Osterfreude für Multikultis: Israelische Neonazis


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180 Postings, 7622 Tage CashhyOsterfreude für Multikultis: Israelische Neonazis

 
  
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12.04.04 17:05
From Russia with Hate
Antisemitismus in Israel — ein Phänomen, das es nicht geben darf


Aus dem bekannten Kampfblatt Aufbau siehe http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/0,1518,294988,00.html

Hier kann man es besser Lesen: http://www.aufbauonline.com/2004/issue04/8.html

Ansonsten hier lesen:

March 18, 2004
From Russia with Hate
Antisemitismus in Israel — ein Phänomen, das es nicht geben darf

Von Daniel N. Sauerstrom

Für die Vertreter der „Jewish Agency" in den Staaten der ehemaligen Sowjetunion wird es immer schwieriger, mit dem Argument „In Israel gibt es keinen Antisemitismus!" potentielle jüdische Einwanderer davon zu überzeugen, in das gelobte Land „heimzukehren". Der Staat Israel tut zwar alles, um den „Russen" die Einwanderung so leicht und attraktiv wie möglich zu machen, aber viele leben weiterhin relativ isoliert in der neuen Heimat. Es gibt nur wenig Kontakt zwischen diesen Einwanderern und den „Sabres", den in Israel Geborenen. Die Ursachen dafür sind vielfältig. Zwischen der mediterranen Mentalität des Israelis und der des neuen russischen Einwanderers liegen Welten. Das religiöse Israel hält den Russen vor, dass sie an nicht-jüdischen Traditionen festhielten und große Teile der Einwanderer nur schwerlich als „wirkliche Juden" definierbar seien. Das Oberrabbinat Israels hat wenig Freude daran, wenn eine große Anzahl der Russen statt Hanukkah Weihnachten feiern und Schweinefleisch essen.

Die „Russen" machen bereits ein Fünftel der gesamten Bevölkerung Israels aus. Recherchen ergaben, dass mindestens 300.000 dieser Einwanderer nicht aus einem jüdischen Hintergrund stammen. Dies führt nicht nur zu Spanungen zwischen den Einwanderen aus den Staaten der ehemaligen Sowjetunion insgesamt und den den übrigen Israelis, sondern auch zu von Antisemitismus geprägten Konflikten zwischen den nicht-jüdischen und den jüdischen Immigranten innerhalb dieser Gruppe.

Über diese Spaltung hinweg haben sich die „Russen" aber mittlerweile ihre eigenen politischen und sozialen Räume geschaffen, in denen sie ihre Identität und ihre Überzeugungen zum Ausdruck bringen. Längst haben sie eigene Parteien gegründet — die „Nationale Union" des russischstämmigen Avigdor Lieberman sowie die Immigrantenpartei „Israel B’Alijah" von Natan Scharansky —, und ihre Volksvertreter haben den Weg in das israelische Parlament und als Minister an den Kabinettstisch der Koalitionsregierungen der letzten Jahre gefunden. In eigenen Vorschulen wird eine klassische, traditionelle Ausbildung angeboten, bei der Disziplin, Ruhe und hundertprozentige Aufmerksamkeit verlangt werden. Den Bedarf an einer eigenständigen Kleinkinder-Pädagogik erklärt ein Vertreter der Einwanderer so: „Israelische Kinder verhalten sich ganz anders. Die können nicht eine Minute ruhig sitzen."

Die etwa eine Million „israelischen Russen" bilden heute einen entscheidenden Machtfaktor bei jeder Wahl und haben auf die weitere Entwicklung der Gesellschaft Israels erheblichen Einfluss. Der amtierende Ministerpräsident Sharon beabsichtigt sogar innerhalb der nächsten zehn Jahre, nochmal eine Million Juden aus den GUS-Staaten ins Land zu holen. Dahinter stehen demographische Absichten und der gleichzeitige Versuch, ein zionistisches Ideal zu realisieren: Israel braucht Menschen. Mit der Frage, ob alle diese Neueinwanderer auch wirklich Juden sind, befassen sich zwischenzeitlich Rabbiner, Wissenschaftler und Juristen.

An der Frage: Wer ist Jude? — scheiden sich allerdings seit Jahrzehnten die Geister ganzer Generationen. Zwischenzeitlich definieren sich die israelischen Russen hauptsächlich über das, was man alles so zum täglichen Wohlfühlen in der neuen Heimat braucht. In ganz Israel findet man Geschäfte und Restaurants mit Schildern in kyrillischer Schrift. Es gibt vier russische Tageszeitungen, elf Wochenblätter, fünf Magazine und vier russische Fernsehsender, von denen drei aus Moskau direkt ins Kabelnetz eingespeist werden.

Ob bei Behörden, auf der Post, im Militär oder an den Schulen und Universitäten, überall wird russisch gesprochen. Es gibt russische Cafés, Buchhandlungen, Discotheken, und in der Hafenstadt Ashdod sogar einen „Roten Platz". Das russische „Zdrasdwujtije" hört man fast ebenso oft wie das hebräische „Shalom", und Russisch ist mittlerweile neben Hebräisch und Arabisch zur inoffiziellen dritten Amtssprache avanciert.

Ganz abgesehen von anderen Etablissements, sind es die von „Russen" organisierten und betriebenen, welche religiöse und orthodoxe Juden zur Verzweiflung bringen: Glücksspieler und Alkoholiker haben in Israel immer schon existiert, jetzt gibt es davon mehr. Prostitution hat es auch schon immer gegeben, jetzt ist das Geschäft noch professioneller und rücksichtsloser geworden. Schweinefleisch, nun ja, hat es auch schon früher auf dem Carmel Markt in Tel Aviv gegeben. Heute allerdings kann sich der Kunde, und der ist bekanntlich König, vom Galil bis in den Negev mit frischen Koteletts, Schweinebraten und Schinken versorgen. Der fromme, brave jüdische Bürger sagt dazu: „An all dem sind nur die Russen schuld !"

Vorurteile und Rassismus gab es leider auch schon immer in Israel, von beidem jetzt eben auch ein bisschen mehr. In den letzten Jahren ist allerdings ein schier unglaublich erscheinendes „Phänomen" hinzugekommen, hinter dem, nach allen bislang vorliegenden Erkenntnissen, eingewanderte Russen stehen — das Phänomen eines wachsenden Antisemitismus, der jene Einwanderer aus der ehemaligen Sowjetunion und den GUS-Staaten trifft, die tatsächlich eine enge Beziehung zum Judentum haben.

Hakenkreuze und antisemitische Parolen gibt es an Häuserwänden, Schulen und Synagogen in israelischen Städten von Ramat Gan, Natanya, Arad und Ashkelon, Brandsätze auf Synagogen sowie geschändete Friedhöfe. „Blut und Ehre"-Schwüre von Neonazis, die für eine strikte Präferenz der weißen Rasse auch via Internet aufrufen, und Skinheads in Springerstiefeln, die durch die von Russen bewohnten Stadviertel marschieren und grölend ihre rechtsradikalen Parolen und Beschimpfungen in bestem Russisch unter das jüdische Volk bringen: „Dreckige Juden" oder „Euch hätte man alle liquidieren sollen."

Dabei handelt es sich nicht etwa um neo-nationalistische Abordnungen von faschistischen Gruppen aus Moskau, St. Petersburg, Minsk oder Nowosibirsk, die auf der Durchreise im gelobten Land ihre konsequente Einstellung unter Beweis stellen. Nein, es handelt sich um Menschen, die der Staat Israel im Rahmen der Alijah aus dem ehemaligen Sowjetreich oder seiner Nachfolgekonstruktion auf der Grundlage des vom israelischen Parlament 1950 beschlossenen „Rückkehrgesetzes" zur Einwanderung nach Israel bewegen konnte. Russische Neueinwanderer, die keine Beziehung zum Judentum haben und nur wegen ihrer angeblichen jüdischen Herkunft nach Israel einreisen konnten, oder denen es gelungen ist, mit gefälschten Dokumenten ins Land zu kommen.

Bereits im November 1990 veröffentlichte die russischsprachige Tageszeitung „Novosti Nedeli" einen Brief von Bewohnern eines Aufnahmelagers in Herzliya: „Zehn 18 bis 40 Jahre alte Männer kamen in unser Lager. Sie bekundeten frei heraus, dass sie keine Juden seien, und dass sie Geburtsurkunden mit jüdischen Familiennamen gekauft hätten, um so aus der Sowjetunion zu fliehen. Unser Leben im Aufnahmelager hat sich seit ihrer Ankunft ins absolute Elend gewendet. Die Neuankömmlinge sind ständig betrunken, sie schlagen sich, sie nennen uns offen ‘Zhids’ und verkünden, dass sie Israel und die Juden hassen."

Es gab im Jahr 2003 zwei israelische Internet Adressen in russischer Sprache, eine davon gehörte der „Weißen Union Israels", die von zwei Jugendlichen aus Haifa und Arad betrieben wird. Auf den Websites der Neonazis posierten auf einem Foto, neben der zerrissen israelischen Flagge, bewaffnete Skinheads mit Hitlergruß vor einem Militärlager. Antisemitische und antiarabische sowie gegen Arbeitsmigranten gerichtete Texte füllten die Seiten. Unter anderem war zu lesen: „Wir haben genug davon, unter diesen dreckigen Bastarden zu leben."

Es gab auf diesen Websites abscheuliche Witze über Juden in Konzentrationslagern, Hinweise auf Buchhandlungen, unter anderem auf die russische Buchladenkette „Arbat", die, auf welchem Weg auch immer, aus Moskau importierte antisemitische Bücher im ganzen Land verkauft. Darunter befinden sich Bücher wie „Der Holocaust-Mythos", in dem der Völkermord an den europäischen Juden geleugnet wird, „Der jüdische Faschismus in Russland",

und andere Nazi-Themen mehr. Es wird auf rassistische Nazi-Rockmusik hingewiesen, wie sie auch bei den Rechtsradikalen in den USA und Europa beliebt ist. Auch russische Musik gleichen Typs wird angeboten.

Diese Websites zeigten durch ihr Layout und ihre Symbole den Einfluss des in den 80er Jahren in Großbritannien gegründeten rechtsextremen Netzwerks „Blood and Honour". Gemäß dem 1993 verstorbenen Neonazi und Leadsänger Ian Stewart von der Skinhead-Kultband „Screwdriver", ist dieses Netz sehr aktiv damit beschäftigt, die russischen und ukrainischen Skinheads zu organisieren. In Hatzor und in Kiryat Shemona scheuen die Skinheads nicht die Öffentlichkeit. In der Stadt Lod, nahe Tel Aviv, kam es zu eindeutigen Verbal-Attacken von nicht-jüdischen auf jüdische Einwanderer aus der ehemaligen Sowjetunion. „Der Tag wird kommen, an dem wir und die Araber euch Juden von hier vertreiben werden!" „Es ist schade das Hitler euch nicht alle fertig gemacht hat." In Karnei-Shomron berichtet eine Anwohnerin, dass ein nicht-jüdischer Einwanderer sie mit den Worten beschimpft hat: „Schade, das es nicht genug Gaskammern für euch alle gab."

Nicht nur in Jerusalem oder am See Genezareth wurden Menschen von Skinheads verprügelt. Wenn die antisemitischen Ausschreitungen in Israel noch „marginal" erscheinen mögen, so beklagen sich doch zunehmend viele Olim — aus den Staaten der ehemaligen Sowjetunion neu eingewanderte Juden — über antisemitische Beleidigungen, denen sie konstant ausgesetzt sind. Hunderte von solchen Anfeindungen durch nichtjüdische Russen, die allein der vom Staate Israel gewährten wirtschaftlichen Vergünstigungen wegen ins Land gekommen seien, haben den aus Moldawien eingewanderten Zalman Gilichinsky veranlaßt, in Tel Aviv das „Israeli Information and Assistance Center for the Victims of Anti-Semitism" zu gründen. „Die israelischen Behörden und die Regierung spielen trotz der antisemitischen Ausschreitungen, die an der Tagesordnung sind, das Problem herunter. Die Beschimpfungen stehen denen in Russland oft in nichts nach," so Gilichinsky.

Das Anprangern von Antisemitismus in anderen Ländern durch Israels Politiker erscheint Gilichinsky in diesem Zusammenhang als eine „erbärmliche Heuchelei". Die Anzahl der Opfer antisemitischer Handlungen steige in Israel ständig an. Das Center versuche, diesen Opfern zu helfen. Einige der Ausschreitungen, sowie die Rolle und das skandalös uninteressierte Verhalten der Polizei und der Behörden, Abgeordneten und Regierungsstellen hat das Center dokumentiert. Die sonst so kritischen Medien zeigen nur sehr geringes Interesse an einer Berichterstattung über die antisemitische und rassistische Szene in Israel.

Mittlerweile untersuchen Wissenschaftler am Stephen Roth Institute for the Study of Contemporary Anti-Semitism and Racism der Universität von Tel Aviv die Nazi-Websites genauer. Professor Dina Porat sieht jedch keinen Anlass zur Beunruhigung. Sie sagte dem Aufbau: „Wir sind nach gründlichen Analysen zu dem Ergebnis gekommen, dass es sich dabei um vereinzelte Vorgänge von Jugendlichen handelt und verzichteten auf weitere Untersuchungen. Über Aktivitäten von Skinheads in Israel liegen keine konkreten Informationen vor." Das Institut beobachtet weltweit antisemitische und rassistische Äußerungen und Handlungen sowie rechtsextreme Gruppen.

Zalman Gilichinsky hingegen wendete sich an die zuständigen israelischen Stellen, an Minister, Knesset-Abgeordnete und an führende israelische Zeitungen und fragte: „1). Was ist der Grund für deren Schweigen und Scheitern, antisemitischen Ausschreitungen in Israel angemessen zu begegnen, im Gegensatz zur grundsätzlichen Verurteilung von vergleichbaren Vorfällen im Ausland?

2). Welche Maßnahmen werden ergriffen, Juden zu schützen — besonders Neueinwanderer — vor Antisemiten, die in Israel angekommen sind, ob im Einklang mit dem Rückkehrgesetz oder durch dessen Verletzung?

3). Ist nicht die Zeit gekommen, Gesetze gegen antisemitische Ausschreitungen zu erlassen, ähnlich denen, die in vielen europäischen Ländern gelten?"

Gilichinsky erhielt nur eine einzige Antwort, und zwar vom seinerzeitigen Minister für Fragen der Diaspora, Rabbi Michael Melchior. Der teilte ihm mit, für Neueinwanderer, aber auch für potentielle Immigranten, die noch in den Staaten der ehemaligen Sowjetunion leben, müsse mehr an „jüdischer Erziehung" bereit gestellt werden. Grundlagen des Judentums sollten in Offenheit gelehrt werden, um den nach halachischen Gesetzen als Nichtjuden geltenden Einwanderern ein Mitgefühl mit der jüdischen Tradition zu vermitteln und so das „Phänomen" zu vermeiden, das Gilichinsky beschrieben habe.

„Der Rabbi hat nichts begriffen von den speziellen Fragen, die ihm gestellt wurden. Es gibt viele Menschen in Israel die sich durch den Antisemitismus bedroht fühlen, verzweifelt sind, aber nirgendwo Hilfe finden," sagt Gilichinsky. Die Ergebnisse der Untersuchung veröffentlichte Gilichinsky in israelischen und ausländischen, hauptsächlich russischsprachigen Medien. Viele hebräische Medien verweigerten die Veröffentlichung der Informationen, da sie sich negativ auf die Alijah, die Einwanderung, auswirken könnte. Gilichinsky sagt, dass russischstämmige Politiker antisemitische Taten als verständliche Reaktion auf antirussische Ressentiments beschönigen würden. Es gebe auch Knesset-Abgeordnete, die erklärten, nichts von antisemitischen Ausschreitungen zu wissen.

Zustimmung finden Gilichinskys Positionen jedoch bei Haim Chesler, dem ehemaligen Leiter der Jewish Agency in den GUS-Staaten. Er sagte: „Wir müssen aufhören, nur noch über Quoten (von Emigranten per Jewish Agency Beauftragten) oder Kosten-Effektivität (Rechtfertigung des Postens durch die Anzahl der Emigranten, die der Beauftragte zur Emigration bewegen kann) nachzudenken. Wir müssen aufhören, Bürokraten zu sein und statt dessen Erzieher werden. Wir können die Tatsache nicht länger ignorieren, dass heute bereits fast 300 000 nichtjüdische Einwanderer in Israel leben. Die jüdische Identität muss im direkten Zusammenhang stehen mit der Alijah."

Ähnlich äußerte sich Natan Scharansky, einer der prominentesten Einwanderer aus der ehemaligen Sowjetunion, gegenüber dem Aufbau: „In den ersten Jahren der Alijah waren nur etwa 15 Prozent der Einwanderer Nichtjuden. Dieser Trend hat sich aber dramatisch erhöht und es ist bereits eine „kritische Masse" entstanden. Diese Menschen haben keinerlei Verbindung zum Rest der Nation, und diese Situation darf nicht länger ignoriert werden. Die Zeit ist gekommen, um mehr Wert auf Zugehörigkeit und die Grundlagen der jüdischen Tradition zu legen."

Auch in der israelischen Bevölkerung existieren seit vielen Jahren Widerstände gegen die russischen Einwanderer. Im Gespräch werden häufig heftige Urteile laut: „Die sind doch noch nicht mal richtige Juden. Aber denen versprechen sie den Himmel auf Erden — Geld, Arbeit, eine Wohnung und ein Auto, bloß damit sie nach Israel kommen." Oder: „Alles eine einzige Mafia !"

Sicherlich ist dies auch ein Ausdruck von sozialem Neid und Verzweiflung in einer schwierigen wirtschaftlichen Lage, in der sich auch viele alteingesessene Israelis befinden. Vor allem aber scheinen die Verantwortlichen in den zuständigen Ministerien und Organisationen Fehler begangen zu haben. Viele der russischen Einwanderer prahlen sogar damit, wie leicht es ihnen gefallen sei, die Behörden in Israel zu täuschen — sei es mit gefälschten Dokumenten, oder schlicht durch ein Foto der Hochzeit in Moskau, auf dem man sogar noch den Rabbiner sehen könne, der die Trauung vollzogen habe.

Die Begeisterung der staatlichen Stellen für die Neuankömmlinge aus der ehemaligen Sowjetunion scheint grenzenlos. Während Einwanderer aus Westeuropa, Süd- oder Nordamerika sich noch Wochen oder Monate mit den Bürokraten des Innenministeriums und der Zollbehörden herumschlagen, und zusehen müssen, wie sie ihre Ersparnisse vernünftig einsetzen, um erst mal in der neuen Heimat auf die Beine zu kommen, haben sich manche der russischen Familien bereits in ihrer zugeteilten Wohnung gemütlich eingerichtet und genießen auf ihrem Balkon mit Seeblick den Sonnenuntergang von Bat Yam.

Die „Olim Chadaschim" (Neueinwanderer) erhalten außerdem zinsgünstige Kredite für den Häuserbau in den besetzten Gebieten, einen Gratis-Sprachkurs, billige Wohnungen und ein billiges Auto. Kühlschränke gibt es gratis dazu. Diese Bevorzugung weckt die Kritik etwa der Einwanderer aus den USA. Diese erregen das Misstrauen der Zollbehörden, wenn sie etwa ihre alten, aber immer noch funktionsfähigen Kühlschranke auf eigene Kosten in das Land einführen möchten.

Es ist in vielen Fällen kaum möglich, die Identität der Einwanderer mit vorgeblichen oder tatsächlichen russisch-jüdischen Vorfahren festzustellen. Etlichen Mitgliedern dieser mit Misstrauen beobachteten Gruppe ist es aber auch gelungen, Anschluss an das High-Tech-Zeitalter in Israel zu finden. Erfolgreiche Unternehmer in der Technologie-Branche sind zu Dollar-Millionären geworden und präsentieren ihren neuen Reichtum in den Villenvierteln von Savion, Kfar Shemaryahu, Herzliya Pituah und Caesarea. Ein derartiger Erfolg ist in Israel der Ausweg aus den in den vergangenen Jahren entstandenen russischen Ghettos von Ashdod bis Nazareth.

Die meisten dieser Einwanderer bekennen sich selbstverständlich zum Judentum. In der alten Heimat, der Diaspora, war es kaum möglich, die Regeln zu beachten. Aber so richtig will das hier bei näherer Betrachtung keiner. Die „Russen" kommen kaum mit Israelis zusammen und sind in der israelischen Gesellschaft eher ein Fremdkörper geblieben. Wobei die zahlreichen Vorurteile ihnen die Integration erschweren.

Was, außer (möglicherweise) ein Jude zu sein, verbindet den Einwanderer aus Minsk mit einer aus Rabat, Bagdad, Tripolis oder New York stammenden israelischen Familie? In Israel treffen völlig verschiedene Kulturen und Traditionen aufeinander, und das in einer alltäglichen Realität, die von einer allgemeinen Verunsicherung, einer wirtschaftlichen Krise, militärischen Konflikten und Terrorismus bestimmt wird. Studien haben ergeben, dass die russischen Einwanderer nach außen hin Selbstvertrauen demonstrieren. Innerhalb dieses Milieus herrscht jedoch eine weitverbreitete Unsicherheit, die auch von dem Wunsch bestimmt ist, als Israelis akzeptiert zu werden. Eine Umfrage ergab, dass die Hälfte der Besucher von Opern oder Theatern aus dieser Gruppe dies nicht aus freien Stücken tun, sondern weil sie es als Stigma empfinden, nicht am Konsum anspruchsvoller Kultur teilzunehmen.

Beim Militär sind die Dinge schon komplizierter. Sie nehmen dort mitunter sogar absurde Züge an. So wurde einem nicht-jüdischen russischen Einwanderer, der seinen Militärdienst leistete und bei der

Verteidigung des Staates Israel gefallen ist, die Beisetzung neben seinen gefallenen Kameraden auf einem jüdischen Militär-Friedhof verwehrt. In einem einfachen Holzsarg wurde sein Leichnam an seine Eltern in die Ukraine zurückgeschickt.

Roman Bronfman von der sozialdemokratischen Meretz Partei kann jedoch kein antisemitisches Phänomen in Israel erkennen. Auf Anfrage des Aufbau erklärte Bronfman: „Das Problem ist vielmehr der entstandene Konflikt zwischen dem „jüdisch-orthodoxen Monopol" und der nicht-jüdischen Bevölkerung unseres Landes, die, und das darf man keinesfalls außer Acht lassen, auf der Grundlage der bestehenden Gesetzte zu legitimen Bürgen des Staates Israel geworden sind."

Die auf etwa 300.000 Menschen geschätzte Gruppe der nicht-jüdischen Einwanderer wählt hauptsächlich rechte Parteien. Daher bemühen sich vor allem politische Gruppierungen von rechts bis extrem in den russisch-sprachigen Medien um diese Wähler. Alexander Ridko, der Parteivorsitzende der extrem rechten, neuen Einwandererpartei „Lider" (Leader) hatte vor Beginn des Irak-Krieges den russischen Antisemiten und erklärten Feind Israels, Wladimir Schirinowski, zu einer Wahlveranstaltung eingeladen. Während der Veranstaltung sagte der russiche Nationalist über Saddam Hussein: „Mein Freund Saddam beabsichtigt nicht, Israel anzugreifen." Über die Juden sagte er auf einer Pressekonferenz anlässlich der Wahlveranstaltung, dass er sie liebe. Ridko gab damals zu Protokoll: „Wladimir Schirinowski ist ein russischer Patriot, er vertritt die Interessen Russlands, genau wie ich dies für Israel tue. Wir haben viel gemeinsam."

Die Regierung Sharon und die Knesset haben dieser Problematik und den vereinzelten Rufen nach der Einführung von Gesetzen gegen Antisemitismus und Rassismus lange Zeit keine Beachtung geschenkt und den zunehmenden Antisemitismus innerhalb Israels ignoriert. Erst als die großen Tageszeitungen Jediot Achronot und Ha´aretz darüber berichteten, wurde auch die Regierung wach.

Israels Justizminister Josef Lapid behandelte das Thema „Neonazis im Judenstaat" in einer eigenen Kabinettssitzung, und als Ergebnis der Kabinettssitzung beauftragte er den israelischen General-Staatsanwalt Eljakim Rubinstein mit den Ermittlungen. Mittlerweile wurde ein Verfahren gegen den Betreiber der russischen Internetseite, „Weiße Union Israels" eingeleitet. Dieses ernst zu nehmende Phänomen stellt die Regierung Sharon vor fundamentale Probleme: Sollte die Einwanderung weiterhin Antisemiten ins Land rufen, würde dies die gegenwärtige Praxis der „Rekrutierung" in den Staaten der ehemaligen Sowjetunion unmöglich machen. Die bestehende Einwanderungspolitik soll aber im Hinblick auf den Konflikt mit den Palästinensern aus „bevölkerungspolitischen Gründen" mit allen Mitteln vorangetrieben werden.

Auch wenn sich Politiker, Wissenschaftler und Journalisten weigern, von einem Phänomen des Antisemitismus in Israel zu sprechen, gilt es dennoch, die deutlichen Zeichen der ständig zunehmenden antisemitischen Übergriffe zu erkennen und darauf mit allen erforderlichen Mitteln eines Rechtstaates zu reagieren. Für Israel besteht sicherlich noch nicht die Gefahr der Zerstörung der Gesellschaft von innen oder des Verlustes der jüdischen Identität, welche die Grundlage zur Gründung des Staates Israel von 1948 darstellt. Die Verantwortlichen müssen aber reagieren, sonst könnte eine derartig verwegene Politik zu einer existenziellen Bedrohung für den Staat Israel werden.
 

180 Postings, 7622 Tage CashhyNanü? Kann nicht sein, was nicht sein darf?

 
  
    #2
12.04.04 19:07
Was der Artikel beschreibt sollte doch eigentlich allen hier bekannt vorkommen.  

180 Postings, 7622 Tage CashhyIhr verdient genau die Politiker die ihr habt :-P o. T.

 
  
    #3
12.04.04 21:30

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