(PARTEI-)SOLDATEN FÜR SCHRÖDER

Parteisoldaten für Schröder

Wer zwischen 1928 und 1936 geboren wurde, gehörte zu den "weißen Jahrgängen". Zu jung für die Wehrmacht, waren sie für die neugegründete Bundeswehr schon wieder zu alt. Auch der Abgeordnete Helmut Wieczorek vom Wahlkreis Duisburg I, geboren 1934, gehört dieser Generation an. Er hat in jungen Jahren bei Krupp und Thyssen eine beachtliche Karriere gemacht. Bei einem Duisburger Unternehmen war er sogar einmal "Sicherheitsingenieur" - aber gedient hat er nun einmal nicht.

Sicher: Wieczorek ist Vorsitzender des Verteidigungsausschusses des Bundestags. Aber in dem Aufruf "Soldaten für Schröder", den der Verteidigungsminister Peter Struck derzeit befördert, riecht auch sonst manches nach Etikettenschwindel. Der Abgeordnete Gert Weisskirchen, Mitunterzeichner des Aufrufs, war bisher eher als Kriegsdienstverweigerer bekannt; vor der Presse erklärte er nun, er habe erst nach drei Monaten Grundwehrdienst verweigert. Noch mal Glück gehabt! In der Parteizentrale der SPD teilte man mit, die Unterschriften von Wieczorek und Weisskirchen seien eher "als Solidaritätserklärung" gemeint. Überhaupt staunt man nicht schlecht, wie viele Bürger aus den verschiedensten gesellschaftlichen Bereichen sich jetzt für den Kanzler stark machen.

Bei den Unterzeichnern des Aufrufs "Kunst und Kultur für Schröder" darf naturgemäß Wolfgang Thierse nicht fehlen - ist er doch Vorsitzender des SPD-Kulturforums. Aber vielleicht sind ja nur die Namen in eine falsche Rubrik gerutscht. Wie wäre es deshalb mit einem kleinen Ringtausch?

Helmut Wieczorek könnte bei den "Senioren für Schröder" eine respektable Figur machen, aus dem Intellektuellen-Pool wäre dafür Günter Grass herüberzuziehen - er jedenfalls war Soldat.

Für Wolfgang Thierse könnte man dann unter der neuen Rubrik "Der Parlamentspräsident für Schröder" einen Platz schaffen, der der Würde dieses Amtes angemessen ist. Parteisoldaten sind vielseitig verwendbar.