Telekom-Chef Ron Sommer: "Ich bin doch kein Prophe
Seite 1 von 1 Neuester Beitrag: 28.05.01 08:42 | ||||
Eröffnet am: | 27.05.01 20:11 | von: schnee | Anzahl Beiträge: | 5 |
Neuester Beitrag: | 28.05.01 08:42 | von: karo | Leser gesamt: | 4.732 |
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Telekom-Chef Ron Sommer über den Kurssturz der
T-Aktien, die Wut der Aktionäre und die
umstrittenen Immobiliengeschäfte der Telekom
SPIEGEL: Herr Sommer, bei
der Hauptversammlung am
Dienstag dieser Woche müssen
Sie sich den wütenden
Kleinaktionären stellen, und
die meistgestellte Frage dürfte
sein: "Was haben Sie mit
meinem Geld gemacht?" Wird
die Veranstaltung zu einem Volkstribunal für das
Management der Telekom?
Sommer: Hauptversammlungen haben ja ihre
eigene Dynamik, und deshalb ist so etwas schwer
einzuschätzen. Wir rechnen damit, dass immerhin
fast 10 000 Aktionäre nach Köln kommen. Aber ich
glaube nicht, dass die Emotionen hochkochen.
SPIEGEL: Im vorigen Jahr stand der Kurs der
T-Aktie bei etwa 70 Euro - Sie wurden gefeiert wie
ein Showstar. Jetzt liegt der Kurs bei unter 30 Euro,
und Sie gelten als "Minus-Mann" oder als
"Dax-Fallobst". Fürchten Sie nicht, ausgebuht zu
werden?
Sommer: Ich verstehe, wenn Anleger emotional
reagieren, denn es geht für sie ja auch um etwas
sehr Emotionales, nämlich ihr Geld. Und deshalb
wird es sicher den einen oder anderen
unangenehmen Redebeitrag geben. Aber mein Job
ist es nicht, Emotionen mit Emotionen zu
beantworten. Ich setze eher auf die Chance, in der
Kommunikation mit den Anlegern für mehr
Transparenz zu sorgen.
SPIEGEL: Einige Aktionäre haben bereits
angekündigt, dem Vorstand die Entlastung zu
verweigern.
Sommer: Solche Anträge gab es früher auch schon.
In diesem Jahr kann ich sie aber überhaupt nicht
nachvollziehen, denn wir haben ein sehr gutes
unternehmerisches Jahr hinter uns - trotz des
schwierigen Umfelds.
SPIEGEL: Immerhin haben bis jetzt nur die Anleger
einen guten Schnitt gemacht, die beim ersten
Börsengang eingestiegen sind. Alle anderen haben
bis zu drei Viertel ihres eingesetzten Kapitals
verloren.
Sommer: Natürlich gibt es Anleger, die zu einem
höheren Kurs als dem jetzigen gekauft haben.
Daneben gibt es aber auch sehr viele Kleinaktionäre,
die beim Höchststand von über 100 Euro ihre Papiere
verkauft haben.
SPIEGEL: Das hört sich fast so an wie die Antwort
Ihres Werbestars Manfred Krug, der einem erbosten
Anleger schrieb: "Sie konnten den Hals nicht voll
kriegen. Jetzt muss ich mir Ihr Gejammer anhören."
Sommer: Zu der persönlichen Korrespondenz von
Herrn Krug will ich mich nicht äußern. Das ist dessen
Angelegenheit, und wir können Herrn Krug nicht den
Mund verbieten. Aber dass mit der T-Aktie auch
gewaltige Beträge verdient wurden, steht doch völlig
außer Frage.
SPIEGEL: Mit dieser Erklärung werden sich die
Verlierer kaum zufrieden geben. Viele geben Ihnen
die Schuld am anhaltenden Kursverfall.
Sommer: Natürlich bin ich auch verantwortlich für
den Aktienkurs. Aber der Kurssturz betrifft ja nicht
die Telekom allein. Das ist ein globales Börsenthema,
und es enthält ein Problem von grundsätzlicher
Bedeutung: Wie kann man die Finanzsysteme so
verbessern, dass nicht sämtliche Firmen über einen
Kamm geschoren werden? Es ist doch nicht
erklärbar, warum alle Firmen einer Branche an der
Börse gleichzeitig abstürzen. Logisch wäre für mich,
wenn die Firma A abstürzt, weil sie in
Schwierigkeiten steckt, und Firma B oben bleibt, weil
die Geschäfte gut laufen. Wenn es diese
Differenzierung gäbe, stünde der Telekom-Kurs
deutlich höher.
SPIEGEL: Die Frage lautet aber auch: Haben Sie
genug getan, um die Kleinanleger auf die
Wechselbäder an der Börse ausreichend
vorzubereiten?
Sommer: Wenn Sie unsere vier Börsengänge
anschauen, dann werden Sie feststellen, dass ich nie
versucht habe, beim Ausgabekurs noch den letzten
Euro rauszupressen, sondern stets auch die
langfristige nachbörsliche Entwicklung im Blick
hatte.
SPIEGEL: Für die Anleger, die beim letzten
Börsengang zu 66,5 Euro eingestiegen sind, dürfte
das wie Hohn klingen.
Sommer: Aber ich bitte Sie, ich bin doch kein
Prophet. Als wir vergangenes Jahr den Ausgabekurs
festlegten, war ich fest überzeugt, dass wir nach
dem Rückgang von 100 auf 60 die Talsohle
durchschritten hätten. Und das war nicht nur meine
Meinung. Wir sind ja immer von den besten Experten
der Welt umgeben, die uns für teures Geld beraten.
Keiner hatte erwartet, dass die Börse diesen Absturz
erlebt.
SPIEGEL: Auch T-Online hat sich nach dem
Börsengang nicht gerade gut entwickelt.
Sommer: Wenn Sie den heutigen Kurs nehmen,
haben Sie Recht. Aber schauen Sie sich das Umfeld
vor einem Jahr an. Damals sagten alle, das
Börsenklima ist so schlecht, wie könnt ihr eine
Aktienemission wagen. Als ordentlicher Segler, der
bei jedem Wetter rausfährt, habe ich es trotzdem
gewagt. Aber wie schwer ein Gewitter wirklich
aussehen kann, das wissen wir erst jetzt.
SPIEGEL: Hätten Sie nicht wenigstens die Analysten
und Banken bremsen müssen, als die T-Aktie beim
Höchststand immer noch zum Kauf empfohlen
wurde?
Sommer: Ich habe überhaupt nicht das Recht, den
Kurs rauf- oder runterzureden. Ich würde mich
strafbar machen, wenn ich das täte. Allerdings habe
ich wenig Verständnis dafür, wenn die gleichen
Analysten, die beim Kurs von 100 Euro zum Kauf der
T-Aktie geraten haben, jetzt bei 30 Euro zum
Verkauf raten, obwohl die Telekom heute viel
kräftiger und gesünder dasteht als vor einem Jahr.
Das ist doch der entscheidende Punkt.
SPIEGEL: Nun gibt es für den Kursverfall auch
hausgemachte Gründe wie etwa die Fehlbewertung
der Immobilien. Kam die Abwertung um 3,9
Milliarden Mark, die Sie im März vorgenommen
haben, nicht um Jahre zu spät?
Sommer: Auf unseren Aktienkurs hatte die
Korrektur keinerlei Auswirkungen. Die Gerüchte über
eine vermeintliche Fehlbewertung unserer
Immobilien gibt es, seit ich bei der Telekom bin. Im
Markt hat die Abwertung um knapp 4 Milliarden bei
einer Bilanzsumme von 250 Milliarden Mark nie eine
Rolle gespielt.
SPIEGEL: Viele Kleinaktionäre verlieren aber
angesichts solcher Vorgänge das Vertrauen in die
Deutsche Telekom.
Sommer: Da unterschätzen Sie unsere
Kleinaktionäre gewaltig. Das Immobilienthema hat
auf deren Anlageentscheidung keinen Einfluss.
SPIEGEL: Immerhin mussten die T-Aktionäre zur
Kenntnis nehmen, dass die Staatsanwaltschaft
gegen Telekom-Vorstände und auch gegen Sie
persönlich wegen Kapitalanlagebetrugs und
Bilanzfälschung ermittelt. Meinen Sie wirklich, das
geht an den Aktionären spurlos vorbei?
Sommer: Solche Vorgänge sind gut für eine
Schlagzeile wie "Sommer im Visier der
Staatsanwaltschaft". Die Aktionäre kümmert das
nicht. Kein Mensch verkauft deswegen seine Aktien.
SPIEGEL: Können Sie sich als Beschuldigter auf der
Hauptversammlung überhaupt zu diesem Thema
äußern?
Sommer: Es gibt zu dem Komplex von uns sehr
klare Aussagen, die wir auf der Hauptversammlung
vertiefen werden, um die Sache noch deutlicher zu
machen. Zurückhaltung ist mit Aussagen geboten,
die Personen betreffen, weil das als Beeinflussung
von Zeugen gewertet werden könnte.
SPIEGEL: Ist das der Grund, warum Sie zu den
Vorwürfen Ihres ehemaligen Immobilienchefs Frerich
Görts, der ja ein Haupttreiber in der ganzen Affäre
ist, bisher keine Stellung bezogen haben?
Sommer: Ja, wir haben uns mit Sachfragen sehr
detailliert auseinander gesetzt. Nicht jedoch mit
irgendwelchen Personen, die im Hintergrund ihre
Spielchen treiben.
SPIEGEL: Herr Görts ist ja nicht irgendeine Person.
Er war Staatssekretär, Personalvorstand der Telekom
und später Chef der DeTe-Immobilien. In Briefen an
Sie persönlich hat er schon 1998 auf eine drohende
Fehlbewertung der Immobilien in Milliardenhöhe
aufmerksam gemacht. Sind Sie damit nicht zu lässig
umgegangen?
Sommer: Nein, wir haben reagiert. Wir haben die
Methoden, nach denen unsere Bilanzen aufgestellt
wurden, von Sachverständigen minutiös überprüfen
lassen ...
SPIEGEL: ... und Herrn Görts fristlos gefeuert.
Sommer: Dazu kann ich mich nur sehr allgemein
äußern: Jeder Vorstandsvorsitzende muss seinen
Konzern vor Erpressungsversuchen schützen. Wenn
man das konsequent tut, muss man auch damit
rechnen, Gegenstand von unappetitlichen
Auseinandersetzungen zu werden.
SPIEGEL: Sie sehen sich als Opfer?
Sommer: Sicherlich genieße ich es nicht, den
Staatsanwalt im Haus zu haben. Aber noch einmal:
Bei uns ist nichts unseriös gelaufen, weder beim
Eröffnungsbörsengang noch später.
SPIEGEL: Genau das behaupten aber einige
Aktionäre und haben Schadensersatzklagen wegen
falscher Angaben im Börsenprospekt eingereicht.
Was würde der Erfolg solcher Klagen für die Telekom
bedeuten?
Sommer: Wir sehen den Klagen sehr gelassen
entgegen. Das eigentliche Dilemma ist ein anderes:
Das Thema ist so komplex, dass es uns wohl noch
lange beschäftigen wird und uns damit von wirklich
wichtigen Dingen abhält. Die Komplexität sehen Sie
auch daran, dass die Börsenaufsicht die Abwertung
noch nicht akzeptiert hat.
SPIEGEL: Neben der Immobilienaffäre irritiert viele
Anleger auch Ihr geplanter US-Deal. Vor allem der
gewaltige Kaufpreis von rund 100 Milliarden Mark,
den Sie für die Mobilfunkgesellschaft Voicestream
bezahlen wollen, stößt auf Unverständnis. Was
werden Sie besorgten Aktionären auf der
Hauptversammlung in Köln entgegenhalten?
Sommer: Ich glaube, der Preis wird heute
akzeptiert. Jetzt geht es um die Umsetzung der
Strategie und um die Gewinnung von Marktanteilen
in den USA, wo wir Lizenzen haben, um 97 Prozent
der Bevölkerung zu erreichen.
SPIEGEL: Mit Lizenzen allein kann man noch nicht
telefonieren. Wie viel Geld müssen Sie noch
ausgeben, bis das Netz in den USA steht?
Sommer: Unsere Pläne sehen vor, dass wir zwei
Milliarden Dollar pro Jahr investieren müssen, um die
Netze und die Vertriebsorganisation aufzubauen.
Dann werden wir auf Grund der überlegenen
GSM-Technik aber einen großen Vorsprung haben.
SPIEGEL: Vorausgesetzt, der Deal wird wirklich
abgeschlossen. Noch können die Amerikaner
ablehnen, weil der Kurs der Telekom mit weniger als
26 Euro deutlich unter dem vereinbarten
Referenzkurs von 33 Euro liegt. Rechnen Sie mit
Problemen?
Sommer: Die Frage sollten Sie John Stanton und
den anderen Voicestream-Aktionären stellen, die
sind die Verkäufer. Alles, was ich bisher gehört habe,
deutet darauf hin, dass wir uns keine Sorgen
machen müssen.
SPIEGEL: So richtig überzeugend scheinen Ihre
Argumente trotzdem nicht zu sein.
Sommer: Warum?
SPIEGEL: Immerhin haben Sie in den vergangenen
Wochen mit gewaltigem Aufwand versucht,
Großinvestoren in aller Welt von Ihrem Konzept zu
überzeugen. Auf den Aktienkurs hat sich das nicht
sonderlich positiv ausgewirkt. War die "Mutter aller
Roadshows", wie Sie die Rundreise selbst genannt
haben, ein Flop?
Sommer: Das ist eine Frage der Definition.
Investoren definieren den Erfolg darin, dass sie
sagen: "Wir haben einen Informationsgewinn, wir
verstehen die Story der Telekom besser, und wir sind
eher motiviert zu kaufen als zu verkaufen."
SPIEGEL: Genau das müsste doch zu steigenden
Preisen führen. Oder verstehen wir die Börsenregeln
falsch?
Sommer: Überhaupt nicht. Die Börsenregeln
besagen aber auch, dass der Preis fällt, wenn ein
großes Angebot da ist.
SPIEGEL: Und das ist momentan der Fall?
Sommer: Ja. Wir haben vertraglich vereinbart, dass
die fünf großen Voicestream-Aktionäre jeweils 17
Prozent ihrer Aktien in einer relativ kurzen
Zeitspanne vor der Übernahme abstoßen können.
Das ist eine gewaltige Summe, die der Markt
aufnehmen muss. Darauf haben wir die Investoren
bei der Roadshow vorbereitet.
SPIEGEL: Mit Erfolg?
Sommer: Ich bin zufrieden. Vor zwei Wochen hat
bereits einer der Aktionäre, die finnische
Telefongesellschaft Sonera, ihre Anteile am Markt
verkauft. Das waren immerhin zwölf Millionen Aktien.
Die sind von langfristig orientierten Großanlegern
genommen worden, ohne dass es zu größeren
Kursverlusten gekommen ist. Ich bin zuversichtlich,
dass der Markt auch die weiteren Verkäufe so locker
verarbeitet.
SPIEGEL: Wie schätzen Sie die Chancen, dass der
seit langem geplante Börsengang Ihrer
Handy-Tochter T-Mobil noch in diesem Jahr
stattfindet?
Sommer: Wir werden das im vierten Quartal prüfen.
Nur wenn der Zeitpunkt optimal ist, gehen wir an die
Börse.
SPIEGEL: Eine erneute Verschiebung könnte Sie
aber teuer zu stehen kommen. Immerhin drohen
Rating-Agenturen damit, die Bonität der Telekom
herabzustufen, wenn es in diesem Jahr keinen
Börsengang der Handy-Tochter gibt.
Sommer: Eine Herabstufung würde uns rund 90
Millionen Euro pro Jahr kosten. Das zahlt niemand
gern, aber ein misslungener Börsengang würde ein
Vielfaches kosten. Deshalb kann ich nur sagen: Wir
lassen uns nicht drängen.
SPIEGEL: Herr Sommer, vor dem ersten Börsengang
haben Sie den künftigen Aktionären versichert: "Die
T-Aktie wird so sicher wie eine vererbbare
Zusatzrente sein." Im Mai 2000, bei einem Kurs von
62 Euro, sagten Sie: "Wer jetzt einsteigt, kann sich
auf ein phantastisches Potenzial freuen." Ein halbes
Jahr später, bei einem Kurs von 36 Euro, hieß es:
"Nicht nervös werden!" Was raten Sie den Anlegern
heute?
Sommer: Jemandem, der spekulieren will, dem
kann ich keinen Rat geben. Aber wenn wir sehen,
wie schnell sich Phasen ändern können, dann gibt es
doch keinen Grund anzunehmen, dass die jetzige
Schwächeperiode bis zum Sankt-Nimmerleins-Tag
anhält. Und wenn die Börsen wieder nach oben
gehen, kenne ich kein Unternehmen, das bessere
Chancen hat als die Deutsche Telekom.
SPIEGEL: Herr Sommer, wir danken Ihnen für
dieses Gespräch.
A R T I K E L V E R S E N D E N
© DER SPIEGEL 22/2001
gruss karo
zu vergessen wäre vorallem aber auch hansi-boy nicht(finanzminister),der wollte nämlich ordentlich cash haben für seine anteile.dies kann auch ron nicht beeinflussen.hätte er gesagt,unser laden ist nur ca.50€ wert,was glaubst du,wäre passiert?
solange wirtschaft u. politik miteinander kungeln,hat der kleine anleger nichts zu lachen.
gruss karo
man sollte den ganzen kursverfall als idiotensteuer abtun.diese getraut sich hansi nicht zu kassieren(bis dato).