Meisterzwang wird gelockert
Berlin - Der althergebrachte Meisterzwang im deutschen Handwerk wird weitgehend fallen. Gesellen in 62 Handwerksberufen sollen sich künftig auch ohne Meisterprüfung selbstständig machen können. Nur 32 Berufe verbleiben in der Anlage A der Handwerksordnung, für die weiterhin eine Meisterprüfung vorgesehen ist. Das sieht der Gesetzentwurf aus dem Wirtschaftsministerium vor, der der WELT vorliegt. In den 32 Berufen mit Meisterzwang sollen sich aber Gesellen nach zehn Jahren ebenfalls selbstständig machen können, sofern sie fünf Jahre in leitender Funktion tätig waren.
Der Meisterbrief soll nur noch in solchen Berufen vorgeschrieben sein, in denen die Gesundheit oder das Leben Dritter geschützt werden müssen. Dazu zählt der Entwurf Handwerke aus dem Bau- und Ausbaugewerbe, dem Elektro- und Metallgewerbe sowie der Gesundheits- und Körperpflege und dem Nahrungsmittelgewerbe, zum Beispiel Augenoptiker, Kfz-Mechaniker oder Elektriker. Aufgehoben wird der Meisterzwang dagegen beispielsweise für Maler und Lackierer, Friseure, Klempner, Schuhmacher, Kürschner und Instrumentenmacher.
Das Bundesministerium für Wirtschaft und Arbeit brachte am Mittwoch in Berlin die Entwürfe zur Novellierung der Handwerksordnung und zur Förderung von Kleinunternehmen auf den Weg. Die Entwürfe sollen nach Überarbeitung durch die übrigen Ressorts der Regierung voraussichtlich schon am 28. Mai beschlossen und anschließend dem Parlament zugeleitet werden.
Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) hatte die Lockerung des Meisterzwangs in seiner Regierungserklärung am 14. März angekündigt. Die Regierung will mit der Gesetzesänderung der Strukturkrise im Handwerk begegnen, Existenzgründungen erleichtern, Arbeitsplätze sichern und Impulse für neue Arbeits- und Ausbildungsplätze geben. Auch positive Auswirkungen auf die Verbraucherpreise für Handwerksleistungen werden erwartet. Erhofft wird auch ein Abbau von Schwarzarbeit. Ein Rückgang der Qualität, wie von den Handwerkskammern befürchtet, erwartet die Regierung durch die Neuregelung dagegen nicht. Das Inhaberprinzip - wonach Besitzer eines Handwerksbetriebes selbst Meister sein müssen - soll fallen. Künftig genügt, dass der Betrieb einen Meister beschäftigt. svb
Ausserdem erinnern mich Begriffe wie "Handwerkskammer", "Zünfte" oder "Handwerksrolle" verdächtig an das finsterste Mittelalter...
Viele Grüße
MadChart
Wie durch ein Wunder konnte ich mich mit einem gewagten Sprung vor dem sicheren Tod bewahren. Leider hat mich die Tapete am Fuß erwischt und der Hochleistungskleber hat schon angezogen. Ich bin also gefangen oder besser geklebt.
Dies sind die vermutlich letzten Zeilen, die ihr von mir zu lesen bekommt, da dies bereits vor 4 Tagen passierte und mein Körper sich gerade überlegt, ob er auf Grund des Flüssigkeitsmangels oder wegen den Magenkrämpfen, da mein Teppich doch ungenießbar ist, den Dienst quittieren soll.
utscheck
Derartige News werden in absehbarer Zeit die Bild füllen!
sahne und vega haben völlig recht: der meister pfuscht am besten selber (und am teuersten). das ganze handwerkssystem ist faulig, marode und dringend überholungsbedürftig. wer das nicht einsieht, soll sich im time tunnel 400 jahre zurückbeamen lassen.
mfg
gf
Hier das Interview:
1. Ist es in der freien Marktwirtschaft vertretbar, dass Handwerksbetriebe in einer Art Sonderwirtschaftszone agieren können?
Handwerksbetriebe produzieren unter der Bedingung eingeschränkten Wettbewerbs. Barrieren beim Zugang zum Markt haben zur Folge, dass ein geringerer gesamtwirtschaftlicher Wohlstand erzielt wird als wenn es diese Barrieren für Neugründer nicht geben wird. Marktwirtschaftliche Prinzipien werden dadurch verletzt und die wirtschaftliche Entwicklung in unserem Land gebremst. Wie man weiß, hat im Mittelalter außerhalb der Stadtmauern die Produktion besonders stark zugenommen, weil dort die Zunftordnungen nicht galten. Und wenn um 1870 herum nicht die Gewerbefreiheit eingeführt worden wäre, dann wäre die Industrialisierung gewiss nicht so rasch vorangekommen.
2. Laut ZDH-Präsident Dieter Philipp ist der Meisterbrief ein "Befähigungsnachweis für die Selbstständigkeit". Besitzt eine eher marktferne Organisation die Legitimität, die
kaufmännische Qualifikation von Firmengründern zu beurteilen?
Wenn man dieses Argument des Interessensvertreters ernst nehmen würde, dann müsste jeder, der etwa ein Softwareunternehmen, ein Versandhaus, ein Restaurant oder eine Pommesbude vorher seine kaufmännischen Kenntnisse prüfen lassen. Dann würde es wahrscheinlich weniger solche wirtschaftlichen Aktivitäten geben. Manch ein inzwischen weltweit operierendes Unternehmen wie SAP gäbe es dann vielleicht gar nicht. Unser Land wäre gegenüber der internationalen Konkurrenz zurückgefallen. Ich kann die Forderung des Handwerksverbandes nur so verstehen, dass die Organisation einen Nachweis für ihre eigene Existenzberechtigung vorweisen und an ihm festhalten will. Das ist eine typische Verhaltensweise von bürokratischen Apparaten. Jeder, der es sich zutraut, sollte in einer Marktwirtschaft einen Betrieb eröffnen will. In welchem Maße und auf welche Weise ein Gründer (oder eine Gründerin) sich kaufmännisch qualifizieren will, soll ihm selbst überlassen bleiben. Man sollte in diesem Lande mehr Vertrauen in die Fähigkeiten der Menschen haben und sie viel weniger bevormunden.
3. Inwiefern hemmt der Meisterzwang die Binnenkonjunktur?
Einschränkung der Konkurrenz bedeutet, dass die Preise für Güter höher sind als bei freiem Wettbewerb. Produktivitätssteigerungen fallen geringer aus als sie sein könnten. Wenn es das Handwerksrecht nicht gäbe, entstünde deshalb ein Druck auf die Preise - auch deshalb, weil es nun Betriebsinhaber geben würde, bei denen keine Kosten für die lange Meisterausbildung angefallen sind, die über höhere Preise ausgeglichen werden sollen. Auch Kammerbeiträge und ähnliches sind verzichtbar. Wenn die Preise fallen oder weniger stark steigen als bisher, dann verbessert sich die Kaufkraft der Kunden. Diese können dann mehr Güter nachfragen als bisher. Das schafft zusätzliche Arbeitsplätze – sei es im Handwerk oder sei es in anderen Teilen der Wirtschaft.
4. Welche Prognosen stellen Sie für den Bereich Handwerk, wenn der Meisterzwang grundsätzlich fallen würde?
Ich rechne damit, dass es dann zu eine Welle von Betriebsgründungen kommen wird. Und dabei werden natürlich auch Betriebe auf der Strecke bleiben – und zwar sowohl neugegründete Betriebe wie auch alteingesessene Meisterbetriebe. So konnte man etwa nach dem 2. Weltkrieg in der amerikanischen Zone eine starke Gründungsdynamik beobachten, denn dort war der Meisterzwang aufgehoben. Es gab damals auch zahlreiche Pleiten. Aber die sind sogar wünschenswert, denn freier Wettbewerb ist das Erfolgsrezept der Marktwirtschaft und diejenigen Betriebe, die nicht mithalten können, müssen eben aufgeben – egal ob es Meisterbetriebe sind oder andere.
5. Sind die altbekannten Begründungen für den Erhalt des Meisterzwangs
nur vorgeschobene Argumente, um die Meisterbetriebe vor unliebsamer
Konkurrenz zu schützen?
Natürlich. Und es sind Argumente, um die bürokratischen Apparate des Handwerks zu erhalten. Damit einher geht eine Bevormundung von potentiellen Gründern und der Konsumenten. Mir ist es beispielsweise egal, ob in dem Betrieb, bei dem ich mir die Haare schneiden lasse, ein Handwerksbrief an der Wand hängt. Wenn Preis und Leistung stimmen, dann würde ich auch zu einem Friseur gehen, der keine Meisterprüfung abgelegt hat. Und oft ist es doch so, dass die Leistungen des Handwerksbetriebes gar nicht vom Meister erbracht werden. Beispielsweise hat mein Bezirksschornsteinfegermeister noch nie bei mir den Kamin gekehrt. Zudem kann man sich an anderen Ländern mit vollständiger Gewerbefreiheit orientieren. Etwa in Portugal oder in Großbritannien erhalten die Kunden doch wohl keine minderwertigen Leistungen. Und wenn die bei uns „schwarz“ erbrachten Leistungen schlecht wären, dann gäbe es in unserem Land gewiss nicht so viel Schwarzarbeit wie wir sie haben.
6. Hat das Ansinnen der Handwerkskammer Aussicht auf Erfolg, den Meisterzwang auch auf in Deutschland tätige EU-Handwerker anzuwenden - nicht zuletzt um den drohenden Druck durch die Osterweiterung zu mindern?
Zum Glück greift das Recht der EU, denn nach den geschlossenen Verträgen darf der Dienstleistungsverkehr zwischen den Mitgliedsstaaten, wozu auch grenzüberschreitende Handwerksleitungen zählen, nicht behindert werden. Wenn nach einer Übergangszeit auch Handwerker etwa aus Polen oder der Tschechischen Republik bei uns frei tätig sein werden, dann wird der Druck auf unsere Meisterbetriebe wachsen. Gerade deshalb ist es nötig, schon jetzt bei uns für freien Wettbewerb zu sorgen, damit sie dazu angetrieben werden, rasch ihre Leistungsfähigkeit zu steigern. Weiter abzuwarten wäre volkswirtschaftlich schädlich, denn nach Ende der Übergangsfrist könnte rasch das böse erwachen kommen. Man weiß aus der Geschichte nur allzu gut, was mit denjenigen passiert, die zu lange vor Konkurrenz geschützt waren, wenn die protektionistischen Schranken wegfallen. Im übrigen diskriminiert das Handwerksrecht die Inländer: Deutsche Gesellen dürfen bei uns ihre Leistungen generell nicht auf dem Markt anbieten – ausländische aber schon. Das ist absurd.
7. Ist die Krise im Handwerk weitgehend hausgemacht?
Wie schon gesagt – zum Teil ja. Allerdings leidet das Handwerk natürlich auch unter der zur Zeit schwachen Konjunktur. Und das Handwerk ist davon noch mehr getroffen als andere Wirtschaftszweige. Weil ein erheblicher Teil des Handwerks von der Nachfrage der privaten Haushalte abhängt, leiden nicht wenige Betriebe darunter, dass der private Konsum sich in den letzten Jahren nur sehr schwach entwickelt hat. Einschneidend ist zudem die anhaltende Krise der Bauwirtschaft. Nach dem Bauboom bis Mitte der Neunziger Jahre insbesondere in Ostdeutschland ist es zu einer rasanten Talfahrt bei den Bauinvestitionen gekommen. Dämpfend wirkt sich auch aus, dass die Kassen der öffentlichen Haushalte alles andere als gefüllt sind, und insbesondere wird – im Osten wie im Westen - bei den Investitionen gespart.
Und in schwierigen wirtschaftlichen Zeiten lässt die Zahlungsmoral nach, was manch einen Betrieb zum Konkursrichter treiben kann.
Taos
Und wenn man sich z.B. den Kölner Dom ansieht, kann man Deiner Argumentation zum deutschen Handwerk nur eingeschränkt folgen. Die Baumeister konnten damals vermutlich von Hand besser rechnen als wir mit dem Computer.
R.
FDP für Kompromiss vor Sommerpause
von Stefan von Borstel
Berlin - Die Handwerksreform von Bundeswirtschaftsminister Wolfgang Clement (SPD) ist beim Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH) und der CDU/CSU-Opposition auf entschiedene Ablehnung gestoßen. Zustimmung zu dem Gesetzentwurf, der eine weit gehende Lockerung des Meisterzwangs vorsieht, kam dagegen von der FDP.
Der ZDH kritisierte die Reformvorschläge als "in sich widersprüchlich, unlogisch und rechtlich fehlerhaft". Die Entwürfe seien mit heißer Nadel gestrickt und nicht mit dem Handwerk abgestimmt. Die außerordentliche Ausbildungsleistung des Handwerks werde "völlig missachtet". Mit dem Entwurf würden "unwiederbringlich zukunftssichernde Strukturen zerschlagen". Der Meisterbrief werde nicht gestärkt, sondern gleich mehrfach ausgehöhlt - mit erheblichen Auswirkungen für die Handwerksbetriebe. Weniger Aus- und Weiterbildung werde die Folge sein, warnte der Verband.
Die Kritik aus der CDU/CSU lautete ähnlich. Die wirtschaftspolitische Sprecherin der Bundestagsfraktion, Dagmar Wöhrl, bezeichnete den Entwurf als "Schlag ins Gesicht für alle Betroffenen". "Mit dem Kahlschlag-Konzept gefährdet die Bundesregierung die ohnehin schon äußerst angespannte Situation am Ausbildungsmarkt", sagte Wöhrl. Sie erinnerte daran, dass seit der Wiedervereinigung mehr als 1,8 Millionen qualifizierte Fachkräfte aus dem Handwerk hervorgegangen seien. Die Union sei zu vernünftigen Gesprächen bereit, betonte die CSU-Politikerin. "Aber nicht, wenn es sich um unausgereifte Schnellschüsse handelt." Die Änderung der Handwerksordnung bedarf der Zustimmung des Bundesrates, in dem die unionsgeführten Länder eine Mehrheit haben. Der CSU-Mittelstandspolitiker Ernst Hinsken kritisierte, es sei nicht hinnehmbar, wenn Clement eine Reform gegen das Handwerk über das Knie brechen wolle. Seit 1998 seien mehr als eine Million Arbeitsplätze im Handwerk verloren gegangen. "Ursache für diese Misere ist nicht der Meisterbrief, sondern die katastrophale rot-grüne Wirtschaftspolitik", stellte Hinsken fest. Zustimmung kam dagegen von der FDP. Baden-Württembergs Wirtschaftsminister Walter Döring sagte der WELT, Clements Pläne seien "in der Tendenz richtig" und brächten Bewegung in den Arbeitsmarkt. Das Handwerk sei "in Teilen" auch gar nicht so weit von den Vorstellungen der Regierung entfernt, sagte Döring. Der Meisterbrief sollte nicht gänzlich abgeschafft, sondern als Gütesiegel erhalten werden. Er plädierte für einen "sinnvollen Kompromiss" noch vor der Sommerpause.
Clement will den Meisterzwang nur noch für 32 Handwerke festschreiben, von denen bei unsachgemäßer Ausübung Gefahren für Gesundheit und Leben ausgehen können. Bislang besteht für 94 Handwerke der Meisterzwang. Aber auch in den 32 verbleibenden Meisterberufen sollen sich Gesellen nach zehnjähriger Tätigkeit ohne Meisterbrief selbstständig machen können. Zudem wird das Inhaberprinzip - nach dem nur Meister einen Betrieb führen dürfen - aufgehoben.
Dtl. ist, ohne Probleme einen Meisterbetrieb aufmachen OHNE eine
Meisterpruefung abgelegt zu haben. Das muessen NUR die Deutschen,
gezwungenermassen.
Da bin ich letztens bei der Restauration eines Altbaus drueber
gestolpert und habe grosse Augen bekommen. Vielleicht in Berlin
mehr verbreitet als sonstwo in Dtl, ist aber so.
Ein Glueck lerne ich gerade 'ne Weile die englischen Methoden
kennen, gefaellt mir hier nach nur einer Woche schon besser, als
in Berlin insgesamt. ( Zumindest der Stil der hier gefahren wird. )
taos, trink mal noch 'n gutenmorgenCaffee und denk mal ueber Deine
Aussage nach. Ich wuerde mich totlachen, wenn es nicht zum heulen
waere.
Reila, meine Grosseltern haben auch in 'nem schoenen alten Haus gewohnt,
Baujahr weiss ich nicht, um die Jahrhundertwende und wo da diese
extrem gerade Bauweise herkam moecht ich auch mal wissen. Das waren
noch Handwerker, da kommen auch keine heutigen Meisterbetriebe mehr ran.
Unseren naechsten Grillabend sollten wir wohl als Winterangrillen bezeichnen.
Eher bin ich leider nicht mehr in deutschen Gefilden. Beste Wuensche.
Gruesse
MOB
Achso, der Grill - der funktioniert hier bei jedem Wetter und zu jeder Jahreszeit. Mußt Dich nur melden.
R.
Habe vor ca. zwei Wochen Fotos von einen Trip(p) nach Algerien
( Top - Touristenland ) angesehen.
Die waren da zwei Wochen um Brueckenaufmasse ( kein sz hier weit und breit )
zu machen.
Kommst nur mit Einladung rein, gepanzerte Fahrzeuge, vorn und
hinten eins mit schwerem Maschinengewehr, ... das lieb ich mir.
Und das beste, mein Kumpel fand das da klasse !
Das hoert sich doch wirklich traurig an , fuer Deutschland.
Was London angeht, kein Nebel , kein Regen, nur Sonnenschein,
alles andere ist Luege
und
von den 3 Leuten die aus der Firma in letzter Zeit hierher
gegangen sind ( kurzzeitig geplant ), sind 2 gleich hiergeblieben.
Wollen wir mal seh'n. :-)
Gruesse
MOB