Statistische Manipulationen


Seite 1 von 1
Neuester Beitrag: 07.06.07 22:41
Eröffnet am:07.06.07 20:43von: vega2000Anzahl Beiträge:9
Neuester Beitrag:07.06.07 22:41von: LarsvomMarsLeser gesamt:778
Forum:Talk Leser heute:1
Bewertet mit:
7


 

Clubmitglied, 50335 Postings, 8757 Tage vega2000Statistische Manipulationen

 
  
    #1
7
07.06.07 20:43

http://jjahnke.net/arbeitmai07.html

 

 Informationsportal Deutschland & Globalisierung

       
  
  

 

Wiederanstieg der saisonal bereinigten Arbeitslosenzahl im Mai, sehr geringer Aufbau versicherungspflichtiger Beschäftigung gegen Vormonat, immer mehr unsichere Zeitverträge, höchste Langzeitarbeitslosenrate im internationalen Vergleich (nach Griechenland)

 

Natürlich fällt mir als erstes beim Betrachten des Mai-Berichtes wieder auf, daß die Bundesagentur erneut mit der Nullachse des Titelbildes gespielt hat, was der ahnungslose Betrachter nicht erkennen kann, um einen stärkeren Rückgang der Arbeitslosigkeit optisch vorzutäuschen. Abb. 04750 stellt dem die wirkliche Entwicklung gegenüber. Das sind immer wiederholte Tricks, die einer staatlichen Stelle unwürdig sein sollten (Abb. 04750).


 

Saisonbereinigt errechnet sich erstmals wieder ein Anstieg der Arbeitslosen um 6.000, nach einem immer geringer werdenden Minus von 9.000 im April , -52.000 im März und -75.000 im Februar (Abb. 04772).


 

Die immer wieder bejubelte Tendenz ist damit umgekippt. Das verschweigt natürlich BILD mit der Erfolgsmeldung: „Arbeitslosenzahl sinkt im Mai um 161.000; das waren 732 000 weniger als vor einem Jahr, berichtete die Bundesagentur für Arbeit". Spiegel-online bringt auch nur die frohe Botschaft: „ Die Arbeitslosenzahl in Deutschland ist im Mai auf den tiefsten Stand seit fünfeinhalb Jahren gefallen." Und alles übertrifft mal wieder der Bundesarbeitsminster, der in seiner Presseerklärung die saisonal bereinigten Zahlen und deren Rückgang total verschweigt, dann aber - indem er das Wetter erwähnt - den Eindruck vermittelt, als sei die saisonal bereinigte Zahl gesunken statt gestiegen: „Trotz mildem Winter und warmem April hat der Arbeitsmarkt im Mai einen weiteren deutlichen Schritt nach vorn gebracht." Der Bundeswirtschaftsminister kann es sogar noch besser: „Angesichts des unterdurchschnittlichen Anstiegs der Arbeitslosigkeit in den Wintermonaten fiel die Frühjahrsbelebung im Mai sogar überraschend positiv aus." Auch hier kein Wort über den saisonal bereinigten Rückgang. Und dann: „Der starke und robuste konjunkturelle Aufschwung zieht den Arbeitmarkt mit. Es werden immer mehr sozialversicherungspflichtige Beschäftigungsverhältnisse und Vollzeitstellen geschaffen. Der Aufschwung kommt mehr und mehr bei der Bevölkerung an."

 

Und die Bundesagentur selbst, die die Zahlen der letzten Monate trotz des milden Winterwetters immer als großen Erfolg gepriesen hat, merkt nun kleinlaut an: „Die Arbeitslosigkeit hat sich saisonbereinigt im Mai zwar nicht mehr verringert, vor dem Hintergrund einer vergleichsweise geringen Winterarbeitslosigkeit ist aber auch die aktuelle Veränderung als günstig zu bewerten - das Saisonbereinigungsverfahren kann solche außergewöhnlichen Witterungsverläufe nur zum Teil berücksichtigen." Merkt die Bundesagentur denn gar nicht, daß die negative Tendenz bereits seit Dezember 2006 besteht und nicht erst seit Ende des Winters und wie sie die Logik zu Tode reitet, erst den großen Durchbruch trotz milden Winters zu feiern und dann den Rückgang mit mildem Winter zu verbrämen?

 

Die unbereinigten Zahl der Arbeitslosen ist auf 3,8 Millionen gefallen (Abb. 04595). Auch hier läßt die Rate des Rückgangs gegenüber der Vorjahresperiode deutlich nach (Abb. 04751).



 

Dabei verzeichnet die Statistik trotz aller Aussortierungsmanöver, die gerade auf dieses Segment konzentriert sind, mit rund 42 % weiterhin und unverändert einen hohen Anteil an Langzeitarbeitslosen (Abb. 04033), auf der Basis der letzten Eurostat-Erfassung für das 4. Quartal 2006 den höchsten in den Alt-EU-Ländern nach Griechenland (Abb. 04022). Auch sonst ist im internationalen Vergleich die deutsche Arbeitslosigkeit auf dem 13. Platz von 18 Vergleichsländern immer noch hoch (Abb. 04068).




 

Die Entwicklung der saisonbereinigten Erwerbstätigkeit, die bis April angegeben wird, verlief zuletzt mit einem Mini-Plus von nur 13.000 enttäuschend.

 

Sehr enttäuschend auch, daß die Zahl der versicherungspflichtigen Arbeitsplätze nach den letzten Zahlen für März gegenüber dem Vormonat mit einem Minianstieg um 98 Tausend oder 0,37 % praktisch stagniert (Abb. 04008). 2,01 Mio sozialversicherungspflichtig Beschäftigte übten zusätzlich einen geringfügig entlohnten Nebenjob aus (gegenüber dem Vorjahr 189.000 mehr und ein deutlicher Anstieg gegenüber dem Vormonat), was die teilweise minderwertige Qualität auch der versicherungspflichtigen Beschäftigung zeigt.


 

Die Zahl der ausschließlich geringfügig entlohnt Beschäftigten, die nicht als arbeitslos gemeldet werden, liegt weiterhin sehr hoch. Sie hat nach ersten Hochrechnungen der Bundesagentur für Arbeit im April 4,82 Mio betragen, 39.000 mehr als vor einem Jahr.

 

Vor allem bei unternehmensnahen Dienstleistungen gab es einen kräftigen Anstieg (8,2 Prozent bzw. 267.000), der wiederum zum größten Teil von Arbeitnehmerüberlassung getragen wird. Im Klartext, fast die Hälfte der Gesamtzunahme an Beschäftigung über ein ganzes Jahr entfällt bereits auf unsichere und in der Regel schlecht bezahlte Zeitverträge.

 

Und hier noch einiges aus dem Kleingedruckten der Bundesagentur, das die eigenen Unsicherheiten im Umgang mit dieser Statistik zeigt:  

    Außerdem wird der Arbeitsmarkt durch ein rückläufiges Arbeitskräfteangebot entlastet, das nach Einschätzungen des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung 2007 jahresdurchschnittlich um 100.000 abnimmt.
 
    Darüber hinaus dürfte die intensivere Betreuung von Arbeitslosen sowie die systematische Überprüfung des Arbeitslosenstatus von Einfluss gewesen sein (Infoportal: Bedeutet rigorose Aussortierung).
 

Eine besonders beunruhigende Beeinträchtigung der Verläßlichkeit und Aussagefähigkeit der Statistik ist der "Verschiebebahnhof" zwischen der Arbeitslosenzählung und der Zählung der Arbeitssuchenden, die nicht als arbeitslos gerechnet werden, auf die ich im März-Kommentar ausführlich eingegangen bin.

Dazu paßt die heutige Meldung: Die offiziellen Arbeitsmarktdaten der vergangenen Monate waren falsch. Knapp 40.000 Arbeitslose sind nicht in die Statistik eingeflossen, gab die Bundesagentur für Arbeit heute zu. Ein ganzer Datensatz war einfach verloren gegangen.

 

Fazit

Angesichts der im Vergleich zum Vormonat Wiederzunahme der saisonalen Arbeitslosigkeit, der schwachen Zunahme versicherungspflichtiger Stellen, dem wachsenden Anteil an unsicheren und schlecht bezahlten Zeitverträgen und der im internationalen Vergleich nach Griechenland höchsten Rate an Langzeitarbeitslosen sowie der vielen Ungereimtheiten, ist kaum noch nachvollziehbar, wie die Medien immer wieder auf die von der Bundesregierung verbreiteten weit übertriebenen Erfolgsmeldungen hereinfallen und alles nachplappern, was da vorgegeben wird. Kaum jemand macht sich die Mühe, hinter die Kulissen zu blicken. Was hier als Erfolg verkauft wird, sind zu einem großen Teil statistische Manipulationen und prekäre, d.h. zeitlich befristete und/oder gering bezahlte Jobs.

 Wenn es nicht gelingen sollte, bei der derzeit relativ guten internationalen Konjunktur einen stäkeren echten  Rückgang an Arbeitslosigkeit zu erreichen, wird es im nächsten Abschwung wieder sehr schlecht aussehen.

 

3216 Postings, 6447 Tage Börsenfreak89Zitat:

 
  
    #2
07.06.07 20:44
"Ich glaube nur der Statistik, die ich selber gefälscht habe!"

Winston Churchill  

12175 Postings, 8523 Tage Karlchen_IIWer meint, anhand der Arbeizslosenzahlen

 
  
    #3
07.06.07 20:56
irgendwas über die Entwicklung am Arbeitsmarkt sehen zu können, hat ne Vollklatsche.  

15130 Postings, 8377 Tage Pate100karlchen

 
  
    #4
07.06.07 20:58
wie siehst du denn die Entwicklung am Arbeitsmarkt?  

12175 Postings, 8523 Tage Karlchen_IISieht doch ganz gut aus...

 
  
    #5
1
07.06.07 21:07
http://www.destatis.de/indicators/d/arb410ad.htm

Jedenfalls: noch. Aber die lächerlichen Wichtigtuer von der EZB sind gerade dabei, die Konjunktur abzuwürgen.  

5671 Postings, 6313 Tage LarsvomMarsDas stimmt wohl-

 
  
    #6
07.06.07 21:12
Die Wichtigtuer von der EZB sollten sich mal ne Scheibe von der US-Notenbank abschneiden.
Und vollkommen überflüssig sind die Wichtigtuer der Bundesbank, die sich unter Schröder nen Spaß daraus gemacht haben nen Anti-Regierungskurs zu fahren.
Alle Banken haben Teile des Goldes zu Höchstkursen verkauft nur unsere Wichtigtuer wollten den Sozis einen auswischen.




<img  

7 Postings, 6297 Tage deutschbankerSuper! Sehr interessant

 
  
    #7
07.06.07 22:33
Auch wenn ich selber nicht alle persönlichen Schlussfolgerunen so auf Anhieb nachvollziehen kann, ist das eine tolle Information, die wohl endlich mal jedem zeigt, was wirklich auf dem Arbeits(losen)markt läuft.  

5671 Postings, 6313 Tage LarsvomMarsAha

 
  
    #8
07.06.07 22:40
Obwohl du es nicht verstehst, ist dein Misstrauen groß genug, um jedem bunten Scheißbild mehr Glauben zu schenken als der Arbeitsagentur.

Wolltest du uns das mitteilen?




<img  

5671 Postings, 6313 Tage LarsvomMarsAha

 
  
    #9
07.06.07 22:41
Obwohl du es nicht verstehst, ist dein Misstrauen groß genug, um jedem bunten Scheißbild mehr Glauben zu schenken als der Arbeitsagentur.

Wolltest du uns das mitteilen?




<img  

   Antwort einfügen - nach oben