Wie (beinahe) das Bier aus Dortmund verschwand


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Neuester Beitrag: 23.01.09 20:56
Eröffnet am:23.01.09 20:20von: Happy EndAnzahl Beiträge:4
Neuester Beitrag:23.01.09 20:56von: FahrschülerLeser gesamt:5.696
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95441 Postings, 8509 Tage Happy EndWie (beinahe) das Bier aus Dortmund verschwand

 
  
    #1
23.01.09 20:20

 

Wie (beinahe) das Bier aus Dortmund verschwand
  • SendeterminFreitag, 23. Januar 2009, 20.15 - 21.00 Uhr .
  • WiederholungsterminMontag, 26. Januar 2009, 14.15 - 15.00 Uhr (Wdh.).

Über Jahrhunderte war Dortmund als Bier-Weltstadt weit über die Region hinaus bekannt. Doch zwischen 1980 und 2006 verschwand durch Fusionen, Spekulationen und Verkäufe eine Brauerei nach der anderen. Zwar kann man heute noch alle traditionellen Biermarken trinken. Aber ob nun HANSA oder KRONEN, THIER oder DAB - sie alle werden in der DAB-Brauerei im Norden Dortmunds gebraut. Nur das inzwischen wieder aufgelegte „Bergmann“-Bier macht da eine Ausnahme.  

Größte Bierstadt Europas

Dortmunder Biersorten; Rechte: Henning Kaiser/ddp
Dortmund – Bierstadt Europas

In den 1960er Jahren war das ganz anderes. Der Ruhrpott qualmte im Dienste des Wirtschaftswunders, und das Bier floss in Strömen. Über sieben Millionen Hektoliter des deutschen Nationalgetränks wurden in Dortmund produziert. Man sonnte sich im wachsenden Wohlstand. Und auf ihre weltberühmten Brauereien waren die Dortmunder besonders stolz. 

Unverwechselbarer Charakter und klares Image

Die ehemalige Dortmunder Union Brauerei am Königswall in Dortmund, 2002; Rechte: Christopher C. Franken/WDR
Die ehemalige Dortmunder Union Brauerei am Königswall in Dortmund

Mit dem U auf dem Dach war die Unionsbrauerei die größte. Daneben gab es Aktienbrauereien wie DAB und HANSA und die feineren Privatbrauereien wie KRONE oder STIFTSBRÄU. Jede Marke hatte ein klares Image. Es gab protestantisches Bier (UNION), katholisches Bier (THIER), Arbeiter-Bier (HANSA) und Sonntags-Bier (KRONEN). Kneipen, als zweites Zuhause und Heimstatt von Vereinen und Stammtischen, schenkten stets nur eine Marke aus. Bier – das hatte eben auch etwas mit Identität zu tun. Die Brauereien prägten das Leben in der Stadt: Sie unterstützen große Sportereignisse wie das Dortmunder Sechstagerennen, aber auch Betriebssportgruppen, Sportvereine und natürlich den Fußball. Borussia Dortmund und Dortmunder Biere bildeten jahrzehntelang eine Einheit. 

Tradition mit langer Geschichte

Bier aus Dortmund war vor allem Exportbier, eine etwas stärker eingebraute Spezialität, die sich glänzend verkaufte. Auf dem Weltmarkt dominierte „Dortmunder Export“ schon Ende des 19. Jahrhunderts. Doch die legendäre Symbiose von Stadt und Bier reicht bis in die Zeit der Hanse zurück. Seit dem 13. Jahrhundert wurde das beliebte Gebräu in der westfälischen Metropole produziert. Schon damals verkaufte es sich gut. Der Dreißigjährige Krieg und die Reformation führten allerdings zum Niedergang des Dortmunder Brauwesens. Erst mit der industriellen Revolution ging es ab Mitte des 19. Jahrhunderts wieder aufwärts. Zahlreiche Großbrauerein entstanden. Deren patriarchalische Betriebsstrukturen prägten bis weit ins 20. Jahrhundert hinein das Verhältnis von Brauereibesitzern und ihren Mitarbeitern. 

Neue Trends

Dortmunder Actien Brauerei: Reklame aus den 1960er Jahren; Rechte: Interfoto/ TV-yesterday
Bierreklame aus den 1960er Jahren

Womöglich lag es an diesem Verharren in Traditionen und am „Hektoliterwahn“, dass in den Dortmunder Brauereien neue Trends Ende der 60er, Anfang der 70er Jahre verschlafen wurden. Der Konsument trank jetzt Cola und Pils, war ein Freizeitmensch und nicht länger Arbeiter in der Schwerindustrie. Noch dazu verschwanden durch das Zechensterben Tausende von Arbeitsplätzen. Der Absatz der klassischen Dortmunder Biermarken begann zu stagnieren. 

Dortmunder Bier-Monopoly

Eine alte Abfüllstation; Rechte: Peter Brenneken/ddp
Im Brauerei-Museum ist die große Tradition des Dortmunder Brauwesens noch lebendig.

1972 machte mit der Bergmann-Brauerei das erste Unternehmen dicht. THIER übernahm die Marke. Aber die Krise des Dortmunder Biers hielt an. Der Konzentrationsprozess in der Branche schritt voran: THIER wurde von KRONEN geschluckt, das sich zuvor schon STIFTSBRÄU einverleibt hatte. Und das Dortmunder Bier-Monopoly ging weiter. 1996 kaufte die Actienbrauerei die KRONE, wurde bald darauf jedoch selbst von der Radeberger-Gruppe geschluckt, hinter der der Dr. Oetker-Konzern steckt. Hätte man sich dort nicht dazu entschlossen, Dortmund als Brauerei-Standort weiterzuführen, wäre - nach Kohle und Stahl - auch das Bier aus der Stadt verschwunden. Dann würde nur noch das Brauerei-Museum an die große Tradition erinnern. 

Erinnerung an Dreiklang aus Kohle, Stahl und Bier verblasst

Mit 2,3 Millionen Hektoliter gehört Dortmund heute wieder zur ersten Liga der deutschen Bierstädte. Die ursprünglichen Brauereien aber gibt es nicht mehr. Sie wurden abgerissen oder ihre Ruinen in schicke Einkaufzentren, Büro- und Wohnanlagen verwandelt. Im Gebäude der ehemaligen Unions-Brauerei werden demnächst Kunst, Kultur und neue Technologien ihren Platz haben. Die Erinnerung an Dortmunds Dreiklang aus Kohle, Stahl und Bier verblasst allmählich.

 Quelle: http://www.wdr.de/tv/wdrdok_af/sendungsbeitraege/2009/0123/index.jsp

 

1669 Postings, 5625 Tage FahrschülerIch bin ein Dortmunder!

 
  
    #2
23.01.09 20:24

32 Postings, 7358 Tage verliebdichnieBankaktie oder Bier kaufen

 
  
    #3
23.01.09 20:54
Wer vor 12 Monaten 1000 Euro in Aktien
der *setze hier irgendeine Bank ein* investiert hat, musste
sich 12 Monate lang über fallende Kurse
ärgern und hat heute noch ca. 200 Euro übrig.

Wer vor 12 Monaten 1000 Euro in Krombacher
Bier investiert hat konnte:
- 12 Monate lang jede Woche einen Kasten Pils genießen
- war ständig bester Laune
- hatte viel Spaß
- hat den Regenwald gerettet
- und hat heute noch Leergut im Wert von über 220 Euro!  

1669 Postings, 5625 Tage Fahrschülerich will ja jez nich angeben..

 
  
    #4
23.01.09 20:56

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