PSI, quo vadis?
Dabei waren auf dem Weg durchaus einige Hürden zu bewältigen. So wurden die ausufernden Rückstellungen für Pensionszusagen gedeckelt und das System der Betrieblichen Altersvorsorge auf ein zeitgemäßes System mit Kapitaldeckung umgestellt. Oder die Abwehr des Versuchs einer feindlichen Übernahme durch Kajo Neukirchen 2009. Man kann sicher im Nachhinein darüber diskutieren, ob jede der damals eingesetzten "poison pills" so glücklich gewählt war (Stichwort Übernahme INCONTROL), aber es hatte funktioniert.
Und hätte man mich vor einem Jahr gefragt, ob ich mir eine PSI ohne Dr. Schrimpf vorstellen könnte - so wäre mir hierzu ad hoc nur "Gott bewahre" eingefallen.
Dabei gab es auch Schattenseiten in seiner Ära. Da war z.B. die Mittelfristprognose für das Jahr 2015, die meilenweit verfehlt und stillschweigend eingestampft wurde. Dann der (zunächst) mächtig vergeigte Auftrag der Schweizer Post, der damals bereits auf Managementprobleme hindeutete. Danach die gefühlt unendlichen Probleme bei INCONTROL, die erst viel zu spät konsequent angegangen wurden. Immer wieder gab es "einmalige Sonderbelastungen", die (zumindest uns Aktionäre) völlig unvorbereitet trafen. Das Ergebnis dieser Schattenseiten kann man im Chart im Zeitraum der Jahre 2010 bis 2020 sehr gut erkennen - für die Aktionäre 10 verloren Jahre.
Danach dachte man, dass diese Zeiten endlich vorbei waren und man nun endlich die Früchte als Ausgleich für die vielen mageren Jahre ernten könnte. Umsätze und Gewinne stiegen und auch der Kurs der Aktie würdigte endlich das Vorankommen. Und PSI hatte eine neue Mittelfristprognose - diesmal für das Jahr 2026 - die eine goldene Zukunft verhieß (mal wieder).
Doch es kam bekanntlich anders. Aus der Redispatch 2.0-Lösung, die sich 2022 noch "wie geschnitten Brot" verkaufte, wurde plötzlich ein Problemkind, welches PSI kapazitätsmäßig und finanziell zunehmend belastete. Und es tauchten plötzlich auch noch Altprojekte im Bereich Energie auf, bei denen sich PSI wohl inhaltlich und finanziell sehr deutlich verkalkuliert hatte und welche damit ebenfalls zu Belastungen führten.
Als PSI Aktionär stand man wieder nur staunend da und verstand die Welt nicht mehr. Wie konnten die Redispatch 2.0 Aufträge durch die vielen nachträglichen regulatorischen Änderungen zu einen finanziellen Desaster werden, wenn doch die Verträge angeblich gut und auch wasserdicht waren, wie Dr. Schrimpf sogar noch auf der HV 2023 wiederholt (und auf meine ganz konkrete Frage hin) versicherte? Und wie konnte man sich bei den Altprojekten nur so extrem verkalkulieren? Was lief hier schief?
Zur HV 2023 war Dr. Schrimpf bereits CEO auf Abruf. Nachdem sein Vorstandsvertrag noch letzten Herbst vorzeitig verlängert wurde, überraschte PSI Anfang 2023 mit der Meldung, dass Robert Klaffus zu Dr. Schrimpfs Nachfolger berufen wurde und das zukünftig der Vorstand auf 3 Personen erweitert wird. Damit noch nicht genug. Der designierte CEO Klaffus stand trotz Berufung noch gar nicht für einen Beginn bei PSI zur Verfügung und es stand auf Grund eines nachvertraglichen Wettbewerbsverbots in seinem bestehenden Anstellungsvertrag bei Siemens auch noch in den Sternen, wann er bei PSI beginnen kann. Als Grund für diesen Wahnsinn gab der Aufsichtsrat den langfristig geplanten Generationswechsel an. Dr. Schrimpf war zu diesem Zeitpunkt 58... Man fragte sich, was für Drogen der Aufsichtsrat da konsumierte. Irgendwann hatte man den Wahnsinn dann wohl auch im Hause PSI eingesehen und die Arä Schrimpf bei PSI endete überraschend jäh zum 01.07.2023. Seit dem führt der CFO allein das Schiff. CFO Gunnar Glöckner, der erst seit 2021 bei PSI an Board ist, war übrigens wohl ein Glückgriff, soweit man das von außen beurteilen kann.
Inzwischen wissen wir, was zu all den aufgelaufenen Problemen führte und dass die Redispatch 2.0-Verträge wohl alles andere als wasserdicht waren. All diese Probleme muss Dr. Schrimpf wohl zu einem guten Teil auf seine Kappe nehmen. Er hat sich seinen vorzeiten Ausstieg auch extrem gut vergüten lassen, was aus seiner Sicht sicherlich nachvollziehbar ist, aber zusätzlich einen etwas fahlen Nachgeschmack auf seinem Lebenswerk bei PSI hinterlässt. Damit jetzt jedoch genug zu Dr. Schrimpf. Blicken wir nach vorn.
In 2 Tagen - am 01.11.2023 - übernimmt endlich Robert Klaffus das Ruder bei PSI. Ich finde, es wäre damit an der Zeit, dieser neuen Ära auch hier im Forum mit einem neuen Thread einen gebührenden Rahmen zu geben.
Von der Mittelfristprognose 2026, welche auf der letzten HV nochmals bestätigt wurde, können wir uns wohl verabschieden. An deren Realisierbarkeit hat aber wohl schon länger keiner mehr so richtig geglaubt, wenn man so die Projektionen der Analysten anschaut.
Ich hoffe, Robert Klaffus wird den Erwartungen gerecht, die in ihn gesetzt werden. Ich wünsche ihm (und damit auch indirekt uns Aktionären) viel Glück beim Heben der großen Potentialen, die zweifellos in PSI stecken.
Deutschland liegt bei den E-Autos auf dem letzten Platz bei den Industrieländern. In Ägypten sind nur noch Importe von E-Autos erlaubt, keine Verbrenner mehr ...
Ich sage ja immer, jedes Volk hat die Regierung, die es verdient...
Reiche Gesellschaften tendieren halt generell dazu satt, bequem und dumm zu werden. Zum Glück kümmert sich die Welt einen Scheiß um Deutschland. Irgendwann sind wir dann halt nicht mehr satt, sondern einfach nur noch dumm.
Mit meiner Einschätzung zu den Kontron Wallboxen lag ich wohl 100% richtig, wenn man so liest, was Niederhäuser in der heutigen Pressemeldung so verlautet:
”Nun zeigen sich bereits die ersten Erfolge und Synergie-Effekte.” Unter anderem werden durch das Upgrading der KATEK-Produkte mit Kontron-Software erhebliche Kostenvorteile erzielt. „Mit der Software unserer Ladesyteme bieten wir die intelligente Antwort auf die Anforderungen der Energie- und Verkehrswende die stark von Digitalisierung und Vernetzung geprägt ist.”
Mit ihrer vollständigen Vernetzung über Ethernet, LTE, WiFi, EEBUS, MODBUS/TCP, OCPP und ISO15118 trägt Kontron der zunehmenden Digitalisierung des Energiesektors Rechnung. Denn um schwankende Energieerzeugung durch Windkraft und Photovoltaik intelligent und effizient nutzen zu können, ist die Vernetzung von Gebäuden, Elektrofahrzeugen und dem Stromnetz erfolgsentscheidend. Dabei kommunizieren die Systeme mit dem Energiemanagementsystem, welches mit einer PV-Anlage, Wärmepumpen oder Batteriespeichersystemen verbunden sein kann. So erhält das E-Auto von der Wallbox eine Anreiztabelle und kann darüber den dynamischen Ladeplan berechnen. Auch netzdienliches Laden nach §14a EnWG zur Anpassung an die Auslastung des Stromnetzes und flexible Ladetarife werden darüber möglich. Die Kommunikation zum Auto erfolgt über ISO 15118. Die Norm ermöglicht es zudem, dass E-Auto und Ladestation sich gegenseitig erkennen und Informationen austauschen. Auf öffentlichen Ladeplätzen kann auf diese Weise die Autorisierung über Plug’n’Charge erfolgen."
Und ja, bin noch bei Kontron dabei (aktuell Nr. 6 im Depot). Wollte sogar noch kurz vor der Dividendenzahlung aufstocken, mein Limit lag jedoch ein paar ct zu tief. Halt verzockt - passiert. Habe dafür in den letzten Tagen Claranova aufgestockt und werde dort weiter aufstocken, sollte es noch weiter bis zur nächsten Unterstützung runter gehen.
Hast du Aixtron auf dem Schirm, es dürfte wohl kaum eine grünere Aktie geben als Aixtron, nur wissen das die meisten nicht. Aixtron wird oft auf SiC reduziert, dabei dürfte Galliumnitrid noch viel spannender sein bzw. werden. Aixtron ist bei GaN aktuell Marktführer mit 90 % bei den Maschinen.
Ansonsten sollten wir die Konversation wohl besser per BM fortsetzen, damit der off topic hier nicht noch mehr zunimmt (auch wenn es zu PSI aktuell auch nichts zu schreiben gibt).
Bei Aixtron dreht sich eigentlich alles um Energieeffizienz, egal ob SiC, LED, Micro LED oder GaN. Aixtron ist der absolute Marktführer für die Verbindungshalbleiter, die in naher Zukunft in vielen Bereichen das klassische Silizium ersetzen werden. Rechenzentren z.B. mit GaN arbeiten um 40% effizienter als Silizium.
Jefferies spricht schon von "the next ASML" ... aber wie immer an der Börse bedarf es auch hier viel Geduld.
" Die wirtschaftlichen Auswirkungen der Cyberattacke können im Moment noch nicht abschließend beurteilt werden, da der Wiederanlauf unserer IT-Systeme noch nicht vollständig abgeschlossen ist. Nach unserer derzeitigen Einschätzung kann nicht ausgeschlossen werden, dass ursprünglich geplante Auftragseingänge und Umsatzerlöse in Höhe von etwa 20 bis 30 Millionen Euro nicht mehr im Jahr 2024 erfasst bzw. abgearbeitet werden können. Für alle direkt durch die Cyberattacke entstandenen Kosten wie z. B. das Notfallmanagement oder die Unterstützung durch Dritte beim Wiederanlauf gehen wir davon aus, dass diese größtenteils durch bestehende Versicherungen kompensiert werden können. Unter Berücksichtigung aller bisher vorliegenden und bewertbaren Informationen gehen wir davon aus, dass die negativen Ergebniseffekte aus dem Cyberangriff dazu führen werden, dass im Jahr 2024 ein negatives Betriebsergebnis im oberen einstelligen bis unteren zweistelligen Millionenbereich erzielt wird. "
Eine große Frage ist natürlich auch, ob PSI als KRITIS Unternehmen hier optimal geschützt war, werden wir aber wohl nicht erfahren.
Bis alles wieder rund läuft in der IT muss man schon mit 10-12 Monaten rechnen.
Ich bin gleich bei der Analystenkonferenz (Webcast) dabei. Mal schauen, ob es da noch ein paar Antworten gibt...
Das Ganze stand unter dem Motto "PSI reloaded".
1. Der neue CTO kommt nächste Woche.
2. Die Höhe der Belastungen aus dem Cyberangriff (nicht durch Versicherungszahlungen in 2024 gedeckt) schätzt PSI aktuell auf ca. 25 Mio. Es besteht die Möglichkeit, dass es in 2025 weitere Versicherungsleistungen bis in Höhe eines 2 stelligen Mio-Betrages aus diversen Policen gibt. Die möglichen weiteren Leistungen sind jedoch nicht sicher und daher aktuell nicht berücksichtigt.
3. Die Differenz zu meiner Schadenschätzung in Höhe von 35 Mio ergibt sich aus geplanten Aufwendungen zur Strukturoptimierung im Bereich Energie (nicht weiter ausgeführt), die das Ergebnis in 2024 noch belasten werden und sicher auch etwas Puffer (meine Einschätzung).
4. Man will verstärkt international wachsen und und strebt hierzu eine strategische Partnerschaften an (Siemens Energie??? - habe hier nicht weiter nachgefragt - da sicher auch keine Antwort gekommen wäre).
5. Im September findet der Capital Markets Day in FF (hybrid geplant) statt, auf dem auch die neue strategische Ausrichtung bekannt gegeben und ausführlich erläutert wird.
6. Die Energieprodukte werden nicht!!! auf die Konzernplattform migriert (Buschfunk wurde also bestätigt). Diese bleibt dem Bereich Produktionsmanagement und Logistik vorbehalten und kann dadurch auf diese Bereiche hin optimiert (entschlackt) werden. Für den Energiebereich wird es eigene Cloudlösungen geben.
7. Die Marge im Bereich Energie wird in den nächsten 3 Jahren kontinuierlich steigen, wobei 2024 durch die oben erwähnten Kosten durch die Strukturoptimierung noch belastet. Innerhalb von 3 Jahren ist aber eine Steigerung der EBIT-Marge im Bereich Energie auf 10% möglich, wenn alle angestrebten Maßnahmen wie geplant greifen. (Anmerkung: Hier korrigierte der CEO den CFO im Webcast, der sich zunächst nicht so weit aus dem Fenster lehnen wollte und die Latte zunächst tiefer angelegt hatte).
8. Den App-Store wird man weiter nutzen, jedoch werden die Umsatzsteigerungen hier zukünftig nicht mehr "so hoch gehangen" wie unter Schrimpf. (Anmerkung meinerseits - vom Buschfunk - nicht aus dem Webcast: Unter Schrimpf wurden hier teilweise Umsätze künstlich auf den App-Store "verschoben", um Steigerungen in diesem Bereich zu erzeugen). Hier zielt man hier eher auf Steigerungen der App-Store-Umsätze (hyperscaling) im Rahmen der angestrebten strategischen Partnerschaft.
9. Generell soll die Struktur gestrafft und entschlackt werden (ohne weitere Ausführungen), damit Entscheidungen einfacher und schneller getroffen werden können.
10. Es wurden umfangreiche Maßnahmen ergriffen, das Festpreisgeschäft (Ausschreibungen) - um das man im Bereich Energie auch zukünftig nicht ganz herumkommen wird - risikogerechter zu bepreisen.
Nicht aus dem Webcast sondern von der IR: Die Zahlen zu Q1/2024 werden in den nächsten 4-6 Wochen kommen.
Falls mir noch was einfällt, so werde ich ergänzen.
Nun zu den Zahlen: Cyber kann für mich passieren, ist irgendwo höhere Gewalt und wenn man da mit den Versicherungen noch diskutiert und der Schaden nur temporär so hoch ist, geht es sich aus.
Was natürlich gar nicht geht, ist das man hier nicht so versichert ist, dass das direkt erstattet wird durch eine Cyberversicherung - und das man als IT-Bude überhaupt für sowas "Offen" ist, gerade wenn man kritische Infrastruktur betreibt.
Und was ich am schlimmsten finde: schon wieder Einmaleffekte für Restrukturierung - nur wussten davon scheinbar die Analysten schon weit vor uns (oder haben geraten). Selbst nach dem Kursrutsch ist man aber halt nicht wirklich günstig und einiges an Hoffnung noch in der Aktie drin - und wenn ich mir anschaue wie andere ENergiewendeaktien wie Siemensenergy oder Schneider electric haussieren ist das hier operativ einfach nur ein trauerspiel...
Mittelfristguidance wird man natürlich auch komplett zusammenstreichen wenn die ebitmarge bei energie so lange brauchen soll zur erholung - hier hatte ich eigentlich nach Ende der einmaleffekte mit einem massiven Sprung gerechnet.
der einzige Grund investiert zu bleiben ist die in der Theorie und Praxis tolle software, der stark wachsenden Markt. Nur wenn man trotzdem permanent Geld vernichtet nutzt einem das auch nix!
Ich habe etwas Erfahrungen mit Versicherungen. Bei Großschäden sind lange Regulierungszeiten inzwischen leider eher der Regelfall als die Ausnahme. Das war vor 20 Jahren noch deutlich anders. Und ich kann mir hier auch vorstellen, dass hier Geld nicht nur von Versicherungen erwartet wird, sondern z.B. auch von anderen Quellen (Kurzarbeitergeld). Ich habe da aber nicht nachgefragt.
"Mittelfristguidance wird man natürlich auch komplett zusammenstreichen wenn die ebitmarge bei energie so lange brauchen soll zur erholung - hier hatte ich eigentlich nach Ende der einmaleffekte mit einem massiven Sprung gerechnet."
Das die Mittelfristprognose Schrimpfs Abgang nicht überleben wird war klar. Die EBIT-Marge im Bereich Energie innerhalb von 3 Jahren auf 10% zu bringen, wäre aber aus meiner Sicht eine starke Leistung. Da war PSI selbst als Gesamtkonzern meines Wissens noch nie und der Bereich Produktionsmanagement arbeitet heute bereits im Bereich von 15% und höher, wenn ich es recht im Kopf habe. Man läge damit also im Bereich von EBIT-Margen, die z.B. Solventis bereits bisher so für die nächsten Jahre prognostiziert hatte. Ich versteh hier Deine Kritik nicht so richtig.
Für einen genaueren Ausblick und eine neue Mittelfristguidiance wird man leider auf den Capital Market Day im September warten müssen, der ja vor dem Cyberangriff eigentlich deutlich früher geplant war (jetzt).
Ich denke, der Cyberangriff war ein reinigendes Gewitter, dass hier angedachte Prozesse beschleunigen bzw. radikaler ausfallen lassen wird. Klaffus sprach von einer extremen Verschlankung, wenn ich die Worte richtig in Erinnerung habe. Schau mer mal.
Und ja, der Kurs ist weniger stark gefallen, als auch ich es vermutet hatte. Starke Hände haben nach einem anfänglichen Rutsch in Richtung 19 Euro bei 20 Euro eine Grenze gezogen und alles aufgenommen, was auf den Markt kam. Leute mit richtig viel Geld scheinen hier auch das Vertrauen noch nicht verloren zu haben.
Auf Grund meiner hohen Gewichtung habe ich nicht weiter aufgestockt, werde aber derzeit auch keine einzige Aktie abgeben.
ist inzwischen auch verfügbar:
https://www.psi.de/fileadmin/files/downloads/...ebcast_04.06.2024.pdf
Es gibt inzwischen auch eine Ansage zur Veröffentlichung der Zahlung zu Q1: Juli 2024. :))
https://www.psi.de/uploads/media/Solventis_13.06.24d.pdf
Sehr lesenwert mit vielen Datailinfos - nicht nur aus dem Webcast.