Zinsen: Vom "Islamic Banking" lernen?


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Neuester Beitrag: 07.04.03 14:03
Eröffnet am:16.12.02 17:00von: BRAD PITAnzahl Beiträge:42
Neuester Beitrag:07.04.03 14:03von: gurkenfredLeser gesamt:3.195
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5937 Postings, 8134 Tage BRAD PITZinsen: Vom "Islamic Banking" lernen?

 
  
    #1
1
16.12.02 17:00
In diesen Zeiten, wo die Haushaltlöcher größer als Scheunentore sind und der Staat nur noch verzweifelt damit beschäftigt ist zu prüfen, "wie" man was noch den Steuerzahlern abnehmen kann, kam mir folgender Gedanke.

Der Staat wendet sich zunehmend an den Mittelstand. Und mit Steuern, wie der Vermögenssteuer, auch an die Super-reichen.
Das ist in zweierlei Hinsicht gefährlich:

1. Fördert man dadurch nur noch mehr Kapitalflucht und kriminalisiert diejenigen, die ihr sauer verdientes retten wollen (Stichwort: Steuerhinterziehung). An einen Rückfluss des bisher geflüchteten Kapitals ist damit schon garnicht zu rechnen.

2. Vermögensbildung und Kapitalanhäufung sind die Grundmotoren des Kapitalismus. Die Wirtschaft verliert jeglichen Ansporn, wenn die eine efolgreiche Kapitalvermehrung mehr und mehr durch Abgaben und Steuern verwässert wird. Es ist aus, wenn sich jeder Unternehmer fragen muß: "Wozu tue ich das noch und was bleibt mir am Ende".

Wenn die herkömmlichen Mechanismen der Politik und Wirtschaft nicht mehr funktionieren, dann wird es Zeit, sich nach alternativen Modellen umzuschauen.

Der "Islam" selbst genießt zwar in den letzten Monaten zunehmend kritische bis sehr negative Kritik. Dennoch gibt es auch hier durchaus Dinge, die man nicht verteufeln sollte und losgelöst von religiösen Fragen betrachten sollte.

Eines davon sind die Grundgedanken zu Zinserträgen. Insofern ist mein Titel "Islamic Banking" nur halb zutreffend und hätte eher "Abschaffung von Zinsen" heißen können.

Ein Experte in Sachen "Islamic Banking" bin ich zwar nicht, soviel weiß ich aber:

Im Islam gilt es als eine der größten Sünden, wenn man als wohlhabender Mensch von den "Zinsen" seines Kapitals lebt. Es ist gewollt, dass Kapital immer in Bewegung ist und zu Investitionen genutzt wird.
"Zinsen" sind wiederum das Lebenselexier der Banken. Somit wiedersprechen sich Banken und Islam eigentlich. In unserem Jahrhundert hat man aber versucht, unter dem Decknamen "Islamic Banking" einen (faulen)Kompromiss hierfür zu finden.

Der Grundgedanke des Islam hierzu besagt, dass Vermögen mit Leistung zutun hat und haben soll. Wer also Vermögen hat, der darf es natürlich behalten, muß aber damit "arbeiten".

Wenn man diese Idee verfolgt, dann entdeckt man einen verborgenen Schatz.

Auf Deutschlands Sparbüchern und an Festgeldern lagern derzeit ca. 3.000.000.000.000,00 Euro.
Dieses Geld liegt zwar nicht komplett brach, kommmt aber über Banken nur begrenzt in Umlauf.

Statt die Steuerzahler mit Vermögenssteuer, oder Zinsabschlagsteuer .etc.  zu "bestrafen", würde es vollkommen ausreichen, mit ähnlichen Vorschriften das Kapital in Deutschland "IN GANG" zu setzen.

Jeder Vermögende würde sich aktiv am Wirtschaftsgeschehen beteiligen müssen. DAs ist zwar hart, aber gerecht. Wer sein Vermögen geschickt steuert kann es sogar weiter vermehren und wer weniger geschickt ist, kann dafür Berater einsetzen.

Was haltet ihr zunächst einmal von der Grundidee??
 
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246 Postings, 7960 Tage baer45@Thomastradamus - Bankkredite

 
  
    #18
17.12.02 17:23
musst Du BRAD PIT fragen. Hast meine Ironie (#14) nicht verstanden. Zur Verdeutlichung lese bitte #11.

Den Vergleich von BP mit Kuwait finde ich toll!! Wieso nicht Pakistan??

Kurz: bringt Kapital keine Rendite und das Sparbuch keine Zinsen geht es abwärts.  

5937 Postings, 8134 Tage BRAD PIT@baer45

 
  
    #19
17.12.02 17:27
Ich finde es schade, wenn bei manchen das Motto einfach heißt: Hauptsache Kontra. Vorschläge schon im Keim bekämpfen.  

246 Postings, 7960 Tage baer45ein kleiner Überblick

 
  
    #20
17.12.02 17:37
Elmar Waibl

"Im Namen des Propheten":

Die Wirtschaftsauffassung des Islam


Die islamische Welt, die wir lange Zeit eher von ferne wahrgenommen haben, ist in der jüngeren Vergangenheit verstärkt in unser Blickfeld getreten. In den vergangenen Jahrzehnten war es der breite Zustrom von islamischen Gastarbeitern in die europäischen Industrienationen[1] sowie die Ölkrise der achtziger Jahre, die uns die Verflechtung unserer Volkswirtschaften mit der Welt des Islam zu Bewusstsein gebracht hat. Mit den Ereignissen vom 11. September ist die Welt des Islam voll in das Zentrum unserer Aufmerksamkeit gerückt - allerdings mit der Gefahr, fundamentalistische Ausprägungen fälschlich mit dem Islam insgesamt gleichzusetzen.

Verstärkt wird diese Gefahr dadurch, dass sowohl das Wissen über die islamische Welt im allgemeinen als auch das Wissen über das islamische Verständnis von Wirtschaft und Gesellschaft im speziellen wenig verbreitet ist, - viel weniger jedenfalls, als es dem Gewicht der Sache angemessen ist. Darüber - wenigstens im Grundlegenden - Bescheid zu wissen, ist aber ein dringendes Gebot der Stunde. Die Sozial- und Wirtschaftsauffassung des Islam ist nämlich ein nicht zu unterschätzender Faktor auch für die politische Orientierung der islamischen Welt und ein Einblick in diese Zusammenhänge somit eine unabdingbare Voraussetzung für das Verständnis der gegenwärtigen geopolitischen Konstellation und ihrer Entwicklung. Das gilt im besonderen angesichts der Reislamisierungstendenzen gewisser Länder, d.h. angesichts der Tendenz, Wirtschaft und Gesellschaft wieder verstärkt in den normativen Rahmen der Religion einzubinden - eine Tendenz, die dem Säkularisierungstrend der westlichen Gesellschaften zuwiderläuft und den Islam in westlichen Augen als fremd- und andersartig erscheinen lässt.

Der Ruf der Fremd- und Andersartigkeit, der dem Islam hierzulande vielfach anhaftet, ist dabei eigentlich nur zum Teil begründet. Liest man nämlich den Koran, das Heilige Buch des Islam, im Hinblick auf seine sozial- und wirtschaftsethische Doktrin, so wird man bald gewahr, dass in manchen Fragen weitgehende Übereinstimmung mit dem Christentum (vor allem mit dem Christentum der Patristik und Scholastik) vorliegt.[2]

Diese für den Außenstehenden zunächst vielleicht überraschende Feststellung erscheint weniger befremdlich, wenn man zur Kenntnis nimmt, dass der Koran auch in anderer Hinsicht Elemente enthält, die zu den gewohnten Vorstellungen der christlichen Theologie gehören: Da ist die Rede von Adam und Eva, vom Brudermord zwischen den beiden Söhnen Adams, von der Auferstehung am Jüngsten Tag, von Engeln und Teufeln sowie von der ewigen Belohnung des Guten und der ewigen Vergeltung des Bösen in Himmel und Hölle.[3] Diese uns vertrauten Vorstellungen kommen daher, dass der Islam das Evangelium - zusammen mit der Thora - als frühere Botschaften ansieht, die Allah an die Menschen gerichtet hat. Der Koran ist die Lehre, die diese früheren Lehren fortsetzt.[4] Jesus ist nach islamischer Auffassung (neben Noah, Salomo, David, Abraham, Isaak, Jakob u.a.) einer der Gesandten Allahs. Mohammed (570-632 n.Ch.) ist der letzte Gesandte Allahs, und der Koran ist die Offenbarung, die von Allah an Mohammed ergangen ist.[5] Vehement abgelehnt wird von den Mohammedanern allerdings der Glaube der Christen, dass Esra bzw. Christus der Sohn Gottes sei: "Allahs Fluch über sie! Wie sind sie irregeleitet!"[6] "Es gibt nur einen einzigen Gott! Fern von ihm, dass er einen Sohn habe!"[7] Diese Differenz in der Gottesvorstellung führt dann zur Forderung: "O Gläubige, nehmt weder Juden noch Christen zu Freunden".[8]

Welche sind nun im einzelnen die wirtschaftsethischen Prinzipien des Koran?
a) Ehrlichkeit und Gerechtigkeit in den Tauschbeziehungen:
Den Gläubigen wird geboten, "volles Maß und Gewicht" zu geben,[9] Versprechen zu halten, Verträge zu wahren[10] und sich nicht durch Übervorteilung zu bereichern: "Bringt euch nicht sündlich selbst um euer Vermögen, bestecht auch nicht den Richter, damit ihr einen Teil des Vermögens eures Nächsten unrechtmäßig, gegen besseres Wissen und Gewissen, erhaltet."[11]

b) Zinsverbot:
"Diejenigen, die Zins nehmen (verzehren), sollen nicht anders auferstehen, als einer aufersteht, den Satan mit Wahnsinn geschlagen hat. Dies, weil sie sprechen: ‚Handel ist gleich Zinsnehmen', während Allah doch Handel erlaubt und Zinsnehmen untersagt hat."[12]

c) Almosengeben:
Die Gläubigen sind gehalten, den "Überschuss" als Almosen zu geben,[13] und zwar an die Verwandten, Armen und Waisen, für die Pilger und Wanderer, für den Loskauf der Gefangenen und für die Auslösung der Schuldner sowie für die Förderung der Religion.[14] "Allah lässt den Zins (des Wucherers) dahinschwinden, aber verzinst die Mildtätigkeit."[15]

d) Aussetzen des Handels: "O, die ihr glaubt, wenn der Ruf zum Gebet am Freitag erschallt, dann eilt zum Gedenken Allahs und laßt den Handel ruhn."[16]

e) Irdisches Leben und Besitz:
Die eigentliche Bedeutung des irdischen Daseins liegt darin, Zeit der Bewährung für das Jenseits zu sein.[17] Die wirtschaftliche Daseinsvorsorge hat im Bewusstsein zu erfolgen, dass sich der Wirtschaftserfolg nicht der menschlichen Eigenmächtigkeit verdankt: Allah ist es, der alles gedeihen lässt und jedem nach seinem Gutdünken zuteilt.[18] Diejenigen, die Gold und Silber anhäufen und die Reichtümer nicht im Sinn der Religion verwenden, ziehen Gottes Vergeltung auf sich: Am Tag des Gerichts "sollen diese Schätze am Feuer der Hölle glühend gemacht und ihre Stirnen, Seiten und Rücken damit gebrandmarkt werden."[19] Der Umgang mit den irdischen Gütern hat im Bewusstsein ihrer Vergänglichkeit zu erfolgen, denn viel bedeutsamer ist, was dem Gläubigen für das Jenseits verheißen ist: ein ewiges Verweilen in "Gärten, von Flüssen durchströmt (...), unbefleckte Frauen und das Wohlwollen Allahs".[20] Weiter wird gefordert, dass sich der Fromme von Geiz und Verschwendung gleichermaßen fernhält;[21] er hat - entsprechend dem Almosengebot - mildtätig zu sein, darf aber mit seinem Vermögen nicht verschwenderisch umgehen, "denn die Verschwender sind Brüder des Satans".[22]

Die generelle Eigentumsauffassung des Islam fußt auf der Glaubensüberzeugung, dass nicht die Menschen die eigentlichen Herren der Erde sind,[23] sondern Gott, denn "Allah gehören die Schätze des Himmels und der Erde".[24] Gott ist der oberste und absolute Eigentümer, der den Menschen die irdischen Güter als Besitz zuteilt.

Was das Recht auf Privateigentum anlangt, ist zu sagen, dass es grundsätzlich anerkannt ist - sofern rechtmäßig erworben. Als Quellen für rechtmäßig erworbenes Privateigentum gelten: Eigenleistung, Gewinnbeteiligung aus einkommenschaffenden Investitionen, Schenkung sowie Vererbung nach den speziellen Vererbungsregeln.[25] Unrechtmäßig sind Übervorteilungsgewinne, die auf Ausbeutung, Bestechung, Vertragsbruch, Zinswucher und Ausnutzung fremder Notsituationen beruhen. Unrechtmäßig sind ebenfalls Gewinne, die sich aus einer monopolistischen Verzerrung des Machtgleichgewichts der Marktparteien herleiten oder auf Spekulationen beruhen.[26] Nicht Koran-konform ("halal") sind - was konkrete Wirtschaftstätigkeiten anlangt - alle Geschäfte mit Alkohol und Tabak, Schweinefleisch, Glücksspiel und Pornographie. Diese Restriktionen erstrecken sich dabei auch auf den Bereich des Investments: So dürfen islamische Fonds beispielsweise keine Aktien von Fluggesellschaften enthalten, die im Rahmen des "Catering" mit Alkohol Geld verdienen. Die Gewinne, die der Investor aus derartigen Beteiligungen ziehen würde, wären unrechtmäßig.

Aber selbst nach all diesen Einschränkungen bleibt aufrecht, dass auch das rechtmäßig erworbene Privateigentum nur in einem limitierten Sinn gilt: Auf Grund seines Lehencharakters darf es nicht beliebig (z.B. zum Schaden der Mitmenschen), sondern nur gemeinwohlverträglich gebraucht werden.[27] Geteilt sind die Meinungen aber in der Frage, ob das Recht auf Privateigentum nur bei gemeinwohlwidriger Verwendung erlischt (d.h. enteignet werden soll) oder ob natürliche Ressourcen und Produktionsmittel nicht von vornherein als Gemeineigentum festgesetzt (d.h. verstaatlicht) sein sollten.[28]

Ein weiterer genereller Grundzug der islamischen Wirtschaftsethik ist die Absage an das übermäßige Gewinninteresse und Erwerbsstreben.[29] Ein zeitgenössisches Dokument statuiert: "As Islam is a total system with a philosophy, in which ethics dominates over economic consideration, there is no obsession in Islam with growth rates."[30]

Ein Leitwert der islamischen Wirtschaftsethik ist ferner ein gewisser Ausgleich der Vermögensdifferenzen. Sowohl das Umverteilungsgebot, als auch die einschlägigen Erbbestimmungen[31] dienen dazu, allzu einseitigen Vermögenskonzentrationen entgegenzuwirken.

Dass die Postulate der islamischen Wirtschaftsethik ungebrochen gelten, zeigt die 1980 erlassene "praktisch-religiöse islamische Grundsatzerklärung",[32] in der die Wertgrundsätze des Wirtschaftens folgendermaßen zusammengefasst sind:

"Das islamische ökonomische System beruht auf sozialer Gerechtigkeit, Gleichheit, Maßhalten und ausgewogenen Beziehungen. Es ist ein universelles System, das ewige Werte enthält, die des Menschen Rechte gewährleisten und ihn ständig an seine Verpflichtungen gegenüber sich selbst und der Gesellschaft erinnern. Es verbietet jede Form der Ausbeutung, ehrt die Arbeit und ermutigt den Menschen, seinen Lebensunterhalt auf ehrliche Weise zu verdienen und sein Einkommen auf vernünftige Art zu gebrauchen. Die wichtigsten Eigenschaften dieses Systems sind:

1. Alle natürlichen Rohstoffe sind von Allah anvertrautes Gut (...), und der Mensch ist persönlich und kollektiv der Hüter (...) dieser Rohstoffe. Des Menschen wirtschaftliche Leistung und ihre Belohnung ergeben sich aus der Natur dieses Sachverhalts.

2. Reichtum muss durch Leistung und auf gesetzliche Weise erworben werden. Er sollte bewahrt und nur entsprechend den Vorschriften Allahs und Seines Propheten eingesetzt werden.

3. Reichtum soll gerecht verteilt werden. Wenn persönlicher Reichtum die legitimen Bedürfnisse seines Besitzers befriedigt hat, sollte der Überschuss für die Befriedigung der Bedürfnisse anderer verwendet werden.

4. Alle materiellen Güter, die dem Menschen im allgemeinen und der UMMA im besonderen zur Verfügung stehen, müssen immer auf die beste Weise verwendet werden. Niemand hat das Recht, sie zu horten oder brachliegen zu lassen; oder sie zu vergeuden; oder sie in frivoler Weise zur Schau zu stellen, sei es als Person, Gemeinschaft oder als Staat.

5. Entwicklung ist ein wesentlicher Bestandteil wirtschaftlicher Tätigkeit. Teilnahme an ihr ist für jeden Muslim verpflichtend. Er muss hart arbeiten und immer versuchen, mehr zu produzieren als er für sich persönlich nötig hat, denn nur dann kann er seiner Verpflichtung zum zakat, dem Beitrag zum Wohl der andern, nachkommen.

6. Jeder Arbeiter hat das Recht auf eine gerechte Entlohnung für seine Arbeit. Es darf kein Unterschied gemacht werden, der auf Rasse, Farbe, Religion oder Geschlecht beruht.

7. Die Erwerbung von Reichtum und die Produktion von Gütern muss rechtens sein entsprechend den Vorschriften der sari´a. Geldverleihung gegen Zinsen (riban), Glücksspiel, Horten usw. sind als Erwerbsquellen nicht erlaubt.

8. Die Grundsätze von Gleichheit und Brüderlichkeit erfordern eine gerechte Teilung des vorhandenen Reichtums in guten wie in schlechten Zeiten. Zakat, sadaqa, ´afw (Überschuss) und Vererbung sind einige der Wege, die für ausgeglichene Verteilung von Reichtum und Besitz in der Gesellschaft in Frage kommen.

9. Personen, die infolge von dauernder oder zeitweiser Behinderung unfähig sind, für ihr eigenes Wohlergehen zu sorgen, haben gerechten Anspruch auf den Reichtum der Gesellschaft. Die Gesellschaft trägt für sie die Verantwortung und muss sich darum kümmern, dass die grundlegenden Notwendigkeiten des Lebens wie Nahrung, Kleidung, Wohnung, Erziehung und Gesundheitsfürsorge ohne Rücksicht auf ihr Alter, Geschlecht, Hautfarbe oder Religion ausreichend zur Verfügung stehen.

10. Die wirtschaftliche Macht der UMMA soll so strukturiert sein, dass Kooperation und Teilen innerhalb der UMMA mit einem Maximum an Selbstvertrauen und Eigenhilfe verbunden ist."

Der weitgehend allgemein gehaltene Charakter der Anweisungen, die der Koran und die Sunna (die überlieferten Aussprüche und Lebensgewohnheiten Mohammeds) beinhalten, führt naturgemäß zu Interpretationsproblemen. Besonders betroffen ist davon das Zinsverbot, dessen Bedeutung anhaltend umstritten ist. Nach Einschätzung des Islam-Experten A. Ghanie Ghaussy geht die Meinung der meisten Exegeten dahin, dass Zins für Konsumtivkredite verboten, Zins für Produktivkredite (als eine Form der Gewinnbeteiligung) hingegen erlaubt ist.[33]

Weil auch die Geldanlage zu (vorab von den Banken zugesicherten) fixen Zinsen unter die vom Islam verbotenen spekulativen Geldgeschäfte fällt, hat sich beispielsweise folgende Vorgangsweise entwickelt: In den zinslosen Banken, die es in islamischen (und neuerdings auch in europäischen) Ländern gibt, werden auf Einlagen keine Zinsen gezahlt, sondern Ausschüttungen nach dem - vom Koran erlaubten - Prinzip des Beteiligungsgeschäfts geleistet. Das Modell von A. El-Naggar sieht beispielsweise vor, dass "Sicht-, Termin- und Spareinlagen bei den Banken nicht a priori verzinst werden, sondern der Beteiligung und Finanzierung der von der Bank geförderten Investitions- und Dienstleistungsprojekte dienen (sollen). Erst aus den Gewinnen dieser Projekte, die der Bank zufließen, könnte dann nach Abzug der Verwaltungskosten der Bankgewinn ermittelt und dieser Gewinn nach bestimmten Schlüsseln an die Bankeinleger und Kapitaleigner in Form von Dividendenausschüttungen verteilt werden."[34]

Wie Ibrahim Dalkusu zum Thema Zins ("Riba") erläutert, darf die "Überlassung von Geldkapital (...) nicht zu einem festen Preis (Zins) erfolgen. Es darf nur als Risikokapital eingesetzt werden und hat lediglich Anspruch auf eine unsichere Rendite." Um die - in islamischen Augen - unfaire Risikoverteilung zwischen dem haftendem kreditnehmenden Unternehmen und dem nichthaftenden Kreditgeber zu vermeiden, sehen die islamischen Investmentmodelle (z.B. "Musharaka", "Mudaraba") grundsätzlich nur Beteiligungen vor, bei denen der Kreditgeber nicht nur an den Gewinnchancen des kreditnehmenden Unternehmens beteiligt ist, sondern auch am Verlustrisiko.[35] Dass der Investor (in Form vorab fix vereinbarter Zinsen) auch dann noch gewinnt, wenn das kreditnehmende Unternehmen keinen Gewinn, sondern Verluste erwirtschaftet, ist somit im islamischen Gewinn-Verlust-Beteiligungsmodell ausgeschlossen.

Wie im Wort "Islam" (wörtlich: "Unterwerfung", "Hinwendung zu Gott") angezeigt, versteht sich der Islam als eine Orientierung, die alle Daseinsbereiche in ein einheitliches religiöses Wertsystem einbindet. Wegen der unterschiedlichen Ausdeutungsmöglichkeiten führt die Idee, die Gestaltung alles Irdischen im Religiösen zu verankern, in der Praxis aber zu sehr unterschiedlichen Resultaten, was die Berechtigung fraglich erscheinen lässt, überhaupt von der islamischen Welt zu reden. Der historische Wandel im Widerstreit von Säkularisierungs- und Refundamentalisierungstendenzen sowie die Ausbildung lokaler Sonderformen haben ebenfalls dazu beigetragen, dass sich die islamische Welt in ihrer Zielvorstellung über die Ordnung von Wirtschaft und Gesellschaft heute ziemlich uneinheitlich präsentiert. Die Palette unterschiedlicher Ausrichtungen reicht in den verschiedenen islamischen Staaten von gewissen säkular-liberalen Vorstellungen über religiös-sozialistische bis hin zu fundamentalistischen. [36]

Dass sich die islamische Welt - trotz ihrer Berufung auf ein und dasselbe religiöse Fundament - in relativ unterschiedliche Wirtschafts- und Gesellschaftssysteme aufsplittern konnte, liegt neben dem geringen Präzisierungsgrad, den die wirtschaftsethischen Direktiven in den religiösen Quellen aufweisen, auch daran, dass der Islam praktisch kein wirtschaftspolitisches Ordnungsdenken entwickelt hat.[37] Ghani Gaussy meint, "dass die aus den Inhalten der klassischen Lehre abzuleitende Wirtschaftsordnung des Islam weitgehend einer Marktwirtschaft mit dem Imperativ des sozialen Ausgleichs - also der "sozialen Marktwirtschaft" am nächsten kommt, ohne aber mit ihr gleichsetzbar zu sein.[38] Die abweichenden Auffassungen der Vertreter des Modernismus einerseits und des Fundamentalismus[39] andererseits zeigen, dass innerhalb des Islam selbst kaum Einigkeit darüber besteht, welche konkrete Wirtschaftsordnung der Islam eigentlich nahelegt.

Strittig ist deshalb auch, ob die Gründe für das Ausbleiben einer dynamischen Entwicklung in der islamischen Welt in einem inneren Widerstand des Islam gegen den Kapitalismus zu suchen sind oder nicht. Tatsache ist, dass die islamische Welt, die in vormoderner Zeit in Wissenschaft und Technik einen hohen Standard aufzuweisen hatte, sich heute (so der Orientalist Munir Ahmed[40]) "technologisch hoffnungslos im Rückstand befindet". Der marxistische Islamwissenschafter Maxime Rodinson vertritt die Auffassung, dass es keinen grundsätzlichen Widerstand des Islam gegen den Kapitalismus gibt. Die Gründe für das Ausbleiben einer kapitalistischen Entwicklung in der islamischen Welt liegen für ihn nicht im Islam selbst, sondern in sozialen Faktoren, besonders in der durch den Kolonialismus verursachten Unterentwicklung.[41]

Aber auch wenn man dies so sehen will, stellt sich die Frage, ob neben den sozialen Bedingungen nicht auch geistig-kulturelle Faktoren eine Rolle spielen, wie etwa ein weitgehend auf stationäre Bedarfsdeckung ausgerichtetes Arbeitsethos. Denkt man beispielsweise an die jemenitischen Männer, die sich nach alter Tradition ab Mittag Quam-kauend der Muße hingeben, so wird man in dieser kulturellen Gepflogenheit unschwer Voraussetzungen erkennen können, die für eine kapitalistische Entwicklung denkbar ungünstig sind.

Nun ist diese Traditionsverhaftetheit (und in Folge davon: Neuerungsfeindlichkeit) zwar nichts, was sich aus dem Koran herauslesen lässt - wie denn auch der Islam der Frühzeit (ca. 7-13. Jh.) durchaus weltoffen und innovationsfreudig war. Der Widerstand gegen den Kapitalismus hat aber insofern mit dem Islam selbst zu tun, als der Islam die Idee einer strikt ethisch-religiös gebundenen Wirtschaft vertritt. Eine solche Idee aber ist mit dem kapitalistischen Wirtschaftskonzept unvereinbar,[42] da Kapitalismus ja nichts anderes ist als eine von religiösen und anderweitigen außerökonomischen Restriktionen befreite, mithin autonome, von einem einseitigen Verwertungsinteresse geleitete Erwerbswirtschaft, in der der Ertrag größtenteils kapitalisiert, d.h. zur Vermehrung der Produktionsmittel eingesetzt wird in der Absicht, die Ertragsleistung immer mehr zu vergrößern und auf diese Weise "Geld und immer mehr Geld" (Max Weber)[43] zu lukrieren.

Der Widerstand der islamischen Welt gegen eine "Verwestlichung" erfolgt sicher aus der Überzeugung, dass ein mit Kapitalismus gepaarter Islam den ganzheitlichen Anspruch, den der Islam auf die Regulierung sämtlicher Lebensbereiche erhebt, zunichte machen würde. Keine Trennung von Religion und Politik, von Religion und Kunst, sowie von Religion und Wirtschaft zuzulassen, sondern alles (auch die irdischen Handlungsbereiche) als Teil der Religion zu begreifen, ist ja die besondere Charakteristik des Islam.

Der Islam ist heute nicht nur die weltweit größte Glaubensgemeinschaft, sondern auch die Religion mit der höchsten Zuwachsrate. Könnte es sein, dass der ersichtliche Erfolg, den der Islam gerade gegenwärtig in vielen Weltgegenden zu verzeichnen hat, auch darauf zurückzuführen ist, dass er im besonderen Maße ein Bedürfnis nach Verhaltenssicherheit zu befriedigen vermag - im Gegenzug zu einer im Wertpluralismus orientierungslos gewordenen und vom modernen Fortschrittsgeschehen überforderten Gesellschaft?

Nun ist auch der Marxismus eine durch Totalitätsanspruch charakterisierte Position, die als Alternative zum Liberalismus auftritt und den Menschen durch einheitliche normative Einbindung eine "kollektive Beheimatung" bieten könnte. Der Marxismus ist aber weiter entfernt denn je, hinsichtlich dieser Funktion konkurrierenden Systemen den Rang abzulaufen. Seine um die metaphysisch-religiöse Dimension verkürzte Orientierung erweist sich im "Wettstreit der Ideologien" offensichtlich mehr und mehr als Defizit.

Für den westlichen Wirtschaftsliberalismus könnte dies bedeuten, dass in langfristiger Perspektive möglicherweise der Islam die ernsthaftere Bedrohung darstellt, als es der Marxismus je war. Die heute beliebt gewordene These, dass nunmehr Hegels "Ende der Geschichte" hereingebrochen sei, da mit dem Bankrott des Kommunismus der Liberalismus als siegreiche Macht konkurrenzlos übrig geblieben ist, könnte sich angesichts der islamischen Herausforderung als voreilig erweisen.



Der Autor:
Prof. Dr. Elmar Waibl
Universität Innsbruck
Christoph-Probst-Platz
Innrain 52
A-6020 Innsbruck

Tel. ++43 513 507-4024
elmar.waibl.uibk.ac.at




 
 

5937 Postings, 8134 Tage BRAD PIT@bear45

 
  
    #21
17.12.02 17:54
Für den interessanten Bericht "als soches" würdest du von mir einen grünen Stern bekommen.

Aber: Meine Behandlung des Zinsthemas bedeutet nicht, dass wir hier das gesamte islamische Wirtschaftssystem einführen sollen. Das ahbe ich eingangs auch geklärt habt.

Außerdem berichtet der Autor zwar, wie "anders" die Wirtschaftsauffassung im Islam ist.
"Anders" muß aber nich gleich "falsch" oder "richtig" heißen.

Zu der Beurteilung einer Idee gehört es, verschiedene Ansätze zueinander in Relation zu setzen, woraus auch eine Völlig neue Symbiose entstehen kann.  

246 Postings, 7960 Tage baer45Auch bei uns waren früher Zinsen

 
  
    #22
17.12.02 18:06
verpönt. Das Geldverleihen hat man deshalb an die Juden delegiert. Sie waren dann anschließend für alle Katastrophen verantwortlich. Den Hauptgewinn hat im Hintergrund natürlich ein "gläubiger" Christ eingezogen. Die Gesellschaft war total verlogen und korrupt.

Ähnliche Verhältnisse findet man in vielen islamischen Ländern. Der Gewinn bei einer Kapitalbeteiligung ist erlaubt, der Zins auf verliehenes Geld jedoch nicht. Arm-Oma, deren Gespartes für eine Kapitalbeteiligung nicht reicht, darf ja im Islam auf Almosen hoffen. Total verlogen!

Komischerweise ist Inflation im Islam nicht verboten. Arme sollen eben arm bleiben!  

5937 Postings, 8134 Tage BRAD PIT@bear

 
  
    #23
17.12.02 18:11
Das meine ich gerade. Keiner sagte das man die Zinspolitik des Islam 1 zu 1 übernehmen soll und die Oma in Schwierigkeiten bringt.

Dafür hat Gott uns ja wohl einen Verstand gegeben, dass man sich aus Verschiedenen Systemen die "Früchte" herauspickt.
Schubladendenken läßt sowas natürlich nicht zu.

Den grünen, denich dir beim vorletzten Posting am liebsten geben hätte verspielst du wieder mit einseitiger Sichtweise.  

246 Postings, 7960 Tage baer45Meintest Du

 
  
    #24
17.12.02 18:20
Statt die Steuerzahler mit Vermögenssteuer, oder Zinsabschlagsteuer .etc.  zu "bestrafen", würde es vollkommen ausreichen, mit ähnlichen Vorschriften das Kapital in Deutschland "IN GANG" zu setzen.

Mit Vorschriften Kapital "IN GANG" setzen ..... also die totale Abschaffung der Marktwirtschaft.

Ich glaube ich habe schon wieder einen Stern verspielt ...

:-)


 

5937 Postings, 8134 Tage BRAD PIT@bear45

 
  
    #25
17.12.02 18:25
Einn neue Vorschrift und im Gegenzug die Abschaffung von 1000 anderen Vorschrifetn (siehe meine Posting).

Dein Problem ist folgendes:

Wenn Saddam Hussein´s Forscher zufällig ein Medikament entdecken würden, das den Krebs besiegt, dann muß es abgelehnt werden, nur weil es ja aus dem bösen Irak kommt.
Das ist sehr kurzsichtig.

Mach dich frei von "uneingeschränkten" Hassbildern, dan wirst du meinen Thread auch anders betrachten.  

722 Postings, 8671 Tage GlasnostGeht leider so nicht

 
  
    #26
17.12.02 18:30
@ BradPit - die Idee verstehe ich, indess müsste der Staat hier entsprechende Rechtsgrundlagen schaffen, was er aber verfassungsrechtlich nicht kann. Selbst wenn das Christentum ähnliches wie der Islam fordern würde wäre es ein Verstoß gegen unsere Verfassung (Religionsfreiehit bzw. Trennung von Kirche und Staat). Wirtschaftliche Überlegungen würden hier ebenfalls zu sehr die unserer Verfassung immanenten Freiheit entgegenstehen, schließlich ist Geld nichts illegales und auch das Verdienen von Geld mittels Geld ebenfalls nicht.

Klar wäre es klasse für uns alle, die wir uns schon jetzt billig mit Aktien eingedeckt haben, wenn die Sparbüchler Aktien kaufen müssten - wir wären schlagartig reich.

@ bear45 - Hier Glaubensfragen zu diskutieren ist schwierig (kein Vorwurf an Dich, sondern eine Einschränkung meiner folgenden Aussagen). Der Artikel von Prof. Waibl legt nahe, dass
1. jeder irgendwie glaubt, was die Schwäche bzw. fehlende Zukunftsaussicht des glaubensfreien Kommunismus begründet, 2. der diffuse und liberale Abendländische Glaube und dessen Loßlösung vom wirtschaftlichen Denken und Handeln  

246 Postings, 7960 Tage baer45@BP: kennst mich aber schlecht.

 
  
    #27
17.12.02 18:36
Bin sogar bereit irakisches Öl zu verfeuern.

@glasnost - Bin weder ein "Anhänger" Waibl's noch bin ich religiös. Fand aber seine kompakte Darstellung der Islamischen Wirtschaftsordnung ganz brauchbar.  

27 Postings, 8385 Tage IDiot@Brad

 
  
    #28
17.12.02 18:58
Es gibt ein Paar Seiten im Netz wo "das Problem" Zins angegangen wird:

www.systemfehler.de
www.geldcrash.de

Das Thema wird dort zwar sehr einseitig behandelt, dennoch gib es da teilweise Interessantes zu lesen.



 

233 Postings, 8798 Tage tztz"Zinsverbot" - das geht so nicht

 
  
    #29
17.12.02 19:02
Wer Geld hat soll es nur gegen Nullkommanix verleihen können? Wie will der dann das Ausfallrisiko seiner Forderung absichern? Bzw. wer wäre bereit, sein Geld "kostenlos" jemandem zu überlassen? Also ich nicht!
Oder andersherum betrachtet:
Ich kann mir Geld zu 0% leihen? Juhu, da nehme ich doch sofort ein solches Produkt mit 100 Jahren Laufzeit und mache mir ein schönes und entspanntes Leben davon. Das würde dann in der Tat die Wirtschaft ankurbeln. Aber es wäre der Tod jedes Kreditgewerbes.
Fazit: Das Geld müsste staatlicherseits gelenkt werden. Nur der bekommt ein zinsloses Darlehen, der damit vorher zu benennende Investitionen tätigt. Aber das hatten wir ja schon mal...
Neee neee, so funktioniert das nicht.
Jedes Produkt hat seinen Preis und Geld kostet nunmal Geld (als Zins deklariert). Das ist Marktwirtschaft. Alles andere wäre Planwirtschaft!
Wie kann man nur auf sowas kommen?

tztz
 

19524 Postings, 8623 Tage gurkenfredis schon schwierig mit leuten über

 
  
    #30
18.12.02 09:33
so ein thema zu diskutieren, die noch nich mal die basics der geldtheorie draufhaben...
nix für ungut, BP.

mfg
gf  

5937 Postings, 8134 Tage BRAD PIT@gurkenfred

 
  
    #31
18.12.02 09:49
mich kannst du ja auch nicht gemeint haben.


Gruß

Brad  

19524 Postings, 8623 Tage gurkenfredhmmmmmm, oder doch?? o. T.

 
  
    #32
18.12.02 10:52

5937 Postings, 8134 Tage BRAD PIT@gurkenfred

 
  
    #33
18.12.02 11:07
immerhin kann ich noch zwischen konstruktiver Diskussion und reiner Provokation unterscheiden.  

19524 Postings, 8623 Tage gurkenfredBP, dann haben wir ja etwas gemein,

 
  
    #34
18.12.02 11:42
meine einschätzung beruht z.b. u.a. auf posting 17:
Zitat:
Zum Thema Einmischung des Staates.
Mehr als es "derzeit schon" in Deutschland der Fall ist, ist Einmischung des Staates im Kapitalismus kaum noch möglich.

die argumentation ist in sich nicht logisch. ich hatte gesagt, daß wir mit deinem stattlich verordneten "nullzins" den einstieg in die planwirtschaft mit all ihren konsequenzen hätten. du kannst nicht ein volkswirtschaftliches element (geldpolitik) rausgreifen und verstaatlichen und den rest dem markt überlassen. ansatzweise haben wir das bereits mit der momentanen wi.-politik (insoweit hast du recht). nur wäre der von dir vorgeschlagene weg natürlich ein wesentlich schwerwiegender systembruch und in einer marktwirtschaft absolut fehl am platze. logischerweise müßte man also eine grundsatzdiskussion über die gestaltung des gesamten wi.-systems führen und nicht einzelne themen herausgreifen (was natürlich einfacher ist....)deren gesamteinfluß letzlich doch eher gering ist.

mfg
gf  

5937 Postings, 8134 Tage BRAD PIT@gurkenfred. Ich denk noch über deine

 
  
    #35
18.12.02 11:46
Anwort nach, aber soviel vorab.

Ich schätze es, dass du dich nun dafür entschieden hast sachlich Argumente vorzutragen  

5937 Postings, 8134 Tage BRAD PITHabe heute auf "arte" einen Beitrag über Richard

 
  
    #36
06.04.03 19:42
Branson und die von ihm gegründeten Virgin Recods, Virgin Airlines, Virgin Railwais und seine Art der Konzernführungsweise gesehen. Super Beitrag.

Am Ende des Beitrage wurde über das Vermögen von Branson gesprochen, bzw. äußerte sich Richard Branson dazu etwa so: "Wenn man erfolgreich war und ein großes Vermögen angesammelt hat, dann muss man sich entscheiden, wie man damit umgeht. Ich vertrete die Meinung, dass man dann eine enorme Verantwortung darüber hat, zu entscheiden wie man sein Vermögen zum Wohle der Allgemeinheit einsetzt. Ich persönlich (also Branson) halte keine Gelder auf Bankkonten, sondern habe es immer investiert um daraus neues zu schaffen und anderes zu erhalten".


Klingt verdammt nach den Grundregeln des Islamic Bankings, findet ihr nicht?

Eine Weisheit kann von jedem genutzt werden und es spielt keine Rolle, wenn sie nun gerade mal vom Islam kommt.


Gruß  

12850 Postings, 8273 Tage Immobilienhaiklingt eher nach persönlichen kapitalismus

 
  
    #37
06.04.03 22:36
er rechnet sich ganz einfach aus, dass seine wirtschaftskenntnisse gross genug sind, um durch direktinvestitionen in andere unternehmen eine wesentlich höhere rendite erzielt als wenn er das geld zu spasszinsen auf dem bankkonto liegen läßt. okay, das sagt er nicht so direkt, er verpackt das ganze ein wenig, damit der durchschnittsamerikaner glaubt er tut was für die allgemeinheit. aber wie heißt es so schön, nicht das produkt muss gut sein, die verpackung muss gut sein.

wie sonst hätte er wohl ein so großes imperium schaffen können, wenn er immer den sozialtouch verfolgt hätte?  

84 Postings, 7826 Tage Del FuehlelImmobilienhai. das mußt du mir mal erklären

 
  
    #38
06.04.03 23:52
was ist ein persönlcher kapitalismus?   Ich dachte immer kapitalismus ist sowieso im gegensatz zum kommunismus sehr persönlich, weil ein unternehmer  arbeitet um für sich mehr geld zu verdienen. bei den kommunisten arbeitet man aber immer für alle.

in deutschland ist es bei den sozis häufig so, dass sie denken reich zu seien ist unehrenhaft. man muß als unternehmer in deutschland aber auch gierig sein, weil man es sonst nicht anzun würde hier bei der steuerlast und den gesetzen und pflichten ein großes unternehmen auf die beine zu stellen.

es geht hier um islamic banking als solches und dafür gilt,
selbst wenn branson aus egoistischen motiven handeln sollte, so kommt die frucht seines unternehmertums, -eigentlich egal ob absichtlich oder unabsichtlich- doch vielen zugute.

 

19524 Postings, 8623 Tage gurkenfredwasn hier los?

 
  
    #39
07.04.03 09:19
nach der fühler-logik ist jeder unternehmer anhänger des "islamic banking", wenn er arbeitsplätze schafft und investiert, weil das ja dann "vielen zugute kommt".
ich denke, daß gesülze von dem virgin-knaben geht eher in die richtung, die immo beschrieben hat. aber glaubt mal ruhig weiter an das gute im menschen.....

mfg
gf  

19524 Postings, 8623 Tage gurkenfredwasn hier los?

 
  
    #40
07.04.03 09:29
nach der fühler-logik ist jeder unternehmer anhänger des islamic banking, wenn er arbeitsplätze schafft und investiert weil das ja "vielen zugute kommt".
ich denke, daß immo da schon das bessere gespür für das gesülze des virgin-knaben hat....alle anderen können ja weiter an das gute im menschen glauben.


mfg
gf  

5937 Postings, 8134 Tage BRAD PIT@Gurkenfred. Ich glaube ihr redet hier

 
  
    #41
07.04.03 11:02
aneinander vorbei.

Wenn ich den Fühler (?) richtig verstanden habe, dann geht es ihm eher darum, dass mit Branson "sogar ein europäischer Topkapitalist" nach der Grundregel des Islamic Banking lebt.

Um Kapitalismus als solches geht es da weniger.  

19524 Postings, 8623 Tage gurkenfred@BP: hab ich schon verstanden.

 
  
    #42
07.04.03 14:03
und ich sage, daß branson einfach ein knallharter geschäftsmann ist, der rechnen kann und sich so verkauft, als wenn er der große heilsbringer ist. wer´s glaubt......

mfg
realofred  

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