US-Pessimismus breitet sich aus
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Eröffnet am: | 10.05.02 11:26 | von: malen | Anzahl Beiträge: | 1 |
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Von Ina Bauer, Frankfurt
Die Unsicherheit über eine weitere Erholung an den US-Aktienmärkten hat in den vergangenen drei Monaten stark zugenommen, wie die jüngste Runde der vierteljährlichen FTD-Fondsumfrage zeigt.
Von den 50 Prozent Optimisten Ende Januar sind nur noch 8 Prozent übrig geblieben. Einer der zwölf Teilnehmer schreibt: "Die Anleger sind weiter vorsichtig und verunsichert, die Unternehmensqualität wird hinterfragt." Den Optimismus über einen Kursanstieg in Europa haben sich die Fondsmanager dagegen bewahrt. Dort sehen sie bei den konjunkturabhängigen Branchen wie Industrieunternehmen, Chemie und zyklischen Konsumwerten das größte Kurssteigerungspotenzial.
Die Aussichten für die europäischen Telekombetreiber haben sich nach Ansicht der Anlageprofis seit Januar deutlich eingetrübt. Waren damals noch 39 Prozent der Befragten für die Branche positiv gestimmt, sind es jetzt nur noch 25 Prozent. Dagegen hat sich der Anteil der Pessimisten von 0 auf 58 Prozent erhöht. Entsprechend schlecht hat sich der Stoxx-Branchenindex entwickelt. Seit Anfang Februar hat er 18 Prozent verloren und bildet damit das Schlusslicht unter den 18 Branchen.
Teilnehmer
Indexprognosen und Brancheneinschätzung
Der jüngste negative Ausblick der Deutschen Telekom verdeutlicht, dass sich die Branche weiterhin in der Krise befindet. Noch immer macht dem Sektor der Schuldenberg zu schaffen, der durch milliardenschwere Investitionen in die Mobilfunkgeneration UMTS aufgebaut wurde und der angesichts der Börsenflaute durch Aufnahme von frischem Kapital nicht abgebaut werden kann. Telekom-Chef Ron Sommer rechnet mit weiteren Einbußen im Festnetzgeschäft, da sich die Konkurrenz verschärft. Außerdem hat sich bei der Mobilfunktochter Voicestream wegen einer geänderten Bilanzierungsregel ein Abschreibungsbedarf von knapp 4 Mrd. Euro im ersten Quartal aufgetan.
Bei den Autowerten gehen 42 Prozent der Fondsmanager von einer Seitwärtsbewegung aus. Das verwundert nicht, da die Branche in den vergangenen drei Monaten knapp 16 Prozent zugelegt hat und damit Stoxx-Spitzenreiter ist.
Auf den hinteren Rängen befinden sich weiterhin die defensiven Werte wie Nahrungsmittelhersteller und Versorger, die in den vergangenen Monaten stark von der Unsicherheit der Anleger profitiert haben.
Das absolute Schlusslicht bildet jedoch die Grundstoffbranche, bei der 58 Prozent der Befragten von Kursverlusten und 42 Prozent von einer Seitwärtsbewegung ausgehen. Im Vergleich zu anderen konjunktursensitiven Werten wie Industriefirmen und zyklischen Konsumtiteln reagieren die Kurse der Stahl- und Aluminiumhersteller meist früher auf die Hoffnung einer wirtschaftlichen Erholung.
Seit der letzten Umfragerunde hat sich die Einschätzung des japanischen Aktienmarktes leicht verbessert. Der Anteil der Pessimisten ist von 66 auf 44 Prozent gefallen. Eine Fondsgesellschaft liefert als Begründung: "Neben markttechnischen und saisonalen Faktoren besteht die Chance, dass sich für Japan die Risikoabwägung zu Gunsten der zyklischen Erholung weltweit verlagert und die strukturellen Probleme zeitweise in den Hintergrund treten." Angesichts der weit verbreiteten Untergewichtung in internationalen Portfolios empfiehlt sie auf Sicht von drei Monaten, Japan taktisch überzugewichten. Nach wie vor muss das Land jedoch seinen Finanzsektor sanieren.
Bei den Prognosen für die nächsten sechs Monate kommt der Nikkei 225 mit plus 7 Prozent am schlechtesten weg. Das meiste Potenzial sehen die Profis am Neuen Markt. Für den Nemax 50 sagen sie einen Anstieg von 37 Prozent voraus. Beim Dax erwarten sie ein Plus von 12 Prozent, beim Stoxx 50 9 Prozent, beim S&P 500 11,8 Prozent und beim Nasdaq Composite 18 Prozent.
Die US-Indexvorhersagen der Anlageprofis stehen im leichten Widerspruch zu der Erwartung von 50 Prozent der Umfrageteilnehmer, dass sich die Kurse in den nächsten drei Monaten seitwärts bewegen.
Jedenfalls haben die Fondsmanager mit ihrer Prognose vom Januar Recht behalten. Europa hat die USA bei der Kursentwicklung geschlagen, auch wenn der Vorsprung klein war. Während der S&P 500 in den letzten drei Monaten 2 Prozent verlor, legte der Stoxx 50 um 1,5 Prozent zu.
© 2002 Financial Times Deutschland