Bloomberg/Dow Jones LONDON. Der Plan ist Teil einer Umstrukturierung des Investmentbankings. Die britische Großbank teilte am Mittwoch mit, dass sie in London rund 30 Mitarbeiter aus dem Bereich der Unternehmensfinanzierungen entlassen will. Weitere Jobkürzungen an anderen Standorten schloss HSBC nicht aus. Dafür will die Bank sich mehr auf andere Investmentbanking- Aktivitäten wie Fusionen und Übernahmen konzentrieren. Weltweit kommt HSBC bei der Fusionsberatung auf den 15. Platz, zeigen Daten von Bloomberg. Im vergangenen Jahr belegte die Bank Platz 14.
Russland spielt bei den HSBC- Planungen offenbar eine besondere Rolle. Dort haben Fusionen und Übernahmen mit 19,2 Mrd. Dollar in diesem Jahr ein Rekordvolumen erreicht. Es ist fast doppelt so hoch wie in den beiden Vorjahren zusammengenommen. Das Volumen der Anleiheemissionen ist auf ein Allzeithoch von 4,7 Mrd. Dollar geklettert. „Wir reiten auf einem Boom und wir wollen hier wachsen“, sagte John Nicholls, Leiter Transaktionen bei HSBC in Moskau, in einem Telefoninterview mit der Nachrichtenagentur Bloomberg News. „Russland ist einer der wichtigsten Schwellenmärkte, und wir sehen hier in allen Geschäftsfeldern ein enormes Potenzial.“ Ende des Jahres will HSBC in Russland 75 Mitarbeiter beschäftigen, das sind 50 Prozent mehr als zu Beginn des Jahres.
Nicht nur HSBC setzt verstärkt auf den russischen Markt. Die größte Präsenz unter den internationalen Investmentbanken zeigt bislang Brunswick UBS. Das Gemeinschaftsunternehmen zwischen UBS und Brunswick Investment beschäftigt etwa 125 Angestellte und stellt „auf allen Ebenen ein“, sagte Ed Kaufman, Leiter des Investmentbankings, Anfang September. Credit Suisse First Boston beschäftigt 90 Mitarbeiter in Russland und erwägt, das Aktienteam zu vergrößern. Goldman Sachs baut derzeit ein Team für Kapitalmärkte und Übernahmen auf.
HSBC zieht auch Übernahmen in Russland in Betracht, sagt Nicholls. „HSBC wird Akquisitionsmöglichkeiten weltweit überprüfen, wenn sie aufkommen, und das schließt Russland nicht aus.“ Bisher war HSBC in Russland vor allem im Handel mit Gold, Devisen und Derivaten sowie als Geschäftsbank tätig. Im August arrangierte die Bank zusammen mit sechs anderen Banken einen Kredit über eine Milliarde Dollar für Yukos.
In Zukunft will HSBC auch ins Privatkundengeschäft einsteigen, kündigte Nicholls an. „Die Frage ist nicht, ob, sondern wann“, sagte er. Das Privatkundengeschäft in Russland ist im Jahr 2002 auf das Doppelte angewachsen, berichtete Standard & Poor's. Citigroup , International Moscow Bank, die zu mehr als 40 Prozent im Besitz der Hypo-Vereinsbank ist, und die Raiffeisen Zentralbank Österreich sind die drei größten ausländischen Banken, die in Russland im Privatkundengeschäft tätig sind.