Warum es in Palästina keinen Frieden gibt
So ist es seit mehreren Jahrzehnten und so wird es auf nicht absehbare Zeit auch bleiben. Wäre es nicht zur Gründung des Staates Israel gekommen, dann würde diese Region kaum Beachtung finden und würde so wie die meisten der umliegenden Staaten eher zur 3. Welt gerechnet werden. Nicht mal strategisch, wie uns öfter weisgemacht wird, gibt diese Region etwas her. Selbst den Briten, die nach Ende des 1.WK die Verwaltung für Palästina hatten, war als altgediente Kolonialmacht nicht viel am dortigen Verbleib gelegen. Die USA haben sich ganz woanders positioniert und selbst als Aufmarschgebiet für einen eventuellen militärischen Konflikt taugt die Region nicht.
Diesen Konflikt heute noch als einen rein religiös motivierten hinzustellen ist ebenfalls sehr vermessen. Klar ist der Ursprung dort zu suchen, aber so wie die Nationen mittlerweile auf dieser Welt größtenteils miteinander umzugehen pflegen, hätte nach so einer langen Zeit zumindest ein friedlicher Umgang in dieser Frage miteinander herausspringen müssen.
Wo liegt also die wahre Motivation, diesen Konflikt endlos weiter zu betreiben. Die lokalen Größen der Palästinenser würden wohl kaum ins Intresse der Weltöffentlichkeit gerückt sein, gebe es diesen Konflikt nicht. Und es fließt zudem eine Menge Geld, zumindest solange dieser angebliche Friedensprozess aufrecht erhalten wird. Ohne Konflikt keinen Friedensprozess und ohne Friedensprozess keine Veranlassung mehr für Anreize durch Geldzuflüsse.
In Israel sieht es da nicht viel anders aus, zumal wenn man bedenkt, das dieses Land von ausländischen Mitteln gepäppelt wird. Rund 500 km lang und an der breitesten Stelle gerade mal rund 140 km breit und zudem noch zur Hälfte aus Wüste bestehend, ist Israel nicht mal in der Lage die eigene Bevölkerung ausreichend mit Lebensmitteln zu versorgen. Die Handelsbilanz ist katastrophal und erst mit der Zuwanderung russischer Juden vor einigen Jahren ist auch sowas wie wissenschaftliches Know How vorhanden. Bisher erwuchs daraus aber nur mäßiger wirtschaftlicher Erfolg und so ist auch zu erklären, weshalb die völkerrechtswidrige Siedlungspolitik gerade im Westjordanland so überlebenswichtig ist. Der breite Zugang zum Jordan stellt da wirtschaftlich einen entscheidenen Faktor dar.
Man kann ja zu diesem Konflikt stehen wie man will und von mir aus kann man auch weiterhin Abermillionen (zumindest solange wie man meint sich dieses leisten zu können) in einen Friedensprozess stecken, der von den Konfliktparteien gar nicht zu Ende geführt werden will, aber spätestens wenn der Konflikt an der eigenen Haustüre angekommen ist Vertreter beider Seiten hier die Stimmungen schüren, ist es an der Zeit mal über alles gründlicher nachzudenken.
Um 1300 v. Chr. werden Nomaden, s.g. Israeliten sesshaft.
Um 1000 v. Chr. beziffern sich die Dinge um König David und dessen Sohn Solomon, auf denen sich, ich bezeichne es mal als, die jüdische Mythologie gründet. Doch schon mit der Thronfolge Solomons zerfällt die Region in zwei Teile.
Jetzt folgen eine Reihe von Kriegen mit unterschiedlichsten Besatzern und Herrschaftsansprüchen.
Der Nordteil geht 722 v. Chr. an die Assyrer, der Südteil Juda 587 v. Chr. an Babylon
Denen folgten im weiteren Perser, dann Alexander der Große usw. bis um kurz vor dem Jahre 0, die schon besser, da vom christlichen Glauben her bekannte, römische Besatzung folgte.
Nach dem letzten vergeblichen Aufstand der Juden im Jahr 135 n. Chr. wurden sie vertrieben, versklavt oder flüchteten. Beginn der Diaspora und seitdem wird die Region auch wieder als Palästina bezeichnet, was ursprünglich auf die Philister zurückgeht, mit denen man sich zu Zeiten Davids und Solomons gekloppt hat.
Dann folgte von rund 600 bis 1100 n. Chr. die arabische Herrschaft und die Islamisierung.
Dann kamen noch die Kreuzfahrer, die Mameluken und schließlich bis zum Ende des 1.WK das osmanische Reich.
Alles in allem eine Zeitspanne von 1850 Jahren, in denen der israelische (jüdische) Einfluss gar nicht mehr vorhanden war und davor rund 800 Jahren in denen er von Besatzern stark eingeschränkt wurde.
Trotz der Vertreibung hat jedoch der jüdische Glaube in der Diaspora überlebt. Insbesondere zionistische Kreise haben dann in der jüngeren Vergangenheit wieder verstärkt auf eine Neugründung des Staates Israel und eine Heimkehr gedrängt.
Mit der Zunahme der Progrome gegen Juden in Europa, fanden die ersten Einwanderungen polnischer und russischer Juden jedoch schon um 1880 statt. Zugleich auch eine verstärkte Diskussion darum in Europa. Mit dem britischen Mandat schien die Zeit wohl günstig und mündete dann in der s.g. Balfour-Deklaration, wo zionistische Kreise ihren Einfluss einbrachten. Hierzu das Schreiben von Arthur James Balfour, britischer Aussenminister, an Lord Edmond James Rothschild:
"Verehrter Lord Rothschild,
ich bin sehr erfreut, Ihnen im Namen der Regierung Seiner Majestät die folgende Erklärung der Sympathie mit den jüdisch-zionistischen Bestrebungen übermitteln zu können, die dem Kabinett vorgelegt und gebilligt worden ist:
Die Regierung Seiner Majestät betrachtet mit Wohlwollen die Errichtung einer nationalen Heimstätte für das jüdische Volk in Palästina und wird ihr Bestes tun, die Erreichung dieses Zieles zu erleichtern, wobei, wohlverstanden, nichts geschehen soll, was die bürgerlichen und religiösen Rechte der bestehenden nicht-jüdischen Gemeinschaften in Palästina oder die Rechte und den politischen Status der Juden in anderen Ländern in Frage stellen könnte. Ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie diese Erklärung zur Kenntnis der Zionistischen Weltorganisation bringen würden.
Ihr ergebener Arthur Balfour"
Jetzt kamen die Dinge um die Neugründung des Staates Israels so langsam in die Gänge und in der nachfolgenden Zeit werden die Geschehnisse etwas verworren. Insbesondere Winston Churchill machte sich für die Belange der Juden stark, auch wenn insgesamt von den ursprünglichen Plänen dann nicht mehr viel übrig blieb und es bei den Handelnden zu Verwerfungen kam. Die arabische Seite, bzw die Arabische Liga stand den Plänen jedoch von Anfang an ablehnend gegenüber.
Als Quellen für diesen chronologischen Abriss habe mich ausschließlich auf Wikipedia beschränkt unter den Stichworten: Israel, Palästina und Balfour-Deklaration.
MfG 54reab
Mehr als einen gleichberechtigten Anspruch der anderen dort Lebenden sollte dabei von mir ja auch gar nicht zum Ausdruck gebracht werden. Schon gar nicht eine Diskussion um das Existenzrecht des Staates Israel. Der steht doch wohl heute ausser Zweifel. Nur der Weg dorthin bleibt ein eher bedenklicher oder zumindest nachdenklicher und das wollte ich aufzeigen. Was sich dann daraus entwickelte und aus welchen Motiven heraus heute die unterschiedlichen Gruppen agieren, dass steht dann wiederum auf einem eher anderen Blatt, aber doch stark angeleht an die historische Entwicklung.
war nicht einfach dort, wo heute Israel liegt, sondern umfasste auch das heutige Jordanien. Insofern gibt es längst einen "palästinensischen" Staat. Das war es, was ich sagen wollte und m.E. auch gesagt habe. Es gab vor dem britischen Mandat einen Landstrich mit undefinierten Grenzen, der Syria-Palästine hieß, aber nie ein bestimmtes Staatsgebiet umriss.
http://www.nahostfocus.de/page.php?id=1051
Britisches Mandatsgebiet Palästina, und die Abtrennung Transjordaniens
Das britische Mandatsgebiet Palästina umfaßte daß gesamte Territorium des heutigen Israels, Jordaniens und der besetzten Gebiete. 1921 wurde dass Gebiet östlich des Jordans vom Mandatsgebiet abgetrennt, und 1923 unter dem Namen "Transjordanien" unabhängig. Heute ist es das Königreich Jordanien - etwa 70-80% der jordanischen Bevölkerung sind Palästinenser.
So etwas wie einen unabhängigen Staat der Araber gibt es bis heute nicht. Die Ansiedlung der Juden auf dem Restgebiet sollte jedoch unter der Bedingung stattfinden, dass die dort lebenden Nichtjuden in keinster Weise eine Benachteiligung erfahren sollten. Auch daraus ist nicht viel geworden. Aus diesen beiden von den Briten getroffenen Zusagen, welche beide niemals so umgesetzt wurden, lässt sich für die Entwicklung des nachfolgenden Konflikts jedoch eine Menge ableiten. Nur seitdem sind schon wieder mehr als 80 Jahre ins Land gezogen. Die PLO hat sich da mehr an die realen Bedingungen angepasst, die Hamas tut es bis heute nicht. Wie der Rest der islamischen Welt diesen Konflikt genau einschätzt und sieht bleibt dabei im Einzelnen ebenfalls sehr undurchsichtig.
Und nebenbei, die Juden wie die Araber standen dann der Bevormundung durch die Briten abgelehnt gegenüber und der Konflikt hat sich mehr und mehr verselbstständigt.
So ein Schmarren.
Aber wahrscheinlich meintest Du nicht "Araber", sondern "Palästinenser", doch auch dann stimmt es nicht, denn das wahre Palästina ist Jordanien... (m.W. ein unabhängiger Staat...); im übrigen mehr als doppelt so groß als Israel.
Gruß BarCode
"Etwa die Hälfte der Bevölkerung kommt ursprünglich aus Palästina und wurde von dort nach der Staatsgründung Israels vertrieben oder ist nach Jordanien geflohen. Die Palästinenser sind in Jordanien jedoch im Gegensatz zu den meisten anderen Palästinensern in arabischen Staaten bis auf eine kleine Minderheit gut integriert. Die Palästinenser in Jordanien sind insofern ein Politikum, als Israel oft behauptet, es gebe bereits einen palästinensischen Staat, nämlich Jordanien, da die Palästinenser dort die Bevölkerungsmehrheit stellten."
http://de.wikipedia.org/wiki/Jordanien
Uns so ganz nebenbei, wird die Verwirrung und die richtige Zuordnung des Begriffes Palästina wieder deutlich. Damit haben ja scheinbar noch eine Menge Menschen so ihre Probleme.
BarCode und ansonsten mögen deine Aussagen ja die Sichtweise der meisten Europäer darstellen, aber sind es auch unbedingt die der dort lebenden, mal ganz grob gefasst, Araber?
[...]
Israel und die arabischen Staaten
Mit der Gründung Israels 1948 wuchs sich der schon vorher schwelende Konflikt zum Krieg aus. Die arabischen Staaten (beispielsweise Ägypten, Syrien, Jordanien, Irak) erklärten der jungen Nation Israel den Krieg (erster Palästinakrieg, Israel nennt ihn Unabhängigkeitskrieg), der mit einer Niederlage der Angreifer endete und zur Flucht von etwa 700.000 Palästinensern aus Israel und den von Israel im Verlauf des Kriegs besetzten Gebieten führte. Die Frage, ob dieser Exodus als Flucht oder Vertreibung zu sehen ist, ist umstritten (siehe Palästinensisches Flüchtlingsproblem, Israelischer Historikerstreit).
Nahostkonflikt
Eine indirekte Folge des Kriegs war auch der Exodus von etwa 600.000 Juden aus den arabischen Staaten nach Israel, das die Flüchtlinge in einem mühsamen und langwierigen Prozess vollständig integrierte. Die Palästinenser fanden Aufnahme in Flüchtlingslagern in den umliegenden Staaten Libanon, Jordanien und Ägypten sowie im Westjordanland (bis 1967 von Jordanien verwaltet) und im Gaza-Streifen (bis 1967 unter ägyptischer Kontrolle). Sie fordern teilweise bis heute von Israel ein Recht auf Rückkehr.
Nur Jordanien hat bisher den Flüchtlingen die Staatsbürgerschaft angeboten. Alle anderen arabischen Staaten verweigern dies bis heute und benutzen die Palästinenser stattdessen als politisches Faustpfand gegen Israel. 1949 wurde der Krieg mit der Unterzeichnung von Waffenstillstandsabkommen zwischen Israel und Ägypten, Jordanien, Irak, Syrien und dem Libanon beendet (siehe Waffenstillstandsabkommen von 1949).
[...]
Der Krieg von 1948
In diesem Krieg wurde das gerade erst gegründete Israel von den Staaten Ägypten, Syrien, Libanon, Transjordanien, Saudi-Arabien und Irak angegriffen, die den UN-Teilungsplan für Palästina nicht akzeptierten und versuchten, die Proklamation des neuen Staates rückgängig zu machen.
Der Einmarsch der arabischen Armeen erfolgte noch in der Nacht der Staatsgründung am 14. Mai 1948. Wichtige strategische Vorteile für Israel brachten in diesem Kontext die Gründung der „Israelischen Verteidigungsarmee” Zahal am 31. Mai, durch die alle militärischen Aktivitäten von einem zentralen Kommando koordiniert werden konnten, sowie Waffenlieferungen und Finanzhilfen von außen. Schon im Juli 1948 konnte Israel eine Gegenoffensive starten.
Nach dem Ende der Kampfhandlungen im Januar 1949 hatte Israel nicht nur das nach dem UN-Teilungsplan vorgesehene Gebiet gehalten, sondern sogar noch Geländegewinne erzielt, vor allem im nördlichen Negev und rund um Akkon in Galiläa. Mit den meisten arabischen Staaten wurden Waffenstillstandsabkommen geschlossen (siehe auch: Waffenstillstandsabkommen von 1949). Ein Staat „Palästina” wurde allerdings auch auf den verbleibenden Flächen im Westjordanland und dem Gazastreifen nicht gegründet, weil die arabischen Staaten weiterhin den UN-Teilungsplan ablehnten und hofften, die Existenz Israels sei nicht von Dauer. Die Gebiete wurden durch Jordanien bzw. Ägypten verwaltet: Das vormalige Transjordanien besetzte und annektierte Westjordanien und nannte sich nun Jordanien. Diese Annexion wurde aber nie international anerkannt. Der Gazastreifen kam unter ägyptische Besetzung, wurde aber - anders als das Westjordanland - nicht annektiert.
Arabisch-Israelischer Krieg von 1948
In der arabischen Welt werden der erste arabisch-israelische Krieg und seine Folgen heute als nakba („Katastrophe”) bezeichnet. Ungefähr 720.000 Araber flohen, z.T. weil sie von ihren Führern dazu aufgefordert wurden, zwischen April und Dezember 1948 aus Israel. Die arabischen Führer versprachen ihnen die baldige Rückkehr nach Israels Zerstörung. Es kam auch zu gezielten Vertreibungen durch die israelische Armee. In manchen Fällen drängten israelische Politiker die Araber allerdings zum Bleiben und versicherten ihnen, sie würden nicht behelligt werden. Die mangelnde Integration der Flüchtlinge in den arabischen Staaten liefert noch heute teilweise willkommenes Konfliktpotential. In Folge des Krieges kam es im Jemen, Ägypten, Libyen, Syrien und im Irak zu antijüdischen Aufständen und Vertreibungen. Ungefähr 600.000 Juden emigrierten daraufhin nach Israel.
[...]
Ciao!
PS Die Verwirrung nimmt kein Ende, zwischen "hätte, "wenn", "aber" und "actio et reactio" liegen derart viele Möglichkeiten, etwas subjektiv zu betrachten oder nach Gusto auszulegen, dass es kaum einen Konsens geben kann.
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KITA ARIVA!
- arabische Juden,
- europäische Juden
- arabische Moslems
- arabische Christen
Dies Aufstellung gibt nicht alle Gruppen aber die wesentlichsten wieder. Was soll also die Gegenüberstellung Araber - Juden? Eine Lösung der Probleme wird uns auch nicht die Geschichte liefern. Die Lösung kann nur in der Zukunft liegen. Dazu ist eine primäre Voraussetzung die Anerkennung der Realitäten. Solange sich ein Part den Realitäten verweigert, wird der Konflikt weiter schwelen und von Zeit zu Zeit aufflammen.
MfG 54reab
Aber wenn dir meine Worte nicht verständich genug sind, dann lass ich nochmal wikipedia sprechen:
"Das Völkerbundsmandat für Palästina wurde vom Völkerbund am 24. Juli 1922 verabschiedet. Am 16. September 1922, also noch vor Inkrafttreten des Mandats, hatte die Regierung des Vereinigten Königreiches den Völkerbund davon in Kenntnis gesetzt, dass das Gebiet jenseits des Jordans (südlich des See Genezareth, 78 Prozent der Gesamtfläche) nicht zum Mandat Palästina gehören wird. (Sie setzten damit eine Empfehlung Winston Churchills vom 3. Juni 1922 um).
http://de.wikipedia.org/wiki/Pal%C3%A4stina_%28Region%29
reab,
wie ich schon im Eingangsposting beschrieb wird dieser Konflikt weiterschwelen. Eine Lösung dafür steht nicht in Sicht, stattdessen breitet er sich global aus. Die Hürden zwischen der islamischen und der westlichen Welt werden nicht kleiner, sondern größer eben durch diesen Konflikt. Erst Israel, dann die USA und nun der Rest der westlichen Welt. Dänische und andere europäische Fahnen brennen und die Anlässe dafür werden immer lächerlicher. Die Bereitschaft militärisch zurückzuschlagen nimmt zu und wer immer noch nicht begriffen hat, dass dieser Konflikt uns längst eingeholt hat, dem ist wohl kaum noch zu helfen. Die Frage wird daher sein, können wir die Streithähne da unten weiter machen lassen wie bisher und müssen wir unsere Einstellung und unseren Umgang mit diesem Konflikt und den Konfliktparteien nicht dringenst überprüfen, bevor auch wir knöcheltief mit im Blut stehen.
Die Palästinenser waren die letzten 50 Jahre nur ein Spielball ihrer Nachbarn. In wirklichkeit interessieren sie nicht.
MfG 54reab
Die muslimische Welt hinkt in ihrer Entwicklung der christlich/westlichen Welt hinterher. Dafür gibt es sicherlich Gründe. Vergessen wir jedoch nicht, dass auch die christlich/westliche Welt eine ähnliche Entwicklung hinter sich hat, die noch gar nicht so lange her ist. Im Grunde genommen zeigte sich ein ähnliches Bild. Die Kirche hatte gewaltigen gesellschaftlichen Einfluss und war so etwas wie eine gesetzgebene Kraft. Eigentlich mit der Sharia vergleichbar, in der irdische Vertreter Vergehen und die zugehörigen Strafen benannten und gleichzeitig das Fortentwickeln der Gesellschaft behinderten. Gerade der technisch/wissenschaftliche Bereich wurde dabei über Jahrhunderte behindert, Vordenker als Ketzer abgekanzelt und es ist sicherlich nicht vermessen zu behaupten, dass wir auf den Wissenschaftsgebieten wesentlich weiter sein könnten. Und diese massive Einflussnahme auf die Gesellschaft durch die Kirche ist erst in den letzten 50 Jahren deutlich geschrumpft.
Die islamische Welt ist auf einem ähnlichen Weg. Gerade in Städten ist das öffentliche Bild da kaum noch von denen westlicher Städte unterscheidbar. Klar spielt sich da vor und hinter den Kulissen noch wesentlich mehr religiöser Einfluss ab, aber eine Tendenz in die andere Richtung ist unverkennbar. Gerade weil es heute Satelliten-Fernsehen und ähnliches gibt, die von staatlich/religiösen Einrichtungen kaum noch zu kontrollieren oder zu steuern sind, wird die islamische Welt einen nicht so langen Prozess des Umbruchs wie die westliche Welt durchlaufen. Und man kann doch auf die Welt schauen wohin man will, mal unabhängig von islamischen Regionen. Auch wenn die Menschen dort wenig haben, Fernsehantennen und Satellitenschüsseln findet man in jedem Winkel dieser Welt.
Auch sind die Unterschiede oftmals gar nicht so groß, wie man annehmen könnte. Ist doch gerade die Geschichte gar nicht mal so dünn gesäet mit Beispielen, wo man auch ganz gut miteinander konnte.
Ich ganz persönlich bin der Meinung, dass sich die Menschen unabhängig von ihrer Herkunft gar nicht soviel unterscheiden. Es liegt in ihrer Natur sich weiter zu entwickeln und ihre Lebensumstände zu verbessern. Da ist jedem das eigene Hemd wichtiger als die Hose des anderen. Auf der anderen Seite ist der Mensch jedoch auch leicht beeinflussbar und wenn die Umstände ungünstig sind, ist er anfällig für jede Art von Ideologie. Egal ob es sich dabei um religiöse Dinge handelt, die natürlich einen viel tieferen Ursprung haben und über Generationen und im engeren Familien- und Gesellschaftskreis gepflegt werden oder aber um politische, wie das Extrembeispiel des Nationalsozialismus in Deutschland. Deswegen bin ich ja auch kein Freund von Ideologien im Allgemeinen und ausser mich als überzeugten Demokraten mit dem Hang zur sozialen Marktwirtschaft zu bezeichnen (zumindest bis es für mich erkennbar etwas besseres gibt) versuche ich mich von allen Ideologien fern zu halten und so weit es geht nach Faktenlage zu entscheiden oder mir eine Meinung zu bilden.
Der Palästina-Konflikt gibt jedoch den radikaleren muslimischen Kräften immer wieder die Möglichkeit die muslimische Welt in ihrer Fortentwicklung zu behindern. Mir persönlich ist es dabei egal, welcher islamischen Strömung sie dabei entspringen, ihr Einfluss auf die gesamtislamische Denk- und Handelsweise ist dabei unverkennbar und zielt, ich glaube da sind wir uns einig, in die falsche Richtung.
Ich sehe aber auch einen deutschen Aussenminister im Fersehen, der brav vor ein paar Tagen die uneingeschränkte Solidarität zu Israel öffentlich der Welt verkündete. Eine klar proisraelische Haltung und damit eine nach Stand der Dinge auch eine als antisislamisch zu interpretierende. Obwohl ich Deutscher bin und eine demokratisch gewählte Regierung uneingeschränkt anerkenne ist dies trotzdem nicht meine Meinung. Wie wackelig diese Aussagen sind und welch großen aussenpolitischen Einfluss sie haben sollte man jedoch nicht unterschätzen. So hat die Vorgängerregierung ganz vollmundig nach dem 11.09.2001 der Welt verkündet, dass wir nun alle Amerikaner seien, das die USA die uneingeschränkte Solidarität Deutschlands hat und wir die Pflichten der eingegangenen Bündnisse treu erfüllen. Was für ein aussenpolitisches Hich-Hack aus diesen Aussagen geworden ist und wie wenig Deutsche hinter diesen vorschnell getroffenen Aussagen dann wirklich gestanden haben, das haben wir ja erlebt.
Man sollte daher die eigene Rolle und die Aussenwirkung die man hinterlässt nicht fahrlässig unterschätzen.
Und noch eine Anmerkung. Mit so Einfachaussagen wie in deinem letzten Abschnitt tue ich mich besonders schwer, auch wenn Menschen (mich da manchmal eingeschlossen) danach zu streben scheinen gerne die Dinge auf so einfache Formeln zu reduzieren.
Die sunnitische Welt war vor hundert Jahren liberaler als heute. Mit dem Erdöl wurden als erstes die Saudis und mit ihnen die Wahabiten reich. Seit dem entwickelt sich, mit westlichen Maßstäben betrachtet, die sunnitische Welt zurück. Der Aufstand gegen die Karikaturen ist ein Beleg unter vielen. So haben die Wahabiten inzwischen alle früheren sunnitischen Heiligtümer und Gräber von großen Moslems in Saudi-Arabien dem Boden gleich gemacht. Dort gilt u.A. Denkmalschutz als Götzenanbetung. Der Terrorismus geht mit den Wahabiten absolut konform. Und da Heiligtümer Götzenanbetung ist, wird das Zerstören von Heiligtümer ein legaler Teil des heiligen Krieges:
IRAK
Wütende Proteste nach Anschlag auf schiitisches Heiligtum
Es ist eines der wichtigsten Heiligtümer der schiitischen Muslime weltweit: Die Askari-Moschee im nordirakischen Samarra, in der sich das Mausoleum der Imame al-Hadi und al-Askari befindet, ist von Extremisten gesprengt worden. Der führende schiitische Kleriker Ajatollah Ali al-Sistani rief zu Protesten auf.
siehe: http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,402367,00.html
Auch bei uns entwickelt sich die sunnitische Welt teilweise zurück. Die Kopftücher belegen es. Natürlich werden die Islamisten diese Schlacht verlieren. Satelliten und Internet werden einen wesentlichen Beitrag leisten. Habe ich doch nie bestritten. Darin liegt ja der wesentliche Grund für den Terrorismus und den Kampf gegen die westliche Kultur. Dieser Kampf wird noch Jahrzehnte dauern und leider massenweise Tote zur Folge haben. Es gibt wirklich keinen Grund die Situation zu verharmlosen. Geht die Entwicklung in kleinen Teilen der sunnitischen Welt bei uns so weiter, wird uns auch nichts anderes übrig bleiben als diese Menschen (der kleinen Gruppe) zu vertreiben. Anders werden wir unsere Freiheiten nicht aufrecht erhalten können.
MfG 54reab
Tel Aviv (dpa) - Erstmals seit dem israelischen Abzug aus dem Gazastreifen im vergangenen September sind zwei Soldaten bei einem Angriff militanter Palästinenser im Grenzbereich getötet worden.
Mindestens zwei Palästinenser wurden getötet.
Nach Angaben beider Seiten waren am Morgen acht Palästinenser durch einen unterirdischen Tunnel auf israelisches Gebiet bei Kerem Schalom vorgedrungen.
In drei Gruppen griffen sie zwei Panzerfahrzeuge und den israelischen Militärposten mit Panzerfäusten und Handgranaten an.
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erschienen am 25.06.2006 um 11:49 Uhr
WELT am Sonntag
Tel Aviv (dpa) - Erstmals seit dem israelischen Abzug aus dem Gazastreifen vor neun Monaten haben militante Palästinenser bei einem Überraschungsangriff auf Israels Grenzgebiet zwei Soldaten getötet. Ein dritter Soldat wurde nach einem heftigen Feuergefecht lebend in das palästinensische Autonomiegebiet verschleppt, wie der israelische Generalstabschef Dan Haluz bestätigte.
Zwei der acht palästinensischen Kämpfer wurden bei dem blutigen Vorfall im Bereich des Grenzübergangs Kerem Schalom getötet. Zu der Tat bekannte sich unter anderem der militärische Arm der in den Palästinensergebieten regierenden Hamas-Organisation. Der israelische Ministerpräsident Ehud Olmert drohte mit schwerwiegenden Konsequenzen.
Nach Angaben beider Seiten waren die acht Palästinenser am Morgen durch einen mehrere hundert Meter langen unterirdischen Tunnel auf israelisches Gebiet gelangt. In drei Gruppen griffen sie zwei Panzerfahrzeuge und einen israelischen Militärposten mit Panzerfäusten und Handgranaten an. Die Armee teilte zudem mit, bei dem Vorfall nahe dem Grenzdreieck zwischen Israel, Ägypten und dem Gazastreifen seien vier weitere Soldaten verletzt worden, einer davon schwer.
Nach dem Angriff drangen israelische Truppen mit Panzern in den Gazastreifen vor. Aus der Luft beteiligten sich Hubschrauber an der Suche nach dem Soldaten. Zu dem Angriff bekannten sich drei radikale Palästinenserorganisationen, darunter der militärische Arm der regierenden Hamas-Bewegung. Der israelische Ministerpräsident Ehud Olmert sprach von einem «schwerwiegenden Vorfall», für den man die palästinensische Autonomiebehörde verantwortlich mache. Israel riegelte alle Übergänge des Gazastreifens ab.
Palästinenserpräsident Mahmud Abbas verurteilte den tödlichen Angriff und forderte die Freilassung des Soldaten. Abbas warnte in einer offiziellen Mitteilung, Israel werde sonst mit sehr harten Schlägen gegen die Palästinenser reagieren. Er appellierte gleichzeitig an die internationale Gemeinschaft, Israel von einer möglichen Großoffensive abzuhalten. Abbas kritisierte, die Tat der militanten Kämpfer verstoße gegen die Vereinbarungen der verschiedenen palästinensischen Fraktionen bei Gesprächen über eine Waffenruhe.
Der verschleppte Soldat ist nach israelischen Angaben noch am Leben. Generalstabschef Haluz sagte vor Journalisten in Kerem Schalom: «Soweit die Armee weiß, lebt der entführte Soldat.» Die israelische Hilfsorganisation Magen David Adom forderte einen Besuch bei dem Entführten im Sinne der Genfer Konvention.
Es ist das erste Mal seit fast zwölf Jahren, dass militanten Palästinenser die Entführung eines israelischen Soldaten gelungen ist. 1994 war der 19-jährige Nachschon Wachsmann im Westjordanland verschleppt worden. Bei dem Versuch, ihn zu befreien, waren der Entführte, ein weiterer Soldat und drei Hamas-Mitglieder ums Leben gekommen.
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erschienen am 25.06.2006 um 15:15 Uhr
WELT am Sonntag