Premiere: Wer nutzt es wie?


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Neuester Beitrag: 27.03.03 12:46
Eröffnet am:01.07.02 10:47von: SchwarzerLo.Anzahl Beiträge:27
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13475 Postings, 9512 Tage SchwarzerLordPermira übernimmt Mehrheit an Premiere

 
  
    #26
21.02.03 08:08
Aus der FTD vom 21.2.2003 www.ftd.de/premiere
Verkaufspreis für Premiere düpiert Murdoch
Von Thomas Clark, Hamburg

Die Investmentgruppe Permira ist zu einem Spottpreis beim Bezahlfernsehen Premiere eingestiegen. Nun könnte der Sender sogar bald Gewinne abwerfen.

Georg Kofler
 
Gerade mal 143 Mio. Euro bezahlte die Frankfurter Fondsgesellschaft, um 65 Prozent an dem digitalen Pay-TV zu erhalten. Die Verträge wurden am Donnerstag unterschrieben. Die Konditionen, zu denen Permira die Kontrollmehrheit bekommt, müssen den Medienmogulen Leo Kirch und Rupert Murdoch die Tränen in die Augen treiben: Kirch hatte Milliarden in Premiere gesteckt. Und Murdoch musste sich eine Beteiligung vor drei Jahren teuer erkaufen: Er bezahlte 1,5 Mrd. Euro für 20 Prozent. Doch jetzt, wo Premiere endlich Aussicht auf Erfolg hat, ernten andere die Früchte: Kirch ist längst pleite, Murdochs Milliarden sind versandet.

Es war die Insolvenz der Mutterfirma von Premiere, Kirch Pay-TV, die Murdoch und Kirch im Juni des Vorjahres beim heimischen Pay-TV herausdrängte und so für Permira das Tor zum Einstieg öffnete.

Schon im November vereinbarten die Manager von Permira Exklusivverhandlungen und einen Rahmenvertrag mit den Gläubigerbanken, die nach der Insolvenz das Sagen hatten. Damals vertraten viele Branchenkenner noch die Ansicht, dass sie das Pay-TV nicht einmal geschenkt wollten. Erst nachdem die stagnierende Zahl der Abonnenten in den letzten drei Monaten um 250.000 gestiegen ist, macht sich langsam die Meinung breit, dass die Investoren hier möglicherweise ein Schnäppchen sondergleichen gemacht haben. So kündigte Premiere-Chef Georg Kofler vergangene Woche an, dass man das Ziel von 2,9 Millionen Kunden (derzeit 2,65 Millionen) bis Ende 2003 in jedem Fall erreichen werde und Premiere ab Mitte 2004 profitabel sei.

Sanierung durch Insolvenz

So eine Ansage wäre vor einem Jahr undenkbar gewesen. Kofler gibt auch unumwunden zu, dass die Sanierung ohne die Insolvenz "sicher nicht" möglich gewesen wäre. "Nur durch die Insolvenzsituation war es uns möglich, bestehende Verträge brutal runterzuverhandeln und zu sagen: Entweder ihr gebt euch mit der Hälfte zufrieden oder ihr bekommt gar nichts."

Durch das Abo-Wachstum und eine Rosskur bei den Kosten, scheint es realistisch, dass mit Premiere in wenigen Monaten erstmals Millionen verdient statt verbrannt werden. Deshalb zeigten sich auch die Gläubigerbanken am Donnerstag hoch erfreut. HypoVereinsbank und Bayerische Landesbank haben ebenfalls für nur jeweils 22 Mio. Euro Anteile in Höhe von zehn Prozent an Premiere bekommen. Und darüber hinaus sind die Banken zuversichtlich, dass sie ihre Altkredite in Höhe von insgesamt 800 Mio. Euro nicht endgültig abschreiben müssen. "Mit dem jetzigen Modell haben wir eine reelle Chance, dieses Geld zurückzubekommen", so ein beteiligter Banker.

Das Kalkül: Ein Börsengang als großer Reibach. "Wenn Premiere einmal einige Hundert Millionen Ebitda (operativer Gewinn) abwirft, dann ist es leicht mit einer Milliardenbewertung an die Börse zu bringen", so der Banker. So weit könnte es nach Ansicht der Beteiligten bereits Mitte 2005 sein. Die Banken könnten dann nicht nur ihre Anteile vergolden. Vielmehr würden sie durch eine vereinbarte Wandelschuldverschreibung auch an den Börsenerlösen von Permira mitnaschen.

Nun muss die Rechnung noch aufgehen. Dafür ist Georg Kofler verantwortlich. Der hat am Donnerstag erst mal gefeiert: Nach der Unterschrift unter das 200 Seiten dicke Vertragswerk spendierte er einige Magnumflaschen toskanischen Brunello di Montalcino. Kein Wunder: Auch er ist neuer Gesellschafter, hält in Zukunft zehn Prozent an Premiere. Kosten: So wenig, dass er nicht darüber reden mag.

© 2003 Financial Times Deutschland , © Illustration:  AP

Quelle: http://www.ftd.de/tm/me/1045472712146.html?nv=hpm  

13475 Postings, 9512 Tage SchwarzerLordPremiere: Schwarzseher nicht erwünscht

 
  
    #27
27.03.03 12:46
Premiere plant Abschied von den Schwarzsehern

Schon im Herbst, hofft Premiere-Chef Georg Kofler, könnte sein Pay-TV-Sender endlich rund 30 Prozent seiner Zuschauer verlieren - so groß ist Schätzungen zufolge die Quote der Schwarzseher. Abhilfe soll eine neue Verschlüsselungstechnik bringen.

Georg Koflers Rettungskonzept, nächster Teil: Nach Personal raus und Kosten runter kommt nun der Rausschmiss der Schwarzseher - wenn das klappt

Wem es nicht reicht, Michael Schumacher aus nur einer Kameraperspektive beim Siegen zuzusehen, wer Filme oder Dokus mag und eine akute Allergie gegen die - Zitat: Pink Floyd - "thirty channels of shit to choose from" pflegt, der mag sich dafür entscheiden, zum Pay-TV zu wechseln. Den Zugang gibt es per Decoder, den man überall kaufen kann, und mit der dazugehörigen Smartcard, die das Abo freischaltet.
Das ist dann im besten aller Fälle bezahlt, ziemlich oft aber nicht im Elektronikfachhandel, sondern am Bahnhof: Dort und an vielen anderen Orten verticken fleißige Dealer seit Jahren schon extrem kostengünstige Premiere-Zugänge. Das hat Vor- und Nachteile: Auf der positiven Seite verbucht Premiere so schon seit langem Zuschauerzahlen, die sonst niemand geglaubt hätte, auf der negativen Seite aber verdient der Sender an diesen Kunden gar nichts.

Und das ist nicht gut für ein Start-up, das als Dauer-Rohrkrepierer und Kirch-Imperiumskiller gilt: Im Jahr 2001 produzierte Premiere 743 Millionen Euro Umsatz - bei 1,58 Milliarden Euro Kosten. Da fehlte selbst das Geld zur täglich attraktiven Bestückung des Programms der zahlreichen Digital-Kanäle, denen folglich Zuschauer davonliefen.

Premiere mehrte sein Minus täglich um satte 2,4 Millionen Euro, als im Frühjahr 2002 der ehemalige Pro7-Chef Georg Kofler als Retter auf den fahrenden Zug gen Nirgendwo aufsprang. Seitdem hat er einiges bewegt: Mit Schnäppchenangeboten, einem striktem Sparkurs und konsequenter Programmpolitik liegt Premiere vielleicht erstmals in seiner Geschichte wirklich im Aufwärts-Trend.

Immerhin 2,6 Millionen Leute sähen heute gegen Zahlung zu, sagt Premiere, und da sei es Zeit, sich von der einen Million Schmarotzer zu trennen, die Premiere selbst als Schwarzseher-Quote angibt. Andere Schätzungen gehen von bis zu 1,5 Millionen Schwarzsehern und mehr aus.

Trennung vom alten System macht gehackte Karten nutzlos

Denen will der Pay-TV-Sender jedenfalls mit einem neuen Verschlüsselungssystem der Schweizer Softwarefirma Kudelski den kostenlosen Spaß verderben.

"Wir werden in Zukunft denjenigen, die uns beklauen, noch kräftiger auf die Finger hauen. Ab Herbst wird bei den Schwarzsehern der Bildschirm wirklich schwarz", verspricht Premiere-Chef Georg Kofler.

Premiere entschied sich nach wochenlangen Verhandlungen mit fünf verschiedenen Anbietern für die Verschlüsselungssoftware "Nagravision" von Kudelski und damit gegen das Produkt der früheren Schwesterfirma BetaResearch, die das bisherige System geliefert hatte. Diese "betacrypt1"-Software wurde schon bald nach ihrer Veröffentlichung geknackt. Alle Versuche von Premiere, beispielswseise durch sich regelmäßig ändernde Zugangscodes mehr Sicherheit zu erlangen, blieben fruchtlos.

"Durch die Schwarzseher", sagt Kofler, "entstehen Premiere Umsatzausfälle von mindestens hundert Millionen Euro pro Jahr". Der Sender hofft, zahlreiche der Schwarzseher zu zahlenden Kunden machen zu können.

Premiere blickt auf eine wechselvolle Geschichte zurück. Ursprünglich ein Bertelsmann-Unternehmen in Konkurrenz zu Leo Kirchs DF1, gelangte der Sender 1999 in die Hände des Münchner Medien-Magnaten, weil Bertelsmann des Pay-TV-Abenteuers überdrüssig war, und Kirch es sich nicht leisten konnte, sein DF1-Geldgrab zuzuschütten. Er übernahm Premiere gegen Zahlung von rund 800 Millionen Euro und ließ seine eigenen, höchst unpopulären Pay-Sender darin aufgehen. Doch die Löcher in Kirchs Taschen erwiesen sich als zu groß, und Premiere tat sein übriges, sie noch zu erweitern: Das Medienimperium des Leo Kirch ging 2002 spektakulär unter. Seitdem herrscht freudiges Hick-Hack um die Erbmasse.

Premiere war im Februar von der Investmentgesellschaft Permira übernommen worden, die die frühere Tochter der Kirch-Gruppe bis zum Erreichen der Gewinnschwelle finanzieren will. Sanierer Georg Kofler erwartet schwarze Zahlen für das erste Quartal 2004.

Quelle: http://www.spiegel.de/netzwelt/technologie/0,1518,242095,00.html  

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