Strafe fördert Gemeinschaftssinn


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Neuester Beitrag: 09.01.02 22:09
Eröffnet am:09.01.02 21:23von: 9745400lopiAnzahl Beiträge:2
Neuester Beitrag:09.01.02 22:09von: SchnorrerLeser gesamt:1.225
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1282 Postings, 8521 Tage 9745400lopiStrafe fördert Gemeinschaftssinn

 
  
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09.01.02 21:23


Im Experiment unterstützen reuige Schmarotzer die Gruppe



Zürich - Der Mensch ist des Menschen Wolf, fand der britische Philosoph Thomas Hobbes. Auch die Darwinisten sprechen vom "survival of the fittest" und vom Streben aller Individuen, so viele Nachkommen wie möglich zu zeugen. Dennoch ist Kooperation im Tierreich und in menschlichen Gesellschaften eher die Regel als die Ausnahme.

Mit Kosten-Nutzen-Modellen rechnen Spieltheoretiker schon seit einigen Jahren die verschiedenen Formen der Kooperation durch: Ameisenstaaten oder der Familienzusammenhalt können so mit einer Art genetischem Egoismus erklärt werden, und auch die Kooperation unter nichtverwandten Personen lohnt sich durchaus, solange sie sich immer wieder treffen und Gelegenheit zur Vergeltung haben. Andererseits kooperieren Menschen oft mit Fremden, denen sie nie mehr begegnen werden.

Ernst Fehr von der Universität Zürich und Simon Gächter von der Universität St. Gallen haben nun offenbar einen wesentlichen Mechanismus aufgedeckt, der solche Kooperationen auf Dauer möglich macht. Überraschenderweise ist damit Thomas Hobbes nicht völlig widerlegt, denn die treibende Kraft ist weniger ein angeborener Hang zum Altruismus, sondern mehr eine instinktive Wut auf Personen, die Nutzen aus dem Gemeingut ziehen, aber nichts dazu beitragen wollen. Solche "Schmarotzer" werden, so zeigte das Experiment, das die Forscher jetzt im Fachmagazin "Nature" beschreiben, immer wieder von anderen Mitspielern bestraft, bis sie ihr Verhalten ändern.

Das Experiment war als Spiel in Vierergruppen aufgebaut, an dem 240 Studenten in ständig wechselnden Konstellationen und in völliger Anonymität teilnahmen. Jeder Spieler bekam zu Beginn einen Betrag von 20 Einheiten, von dem er einen beliebig großen Teil auf ein gemeinsames Konto einzahlen konnte. In der Endrunde wurde das gemeinsame Konto auf die Spieler aufgeteilt, und zwar so, dass pro eingezahlter Geldeinheit jeder der vier beteiligten Spieler 0,4 Geldeinheiten erhielt. Die Gruppe würde also den höchsten Gewinn erzielen, wenn alle ihr ganzes Geld in das gemeinsame Konto investieren. Wenn aber nur einer dies tut, erhält er im Endeffekt nur noch acht Geldeinheiten, während die anderen drei sich über jeweils 28 Einheiten freuen dürfen. Diese Konstellation ist als "Tragödie der Allmende" bekannt: Ein Gemeinschaftsgut wird schnell heruntergewirtschaftet, wenn jeder an seinen Nutzen denkt, aber niemand investieren will.

Doch Fehr und Gächter führten eine Zwischenrunde ein: Darin gaben sie den Einsatz aller Mitspieler bekannt. Die Spieler konnten sich danach gegenseitig etwas von ihrem Gewinn abziehen. Allerdings mussten sie dafür eine Gebühr bezahlen. Tatsächlich straften viele Spieler diejenigen ab, die nichts oder nur sehr wenig zu dem Gemeingut beigetragen hatten. Diese "altruistischen Bestrafer" nahmen die Kosten für die Strafaktion bereitwillig auf sich und hielten dadurch die Kooperation auf einem hohen Niveau: Denn in den nächsten Spielrunden investierten die vorher bestraften Spieler doch einen Teil ihres Einsatzes für die "Allmende". Und das, obwohl in der nächsten Spielrunde niemand etwas von ihrem vorherigen Einsatz oder der Bestrafung wusste.

Fehr und Gächter vermuten starke und tief verankerte Emotionen hinter beiden Verhaltensweisen. Die Empörung über Nutznießer und die Beschämung derselben mag sogar angeboren sein, denn die Wurzel aller menschlichen Kulturen liegt in der Kooperation über Familienbande hinaus.  

6537 Postings, 8166 Tage SchnorrerUmgekehrt, oder? Gemeinschaft fördert

 
  
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09.01.02 22:09
Bedürfnis nach Strafe?  

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