Stöffens Senf


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Neuester Beitrag: 28.04.12 08:00
Eröffnet am:10.02.08 11:01von: StöffenAnzahl Beiträge:350
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3256 Postings, 6378 Tage loshamoonder markt verzerrt zur zeit extrem....

 
  
    #251
28.06.08 18:17
...die finanzmärkte reagieren zur zeit als ob wir schon mitten in einer rezession wären. die realwirtschaftliche fakten belegen eine rezession aber keinesfalls. auch die daten für die us-wirtschaft zeigen nicht auf eine rezession, abschwächung ja. sogar der iwf hat letzte woche seine prognosen für die us-wirtschaft angehoben.

dementsprechend hat auch der steigende ölpreis nichts mit realwirtschaftlichen fakten zu tun, d. h. steigender nachfrage und sinkendem angebot. es ist das ergebnis der schwachen us-währung. und die verluste der letzten tage im dow ist die folge der fed-entscheidung. eine erhöhung der zinsen hätte den dollar gestärkt und den ölpreis fallen lassen.

wird nächste woche die ezb die zinsen anheben gehen die märkte weiter nach unten, weil der dollar weiter fällt und damit der ölpreis weiter steigt.

d. h. im ursprung haben wir ein währungsproblem. eine verzerrung im währungsgefüge, die voll auf den aktienmarkt durchschlägt. die lösung besteht in einer annäherung der eurozinsen an die us zinsen. der spread ist derzeit zu gross.

kurzum: steigend us zinsen, fallende eurozinsen, dann kommen 3% raus.

du sprichst von marktreinigung??? was genau stellst du dir darunter vor: alles auf null und dann wieder volldampf voraus??? und das soll dann die lösung sein? ich weiss ja nicht, klingt eher nach kapitulation.

 

23081 Postings, 6486 Tage Malko07Bei Fortis und den anderen

 
  
    #252
6
28.06.08 18:54
Konsorten brennt das Erdgeschoss und der Dachstuhl. Speziell Fortis hat die 8 Milliarden noch lange nich zusammen. Da tun derartige Aussagen schön von der eigenen Unfähigkeit ablenken. Fortis hat bis jetzt 1,5 Milliarden über eine Kapitalerhöhung eingesammelt und hofft über den Verkauf von Vermögensteilen den Rest zusammen zu kriegen. Letzteres wird von einigen bezweifelt. Da unterscheidet sie sich nicht groß von der Citi. Die läuft auch mit der Sammelbüchse rum und will alles mögliche zu Geld machen. Kleine US-Banken gehen schon seit über 1 Jahr massenhaft pleite. Das wird sicherlich so weiter gehen. Allerdings wieso gerade noch 6000 und nicht 3000 oder 10000? Unseriöse Aussage! Citi ist seit langem faktisch pleite und hält sich mit Tricks über Wasser. Die Fed wird die Citi nicht krepieren lassen. Allerdings wird in einigen Jahren nicht mehr viel von der Citi übrig sein. GM wäre mit Chapter 11 praktisch saniert. Ansonsten werden wir noch lange Zeit in dem netten Bärenmarkt verbringen.  

2110 Postings, 5777 Tage Biomüll251 loshamoon - du verkennst die situation

 
  
    #253
1
29.06.08 08:35
wenn du meinst "d. h. im ursprung haben wir ein währungsproblem."


- ein WÄHRUNGSPROBLEM - KANN per Definition schon niemals der Ursprung eines Problems sein. Die Stärke oder Schwäche, Stabilität & Vertrauen in eine Währung wird nicht durch die Währung SELBST gemacht, sondern durch Wirtschaft-, Finanz- und zT auch andere politisch Massnahmen, Erfolge & Misserfolge.

- der Ölpreis steigt in allen Währungen, nicht nur in USD. Der Ölpreis steigt selbst in Gold gemessen.

- wer meint der Ölpreis wäre nur durch den schwachen USD bedingt und ein Wechselkurs von 1:1 USD zu Euro würde den Ölpreis wieder dort hinbringen, wo er war als USD:Euro zuletzt 1:1 standen - der irrt; der hat sich einfach nicht mit den Ölmärkten beschäftigt (wohl zugegeben zuletzt kam sicher ein spekulativer Faktor hinzu - wie bei jedem Bullenmarkt; wie gross der spekulative anteil am aktuellen Preis ist, weiss ich nicht.

IN SUMME: wer meint, die aktuellen Probleme wären im Ursprung nur ein USD-Problem - der verkennt schwerstens die aktuelle Situation - hinsichtlich der Finanzkrise aber hinsichtlich der Energiemärkte.  

8485 Postings, 6392 Tage StöffenDie Verantwortung der Spekulanten für teures Öl

 
  
    #254
29.06.08 11:49
und Hunger in der Welt.

Ich möchte an dieser Stelle auf einen interessanten und diskussionswürdigen Beitrag aus der Wirtschaftswoche hinweisen:

Die Verantwortung der Spekulanten für teures Öl und Hunger in der Welt

Sind die bösen Spekulanten, das weltweit an den Börsen vagabundierende Kapital, Schuld daran, dass die Gasheizung teurer wird, für eine Tankfüllung locker ein Hunderter draufgeht, und – weit weg, aber unendlich schlimmer noch – Arme in der Dritten Welt hungern müssen?

Oder sind Spekulanten die Sündenböcke, die von einer über Jahrzehnte verfehlten Energie- und Agrarpolitik und einer inflationstreibenden Geldpolitik ablenken sollen? Und überhaupt: Sind Rohstoffe tatsächlich unerschwinglich teuer geworden?

http://www.wiwo.de/unternehmer-m-rkte/...d-hunger-in-der-welt-296429/
Angehängte Grafik:
spekulation_oel.gif
spekulation_oel.gif

2110 Postings, 5777 Tage BiomüllÖl- "spekulanten" und Ethik

 
  
    #255
2
29.06.08 13:16
jetzt mal abgesehen davon -was sind "Spekulanten" überhaupt ?

- Unternehmen wie Lufthansa, die sich ihr Überleben gegen weiter steigende Ölpreise absichern?

- Pensionsfonds, die eben meinen, dass Rohstoff- und Energieanlagen die bessere Vorsorge sind für das Alter als Staatsanleihen?

- private Investoren, die ihre versuchen zu hedgen (Heizkosten, Tanken, Lebensmittel?

- oder ein paar Wallstreet-Junkies (die gab's immer und die werden immer wieder Bullenmärkte reiten?) - haben die einen fundamentalen Einfluss?
__________________________________________________

andere ASPEKTE:

Die Shorties kamen in den letzten Wochen & Monaten im Zuge der fundamentalen Änderungen IN ZUGZWANG (Russische Ölproduktion sinkt, weltweite Ölexporte sinken, China verbrauch stark, US Ölvorräte fallen stärker als der US verbrauch) - und haben teils in Panik entsprechend verkauft.
Ein sehr interessanter Artikel über den Einfluss der Öl-shortseller und die Kapriolen beim Ölpreis:
http://www.goldseiten.de/content/diverses/artikel.php?storyid=7504

- anderer ASPEKT:  SOLLTE hinter dem aktuellen hohen Preis KEINE FUNDAMENTALEN GRÜNDE dahiter stecken (wie manche Blasenschreier hier gerne behaupten) - dann sollte der Ölpreis ja ohnhin schon sehr bald zu seinem fairen Preis (?) zurückkehren ;0)

- wenn jetzt JENE SPEKULANTEN, die es böse am falschen Fuss erwischt hat, sei es in Öl-short, zyklischen Aktien, Indizes long, oder was auch immer - mit der MORAL, ETHIK-Keule oder gar Bibelzitaten wie Lemming 711 kommen (= kein Respekt mehr vor Bibel) kommen - dann muss unbeteiligten Zuschauern ja entweder das Kotzen oder das Lachen kommen - je nach Laune.

- PS: hätte überhaupt nichts gegen eine Erhöhung der Margins - für alle Rohstoffe - sollte natürlich auch für die Hinterlegung eines gewissen Betrages gelten bei Leerverkaäufen (bei bestimmten Rohstoffen sind manche Shortbestände so hoch, dass der Leerverkäufer unweigerlich pleite ginge, wenn diese Rohstoffe auch nur ein bisschen schneller stiegen.

- Alles in allem:

- ethisch bedenklich finde ich longs auf Getreide und Soja. Weniger aber schon bei Fleisch - denn Mastrind wie auf den weltmärkten gehandelt werden gehen sowieso nie in die bäuche afrikanischer Kinder. Gegenteil - würde Fleisch deutlich TEURER - würde weniger Getreide für Futtermittel verwendet - und mehr bliebe für Menschen.

Das mit der Ethik ist also nicht so einfach - und mag für verschiedene sehr Rohstoffe unterschiedlich aussehen, ob nun LONG oder SHOT ethisch vertretbar ist (sofern man sich diesen Fragen überhaupt stellt  - so wie wir es hier tun.

Was den Ölpreis anbelangt - ich bin ja von PEAK OIL (in diesen Jahren) zu 100 % überzeugt. Daher bin ich bin der Meinung , dass es HOHER ÖLPREIS - sogar besser ist - weil es dieses THEMA in den Vordergrund. Wir sind OHNEHIN SCHON (zu?) spät dran, langfristige und dauerhafte Lösungen einzuleiten (weg vom Öl für PKW/LKW).

Eine Erhöhung der MARGINS auf Öl(long) spekulationen würde bestenfalls kleinen ARIVA-ÖL-shortzocker für ein paar Tage (vielleicht Wochen) noch ein mögliches covern ermöglichen - würde aber NICHTS - ÜBERHAUPT NICHTS an den fundamentalen Hintergünden ändern - und könnte auch einen zukünftig weiter steigenden Ölpreis NICHT verhindern.


 

2110 Postings, 5777 Tage BiomüllFleisch

 
  
    #256
6
29.06.08 13:25
zur Aufklärung

für die Herstellung von 1 cal Hühnerfleisch benötigt man etwa 5 kcal Getreide
für 1 kg Schweinefleisch etwa 7 kcal
für 1 kcal Rindfleisch sogar 12 kcal


wer also mein hohe Fleischpreise wären ethisch bedenklich  - der hat keine Ahnung wovon erspricht. Würden die menschen den Fleischkonsum (aufgrund teurer Fleischpreise) deutlich reduzieren-  verbliebe mehr an Getreide für den Menschen - nicht nur 1:1, sondern deutlich MEHR.

weitere Vorteile eines geringeren Fleischkonsums (auf grund hoher preise oder aus welchen gründen auch imme): gesundheitliche Aspekte + Umwelt.

Man kann den Hunger dieser Welt nicht mit Fleisch bekämpfen - schon abr mit Soja, Reis und Mais  

8485 Postings, 6392 Tage StöffenGewohnt gutes Posting, Malko

 
  
    #257
1
29.06.08 14:43
in #252 von dir.

Jedoch eine kurze Berichtigung dazu an dieser Stelle, weil du hier von einer unseriösen Aussage sprichst:

Fortis behauptet nicht, dass hier 6000 US-Banken banrott gehen, sondern die Erwartung von Fortis dahingehend tendiert, dass es unter den 6000 Banken eine Menge Banrotte geben wird.

"Fortis expects bankruptcies amongst 6000 American banks which have a small coverage currently."
(amongst = unter)

8485 Postings, 6392 Tage StöffenVery Dangerous Market

 
  
    #258
3
04.07.08 19:47

Aktuelle charttechnische Analyse von Carl Swenlin

Weiterhin stehen für Swenlin die Börsen eindeutig im Zeichen des Bären und Gefahren sind hier weiterhin recht groß, dass man als Trader aufgrund der Unberechenbarkeiten auf dem falschen Fuß erwischt wird. Swenlin warnt seine Leser eindrücklich davor, jetzt bereits auf Bottom-Fishing zu setzen, den ein tragfähig ausgebildeter Boden könnte noch ein recht gutes Stück weit entfernt sein.

   

So wäre es seiner Meinung nach auch finanziell unklug, den momentanen Grad der Überverkauftheit als Beweis einer bevorstehenden Rally herzunehmen. Denn genausogut wie eine Rally aufgrund der überverkauften Lage eintreten könnte, besteht jedoch auch weiterhin die große Gefahr eines weiteren scharfen Abschwungs. So bleibt es hier besser abzuwarten, bis sich die Nachhaltigkeit einer evtl. entstehenden Rally beweist, bevor man sich dementsprechend aus dem Fenster lehnen sollte.

Very Dangerous Market
by Carl Swenlin
July 3, 2008

A bullish take on the stock market would be that (1) market indicators are very oversold, (2) there is a triple bottom setup on the S&P 100 Index, and (3) sentiment polls show a lot of bearishness. I agree that those conditions exist, but we are in a bear market and these conditions can easily see price movement transition into a crash. The reason, as I have said many times before, is that bullish setups don't always work so well in bear markets, and an oversold market can very quickly become significantly more oversold.

Let me be clear, I am not predicting a crash. If the market does crash, I will not claim to have "called" it, because that is not what I am trying to do. I want my readers to be aware of the danger and not try to pick the exact bottom of this decline. That bottom could be very far away.

Our first chart contains three indicators (one each for price, breadth, and volume), and you can see that they are all very oversold. You can also see the triple bottom setup. This oversold condition is repeated on most of our other indicator charts.


The next chart looks more closely at how prices have been behaving in response to short-term oversold conditions. Note how during the recent decline that oversold indicator readings have not resulted in anything but tiny advances that were quickly followed by continued price declines. This is typical bear market behavior, and it implies that medium-term oversold readings may be just as soft.


Our final chart gives us a view of just how much complacency exists, in spite of widely negative sentiment readings. The Volatility Index (VIX) is derived from prices on near-term SPX put and call options. Higher readings reflect a high level of fear among options traders, and lower readings complacency. Note the upside spikes on the VIX at the January and March lows. Now note how the VIX is currently about mid-range, even though prices are making new lows. This shows a surprising lack of fear, considering what prices are doing. (Thanks to Ike Iossif for bringing this to my attention.)


Bottom Line: We are in a bear market, and it is suicide to try to take positions anticipating the next rally merely on the evidence that the market is very oversold. Conditions are such that a sharp decline could materialize at any moment. This is not a prediction -- I don't suggest placing bets on it -- just something that traders should consider. Bear markets are dangerous. Wait for solid evidence that a rally has begun before sticking your neck out.

http://www.decisionpoint.com/ChartSpotliteFiles/080703_danger.html

8485 Postings, 6392 Tage StöffenVorsicht: Pleitegeier unterwegs!

 
  
    #259
3
06.07.08 22:08
Interessanter Artikel von Andreas Männicke, der zwar auch seine Anlageempfehlungen in klingende Münze umwandeln möchte, aber nichtsdestoweniger mit einer recht guten Einschätzung des momentanen Geschehens und den daraus resultierenden möglichen Ableitungen aufwartet.
Lesenswert!

Vorsicht: Pleitegeier unterwegs!

In den letzten Wochen mehren sich die Gerüchte, dass einige Unternehmen von Welt-Bedeutung in Liquiditätsschwierigkeiten kommen oder gar Pleite gehen könnten. So umkreisen die Pleitegeier Firmen wie Lehman Brothers im Bankensektor und General Motors sowie Chrysler im Automobilssektor. Auch einige Hypothekenfinanzierer in den USA und in Großbritannien sind am Rande der Pleite und können sich nur durch Not-Kapitalerhöhungen, die den Kurs verwässern, retten. Damit unterliegen einige Banken immer noch einem ungewöhnlichen Stresstest, wo selbst die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) jetzt vor einer Pleitewelle warnt. Der Private-Euity-Gegner und Restrukturierungsberater Alix Partners warnt zudem vor einer Pleitewelle von Private Equity-Firmen, die sich zum Teil zu stark fremdfinanziert hatten, um Firmenübernahmen heben zu können. Da es nun aufgrund der Kreditklemme aber Probleme gibt, sich günstig und problemlos Kredite beschaffen zu können, werden einige Private Equity Fonds in Zukunft in die Insolvenz getrieben.

Falls aber ein Großunternehmen von Bedeutung wie Lehman Brothers oder General Motors keine Kredite mehr bekommt bzw. wenn Kreditlinien gestrichen werden, könnte sich ein Dominoeffekt ergeben, da dann die Kreditgeber selbst in Schwierigkeiten kommen könnten bzw. erhebliche Abschreibungen auf Forderungen hinzunehmen haben. General Motors ist mit 300 Mrd. USD ohnehin viel zu hoch verschuldet.

Es lohnt sich jetzt auch ein Blick, wer hier hauptsächlich Kredite gegeben hat und nun still Halten muss. Hinzukommen die Pensionsfondsverpflichtungen, wobei sich die Pensionskassen in den letzten Monaten selbst verspekuliert haben könnten. Bis es General Motors gelingt, die Produktpalette auf benzinsparende Kleinautos umzustellen, die im Moment in den USA wie der Smart der Renner sind, wird es Jahre vergehen. Auch will VW mit dem 1-Liter-Auto kommen und damit wen Weltmarkt erobern. Diese kostenaufwendige Produktumstellung können bei den Benzinfressern in den USA nur durch zwischenzeitliche Kapitalerhöhungen finanziert werden, da die Cash Flows im Inland im Moment immer geringer werden. Merrill Lynch hält daher eine Kapitalerhöhung im Volumen von 15 Mrd. US-Dollar bei GM für unumgänglich. Das Kursziel wurde auf 6 USD reduziert. Dies führte in der letzten Woche zu einem Kurseinbruch auf ein Allzeit-Tief von unter 10 USD. Merrill Lynch hält sogar eine Insolvenz bei GM nicht für ausgeschlossen.

Dies brachte in der vergangenen Wochen auch den S&P-Index unter Druck. Der S&P fiel am Mittwoch auf 1260 Indexpunkte. Wenn diese Marke in der nächsten Woche unterschritten wird, könnten Stopp-loss-Order eine Kurslawine an den Weltbörsen auslösen, da dann neue Jahrestiefstkurse erreicht werden. Beim Dax ist die kritische Marke 6200, die gerade erneut getestet wird. Was bleibt ist die stille Hoffnung auf einen doppelten Boden (beim DAX bei 6200 und beim S&P bei 1260 Indexpunkten). Wenn die 6200-Marke nicht hält, droht ein Absturz auf 5500 Indexpunkte, was dann sicherlich wieder in der Bild-Zeitung auf Seite 1 für Schlagzeilen sorgen dürfte. Das Thema wird dann sein: „Ölpreis-Schock führt zum Crash an den Aktienmärkten!“ Es kann also sprichwörtlich ein heißer Sommer werden. Der Dow Jones und der NASDAQ haben schon neue Tiefstkurse erreicht und damit einen Bärenmarkt bestätigt. Der S&P hängt im Moment noch am „seidenen Faden“ und könnte beim nachhaltigen Unterschreiten von 1250 Indexpunkten sogar einen Mini-Crash an den Weltbörsen auslösen. Einen Mini-Crash bezeichne ich einen Kurseinbruch von 4-7% an einem Tag. Dieser könnte dann auch zu Panikverkäufen an den Emerging Markets und auch beim DAX führen, der wesentlich volatiler reagiert als der S&P, zumal der DAX zu über 50% von ausländischen Investoren beeinflusst ist. Dieser Mini-Crash könnte aber auch in einigen Monaten erst erfolgen, falls sich der S&P jetzt erholen sollte (Pull Back). Allerdings ist die 200-Tageslinie und die Advanced-Decline-Linie fallend, was ein bearishes Zeichen ist. Der Bärmarkt könnte also länger anhalten und größere Ausmaße annehmen als man zuvor befürchtet hat.

Die Risiken, die zu einem Kurseinbruch führen könnten, sind nicht neu: 1. Ein Öl-Preis von über 150 USD könnte dieWeltwirtschaft ins Wanken bringen, die US-Rezessionsgefahr erhöhen, die Inflationsgefahr erhöhen und die Zinsen nach oben treiben (die EZB-Zinserhöhung auf 4,25% bei einem FED-Zinssatz von nur 2% sind ein ersten Warnsignal) 2. Ein Iran-Krieg würde den Öl-Preis zum Explodieren bringen (auch Ölpreise von 200 USD/Barrel wären dann schnell möglich) 3. Die Pleite einer Großbank (wie Lehman Brothers oder großen Hypothekenbanken wie Fannie Mae oder Freddie Mac sowie Anleihenversicherern wie Ambac) oder im Automobilsektor (wie General Motors) konnten gefährliche Dominoeffekte im Finanzsektor zu Folge haben. Die Rating-Agenturen kommen mit Ihren Analysen in der Regel zu spät und sind wenig hilfreich, sich ein Bild über die reale Gefahrensituation zu machen. Da die Auswirkungen beim Schlagendwerden nur eines der oben genannten Risikofaktoren in dieser brisanten Marktsituation verheerend wären und die großen Investmentbanken nicht weitere Abschreibungen gebrauchen können, rechne ich mit einem Einschreiten des „Plunge Protection Teams“ in den USA in den nächsten Wochen, so dass durch Liquiditätszuführung der Notenbanken und geheimen Absprachen von Investmentbanken und ausländischen Investoren der „“Super-Gau“ vermieden wird. Man kann auch nur hoffen, dass die oben genanten Risiken nicht schlagend werden, da ansonsten ein Kurseinbruch sehr wahrscheinlich ist. Auf der anderen Seite sind diese Ängste zum Teil schon eingepreist, so dass, falls sie nicht schlagend werden, es zu Kurserholungen durch ein Short-Squeeze kommen dürfte. Der Korrelation der Aktienkurse zum Ölpreis ist im Moment besonders hoch: Das heißt aber auch eine durchaus mögliche Korrektur beim Ölpreis würde sofort zu steigende Aktienkursen führen. Der Ölpreis ist als ein „Dominanz-Faktor“, der das Börsengeschehen im Moment wesentlich beeinflusst.

Es handelt sich dabei – und das sollte jeder Anleger wissen - um einen Drahtseilakt oder auch um einen Tanz auf dem Vulkan, der sogar das kapitalistische System, das schon im Januar/März „auf der Kippe“ stand, zum Wanken bringen könnte. Ein Interesse an einen Super-Gau im westlichen Finanzsystem hätten übrigens einige fundamentalistisch dominierte arabische Länder. So könnte ein (auch künstlich provozierter) Iran-Krieg sogar ganz im Sinne der islamischen „Fundis“ sein, da dann der Ölpreis nach oben gepusht wird und Amerika aufgrund der großen Verschuldung an die Grenze der Belastbarkeit kommen könnte. Die im Inland keinesfalls gefestigte Position der Mullah würde durch einen Krieg der Israelis oder Amerikaner nur gestärkt werden. Wenn, dann wird es meiner Meinung nach nur einen Luftangriff geben, also keine Okkupation wie im Irak. Das reicht aber aus, um die oben aufgezeigten Effekte Ölpreisexplosion, Crash) herbeiführen zu können, zumal der Iran dann weltweit mit Terroraktionen drohen würde, was übrigens auch für Deutschland nicht ganz ungefährlich wäre. Angela Merkel sollte sich jetzt genau überlegen, zu welchen EU-Sanktionen gegen den Iran sie sich bereit erklärt und wo die Grenzen der Sanktionen liegen. Ich halte es auch nicht für ausgeschlossen, dass von der OPEC so oft als Hauptschuldiger für den rasanten Ölpreisanstieg genannten Finanzspekulanten zum großen Teil (auch) aus den Kreisen der Mullah selbst kommen, die auch selbst Finanzspezialisten in ihren Reihen haben, die Milliarden auf den Finanzmärkten bewegen können. So sollen schon vor der Schließung der islamischen Banken wie die Melli-Bank als verschärfte EU-Sanktion über 70 Mrd. USD abgezogen worden sein und auf asiatische/arabische Banken gebucht worden sein. Ich rechne durchaus mit einem – möglicherweise sogar absichtlich von Mullahs und/oder Bush initiierten – Kriegs-Szenario -, allerdings nicht in den nächsten Wochen, aber in den nächsten Monaten, also im Herbst. Auch könnte dies ein Wahlkampfthema in den USA werden, wobei Chaine als Vietnam-Kämpfer Pluspunkte sammeln soll. Der umstritte Atomreaktor soll übrigens im Herbst im Iran offiziell an Netz gehen und dies könnte der Startschuss möglicher Militäraktionen gegen den Iran sein, wobei die Israelis als angeblich Hauptbetroffene des Atom-Programms wohl vorgeschoben werden. Ich halte die Situation jedenfalls für äußerst bedrohlich, zumal die Angst vor einem Iran-Krieg eine größere Negativ-Wirkung hat als die Krieg selbst. Der wichtigste Frühwarn-Indikator für mich ist die Rethorik von Bush in den nächsten Wochen, der schon jetzt mit einer „Verschärfung der Sanktionen“ droht und damit in Wahrheit wohl Krieg als ultima ratio meint. Selbst Obama schwenkt jetzt schon in der Irak-Politik um und will nun einen geordneten und nicht sofortigen Abzug im Irak unter Beachtung der Ratschläge der US-Generäle. Obama und Chaine (=Abgesandter von Bush bzw seinem US-Öl-Clan) gehen jetzt schon auf Stimmenfang. Dies wird auch Auswirkungen auf die Börsen in der zweiten Hälfte dieses Jahres haben.

Schon jetzt war dies das schlechteste erste Halbjahr an den Weltbörsen mit einer Wertverminderung bei Aktien von über 7 Billionen US-Dollar weltweit. Jetzt hofft man auf die Hilfe der Staatsfonds und von den Milliardären im Ausland, die die notwendige Liquidität bei Kapitalerhöhungen bereitstellen können. Auch russische Oligarchen beteiligen sich im Moment an den Kapitalerhöhungen wie der russischen Oligarch Suleiman Kerimov, der sich schon nennenswert an der Kapitalerhöhung bei Fortis beteiligte und sich auch bei der Deutsche Bank, Credit Suisse und Morgan Stanley einkaufen will. Es ist gut, solche Oligarchen im Boot zu haben, denn damit vermindert sich das Insolvenzrisiko.

Die Ostbörsen kamen im Juni auch erheblich unter Kursdruck; vor allem die relativ illiquiden Börsen aus Südosteuropa und auch in der Ukraine mussten Kursverluste von 5-10% hinnehmen, so dass sich die Verluste seit Jahresbeginn auf 30-40% summierten. Schlusslicht an den Weltbörsen bleiben die Börsen aus Vietnam und China mit Kursverlusten von jeweils über 50%. Damit sind die Börsenstars der letzen beiden Jahren sehr schnell und sehr brutal entzaubert worden. Hier gab es also schon einen Börsen-Crash, der für mich nicht überraschend kommt, da sich zuvor eine Blasenbildung andeutete.

Die Moskauer Börse wurde zwar auch ein wenig in Mitleidenschaft gezogen, der RTS-Index befindet sich aber immer noch leicht im Plus, da das Land sehr von den steigenden Ölpreisen profitierte. Auch die Börsen der OPEC-Länder wie Libanon, Katar, Oman, Jordanien, Kuwait befinden sich alle im Plus. Mein Rat lautet weiterhin auf die Länder zu setzen, die von den steigenden Ölpreisen fast ohne eigenes Dazutun profitieren. Ich rechne zwar mit starken Korrekturen beim Ölpreis, aber selbst bei Ölpreisen von über 100 USD/Barrel verdienen diesen Länder so viel, dass sie in der Lage sind sowohl das eigene Land voranzubringen als auch als Kapitalgeber in der Not zur Seite zu stehen.

http://rohstoffe.ad-hoc-news.de/MaennickeExklusiv/...geier+unterwegs!

8485 Postings, 6392 Tage StöffenDie Krise ist weitgehend abgehakt

 
  
    #260
3
07.07.08 18:39
Wirklich? Vielleicht geht es ja gerade erst richtig los.
Die schweizerische Sonntagszeitung veröffentlicht aktuell Fakten aus einer Studie der Bridgewater Associates.
Sollte man gelesen haben, bevor man sich bei momentan ach so "günstigen" Finanztiten engagiert. Daher unbedingt lesenswert!

Die grosse Finanzkrise hat eben erst begonnen

US-Studie beziffert Verluste der Finanzinstitute auf 1600 Milliarden Dollar

Wer annimmt, die Misere finde bald ein Ende, der irrt. Geht es um Abschreibungen, Verluste und frisches Eigenkapital, hat die Krise für Banken erst begonnen. Die zu erwartenden Verluste werden sich auf 1600 Milliarden Dollar summieren. Davon sei erst ein Bruchteil an die Oberfläche gekommen. Zu diesem Schluss kommt eine vertrauliche Studie, die der SonntagsZeitung vorliegt.

Das ist aber noch nicht alles. Während Banken ihr Ehrenwort abgeben, kein weiteres Kapital zu benötigen, heisst es im Papier von Bridgewater Associates: «Wir haben grosse Zweifel, dass es den Finanzinstituten gelingen wird, genügend neues Eigenkapital aufzunehmen, um die Verluste zu decken. Das wird die Kreditklemme verschlimmern.»

«Wenn das alles stimmt», sagt Charles Wyplosz, Professor an der Universität Genf, «werden etliche Finanzinstitute Pleite gehen.» Das Analysepapier gilt in Fachkreisen nicht nur wegen seines Inhalts als «hot», sondern auch wegen des Absenders: Bridgewater Associates ist der zweitgrösste Hedge Fund der Welt, der in Finanzkreisen einen erstklassigen Ruf genießt.
Die Köpfe bei Bridgewater gelten als brillant, allen voran Ray Dalio, der die Firma vor über dreissig Jahren gegründet hat.

26 600 Milliarden Dollar Schulden gelten als riskant

Die Firma gehört zu den grossen Namen in der Branche. Gewicht haben ihre Makro-Analysen vor allem auch bei Notenbankern - einige Notenbanken sind Kunden von Bridgewater. Die Schweizerische Nationalbank sagt auf Anfrage, sie kommentiere solche Studien grundsätzlich nicht.

Was steht für die Banken auf dem Spiel? Um die Dimension der Krise für Finanzinstitute zu ermitteln, hat Bridgewater berechnet, wie hoch die zu erwartenden Verluste auf einer breiten Palette risikobehafteter schuldenbasierter US-Vermögenswerte wie Hypotheken-, Kredit- oder Kreditkartenforderungen ausfallen werden. Denn man wisse grundsätzlich, wer wie viel wovon in den Büchern halte. Der Bestand dieser risikobehafteten Vermögenswerte beläuft sich wertmässig auf 26 600 Milliarden Dollar. Die Verluste darauf werden sich auf 1600 Milliarden Dollar summieren, wenn alle Vermögenswerte zu Marktpreisen bewertet werden und nicht nur die in verbriefter Form gehaltenen, schreibt Ray Dalio.

Ein klassischer Kredit ist nicht zu Marktpreisen bilanziert, denn er wird nicht gehandelt. Bezogen auf die 26 600 Milliarden Dollar entsprechen die Verluste einer Wertminderung von 6 Prozent. Wenn die Marktpreise steigen, reduziert sich der Verlust; wenn die Kurse fallen, steigen die Verluste.

Die grössten Verluste stehen den US-Kreditbanken bevor

Bisher haben Finanzinstitute erst Verluste von 400 Milliarden Dollar eingeräumt, rechnet Bridgewater vor. Nicht-US-Banken - allen voran die UBS - lieferten mit 238 Milliarden Dollar den grössten «Beitrag» daran. Die höchsten Verluste stünden den US-Kreditbanken bevor. Das sind Namen wie Citigroup, Bank of America und J.P. Morgan Chase und viele kleinere, hier zu Lande unbekannte Institute.

Warum? Weil die Vergabe von Krediten ihr Kerngeschäft ist und sie den Hauptteil der betroffenen Vermögenswerte halten. Aber auch, weil ein grosser Teil davon aus klassischen Kreditforderungen besteht, die anders als verbriefte Hypotheken nicht gehandelt werden und deren Wert in der Bilanz noch nicht berichtigt worden ist. «Wenn wir zu heutigen Marktpreisen bewerten, haben wir einen weiten Weg vor uns, denn diese Institute haben erst einen Sechstel der erwarteten Verluste eingestanden, die sie als Folge der Kreditkrise erleiden», schreibt Bridgewater. Fünf Sechstel entsprechen knapp 500 Milliarden Dollar.

Die grosse Frage lautet: Schaffen es die Banken, die Verlustlöcher mit neuem Eigenkapital zu stopfen? Allein bei den genannten US-Kreditinstituten geht es um über 400 Milliarden Dollar, schätzt Bridgewater. Die Bankindustrie habe nicht genug gesunde Institute, um die kranken zu absorbieren, während sich Bankaktien in freiem Fall befinden. Und die Staatsfonds aus dem mittleren Osten haben den Appetit verloren.

Die internationale Verflechtung macht alles viel komplizierter

Falls es den Banken, wie Dalio befürchtet, nicht gelingen wird, genügend frisches Eigenkapital zu mobilisieren, wären sie gezwungen, Vermögenswerte zu veräussern - und zwar in einem Konjunkturabschwung. Das könnte eine klassische Todesspirale nach unten auslösen, da Verkäufe von Vermögenswerten deren Kurse drücken, was wiederum die Bankbilanzen schwächt und weitere Verkäufe nach sich ziehen würde. «Wir stehen wieder vor einer Lawine Not leidender Vermögenswerte, die enorm ist im Vergleich mit jeder denkbaren Nachfrage danach», sagt Dalio.

Erschwerend komme hinzu, dass «clevere» Investoren im Frühjahr grosse Mengen verbriefter Kredite gekauft hätten, als deren Preise sanken - in der Hoffnung, ein Schnäppchen zu machen. Sollten die Preise weiter fallen, gerieten diese Investoren massiv unter Druck, vor allem die vielen, die mit gepumptem Geld unterwegs sind.

Was stimmt Dalio so pessimistisch? Die USA stecken in einem grossen Entschuldungsprozess; einem «classic deleveraging», so wie Japan in den Neunzigerjahren oder viele Länder während der Weltwirtschaftskrise in den Dreissigerjahren oder die Entwicklungsländer während ihren Schuldenkrisen. Nur sei diesmal alles viel komplexer, vor allem wegen der enormen internationalen Verflechtung des Finanzgeschäftes. Erschwerend kommt hinzu, dass die US-Konsumenten überschuldet sind, der Zugang zu billigem Geld nun aber versperrt ist.

Zudem sind die USA von ausländischem Kapital abhängig, um einen Lebensstil zu finanzieren, der über ihren Verhältnissen liegt. «Die Aussichten für den Dollar sind düster. Sehr, sehr düster», sagt ein ehemaliger Notenbanker der SonntagsZeitung.

Der wirkliche Abschwung wird in den USA erst beginnen

Bisher seien die finanziellen Probleme als Folge der Finanzkrise gross und die wirtschaftlichen klein gewesen, weil die wirtschaftlichen den finanziellen jeweils mit zeitlicher Verzögerung folgen. Nach einem durch Liquiditätsspritzen der US-Zentralbank induzierten kurzen Aufbäumen zwischen März und Juni stünden Wirtschaft und Finanzsystem der USA nun an der Schwelle zum wirklichen Abschwung, sagt er. Das als Folge der Krise schlechtere Kreditumfeld in der Realwirtschaft werde nun negativ auf den Finanzsektor rückkoppeln.

Phase eins der Kreditkrise war geprägt durch den Kollaps des Immobilienmarkts in den USA und den Crash im Markt für Subprime-Hypotheken. Phase zwei - eine Art Atempause - fing mit der Rettung der US-Investmentbank Bear Stearns Mitte März an. Diese lief im Juni aus, als der Optimismus an den Finanzmärkten sich wieder verflüchtigte. Nun beginnt Phase drei. «Bridgewater ist auf der pessimistischen Seite, keine Frage», sagt George Magnus, Senior Economic Adviser der UBS in London, «aber Bridgewater hat absolut Recht.»

http://www.sonntagszeitung.ch/home/artikel-detailseite/?newsid=32136
http://www.sonntagszeitung.ch/wirtschaft/

22764 Postings, 5892 Tage Maxgreeenzu #260 - genau so sah ich das auch Anfang Juni

 
  
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07.07.08 18:53

8485 Postings, 6392 Tage StöffenDie Fed boxt jeden Gegner

 
  
    #262
3
08.07.08 23:45
Überlegt doch mal und werft mal eben noch ein Blick auf das Portfolio der Fed-Offiziellen, da kann doch eigentlich gar nichts mehr schief gehen. Ein Tischlein-deck-dich-Spiel, das endlos weitergeht.
Halleluja! Gepriesen sei die Fed!

"Wir beobachten die Entwicklung an den Finanzmärkten sehr genau", sagte Ben Bernanke, der Chef der US-Notenbank Federal Reserve. Um den betroffenen Instituten zu helfen, "denken wir über verschiedene Optionen nach".

Konkret plant die Fed, den größten Wall-Street-Banken länger als bislang vorgesehen zusätzliche Liquidität zur Verfügung zu stellen. Eigentlich sollte es frisches Zentralbankgeld nur bis Herbst 2008 geben, nun könnte die Fed zusätzliche Mengen auch über den Jahreswechsel hinaus anbieten. "Dies gilt für den Fall, dass die ungewöhnlichen Umstände anhalten, die derzeit die Liquiditätslage bestimmen", sagte Bernanke.

http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,564624,00.html
Angehängte Grafik:
fedportfolio.jpg
fedportfolio.jpg

8485 Postings, 6392 Tage StöffenDr. Doom warnt vor jahrelanger Rezession

 
  
    #263
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13.07.08 18:21
Nachdem Marc Faber in der letzten Zeit prognostisch recht gut lag, fährt er jetzt schweres Geschütz auf.

Dr. Doom warnt vor jahrelanger Rezession

Amerikanische Zinsen werden wegen des zunehmenden Inflationsdrucks und auch wegen der ausgeprägten Dollarschwäche kaum noch weiter fallen können. Die Gelddrucker-Irrenanstalt von US-Notenbankchef Ben Bernanke kann zwar immer noch mehr Geld auf den Markt bringen, aber nur auf Kosten noch höherer Rohstoffpreise und einer davonlaufenden Verbraucherpreisinflation sowie sinkender Gewinnmargen. Die außerordentlich günstigen Faktoren, die die Hausse von 1982 bis 2007 an den Anlagemärkten nährten, sind verschwunden, und somit dürften die Bullenmärkte an den Börsen der Welt für längere Zeit der Vergangenheit angehören.

http://www.welt.de/finanzen/article2204080/...relanger_Rezession.html

8485 Postings, 6392 Tage StöffenIst Russell jetzt völlig senil geworden?

 
  
    #264
2
13.07.08 19:53
Am 14.04.08 habe ich hier im Thread ein Interview mit Richard Russell eingestellt, in welchem er erstaunliches von sich gab, nämlich dass die Börsen sich immer noch in einem übergeordneten Bullen-Markt befinden, der jetzt schon seit 1982 anhält.
http://www.ariva.de/...russell%20dow%20theory&pnr=4199110#jump4199110

Das aktuelle Statement Russells hinterlässt bei mir da schon einen ganz anderen Eindruck. Sollte der Dow die 10725 Punkte-Markte entscheidend unterschreiten, ist der Weg bis 7286 frei. Sieht so ein übergeordneter Bullen-Markt aus?
Lest bitte selbst:

I'm the barn owl watching the mouse
Richard Russell snippet Dow Theory Letters
Jul 14, 2008

What am I thinking about these bright summer days? I'm thinking, as usual, about a long list of things, but one item I've been zeroing in on is the 50% Principle as it applies to the current market.

The 50% Principle works like this -- We have the Dow low of 7286 recorded in October 2002. And we have the record Dow high of 14164 recorded in October 2007. The 50% or halfway level between Dow 7286 and Dow 14164 comes in at 10725.

As of today's close, the Dow was just 375 points above the 10725 halfway level. The 50% Principle tells us that if the Dow closes decisively below 10725, then there is a good chance the Dow will continue down to test the level from which the entire advance started -- that level is 7286.

And I wonder to myself -- what would happen if the Dow breaks below 10725 and then declines to the 7286 area? My immediate thought is -- disaster. And probably a severe recession or even a depression. Remember, the Dow is only 375 points away from the halfway or 50% level.

Anyway, that's one thing I'm thinking about, and that's one thing I'm watching. I'm watching it the way a barn owl watches a mouse -- in other words, with extreme interest.
A second phenomenon I've got my eyes on is the extraordinary performance (at least so far) of the D-J Transportation Average. At today's close, the Transports were a big 635 points ABOVE their January 2008 low close of 4140.29. The Transport action is the most bullish event that has taken place in the market so far.

What happens, I ask myself, if the Dow collapses through 10725 and the Transports still do not confirm, meaning that the Transports continue to hold above 4140.29? That's a question I can't answer, because I've never seen a situation like the present one before.
Here's oil (which almost all Transportation depends on) over 145 a barrel, here's gasoline near five dollars a gallon, here's diesel at record highs -- and the Transports continue to hold up. Amazing. Something's going on with the Transports that I don't know about. But I don't have to know -- I don't have to know why, I just have to know what -- what are the blessed Transports doing?

I do feel this in my guts. Between now and the fourth quarter of 2008 we're going to see some fireworks. And I'm wondering whether this market can possibly hit bottom somewhere during October-November period. I talked to Paul Desmond (head man at Lowry's) yesterday. He said that one reason for the huge spread between the Selling Pressure Index and the Buying Power Index (compared with spreads in the past) has to do with the massive increase in NYSE volume over recent years.

Paul also offered the opinion that the lows of this market maybe take place over an extended period of time such as the extended low base of 1980 to 1982. And I agree with Paul -- I've been thinking the same thing. The problems now imbedded in the US (and the world) economies are so severe that it could take several years of a bottoming process before the next bull market can get started.

We both agreed that the next bull market, from wherever and whenever it starts -- could be huge, could be a super-whopper. There's all that fiat currency in the world today -- multi-trillion of dollars worth of it. One of these days, that money will be spent. But first we must somehow arrive at the bottom of the current damnable bear market or whatever you want to call it.

Dow vs. Gold -- The ratio between the Dow and gold has hit a new low. Today, one share of the Dow will buy only 11.44 ounces of gold -- that's down from 43.75 ounces back in July 1999. In other words, since mid-1999 the Dow has lost 73.8% of its value in terms of real money -- gold. Talk about a silent and insidious bear market, you're looking at one.

http://www.321gold.com/editorials/russell/russell071408.html

22764 Postings, 5892 Tage MaxgreeenKursziel DOW

 
  
    #265
1
13.07.08 20:58
http://www.ariva.de/Time_to_say_goodbye_t317390

ich habe den Chart aus meinem Thread nochmal durch die blaue Linie ergänzt  
Angehängte Grafik:
dow.jpg (verkleinert auf 72%) vergrößern
dow.jpg

8485 Postings, 6392 Tage StöffenYo Max, du bist ja noch gnädig

 
  
    #266
1
13.07.08 21:59
in deiner Vorausschau, da gehen einige Leute aber noch'n gehöriges Stück weiter.
Ok, wir sehen uns dann im Schützengraben, und vergess' bitte die Helme nicht ;-)))
Angehängte Grafik:
cycleprodow.gif (verkleinert auf 71%) vergrößern
cycleprodow.gif

2829 Postings, 7361 Tage asdfbis 2030 auf 4000 real ist doch nicht so schlimm

 
  
    #267
13.07.08 22:04
dann könnte der dow ja nominal bis 20.000 steigen.  

8485 Postings, 6392 Tage StöffenTest

 
  
    #268
14.07.08 21:58
Angehängte Grafik:
train.gif
train.gif

8485 Postings, 6392 Tage StöffenSo, ich bin dann mal weg

 
  
    #269
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15.07.08 21:09

 für die nächste Zeit. Keine Börse, kein Laptop, kein Blackberry, kein Handy, kein anderes Bier ;-)))

Ich wünsche euch eine gute Zeit.

   

Natürlich nicht, ohne ein kleines Schmankerl zurückzulassen ;-)))

Understanding the gravity of current conditions ...

                   

Many investors don't look at the long term picture of what is happening.  I am talking about looking at
10 to 20 year periods of time.  If you looked that far out on a number of key stocks and indexes, you would understand the gravity of the current condition we are in.

                   

This morning, we will look at 6 long term charts that will give you a clearer picture of the incredible damage that has occurred to our financial structure and economy.  As you will see in the last paragraphs, there is also an important message behind today's analysis.

                   

____________________________________________

                   

The first chart we will look at is a 10 year chart of the Banking Index.  There is no other way to describe it other than a crash on the Banking Index.  The Index is now far below any levels seen since 1998.

                   

                   

The next two charts show what has happened to Fannie Mae and Freddie Mac.  Together, they hold over 50% of all the mortgages in the United States. 

                   

Freddie and Fannie have been the under pinning structure of our mortgage industry.  Both of these stocks and institutions have crashed to levels not seen in 18 years.  The gravity of the situation is very serious and a challenge that Bernanke and Paulson either don't understand, or don't know how to solve.

                   

                   

                   

It used to be said that, "As the automotive industry goes, so goes the country".  That was said in the days when we were still a manufacturing country.  Then in recent years, Greenspan consistently stated that we were shifting from a manufacturing economy to a service economy.  In other words, we were shifting all our manufacturing jobs overseas.

                   

General Motors is still an important facet of our economy, only their stock has crashed as well, and GM is now in some very serious trouble.  As of yesterday, its stock was lowest value it has seen in decades.

                   

                   

This one is not a surprise ... everyone knows what has happened to the home building industry.

                   

Still, not many are cognizant of the fact that Hovnanian has dropped from $70+/share to $4.95 as of yesterday.

                   

                   

And our last chart is on China's Shanghai Composite Index.  Everyone seems to have the idea that China is booming and that everything is rosy.

                   

Once again, China's stock market has not been a picnic.  Their stock market is no different looking than our internet bubble that crashed.  This chart shows its amazing spike up from 2006 to 2007.

                   

The beginning of 2008 exhibited a downside failure on the Shanghai with a drop that is now reminiscent of our internet bubble and housing industry fall.  See the next paragraph for today's message ...

                   

                   

Why am I posting all these gloom and doom charts?

                   

The answer is because I am getting many emails from Free Members who are consistently looking for a great buy at a perceived bottom ... every time some stock or index goes lower.  Everyone seems to have thrown away the old piece of paper that said, "Don't try to catch a falling knife". 

                   

When I started StockTiming.com, preservation of capital was one of the key mission statements for subscribers. Like many others, I am one of the Baby Boomers just over 60 years old.  (Okay ... 61 to be exact!)  For Baby Boomers, preservation of capital is very critical because we have fewer working years ahead of us compared to the younger generations.  It means that aggressive behavior like trying to catch a falling knife has no place in one's investment strategy. 

If you ever ran a race when you were younger, you huffed and puffed for some time afterwards trying to catch your breath ... before you could resume walking or running again.  The stock market is not much different ... only that "huffing and puffing" is what is called consolidation or "base building" after a large drop.  Please ... give up the concept that "bargain stocks" are a good buy when their movements have been nothing but unabated down trends.  When they reverse their trends to the upside, there will be plenty of time to shop around.

 

   

http://www.stocktiming.com/Tuesday-DailyMarketUpdate.htm

8485 Postings, 6392 Tage StöffenEine Annäherung an die aktuelle Lage

 
  
    #270
3
06.08.08 13:41
Wo stehen wir momentan? Eine Annäherung an die aktuelle Lage

Ich denke, dass wir uns weitestgehend darüber einig sein können, dass die derzeitige Finanzkrise hinsichtlich ihres Ausmaßes so gigantisch ist, dass in Folge dieser das Finanzsystem kollabiert hätte, wenn kein drastisches Eingreifen durch Notenbanken und Regierungen erfolgt wäre.
Wenn man dazu mal vergleichend die Zahlen des LTCM-Hedge-Fonds aus dem Jahr 1998 betrachtet, der damals das globale Finanzsystem mit 4 Milliarden US-Dollar Eigenkapital und einem Hebel von 25 ( das bedeutet etwa 100 Mrd. US-Dollar) ins Wanken und fast zum Einsturz brachte, so ist das verglichen mit der heutigen Situation ein „Möwenschiss“.
Innerhalb von nur 10 Jahren hat sich also diese wahnwitzige Situation nochmals um ein Vielfaches verschlechtert oder besser gesagt aufgeblasen, sodass man einfach nicht umhin kommt, in weiterer Zukunft das Schlimmste zu befürchten.

Wir dürfen momentan allerdings weiterhin in der Gewissheit verbleiben, dass die Notenbanken und Regierungen alles Erdenkliche tun werden, um den Abwärtssog in jeglicher Form aufzuhalten.
Die in den USA eben durchgeführten Bailouts der großen Finanzinstitute durch den Staat (Fannie Mae und Freddie Mac), die Steuergeschenke an die US-Bürger, etc., etc., all diese Staatseingriffe sind ein beredtes Zeugnis dafür. (What Marktwirtschaft? ;-)))

Ralf Flierl vom Smart Investor stellt sogar die These auf, dass diese geradezu unverschämten Staatseingriffe (unverschämt deshalb, weil eben die Marktwirtschaft halt damit so gut wie vernichtet wird) sogar nochmal einen größeren Bullenmarkt in der näheren Zukunft erzeugen werden. Dieses Aufbäumen ist aber auch für Flierl letztendlich nur ein Crack-up-Boom, welcher anschließend im „Financial Armageddon“ enden wird.

Somit sind die eigentlich große Fragen, welche sich nun natürlich stellen, eindeutig zu benennen:

Welcher Preis ist hierfür in Zukunft fällig und wann heißt es „Pay the bill“?

Denn dass der Tag der Abrechnung kommen wird, das dürfte ausser Zweifel stehen.

Die aktuell starken Inflationstendenzen und Teuerungsraten sind die ersten auffälligen Merkmale. Wir dürfen gespannt sein, welche Schaurigkeiten hier noch folgen werden.

Gabor Steingart umschreibt in seinem Buch „Weltkrieg um Wohlstand“ die jetzige Situation der USA als „Panikblüte“.
Die Folgen einer Dollarschmelze sind laut Steingart von den „Experten“ oftmals durchgespielt worden. Unklar ist eigentlich nur noch, wann und mit welcher Wucht dieses Großereignis eintritt.
Lester Thurow, Komissions-Mitglied in der Clinton-Ära meinte denn auch seinerzeit ernüchternd nach den Untersuchungen zur negativen Handelsbilanz:
„Niemand wird eine amerikanische Zahlungsbilanzkrise für möglich halten.
Bis sie eintritt!!“

Buy Gold??? Canned Food, Firearms, Land in New Zealand??

8485 Postings, 6392 Tage StöffenGibt es ein Recht auf Gier??

 
  
    #271
2
07.08.08 22:32
So, ich möchte heute mal den Moralapostel raushängen lassen, um etwaigen Widerspruch wird hiermit ausdrücklich gebeten.

Kolumnist Lohrke lieferte am Donnerstag (7.8.) in seinem Beitrag „Die Gier in mir…“ folgendes Statement ab:
„Ansonsten sollte uns das Recht auf Irrationalität und Gier erhalten bleiben“

Dieser in meinen Augen eigentümliche Kommentar zeigt mir aber deutlich auf, woran das ganze System krankt und woran es letztendlich zugrunde gehen könnte:

Es ist die sich immerfort wiederholende Geschichte von der schier unglaublichen Gier nach exorbitanter Rendite!

Wobei wir natürlich wissen, dass sich Geschichten von Übertreibungen, von einem „irrationalen Überschwang“ in fast jedem Marktzyklus wiederholen und meist unweigerlich zu einem bösen Ende führen. Nur kann das böse Ende jedoch mehr oder weniger stark ausfallen. Aber impliziert nicht die Einforderung auf das Recht von Gier, dass der Mensch aus den sich wiederholenden geschichtlichen Abläufen keine Lehren ziehen will bzw. dazu nicht fähig ist?

Diese Rendite-Gier betrifft nicht nur Großinvestoren wie die Private Equity-Größen, welche mit unglaublichen Fremdkapital-Hebeln ihren Anlegern 30% ROI p.a. verschafften, oder Banken, die mit der Erschaffung, dem Erwerb und/oder Handel mit undurchsichtigen synthetischen Finanzprodukten ihre Margen enorm aufpeppten bzw. aufpeppen wollten, nein, diese Gier hat sich, wie ich vielfach beobachten konnte, wie Mehltau auch auf Kleinanleger niedergeschlagen. Eine Kursverdopplung ist doch heutzutage fast lächerlich, DAUSEND % machen doch erst wirklich glücklich.

Dass derlei Renditen in der Real-Wirtschaft überhaupt nicht zu erzielen sind, das stört doch niemanden wirklich, solange er in irgendeiner Form an Super-Renditen partizipieren kann. Und wer möchte das nicht, das ist eine erlaubte Frage. Nur, jedes Schneeball-System findet früher oder später sein Ende. Damit ich hier richtig verstanden werde: So wünschenswert und notwendig Renditen auf Invests sind, so darf andererseits nicht der Blick dafür verzerrt werden, dass das Phänomen der Gier auf exorbitante Renditen letztendlich stets zu einer Orgie mit schlimmen Folgen für die Volkswirtschaft ausartet. Und wie eigentlich immer sind es nur einige Wenige, die dann rechtzeitig vor dem „Big Dump“ den Rahm abgeschöpft haben.

Was glaubt ihr denn, warum wir in der größten Finanzkrise der Nachkriegszeit stecken?

Weil dieses gesamte renditegiergetriebene „Financial Engineering“ sich als nichts anderes als Voodoo herausgestellt hat, ein Hokus-Pokus, aus dem an vielen Stellen nun die heisse Luft schlagartig entwichen ist, und das dann aber mit weitreichenden Negativ-Folgen für ein Großteil der Bürger. Der strapazierte Spruch „Gewinne privatisieren, Verluste sozialisieren“ passt da halt doch recht gut, die resultierenden Folgen sind für Jedermann im Geldbeutel bereits deutlich spürbar. Und vor allem für die US-Konsumenten, welche durch Unterstützung der Banken dazu angetrieben wurden, durch das Herausziehen von Geld aus dem Haus im Jahr mehr zu "verdienen", als man es mit eigentlicher Arbeit hätte erreichen können!

Und wie das Bail-Out-Spielchen in den USA läuft, das ist doch momentan ganz im Sinne der US-Konzern-Eliten, denn hohe Energie- und Nahrungsmittelpreise machen dem Normalverbraucher zu schaffen, aber nicht Leuten wie z.B. Daniel Mudd von Fannie Mae (Gut 12 Mio. US-Dollar Gehalt in 2007) oder Richard Syron von Freddie Mac (Knapp 20 Mio. US-Dollar Gehalt in 2007).

Denn man möchte meinen, dass die US-Konzerneliten Erzkonservative aus Prinzip sind, deren Credo ja lautet: Freier Markt, weniger Staat, schwache Bürgerrechte, aber massive Eigentumsrechte. Aber tatsächlich gibt es nicht einen Grundsatz konservativer Politik, den sie nicht schon verraten hätten, falls dies ihren Interessen dienlich war.

Betrachtet man die Geschichte einmal unter diesem Blickwinkel, wird klar, dass Amerikas Unternehmen noch nie „wenig Staat“ angestrebt haben. Ganz im Gegenteil:
Sie setzten sich immer schon für eine starke Regierung ein, die ihre Interessen unterstützten. Dazu gehört z.B. auch ein Verteidigungsministerium, das lukrative Aufträge vergibt. Eine Armee, welche Investitionen in Übersee schützt – und nebenbei vielleicht noch ein bisschen Kriegsbeute macht wie auf den Ölfeldern des Irak.
Dazu gehört ein Innenministerium, das den Weg freimacht für Ölbohrungen, das Abholzen von riesigen Waldflächen sowie flächenintensiven Tagebau.
Und natürlich steuerfinanzierten Staatsschulden, die den Konsum anheizen.

Sowie natürlich das Federal Reserve Board, das die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen stabil halten und mit niedrigen Zinsen dicke Gewinne gewährleisten soll.

Auch hohe Steuerlasten lassen die Unternehmen kalt, solange sie diese nicht zu tragen haben. Mit hohen Steuern, die von der Arbeiter- und Mittelschicht berappt werden, können die staatlichen Finanztöpfe gefüllt werden, aus denen man sich Bürgschaften, Subventionen oder Staatsdarlehen zur Abwendung von Insolvenzen und der gleichen Annehmlichkeiten mehr besorgen kann, ehe diese Gelder für demokratisch abgesegnete Zwecke verwendet werden können.

Was wir bei den bereits erfolgten und auch zukünftig noch erfolgenden Bail-Outs sehen, ist letztendlich also nicht anderes als eine Unternehmens-Sozialhilfe.

Geschäfte mit der Regierung zu machen ist in nicht nur in der US-Gesellschaft ja immer schon die schnellste Art, reich zu werden. Keine Investition an der Börse wird je soviel einbringen wie der Einkauf von Gesetzen und Gesetzgebern. Es gibt von daher mit Sicherheit keine bessere Unternehmensstrategie als die finanziellen Zuwendungen an die richtigen Leute in Washington.

Die amerikanische Unternehmenselite hat kein Problem mit den die Bürgerrechte einschränkenden Aktivitäten des Departments of Home Security oder einem ausufernden FBI-Apparat, denn Freiheit ist für sie nur insofern von Wert, als es um die Freiheit von exorbitanten Profiten geht.

Und eines ist ganz sicher:

Diese Faktoren werden eine gesellschaftliche Konstante bleiben, auch wenn das Weiße Haus ab 2009 einen anderen Präsidenten beherbergt.
Versprochen! ;-)))

Und ob es der US-Steuerzahler aktuell überhaupt schon registriert und realisiert hat, dass er die Hauptlast übernimmt, sprich fast zur Gänze sämtliche Bail-Outs zur Rettung des Systems bezahlen darf? Ich habe da so meine Zweifel.

8485 Postings, 6392 Tage StöffenWie? Keine Antwort auf meine Polemik?

 
  
    #272
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08.08.08 01:15
Nu haut mal rein, zählt mich mal so richtig an, ich kann's gebrauchen ;-))

8485 Postings, 6392 Tage StöffenNun gut, ihr Saftsäcke, nun die Kursmacher

 
  
    #273
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08.08.08 01:24
ein wie immer lesenswertes Post von Ronald Gehrt, enjoy it!

Die Kursmacher

Die tagtägliche Flut der Prognosen und Meinungen, stapelweise Leitfäden und Handbücher, Faustregeln en gros und eine Nonstop-Werbung die uns suggeriert, an der Börse Geld zu verdienen sei eine der leichtesten Übungen, solange man auf Guru X und Legende Y hört, sind eine der Hauptursachen dafür, dass die Mehrheit der Anleger genau dort nie ankommt: bei dauerhaftem Erfolg. Natürlich möchte man gerne den angenehmsten, schnellsten und direktesten Weg zum Erfolg gehen, keine Frage. Aber da ist man bei der Börse nun einmal schief gewickelt, denn...

...Börse ist knüppelharte Arbeit. Für den Kopf ebenso wie für die Nerven. Was im täglichen Leben hilfreich ist, kann an der Börse fatal sein. Beharrlichkeit, mit dem Strom schwimmen, planvolles Zurechtlegen der Vorgehensweise, ab und an ein wenig Wagemut ... klingen gut, gehen meist aber übel aus. Der weltweite Ameisenhaufen aus kleinen und großen Investoren, die jeder für sich aus eigenen Überlegungen und Notwendigkeiten heraus individuell und Tag um Tag neu entscheiden was sie tun werden ebenso wie die nie abreißende Flut der Konjunkturdaten und Unternehmensmeldungen erzeugen ein sich permanent veränderndes Gebilde aus Käufen und Verkäufen. Ja selbst das Wetter kann die Börse massiv beeinflussen. Nicht durch die Mondphasen, nein. Aber wenn Dürre die Weizenernte ruiniert oder die Maisernte in Überschwemmungen untergeht, wenn Hurrikans Ölbohrplattformen beschädigen, dann bewegen sich wichtige Rohstoffe und mit ihnen oft Aktien, Währungen und Anleihen.

Börse ist knüppelharte Arbeit

Wer das erst einmal erkannt hat versteht: Die Börse ist kein Picknick. Sie ist auch nicht auf eine Formel reduzierbar, bei welcher man nach hinreichend vielen Ableitungen und Kürzungen die simple Zukunft der Aktienmärkte vor sich hat. Denn das dumme ist: Die vielen Variablen verändern sich, während man versucht, die Gleichung zu lösen. So kann man zwar grundsätzlich feststellen, dass der aktuell fast 30 Dollar unter dem Höchststand notierende Ölpreis eine Entlastung für die weltweite Konjunktur ist und damit im Prinzip positiv zu sehen sei. Das stimmt. Aber wie stark fällt diese Entlastung aus, nachdem das aktuelle Kursniveau immer noch deutlich über dem Schnitt der letzten 12 Monate liegt und bislang also nur eine irrationale Übertreibung korrigiert wurde? Und, vor allem: Bleibt der Ölpreis denn nun auf diesem Niveau? Das ist völlig offen, was bedeutet: Die Erleichterung der Investoren von heute kann sich schon morgen in blankes Entsetzen verwandeln, wenn Öl wieder anzieht. Und der Ölpreis ist nur eine von zahlreichen Größen, die momentan auf alle Assetklassen der Börsen einwirken.

Und damit noch lange nicht genug. Denn immer wieder erleben wir, dass z.B. der Ölpreis steigt, während Euro/Dollar fällt und die Aktien dennoch zulegen. Laut „Handbuch für den findigen Allesversteher“ ist das so eigentlich nicht vorgesehen. Ebenso wenig, dass plötzlich das Angstbarometer Gold einbricht, während Öl steigt und Aktien massiv fallen. Dennoch kommt es vor. Und nicht in aller Ruhe, sondern blitzschnell und ohne Vorwarnung. Wer da nicht permanent vor dem Kursmonitor sitzt, erlebt, gerade in der momentan sehr hektischen Phase, ein ums andere Mal böse Überraschungen. Aber auch denen, die das Geschehen fast nonstop überwachen, ist dadurch alleine wenig geholfen. Denn wenn die Kurse plötzlich Vollgas geben ... ist das eine Bewegung, die trägt? Oder nur ein kurzer Spike, der schnell wieder in sich zusammen fällt? Soll man mitlaufen, dagegenhalten, sich raushalten?

Sehr viele kurzfristig agierende Trader machen mit. Da sie in der Regel nur intraday agieren, arbeiten sie mit engen Stopps und kurzfristigen Indikatoren, was letztlich bedeutet: Hier wird in der Regel nicht „dagegengehalten“, sondern „mitgelaufen“, solange die Bewegung erhalten bleibt. Das kann, wenn man es geschickt anstellt, durchaus recht erfolgreich sein. Und weit genug führen, um mittel- und längerfristig handelnde Anleger zu irritieren und sie immer und immer wieder an ihren Investments zweifeln zu lassen. Und fällt ein solcher kurzfristiger Kursrutsch oder eine blitzschnelle Rallye ausreichend groß aus, werden hinreichend viele Investoren so nervös, dass sie ihre Positionen abstoßen ... obwohl Rahmenbedingungen und übergeordnete Trends klar unterstreichen, dass sie eigentlich auf der richtigen Seite standen.

Von einer Falle in die nächste

Ein gutes Beispiel ist der letzte große Abwärtstrend zwischen 2000 und 2003. Immer wieder traten während dieser Baisse kräftige Aufwärtsbewegungen auf. Und nicht selten wurden dadurch auch kurzfristig charttechnische Kaufsignale erzeugt. Doch der übergeordnete Trend blieb abwärts gerichtet. Immer wieder erwies sich im nachhinein, dass es in solchen Rallyes besser gewesen wäre erneut a la Baisse zu spekulieren, statt Puts (meist in der Spätphase einer Rallye und dann oft mit Verlust) zu verkaufen und mit Calls auf die Wende zu setzen. Nur einmal hätte man damit goldrichtig gelegen: Als die Wende wirklich kam. Es ist eigentlich also logisch, dass, solange man normalerweise mehrfach richtig liegt, wenn man Rallyes zum Put-Kauf nutzt und die Rahmenbedingungen dies unterstützen, dies auch umsetzt:

Stoppkurse setzen, abwarten, ob der Trend wieder aufgenommen wird und erneut a la Baisse investieren. Die Wahrscheinlichkeiten stehen einem zur Seite: x-mal richtig gelegen und nur einmal falsch ... und auch dann würde man ja durch den Einsatz von Stoppkursen nicht ewig mitgeschleift, sondern wäre draußen und kann abwarten, ob sich tatsächlich ein Aufwärtstrend etabliert. Schließlich muss man nicht dauernd die ersten und letzten Punkte eines Trends mitnehmen. Die am wenigsten riskanten Gewinne erzielt man bekanntlich mitten während eines Trends – und nicht am Wendepunkt, den sowieso kaum einer erwischt.

Das wäre also alles einigermaßen machbar ... wären da nicht die Emotionen. Verluste sind unschön. Gewinne, die sich verringern, werden aber als weitaus schlimmer empfunden. Hinzu kommt die Angst, etwas zu verpassen. Und je schneller die Kurse sich bewegen, desto weniger Zeit bleibt, um zu überlegen, das Geschehen richtig einzuordnen und Chancen und Risiken in Ruhe abzuwägen. Bei der Komplexität der Börsen braucht es dazu Zeit. Und wenn wie gestern der Dax plötzlich in Minuten um 150 Punkte nach oben schießt, gerät man in eine Stresssituation. Bis klar wird, was warum passiert, vergeht Zeit. Aber die scheint dann genau das zu sein, was man nicht hat. Genau das nutzen die Kursmacher aus.

Die Kurse im Griff der Kursmacher

Diese Adressen verstehen ganz genau, wie die Börse funktioniert und die Börsianer ticken. Und sie nutzen dieses Wissen, um mit Hilfe des riesigen Ameisenhaufens der anderen Investoren ihren Gewinn zu mehren. Die Rahmenbedingungen der Börse lassen sich nicht steuern. Aber die Akteure schon, wenn man weiß, wie man es anzustellen hat UND das nötige Werkzeug besitzt: Geld.

Ein Kursmacher kann nur sein, wer ausreichend Kapital an den Start bringen kann, um die Kurse kurzzeitig zu dominieren. Fonds, Banken im Eigenhandel, Hedge Funds, Pensionskassen sind allesamt ausreichend „große Adressen“, um dies erreichen zu können.
Aber es Bedarf weniger Kapitals, als man auf den ersten Blick meinen könnte, denn ein Kursmacher, der sein Handwerk versteht, muss nur im rechten Moment den Kursen den entscheidenden „Schubs“ geben. Den Rest erledigen die anderen Marktteilnehmer für ihn.

Nehmen wir den gestrigen Dienstag als Beispiel, denn der ist zur Erläuterung dessen, was die Kursmacher tun, ideal:

Hier ein Schubs, da ein kleiner Tritt ...

Sie erinnern sich – am Dienstag war US-Notenbank-Sitzung. Naturgemäß gehen da am Tag der Entscheidung ebenso wie einen Tag vorher die Umsätze zurück. Die Volatilität nimmt ebenso ab, denn niemand möchte unbedingt im Vorfeld einer solchen Entscheidung etwas tun, da er weiß, dass oft direkt nach dieser Entscheidung starke Kursausschläge auftreten. Sich im Vorfeld zu positionieren ist ein Vabanque-Spiel und jeder, der oft genug nicht widerstehen konnte, vorher Calls oder Puts zu kaufen, ist oft genug auf der Nase gelandet, um es irgendwann bleiben zu lassen. Dementsprechend war der Montag ein relativ ruhiger Tag und bis 10 Uhr sah es so aus, als würde es ihm der Dienstag gleichtun.

Schlag 10 Uhr aber fiel plötzlich der Ölpreis deutlich und die Aktienmärkte starteten durch. Bemerkenswert war dabei allerdings vieles, wenn man genau hinsah. Zum einen war das Minus im Öl nicht so riesig, um eine Zwei-Prozent-Rallye im Dax binnen einer Stunde zu rechtfertigen. Hinzu kam: Drei Stunden später, um 13 Uhr, notierte der Ölpreis wieder punktgenau auf dem selben Niveau wie vor dem Kursrutsch ... der Dax aber war immer noch oben. Das alleine machte bereits ein genaues Hinsehen erforderlich.

Was dürfte passiert sein? „Dürfte“ deswegen, weil natürlich an Börsenorders weder ein Zettel mit dem Namen des Initiators noch mit dem Zweck, der dahintersteht, hängt. Es ist immer nur möglich zu beobachten und daraus Schlüsse zu ziehen. Doch am gestrigen Dienstag musste man nicht allzu intensiv spekulieren, denn die einzelnen Bausteinchen passten einfach zu gut ineinander. Fangen wir mit der Rahmenhandlung an:

Der Kursmacher-Dienstag: das Vorspiel

Die vor wenigen Tagen auf CNBC veröffentlichten Ergebnisse diverser großer Hedge Funds im Juli bestätigten eine in einer der vorherigen Kolumnen angeführte Problematik: Wer bei riskanten Spielchen als erster die Reißleine zieht, kommt heil davon. Wer zögert, kommt unter die Räder. Fast alle Hedge Funds spielten bis dahin das selbe Spiel: Long in Öl und Gas, Short in Aktien, vor allem in Finanztiteln.

Dann aber zogen plötzlich einige diese besagte Reißleine, was den deutlichen Kursrutsch bei den Energierohstoffen und eine Rallye am Aktienmarkt auslöste. Die Resultate zeigten: Die schnellsten (und damit besten) konnten alleine im Juli um 20% Gewinn erzielen, die schwächsten erlitten vergleichbar große Verluste. Wenn man mit Futures agiert, kein Wunder.

Dadurch, dass nun das Momentum plötzlich komplett in die Gegenrichtung wies – Energie runter, Aktien rauf – haben nun die meisten Hedge Funds einen sofortigen Richtungswechsel vorgenommen. Sie setzen nun auf steigende Aktien und fallende Energiepreise. Dabei ist meist das Momentum der entscheidende Faktor. Und das Momentum kennt, anders als Stochastik oder RSI, keine überkaufte und überverkaufte Zone.

Das heißt, diese Akteure machen immer weiter, solange das Momentum in diese Richtung weist. Andere große Adressen aber sehen kurzfristig überkaufte Aktien, kurzfristig überverkaufte Energie-Rohstoffe und verkaufen am Aktienmarkt und decken bei den Rohstoffen – ebenso wie bei Gold – eventuelle Short-Positionen ein oder fangen an, ein wenig Öl und Gas zu kaufen. Das wurde zudem dadurch unterstützt, dass Öl nahe einer wichtigen Unterstützung und Aktienindizes mit Masse unmittelbar vor wichtigen kurzfristigen Widerständen notierte.

Das kann natürlich nicht im Sinne der Momentum-Player sein, die selbstredend wollen, dass die bisherige kurzfristige Richtung erhalten bleibt (was mittelfristig passiert, ist ihnen egal, es geht nur um kurzfristige Horizonte). Was tun?

Der Kursmacher-Dienstag: Der 1. Akt im Öl

Wer sein Handwerk versteht, setzt nun sein Kapital genau dann und dort ein, wo es dazu führt, dass andere den Löwenanteil der Arbeit erledigen. Am Dienstag hieß das konkret:

Da der Fokus der Akteure momentan vor allem auf dem Ölpreis als Hoffnungsträger lag, galt es, diesen unter die Unterstützung 120/122 Dollar zu befördern. Das wurde am Dienstag gegen 10 Uhr erledigt. Dazu galt es, entsprechend genug Verkäufe im Future in kurzer Zeit einzusetzen, um hier im noch relativ dünnen frühen Handel diese Linie zu brechen. Das kostet dennoch mehrere Millionen, keine Frage. Aber ein Hedge Funds hat sie ... und:

Als diese Unterstützung fiel, wurden natürlich viele dort liegende Stop-Loss-Verkäufe ausgelöst, andere Trader gingen unter dieser Linie neue Shortpositionen ein. Dadurch fielen die Kurse also von alleine weiter. Und derjenige, der hier mit seinen Shortpositionen für den Bruch der 120 Dollar-Marke gesorgt hatte, konnte so bequem wieder eindecken. Denn SEINE Shortpositionen, die er für diese Attacke gebraucht hatte, wurden durch die unter 120 initiierten Verkäufe und neue Shorts der Trader ja in die Gewinnzone katapultiert.

Natürlich bedeutet das Eindecken einer Short-Position, dass man Long gehen muss, um sich dadurch neutral zu stellen. Sprich: Es treibt die Kurse wieder nach oben. Und siehe da: Genau das sahen wir dann auch in den zwei Stunden danach. Auf einmal stand Öl dort, wo es vor dieser Brechstangen-Short-Attacke auch schon war. Aber das war nicht problematisch. Der Kursmacher hatte sich eingedeckt, ein Gewinn wurde dennoch erzielt ... und zudem der eigentliche Zweck erfüllt: Den Aktienmarkt nach oben zu bringen!

Der Kursmacher-Dienstag: Der 2. Akt im Dax

Denn dieser begann in den Tagen zuvor ja sofort wieder abzubröckeln, als sich im Öl eine Bodenbildung etablierte. Beides war für die Momentum-Player gefährlich. Und auch am Aktienmarkt bot sich der Augenblick an. Vor der Notenbank-Entscheidung waren die Umsätze geringer, das machte es billiger. Und genau am Dienstagmorgen hatte der Dax – und mehrere andere Indizes – seinen kurzfristig wichtigen 20 Tage-Durchschnitt erreicht und gegen 10 Uhr leicht unterschritten.

Würde er verteidigt, die Kurzfrist-Trader würden wieder Long gehen – also genau das, was die Momentum-Player gerne hätten. Durch den genau richtig getimten Tritt auf die Ölpreise wurde dieser Impuls gesetzt, sicherlich auch mit einer schnellen und großen Welle an Kauforders in FTSE-, DAX- und Euro Stoxx-Future noch nachgeholfen.

Trader, die Short waren, sahen Öl blitzschnell unter 120 fallen, die Aktienindizes anziehen - und reagierten. Stopps wurden ausgelöst, eingedeckt, Intraday-Trader gingen Long. Durch die geringe Umsatzdichte ging der Anstieg besonders rasant vonstatten ... und als der Dax dadurch wieder über 6.500 und damit aus der Gefahrenzone heraus war, wurde einfach ein Brett drunter genagelt.

Denn Sie erinnern sich vielleicht: Kaum war der Dax um 11 Uhr über 6.500 angekommen, bewegte er sich die folgenden sechs Stunden nahezu gar nicht mehr, sondern pendelte in einer engen Spanne von 40 Punkten – obwohl die US-Börsen schwankten, obwohl Öl wieder anstieg. Warum? Der oder die Kursmacher, die hier ihre Kunstgriffe ansetzten, hatten ja ihre nur als Mittel zum Zweck dienenden Öl-Positionen wieder eingedeckt und somit Kapital frei. Also tut man folgendes:

Man platziert im Dax Future mit diesem Kapital eine riesige Kauforder (in dem Fall lag sie auf den Dax selbst umgerechnet bei 6.485), durch die bei diesen geringen Umsätzen niemand durchkam. Damit war der Dax nach unten abgesichert. Was ihnen beim Versuch anderer Akteure, dort nach unten durchzukommen, angedient wurde, wurde einfach 40 Punkte höher als Verkaufsorder wieder abgegeben. Daher der Deckel nach oben. Im Zuge der vorherigen Rallye konnte man auch die als Treibsatz gekauften Dax-Future Long-Positionen an andere, die auf die Rallye aufsprangen, wieder loswerden, sodass als Fazit blieb:

Ordentliche Gewinne erzielt und Ziel erreicht: Aktien rauf ... und Öl zumindest am Ausbruch nach oben gehindert. Perfekt. Und damit konnte man den zweiten Akt in Ruhe ansehen, ohne selbst eingreifen zu müssen:

Der Kursmacher-Dienstag: 3. Akt an Wall Street

Die US-Börsen pflegen entsprechende Vorgaben aus Europa meist dann zu übernehmen, wenn keine andere Impulse auftreten. Und da außer dem ISM-Service-Index keine Konjunkturdaten anstanden, am Abend dafür aber die Notenbank-Entscheidung, konnte man zu Recht darauf hoffen, dass die US-Börsen erst einmal konform zu Europa steigen würden. Und da die Akteure sich zudem ausrechnen konnten, dass die Notenbank wahrscheinlich keine Überraschungen präsentieren würden, sagte ihnen die Erfahrung, dass die vorherige Tendenz – steigende Aktienkurse – danach fortgeführt würde. Uns so kam es auch.

Strategische Überlegungen, perfekt umgesetzt ... und schon tun die Börsen, was diejenigen wünschen, die nur genug Geld im richtigen Moment am richtigen Ort einsetzen. Das mag für den normalen Investor wie Manipulation und Mogelei aussehen, aber:

Das ist es nicht. Die Kurse werden so zwar dominiert, aber nicht manipuliert. Wenn viel Geld im Kauf wenig Geld im Verkauf gegenüber steht, steigen die Kurse nun einmal. Und wer mit viel Geld genau zu dem Zeitpunkt und an der Stelle antritt, wo die Kurse verwundbar sind, erzielt das gewünschte Ergebnis und in der Regel auch noch Gewinn. Und das mit großem, aber doch überschaubarem Kapitaleinsatz, denn durch geschicktes Timing erledigen die Trader für ihn den Rest.

Der Tag danach

Fazit: Börse ist Leistungssport für Kopf und Nerven Um so etwas zu erkennen und einzuordnen, muss man schon genau aufpassen. Aber auch wenn man erkennt, was passiert und warum ... weiß man noch lange nicht, wie es weitergeht.

Es ist durchaus möglich, dass hier Akteure am Werk waren, die den kurzfristigen Trend „Aktien rauf, Ölpreis runter“ am Leben erhalten und fortsetzen wollten. Es ist aber ebenso denkbar, dass die Initiatoren dieser Aktion ihre eigenen Positionen dadurch zu guten Kursen verringern wollten. Denn dieses Szenario wäre geeignet gewesen, dem „Schubser“ einen deutlichen Abbau der Aktienmarkt-Long-Positionen und Energie-Short-Positionen zu ermöglichen. Was also über den Tag hinaus an Intention dahinter steckte, ist nicht erkennbar. Aber eines ist klar:

Das Interesse der Kursmacher ist bei diesen Aktionen immer kurzfristiger Natur. Es geht hier keineswegs darum, mittelfristige Trendwenden zu erzeugen. Das klappt nicht, und die Kursmacher wissen das auch. Sollten die Aktienmärkte über ihre nun erreichten kurzfristigen Hürden hinaus steigen – gut. Wenn nicht, wird entweder noch mal „geschubst“ – oder man steigt aus ... das werden die kommenden Tage weisen.

Die Kursmacher agieren nicht für das „übermorgen“!

Für Sie als Anleger aber lässt sich aus diesem Tag einiges mitnehmen: Wer Intraday-Trader ist, kann dabei natürlich mit engen Stopps und begrenztem Kapitaleinsatz mitlaufen. Wer aber einen mittelfristigen Zeithorizont hat, darf diesen Kursmachern nicht auf den Leim gehen. Solche Tage wirken beeindruckend, die Bewegungen vollziehen sich blitzschnell und erzeugen Stress. Und genau deswegen geraten viele Anleger ins Wanken, obgleich sie eigentlich wissen, dass die Rahmenbedingungen, um die es mittelfristig letztlich geht, weiter unverändert sind. Und dieser Stress erhöht sich um einiges mehr, wenn die Aktienmärkte jetzt noch über die nun angelaufenen Widerstände steigen würden. Doch bedenken Sie eines:

In dem Moment, an dem Sie dann entnervt ihre Puts verkaufen oder in Aktien einsteigen aus Angst, die Wende zu verpassen, steigen die Kursmacher gut gelaunt und mit satten Gewinnen aus ihren Long-Positionen aus. Denn gerade kurzfristige Kaufsignale bedeuten kurzzeitig deutlich höheres Kaufinteresse und so eine Gelegenheit, große Long-Positionen zu guten Kursen loszuwerden! Daher:

Wer mittelfristig investiert ist, muss sich einfach zwingen, sich von dem Stress blitzartiger starker Kursbewegungen nicht anstecken zu lassen. Börse ist kompliziert, spannend und anstrengend. Aber, wenn Sie die Nerven behalten, vor allem SPANNEND!

Herzliche Grüße

Ihr
Ronald Gehrt,
www.system22.de

8485 Postings, 6392 Tage StöffenKlaus Singer - Widrigkeiten II

 
  
    #274
08.08.08 11:22
Und aktuell die wie immer interessanten Einlassungen von Klaus Singer / Timepatternanalysis hinterher

Widrigkeiten II
Die Aktienmärkte setzen ihre Achterbahn fort. Allerdings scheint der Boden unter den Bullenhufen etwas fester zu werden. Man sucht Hände ringend nach Anhaltspunkten für eine sich stabilisierende Konjunktur. Dies war zum Ende der Vorwoche nicht von besonderem Erfolg gekrönt, weswegen die Aktienmärkte nochmals tauchten.

Auch in dieser Woche sind die Makro-Nachrichten alles andere als positiv. So friert etwa Morgan Stanley die Immobilien-Kreditlinien tausender Kunden ein, insgesamt sollen 15 Prozent der Hypotheken-Kunden betroffen sein. Das spricht nicht gerade dafür, dass die Bank davon ausgeht, dass sich die Wirtschaft schnell erholen wird.

FreddieMac berichtet über einen Nettoverlust von 821 Mrd. Dollar für das zweite Quartal 2008 und kürzt die Dividende um 80 Prozent. Die Kredit-bezogenen Kosten haben sich gegenüber dem ersten Quartal auf 2,8 Mrd Dollar verdoppelt, es werden weitere eine Mrd. Dollar abgeschrieben. Die Zahl der Rückübertragung von Häusern mangels Bedienung der Kreditlinien steigt um 20 Prozent. Die Meldungen halten die Bedenken hinsichtlich der Finanzkrise wach.

Der Auftragsrückgang in der deutschen Industrie hat sich im Juni überraschend beschleunigt. Die Bestellungen sind um 2,9 Prozent zurückgegangen (m/m), der stärkste Rückgang ist seit rund einem Jahr; vor allem die Nachfrage aus dem Ausland schwindet. Ökonomen hatten nach dem kräftigen Rückgang im Vormonat von 1,4 Prozent mit einem leichten Auftragszuwachs um 0,5 Prozent gerechnet. Für das gesamte zweite Quartal ergibt sich damit ein Rückgang der Bestellungen um 4,1 Prozent zum Vorquartal. Die Auslandsnachfrage sackte im Juni um 5,1 Prozent ab, während die Inlandsbestellungen um 0,6 Prozent nachgaben. Bei den Auslandsorders schwächte sich die Nachfrage aus dem Euro-Raum mit 7,7 Prozent besonders stark ab, während die Bestellungen aus den Nicht-Euro-Ländern um 3,1 Prozent sanken.

Die jüngsten Zahlen aus Frankreich weisen in die gleiche Richtung, Japan steuert auf eine Rezession zu. Zusammen mit den jüngsten negativen Makrozahlen aus den USA steht zu erwarten, dass eine mindestens die G7-Staaten erfassende Rezession in der Entfaltung ist.

Die Fed lässt die Leitzinsen auf ihrer Sitzung am Dienstag dieser Woche unverändert, inmitten von Bedenken über das Wirtschaftswachstum und die Inflation. Sie gibt in ihrem Statement keine Anhaltspunkte dafür, die Zinsen bald zu erhöhen. Das Statement entsprach weitgehend dem vom Juni.

Alles in allem nichts Neues – und so feierten die Bullen noch ein wenig weiter. Angestachelt durch den sich fortsetzenden Ölpreis-Verfall waren die Aktienkurse im Vorfeld der FOMC-Sitzung schon vorgelaufen.

Schaut man sich das Statement der Fed allerdings genauer an, so fällt auf, dass gegenüber Juni jetzt nicht mehr davon die Rede ist, dass sich die Wachstumsrisiken etwas vermindert hätten, gleichzeitig wird auch das Attribut „steigend“ bei den Inflationsgefahren gestrichen. Die Fed sieht an Belastungen für die nächsten Quartale: Kreditverknappung, Hauspreisverfall, hohe Energiekosten. Die von ihr herausgehobenen Wachstumsfaktoren für Q2/2008, der durch Steuerschecks gestützte Konsum und der starke Export sind noch lange kein Abonnement. Steuerschecks stehen im zweiten Halbjahr nicht an und der starke Export könnte unter die Räder kommen, wenn der Dollar weiter an Stärke gewinnt oder wenn die Weltkonjunktur weiter erlahmt.

Die US-Inflation ist die höchste seit vielen Jahren, egal welches Maß man hierfür nimmt. Dennoch bleiben die Steigungen der Trends bislang noch zahm. Das gab der Fed bisher gute Argumente an die Hand, sich stärker auf die Wachstumsschwäche zu konzentrieren als die Preissteigerung in den Fokus zunehmen. Mittlerweile allerdings sind die Inflationserwartungen nach einer Erhebung der Universität Michigan aktuell deutlich angezogen, sie übersteigen den zuletzt ereichten Spitzenwert aus Ende 2005 und notieren jetzt auf dem Niveau von 1991.

Das Wachstum in China hat sich über die zurückliegenden vier Quartale abgeschwächt und liegt jetzt bei gut 10 Prozent. Die chinesische Regierung lockert die Geldpolitik, die Aufwertung der Währung ist gestoppt. Jetzt wird wieder das Wachstum fokussiert. Der Konsum trägt nun etwas stärker zum Wachstum bei, die Investitionen behalten aber ihre dominierende Rolle. Die Lagerbestände steigen leicht an, was auf Überkapazitäten in einzelnen Sektoren hinweisen könnte. Die Exporte nach Europa, die in 2007 noch zweistellig wuchsen, nehmen jetzt ab. Der Industrieausstoß scheint zu sinken, es werden höhere Löhne und gestiegene Kosten beklagt. Auch hier tun sich also Risse auf.

Keinem Zentralbänker ist gegenwärtig an einem übermäßig starken Euro gelegen, und so wurde im Vorfeld der heutigen Zinssitzung der EZB den Zinsfalken der Schnabel zugehalten. Ein festerer Dollar ist gegen importierte Inflation (Rohstoffe) besser als eine Zinserhöhung. Und die wäre nach den sehr schwachen Auftragszahlen momentan extrem kontraproduktiv. Abgesehen davon hätte sie wahrscheinlich den Dollar umgehend abgeschossen.

Ein Zinsschritt der EZB war auch nicht erwartet worden. Das war das Signal, dass Euro/Dollar noch das kfr Restpotenzial nach unten ausloten, hier geht es auf Tagesschlusskurs-Basis um die Marke 1,5380. Kurzzeitig kamen die Erstanträge auf Arbeitslosenversicherung in den USA quer, die unerwartet stark auf 455.000 gestiegen sind.

Im Gegensatz zum vorherigen Aktien-Rallye-Versuch sind die Ansätze des NDX, relative Stärke aufzubauen, jetzt etwas deutlicher. Die Bewegung ist nicht mehr ganz so brüchig. Geholfen hat dabei gestern Cisco – das Unternehmen meldet besser als erwartete Quartalszahlen und bestätigt den Ausblick. Microsoft half ebenfalls mit der Ankündigung eines bedeutenden Aktienrückkaufprogramms. Einige Rohstoffaktien, die noch vor wenigen Tagen angesichts von Konjunkturbedenken verkauft wurden, wurden wieder eingesammelt.

Von der Makro-Front also insgesamt keine belastbaren Zeichen einer Stabilisierung. Da bleibt nur der Ölpreis als Argument. Nun wird argumentiert, billigeres Öl entlaste die Wirtschaft und setze Kräfte frei für eine wirtschaftliche Belebung.

Nachdem zuletzt noch heftig um die Marke bei 124,50 gerungen wurde, gaben die Öl-Bullen auf, im Nu war auch der alte Support bei 122 gebrochen und schließlich auch die runde Zahl von 120 Makulatur. Aktuell geht es um 117 – hier verläuft die Obergrenze eines langen Aufwärtskanals und eine statische Unterstützung.

Es kommt auf Euro/Dollar an – ist das Abwärtspotenzial hier für jetzt ausgeschöpft, dürfte eine solidere Aufwärtsbewegung beim Öl anstehen. Da die Zinssitzungen der Notenbanken hüben wie drüben Geschichte sind, da auch die überraschend schwachen Auftragszahlen (siehe oben) bekannt sind, dürften die wesentlichen kurzfristigen Belastungsfaktoren für den Euro wegfallen. Das macht eine Gegenbewegung bei Euro/Dollar wahrscheinlicher, zumal einiges darauf hindeutet, dass das Währungspaar Euro/Yen am Ausbruch über die langfristig wichtige Marke bei 168,50 arbeitet.

Wenn der Ölpreis demnächst wieder nach oben tendiert, bedeutet das noch nicht zwangsläufig, dass die Aktienkurse wieder unter die Räder kommen. Möglicherweise entdeckt man das Argument neu, dass steigende Preise mit steigender Nachfrage zusammenhängen, die, im Falle Öl, mit konjunktureller Belebung begründet werden könnte.

Ob das nun im konkreten Fall fundamental so stimmt, ist zweitrangig. Hauptsache, dieses „Motto“ findet genügend Anhänger.

Ohne kurzfristige Friktionen freilich würde diese „Motto-Umstellung“ nicht abgehen, zumal die technische Verfassung kurzfristig bullisch überreizt ist. Zudem kämpfen DAX, Dow und SPX aktuell mit ihren jüngsten Hochpunkten, da ist die Wahrscheinlichkeit eines Rücksetzers sowieso größer als ein kommentarloses Durchziehen.

Marktstatus, Markttrends und Prognosen unter TimePatternAnalysis.

Kontakt: info@timepatternanalysis.de

8485 Postings, 6392 Tage StöffenDeeper Slowdown

 
  
    #275
4
21.08.08 23:13
Die Bloomberg-Meldung, dass die US-Frühindikatoren im Juli 2008 überraschend deutlich gefallen sind, möchte ich einleitend zu dem aktuellen Artikel von Klaus Singer hernehmen, welcher versucht dahingehend die Fakten zu deuten, dass ein Anlaufen einer Bodenbildung, einer Talsohle sich noch in weiter Ferne befindet. Unter der Hinzunahme der Rosenbergschen Analysen gelangt Singer zu der Ansicht, dass der fundamentale Boden im Februar oder März des nächsten Jahres erreicht werden könnte. Das wäre seiner Meinung nach dann auch der Punkt, an dem S&P 500 sein Tief ausbilden dürfte, was wiederum dem historisch-statistischen Vorlauf entsprechen würde. Interessante Ansätze!

U.S. Economy: Leading Index Signals Deeper Slowdown
Aug. 21 (Bloomberg) -- The U.S. slowdown will deepen in the second half of the year as housing continues to slump and unemployment rises, according to a measure designed to predict the economy's direction.
The Conference Board's index of leading indicators fell 0.7 percent in July, more than triple the drop forecast by economists surveyed by Bloomberg News. Separate reports today showed the number of Americans collecting unemployment insurance remained near a five-year high last week and manufacturing in the Philadelphia region shrank for a ninth straight month. http://www.bloomberg.com/apps/...20601068&sid=aomodGDw.kXg&refer=home

Rezession - Talsohle noch längst nicht erreicht

Nachdem die Aktienbullen zuletzt dem Motto nachgelaufen sind, die Wirtschaft stabilisiere sich (und es könne nur besser werden), gab es zu Wochenbeginn empfindliche Kursrückschläge. Entsprechende fundamentale Bestätigungen hierfür blieben nämlich weiterhin aus - Widrigkeiten eben. Schon melden sich Beobachter, die den fallenden Ölpreis als Zeichen für einen weitergehenden wirtschaftlichen Abschwung interpretieren. Zuletzt war bullischer Konsens, dass die Verbilligung beim Öl die Wirtschaft stützt.

Also war die Kreditkrise mal wieder nicht länger zu übersehen, insbesondere Finanzaktien kamen erneut unter Druck. Jetzt wird darauf hin “gezockt”, dass Fannie Mae und Freddie Mac komplett vom Staat übernommen werden. Da andere bullische Signale fehlen, würde man das umgehend als ein solches umsetzen und die Kreditkrise zunächst zu den Akten legen.

Ist der fallende Ölpreis gut für die Wirtschaft oder schlecht? Das eine ist so richtig wie das andere. Es kommt auf das übergeordnete Bild an: Fällt die Wirtschaft in eine Rezession, kann ein schwacher Ölpreis die Talfahrt zwar verlangsamen, umkehren wird er die Richtung nicht. Ist die Wirtschaft dabei, sich zu stabilisieren, kann ein niedriger Ölpreis helfen, diese Phase vor einem neuerlichen Aufschwung abzukürzen. Wächst die Wirtschaft solide, wird ein in Maßen steigender Ölpreis den Aufschwung nicht abwürgen. Und so nimmt die bullische Spekulation einen hohen Ölpreis sogar gerne als Beleg für einen anhaltenden Boom, wie in den zurückliegenden Hausse-Jahren gesehen.

David A. Rosenberg von Merrill Lynch hat sich mit der Frage befasst, ob vielleicht die Sohle des Rezessions-Tals erreicht ist. Seine klare Antwort: Wir sind wahrscheinlich nicht einmal auf der halben Wegstrecke. Demzufolge glaubt er auch nicht, dass der S&P 500 aus fundamentaler Sicht bisher nur annähernd ein belastbares Tief gesehen hat. Dasselbe gelte auch für die Entwicklung der langfristigen Anleihezinsen, schreibt er. 300-Punkte-Tages-Rallyes im Dow seien Kennzeichen eines Bär-Marktes, der Widerhall einer Rezession. Solche Bewegungen gebe es in Bull-Märkten nicht, schon gar nicht in gehäufter Form.

Laut offizieller Lesart haben wir aktuell keine Rezession in den USA. Die klassische Definition setzt zwei Quartale in Folge mit negativem Wachstum des Bruttoinlandsprodukts (BIP) voraus. Das für das vierte Quartal 2007 wurde im nachhinein zwar auf minus 0,2 Prozent revidiert, aber das des ersten und den zweiten Quartals diesen Jahres sind positiv - bis jetzt jedenfalls. Rosenberg sieht die offizielle Definition als zu akademisch an, als Volkswirt müsse man mit zeitnäheren Kriterien arbeiten. Wenn schließlich offiziell eine Rezession ausgerufen wird, sei das Wesentliche schon geschehen, ja, es sei sogar eher ein Signal, dass das Schlimmste vorbei ist. Zudem wird das Bild zusätzlich dadurch verzerrt, dass ein Fünftel des BIP auf staatliche Aktivitäten zurückgeht, da könnte sich die Ausrufung einer Rezession noch stärker verzögern.

Vier den Konjunkturzyklus stark prägende und eng mit dem BIP korrelierte Faktoren sind es laut Rosenberg, die zeitnah Auskunft über das Vorliegen einer Rezession geben. Der erste ist die Beschäftigung. Sie geht nun bereits den siebten Monat in Folge zurück. In der Datengeschichte der vergangenen 60 Jahre gab es keinen Fall, wo es bei einer solchen Entwicklung der Beschäftigung keine Rezession klassischer Lesart gab. Die Industrieproduktion ist die zweite wichtige Variable. Sie zeigt mittlerweile im Vergleich zum Vorjahr kein Wachstum mehr, der Trend ist abwärts gerichtet. Die dritte Variable ist das Realeinkommen abzüglich staatlicher Transferleistungen. Es geht nun den vierten Monat in Folge zurück. Die vierte Variable sind die realen Umsätze in Produktion und Handel, die als einzige Größe direkt in das die Ausgaben der Wirtschaftsgruppen fokussierende BIP eingehen.

Nachdem diese vier Faktoren alle zwischen Oktober 2007 und Februar 2008 ein Hoch ausgebildet und die Richtung gewechselt haben, taxiert Rosenberg den Start der Rezession auf Januar 2008. Das passt perfekt zum Doppel-Topp des S&P 500 einige Monate vorher, nämlich im Oktober 2007. Das Ende der Rezession wird von Analyst auf Mitte 2009 veranschlagt, der fundamentale Boden könnte dabei im Februar oder März nächsten Jahres erreicht werden. Das wäre dann auch der Punkt, an dem S&P 500 sein Tief ausbilden dürfte, was wiederum dem historisch-statistischen Vorlauf entspricht.

Wo könnte der Boden des S&P 500 liegen? Rosenberg entwickelt die Frage vom KGV aus. Er taxiert die Unternehmensgewinne im S&P 500 für das erste Quartal 2009 auf 63 Dollar. Üblicherweise beträgt das KGV im S&P 500 in einem Rezessionstief 12. Das ergäbe einen Indexstand von gut 750. Rosenberg: “There is a good chance we test the 2002 lows.”

Anders gerechnet: Die Unternehmensgewinne lagen vor dem Beginn der aktuellen Rezession bei 14 Prozent des BIP, aktuell liegt der Wert noch bei 12 Prozent. Im Verlauf der Rezession findet erfahrungsgemäß eine Reduktion um rund 25 Prozent gegenüber dem Wert im Topp des Geschäftszyklus auf rund 7 Prozent Profit-Anteil am BIP statt. Dem entspricht auch ein mittlerer Kursrückgang im Verlauf einer “normalen” Rezession um ein Viertel. 7 Prozent als “Zielvorgabe” sind im Vergleich zu den 14 Prozent jedoch ein Rückgang um 50 Prozent, also eine Halbierung gegenüber dem Wert vor Beginn der Rezession. Das ist nicht unplausibel, geht doch ein großer Teil der starken Gewinnentwicklung der vergangenen Jahre auf die extrem hohen Hebel im Finanzbereich zurück. Das Ergebnis wäre eine Halbierung des S&P 500 von seinem Topp bei 1560 aus.

Übergeordnet sieht der Analyst uns in einem säkularen Bär-Markt, der im Jahre 2000 begann (ich fühle mich an den Kondratieff-Winter erinnert, dessen Beginn sich ebenfalls da festmachen lässt). Er vergleicht die Situation mit 1929, 1955, bzw. 1966 und 1982. Das einzige Finanzmarkt-Segment mit einer über zehn Jahre inflationsbereinigt negativen Performance ist der S&P 500. Die Hausse zwischen 2003 und 2007 war demzufolge lediglich ein zyklischer Bull-Markt im Rahmen des säkularen Bär-Marktes, wobei die Hälfte dieser Haussebewegung auf die nie da gewesenen Hebel im Finanzbereich zurückgehe. Die aktuelle Phase am Aktienmarkt klassifiziert Rosenberg als zyklischen Bär-Markt im säkularen Bär-Markt.

Nach dem Platzen der Technologie-Blase, gefolgt vom Platzen der Hauspreisblase, der wiederum die Kreditblase folgte: Was sind die Kriterien für eine positive Wende?

Rosenberg zeigt drei Punkte auf: Die Sparquote muss auf acht Prozent steigen, auf Werte wie in den späten 1980er und frühen 1990er Jahren. Im vergangenen Jahr war sie kurz unter Null gefallen, das erste Mal seit den 1920ern. Es hatte sich eine Mentalität breit gemacht, dass man vom eigenen Vermögen werde den Lebensabend bestreiten könne - Vorsorge, gleich Sparen, sei überflüssig. Nun deflationieren diese Vermögensgegenstände, was nebenbei gesagt, generell desinflationierend wirkt. Zweitens: Die “Lagerreichweite” bei Wohnungen und Häusern muss unter acht Monate sinken. Gegenwärtig liegt sie bei rund 17 Monaten, wenn man alles einrechnet, auch die Leerstände wegen Enteignung aufgrund nicht bedienter Darlehen. Drittens: Der Anteil der Zinszahlungen am Haushaltseinkommen muss auf 10,5 Prozent sinken, wie in den Nach-Rezessions-Jahren 1982 und 1992. Gegenwärtig liegt er mit 14,1 Prozent nahe dem Allzeithoch. Es hat bisher nie eine Rezession gegeben, bei der dieser Wert so hoch lag.

Um an die Soll-Marke der dritten Bedingung zu kommen, müssen zwei Bill. Dollar an Schulden der Haushalte verschwinden. Wie kann das gehen? Durch Bankrott oder Rückzahlung. In beiden Fällen ist die Konsequenz bezogen auf das Konsumverhalten Sparsamkeit. Es werden sprichwörtlich kleinere Brötchen gebacken. Volkswirtschaftlich gesehen, ist das jedoch nichts anderes als dass die Sparquote in die Höhe gezwungen wird, mit der schon oben erwähnten desinflationären Wirkung. (Hier schließt sich übrigens auch der Kreis zu Nouriel Roubini, der die gesamten Verluste aus der Finanzkrise auf bis zu eben jenen 2 Bill. Dollar veranschlagt.)

Wie reagierten die einzelnen Wirtschaftsgruppen auf das größte steuerliche Anreizprogramm aller Zeiten, dass die Amerikaner im zweiten Quartal mit gut 120 Mrd. Dollar beglückte? Rosenberg: Die Unternehmen haben ihre Lager um 62 Mrd. Dollar abgebaut und nach den jüngsten ISM-Zahlen zu urteilen, scheint das weiter zu gehen. Die Verbraucher nutzten die Mittel, um die Sparquote von 0,3 im ersten auf 2,6 Prozent im zweiten Quartal herauf zu treiben. Das ist immerhin der drittsteilste Anstieg in den vergangenen 55 Jahren. Auch das spricht (pessimistische) Bände hinsichtlich der Zukunftseinschätzungen von Unternehmen und Verbrauchern.

Kommt nach der Technologie-, der Hauspreis- und der Kreditblase nun die Bond-Blase? Nach Rosenberg sind Bonds mit dem Wachstum des nominalen BIP am deutlichsten korreliert, nicht mit dem Budget-Defizit, nicht mit dem Außenwert des Dollar, auch nicht mit dem Preisniveau der Rohstoffe. Da es in diesem Jahr um 4 Prozent zulegen dürfte, ist es kein Wunder, dass sich die Rendite der zehnjährigen Bonds auch bei rund 4 Prozent einpendelt. Der Analyst erwartet für 2009 ein Wachstum des BIP um nominal 1,5 Prozent, daher würde es ihn nicht überraschen, wenn die Rendite wieder zum Tief des Jahres 2003 im Juni bei gut drei Prozent zurückfindet. Das war schon einmal so, 1958.

Rosenberg verweist auf folgendes Prognose-Problem: Da zwar vieles früheren Wirtschaftsepisoden ähnelt, manches aber bei dieser Konsum-zentrierten Rezession auch mit dem Attributen “höchste”, “schwerste”, “größte” belegt ist, reichen die historischen Parallen nicht immer aus, um Vorhersagen zu stützen. Demzufolge ist die Unsicherheit besonders hoch.

Angesichts der Ölpreisschwäche warnt Rosenberg davor, dies als ein Zeichen einer bevorstehenden wirtschaftlichen Erholung zu interpretieren. Auch im Jahre 2000 habe es einen prozentual ähnlichen Preisverfall gegeben, was einige Analysten motiviert hat, ihre BIP-Schätzungen für das Folgejahr anzuheben. Der Grund für den Rückgang war aber der Nachfragerückgang aufgrund rezessiver Tendenzen, keine Angebotsausweitung. Insofern war das keine positive Botschaft, die von besseren Zeiten kündete. Das gelte damals wie heute, heißt es.

Insofern ist das Motto, an dem sich die Bullen zuletzt festgehalten hatten, eine eher kurzatmige Sicht der Dinge. Unter kurzfristigen Gesichtspunkten ist es gleichgültig, ob die Anlegergemeinde einem Popanz hinterher läuft. Übergeordnet lässt sich solch ein Verhalten aber gerade als Bestätigung dafür ansehen, dass wir uns in einem Bär-Markt bewegen.

Rohstoffe, insbesondere Öl und Edelmetalle dürften aktuell einen Zwischenboden ausgebildet haben und jetzt zunächst eine (vielleicht sogar heftige) bullische Reaktion vollführen - mit der Begleitmusik eines steigenden Euro/Dollar. Das machte fundamental immerhin den bullischen Fall plausibler, weil ein schwächerer Dollar für US-Produkte (insbesondere Technologie) bessere Absatzbedingungen auf den Weltmärkten bietet, was positiven Einfluss auf die Unternehmensgewinne hat. Und -siehe oben- steigende Rohstoffpreise lassen sich ja auch als Zeichen für eine Rückkehr wirtschaftlicher Aktivitäten interpretieren. Zunächst jedenfalls…

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