Wie Sie den Dow-Jones-Index schlagen
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Eröffnet am: | 22.06.06 13:33 | von: EinsamerSam. | Anzahl Beiträge: | 3 |
Neuester Beitrag: | 29.06.06 22:24 | von: BigSwinging. | Leser gesamt: | 936 |
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Wie Sie den Dow-Jones-Index schlagen
Der älteste und bekannteste Aktienindex der Welt, der Dow Jones Industrial Average, liegt heute kaum höher als vor sieben Jahren.
DÜSSELDORF. Die dort abgebildeten 30 wichtigsten Standardwerte der USA blieben in der weltweiten Aktienrally der vergangenen drei Jahre deutlich zurück. Auch jetzt sind die enthaltenen Titel noch teurer als große europäische Titel, ebenso wie die meisten übrigen US-Aktien. Dennoch sind sich Anlageexperten einig: An der Wall Street kommt kein Aktieninvestor vorbei. Denn der US-Markt ist mit Abstand der größte Kapitalmarkt der Welt.
„An den US-Börsen gibt es Tausende von Titeln“, sagt Fondsmanager Cormac Weldon von der britischen Fondsgesellschaft Threadneedle. „Wenn Sie besser abschneiden wollen als der breite Markt, finden Sie hier jede Menge Chancen.“ Und das oft unabhängig vom breiteren Börsenumfeld. Weldon sucht Unternehmen, die wachsen, auch wenn die gesamte Wirtschaft sich abschwächt. Er ist überzeugt, dass er am US-Markt immer fündig wird.
Auch Markus Kaiser, der als Dachfondsmanager des „A2A Chance“ von Veritas den MSCI-Weltindex zuletzt deutlich geschlagen hat, verzichtet nicht auf die USA: „Wir sind dort immer investiert, auch wenn wir den Markt derzeit untergewichtet haben.“ Das sei notwendig, um die Risiken eines internationalen Aktienportfolios angemessen zu streuen. Murdo Murchison, Manager des 23 Mrd. Dollar schweren und 51 Jahre alten globalen Templeton Growth Fonds, hat US-Titel bereits wieder aufgestockt, nachdem er bis vor einigen Monaten seinen Schwerpunkt auf anderen Märkten hatte (siehe „Blue Chips sind günstig...“).
Wer mit Hilfe eines Indexzertifikats auf preisgünstige Weise an den Weltbörsen teilhaben will, handelt sich ohnehin schnell eine Wette auf den US-Markt ein. Die bekannteste Messlatte für internationale Aktien und Grundlage vieler Indexfonds, der MSCI-World-Index, setzt sich zu gut 50 Prozent aus US-Aktien zusammen. Angesichts des Volumens und der Breite des amerikanischen Aktienmarktes erstaunt es nicht, dass die gesamte Börsenwelt auf die Wall Street blickt. Haben die Indizes dort am Abend ins Minus gedreht, startet der deutsche Standardwerteindex Dax am nächsten Tag in der Regel ebenfalls mit Verlusten. Eröffnet der Handel in New York dann am Nachmittag im Plus, folgt ihm der Dax zumeist nach oben. Ähnlich läuft es in Tokio, London oder Paris. Die Händler dort blicken vor allem auf die Konjunkturdaten in den USA, mehr noch als auf die Daten aus der Heimat. So vermeiden sie, dass sie mit ihren Deals auf dem falschen Fuß erwischt werden.
Auch die jüngsten Kursturbulenzen an den globalen Aktienmärkten haben ihren Ursprung an der Wall Street. Der neue Chef der US-Notenbank (Fed) , Ben Bernanke, stellte im April zunächst ein Ende der Zinserhöhungen in den USA in Aussicht. Im Mai dann warnte er vor neuen Inflationsgefahren. Die Marktteilnehmer schlossen daraus, dass sich die Serie der Zinserhöhungen doch fortsetzt. Höhere Zinsen aber schaden Aktien in mehrfacher Hinsicht. Sie verteuern die Kredite der privaten Haushalte und der Unternehmen und lähmen die Wirtschaft. Das drückt auf die Gewinne der Unternehmen. Außerdem werden mit steigenden Zinsen Anleihen im Vergleich zu Aktien attraktiver. Investoren reduzieren ihren Aktienanteil im Depot und kaufen Anleihen.
Beides schadet den Aktien. „Bernankes Schlingerkurs ist eine große Gefahr“, sagt Portfoliomanager Eberhard Weinberger von der angesehenen Vermögensverwaltung Dr. Jens Ehrhard Capital Management. „Die Frage ist, ob er nicht übersteuert.“
Eine weitere Schwäche: Die US-Wirtschaft befindet sich bereits in einer reiferen Konjunkturphase als Europa oder gar Japan. Das stärkste Wachstum ist vorbei. „Bei den Gewinnen könnte es jetzt negative Überraschungen geben“, sagt Weinberger. Im vergangenen Jahr lag das Gewinnwachstum der großen US-Firmen im Durchschnitt bei 14,2 Prozent.
Dennoch sehen Profis gerade jetzt Chancen zum Einstieg. Das hat zum einen technische Gründe: Die Stimmung an der Wall Street ist inzwischen so schlecht, dass das schon wieder der erste Vorbote für eine Erholung sein könnte. Das Verhältnis von Verkaufsoptionen zu Kaufoptionen (Put/Call-Ratio) ist deutlich gestiegen. Auch andere Stimmungsindikatoren sind so niedrig wie seit Anfang 2003 nicht mehr. Wenn die meisten Anleger pessimistisch sind, dann kommt jede positive Nachricht unerwartet. Der Boden für eine kräftige Erholung ist bereitet.
Kaiser hat vor diesem Hintergrund derzeit besonders die 200-Tage-Linie im Blick. Der breite S&P 500 Index der größten US-Werte hat diese technische Marke zuletzt bei 1 260 Punkten nach unten durchbrochen. „Wenn der Index wieder dauerhaft über der Marke liegt, denken wir daran zu kaufen“, sagt er.
Für US-Aktien spricht die inzwischen attraktiv gewordene Bewertung. Vor allem die großen Standardwerte (Blue Chips) sind jetzt so günstig zu haben wie lange nicht mehr. „Die Kurse der großen Konzerne haben am Aufschwung nicht angemessen teilgenommen. Da besteht jetzt Nachholbedarf“, sagt Kevin Rendino, Fondsmanager des „Basic Value“ Fonds bei Merrill Lynch. Mit einem durchschnittlichen Kurs-Gewinn-Verhältnis von 14,6 im Dow sind die großen Titel deutlich günstiger als die sehr gut gelaufenen Nebenwerte. Auch sind die Standardwerte nach der guten Gewinnentwicklung nach wie vor nicht teurer als auf dem Tiefpunkt im März 2003. Der Vorteil der großen Titel: „Robuste Bilanzen, eine stabile Gewinn-Entwicklung, hohe Einnahmeströme“, sagt Rendino.
Weinberger von Jens Ehrhardt, der US-Aktien noch immer stark untergewichtet hat, bevorzugt vom Konjunkturzyklus und vom Binnenmarkt weniger abhänge Titel wie die Klassiker Altria, Philip Morris oder Reynolds. In der zweiten Reihe können auch Wachstumswerte unabhängig von der Konjunktur ihre Story haben, glaubt Nebenwerte-Fondsmanager Weldon. Zu seinen größten Positionen gehören Brown und Formane, der Getränkehersteller Jack Daniel’s sowie der Börsenbetreiber Internationale Exchange. Attraktiv findet er auch den Immobiliendienstleister Jones Lang Lasalle, der von einer Erholung des Büromarkts in Europa profitieren dürfte.
Echte Wertinvestoren stören die derzeitigen Turbulenzen an den Kapitalmärkten ohnehin nicht. Sie suchen nach günstigen Titeln und freuen sich bei fallenden Kursen über neue Kaufgelegenheiten.
In der morgigen Ausgabe der Anleger-Akademie:
Nach jahrelanger Zurückhaltung trauen sich seit dem vergangenen Jahr wieder mehr Unternehmen an die Börse. Viele Neulinge bieten attraktive Kurschancen. Doch das fundamentale Umfeld und der Ausgabekurs der Aktien müssen stimmen.
Quelle: HANDELSBLATT, Donnerstag, 22. Juni 2006, 12:17 Uhr
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