Russland - Gewinnerland?


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Neuester Beitrag: 25.01.11 10:28
Eröffnet am:16.01.09 16:59von: watergateAnzahl Beiträge:152
Neuester Beitrag:25.01.11 10:28von: Fischbroetch.Leser gesamt:38.696
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1280 Postings, 5674 Tage watergateRussland - Gewinnerland?

 
  
    #1
12
16.01.09 16:59
Genau das ist die Frage - für mich.
Was spricht für ein Engagement in russische Werte oder den Index?
Ich meine: Faktisch Herscht eine Diktatur in Form einer Oligarchie, die mit mafiosen Struktueren untermauert ist. Das schafft nicht viel Vertrauen, jedoch eine gewisse Konstanz und Berechenbarkeit. Es herrscht ein Raubtierkapitalismus der berechenbarer als afrikanischer Chaoten-Despotismus ist.

Wer einigermaßen politisch korrekt investieren will, ist bei Russland mit Sicherheit an der falsche Stelle. Wer aber nur Geld machen will, wie zugegebener Maßen ich, lauern dier doch enorme Chancen und sicherlich auch Risiken.

Dies wird hoffentlich ein Platz an dem beide Seiten an- und besprochen werden.  

1280 Postings, 5674 Tage watergateIndustriestandort Russland??

 
  
    #2
1
16.01.09 17:14

16.01.2009  Leere Versprechen 

Allmählich wird es eng für die russische Führung um Wladimir Putin und Dmitrij Medwedjew. Es vergeht kaum ein Tag ohne schlechte Nachrichten über die wirtschaftliche Lage des Landes. Die Verantwortlichen in der Regierung können ihre Planung gar nicht so schnell anpassen, wie es bergab geht. Nach Jahren der üppigen Budgetüberschüsse steuert Russland erstmals wieder auf ein Defizit zu. Der Rubel folgt dem fallenden Ölpreis. Entgegen den vielen hochfliegenden Plänen und dem überbordenden Selbstbewusstsein russischer Politiker ist das Land eben kein mächtiger Industriestaat, sondern nur ein einfacher Rohstofflieferant.

der ganze Artikel

Möglicherweise trifft der letzte Satz die Achillesferse eines Engagements in Russland.

 

1280 Postings, 5674 Tage watergatenimmt man die 10 größten

 
  
    #3
2
16.01.09 17:29
unternehmen (wie bei obigem etf) bestätigt sich der rohstoffschwerpunkt.  
Angehängte Grafik:
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1280 Postings, 5674 Tage watergatevon diesen firmen sollte

 
  
    #4
16.01.09 17:52
eigentlich keine eingehen. weiter sinken; sicherlich. aber wer soll die denn aufkaufen. und wenn geld fehlt, droht putin einem westlichen unternehmen, dass in russland investiert ist und schon ist der schotter da. halt schutzgelderpressung im großen stil. und leider ist das eben kein scherz sondern mehrfach praktizierte methode im milliardenbereich.

in sowas müsste sich doch investieren lassen.  
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1280 Postings, 5674 Tage watergateEin Interview zur rohstofflastigkeit

 
  
    #5
1
16.01.09 18:32

ist zwar 2 monate alt, hat aber nichts an substanz verloren.

"Russische Börse so rohstofflastig"

Finanz-Experte Thießen: Hohe Bewertung von Energie führt zu hohen Verlusten

Ulrich Thießen im Gespräch mit Elke Durak

Vor dem Hintergrund der internationalen Finanzkrise hat der Wirtschafts-Experte Ulrich Thießen den besonders starken Einbruch der russischen Börse mit der Fixierung auf Rohstoffe erklärt. Die stärksten Werte des russischen Indexes seien Öl- und Gasunternehmen. Wenn nun das hohe Niveau der Energiepreise nicht anhalte, seien "die Investitionen in Russland schlagartig negativ betroffen", so Thießen.

das interview

 

1280 Postings, 5674 Tage watergatepro russland

 
  
    #6
2
16.01.09 19:41

russland wird weiter hofiert:  

16.01.2009

Putin bekommt Orden in Dresden

Putin sollte am Freitagabend auf dem Dresdner Sempernopernball für seine Verdienste um den deutsch-russischen Kulturaustausch mit dem sächsischen Dankesorden ausgezeichnet werden. Die Laudatio sollte Sachsens Ministerpräsident Stanislaw Tillich (CDU) halten. Der Orden zeigt den Heiligen Georg und symbolisiert den Kampf für das Gute.

http://russlandonline.ru

 

1280 Postings, 5674 Tage watergatenicht nur abhängigkeitem vom gas für deutschland

 
  
    #7
7
16.01.09 19:51
hochinteressant wie ich finde

15.01.2009
Russland ist wichtigster Agrarmarkt für Deutschland
„Wer nach Wegen zur Sicherung der Welternährung sucht, der kommt an Osteuropa und Zentralasien nicht vorbei.“ Dies erklärte Dr. Franz-Georg von Busse, Sprecher der Arbeitsgruppe Agrarwirtschaft im Ost-Ausschuss der Deutschen Wirtschaft, zum Auftakt der Grünen Woche in Berlin.

Russland allein verfüge über mehr Ackerfläche, als alle Länder der EU zusammen. Mit 120 Millionen Hektar stelle das Land über neun Prozent der weltweit nutzbaren Ackerfläche, und dies bei einem Anteil von nur zwei Prozent der Weltbevölkerung. „Die deutsche Agrarwirtschaft will mit einer Modernisierungspartnerschaft ihren Beitrag dazu leisten, dieses Potenzial noch stärker auszuschöpfen. So kann modernste Agrartechnik die jährlichen Ernteverluste in Russland in Höhe von 25 Prozent verringern und die Hektarerträge steigern“, rechnet von Busse vor. Auf manchen Flächen seien noch Ertragssteigerungen von bis zu 80 Prozent möglich. Ähnliches gelte für die Ukraine, die über Böden verfüge, die zu den fruchtbarsten weltweit gehören.

Nach Russland wurden 2007 Agrargüter im Wert von 2,7 Milliarden Euro geliefert. „Russland ist damit noch vor den USA der wichtigste Exportmarkt für deutsche Agrargüter und sorgte mit dafür, dass Deutschland nach den USA und den Niederlanden zum drittgrößten Agrarexporteur weltweit aufstieg“, erklärte von Busse.

„Die Einbindung des Agrarthemas in die Strategische Arbeitsgruppe Wirtschaft beider Länder und die Wiederbelebung des Deutsch-Russischen Agar-Ausschusses sind für uns vordringliche Aufgaben“, betonte der Sprecher der Arbeitsgruppe Agrarwirtschaft des Ost-Auschusses. „Russland, aber auch die Ukraine haben alle Möglichkeiten, zu den führenden Exportnationen für landwirtschaftliche Produkte aufzuschließen und damit die gegenwärtigen Einnahmeausfälle durch niedrige Rohstoff- und Stahlpreise auszugleichen.“ Die deutsche Agrarwirtschaft sei bereit, durch die Lieferung von hochwertigen Agrartechnologien – Saatgut, Pflanzenschutz, Landtechnik und Zuchttiere – einen entscheidenden Beitrag zur Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit der osteuropäischen Landwirtschaft zu leisten.

Besorgt zeigte sich von Busse über Tendenzen in einigen Ländern wie Russland und der Ukraine, den eigenen Agrarmarkt mit Schutzzöllen abzuschotten. „ Die Gefahr, dass eine Spirale von protektionistischen Maßnahmen in Gang kommt, ist real. Dieser Protektionismus lähmt den Wettbewerb und die Weitergabe von innovativer Technik und ist letztlich zum Schaden aller.“
http://russlandonline.ru  

20765 Postings, 7086 Tage pfeifenlümmelDann wird GASGERD

 
  
    #8
3
16.01.09 20:00
auch noch Weizenbaron.  

1280 Postings, 5674 Tage watergategaskönig und weizenbaron

 
  
    #9
16.01.09 20:05
sind gut für meine investition.

sorry für`s kränkelnde versmaß  . .  

1280 Postings, 5674 Tage watergaterussischer populismus

 
  
    #10
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16.01.09 20:09
wieder ein langer text, aber krimis können nicht spannender sein ;-)

18-12-2008
Medwedews Sozialpolitik: Vor einer 2. Phase der Privatisierung
[ von Kai Ehlers ] Dmitri Medwedew orientierte bei seinem Antritt als Präsident auf ein Wachstum, das die unter Putin erreichte jährliche 7%-Marke übersteigen soll.

Dabei will er sich aktiv der „Förderung der sozialen Sphäre“ widmen: Ausländischem Kapital will er optimale Investitionsmöglichkeiten bieten, in der Innenpolitik will er sich auf die „vier großen I´s“ konzentrieren – Institute, Infrastruktur, Innovationen, Investitionen und zudem die schon unter Putin beschlossenen vier „nationalen Projekte“ verwirklichen, also die Programme zur Förderung des Wohnungs-, des Bildungs-, des Gesundheitswesens sowie der Agrarwirtschaft. Für die Realisierung eines solchen Weges brauche das Land gesetzestreue Bürger und eine freie Presse. Oberstes Ziel des Regierungshandelns müsse die Garantie und der Schutz des Privateigentums sein. „Freiheit ist besser als Unfreiheit“, erklärte Medwedew: Es gehe um „Freiheit in allen Bereichen: um die persönliche Freiheit, um die wirtschaftliche Freiheit und letztlich um die Freiheit der Selbstverwirklichung.“

der ganze hinterfragende analysierende text:
http://www.russland.ru/analysen/morenews.php?iditem=173  

1280 Postings, 5674 Tage watergatedie russen stehen auf diktatur

 
  
    #11
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16.01.09 20:32
und somit steht das jetzige system auf recht sicheren beinen

29-12-2008
Russland kürte seinen Helden - Bronze für Stalin

Josef Stalin bleibt in Russland trotz der unter seiner Herrschaft verübten Verbrechen eine der beliebtesten historischen Persönlichkeiten. In einer Umfrage des staatlichen Fernsehsenders Rossija kam der sowjetische Diktator am Sonntagabend mit mehr als 519.000 Stimmen auf den dritten Platz.

Der Erstplatzierte, der russische Nationalheld und Heilige der russisch-orthodoxen Kirche, Fürst Alexander Newski, der im 13. Jahrhundert die Schweden besiegte sowie Ritter des deutschen Ordens vernichtend schlug, lag mit über 524.000 Stimmen nur knapp in Führung.

Auf Platz zwei landete Pjotr Stolypin, der Anfang des 20. Jahrhunderts als Innenminister und Ministerpräsident des Zaren die revolutionäre Bewegung unterdrückte und Reformen, insbesondere in der Landwirtschaft, einleitete.

Platz vier belegte der große russische Dichter Alexander Puschkin. Auf der Liste der Finalisten standen auch der Schriftsteller Fjodor Dostojewski, Zar Peter der Große, der Revolutionsführer und Begründer des Sowjetstaates Wladimir Lenin, der Heerführer Alexander Suworow, Zarin Katharina II., Zar Iwan der Schreckliche und Zar Alexander II.  

1280 Postings, 5674 Tage watergateGAZPROM _ Konfrontation oder Kooperation

 
  
    #12
1
16.01.09 23:07
recht lang, aber ungemein aufschlussreiche betrachtungen, die hilfreich sind, sich ein bild zu machen.

16-01-2009 Analysen & Hintergründe
GAZPROM – Konfrontation oder Kooperation?


[ Von Kai Ehlers ] Über GAZPROM zu sprechen, heißt über gegenläufige Tendenzen der Globalisierung zu sprechen. Gazprom ist weit mehr als sein Name vermuten ließe, der übersetzt Gasindustrie bedeutet. Gazprom ist identisch mit Russlands Energiepolitik, korrekt gesprochen, rund 51% der Gazprom-Aktien sind Staatsbesitz.

Der Vorgänger von Alexei Miller, des heutigen Chefs von Gazprom, Rem Wechirew pflegte zu sagen: Was Gazprom nützt, nützt Russland.. Gazprom ist der drittgrößte Konzern auf dem globalen Energiemarkt, Teil des internationalen Finanzgeflechtes mit Tendenzen einer Monopolisierung, was ihm von westlicher Seite den Vorwurf des Energie-Imperialismus einträgt. Allen voran geht dabei der Chefstratege der USA Zbigniew Brzezinski, der nach der Zerschlagung des Yukos Konzerns und der Inhaftierung dessen ehemaligen Chefs Michail Chodorkowski 2004 das Stichwort ausgab, Wladimir Putin wolle einen russischen „Energiefaschismus“ aufbauen.[1]



Gazprom ist jedoch zugleich – nicht zuletzt auch von denselben Kritikern moniert - ein undurchsichtiger Gesamtzusammenhang von Staat, Geld und Gesellschaft, in dem nach wie vor keine „marktwirtschaftlichen“ Prioritäten gesetzt, sondern schlicht die Ressourcen des Landes verkauft, teilweise sogar noch im Tauschverkehr abgegeben werden.[2] Von dem Verkauf lebt das russische Staatsbudget zu mehr als einem Drittel und mancher Betrieb und manche Kommune existiert nur dank geldloser Lieferungen von Gazprom. Was Gazprom schadet, könnte man sagen, schadet also auch Russland. Und in der Tat: Vor der Finanzkrise war Gazprom der Gewinner der exorbitant steigenden Ölpreise, in der momentanen Krise einer der stärksten Verlierer. Der Ölpreis stürzte fast über Nacht von 140 Dollar um mehr als die Hälfte, die 49% an der Börse handelbarer Aktien des Konzerns mit ihm. Der russische Staat musste mit Stützungsgeldern in Milliardenhöhe einspringen.[3] „Mit dem Kopf in der Globalisierung und mit den Füßen im Garten“ dürfte daher nach wie vor eine passende Beschreibung für den widersprüchlichen Charakter dieses Riesen sein.[4] Kurz: Gazprom ist ein authentischer Ausdruck Russlands.

Aber was resultiert aus dieser Sachlage? Sind die hysterischen Stimmen ernst zunehmen, die davor warnen, dass Gazprom die EU wegen ihrer Abhängigkeit von russischen Energie-Lieferungen in die Zange[5] nehmen könne? Immerhin bezieht die EU heute 44% ihrer Gasimporte aus Russland.[6] Oder muss man umgekehrt fürchten, dass Gazprom sich in Krisenzeiten als unfähig erweisen könnte, seine Lieferverpflichtungen zu erfüllen und damit die Gesellschaften der EU in eine Wirtschaftskrise reißen könnte? Fragen dieser Art werden nach dem georgischen Krieg im August 2008 auf westlicher Seite wieder heftig hin und her bewegt[7] , nachdem sich die letzte Welle der Unsicherheit anlässlich der Preisstreitigkeiten zwischen Gazprom und der Ukraine bei der Vertragserneuerung am Jahresende 2005 einigermaßen gelegt hatte.

Eine Antwort auf diese Frage muss man in den Tatsachen suchen: Auf Gazprom entfallen 85% der russischen und rund ein Fünftel der weltweiten Erdgasförderung. Für das Pipelinenetz in Russland hält Gazprom das Monopol. Gazprom entstand im Zuge der Auflösung der Sowjetunion aus dem sowjetischen Ministerium für Gas- und Ölförderung und dem dazugehörigen Verteiler- und Zulieferernetz. Der Konzern hatte vor dem Finanzcrash einen Börsenwert von 360 Milliarden Dollar. Genau 50,002 % der Aktien befinden sich heute in der Hand des Staates, 29,482 gehören anderen Gesellschaften, 13,068 Privatpersonen, 6,5 % der deutschen E.ON Ruhrgas, 0,948“ ausländischen Personen.

Gazprom hat mehr als 50 Tochtergesellschaften, darunter viele, die nicht im Gasgeschäft tätig sind, unter anderem Gazprom-Neft (Öl) Gazprom-Bank, Gazpro-Media, dazu die mit der deutschen Wintershall zusammen gebildete Nordstream AG, ganz zu schweigen von dem Geflecht der Regionalniederlassungen, Service- und Zuliefererfirmen in den verschiedensten Sektoren.

Obwohl der Staat heute über 50,002% der Gazprom-Aktien hält, noch ergänzt durch andere Teilhaber von Gazprom, in denen der Staat ebenfalls Anteilseigner ist, also faktisch die absolute Mehrheit der Gesellschafterstimmen bei Gazprom innehat, bestimmt nicht der russische Staat, sondern Gazprom die Abnehmer-Preise.[8] Im Juli 2008 sah die russische Regierung sich sogar veranlasst, Gazprom wegen der von ihm im Inland verlangten Monopolpreise auf Benzin zu verwarnen.[9] Zuvor war Alexei Miller bereits von Putin scharf darauf hingewiesen worden, dass Gazprom sein Pipeline-Monopol anderen Firmen gegenüber nicht ausspielen dürfe. Seit April 2008 läuft eine gerichtliche Klage eines kleineren Betreibers gegen Gazprom vor der russischen Antimonopolbehörde. Grund dürften interne Differenzen zwischen Gazprom und Rosneft, einer der privaten Ölfirmen, um den russischen Ölmarkt sein.[10]

Anzumerken ist auch noch: Gazprom macht bis heute keine „Marktpreise“, sondern entscheidet nach sozialen und politischen Kriterien. Zwei Drittel der Lieferungen gehen ins Inland, aber mit ihnen macht Gazprom nur ein Drittel des Umsatzes. Gazproms Auslandspreise sind bis heute politisch gestaffelt: Als Folge der immer noch nicht vollständig gelösten Versorgungslinien der Sowjetzeit zahlen ehemalige Sowjetrepubliken entsprechend ihrer politischen Nähe zur Russischen Föderation in unterschiedlicher Weise. Einen Sonderpreis bekommt Weißrussland; mit 130 Dollar pro 1000m³ liegt auch die Ukraine trotz der Erhöhung um 40% bei Vertragswechsel von 2005 noch unter dem Weltmarktpreis. Sonderkonditionen erhalten Südossetien, Dnjesterrepublik, Serbien, selbst noch Georgien.
Tendenziell will Gazprom die Vorzugspreise abbauen – sowohl im Inland als auch im Ausland – und mit seinen Preisen insgesamt auf Weltmarkniveau kommen, aber hierfür gibt es kein zeitliches Limit. Das heißt, Gazprom befindet sich noch im Umbruch, wenn es denn überhaupt dahin kommt. Umgekehrt ist Gazprom seit 2007 dazu übergegangen beim Abschluss neuer Verträge für den Bezug von Gas aus Turkmenistan und Kasachstan günstigere Bedingungen anzubieten als die westlichen Abnehmer, in der Absicht die Quellen dieser Länder für den eigenen Pipelineverbund zurückzugewinnen, nachdem die alten Verbindungen seit 1990 unterbrochen waren.[11]

Im Juni 2008 erschreckte der Vorstandsvorsitzende Alexei Miller die westliche Welt mit der Ankündigung, angesichts des steigenden weltweiten Gasbedarfs sei offensichtlich, dass die Bedeutung Gazproms in der Zukunft nur wachsen könne. In den kommenden Jahren werde Gazprom „nicht nur eine der großen Gesellschaften der Welt sein, sondern die einflussreichste auf dem Energiesektor.“ Gazprom plane zudem, das Netzwerk der Gas exportierenden Länder zu einer ständigen Organisation auszubauen, zu einer Art Gas OPEC. Im Unterschied zur bestehenden OPEC jedoch seien die prinzipiellen Ziele dieses Gas-Forums „nicht allein die Verteilung laufender Produktionsquoten, sondern langfristige Aktivitäten und Investitionspläne in der Gasindustrie“. Über den bloßen Export hinaus wolle Gazprom ein weltweites Verteilernetz direkt bis zum Endverbraucher hin ausbauen: „Wir schlagen unseren europäischen Partnern ein Projekt über die Schaffung eines dichten Netzes mit Gas-Tankstellen unter Beteiligung von Gazprom vor,“ so Miller. Für die nächsten zehn Jahre, in denen der Ölpreis voraussichtlich auf 250 Dollar steigen werde, sei keine bessere Alternative in Sicht.[12] Alle aktuell von Gazprom betrieben Projekte, so Miller, wie die Ostseepipeline, die „South Stream“, die „Precaspian Gas Pipeline“, die „Stockmannfelder“ entwickelten sich sehr schnell. Mit Indien und China stehe man in Verhandlungen. Mit Nigeria stehe man kurz vor einem Abschluss. Darüber hinaus habe Gazprom Projekte in Nord Amerika, ebenso wie in Asien und Süd Amerika. „Nord Amerika“, hob Miller besonders hervor, “sehen wir als Region unseres strategischen Interesses“.[13]

Spätestens diese Äußerung führte zu einer Eskalation gegenüber US-amerikanischen Interessen. Die Reaktionen kamen prompt und sie fielen sehr lautstark aus. US-Senator Richard G. Lugar beschwor kurz darauf vor dem „Komitee für Auslandsbeziehungen der USA“ die Energieversorgung Europas als Waffe in der Hand Russlands. Ein Abstellen des russischen Gashahns käme einer militärischen Attacke auf ein Land gleich. Und der „Chefstratege“ Zbigniew Brzezinski legte bei derselben Veranstaltung im Juli 2008 nach, Russland wolle die Kontrolle über die Baku-Ceyhan-Pipeline übernehmen und drohe bereits Georgien. (s.w.u.)

Blick zurück

Doch der aktuelle Energiepoker ist nur vor dem Hintergrund der Entwicklung und Geschichte des russischen Akteurs und Energiegiganten Gazprom zu verstehen.

Gazproms Vorgeschichte, so könnte man sagen, beginnt mit der Erschließung der kaukasischen Felder Mitte des 19. Jahrhunderts. Das geschah wesentlich durch westliches Kapital, erst britisches, nach der Revolution 1917 amerikanisches. Erst ab 1923 begann die Sowjetunion selbst den Weltmarkt zu beliefern. Zu dem Zeitpunkt wurden 75% der in der SU benötigten Energien im kaspischen Raum gewonnen. Hitlers Angriffe auf Baku zwangen die Sowjetunion zur schnellen Erschließung und Ausbeutung neuer Felder in Sibirien. Die Bedeutung des kaspischen Raums ging zurück. Zudem gewann die Gasförderung gegenüber der des Öls seit den 70er an Bedeutung. „Wurden Anfang 1950 noch knapp 40% des Rohölbedarfs der Sowjetunion aus der Region Baku gedeckt, so reduzierte sich dieser Anteil bis 1980 auf nur etwas über 2%“[14] Die Förderungen konzentrierten sich auf die neuen sibirischen Vorkommen. Die alten Anlagen verfielen, die neuen wurden überstrapaziert. Ende der 80er bestand für die gesamte Gas- und Ölindustrie dringender Modernisierungsbedarf.

Die Umwandlung des Branchenministeriums der Gas-Versorgung in einen Staatskonzern 1989, dessen Privatisierung als Aktiengesellschaft 1992 ließ eine autonome Organisation mit quasi hoheitlichen Funktionen entstehen. Die Modernisierung jedoch blieb stecken. Die Bevölkerung erlebte Gazprom als Selbstbedienungsladen ehemaliger Funktionäre und deren Klientel. Die Ölbranche ging eigene Wege; sie entwickelte sich zum Eldorado privater Oligarchen.

André Kolganow, Dr. der Ökonomie an der Moskauer Staatsuniversität, führendes Mitglied der Neulinken Gruppe „Alternative“[15] charakterisierte die Situation des Konzers Mitte der 90er Jahre als „zur Zeit ziemlich einzigartige Struktur in Russland, die im Großen und Ganzen die Strukturen der sowjetischen Periode bewahrt hat. (…) Seit der Privatisierung verfügt Gazprom über die Mehrheit der eigenen Aktien; darüber hinaus sind die staatlichen Aktien ebenfalls der Leitung von Gazprom unterstellt. Gazprom führt also Aufsicht über sich selbst. Gazprom ist eine merkwürdige Organisation: Nicht staatlich und doch gleichzeitig ganz und gar staatlich – ein Staat im Staate. Gazprom ist überhaupt eine mächtige Struktur. Über die Förderung des Gases, dessen Transport und Weiterverarbeitung hinaus hat sie ihre eigenen Verbindungen: eine eigene Fluggesellschaft, eigene Banken, eigene Massenmedien; es ist ein ganzes Imperium.“ Interessant seien die „eigenen sozialen Strukturen“, die Gazprom befähigten sich „einen eigenen sozialen Kompromiss mit seinen Arbeitern zu leisten“[16] Kolganow meinte damit die Gründung einer eigenen, Gazprom zugehörenden „gelben“ Gewerkschaft.

Ein leitender Mitarbeiter von Gazprom brachte die Verhältnisse in einem nicht-öffentlichen Untersuchungsgespräch auf den Nenner: „Was die transnationalen Aktivitäten anbetrifft, so handelt Gazprom wie eine normale europäische, westliche Kooperation. Was Gazproms Beziehungen zu den Regionen angeht und zu konkreten Menschen, so sind seine Unternehmen zwar nicht direkt Teil der extrapolaren Wirtschaft, aber über sie ist Gazprom doch gezwungen , sich den russischen Besonderheiten anzupassen.“[17]

„Extrapolare Wirtschaft“ ist ein Stichwort des russischen Ökonomen Prof. Theodor Schanin, mit dem er und die von ihm gegründeten „Moskauer Schule für Politik und Soziales“ die gegenwärtige wirtschaftliche und soziale Realität Russlands definieren, die nicht als sozialistische, aber auch nicht als kapitalistische, sondern als zwischen diesen Modellen befindliche „extrapolare“ beschrieben werden müsse.[18] Gemeint ist das Ineinandergreifen von Geld- und Tauschwirtschaft in einer Symbiose von Industrieproduktion und Strukturen der ergänzenden familiären und kollektiven Selbstversorgung.

Für westliche Augen war diese Struktur einfach ein Rätsel: „Die Firma übernahm das sozialistische Erbe der Verantwortung für Kindergärten, Schulen, Wohnungen in den Gaszentren des Nordens; wo das ‚blaue Gold’ bei minus 30 Grad aus dem Eisboden geholt wird“, schrieb beispielsweise die „Zeit“. „Betriebsspartakiaden für die Belegschaft und Yachtclubs für das Management rundeten den Kleinkommunismus ab. Gazprom schluckte Milchfabriken, Banken, Metallhütten, Chemiebetriebe und Zeitungsredaktionen. Doch der Niedergang hatte begonnen. Die Gesamtproduktion von Gazprom sank von 602 Milliarden Kubikmetern 1992 auf 520 im Jahr 2001, während die Förderung im privaten Ölsektor steil anstieg. (…) Der Gasinlandsmarkt ist ein Plansystem der Quoten und der staatlich festgeschrieben Niedrigpreise, sodass Gazprom gezwungenermaßen ganze Industriezweige subventioniert. Eine Aufteilung des Konzerns in die Sparten Förderung und Transport und Verkauf würde verdeutlichen, wo Werte geschaffen oder vernichtet werden. Doch die Intransparenz ist vielen nützlicher.“ Fazit der „Zeit“: „So blieb Gazprom der größte russische Betrieb, der nicht marktwirtschaftlichen Kriterien unterliegt.“[19]

„Was Gazprom genau ist“, wunderte sich auch das deutsche „Managermagazin“, „lässt sich kaum in einen einzigen Begriff pressen (…) Wo hört Gazprom auf, wo fängt der Staat an? In der Region verwischen sich die Konturen. Was Bayer für Leverkusen oder VW für Wolfsburg, diese Rolle des sozialen Korrektivs nimmt die Firma für ganz Russland ein. In Westsibiriens Kreisstadt Badym lebt nahezu die komplette Kommune vom Geld des Megakonzerns.(…) Überall schimmert er durch, der eingebrannte Stolz auf die Autarkie“[20]

Gazprom wurde das Feld, auf dem sich die Auseinandersetzungen um den innenpolitischen Kurs Russlands in den 90er Jahren konzentrierten. Der bekannteste Rechte Russlands, Alexander Prochanow charakterisierte diese Auseinandersetzung mit den Worten: „Gazprom ist ein staatliches Monopol. Es ist eine der formgebenden Strukturen, an denen das Land hängt. Die Struktur ist eindeutig nützlich für den Staat. In ihr gewinnt man riesige Gelder. Gazprom bringt die Haupteinnahmen in die Staatskasse. In den schrecklichen letzten Jahren hat Gazprom die Industrie durch unentgeltliche Lieferungen am Leben erhalten. Wenn das nicht gewesen wäre, wäre die Industrie und die Landwirtschaft total zusammengebrochen. Gazprom hat aber zugleich die Verbindung zum Business. Das bereichert natürlich nicht das Land, sondern die Geschäftsleute, solche wie Wjecherew und Tschernomyrdin, den früheren Premier. Das ist übel. Außerdem arbeitet Gazprom leider nicht zu hundert Prozent produktiv, sondern nur zu sechzig – und vierzig Prozent gehen beiseite. Aber über Gazprom verwirklicht sich die Geopolitik Russlands. Gazprom reicht in die Ukraine, nach Weißrussland, es beliefert das ganze umliegende Territorium. Es wirkt sich auf die geopolitischen Potenzen Russlands aus. Deshalb richten sich auf Gazprom zur Zeit die Angriffe: Allzu schmackhaft sind die Teile! Man will sie aufteilen, will sie privatisieren, einige dem Westen, den Amerikanern übergeben, andere an Beresowski[21] . Deshalb ist der Kampf um Gazprom wieder einmal der Kampf der liberalen, antirussischen, antistaatlichen Prinzipien gegen die staatstragenden, reichsorientierten, zentralistische Prinzipien. Wer siegt, das werden wir sehen“[22]

Ein Korridor gegen Russland

Parallel zur inneren und äußeren Auflösung der Sowjetunion gingen die westlichen Industriemächte daran, allen voran die USA und in ihrem Gefolge die EU, seit Anfang der 90er einen sog. Ost-West-Transportkorridor, romantischer auch „Projekt-Seidenstraße“ genannt, an Russlands „Bauch“ entlang zu führen, durch den zentralasiatisches und kaspisches Öl und Gas unter Umgehung des früheren sowjetischen Transportmonopols nach Westen geschafft werden könne. Milliardenschwere Programme wurden dafür aufgelegt, Technische Entwicklungshilfe für die GUS (TACIS), das gigantische eurasische Pipelineprogramm (INNOGATE) und das Programm zu Modernisierung von Trassen-, Schienen und Hafenanlagen (TRACECA) – alles mit dem Ziel, den kaukasischen und zentralasiatischen Raum durch den Ausbau von Ost-West-Verbindungen von der bisherigen Zentrierung auf Moskau zu lösen.[23] Von einer Beratung und Mitwirkung bei diesen Programmen war und ist Moskau expressis verbis ausgeschlossen.[24]

Den strategischen Hintergrund für die Programme konnte man in Bzrezinskis Buch „Die einzige Weltmacht“ nachlesen.[25] Eurasien sei der „geopolitischer Hauptgewinn“ der USA schrieb er. Russland müsse unter allen Umständen daran gehindert werden, sich wieder zu einem eurasischen Imperium zu entwickeln. Das müsse und könne von drei „Brückenköpfen“ aus geschehen: von Seiten der NATO und EU-Erweiterungen im Westen, durch einen Block aus Japan, Korea und Taiwan im Osten, durch Eingriffe im „Eurasischen Balkan“ am „Bauch“ Russlands im Süden des eurasischen Kontinentes - Iran, Irak, Afghanistan und die kaspisch-kaukasische Region von der Ukraine bis Usbekistan. In diesem südlichen Raum gehe es für die USA darum, sich die „Filetstücke“ der globalen Energie-Ressourcen zu sichern. Mit TACIS, INOGATE und TRACECA folgte die EU dieser Vorgabe.

Ergebnis dieser Programme war als Erstes der „Jahrhundertvertrag“ von 1993, der die Ausbeutungsrechte globaler Multis, außer Gazprom, versteht sich, am aserbaidschanischem Öl für 30 Jahre regelte. In den Verhandlungen um die zukünftigen Transportwege setzten sich die USA mit ihren Vorstellungen durch, den neuen Transportkorridor sowohl an Russland als auch am Iran vorbei über Georgien und die Türkei zum türkischen Mittelmeerhafen Ceyhan zu bauen. Die zentralasiatischen Felder sollten durch Zuleitungen am Boden des kaspischen Meeres mit einbezogen werden. 2005 konnte die Pipeline, noch ohne diese Zuleitungen, in Betrieb gehen; nach den Anfangsnamen der Städte Baku, Tiblisi, Ceyhan heißt sie heute BTC-Pipeline.[26]

Zweites wesentliches Ergebnis war der seit 2006 auf Vorschlag der USA verfolgte Plan der EU eine Gas-Pipeline, genannt Nabucco-Pipeline vom Osten der Türkei über Bulgarien, Rumänien und Ungarn bis ins österreichische Baumgarten an der March führen. Von dort soll das Gas über das Verteilernetz des österreichischen Energiekonzerns OMV in die EU weitergeleitet werden.[27] Baubeginn ist für 2009 geplant, Betriebsbeginn für 2013.

In Verbindung mit den EU- sowie NATO-Osterweiterungen, sowie der am 23. Mai 2006 beschlossenen Deklaration der Rest-GUAM (Georgien, Ukraine, Aserbaidschan, Moldawien) eine „Brücke zur NATO und zur EU“ unterhalten zu wollen, konnten USA und EU sich als vorläufige Sieger in der Auseinandersetzung um den Zugriff auf die zentralasiatischen und kaspischen Energievorkommen betrachten, auch wenn der ökonomische Nutzen der BTC-Pipeline ohne die zentralasiatischen Zuleitungen noch zu wünschen übrig ließ.

teil 2 folgt  

1280 Postings, 5674 Tage watergateGAZPROM _ Konfrontation oder Kooperation II

 
  
    #13
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16.01.09 23:41
Straffung durch PUTIN

Mit der Krise 98, noch unter Jelzin setzte die Gegenbewegung Russlands ein. Im Ergebnis der Krise löste Russland sich, nicht unbedingt freiwillig, aber effektiv, vom Tropf der IWF-Kredite. Unter der Vorgabe, die eigenen Kräfte zu stärken, machte Putin sich dann daran, die in den 90er gewachsene Macht der privaten Privatisierungsgewinnler zugunsten eines wieder erstarkenden russischen Staates zurückzudrängen. Das traf 2001 zuallererst die Führung von Gazprom. An die Spitze von Gazprom traten jetzt Alexei Miller als Vorstandsvorsitzender und Dimitri Medwedjew, der jetzige Präsident Russlands, als Aufsichtsratsvorsitzender. Wjechirew und sein Klientel mussten gehen. Von ihnen gehaltene Anteile gingen an den Staat über. Der private Charakter des Konzerns als AG sowie seine halbmarktwirtschaftliche Grundstruktur jedoch blieben erhalten.

Mit dem so erneuerten Instrument Gazprom ging Putin gegen den Medien-Oligarchen Gussinski und die graue Eminenz der Jelzin-Zeit Beresowski vor, die beide das Land verließen. Wendepunkt im Kampf um den Zugriff auf die Ressourcen wurde der Prozess gegen Michail Chodorkowski im Jahre 2004. Als die Prozesse gegen Chodorkowski begannen, hatte Yukos seinen Firmensitz in New York und Chodorkowski war drauf und dran große Anteile seines Imperiums an die US-Öl-Multis Chevron, Exxon, Texaco US-Kapital zu verkaufen.[28] Die Auseinandersetzung endete mit der Eingliederung des Öl-Konzerns Sibneft in den Gazpromverband. Damit war die (Wieder)Zusammenführung von Gas- und Öl-Industrie eingeleitet.

Nach der inneren Neuordnung der Energiewirtschaft gingen Putin und sein „Kommando“ planmäßig daran, verlorenes Terrain auf dem Energiemarkt zurückzugewinnen:
2005 schließen Gazprom mit Wintershall einen Vertrag zum Bau der Ostsee-Pipeline (North-Stream), die russisches Gas unter Umgehung der Transitländer Osteuropas direkt ins Herz der EU liefern soll. Sie soll ihren Betrieb spätestens 2013 aufnehmen. Auf dem fünften Gipfel der „Shanghai Cooperation Organisation“ (SCO) am 15. Juni 2006 schlägt Putin die Gründung „eines SCO Energieclubs“ vor. Er weist darauf hin, dass die SCO-Mitglieder 20 Prozent der Weltölreserven und 50 Prozent der Weltgasreserven kontrollieren. Bei einem Besuch Putins in Algerien erlässt er dem Land die Schulden und stellt umfangreiche Waffenlieferungen in Aussicht. Danach beginnen Gazprom und der algerische Energiemulti Sonatrac mit „geologischen Erkundungen“.
Beim Petersburger Treffen der G8 im Jahr 2006 bietet Russland sich als Kontrolleur des Welt-Energiemarktes an. In den deutschen Börsennachrichten vom 24.4.2007 wird gemeldet, Russland wolle Milliarden aus seinen gewaltigen Öl- und Gaseinnahmen in internationale Konzerne investieren. Man werde Anteile in diversen Branchen zeichnen, unter anderem im Öl- und Gasgeschäft. Auch Investitionen im Immobiliensektor seien möglich.
Am 23. Juni 2007 schließt sich Gazprom mit dem italienischen Konzern ENI für ein Projekt einer südlichen Pipeline (South-Stream) zusammen[29]: Sie soll vom russischen Schwarzmeerhafen Dschubga/Noworossisk auf dem Grund des Meeres nach Varna an der bulgarischen Küste führen. Der Betrieb soll ebenfalls 2013 beginnen[30].

Dann geht es Schlag auf Schlag: Vertrag mit Serbien im Januar 2008[31], mit Ungarn im Februar[32] , mit Griechenland im April. Die Ungarn erklären, sie wollten sich sowohl an Nabucco als auch an North-Stream beteiligen. Ein Joint Venture von Nabucco und Gazprom unter der Bezeichnung „New Europa Tansmission System“ (NETS) könne auch mit zentralasiatischen Staaten und mit Iran Verhandlungen aufnehmen.[33] Putin versichert: Der Bau der „South Stream“ bedeute nicht, „dass wir gegen alternative Projekte kämpfen. Wenn jemand in der Lage ist, andere derartige Projekte zu wirtschaftlich annehmbaren Bedingungen zu verwirklichen, würden wir uns freuen.“[34]

Im Juli offeriert Gazprom-Chef Miller Gaddafi den Aufkauf von Libyens Gas- und Öl-Industrie zu aktuellen Marktpreisen.[35] Mit Nigeria steht Gazprom in Verhandlungen über eine Gasleitung Richtung Europa.[36] Gazproms Partner Wintershall gewinnt Exportlizenzen in Chile und Argentinien. Zugleich wendet Gazprom sich auch nach Osten[37] : Der Konzern und Südkorea verabschieden eine Absichtserklärung auf Abschluss eines Liefervertrages von Gas mit einer Laufzeit von dreißig Jahren. Die dazu nötige Pipeline soll durch Nordkorea geführt werden. Im Juli 2008 verabreden Alexei Miller und Irans Präsident Ahmadinedschad zukünftige Kooperation.[38] Im Oktober erklärt Gazprom seine Absicht, ein schwimmendes AKW für die Gas-Verflüssigung werde 2011 betriebsbereit sein.[39] Zudem rechne Gazprom damit, so Miller, „unsere Positionen auf den Märkten für Gas-, Strom-, und Kohlenhandel zu festigen“[40]

Energie als politische Waffe

Die Erfolge Gazproms bei der Aufweichung des „atlantischen“ Transportkorridors dürften als Hintergrund für Eskalationen im Kaukasus zu sehen sein. Bereits im November 2006 hatte US-Senator Richard G. Lugar auf dem NATO-Gipfel in Riga erklärt, die von Gazprom geplante OPEC sei eine „explizite Bedrohung“, die unter den Artikel 5, Beistandsverpflichtung des NATO-Bündnisvertrages falle und die „Erpressung durch Einstellung der Energieversorgung“ komme einer „militärischen Blockade oder einer militärischen Demonstration“ gleich.[41] Putin nutze Gas, Öl und Pipelines „nach Ansicht von Kritikern als Machtmittel und Waffe wie einst die Sowjets die Atombombe“ und ähnliche Aussagen konnte man wenige Wochen später in den deutschen Mainstream-Medien lesen und hören.[42]

Auch die Gas-OPEC geriet ins Schussfeld: „Am 22. Mai 2007 verabschiedete das US-Repräsentantenhaus ein Gesetz (H.R. 2264), mit dem Ländern, die per Kartell die Ölpreisbildung beeinflussen, mit Sanktionen und Klagen in den USA gedroht wird“ – das sogennante „NOPEC“_Gesetz.[43]

„Die wachsende Abhängigkeit Europas von Energie und Infrastruktur Russlands“ sei „ein negativer geopolitischer Trend“ war im November 2007 aus der neo-konservativen Heritage-Foundation zu hören. Er berühre die Interessen der USA in wichtigen geopolitischen Punkten „wie die NATO Ausweitung in die Ukraine und Georgien, die Raketenabwehr, den Kosovo, und den US sowie europäischen Einfluss im nachsowjetischen Raum.“[44]

Im Juli 2008 erneuerte Richard G. Lugar seine Offensive[45] . Bei einer Anhörung im „Komitee für Auslandsbeziehungen der USA“ beschwor er aufs neue die europäische Abhängigkeit von Russlands Energieliefungen: Die „dauerhafte Abstellung von Gas mitten im Winter könnte für ein europäisches Land Tod und wirtschaftlichen Niedergang vom Gewicht einer militärischen Attacke verursachen“, brachte er vor. Gazproms monopolorientierte Aktivitäten könnten nicht allein mit ökonomischen Motiven erklärt werden. Es sei schwierig zu sagen, wo die russische Regierung aufhöre und wo Gazprom beginne. Die „atlantische Gemeinschaft“ müsse sich deswegen auf die Fertigstellung des Ost-West-Korridores konzentrieren. Das fordere „Führung“ durch die USA in drei Punkten: erstens „diplomatisches Engagement in Asien. Ein US-Präsident müsse sich dort zeigen!“ Zweitens könne das atlantische Bündnis „die Fortschritte, die in Aserbaidschan und in Georgien gemacht wurden, nicht für garantiert halten. Um ein Maximum an Nutzen aus der Baku-Tiblisi-Ceyhan und der Süd Kaukasus Pipeline zu holen, muss die transatlantische Gemeinschaft fortfahren, die demokratische Transformation im Kaukasus zu unterstützen.“ Und drittens müssten „widerspenstige europäische Regierungen (…) davon überzeugt werden, dass ihrer langfristigen Sicherheit mit der Nabucco Pipeline gedient“ werde.

Brzezinski, gleichfalls Teilnehmer des Hearings, assistierte mit der Behauptung, den Behörden der USA lägen Beweise über „Drohungen Russlands gegen Georgien (vor), die nicht durch territoriale Dispute motiviert seien, obwohl es die durchaus gebe, sondern ihre Ursache darin liege, die Kontrolle über die Baku-Ceyhan-Pipeline zu übernehmen.“[46]

Nur ein paar Wochen später hatte Saakaschwili den georgischen Krieg ausgelöst, den er unter anderem damit rechtfertigte, Russland habe die BTC-Linie bombardieren wollen.

Nach dem Krieg wurde Brzezinski noch deutlicher: „Unglücklicherweise“, erklärte er in der „Welt“, habe Putin „Russland einen Kurs einschlagen lassen, der erschreckender Weise dem von Stalin und Hitler in den 1930er Jahren sehr ähnlich“ sei. Wenn Russland diesen Kurs fahre, müsse es isoliert und aufgehalten werden, „indem man eine kollektive, globale Reaktion initialisiert.“ Sanktionen seien nötig. Rücksicht auf Putin sei „kontraproduktiv“[47]

Gebremste westliche Alternativen

Was so entsteht, ist ein globales Pipeline-Wettrüsten, bei dem selbst die US-Urheber der neuen Transportwege nicht mehr ganz durchblicken. So ist es in den Anhörungen des Komitees für Auslandsbeziehungen der USA zu lesen, wo der Regierung Bush vorgehalten wird, sie habe den Fokus in der Energiepolitik verloren und bedauernd konstatiert wird, dass Putin gelinge, was vom „atlantischen Bündnis“ nur diskutiert werde.[48]

Ein weiterer Teilnehmer des Hearings, Zeyno Baran, versucht das Problem auf den Punkt zu bringen, indem er feststellt, der wichtige Unterschied zwischen Nabucco und Süd-Strom liege in der Frage der Eigentümer: Nabucco werde privat finanziert und müsse deshalb kommerziell lebensfähig sein, „während Süd-Strom durch die staatseigene Gazprom gestützt wird, die ganz und gar willens ist Projekte zu finanzieren, die keinen kommerziellen Sinn machen, solange sie den strategischen Zielen Moskaus dienen.“[49]

Richtig an diesen Feststellungen ist, dass sich die Schwachstellen der vom „atlantischen Bündnis“ angelegten neuen Transportwege inzwischen zeigen: Der kürzeste Weg für den Transport kaspischen, zentralasiatischen und sogar Teilen des sibirischen Gases und Öls wäre zweifellos der über den Iran gewesen, stattdessen hat man den Korridor Georgien gewählt. Zur BTC-Pipeline kommt seit 2006 auch noch die Gaspipeline bis zum türkischen Erzurum, mit Abzweigungen zu den georgischen Häfen und Supsa. Die Kapazitäten beider Pipelines, Öl wie Gas, können nur dann ausgelastet sein, wenn turkmenisches und kasachisches Öl und Gas nicht mehr über Russland abfließt. Das geschieht aber wieder verstärkt, weil Russland es trotz aller Störmanöver seitens der Betreiber des atlantischen Ost-West-Transportkorridors seit Ende der 90er geschafft hat, eine Gas-Pipeline, die sog. „Blue Stream“ vom südrussischen Schwarzmeerhafen Noworissisk durchs Schwarze Meer nach Samsung an der türkischen Nordküste zu verlegen. Kapazitätsverluste für Nabucco wird es geben, weil „South Stream“ auf kürzerem Weg, ebenfalls unter Wasser, von Novororossisk nach Bulgarien führen wird. Und schließlich wird sogar noch eine Minipipeline Gas von Nordossetien nach Südossetien führen. Am 29. Mai, dem Unabhängigkeitstag Südossetiens, wurde in Südossetien die „goldene Schweißnaht“ gesetzt. Russisches Gas soll Ende 2008 zum Inlandpreis von Norden nach Süden fließen.[50]

Die Alternativen für den Westen sind dürftig: Schürfrechte auf dem Boden des Kaspischen Meeres zum Bau der geplanten Unterwasserpipeline, die turkmenisches Gas in die türkisch-georgische Gaspipeline führen soll, sind ungeklärt. Der Anfang der 90er Jahre geplante Weg über Afghanistan ist im Krieg mit den Taliban untergegangen, neue Ansätze für eine afghanische Lösung stocken in den wieder aufgeflammten Kämpfen. Daher gehen die Prioritäten Turkmenistans und tendenziell auch anderer asiatischer Förderer heute eindeutig wieder in Richtung Russland. Russlands Teilhabe am Bündnis der „SOC“-Staaten, ebenso wie der 2008 in Teheran beschlossene gegenseitige Beistandspakt der Anrainer des kaspischen Meeres begleiten diese Entwicklung. Die gesonderten Verträge einzelner EU-Staaten mit Gazprom zu „North Stream“ und „South Stream“ sind eine Folge dieser Realität.

Gebremste Alternativen

Wie sehr der Aufruf Brzezinskis, Russland zu isolieren, vom Wunschdenken diktiert ist, springt aus einer Meldung der Internetseite polskaweb.eu in die Augen. Nach dem Ende der Kämpfe in Georgien gab man dort – höchst widerwillig – bekannt, zwischen der „russischen Politzange ‚Gazprom’“ und Turkmenistan sei nun ein langfristiger Gasliefervertrag abgeschlossen worden und kommentiert: „Die ersten verhängnisvollen Folgen des Krieges im Kaukasus nehmen (damit) ihren Lauf; denn Turkmenistan hat beschlossen, dass das Gas, was eigentlich über Georgien an Westeuropa geliefert werden sollte, zukünftig an Russland und China verteilt werden soll.“[51]

Verhängnisvoll? – ja, wenn BTC- und Nabucco-Pipeline weiterhin ökonomischer Vernunft zum Trotz in Konkurrenz zu Gazprom betrieben werden sollen. Nein, wäre die Antwort dagegen, wenn „marktwirtschaftliche“ Motive und „strategische Ziele“ nicht gegeneinander gestellt, sondern zum allgemeinen Nutzen eines globalen Energieversorgungsnetzes zusammengeführt würden, wie es das von Ungarn vorgeschlagene Joint Venture von Nabucco und „South Stream“ zum Beispiel als Möglichkeit andeutet, wenn es auch die zentralasiatischen Staaten und den Iran einbeziehen soll.[52] Die tatsächlich stattfindenden Vorbereitungen für den Bau von „North Stream“ und „South Stream“ zeigen ebenfalls in diese Richtung. Ökonomische und politische Vernunft spricht für solche Lösungen – solange noch keine Alternativen zur Abhängigkeit der heutigen Gesellschaften von Öl und Gas entwickelt worden sind.

Muss die Welt eine solche Entwicklung fürchten? Auf diese Frage gab der Vize-Vorstandschef von Gazprom, Alexander Medwedew, im Sommer 2007 der Presse eine bedenkenswerte Antwort: „Unsere industriellen Partner“, erklärte er, „haben solche Sorgen nicht. Im Gegenteil. Sie wissen, dass wir unsere Verpflichtungen einhalten werden. Gewisse politische Kreise jedoch kultivieren absichtlich ein Image vom ‚bösen Gazprom’ im Bewusstsein der Bevölkerung. Zudem zielt dieses negative Image über Gazprom hinaus, um das ganze Russland mit einzuschließen. Aus meiner Sicht ist folgendes Dilemma entstanden: Welches Russland ist besser für die globale Gemeinschaft, ein starkes oder ein schwaches? Mir scheint, dass ein schwaches Russland wesentlich mehr Risiken enthält, während ein starkes Russland ein ebenbürtiger wirtschaftlicher und politischer Partner sein wird.[53]

Dem ist nur noch die Frage hinzuzufügen, ob die EU und USA an einem solchen Partner interessiert sind.

Quellen:

1 Sbigniew Brzezinski in Wallstreet, 20.9.2004
2 So von dem Anwalt Michail Chodorkowskis, Robert Amsterdam in ww.robertamsterdam.com, vom 6.1.2008: (…) Gazproms achievements are exaggerated for many reasons, perhaps the most important being that it is not actually a company, corporation, or purely commercial entity in the traditional sense of the term. Neither is Gazprom a Government, but rather the lines are so blurred between the two, as many OECD reports have noted, that it is often difficult to tell, which is the horse und which is carriage.”
3 Novosti, 17.9.2008 und folgende Tagesmeldungen
4 U.a. in: Kai Ehlers, Erotik des Informellen , edition 8, 2004, S. 53ff
5 Spiegel online 18.01.2008
6 Greenpaper, Towards a european strategy fort he security of energy reply, european communities, 2001
7 Handelsblatt, 01.10.2008, Gespräch mit Energiekommissar der EU, Andris Piebalgs
8 Russland Analysen 170/08, S. 13 ff
9 Russlan aktuell, 14.07.2008
10 russland aktuell, 28.4.2008
11 Lfde. Berichterstattung 2008 von rusland.ru
12 Gazprom, Pressezentrum, 26.Juni 2006
13 Süddeutsche Zeitung, 27.06.2008 und Wirtschaftsblatt, 23.06.2008
14 Angaben nach Markus Brach-von Gumppenberg, in: Der Kaukasus, Hrgn. von Maria-Carin von Gumppenberg, Udo Steinbach, becksche Reihe, München 2008, S. 159ff ; außerdem: Europa unter Spannung, Energiepolitik zwischen Ost und West, Osteuropa, 9/10-2004
15 So genannt nach der von der Gruppe herausgegebenen Zeitschrift
16 In „“Gazprom – Anatomie eines Giganten“, Kai Ehlers, NDR-Forum, 12.08.2000
17 „Gazprom - Anatomie eines Gazprom – Feature im NDR Forum, 12.8.2000
18 Kai Ehlers, Erotik des Informellen. Impulse für eine andere Globalisierung aus der russischen Welt jenseits des Kapitalismus. Von der Not der Selbstversorgung zur Tugend der Selbstorganisation“, edition 8, Zürich, 2004
19 Zeit Online, 12/2004
20 Manager Magazin 6/1999, S. 130ff
21 Bekanntester Oligarch der Jelzin-Zeit und Haßobjekt aller Kritiker des Privatisierung.
22 In “Gazprom – Anatomie eines Giganten“, Kai Ehlers, NDR-Forum, 12.08.2000
23 TACIS = Technical Assistance to the Commenwealth of Independent States; INOGATE = Interstate OIL and Gas Transport to Europa; TRACECA = Transport Corridor Europa-Caucasus-Central Asia (Unter diesen Abkürzungen auch im Internet auffindbar) Siehe dazu: Kai Ehlers, Asiens Sprung in die gegenwart, Russland China, Mongolei – Die Entwicklung eines Kulturraumes ‘Inneres Asien’”
24 Evaluation of TACIS/TRACECA programme. Transport Corridor Europa Caucasus Asia, Request for Services No. 2002/47681, Final Report, Jacobs Consultancy, London, Juli 2003 Caucasus Asia
25 Sbigniew Brzezinski, Die einzige Weltmacht, Fischer tb, 14358, 1997
26 Angaben z. T. nach Markus Brach-von Gumppenberg, in: Der Kaukasus, Hrgn von Maria-Carin von Gumppenberg, Udo Steinbach, becksche Reihe, München 2008, S. 159ff
27 Michael Liebig, www.solon.online.de
28 Kai Ehlers, Der Fall Chodorkowski oder: Russland im aktualisierten „Great Game“, Ralph-M. Luedtke/Peter Strutynski (Hrsg.), Neue Kriege in Sicht, Verlag Winfried Junio, Kassel 2006
29 Novosti 16.09.2008
30 Solon online, 7.07.2007
31 Novosti 16.09.2008)
32 Novosti 16.09.2008
33 Russlandktuell12.2007
34 Novosti, 29.04. 2008
35 Taz, 26.07.2008
36 ebenda
37 Novosti, 10.12.2008
38 Focus, 14.7.2008
39 Russland Taz, 07.10.2008
40 russland.ru, Juli, 2008
41 Energy and NATO, Senator Lugar´s keynote speech t the German Marshall Fund Conference on Monday; November 27, 2006 in Riga, Tavia, in advance of the NATO Summit, zitiert nach Jürgen Wagner, der russisch - Europäische Erdgaskrieg, Linksnet1, August 2007
42 Focus, 21.08 06
43 Linksnet, JÜRGEN Wagner in Ausdruck
44 Backgrounder, published by The Heritage Foundation, No 2083, November 5, 2007
45 OIL; Oligarchs and Opportunity: Energy from Central Asia To Europa, Committe on Foreign Relations The Uniated States, Julne, 12, 2008
46 ebenda
47 Welt, 11.8.2008
48 Oil, Oligarchs and Opportunity: Energy From Central Asia to Europa, Dr. Leon Fuerth, 12.06.2008
49 ebenda
50 www.steinbergrecherche.com
51 polskaweb.eu, 2.09.2008
52 Russlandktuell12.2007
53 Gazprom pressezentrum, 17.06.2007

http://www.hintergrund.de/  

1280 Postings, 5674 Tage watergatedie oben bereits angeführten trümpfe ziehen

 
  
    #14
3
17.01.09 10:03
aber nicht ewig. möglicherweise laufen die nächsten 15 jahre noch gut, bis sich die russen hingewirtschaftet haben. in dieser zeit kann man vielleicht durchaus erfolgreich investiert bleiben / sein / werden.

"In Russlands Reichtum, in der Stärke seiner Selbstversorgungsstrukturen liegt aber auch seine große Schwäche, nämlich die tief verwurzelte, Jahrtausende alte Überzeugung, die bereits den Charakter einer Menschheitsweisheit trägt: Russland ist groß! Russland ist weit! Wir haben für immer von allem mehr als genug – unendlich viel Land, unerschöpfliche Ressourcen, eine Vielfalt an Menschen.

Tatsächlich sind die Zeiten der unbegrenzten Ressourcen heute auch für Russland vorbei. Die größte Herausforderung für Russlands Menschen liegt heute vermutlich darin, diese Grenzen zu erkennen, zu akzeptieren in neues Bewusstsein zu transformieren und vom bisherigen Raubbau an natürlichen Reichtümern wie an Grund und Boden zur kontrollierten Nutzung und Entwicklung und Pflege überzugehen. Dies ist, aus meiner Sicht, die eigentliche Revolution, die sich heute in Russland ereignet, bzw. ereignen muss – und nicht nur in Russland. In Russland ist sie lediglich besonders akut, weil die von seiner Führung zur Zeit betriebene nachholende Modernisierung die Grenzen der bisher unerschöpflich scheinenden Ressourcen besonders krass hervortreten lässt. Russland, das weiß erkennbar auch seine gegenwärtige Führung, ist nur überlebensfähig, wenn es seine Ressourcen teuer und zum langfristigen Nutzen der Gemeinschaft verkauft und das heißt, wenn es sie kontrolliert."

der gesamte artikel:
http://russlandonline.ru/rupol0010/morenews.php?iditem=2942  

1280 Postings, 5674 Tage watergatebutter bei`s die fische

 
  
    #15
1
17.01.09 12:10
russland ist jedoch mehr wie gazprom. drum hier eine übersicht über die größten russischen unternehmen. informationen sind sehr willkommen. denn chancen sollte gerade abseits von gazprom lauern.
quelle wikipedia  
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1280 Postings, 5674 Tage watergatedetails

 
  
    #16
3
17.01.09 12:53
Forbes Top 5 Unternehmen aus Russland
1. Gazprom
GazProm (russisch: Газпром) – der größte Erdgasproduzent der Welt. Der russische Staat hält 50,002% der Aktien von Gazprom. Neben Erkundung, Förderung und Aufbereitung, zählt auch Handel mit Erdgas, Flüssiggas und Gaskondensat zu den Kerngeschäftsfeldern des Unternehmens. Gazprom liefert Gas an Kunden in Russland und im Ausland.
Vor seiner Wahl zum  Präsidenten von Russland stand Dimitri Medwedew an der Spitze von GazProm. Im Juni 2008 soll der neue Vorsitzender des Direktorenrates gewählt werden. Als wahrscheinlicher Kandidat wird der ehemalige russische Ministerpräsident Wiktor Subkow gehandelt. Seit 2007 ist Gazprom offizieller Sponsor des FC Schalke 04.

2. LUKoil
LUKoil (russisch: ЛУКОЙЛ) – das zweitgrößte (nach Rosneft) Öl-Unternehmen in Russland wurde 1991 vom Staat gegründet. Heute halten sechs russische Firmen knapp 97% der Aktien von Lukoil. Das Unternehmen fördert Gas und Öl und versorgt damit 19 Länder inklusive Russland.

3. UES von Russland
Unified Energy System (UES von Russland) (russisch: ЕЭС России) - der größte Stromversorger in Russland. An der Spitze des Unternehmens steht der ehemalige Politiker Anatoli Tschubais. 1992 war Tschubais in der Regierung für die Entwicklung des Privatisierungsprogramms verantwortlich. 1997 wurde er Finanzminister Russlands. Der Staat hält 52,3457% der Aktien von UES.

4. Sberbank
Sberbank (russisch: Сбербанк) – die größte Bank von Russland wurde bereits 1841 vom Zaren Nikolaus I. gegründet. Zu Sowjet-Zeiten war dies die staatliche Sparkasse und die einzige Bank für Privatanleger in Russland. 1991 wurde die Bank zu einer Aktiengesellschaft. Die russische Zentralbank hält 57,6% der Aktien von Sberbank. Seit 2007 wird die Sberbank von German Gref, dem ehemaligen Minister für Wirtschaft und Handel, geführt.

5. Rosneft
Rosneft (russisch: Роснефть) – der größte Öl-Konzern Russlands. Das Unternehmen wurde 1993 vom Staat gegründet und 1995 von der Regierung in eine Aktiengesellschaft umfirmiert. Im Laufe der Zeit kaufte Rosneft immer mehr Firmen dazu. Zum Öl-Giganten wurde Rosneft 2004 durch die Übernahme von Yuganskneftegas, einer der wichtigsten Ölfördergesellschaften in Russland. Yuganskneftegas war Teil des zerschlagenen Yukos-Konzerns. Der Gründer von Yukos (russisch: ЮКОС) Michail Chodorkowski wurde 2003 wegen Steuerhinterziehung und Geldwäsche in Milliardenhöhe zu acht Jahren Haft verurteilt. Seit 2006 ist Rosneft an der Londoner Börse notiert.  
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1280 Postings, 5674 Tage watergateinterviewausschnitt

 
  
    #17
17.01.09 13:15
mit Per Fischer, Senior Vice President & Head of Financial Institutions der Commerzbank.

"RusslandJournal: Was halten Sie von dem Programm der russischen Regierung zur Stabilisierung des Bankenwesens?

Per Fischer: Mit dem breiten Ansatz zur Stärkung des Finanzsektors und Bankenbereiches legt die russische Regierung ein  verantwortungsvolles Verhalten an den Tag, das sich von den vielleicht nicht so erfolgreichen Versuchen in der Vergangenheit deutlich unterscheidet. Die russische Regierung hat sich zum Ziel gesetzt, das Bankensystem insgesamt zu stabilisieren und hat dafür große Summen zur Verfügung gestellt. Wir hoffen, dass die Programme der russischen Regierung zur Stabilisierung der Banken und damit auch der Wirtschaft positive Effekte haben werden."

das interview
http://www.russlandjournal.de/wirtschaft/...ps/interview-commerzbank/  

1280 Postings, 5674 Tage watergatewelchen fehler sollte man machen,

 
  
    #18
2
17.01.09 14:28
wenn man russlands größtes stahlunternehmen Severstal A0LEJV in diesem zustand kaufen würde. es heißt ja derzeit immerr, dass es kein sicheres investment gibt - das erscheint mir sicher. langfristig erscheint mir eine verdopplung als nicht überzogen.  
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1280 Postings, 5674 Tage watergategazprom oder lukoil

 
  
    #19
1
17.01.09 15:21
der vergleich der kursverläufe befördert keine entscheidung  
Angehängte Grafik:
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1280 Postings, 5674 Tage watergateschön angemeiert

 
  
    #20
1
17.01.09 17:14
aber wenn der verkauft weiß / wusste er ja etwas . . .

"Russland: Sulejman Kerimow verkaufte die Aktien von Sberbank und Gazprom
Juni 11th, 2008 Russland,
Politiker und Geschäftsmann Sulejman Kerimow verkaufte seine Aktien von Sberbank und Gazprom für eine Gesamtsumme von 21 Milliarden $. Das Geld investiert er in Deutsche Bank (wo der Anteil seiner Aktien sich von 3% auf 9% erhöhen soll), UBS, Morgan Stanley und Credit Suisse.

Neben seiner Aktiva an Sberbank und Gazprom trennte sich gebürtige Dagestaner bereits von vielen seiner weiteren russischen Aktiva bzw. hat das in der nächsten Zeit vor. Im April dieses Jahres trennte er sich bereits von “Polimetall” - dem größten russischen Silberproduzenten, sowie im März dieses Jahren von seinen Aktien an OAG “National Telecomunications” und “Metronom AG” (allein dafür bekam er 200 Mio. $)

Das Geld, das er für den Verkauf dieser Aktiva bekam, investierte er bereits in 3% der Deutsche Bank Aktien. Wie der “Kommersant” heute berichtet hat Kerimow vor, seinen Anteil an der Deutschen Bank von 3% auf 9% zu erhöhen.

Nach Meinung vieler Analytiker handelt Kerimow sehr logisch, wenn er in ausländische Aktiva investiert:

“Die Wertpapiere ausländischer Banken bekamen den meisten Schaden durch die letzte Finanzkrise als die anderen Wertpapiere ab und haben deswegen ein großes Wachstumspotential” - meint der Alfabank Analytikerin Natalia Orlowa. Es existieren aber auch Meinungen, dass die Investitionen in ausländische Aktiva eher politischer Natur sind und den Zweck haben, sich vor den politischen Gefahren abzusichern.

http://www.gusnews.net  

1280 Postings, 5674 Tage watergateeigentlich hat russland zukunft

 
  
    #21
2
17.01.09 17:31
jedoch hatte das russland schon immer - und immer haben sie es vergeigt. hier ein paar gründe

"Bürokratie, Verwaltung und Administration

Komplizierte und lange Genehmigungsverfahren, Korruption, Probleme bei der Zollabwicklung und Firmen-Registrierung sowie widersprüchliche Gesetzauslegung erschweren den Einstieg in den russischen Markt. Präsident Medwedew will die Korruption in Russland bekämpfen ( :-DD) und sieht darin den Schlüssel zur Modernisierung Russlands in allen Bereichen. "  

1280 Postings, 5674 Tage watergateprobleme II

 
  
    #22
2
17.01.09 18:28
"Hohe Inflation in Russland

Eine hohe Inflation ist eine große Herausforderung für die russische Wirtschaft. Im ersten Halbjahr 2008 lag die Inflationsrate in Russland bei 8,7%. Das Ministerium für wirtschaftliche Entwicklung der Russischen Föderation rechnet mit einer Teuerungsrate von 9-10,5% für das Gesamtjahr 2008. Die russische Zentralbank erwartet eine Inflation von 11,9%. Anderen Schätzungen zufolge wird die Inflation in Russland bei 12-18% liegen. Die meisten Experten sind sich einig, dass das vom Präsidenten Medwedew vorgegebene Ziel, die Inflation 2008 im einstelligen Bereich zu halten, nicht erreicht werden kann."  

1280 Postings, 5674 Tage watergateprobleme III

 
  
    #23
1
17.01.09 19:07
"Fachkräftemangel

Viele ausländische Firmen haben Schwierigkeiten, gut ausgebildete Mitarbeiter in Russland zu finden. Universitäten und Hochschulen bilden zwar gute Akademiker aus. Doch russische Uni-Absolventen sind für das tatsächliche Arbeitsleben oft nicht vorbereitet. Der Grund dafür ist die strikte Trennung zwischen theoretischer und praktischer Ausbildung in Russland. Ein duales Bildungssystem, bei dem junge Menschen an einer Berufsschule und parallel in einem Betrieb ausgebildet werden, gibt es in Russland nicht. Es ist vor allem schwer, in Russland qualifizierte Handwerker zu finden. Die deutsch-russische AHK versucht, gemeinsam mit der Regierung ein Pilotprojet zur Implementierung des dualen Bildungssystems in Russland einzuführen. "  

1280 Postings, 5674 Tage watergateprobleme IV

 
  
    #24
1
17.01.09 19:21
"Unzureichende Infrastruktur in vielen Regionen Russlands

Eine gut funktionierende Infrastruktur ist für die moderne Wirtschaft sehr wichtig. Unter Infrastruktur versteht man nicht nur das Verkehrs-, sondern auch das Kommunikationsnetz, die Energieversorgung und soziale Einrichtungen (Kindergärten, Schulen, Krankenhäuser, Sportanlagen, etc.)
Leider ist das Transport- und Verkehrsnetz in vielen Regionen in Russland noch schlecht ausgebaut. Das russische Verkehrsministerium investiert bereits Milliarden von Rubel in den Straßenbau, in die Modernisierung vom Eisenbahnnetz und Flughäfen. Die 2006 verabschiedete Strategie für die Entwicklung des Transportnetzes der Russischen Föderation sieht ein umfassendes Maßnahmenpaket bis 2010 vor. Wenn im europäischen Teil von Russland das Transportnetz "nur" modernisiert werden muss, gibt es im russischen Fernen Osten noch Gebiete, die kaum erreichbar sind. "
http://www.russlandjournal.de  

1280 Postings, 5674 Tage watergateanalysten müssen auch ihr geld verdienen

 
  
    #25
1
17.01.09 20:44
aber ihre "arbeit" ist einfach DRECK oder HOCUS POCUS - wie man will . . .

in memoriam:
"Schroder: Russland-Aktien sind außerordentlich günstig
(DAS INVESTMENT) Donnerstag, 28. August 2008 -

Minus 11 Prozent seit Anfang August, minus 32 Prozent seit dem Höchststand im Mai: Der russische Aktienindex RTX ist im Tiefflug. Keine andere Schwellenländerbörse hat in den vergangenen Monaten schlechter abgeschnitten. Allan Conway von der Fondsgesellschaft Schroder Investment Management ist dennoch zuversichtlich: „Die schlechten Nachrichten sind jetzt weitgehend in den Kursen eingepreist“, so der Leiter des Aktienteams Schwellenländer."
http://www.dasinvestment.com  

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