So trieben es Sinatra und Kennedy
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Eröffnet am: | 11.09.03 08:00 | von: kunibert | Anzahl Beiträge: | 14 |
Neuester Beitrag: | 11.09.03 11:44 | von: Immobilienha. | Leser gesamt: | 1.241 |
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E-Mail aus Hollywood
Die Sex-Exzesse des legendären Mr. S.
Von Helmut Sorge, Los Angeles
Fünf Jahre hat George Jacobs gewartet, jetzt packt er aus: In seinem Enthüllungsbuch "Mr. S. - My Life With Frank Sinatra" erzählt der Ex-Butler des 1998 verstorbenen Entertainers von den sexuellen Ausschweifungen und merkwürdigen Marotten des Superstars.
Jacobs-Buch "Mr. S. - My Life With Frank Sinatra": Der Butler und sein Boss
Nach 15 Jahren im Dienst der Ikone Frank Sinatra überraschte George Jacobs, heute 76, "eigentlich nichts mehr" - er war Diener, Koch, Fahrer und Vertrauter des Entertainers, bis zu jener fatalen Nacht im Sommer 1968, als eine schöne Frau mit ihm in der Beverly-Hills-Disco "Candy Store" hautnah tanzte. Besagte Schönheit war Mia Farrow (die später Woody Allens Frau wurde) und verheiratet mit - eben - Frank Sinatra, dem Boss des schwarzen Butlers. Eine Klatschkolumnistin verriet den "pas de deux" im Morgengrauen und Sinatra "was not amused" über die da oben und den von unten.
George Jacobs, der heute Tage im kalifornischen Wüstenort Palm Springs lebt, wurde entlassen, und Sinatras Anwälte warnten ihn vor jedem weiteren Kontakt mit dem Entertainer. Der Diener war "zutiefst getroffen", denn er verehrte seinen Arbeitgeber, der ihn nur einmal wirklich mies behandelt hatte: Das war, als Spencer Tracy mit seiner schönen Katharine Hepburn zum Dinner kam. George bereitete, wie so oft, Spaghetti Marinara vor, "al dente", wie sein Boss sie liebte. Nur, zu weich erschienen Sinatra die Nudeln, die er samt Schüssel vor den Gästen auf die weiße Weste des Dieners schleuderte. Jacobs schwieg und entschädigte sich selbst: Er kaufte am nächsten Tag für 2000 Dollar Bekleidung ein und forderte den Herrenausstatter auf, die Rechnung an Frank Sinatra zu schicken. Der entschuldigte sich nicht für die Spaghetti-Attacke, aber er zahlte.
An den Hebeln der Macht: Sinatra mit Senator John F. Kennedy bei einem Ball in Washington D.C. (1961)
Der Diener verriet keine dieser Anekdoten, so lange Sinatra noch lebte. Jetzt aber, fünf Jahre nach dem Tod des Entertainers, der in den Kennedy-Jahren einer der mächtigsten Männer Hollywoods und so "gefürchtet wie Stalin im kommunistischen Russland" (Jacobs) war, plaudert der Afroamerikaner in seinem Buch "Mr. S - My Life With Frank Sinatra" so manche pikante Geschichte aus. John F. Kennedy, ein Beispiel nur, habe mit Peter Lawford, Hollywood-Schauspieler und Ehemann einer Kennedy, Kokain geschnupft, damals, als er noch Senator und Gast bei Sinatra war und mit George, dem Butler, ganz intim redete:
"Was wollen die Farbigen?" fragte J.F.K..
"Weiß ich nicht, Senator."
"Jack, George, Jack"
"Was willst Du denn, Jack?"
"Jede Frau in Hollywood vögeln."
"Mit einem solchen Wahlkampfversprechen können Sie nicht verlieren, Sir."
J.F.K. zog bald darauf ins Weiße Haus. Frank Sinatra, so behauptet Jacobs, habe Marilyn Monroe dem US-Präsidenten vorgestellt, und der sei so verrückt nach der Blondine gewesen, dass er ihr selbst in einer Besenkammer des "Sands"-Hotels in Las Vegas näher kam. Viel Zeit benötigte Kennedy offenbar nicht für's Liebesspiel: Marilyn vertraute dem Butler an, J.F.K. habe mit "vorzeitiger Ejakulation" zu kämpfen gehabt.
Kennedy, erinnert der Sinatra-Diener, war von den Klatsch-Geschichten in Magazinen wie "Confidential" fasziniert, er wollte wissen, wer mit wem schläft, wer rauschgiftabhängig ist oder einen schwarzen Lover hat. "Was denkst Du von der Dietrich?" wollte J.F.K. einmal wissen (die der Diener einmal - nackt - am Pool in Palm Springs beim Liebesspiel mit Greta Garbo beobachtet haben will). "Schwer zu schlagen", antwortete der Sinatra-Vertraute. Kennedy: "Sie hat mir mal das Glied gestreichelt." Erinnerungen an frühe Jahre an der Cote d'Azur.
Sinatra mit Ehefrau Ava Gardner: Eifersucht, Rachsucht, Selbstmitleid
Kennedy hatte seinen Vater am "Hotel du Cap" besucht, wo Kennedy Senior sich nach Meinung seines Sohnes mit Marlene Dietrich gebettet hatte. Sie tanzte auch mit dem Sohn. Dunkle Tanzfläche. Nur Kerzenbeleuchtung, "Begin the Beguine." "Sie führte, ganz eng, und dann glitt sie mit einer Hand die Hose entlang. Kannst Du Dir vorstellen, was das für einen Teenager bedeutete?" George Jacobs konnte sich alles vorstellen. Kein Mann, so notiert er in seinem Buch, hat mit so vielen berühmten Frauen geschlafen, wie "Mr. S", wie er seinen Boss nannte: "Er war der Casanova der modernen Zeit."
Natalie Wood war 15 oder 16 Jahre alt, als sie Frank Sinatra für den "Gesangsunterricht" besuchte und der Sänger seinem Diener einen freien Nachmittag schenkte: "Damit Du später nicht gegen mich aussagen musst." Er liebte Ava Gardner und, nachdem sein Freund Humphrey Bogart gestorben war, auch dessen Witwe Lauren Bacall. Marilyn Monroe sah Sinatra "sehr kritisch", schreibt der Diener a.D., weil sie sich häufig betrank and während ihrer Depressionen über Tage hinweg nicht wusch. Gleichwohl beglückte Sinatra Marilyn - er nannte das Liebesspiel "mercy fucks".
Aufmerksam studierte Sinatra die Klatschblätter, notierte sich die Namen von "Starlets", die ihm begehrenswert erschienen. Er wollte, er konnte nicht allein schlafen, und wenn Bett-Gefährtinnen aus der Hollywood-Szene wie Lana Turner oder Peggy Lee verhindert waren, dann musste George "dial a pussy" anrufen, den Callgirl-Service. Der Butler sorgte auch für Kerzenlicht, Schlemmereien, gekühlten Wein. Er holte die Ladys ab und ließ im Namen seines Herren nach den Liebesstunden Blumen und Pralinen liefern. Wenn der Boss gelegentlich bei Mrs. Bacall übernachtete, rief er seinen Diener am nächsten Morgen an, damit er ihm saubere Unterwäsche lieferte. Täglich ließ sich Sinatra von George Jacobs die kahlen Schädelflächen mit Haarfarbe besprühen. Die von Max Factor gefertigten Haarteile setzte der Entertainer nur bei Auftritten auf, im Alltag bedeckte ein Hut seine Glatze.
Hollywood-Starlet Monroe mit Sinatra (auf einer Party 1960): "Mercy fucks"
Sinatra erschien seinem Butler zutiefst verunsichert, wenn er intellektuell gefordert wurde. Der Sänger spaßte, er habe in seiner Kindheit nicht gelesen, weil ihm gesagt worden sei "Lesen macht blind". Tag für Tag studierte er deshalb in einem Lexikon und lernte neue Worte auswendig. Als Elvis Presley plötzlich in den Hitparaden nach oben schnellte und zu einem Musik-Phänomen wurde, hockte Sinatra allein vor seinem Plattenspieler und hörte immer wieder Elvis-Songs wie "Don't Be Cruel" oder "All Shook Up", um zu begreifen, was an diesen Liedern das Volk faszinierte.
Frank Sinatra, unendlich reich, unendlich talentiert, bangte scheinbar stets um seine Karriere und den damit verbundenen Ruhm. Als Butler George an einem Morgen das Wohnzimmer betrat, glaubte er an einen Einbruch - zerstörte Möbel, aus der Steckdose gerissene Lampen. Im Schlafzimmer fand er seinen Boss - um ihn herum zerrissene Blätter, das von Budd Schulberg verfasste Drehbuch "On The Waterfront" (deutsch: "Die Faust im Nacken"). Sam Spiegel, der allmächtige Hollywood-Produzent, hatte ihm die Hauptrolle versprochen, einen "toughen" Hafenarbeiter, der sich gegen die Mafia stellt. Doch Spiegel gab die Rolle schließlich an einen anderen Hollywood-Star - Marlon Brando. Fortan hasste Sinatra Spiegel, er hasste irgendwann die Kennedys, und alle Männer, die Ava Gardner näher kamen.
Die Entertainer-Ikone, verrät sein Bediensteter in seinem Buch, hatte "null Interesse an dem, was sich in der Welt ereignete." Häufig spielte er mit seinen Spielzeugeisenbahnen oder ließ sich von Puccini-Opern umschwappen. Wenn er betrunken war, notiert Jacobs, wurde er bösartig oder verfiel in Selbstmitleid. Und rachsüchtig war er, nachtragend: Nachdem "Rat Pack"-Kollege Peter Lawford es gewagt hatte, mit Ava Gardner zu dinieren, sprach er fünf Jahre nicht mehr mit dem Kollegen. Als Sinatra Lauren Bacall angeblich einen Heiratsantrag gemacht hatte und dies als "News" in den Klatschkolumnen verbreitet wurde, verdächtigte der Star seine Freundin, die Nachricht den Zeitungen zugespielt zu haben. Telefonisch verkündete er seiner Lauren - nach einem Liebesjahr - die Trennung und verbreitete in Hollywood, dass sie eine phantasielose Geliebte war.
"Der einzige Mann Amerikas, der weniger daran interessiert war als ich, mit Mia Farrow zu schlafen", behauptet George Jacobs, "war ihr Ehemann." Das Leben in der Bel-Air-Villa verglich der Butler mit "Berlin, bevor die Mauer fiel" - getrennte Schlafzimmer, keine Unterhaltung. Irgendwann tanzte sie eben mit dem Butler, und rauchte ein paar Joints mit ihm dazu. Nachts, mit Blick auf die Lichter der Stadt. Und Frank Sinatra schlief irgendwo, mit irgendwem, nur nicht mit seiner Mia.
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George Jacobs/William Stadiem: "Mr. S - My Life With Frank Sinatra" ist im Juni 2003 in den USA bei Harper Entertainment erschienen; 288 Seiten, ca. 25 Dollar