Und wieder zahlt der Mittelstand
Seite 1 von 1 Neuester Beitrag: 14.11.02 12:47 | ||||
Eröffnet am: | 14.11.02 08:53 | von: erdna | Anzahl Beiträge: | 11 |
Neuester Beitrag: | 14.11.02 12:47 | von: ruhrpottzock. | Leser gesamt: | 1.283 |
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In einer der Letzten Capital-Ausgaben stand, dss die Allianz Ihre Zulieferer genauso unter Druck setzt und 10% des Umsatzes mit Ihnen zurück verlangt.
Dreister geht es nicht mehr.
Es grüßt
ein wieder mal verärgerter erdna
Bahn bedrängt Lieferanten
Von Eberhard Krummheuer, Handelsblatt
Die Bahn verschickt blaue Briefe an ausgewählte Lieferanten. Sie sollen zehn Prozent ihrer Umsätze, die sie in diesem Jahr mit Bahnaufträgen erzielt haben, als einmaligen Sanierungsbeitrag zurückzahlen – „freiwillig“.
DÜSSELDORF. Die Deutsche Bahn AG hat 330 kleinere Bahn-Lieferanten per Brief aufgefordert, angesichts der „schwierigen wirtschaftlichen Lage“ der Bahn einen „außerordentlichen einmaligen Sanierungsbeitrag“ zu leisten. Der Brief ist Teil eines Sparprogramms, mit dem die Bahn, mit einem Bestellvolumen von rund 10 Mrd. Euro pro Jahr einer der größten Auftraggeber der deutschen Wirtschaft, im Einkauf künftig massiv Geld sparen will.
Mit einem internen „Fokusprojekt“ mit dem nicht ganz deutlichen Titel „Erschließung Einkaufspotenziale“ plant die Bahn, von 2001 bis 2005 bei Lieferung und Leistung insgesamt 1,9 Mrd. Euro einsparen.
Nein, die Bahn habe keinesfalls versucht, Druck auf ihre Lieferanten auszuüben, kommentiert Bahn-Einkaufschef Stefan Garber die ungewöhnliche Massensendung seines Unternehmens. Die Bahn hat ihre Lieferanten in dem Schreiben, das dem Handelsblatt vorliegt, aufgefordert, 10 % ihrer Umsätze, die sie im laufenden Jahr mit der Bahn gemacht haben, auf ein in dem Brief genanntes Konto zu überweisen. „Wir hoffen in der momentanen Situation auf ihr Entgegenkommen und bauen damit gemeinsam mit ihnen auf eine langfristige Kundenbeziehung“, heißt es weiter.
„Einen außerordentlichen Vorgang“ nannte Michael Clausecker, Hauptgeschäftsführer des Verbandes der Bahnindustrie in Deutschland (VDB), die Aktion des Bahn-Einkaufs eher zurückhaltend. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Unternehmen bereit sein werden, einen derartigen unmittelbaren Sanierungsbeitrag für ihren Kunden zu leisten.“ Schließlich habe es in der Branche, die auf ihrem Restrukturierungsweg in den letzten Jahren von schweren Krisen gebeutelt worden sei, nicht einen einzigen Fall gegeben, bei dem man umgekehrt den Kunden Bahn um direkte Hilfe gebeten hätte. Und das nicht einmal dann, wenn die Unternehmen vor der Pleite gestanden hätten.
Kritik wies Bahn-Einkaufschef Garber zurück. Das Unternehmen sei bei dieser Aktion ausschließlich auf den „good will“ seiner Auftragnehmer angewiesen, sagte er dem Handelsblatt. „Wir haben uns angeschaut, wie das andere Firmen machen: Die haben ihren Lieferanten geschrieben und dann einfach bei den nächsten Rechnungen gekürzt, wenn sie nichts gehört haben. Das ist rechtlich unzulässig und nicht unser Stil.“ Auch die Einschätzung, die Bahn übe mit ihrer Marktmacht Druck auf die Zulieferer aus, wollte Garber nicht gelten lassen. Da sei das Staatsunternehmen ein „relativ zahnloser Tiger“. Der überwiegende Teil der Aufträge werde in öffentlichen Verfahren vergeben und sei durch die Vergabe-Kammern der Länder nachprüfbar. Sachfremde Erwägungen hätten da – weder positiv noch negativ – überhaupt keine Chance, meinte Garber.
Auf die Briefe, die die Bahn an ausgewählte Lieferanten mit Aufträgen zwischen 250 000 und 4 Mill. Euro im Jahr verschickt hatte, bekam sie bisher nur wenig Reaktion. Lediglich 2 % der Adressaten hätten Bereitschaft zur Rückzahlung signalisiert, 10 % wollten mit den Bahn-Einkäufern immerhin diskutieren.
Kernpunkt des Einkaufssparprogramms ist aber Garber zufolge nicht die Briefaktion. Vielmehr will die Bahn bei allen großen Auftragnehmern die Beschaffungskosten durchforsten und senken. Dafür gebe es reichlich Potenziale, insbesondere bei der Technik. Das beste Beispiel des Bahn-Einkaufschefs: Künftig will die Bahn für ihre Loks serienmäßige Lkw-Scheibenwischer ordern. Da seien Einsparungen bis zu 80 % möglich.
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Stichwort: „Anazapfen“
Wer seinen Lieferanten ohne sachlich gerechtfertigten Grund rückwirkend einen Rabatt abverlangt, kann sich laut Paragraf 20 des Kartell- Gesetzes (GWB) auf ein Bußgeld gefasst machen. Das gefürchtete „Anzapfen“ steht in schlechten Zeiten bei mächtigen Konzernen dennoch hoch im Kurs. Schließlich wagt kaum ein Mittelständler, vor Gericht gegen seinen Großkunden aufzubegehren. Wer es dennoch tut, wird gnadenlos ausgelistet. Nach Informationen des Handelsblatts nimmt derzeit die Düsseldorfer Metro AG vor allem Speditionen in die Zange. Ihr Vorbild: die Münchener Siemens AG, die vor vier Monaten ihren Transporteuren rückwirkend 5,8 % vom Umsatz abzog. Den Karstadt-Quelle-Konzern schreckt nicht einmal ein rechtswirksames Urteil. Die Essener greifen ihren Lieferanten weiter unverhohlen in die Tasche. Rückgrat zeigen angesichts solcher Begehrlichkeiten nur wenige. Immerhin: Seine Transport- Verpackungen muss sich der Handelskonzern jetzt woanders besorgen. Der Hauslieferant gab – entnervt von den Nachforderungen – die Geschäftsbeziehung auf.
HANDELSBLATT, Donnerstag, 14. November 2002, 08:04 Uhr
Was du hier beschreibst, sind ganz normale, in der Wirtschaft übliche Verfahrensweisen. Wer wirtschaftlich produzieren will, muss günstig einkaufen. Kein Unternehmen hat Lust oder die Möglichkeit, Caritas zu spielen.
Allerdings ist das ja alles nur freiwillig. Da bin ich mal gespannt, ob ein Zuliefer sich erlauben kann, sich der Rückzahlung zu entziehen.
PS: Nebenbei sind das nicht die Gesetze des Marktes, sondern in vielen Fällen verstößt es gegen Gesetze.
Gruß
erdna
einschränkenden Gesetzen. Es ist freiwillig. Warum sollte ich meinen Lieferanten keine Briefe schicken dürfen ? Andere schreiben keine Briefe, sondern SAGEN, friss oder stirb, wenn sie die Möglichkeit dazu haben.
Die Liferanten MÜSSEN doch nicht liefern ! Sie können auch einen anderen beliefern !
wenn du wegen solcher machenschaften deinen arbeitsplatz verlierst,möchte ich mal höhren,ob du dann immernoch libereal bist:-)))))))))))
der einkäufer dort,hat die 5 umsatzstärksten lieferanten eingeladen,u. verlangt,dass die preise gesenkt werden,sonst ist klappe.da die aber bei mir nur 3% vom umsatz ausmachten,sonntaglieferung incl.,konnte ich lächelnt nein sagen.
andere können/wollen dies nicht,da sonst arbeitsplätze gefährdet sind!
Schätze mal, wenn du bei einem Bahnzulieferer arbeiten würdest, würdest Du verdammt lernfähig sein, so wie Levke gestern etwas über die wirtschaftlichen Qualitäten unserer Bundesregierung gelernt hat.
R.
Mach bitte mal die Augen auf und schau, was sich auf Deutschlands Schienen alles so rumtreibt. Ein paar Dutzend in- und ausländische Eisenbahnen tummeln sich da.
Schau mal, was sich auf Deutschlands Straßen so alles rumtreibt und achte mal auf die Nummernschilder.
Schau mal, was sich auf Deutschlands Kanälen alles so rumtreibt und achte mal auf die Nationalitätenflaggen.
Das gesamte Transportgewerbe unterliegt einem zum Teil ruinösem Wettbewerb. Die Kunden pressen den Transporteuren Dumping-Prgeise ab. So empfinden das natürlich nur die Transporteure. In der Wirtschaft heisst das schlicht und einfach Wettbewerb. Also ist doch klar, dass alle billig einkaufen wollen und müssen.
Reila, auf diesem Feld bist du fast 10 Jahre zurück.
Da ist normal und üblich - überall ! Wollen wir es als Privatleute anders machen ? Da, wo wir es können, nutzen wir unsere Stellung als Kunden aus !