Montag, 16. Juni 2003 | Falk: Wird Vermögen eingezogen? Ermittlung: Verlagserbe soll Aktienkurs seiner Firma manipuliert haben. 33-Jähriger weiter in Haft.
Jetzt geht es um das Vermögen des Internet-Unternehmers und Verlagserben Alexander Falk (33): Fahnder des Landeskriminalamtes und die Staatsanwaltschaft haben Arrest-Beschlüsse für mehr als 500 Millionen Euro beantragt, um das Geld von Falk und seinen mutmaßlichen Mittätern im Rahmen der Vermögensabschöpfung einzuziehen. Dazu gehören nach Abendblatt-Informationen auch die Privathäuser des Faltkarten-Erben in Hamburg und in Kapstadt.
Falk sitzt seit Freitagabend in der Untersuchungshaftanstalt am Holstenglacis. Gegen den Internet-Unternehmer und sechs weitere Beschuldigte wird wegen des Verdachts des schweren Betruges und Verstoßes gegen das Aktiengesetz ermittelt.
Unterdessen sind Hintergründe der Scheingeschäfte, mit denen Falk den Aktienkurs seiner Firma Ision in die Höhe getrieben haben soll, bekannt geworden: So soll sich Falk mit den sechs mutmaßlichen Mittätern, dem Anwalt Christian v. L. und den Ision-Managern Hubertus W., Maarten R., Ralf S., Dirk W. und Diedrich-Alexander A., im September 2000 in den Geschäftsräumen der Ision am Steinhöft (Neustadt) getroffen haben, um einen Plan für die Manipulation des Aktienkurses auszuarbeiten.
Die Ermittler haben nach Informationen des Abendblatts E-Mails und Briefwechsel sichergestellt, die sich auf den Inhalt des Treffens beziehen - ein Meeting. Falk soll dabei vorgeschlagen haben, die Distefora Holding, die 75 Prozent der Ision besaß, für Geldtransaktionen zur Verfügung zu stellen. Der Plan war, für die Abwicklung von fiktiven Aufträgen eigene und befreundete Firmen zu nutzen.
Zwei der Beschuldigten sollen den Geldfluss erarbeitet haben. Zwei weitere mutmaßliche Mittäter sollen dann die fingierten Umsätze rückwirkend in die Buchhaltung der Ision eingearbeitet haben. Dabei sollen sie sogar Belege nachträglich von Hand ausgestellt haben. Falk soll so den Aktienkurs der Ision stabilisiert haben - entgegen dem Trend am Neuen Markt. Die mutmaßlichen Betrüger kassierten nach dem Verkauf der Ision - zu einem völlig überhöhten Preis laut Staatsanwaltschaft - 233 Millionen Schweizer Franken, während die Kleinanleger ihr Geld verloren.
Falks Rechtsanwalt Gerhard Strate (52) hat wie angekündigt Haftbeschwerde eingelegt. Es sei absurd, Fluchtgefahr anzunehmen, nachdem sein Mandant sich freiwillig gestellt habe. Es liege außerdem kein Betrug vor. Das britische Unternehmen, das die Ision AG übernommen habe, sei selbst an hohen Umsätzen interessiert gewesen. Die hohen Umsätze seien durch "Buchungen im Verbund" sowie mit der Holding erzielt worden. kj erschienen am 11. Jun 2003 in Hamburg | |