jetzt auch frankreich


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Neuester Beitrag: 06.02.03 13:47
Eröffnet am:06.02.03 13:47von: hoernchenAnzahl Beiträge:1
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06.02.03 13:47
Paris (dpa) - Jetzt rückt auch Frankreich dem Krieg gegen Bagdad eine Handbreit näher. Gewalt bleibe zwar das «letzte Mittel», sagte Außenminister Dominique de Villepin vor den Vereinten Nationen in New York, schloss aber einen Waffengang deutlicher denn je nicht aus. Noch am Vortag hatte Präsident Jacques Chirac die bisherige Pariser Formel einmal mehr wiederholt - «Krieg ist die schlechteste aller Lösungen». Das ist ein feiner, aber doch unübersehbarer Unterschied.

Frankreich, ständiges Mitglied im Weltsicherheitsrat, dürfte jedenfalls kaum zu einem Veto greifen, wenn dort bald über Krieg oder Frieden abgestimmt wird. Man will sich letztlich nicht von Washington abkoppeln. Villepin machte auf den Gängen des UN-Glaspalastes klar, was er vor dem Sicherheitsrat nur hatte durchblicken lassen: «Wir sind die Freunde der USA. Wir waren immer Freunde und werden Freunde bleiben, möge kommen, was da wolle.» Allein zum jetzigen Zeitpunkt lehnen die Franzosen einen Krieg ab - nichts dürfe übereilt werden.

Die Zeit mindestens bis nach dem Bericht der UN-Waffeninspekteure um ihren Chef Hans Blix am 14. Februar wird Chirac dringend brauchen. Denn seine Landsleute sind mit einer derart überwältigenden Mehrheit gegen einen Krieg, dass Überzeugungsarbeit nicht von heute auf morgen erfolgreich sein wird. Der konservative Villepin warnte mit Bedacht gleich am Tag nach dem UN-Auftritt seines US-Kollegen Colin Powell vor der «irakischen Gefahr» aus biologischen und chemischen Waffen. Selbst der frühere sozialistische Minister und Ex-Kosovo-Beauftragte der UN, Bernard Kouchner, kann es sich schlecht vorstellen, «dass Frankreich sich von dem Kampf gegen einen Tyrannen distanziert».

Auch die «Alte Welt», wie US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld die lockere Anti-Kriegs-Allianz Paris und Berlin abgetan hat, bewegt sich also - zumindest auf der französischen Seite. Paris verschickt zwar keine Unterstützerbotschaft von der Seine an den Potomac, wie es zuletzt zehn ost- und südosteuropäischen Länder getan haben. Frankreich will aber auch nicht abseits stehen, wenn nach einem Krieg die Zukunft des Iraks entschieden wird. Und es will den Schaden für die UN bei einem US-Alleingang vermeiden. Hatte nicht auch Staatspräsident François Mitterrand 1991 erst in letzter Minute den Golfkrieg gutgeheißen?

Die ausgeklügelte französische Diplomatie braucht bei alledem noch nicht einmal einen eigentlichen Rückzieher zu machen. «Wir halten uns alle Optionen offen», lautete seit der ersten UN-Resolution zum Irak der Standardsatz in Chiracs Elysée-Palast und auch am Quai d'Orsay, dem Außenministerium. Mit einem noch einmal massiv verstärktem Druck auf Bagdad bei gleichzeitigem Einsatz von mehr Waffeninspekteuren soll Saddam Hussein die allerletzte Chance haben, in die Knie zu gehen und so den Krieg zu verhindern. Oder aber auch zu beweisen, dass er letztlich doch gewaltsam aus Bagdad vertrieben werden muss.

«Noch sind wir aber nicht bei einer zweiten UN-Resolution (zu einem Krieg gegen den Irak)», beschwichtigt Villepin und greift die alte Marschrichtung wieder auf: Kein automatischer Rückgriff auf die Gewalt. Paris stehe aber unter dem Druck der USA, der UN und «eines nicht unerheblichen Teils Europas», klagen französische Medien: «Wir haben jetzt sehr wohl eine wichtige Schwelle bereits überschritten.»


gruss hoernchen
 

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