Schlussstrich bei Brokat

Nun ist der einstige Stern am Himmel der Internet-Ökonomie endgültig verglüht: Mit dem Verkauf seines Kerngeschäfts an die Münchner DataDesign zieht der insolvente Software-Hersteller Brokat einen Schlussstrich unter seine Aktivitäten. DataDesign-Chef Roy von der Locht bezeichnete die Akquisition gegenüber dpa-afx bereits als "Schnäppchen". Rechtsanwalt Machtolf Roller aus der Kanzlei des Stuttgarter Insolvenzverwalters Volker Grub nannte den Verkauf "ein begrüßenswertes Ergebnis". Mit der Sparte für Internet-Banking hatte der frühere Börsenstar seine nunmehr gescheiterte Erfolgsgeschichte begonnen.

DataDesign will nach eigenen Angaben kurzfristig die Wartung der Brokat-Produkte für die Zukunft sicherstellen; das Unternehmen geht nach der Übernahme von einem deutlichen Wachstumsschub aus. "Wir rechnen mit einem Wachstum von 50 bis 70 Prozent in 2002", sagte von der Locht. Er erwarte einen Umsatz zwischen 15 und 17 Millionen Euro. Dem mögen aber nicht alle Beobachter zsutimmen:  Analyst Helmut Bartsch von der Baden-Württembergischen Bank etwa schätzt den Markt für solche Programme derzeit als schwierig ein. "Die Zahl der Banken wird in den nächsten Jahren abnehmen, also wird auch die Nachfrage nach Finanzsoftware nicht weiter steigen", sagte Bartsch. Profitieren würden in erster Linie große Plattformanbieter wie IBM oder BEA Systems. Die Anleger jedoch honorierten die Ankündigung der Brokat-Übernahme vorerst: Die am Neuen Markt notierte Aktie von DataDesign konnte bis zum Montagnachmittag um mehr als sieben Prozent auf 3,05 Euro zulegen, der Penny Stock von Brokat kletterte um 20 Prozent auf 0,12 Euro. DataDesign will die Übernahme der Bankensoftware-Sparte von Brokat durch die Ausgabe neuer Aktien und eine Barkapitalerhöhung finanzieren.