Kriege haben der Wirtschaft noch niemals gut getan
Seite 1 von 1 Neuester Beitrag: 08.01.03 12:13 | ||||
Eröffnet am: | 08.01.03 10:20 | von: Schwedenku. | Anzahl Beiträge: | 15 |
Neuester Beitrag: | 08.01.03 12:13 | von: TD714788 | Leser gesamt: | 1.250 |
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Angst macht sich im Weißen Haus breit. Aber nicht wegen des irakischen Diktators Saddam Hussein, dessen Beseitigung mit Waffengewalt für die US-Regierung offenbar beschlossene Sache ist.
Amerikas Wirtschaft lahmt. Die Arbeitslosigkeit steigt. Die Kurse an der Wall Street sind in den Keller gefallen. Nun versucht der Präsident, mit einer Notoperation die Versäumnisse auszubessern. Der Republikaner verkündete ein milliardenschweres Konjunkturprogramm. Neben der Einkommensteuer sollen auch Steuern auf Dividenden gekappt werden.
Kriege haben der Wirtschaft noch niemals gut getan
Die Botschaft ist klar: Die Amerikaner sollen ihr Geld wieder in Aktien anlegen. Ohne einen kräftigen Investitionsschub droht George W. Bush ein ähnliches Schicksal wie seinem Vater. George Bush senior hatte zwar 1991 den Golfkrieg gegen Saddam Hussein gewonnen, versagte jedoch kläglich an der Heimatfront. Die Wirtschaft brach ein, und Bush verlor die Wahl gegen seinen Herausforderer Bill Clinton. Nun fürchtet Bush junior um seinen Job. Doch fraglich ist, ob sich durch ein paar Steuersenkungen das Gespenst der Rezession vertreiben lässt.
Kriege haben der Wirtschaft noch niemals gut getan. Gewiss: US-Waffenschmieden wie Northrop, General Dynamics und Raytheon profitieren von jeder Cruise Missile, die irakische Stellungen zertrümmert. Das simple Gesetz von Angebot und Nachfrage beflügelt die Aktienkurse dieser Unternehmen. Doch insgesamt sind die Risiken eines Krieges nicht nur für die amerikanische Ökonomie, sondern auch für die Weltwirtschaft ungleich höher als beim vergangenen Golfkrieg.
Diesmal werden sich die USA nicht auf eine komfortable finanzielle Lastenteilung mit den Verbündeten verlassen können. 1991 kam Washington mit sieben Milliarden Dollar davon, gerade zwölf Prozent der Gesamtkosten. Der große Rest wurde von anderen Staaten beigesteuert, unter anderem Deutschland. Nach Schätzungen von Experten wird eine Invasion des Irak zwischen 100 und 200 Milliarden Dollar kosten. Das sind angesichts eines Staatshaushalts von etwa zwei Billionen Dollar freilich Kleinigkeiten. Doch damit ist es nicht getan.
Die Risiken sind schwer kalkulierbar
Die Endabrechnung dürfte für die amerikanischen Steuerzahler erheblich höher ausfallen: So wird Washington in der Folge ebenso für die Stationierung von Truppen im Irak wie für den Wiederaufbau des Landes zahlen müssen. Die Risiken steigender Ölpreise für die Wirtschaft sind ohnehin nur schwer kalkulierbar. Die USA rasseln mit dem Säbel, während gleichzeitig die Weltwirtschaft wie seit Jahrzehnten nicht mehr destabilisiert ist.
Noch längst nicht haben die großen Volkswirtschaften USA, Europa und Japan das abrupte Ende der New Economy verkraftet. Die Spekulationsblase ist geplatzt. Mühsam kämpft sich die US-Börsenaufsicht durch den Sumpf von Bilanzskandalen, die das Vertrauen der Anleger nachhaltig geschädigt haben. Die Bemühungen der Zentralbanken, die Unternehmen durch Zinssenkungen zum Investieren zu animieren, sind weitgehend ausgereizt. Die Leitzinsen in den USA und Japan liegen auf historischem Tiefstand. Die Banken sitzen auf faulen Firmenkrediten. Die Institute scheuen das Risiko, neues Geld zu verleihen.
Sinkende Preise und eine stagnierende Wirtschaft münden in Deflation, die noch schwieriger zu bekämpfen ist als die Inflation. Systematisch werden nicht nur an der Wall Street die Gefahren des doppelten Defizits der USA heruntergespielt – das wachsende Haushaltsdefizit und das exorbitant ansteigende Leistungsbilanzdefizit. Die USA importieren weitaus mehr Güter und Dienstleistungen als sie exportieren.
Die Angst vor dem Krieg schwächt den Dollar weiter
Aufgrund dieses immensen Leistungsbilanzdefizits hängen die Vereinigten Staaten am Tropf – sie werden permanent aus dem Ausland finanziert. Sie benötigen einen täglichen Kapitalzufluss von rund zwei Milliarden Dollar, um den Importüberhang zu finanzieren. Nur so lässt sich auch ein weiterer Kursverlust des Dollars gegenüber dem Euro vermeiden.
Nur: Die Angst vor dem Krieg wird den Dollar weiter schwächen. Da helfen kein Gesundbeten à la Bush und auch kein gut gemeintes Konjunkturprogramm weiter. Die Anleger flüchten in den Euro und in den Schweizer Franken. Ein taumelnder Dollar verbilligt zwar die US-Exporte im Ausland. Doch ein solcher Konjunkturschub kann nur funktionieren, wenn der Rest der Welt genügend Kauflust bekommt.
Wie viele Irak-Kriege können sich die USA noch leisten? Militärisch, da gibt es keinen Zweifel, hat das Pentagon alle Mittel in der Hand, Saddam Hussein in die Wüste zu schicken. Doch die Hybris der amerikanischen Supermacht hat die amerikanischen Politiker blind gemacht gegenüber den wirtschaftlichen Herausforderungen.
Ein weltweiter Konjunktureinbruch kann die westlichen Werte von Demokratie und Freiheit mindestens ebenso gefährden wie machthungrige Diktatoren im Irak oder in Nordkorea. Die USA sollten sich auf ihre Verantwortung als stärkste Volkswirtschaft der Welt besinnen. Dieses erfordert allerdings mehr, als die Reichen Amerikas noch reicher zu machen.
Süddeutsche Zeitung
Aber nach Kriegen wächst die Wirtschaft nur, weil die Infrastruktur beider Seiten beschädigt wurde und wieder aufgebaut werden muß.
Der Aufbau des Irak könnte auf lange Zeit zur "Subvention" degradieren, wenn z.B. die Ölquellen des Irak brennen, dan kann der Irak nicht einmal mit Öl bezahlen.
Außerdem wird der Irak alle Mittel benötigen, um eine Grundversorgung (Nahrungsmittel, Medikamente und "DAch über dem Kopf"....) wieder herzustellen.
Lukrative Industrieaufträge kommen bestenfalls einige JAhre später.
Die Infrastruktur der USA wird diesen Krieg unbeschadet überleben. Also kommen da auch keine Impulse im RAhmen eines Wieder-Aufbaus.
Gruß
Brad
Es geht hier um die Risiken für die amerikanische Wirtschaft aufgrund unkalkulierbarer Kosten, an denen sich die Europäer (allen voran Deutschland) diesesmal nicht so stark beteiligen werden.
Na dann hoffen wir mal, dass es einen Atomschlag gibt, damit Dax und Nemax die alten Höhen wiedersehen.
Vielleicht haben wir auch Glück und es trifft nur ein paar Mullahs etc. dann können wir hier im Westen unseren neuen alten Reichtum weiter genießen. W. go for it.
Grüsse,
Tyler Durdan
aber eine A-Bomben-Einsatz würde ich den Amis durchaus zutrauen.
Gruß
Brad
Und wir haben leider Politiker, denen man den Einsatz dieser Technologien zutrauen würde.
Wenn Dir die sarkastische Auslegung gefällt, ist das gut.
Wenn Du der Meinung bist, das persönlicher Reichtum wichtiger als Menschenleben irgendwo weit weg in anderen Erdteilen bist, gehst Du immerhin konform mit der Regierung der unseres "wichtigsten Allierten".
Grüsse,
Tyler Durdan
Wenn es nicht sarkastisch war, dan würdest du doch gerade für einen A-Bomben-Einsatz gesprochen haben.
Und das konte ich mir nicht vorstellen.
Wenn DU es für eine ernste Auffassung hielst: Ebenfalls gut, denn dann gehst Du immerhin konform mit der Regierung der USA.
Grüsse,
Tyler Durdan
Grüsse,
Tyler Durdan
P.S. Diese Selbstzweifel sollte ich auf meinem Weg zum Außenminister noch loswerden.