sonntag-Korrespondent Tim Schäfer am New Yorker Hauptsitz von S&P gibt er Auskunft zur aktuellen Lage der US-Wirtschaft
Der Ökonom David Wyss ist ein gefragter Redner rund um den Globus. Jede Woche gibt der Experte mehrere Interviews für Funk und Fernsehen. Seit 1999 ist er Chefökonom der Ratingagentur Standard & Poor’s (S&P). Zuvor beriet er den US-Präsidenten, die amerikanische Notenbank und die britische Zentralbank. Im Interview sagt er er, wohin sich Aktien- und Rentenmärkte entwickeln, was der Ölpreis macht, wohin der Dollar steuert.
Euro am Sonntag: Die US-Konjunktur überraschte im zweiten Quartal mit einem Anstieg um 3,3 Prozent. Was sind die Gründe dafür?
David Wyss: Der Großteil des Nettozuwachses stammte aus dem Export. Das Handelsdefizit hat sich enorm verringert. Vieles verbirgt sich zwar hinter dem stark gestiegenen Ölpreis. Die Verbesserung des nominalen Handelsdefizits ist viel geringer. Aber im Volumen gerechnet, liegen wir großartig.
Wie wird sich die US-Wirtschaft im dritten und vierten Quartal entwickeln?
Wir rechnen mit einem Zuwachs von rund 1,5 Prozent im dritten Quartal. Im vierten Quartal sehen wir einen Rückgang um 0,5 Prozent, im ersten Quartal 2009 dann minus 1,5 Prozent, also haben wir eine Rezession.
Besteht überhaupt noch eine Möglichkeit, die Rezession abzuwenden?
Ja, wenn sich der jüngste Rückgang des Ölpreis fortsetzt, könnte wir möglicherweise eine Rezession umgehen.
Bei welchem Ölpreis könnte das der Fall sein? Muss das Öl unterhalb von 100 Dollar fallen?
Unsere Prognose haben wir im vergangenen Monat erstellt, sie basiert auf einem Ölpreis von 130 Dollar zum Jahresende, was zu dieser Zeit optimistisch war (lacht). Wir sind nun gerade dabei, die Prognose anzupassen. Ich vermute, wir dürften bei 110 Dollar landen. Ich glaube, der jüngste Rückgang war zu stark. Das Öl dürfte noch einmal rauf gehen, bevor es fällt.
Was sind die größten Herausforderungen für die US-Wirtschaft?
Ich glaube, Problem Nummer eins ist das Öl. Das ist das größte Risiko. Wenn Öl abermals auf 150 Dollar steigt oder sogar noch höher, dann würde alles schlechter aussehen. Problem Nummer zwei ist der Immobilienmarkt. Wir haben einen starken Rückgang der Hauspreise gesehen, das beeinflusst das Vermögen der Haushalte. Der Rückgang im Immobiliensektor hat uns ein Prozent Wachstum gekostet – jeweils voriges und dieses Jahr. Die gute Nachricht ist: Bei der Anzahl der Transaktionen zeichnet sich eine Bodenbildung ab.
Wie viele Zwangsversteigerungen erwarten Sie in diesem und im nächsten Jahr?
Ich kann Ihnen keine genaue Zahl nennen, aber die Zahl wird zunehmen. Die Hauspreise gehen runter, das führt zu mehr Zwangsversteigerungen. Wenn der Hauspreis unter den Wert der Hypothek fällt, schicken die Leute die Schlüssel zur Bank zurück.
Vor gut einem Jahr wurde die Fed heftig in den Medien und von Experten kritisiert, den Leitzins nicht frühzeitig genug gesenkt zu haben. Schließen Sie sich dem an?
Ja, sie hätten die Zinsen viel früher senken sollen.
Es sieht doch so aus, als ob die Fed rückblickend selbst mit ihrer verspäteten Leitzinssenkung erfolgreich war?
Ja, aber vergessen Sie nicht, wir hatten das Konjunkturprogramm. Das hat uns im zweiten Quartal sehr geholfen. Aber wir müssen das bezahlen (lacht). Daher glauben wir auch, dass das vierte Quartal und das erste negativ ausfallen werden, weil es keine stimulierenden Schecks mehr gibt.
Sollte die Regierung also ein neues Programm starten?
Nein das wäre jetzt zu spät. Wenn sie das beschließen würden, dann glaube ich, hätten die Leute das Geld erst im zweiten Quartal des nächsten Jahres. Zudem haben wir im nächsten Jahr ein Haushaltsdefizit in Höhe von 482 Milliarden Dollar.
Wenn Sie die EZB und Fed vergleichen, dann fokussiert sich die EZB auf die Inflation, während die Fed in erster Linie die Konjunktur im Blick hat. Wer hat die bessere Strategie?
Ich glaube, die Fed hat die bessere Bilanz. Zwei Gründe: Erstens konzentriert sich die EZB zu sehr auf die formelle Inflationsrate. Sie können aber bei steigenden Ölpreisen nichts machen. Zweitens: Es sollte nicht deren Aufgabe sein, eine Rezession zu forcieren, jedes Mal wenn die Araber oder Russen entscheiden, den Preis fürs Öl anzuheben. Ich finde, das ist keine gute Lösung. Ich glaube schon, dass der primäre Fokus auf der Steuerung der Inflation liegen sollte. Aber man sollte das nicht ohne die Berücksichtung des Wachstums machen. Ich bin der Meinung, die EZB ist zu stark auf die kurzfristige Inflation ausgerichtet statt auf die Inflationserwartung und die Wachstumsaussichten.
Nach der Subprime-Krise sehen wir enorme Spreads im Rentenmarkt. Der Markt für Börsengänge ist praktisch tot.
Richtig, an der Börse herrscht Chaos. Die Kurse sind weit unten. Aktienmärkte geben nach in Rezessionen. Und bislang korrigierten sie noch nicht so stark, wie sie es üblicherweise tun.
Dennoch ist die Kapitalbeschaffung nach der Kreditkrise für de Firmen teuer und schwierig geworden.
Die meisten US-Firmen besorgen sich derzeit kein Geld. Ein Grund ist, dass sie auf gigantischen Barmittelsummen sitzen. Wenn Sie sich die Cashbestände der im S&P 500 vertretenen Firmen anschauen, dann halten die insgesamt mehr als 600 Milliarden Dollar. Das Problem sind die kleineren Gesellschaften. Erstaunlich ist aber auch hier, dass die Auswirkung gar nicht so groß ist. Wir sehen indes weniger Übernahmen und Fusionen, weil ein Großteil über Bonds finanziert wird. Das können sie derzeit nicht tun. Wir haben daher eine Rotation: Vor einem Jahr hatten wir viele Transaktionen – von Akquisitionen bis hin zu Going Privates. Jetzt sehen wir, dass die großen Konzerne mit ihren hohen Cashsummen strategische Übernahmen mit ihrem Geld abwickeln. Und viele ausländische Firmen drängen wegen des niedrigen Dollarkurses in den Markt.
Der Dollar hat aber gedreht und ist stärker geworden.
Richtig, der Dollar ging von 1,58 auf 1,45 Euro. Also legte er um rund zehn Prozent zu. Der Dollar ist aber immer noch sehr niedrig bewertet im Vergleich zu dem Niveau vor anderthalb Jahren.
Wird der Dollar langfristig stärker?
Wenn Sie sich Währungen anschauen, dann bewegen sie sich wie Treppenstufen. Zuletzt passierte das 2003/2004, als der Dollar von 0,82 auf 1,38 Euro fiel. Anschließend ging er zurück auf 1,25 Euro. Jetzt passierte das Gleiche: Er ging von 1,25 auf 1,58 Euro. Nun zurück auf 1,45 Euro. Er wird sich hier nun stabilisieren für ein paar Jahre. Unsere Dollar-Prognose liegt in der Bandbreite zwischen 1,40 und 1,50 Euro für das nächste Jahr.
Wie schätzen Sie die chinesische Währung ein?
Der Renminbi muss stärker werden. Was wir jetzt sehen, ist, dass das US-Handelsdefizit wieder in Ordnung kommt. Das heißt, dass ein anderes Land seinen Überschuss verlieren muss. Auf der Welt gleichen sich die Haushalte immer gegenseitig aus.
www.finanzen.net
nicht als im Markt nach gegeben. Ich würde auch lieber mal erst von Rezession sprechen, wenn wir eine haben und nicht immer das eine kommt.
So intelligent wie jetzt nach Wahrscheinlichkeiten Meinungen zu äußern ist mir zu nix zu gebrauchen.
Beispiel:
Ich sage der Markt wird eine schwache Konjunktur erfahren. Dann sagen jetzt viele, das sei unwahrscheinlicher aber nicht ausgeschlossen.
Gruß DuD
So intelligent wie jetzt nach Wahrscheinlichkeiten Meinungen zu äußern ist mir zu nix zu gebrauchen.
Beispiel:
Ich sage der Markt wird eine schwache Konjunktur erfahren. Dann sagen jetzt viele, das sei unwahrscheinlicher aber nicht ausgeschlossen.
Gruß DuD