ShareWise Wunschanalyse: Sears Holding
Seite 1 von 1 Neuester Beitrag: 06.10.08 01:08 | ||||
Eröffnet am: | 06.10.08 01:08 | von: Zuckinho | Anzahl Beiträge: | 1 |
Neuester Beitrag: | 06.10.08 01:08 | von: Zuckinho | Leser gesamt: | 10.960 |
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Was haltet ihr von dieser Analyse von Stephan Heibel von ShareWise?
Mitglieder haben diese Wunschanalyse schon vorab per Mail erhalten.
Wunschanalyse Sears Holding - gut positioniert für den Immobilienaufschwung
Herzlich Willkommen zur Wunschanalyse von Sharewise.com in Zusammenarbeit mit dem Heibel-Ticker.de Börsenbrief. Unsere Mitglieder haben sich diese Woche eine Analyse der Sears Holding gewünscht.
Sears Holding laut Sharewise.com:
Prognositiertes Kursziel kaufen halten verkaufen
2 Mitglieder Ø 98,33 € 2 - -
0 Analysten Ø kein - - -
Sears Holding (WKN A0J J4L, ISIN US8123501061)
Ich gebe zu, ich habe etwas Probleme, Sears zu analysieren, während die Zukunft des US-Finanzsystems von den derzeit laufenden Diskussionen um das von US-Finanzminister Paulson beantragte Hilfspaket von 700 Mrd. US-Dollar läuft. Um es kurz zu machen: Wenn das Programm verabschiedet wird, ist Sears ein Kauf. Wenn es gestoppt wird, sollten Sie die Finger von Sears lassen. Und derzeit (Mittwoch Abend 20 Uhr) steht die Verabschiedung auf der Kippe.
WUNDERKIND EDDIE LAMPERT FUSIONIERT K-MART UND SEARS
Eddie Lampert war ein Wunderknabe, der schon vor seiner Volljährigkeit bei Goldman Sachs einstieg. 1988 gründete er seinen Hedgefonds „ESL Investment“, mit dem er sehr erfolgreich an der Wall Street agierte. Heute verwaltet ESL Investment knapp 500 Mrd. US-Dollar.
Im Jahr 2002 ging K-Mart Pleite. Lampert hatte sich damals gerade bei Sears eingekauft, sowohl mit seinem Hedgefonds ESL Investment, als auch mit seinem privaten Vermögen. Sears und K-Mart hatten sich im Wettbewerb gegenseitig stark geschwächt und Eddie nutzte die Gelegenheit, um mit Sears K-Mart aus der Insolvenz herauszukaufen.
Anschließend schloss er eine ganze Reihe von Filialen, da viele K-Mart und Sears Filialen an den gleichen Standorten vertreten waren. Die frei werdenden Immobilien, meist im Eigenbesitz von K-Mart, verkaufte er und sanierte damit die Bilanz von K-Mart. Die beiden Markennamen behielt er bei, den gegenseitigen Wettbewerb jedoch hob er auf. Mit moderner EDV brachte er die beiden altbackenen Einzelhändler auf den Stand der Technik und schaffte es dadurch, die Begleichung von Zahlungsverpflichtungen länger herauszuzögern sowie die Eintreibung offener Zahlungen zu beschleunigen. Investitionen in die Kaufhäuser selber fuhr Lampert zurück, dort wurde gespart und das sah man schon bald. Die Ladenflächen waren schon bald nicht mehr sonderlich ansehbar.
So hat es Eddie Lampert schnell geschafft, aus zwei Unternehmen, die sich gegenseitig in den Ruin getrieben hatten, ein überlebensfähiges Unternehmen zu schaffen. Der Kurs von Sears ist in dieser Zeit von 15 auf 160 USD angestiegen, Investoren jubelten.
ÜBERLEBENSFÄHIG IST NOCH NICHT GEWINNBRINGEND
Sears Holding, wie das fusionierte Unternehmen nun hieß, war also am Markt etabliert und konnte mit dem Wettbewerb (Macys, Wal-Mart, diverse kleine Einzelhändler...) mithalten. Aber der Preis dafür waren rückläufige Umsätze und schwindende Kunden. Es machte einfach keinen Spaß, bei Sears und K-Mart einzukaufen und es war offensichtlich, dass kein Geld in die Läden gesteckt wurde.
Wer von Ihnen einmal in den USA war, der weiß, wie der Kunde dort umgarnt wird. Und die Amerikaner erwarten dies auch. Sonst kaufen sie eben woanders. Lampert hatte zwar das Missmanagement beendet, aber gegenüber der Konkurrenz hatte er noch keinen Wettbewerbsvorteil gefunden. Es folgte eine zähe Marktphase von Mitte 2005 bis Mitte 2007, in der die Umsätze stagnierten oder gar weiterhin rückläufig waren und die Gewinne mager blieben. Der Aktienkurs trat in dieser Zeit auf der Stelle.
Vor allem eines jedoch belastete den Aktienkurs: Die Rallye von 15 auf 160 US-Dollar hatte spekulative Anleger auf die Aktien aufmerksam gemacht und diese erwarteten nun von Lampert eine Fortsetzung der Erfolgsstory. Doch ein Hedgefonds-Manager kann vielleicht ad hoc beim Geldmanagement eines Kaufhauses Hilfestellung leisten, aber im Einzelhandel selbst kann er keine Magie walten lassen.
Immerhin schaffte er es, in dieser Zeit die Bilanz weiter zu verschönern: Inzwischen liegen 1,5 Mrd. US-Dollar Bargeld in den Kassen, der langfristige Schuldenstand ist bei nur noch knapp 4 Mrd. US-Dollar angelangt. Bei 50 Mrd. US-Dollar Jahresumsatz ist der Schuldenstand für einen Einzelhändler sehr niedrig, die Barkasse gibt Lampert guten Handlungsspielraum für etwaige Investitionen.
DIE ZURÜCKHALTUNG ERWIES SICH ALS RICHTIG
Ein Großteil des Umsatzes generieren K-Mart und Sears mit Möbeln, Gardinen und Hausdekorationsgegenständen, Garten- und Heimwerkerbedarf. Dinge also, die in einem florierenden Immobilienmarkt alle Nase lang gebraucht werden.
Doch Mitte 2007 platzte die Immobilienblase und die Umsätze in diesen Bereichen brachen ein. Seither sinken die Hauspreise monatlich, die häufig auf Kredit gekauften Häuser sind häufig schon weniger wert als die Höhe des Hypothekenkredits, der zur Kauffinanzierung aufgenommen wurde. Die Häuslebauer sind also Land unter und haben kein Geld mehr. Da muss der Rasenmäher mit Benzinantrieb, auf dem Opi so gerne fahren würde, wohl noch ein Jahr auf sich warten lassen. Und die Umgestaltung des Wohnzimmers ist finanziell ebenfalls nicht möglich. Kurz gesagt: Sears gehört mit seiner Produktpalette zu den Verlierern der Immobilienkrise.
Zum Glück hat Lampert nicht alles Geld in die Renovierung der Ladenflächen gesteckt, denn auch damit hätten sich die Umsätze nicht steigern lassen. Das Geld ist auf den Konten derzeit besser aufgehoben, denn so kommt Sears wenigstens nicht in Verdacht, zahlungsunfähig zu werden. Und nichts ist heute wichtiger, als der Zugang zu ausreichend liquiden Mitteln.
So war der Kurs von Sears aufgrund des anhaltenden Umsatzrückgangs inzwischen von 160 auf 67 US-Dollar eingebrochen. Ein Liquiditätsengpass hätte den Kurs jedoch flugs in Richtung 5 US-Dollar gedrückt, wir haben das in den vergangenen Monaten mehrfach erlebt.
GUTE STARTPOSITION FÜR DAS ENDE DER REZESSION
Wenn Sie vor zwei Wochen meine Wunschanalyse zur Hypo Real Estate gelesen haben, dann kennen Sie meine Meinung über die Immobilienkrise: Im nächsten Frühjahr werden die Immobilienpreise der USA wieder zu steigen beginnen. Und die Börse nimmt eine solche Entwicklung um 6-9 Monate vorweg. Sears ist seit Anfang Juli von 67 auf 95 US-Dollar angestiegen, das sind immerhin fast 50%. Wenn das für Sie kein Zeichen für ein bevorstehendes Ende der Immobilienkrise ist, dann weiß ich nicht, worauf Sie sonst noch warten.
Die Bilanz lässt sich derzeit kaum bewerten, denn das Ergebnis pendelt von Quartal zu Quartal von Verlust zu Gewinn und zurück. Einen Hinweis auf das Bewertungsniveau gibt das Kurs/Umsatz-Verhältnis von 0,25. Ein Verhältnis von 1 wird als günstig betrachtet. Niedrigere Verhältnisse deuten auf Probleme beim Unternehmen hin, wie hier bei Sears der Fall. Die Immobilienkrise war sicherlich ein ernst zu nehmendes Problem. Doch die Lösung des Problems ist in Sicht und Sears hat ausreichend Barmittel, um auch noch einige weitere Quartale mit schlechten Umsätzen zu überleben.
Wenn die Preise auf dem Immobilienmarkt zu steigen beginnen, dann wird der Kurs von Sears wieder bei 160 US-Dollar stehen. Dann wird es zu spät sein für ein Investment. Wer langfristig investiert, der sollte sich heute schon mit einer Investition anfreunden.
Wenn Sie sich die Kursentwicklung der vergangenen Wochen anschauen, dann werden Sie feststellen, dass die Probleme der Finanzmärkte inzwischen kaum noch auf die Immobilienmärkte übergreifen: Sears ist angestiegen, ungeachtet der Tagesschwankungen bei den Finanzaktien.
CHARTTECHNIK
Chart, Zeitraum 1 Monat
Ungeachtet der Turbulenzen um Ölpreis, US-Dollar oder Kredit- und Finanzkrise, der Kurs von Sears steigt kontinuierlich an. Das ist ein typisches Zeichen für die Beendigung einer Abwärtsphase, der Kurs von Sears hat einen Aufwärtstrend eingeschlagen.
TAGESPOLITIK: VERABSCHIEDUNG DES HILFSPAKETS FRAGWÜRDIG
Ich habe heute den ganzen Tag die Diskussion um die Verabschiedung des von US-Finanzminister Henry Paulson beantragten Hilfspakets verfolgt. Ich halte dieses Paket für schlecht, aber zum derzeitigen Augenblick für die beste Lösung. Ich habe seit Monaten in meinem Börsenbrief Heibel-Ticker andere Alternativen aufgezeigt, doch diese wurden verschlafen. Nun steht der Markt kurz vor einem echten Crash und es gibt keine Alternative zu dem Plan von Paulson. Doch der Congress stellt sich quer und entzieht Paulson und seinem Mitstreiter Ben Bernanke, dem US-Notenbankchef, das Vertrauen. Kein Wunder, nach dem Mist, den die beiden in den vergangenen Monaten gebaut haben.
Die heutige Wunschanalyse ist also mit Vorsicht zu genießen: Wird das Hilfspaket über 700 Mrd. US-Dollar nur mit kleinen Modifikationen verabschiedet, so erwarte ich eine frühe Rallye der immobiliennahen Aktien wie Sears Holding, aber auch Toll Brothers oder Home Depot. Scheitert das Hilfspaket am Congress, dann werden wir nochmals einen kräftigen Ausverkauf an den Börsen erleben, von dem auch Sears nicht verschont bleiben wird.
Ich bin ein grenzenloser Optimist und ich glaube, dass das Hilfspaket erfolgreich verabschiedet wird. Aber ich würde nicht allzu viel meines Geldes darauf setzen.
FAZIT
Sears ist gut positioniert, um die letzten Wehen der Immobilienkrise erfolgreich zu meistern und hat ausreichend Barmittel, um für die anschließend zu erwartende Aufschwungphase in die eigenen Ladenflächen zu investieren. Eddie Lampert ist ein fähiger Geldmanager, der nach seiner nun geleisteten Finanzmagie einen fähigen Einzelhandelsmanager finden muss, der den Laden gegenüber dem Wettbewerb erfolgreich abgrenzt. Gelingt dies, und die Voraussetzungen dafür sind gut, dann dürfte Sears in einem Jahr sicherlich um 50% höher stehen als heute.
ÜBER DEN AUTOR
Stephan Heibel ist Autor und Herausgeber des Heibel-Ticker Börsenbriefes, der wöchentlich kostenfrei per E-Mail verschickt wird. Darin werden die Hintergründe zu Kursbewegungen an den Finanzmärkten aufgezeigt und erklärt. Interessante Tradingideen werden daraus abgeleitet. Sie können sich unter http://www.heibel-ticker.de unverbindlich eintragen.
Take Share,
Stephan Heibel
NÄCHSTE WOCHE: BANKENKRISE IN DEN USA
Das amerikanische Bankensystem ist in der größten Krise aller Zeiten. Innerhalb weniger Monate haben sich alle fünf ehemaligen amerikanischen Investmentbanken verabschiedet.
Zunächst traf es Bear Stearns, die mit Hilfe der Notenbank Federal Reserve (FED) an JP Morgan notverkauft wurden. Dann schluckte die Bank of America in einer Nacht- und Nebelaktion Merrill Lynch. Und nur einen Tag später dann musste dann Lehman Brothers Insolvenz nach Chapter 11 anmelden, so dass nur noch Morgan Stanley und Goldman Sachs übrig blieben.
Aber schließlich kapitulierten auch diese beiden verbliebenen Investmentbanken noch und verwandelten sich auf Druck aus Washington in normale Banken, mit allen Vor- und Nachteilen, die dies mit sich bringt.
Zwar ist Goldman Sachs sicherlich interessant - erst Recht nach dem nun bekanntgewordenen Investment von Warren Buffett - aber diese Aktie wurde erst vor kurzem an dieser Stelle erst von unserem Experten und meinem Kollegen Stephan Heibel genauestens analysiert. Daher stellen wir ihnen an dieser Stelle heute folgende fünf Bankaktien zur Wahl für die nächstwöchige Wunschanalyse, die dann von unserem ShareWise Experten Sascha Huber durchgeführt werden wird:
* Bank of America, die derzeitige Nummer 2 auf dem amerikanischen Markt
* Citigroup, die zumindest derzeit noch größte Bank der Welt
* JP Morgan, die Traditionsbank, die Bear Stearns aufkaufen konnte
* Morgan Stanley, die bis zuletzt die Nummer 2 unter den reinen Investmentbanken waren
* Wells Fargo, eine in Deutschland wenig bekannte Bank, die zu den Favoriten von Warren Buffett gehören soll
Weitere Informationen zum Unternehmen SEARS HOLDINGS CORP. finden Sie hier:
* Empfehlungen
* Unternehmen
* Zahlen & Fakten
heibel am 25.09.2008, 17:03
Der Text ist die persönliche Meinung des Autors und spiegelt nicht zwangsläufig die Meinung von sharewise.com wieder.
Quelle: ShareWise Wunschanalyse: Sears Holding
MFG Zuckinho