TUI
Seite 1 von 1 Neuester Beitrag: 14.09.04 07:23 | ||||
Eröffnet am: | 10.09.04 10:05 | von: klecks1 | Anzahl Beiträge: | 6 |
Neuester Beitrag: | 14.09.04 07:23 | von: klecks1 | Leser gesamt: | 13.460 |
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TUI - Morgan Stanley verkauft Anteile
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(©BörseGo - http://www.boerse-go.de)
Die US-Investmentbank Morgan Stanley gab heute bekannt, dass die Beteiligung am Reisekonzern TUI von über 10 % auf 0,2 % reduziert wurde. Damit verlieren die Übernahmespekulationen an Nahrung.
Die Analysten der SEB gehen davon aus, dass die Transaktion auf eine Spekulation von Hedgefonds zurückzuführen ist. Hedgefonds hätten vermutlich ohne Erfolg versucht, TUI durch "Short-Selling" aus dem Dax zu befördern. Nun hätten die Aktien zurückgekauft werden müssen.
Mit den Aktien von TUI geht es um 0,34 % auf 14,70 Euro nach unten.
www.eklein.com
Bundesregierung schärfere Kontrollen für spekulative Aktiengeschäfte so genannter Hedgefonds. Im Gespräch mit der F.A.S. äußert sich Frenzel über seinen Kampf gegen Hedgefonds, das miese Klima für Börsengänge und die Hoffnung auf steigende Kurse.
Herr Frenzel, wann haben Sie entschieden, Hapag-Lloyd nicht an die Börse zu bringen?
Dienstag früh. Stunden, bevor wir es verkündet haben.
Die Schuld für die Absage gaben Sie allein der Verfassung des Marktes.
Das ist der ausschließliche Grund. Es lag nicht an Hapag-Lloyd. Der Markt ist nicht aufnahmefähig. Wir haben mit vielen Investoren und Analysten geredet - da bekommt man ein Gefühl dafür. Wir durften Hapag-Lloyd-Anteile nicht unter Wert abgeben.
Hätten Sie das nicht früher wissen können? Vor einem Jahr war das Börsenklima auch nicht besser.
Als wir mit den Planungen begonnen haben, gab es die Hoffnung, daß sich der Markt erholt. Das ist nicht eingetreten. Und dann war da noch die Postbank.
Sie haben die Lehre aus dem Gewürge bei deren Börsengang gezogen?
Ganz sicher. Ich wollte nicht in die Situation kommen, am Ende der Preisfindung in einem mühsamen Verfahren Abschläge hinnehmen zu müssen, um den Börsengang zu retten. Sie hängen dann am Haken und können nicht zurück, ohne verbrannte Erde zu hinterlassen. Bei dieser Gefahr sollte man den Schritt nicht tun.
Hat der Fall Postbank dem Klima für Börsenpremieren generell geschadet?
Das ist ein ganz zentrales Signal gewesen. Nicht nur für uns.
2004 ist folglich mit keinen neuen Auftritten mehr zu rechnen?
Da wage ich keine Prognose. Jedes Unternehmen sieht das anders. Eines haben wir bei Hapag-Lloyd aber gelernt: Die Erträge entwickeln sich dort außerordentlich, die Schiffahrt hat eine Sonderkonjunktur. Die Marktkräfte sind aber so stark, daß Sie dagegen den kürzeren ziehen.
Gerade die Sonderkonjunktur war das Argument, Hapag-Lloyd möglichst schnell an die Börse zu bringen - bevor die Zahlen wieder schlechter werden.
Das Ergebnis, das Hapag Lloyd zum Gesamtkonzern beiträgt, bewegt sich auf hohem Niveau. Wir können nicht erkennen, daß dies abbricht. Diese hohe Ertragskraft bekommen wir vom Markt nicht honoriert. Insofern gibt es keinen Grund, sich ganz oder in Teilen von der Schiffahrt zu trennen. Zudem hat sich unsere finanzielle Lage deutlich entspannt. Wir haben nicht den Druck wie vor zwei Jahren und werden auch ohne IPO die Verschuldung abbauen.
Ihr Ziel bleibt: Zwei Milliarden Euro Nettoverschuldung bis Ende 2005?
Das steht.
Bis dahin haben Sie in jedem Fall einen neuen Großaktionär. Sagt zumindest WestLB-Chef Fischer, der sein 31-Prozent-Paket an der Tui bis zum Jahresende verkauft haben will. Macht Sie das nervös?
Nein, da wir in diesen Prozeß fair eingebunden sind. Zumal die WestLB wiederholt erklärt hat, daß sie darauf achtet, daß die Anteile in verantwortliche Hände geraten.
Ist das als Garantie zu verstehen, daß die Tui von einem neuen Inhaber nicht zerschlagen wird?
Konkret heißt das, daß ein eventueller strategischer Käufer das Geschäftsmodell integrierter Touristikkonzern beibehält. Alles, was darüber hinausgeht, werde ich nicht kommentieren. So haben wir das mit der WestLB vereinbart: Keine Namen, keine Aussagen zum Stand des Verfahrens.
Sitzen Sie mit am Tisch, wenn die WestLB mit Käufern verhandelt?
Das gehört zu den Dingen, zu denen wir nichts sagen.
An der Börse wächst der Verdacht, daß die Übernahmegerüchte von Ihnen nur gestreut wurden, um den Tui-Kurs nach oben zu treiben und so den Abstieg aus dem Dax zu verhindern - was ja gelungen ist.
Klarer Widerspruch: Wir haben uns nie an den Spekulationen beteiligt. Unser Punkt war, zu zeigen, daß wir im operativen Geschäft auf dem Weg nach oben sind. Und daß unsere Aktie unterbewertet ist, vor vier Wochen noch krasser als jetzt. Als Vorstand muß ich mich damit befassen, daß angesichts der niedrigen Kurse vielleicht jemand mit großen Augen auf uns schaut.
Deswegen haben Sie die Investmentbank Greenhill mit der Abwehr einer feindlichen Übernahme beauftragt?
Das ist kein explizites Abwehrmandat, sondern ein allgemeines Beratungsmandat.
Wann schöpften Sie erstmals Verdacht, daß beim Tui-Kurs nicht nur gewöhnliche Marktkräfte am Werk sind?
Als wir die Zahlen fürs erste Quartal vorgelegt haben, da haben wir eine sehr gute Entwicklung gesehen. Und was ist passiert? Unser operatives Ergebnis ging nach oben, der Kurs nach unten. Völlig diametral. Und irgendwann verdichteten sich die Informationen, daß wir im Visier von Spekulanten waren. Das hat unseren sportlichen Ehrgeiz geweckt.
Ihr Verdacht war: Hedgefonds wetten auf fallende Kurse.
Wir wissen inzwischen sicher, daß wir der erste große Fall sind, bei dem Hedgefonds in großem Maß short-Spekulationen probiert haben. In einer Dimension, die es in Deutschland noch nie gegeben hat. Da sind riesige Summen im Spiel bei dieser Mechanik.
Wie hat die in Ihrem Fall funktioniert?
Hedgefonds leihen sich von institutionellen Investoren Tui-Aktien beim Kurs von beispielsweise 20 Euro. Die verkaufen sie, machen Cash. In der Hoffnung, die Aktien später irgendwo bei zum Beispiel 10 Euro kaufen zu können, um sie an die Verleiher zurückzugeben. Da liegen bis zu zehn Euro dazwischen. In der Spitze waren wir 50 Millionen Aktien short. Das heißt: Das Spiel ging um bis zu 500 Millionen Euro. Ein Rieseneinsatz. In Finanzkreisen wurde mir anfangs gesagt: Eure Chance, gegen die Spekulation zu gewinnen, beträgt weniger als 5 Prozent.
Offensichtlich ist die Rechnung der Hedgefonds nicht aufgegangen. Der Kurs hat sich gedreht.
Richtig. Und deswegen könnten einige Hedgefonds viel Geld verloren haben.
Welche Gegenmaßnahmen haben Sie ergriffen?
Wir hatten nur eine Chance: Wir mußten den Märkten unsere operative Performance näherbringen. Technisch haben wir das Halbjahresergebnis eine Woche früher als geplant verkündet. Das war sehr wichtig. An dem Tag ist der Kurs signifikant gestiegen und hat dieses Niveau auch später beibehalten. Danach bin ich mit meinem Finanzvorstand auf Reisen gegangen. Frankfurt, London, Stockholm, Zürich, Kopenhagen, Paris - unzählige Gespräche mit allen großen Investoren.
Woher nehmen Sie die Gewißheit, daß ausgerechnet Hedgefonds die treibende Kraft hinter dem Kursrückgang waren?
Vom Markt her merken Sie, wenn in großer Zahl Leerverkäufe getätigt werden. Grundsätzlich aber agieren die Hedgefonds höchst intransparent.
Im Gegensatz zu anderen Investoren müssen sie der Börsenaufsicht nicht melden, welche Aktienpakete bei ihnen liegen, da die nur geliehen sind.
Die Aktien liegen wochenlang bei den Hedgefonds. Und Sie wissen als Vorstand nicht, wer im einzelnen dahintersteht. Das ist ein Schattenboxen. Deswegen halte ich grundsätzlich eine Meldepflicht für notwendig und werde die Initiative ergreifen, dies der Bundesregierung deutlich zu machen. Das trifft ja nicht uns allein. So wird das Zutrauen in die Kapitalmärkte zerstört. Kleinanleger können die Kursbewegungen nicht mehr nachvollziehen.
Die Investmentbank Morgan Stanley hat jetzt gemeldet, daß sie ihr Tui-Paket wieder auf nahe Null reduziert hat.
Wir haben den Brief am Donnerstag erhalten. Darüber hinaus haben wir keine Erkenntnisse über deren Motive.
Wie hoch beziffern Sie den fairen Wert des Tui-Konzerns? Vermutlich höher als die 2,8 Milliarden Euro, mit denen Sie an der Börse notiert sind.
In jedem Fall. Wir sind heute besser aufgestellt als vor zwei, drei Jahre. Das spiegelt der Kurs nicht wieder.
Der betrug damals ein Vielfaches. Wie wollen Sie wieder in diese Nähe vorstoßen?
Zwei Faktoren sind dabei entscheidend: Unsere Performance mit weiter steigenden Ergebnissen und die Einschätzung der Branche insgesamt. Der Tourismus-Markt wächst wieder, dieses Jahr um 3 bis 4 Prozent.
Zeigt sich das auch in Ihrem Umsatz?
Ja. Wir liegen für den Sommer deutlich über dem Vorjahr, sind im Herbst teils ausgebucht und müssen Flugkapazitäten zukaufen.
Das bedeutet, daß Sie die angestrebten 420 Millionen Euro Konzerngewinn erreichen?
Mindestens. Unsere Prognose für das Gesamtjahr sehen wir durch die letzten Wochen bestätigt. Es wird stark gebucht. Und was wichtig ist: Unser Vermarktungsaufwand ist deutlich gesunken. Wir sind nicht gezwungen, Restkapazitäten zu Billigpreisen wegzugeben. Das ist der eigentliche Hebel, um das Ergebnis zu verbessern. Zudem läuft unsere Schiffahrt exzellent.
Das Gespräch führte Georg Meck.
Text: Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, 12.09.2004, Nr. 37 / Seite 47
Bildmaterial: dpa.
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Kursabfrage : Commerzbank AG DZ CLASSIC TUI 09.04 |
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