Wann platzt die Rohstoffblase?
Seite 17 von 51 Neuester Beitrag: 25.04.21 13:08 | ||||
Eröffnet am: | 29.04.11 14:57 | von: Randomness | Anzahl Beiträge: | 2.272 |
Neuester Beitrag: | 25.04.21 13:08 | von: Stefanieovlpa | Leser gesamt: | 511.821 |
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Das Beispiel Japan ist doch genau das was ich meinte. Wegen der Überschuldung kann das Geld in der Wirtschaft nicht aufgenommen werden. Darum steckt Japan in der Deflation. Ohne den Schuldenberg würde es anders aussehen...
Mich hat nur gestört, dass du und SG70 die Inflationsgefahren so ganz und gar nicht näher betrachtet. Aufgrund der hohen Verschuldung am privaten Finanzmarkt ist ein System Japan für die Euroländer meiner Meinung nach nur schwer bis gar nicht über längere Dauer möglich. Die Gläubiger der Japaner sind die Japaner selbst. Deshalb besteht der Wille zum Zusammenhalt. Unsere Gläubiger geben sich nicht mit so niedrigen Renditen oder gar Zahlungsausfallrisiken zufrieden. Wenn ein Euroland Probleme hat kommt es sofort kaum noch an Geld. Momentan wird noch mit den Rettungspaketen dagegen gearbeitet. Aber hier sind die Grenzen auch schon nahe herangerückt. Wenn die Eurozone mit den Rettungspaketen nicht mehr hinkommt, wird der Druck sehr groß von Seiten der Staaten die Währung absichtlich abzuwerten. Es gibt durchaus Möglichkeiten für die Staaten das Geld in den Wirtschaftskreislauf zu pumpen. Abwrackprämie, Konsumgutscheine...
@Deflation-kommt, Es gibt mit Sicherheit einige Goldanhänger, die die Sache zu einseitig betrachten und nur die Inflation sehen. Aber deine festgemauertes Deflationsszenario ist ebenfalls sehr einseitig. Du beschreibst sicher vieles richtig und es ist auch logisch nachvollziehbar, aber es gibt auch Punkte die dagegen sprechen und das Spiel drehen können. Wie bei M1 und M0. M1 ist nach deinen Maßstäben kein Geld und trotzdem zahlen die Leute damit...
Die Gefahr einer (probelmatischen) flächendeckenden Inflation sehe ich momentan absolut nicht, zumindest nicht durch reale Nachfrage ausgelöst. Zudem (und das ist entscheidend) bei einer solchen Inflation müsste ein europaweiter Wirtschaftsboom einsetzen. Wenn dieser aber einsetzt, dann steigen BIP und Steuereinahmen und die EZB kann ohne Probleme Zinsen erhöhen, um diese Inflation zu "beherrschen"...
Das eigentliche Problem sind die Staatsfinanzen, da gebe ich dir vollkommen recht. Ich glaube auch, dass es dafür letztlich nur 2 Lösungen gibt. Entweder (wie in den USA) die EZB mit "unbegrenzter Feuerkraft" für direkte Staatsanleihenkäufe nutzen oder die Eurozone muss sich zu einer Fiskalunion wandeln. Die Taktik, erst müssen sich die Staaten komplett solide finanzieren und dann kommt die Fiskalunion, das wird schwierig bis unmöglich zu realisieren. Das Problem in beiden Fällen sind aber die Eingriffe in Hoheitsrechte der Staaten. Man kann dem deutschen, französischen etc. Volk nicht verkaufen: Wir haften komplett und leisten Transferzahlungen, haben aber in Spanien, Portugal etc. komplett nichts zu sagen. Nach dem Motto: Die können ungehemmt prassen und wir haften und zahlen!
September 2012: Die deutsche Wirtschaft ist wie erwartet über den Sommer leicht gewachsen. Insgesamt viel das Wachstum aber mit 0,5 Prozent deutlich geringer als erwartet aus. Die Industrie bekommt vor allem die sinkende Nachfrage aus Spanien und Italien immer mehr zu spüren. Es werden kaum noch neue Stellen in den Betrieben geschaffen. Insgesamt ist die Arbeitslosigkeit sogar wieder leicht gestiegen. Experten halten es nicht für ausgeschlossen, dass die Wirtschaft im letzten Quartal 2012 sogar leicht schrumpfen könnte…
Das für Spanien im August 2012 verabschiedete Rettungspaket sorgt für immer mehr Unmut. Der Rückhalt bei den Bundesbürgern für die Krisenpolitik der Regierung scheint immer mehr zu schwinden. Neueste Umfragen bestätigen diesen Trend. Mittlerweilen sprechen sich immer mehr Politiker dafür aus, die Zahlungen an die Südländer zu drosseln und besser der inländischen Industrie, die immer mehr unter dem Sparkurs der Südländer leidet, unter die Arme zu greifen. Kaum noch ein Tag an dem die „Stärkung der Binnennachfrage“ kein Thema in den Nachrichten ist…
November 2012: Wirtschafts- und Finanzminister haben sich nach langen Verhandlungen auf das erste innerdeutsche „Rettungspaket“ geeinigt. Der Finanzminister betont, dass es wegen der derzeit niedrigen Renditen auf Bundesanleihen vertretbar ist, die Neuverschuldung noch einmal zu erhöhen. Die Einhaltung der Schuldenbremse bis 2016 sei dadurch nicht gefährdet. „Außergewöhnliche Zeiten erfordern außergewöhnliche Maßnahmen“ predigt der Wirtschaftsminister. Die wichtigsten Punkte aus dem IKP 2(Innerdeutsches Konjunkturpaket, die 2 soll an den Erfolg des IKP 1, der allgemein bekannten Abwrackprämie aus dem Jahr 2008 erinnern):
- Jeder Bundesbürger erhält Ende November einen Konsumgutschein in Höhe von 300 Euro
- Eine Abwrackprämie für Röhrenfernseher und ältere Kühlschränke soll bereits im Dezember umgesetzt werden
- Der Beitrag zur gesetzlichen Krankenversicherung wird vorrübergehend von 15,5 auf 14 Prozent gesenkt
- …
Januar 2013: Das IKP 2 scheint nach ersten Schätzungen das Abgleiten der deutschen Wirtschaft in eine Rezession verhindert zu haben. Mittlerweilen mehren sich aber auch kritische Stimmen, die auf steigende Inflationstendenzen hinweisen. Die EZB sieht bisher keine Gründe aus der lockeren Geldpolitik auszusteigen. Spanien und Italien stecken noch immer in der Rezession, eine Erhöhung der Leitzinsen die im Oktober 2012 auf 0,5 Prozent gesenkt wurden, würden diese Länder laut EZB nicht verkraften können…
Einige Firmen in Deutschland haben durch die Sondermaßnahmen des IKP 2 erhebliche Zusatzgewinne realisieren können. Die Gewerkschaften wollen nun dass die Mitarbeiter an diesen Erfolgen beteiligt werden. Erste Tarifabschlüsse mit mehr als 4% und einer Laufzeit von nur 12 Monaten sind bereits ausgehandelt. Der Wirtschaftsminister warnt davor die noch „zarten Blüten“ des Aufschwungs zu gefährden. Ein neues Konzept aus dem Wirtschaftsministerium schlägt vor die traditionelle Belebung der Bauwirtschaft im Frühjahr durch ein IKP 3 zu stützen. Eine der zentralen Maßnahmen soll eine Abrissprämie für Häuser mit einem Baujahr vor 1960 sein…
Nur 2 Zusammenhänge erschließen sich mir nicht:
1. Wenn die Wirtschaft mit Konjunkturpaketen "angekurbelt" werden sollte (wobei ich dieses insgesamt für Unsinn halte), sind Lohnsteigerungen von 4% auf 12 Monte absolut unrealistisch. Wäre in etwa so, wie wenn Du argumentieren würdest, die Autobauer benötigen eine Abwrackprämie 2 (weil Nachfrage einbricht) und können gleichzeitig die Preise für die Autos erhöhen...
2. Der Leitzins der EZB hat sehr wenig mit den Finanzierungen von Staatshaushalten zu tun. Gerade hier liegen ja die Probleme von Spanien und Italien... aber hier werden "Marktzinsen" verlangt und der EZB Leitzins hat (insbesondere bei Krisenstaaten) fast nichts mit den "Marktzinsen" zu tun.
Was ich vollständig unterschreiben würde, wäre die Röhrenfernseher und alten Kühlschränke, wobei meine Gedanken hierzu eher umweltpolitisch als konjunkturpolitisch motiviert wären...
Ansonsten werden wir 2013 sehen, ob dein Blick in die Glaskugel erfolgreich war...;-)
Es kann schon sein, dass die 4% unrealistisch sind. Ehrlich gesagt habe ich auch gar nicht so genau nachgedacht welche Zahl ich genau hin schreibe. Mir ging es darum, darzustellen, dass der Staat Möglichkeiten hat Geld in den Kreislauf zu bringen und damit direkt einzelne Interessen bedienen kann. Daraus können dann wieder Folgeinteressen entstehen. So kann es dann z.B. zu einer Preisspirale kommen.
Mit den 0,5 Leitzinsen wollte ich nur heraustellen, dass die Zentralbank aufgrund der Wirtschaftsschwäche der Südländer gewzungen sein könnte die lockere Geldpolitik beizubehalten, selbst wenn sich Deutschland stark in die entgegengesetze Richtung bewegt. Da gibt es durchaus nicht zu unterschätzende Inflationsrisiken, die nicht die Eurozone als ganzes aber einzelne Länder dafür um so stärker treffen können.
Der Hauptgrund für das Gedankenspiel war aber noch ein anderer. Es ist hauptsächlich an Deflation-kommt gerichtet. Viele seiner Gedanken sind logisch und wenn unser Wirtschafts- und Finanzsystem eine Naturwissenschaft wäre, würde auch nichts an seinem Deflationsszenario vorbeiführen. Aber Geld unterliegt keinen Naturgesetzen. Was die Zukunft bringen wird, ist von politischen Entscheidungen abhängig. Die Regierungen sitzen am längsten Hebel. Ich habe oft, das Gefühl, dass Herrn Schäuble und seinen Kollegen, dass nur nicht so richtig bewusst ist! Wenn es hart auf hart kommt, werden die Politiker das erkennen und die sogenannten "Märkte" werden dem nichts entgegensetzen können.
Lohn: Durch eine relative Verknappung der Arbeitskräfte können diese hohe Lohnsteigerungen gegen die Arbeitgeber durchsetzen. Löhne und Kosten für Unternehmen steigen...
Preise: Durch den Wirtschaftsboom produzieren aber die Unternehmen schon nahe der Kapazitätsgrenzen und können durch die höhere Nachfrage (Lohnsteigerungen der Arbeitnehmer) auch höhere Preise am Markt durchsetzen.
Spirale: Durch die höheren Preise sinken die preisbereinigten Nettolöhne der Arbeitnehmer und diese setzen (wegen der relativen Knappheit des Faktors) noch höhere Löhne gegen die Arbeitgeber durch.
Die Voraussetzung für eine Lohn-Preisspirale ist also zwingend ein Wirtschaftsboom d.h. Arbeitskräfte müssen knapp sein und auch die Unternehmen müssen schon nahe der Kapazitätsgrenzen produzieren. Wenn dies nicht erfüllt ist, dann gibt es keine Lohn-Preisspirale: Wenn z.B. nur der Faktor Arbeit knapp ist und höhere Löhne durchsetzt, aber die Unternehmen keine höheren Preise am Markt durchsetzen können (wegen der Wirtschaftslage), dann werden die Unternehmen die höheren Kosten nicht weitergeben können. Das bedeutet sie reagieren mit Rationalisierungen, Prozeßoptimierungen und Kapazitätsreduzierungen (um Fixkosten zu senken) d.h. die höheren Kosten werden eingespart und die Unternehmen die dies nicht schaffen, werden insolvent... Durch die Insolvenzen und Rationalisierungsmaßnahmen werden Arbeitskräfte freigesetzt und die Verkanppung des Faktors Arbeit (als Ursache für die hohen Lohnsteigerungen) aufgelöst... eine Lohn-Preisspirale wird unmöglich...
Es ist hauptsächlich an Deflation-kommt gerichtet. Viele seiner Gedanken sind logisch und wenn unser Wirtschafts- und Finanzsystem eine Naturwissenschaft wäre, würde auch nichts an seinem Deflationsszenario vorbeiführen. Aber Geld unterliegt keinen Naturgesetzen. Was die Zukunft bringen wird, ist von politischen Entscheidungen abhängig. Die Regierungen sitzen am längsten Hebel.
Nur was will die Politik machen?
Wenn es möglich wäre aus einer Deflationsfalle zu kommen, dann hätte Japan das ja schon längst gemacht - da haben aber weder Konjunkturprogramme noch sonst was geholfen, nur die Staatsschulden immer mehr aufgebläht.
Auch in den 30er Jahren war die Politik gegen die Deflation machtlos: Die Sparpolitik von Reichkanzler Brüning hat alles noch mehr verschärft.
Deshalb bleibe ich dabei: Weder Notenbanken, noch die Politik hat eine Möglichkeit aus einer Deflationsfalle herauszukommen, wenn diese einmal zugeschnappt ist - deshalb versuchen sie auch heute alles, um dieses zuschnappen zu verhindern, doch wie lange das noch gelingen wird ist fraglich.
Inflation ist demgegenüber leicht zu bekämpfen und deshalb auch keine so große Gefahr wie sie imemr hingestellt wird.
Die Voraussetzung für eine Lohn-Preisspirale ist also zwingend ein Wirtschaftsboom d.h. Arbeitskräfte müssen knapp sein und auch die Unternehmen müssen schon nahe der Kapazitätsgrenzen produzieren.
Ja das sehe ich auch so - ich wüsste nicht wo jetzt so plötzlich hohe Löhne und damit eine Lohn-Preis-Spirale als Voraussetzung für eine Inflation herkommen soll.
Deshalb kann man Inflation meiner Ansicht nach vergessen.
Ganz einfach bedeutet das: Wenn jemand einen golbalen oder regionalen Wirtschaftsboom erwartet, dann sind die Gefahren auf Seite der Inflation durch Güterverkappungen oder Lohn-Preis-Spiralen. Wenn jemand eher eine Stagnation/Rezession erwartet, sind die Gefahren auf Seite der Deflation.
Davon abgesehen gibt es nur noch die Hyperinflation, die nichts mit Wirtschaftsentwicklungen zu tun hat. Hierfür gibt es aber in Europa und auch weltweit (noch) keinerlei Anzeichen...
Davon abgesehen gibt es nur noch die Hyperinflation, die nichts mit Wirtschaftsentwicklungen zu tun hat. Hierfür gibt es aber in Europa und auch weltweit (noch) keinerlei Anzeichen
Das sehe ich auch so - vor allem: Wenn es so wäre, daß eine Hyperinflation in Anmarsch wäre - man würde uns das niemals gebetsmühlenhaft in den Medien unter die Nase reiben!
Seit wann werden wir medial und von der Politikso breit und laut vor einer Gefahr gewarnt?
Damit auch jeder Depp noch Gold und Immobilien rechtzeitig kaufen kann - das zeigt schon, daß etwas ganze anderes in Anmarsch ist.
"Damit auch jeder Depp noch Gold und Immobilien rechtzeitig kaufen kann - das zeigt schon, daß etwas ganze anderes in Anmarsch ist."
Vielleicht soll man auch nur denken, dass was anderes im Anmarsch ist? Außerdem: glaubst du im Ernst, dass sämtliche Medien staatskontrolliert sind? Vor allem in Zeiten des Internets?
"Vielleicht soll man auch nur denken, dass was anderes im Anmarsch ist? Außerdem: glaubst du im Ernst, dass sämtliche Medien staatskontrolliert sind? Vor allem in Zeiten des Internets?"
Soweit denkt der Manna uf der STraße ggar nicht - der hört nur "Inflation kommt" und denkt sich: "Ach da muß ich Schulden machen und eine Immobilie und Gold kaufen" - nicht umsosnt haben wir derzeit so eine Immobilienblase.
Und sowas ist bewusst gemacht - die Medien sind auch nur in der Hand von ein paar Großkonzernen die damit gezielt Stimmung machen - so wie sie es auch geschlossen für den Euro gemacht haben - oder welche große Zeitung hat damals gegen den Euro geschrieben?
So wie sie uns mit dem Euro reinlegten, so legen sie uns jetzt mit der "Inflation" rein die nciht kommen wird.
"Soweit denkt der Manna uf der STraße ggar nicht - der hört nur "Inflation kommt" und denkt sich: "Ach da muß ich Schulden machen und eine Immobilie und Gold kaufen" - nicht umsosnt haben wir derzeit so eine Immobilienblase."
Was ja im Sinne der Strippenzieher wäre. Mehr Kredite kurbeln die Wirtschaft an und sorgen dafür, dass unser Geldsystem noch länger nicht kollabiert. Schließlich müssen die exponentiell wachsenden Schulden im System ja von irgendwem gemacht werden...
Was ja im Sinne der Strippenzieher wäre. Mehr Kredite kurbeln die Wirtschaft an und sorgen dafür, dass unser Geldsystem noch länger nicht kollabiert. Schließlich müssen die exponentiell wachsenden Schulden im System ja von irgendwem gemacht werden...
Natürlich um nichts anderes geht es - hätte man 2008 nicht das Märchen der Inflation in die Welt gesetzt, dann wären wir damals schon in die Deflationsfalle gerutscht.
So jedoch konnte man nochmals die Leute dazu animieren ihren Ersparnisse zu verpulvern ("bevor es nichts mehr wert ist gebe ich es lieber ganz aus") oder sinnlos Immobilien zu kaufen (die dann später hoch besteuert werden)
Das geht aber auch nur eine bestimmte Zeit - bis die Ersparnisse verpulvert sind.
@Deflation-kommt, ich habe da noch zwei Fragen an dich bezüglich deiner Deflationstheorie:
1. Woran liegt es deiner Meinung nach, dass Japan trotz nahe 200% Staatsverschuldung nur geringe Zinsen zahlen muss, während sich Griechenland bei noch etwas niederigem Schuldenstand gar kein Geld mehr leihen kann, da die Zinsen für griechische Anleihen ins unermesslichen gestiegen sind?
2. Ist es deiner Meinung nach möglich, dass wir eine Situation mit Deflation in den europäischen Schuldenstaaten und gleichzeitiger Inflation in Deutschland bekommen können?
Meine Meinung zu diesen beiden Punkten hatte ich ja schon geschrieben.
Das die Medien uns gezielt Sachen verschweigen, glaube ich ehrlich gesagt nicht. Ich denke sie berichten alles nach "bestem Wissen und Gewissen". Wenn sie Sachverhalte falsch darstellen und verdrehen, denke ich, dass es mehr daran liegt, dass es die Redaktionsleute einfach selbst nicht besser verstanden haben!
1. Woran liegt es deiner Meinung nach, dass Japan trotz nahe 200% Staatsverschuldung nur geringe Zinsen zahlen muss, während sich Griechenland bei noch etwas niederigem Schuldenstand gar kein Geld mehr leihen kann, da die Zinsen für griechische Anleihen ins unermesslichen gestiegen sind?
Ganz einfach, Japan ist mit Griechenland gar nicht zu vergleichen!
Japan ist die zweitstärkste Industrienation - Griechenland ein halbes Entwicklungsland ohne wesentliche Produktion - dann hat Japan fast 0% Zins, der Zinssatz von Griechenland explodiert aufgrund von Risikozuschlägen
2. Ist es deiner Meinung nach möglich, dass wir eine Situation mit Deflation in den europäischen Schuldenstaaten und gleichzeitiger Inflation in Deutschland bekommen können?
Dauerhaft meiner Ansicht nach nicht - kurzfristig wie zur Zeit ja
Zinsen auf Rekordtief - jetzt kommt die Deflation!
http://www.ariva.de/forum/...n%20auf%20rekordtief%20deflation%20kommt
Ok, wir sind uns einig, dass die hohen Zinsen für Griechenland Risikoaufschläge sind. Inwieweit ist deiner Meinung nach ein japanisches Deflationsszenario in Europa dann überhaupt möglich? In Europa ziehen die Zinsen für Staatsanleihen bei jedem Land an, sobald nur die geringsten Zweifel an der Schuldentragfähigkeit vorhanden sind. Schau dir den europäischen Anleihenmarkt an. Da geht es jede Woche rauf oder runter.
Wie wird es jetzt in Europa deiner Meinung nach weitergehen? Werden die Risikoaufschläge der Länder sich dann in der Deflation angleichen? Meiner Meinung nach bräuchten wie dazu erstmal die Eurobonds mit denen sich alle Länder gemeinsam verschulden. Aber das ist ja politisch gar nicht in Sicht. Wie du richtig erkannt hast sind die Risikoaufschläge einer der großen Unterschiede zu Japan. Die Ursache liegt darin, dass es in Europa keine einheitliche wirtschaftliche und politische Meinung gibt. Ich sehe wegen dem einmaligen und komplizierten System in Europa einige Gründe, die in was völlig anderes als eine langanhaltende Deflation führen können.
Ja, der Defaltionsdruck ist offensichtlich da und nimmt zu, aber das ganze System sitzt auf einer Bombe und die Spannungen nehmen immer mehr zu. Wenn sich nach den Wahlen in Griechenland und Frankreich die politischen Verhältnisse in diesen Ländern verschieben sollten, wird es schon bald sehr eng für das Euro System.
Die Tatsache, dass Japan trotz der hohen Staatsverschuldung nur wenige Zinsen zahlen muss, hat einen vollkommen anderen Grund. Das liegt vornehmlich an der Mentalität der Japaner, die auch dann Staatsanleihen der eigenen Nation kaufen, wenn sie keinerlei Gewinn erwarten können oder diese sogar abschreiben müssen. Mit westlichen Maßstäben lassen sich die Japaner, die sämtlichst dieses Land im Proinzip wie ihre Familie betrachten, in dieser Hinsicht nicht messen. Individuelles Gewinnstreben ist ihnen sicher nicht fremd, wird aber gegenüber dem Kollektiv weitgehend zurückgestellt.
Ob das wirklich der Grund ist, würde ich bezweifeln. Insbesondere wenn der Japaner davon ausgegen müsste Verluste zu machen.
Aber das es (aus welchem Grund auch immer) so ist, das ist natürlich richtig...
@stahleisen, deiner Aussage über die japanische Mentalität kann ich nur voll zustimmen. Das ist mit Sicherheit einer der entscheidenden Punkte warum es in Japan anders läuft.
Nicht nur die Japaner sind so, auch bei anderen asiatischen Völkern kann man das sehen. Selbst bei asiatischen Bürgern in unserer Nachbarschaft ist das Leben für die Allgemeinheit deutlich spürbar. Bei mir in der Nähe wohnen einige Asiaten und auch da kann ich das nur bestätigen. Sowas wie egoistischer Nachbarschaftsstreit habe ich da noch nicht erlebt.
Bei Rohstoffen scheint unterdessen der Zenit wirklich überschritten zu sein. Seit Beginn dieses Threads stagniert Gold. Silber hat sich sogar halbiert. Da es in absehrbarer Zeit eine andere Krisenpolitik in der Eurozone geben wird stehen die Chancen sehr gut, dass nun wirklich die Rohstoff- und Bund-Future - Blase platzt...
Als bei der Verschärfung der Krise die Renditen der Bundesanleihen so stark gefallen sind, hat mich das auch erst mal überrascht. Ich glaube aber, dass das nicht viel mit einer sozialen Einstellung zu tun. Viele sehen kein Problem im Euro sondern in der Überschuldung mancher Eurostaaten. Vorher war es Ihnen egal bei welchem Euro Staat sie investiert haben. Hauptsache Euro. Jetzt wo die Sache unsicher geworden ist, wollen sie ihre „guten“ Euros nur noch in die Hände von „sicheren“ Staaten geben. Wer Staatsanleihen kauft scheut die Investition in anderen Währungen. Diese Anleger wollen unbedingt eine sichere Anlage in Euro und nehmen dafür geringere Renditen in Kauf. Da liegt aber unser Problem: Für die überschuldeten Euro Staaten gibt es keine Solidarität der europäischen Bürger!
Man kann bei den Rohstoffen jetzt schon eine Art von Deflationsdruck sehen. Sobald Meldungen kommen, dass die Wirtschaft doch noch schlechter läuft als prognostiziert geben die Preise nach. Dass es hier nun aber zu einem Platzen einer Blase kommt, glaube ich nicht. Die momentane Krisenpolitik des Sparens erhöht den Druck für fallende Rohstoffpreise. Wenn dort der Kurs auf Maßnahmen zur Wirtschaftsförderung umgestellt wird, wird das meiner Meinung nach die Rohstoffpreise eher wieder hochtreiben. Nicht zu vergessen die USA. Für mich ist es offensichtlich, dass die FED sehr gerne den Dollar nochmal mit dem immer wieder diskutierten QE3 leichter machen möchte. Sie haben aber das Problem, dass sie damit auch die Rohstoffpreise hoch treiben. Wenn die Rohstoffpreise aber jetzt unter Deflationsdruck kommen und noch weiter absacken, könnte die FED das durchaus als optimalen Zeitpunkt für eine Geldspritze sehen.
Weil die Rohstoffpreise jetzt schwächeln ziehen sich auch Spekulanten zurück. Das zieht die Preise noch mehr nach unten. Aber irgendwo müssen die Spekulanten hin. Der Euro hat derzeit auch Probleme, so gehen viele in den Dollar und treiben ihn damit hoch. Das verstärkt nochmal den Druck auf die Rohstoffe, da sie hauptsächlich in Dollar gehandelt werden. Ich denke, der jetzige Druck auf die Rohstoffpreise ist durch Umschichtungen bei Spekulanten überzogen. Wenn es zu Lockerungen der Geldpolitik kommt, kann das sehr schnell und heftig ins Gegenteil drehen! Die Spekulanten kommen dann massiv zurück.
Wo wir schon beim Thema soziale Einstellung sind. Was sagt ihr zu den Aussagen der Allianz zu Lebensmittelspekulationen? Die Argumentation dass es nicht so schlimm ist weil man ja nicht nur auf steigende sondern auch auf fallende Preise setzt, ist für mich absolut lächerlich. Im Klartext heißt dass: Wenn die Preise anziehen, weil die Ernten schlecht waren, treibt man die Preise noch höher. Der Bauer in Afrika, dessen Ernte ausgefallen ist, kann sich dann wegen der höheren Preise nichts zukaufen und muss hungern. Wenn dann ein gutes Erntejahr ist und die Preise fallen, werden sie durch Spekulation noch weiter runtergezogen. Der Bauer in Afrika bekommt dann für seinen Überschuss weniger und kann sich nichts für das nächste schlechte Jahr zurücklegen.
Naja, das mit den Spekulationen auf Lebensmittel ist halt so eine Sache: Moralisch sicher extrem fragwürdig, aber darf man dann überhaupt in einen Rohstoff investieren? Was ist mit Gold, bei dem "arme" Menschen in Südafrika und menschenunwürdigen Bedigungen in Minen arbeiten? Wenn es keiner haben wollte, dann müssten diese Menschen dort nicht in den Minen schuften... Was ist mit Öl das durch dessen Verbrennung zur Klimakatastrophe beiträgt? Was ist mit Holz für desen Abbau Urwald gerohdet wird und Lebensraum vieler Tiere zerstört wird? Wahrscheinlich sind am Ende alle Investitionen/Spekulationen in Rohstoffe moralisch fragwürdig, wobei sicher Rohstoffe im Bereich Lebensmittel/Nahrung die absolute Spitze der Fragwürdigkeit sind...