Klar sind meine Zahlen nur grobe Annahmen, aber sie sind recht realistisch. Ich kenne Böwe sehr gut und ich kenne auch die Bilanzen. Auch die HGB-Bilanz.
Da bei Böwe nach dem Kauf vom Bell & Howell die Schulden extrem nach oben gegangen sind, dürfte meine Annahme stimmen, dass rd. zwei Drittel der Verbindlichkeiten auf Bell & Howell entfallen. Zumal Bell & Howell auch noch wesentlicher größer ist als der Rest von Böwe und somit zwangsläufig über ein höheres Working Capital verfügt. In den Jahresabschlüssen wird ja leider nicht ersichtlich auf welche Töchter sich die Verbindlichkeiten verteilen. Denke aber schon, dass ich mit meinen Annahmen sehr gut liege. Man sieht es ja auch recht gut an dem sehr hohen ausgewiesenen Goodwill (in 2007, da 2008 und 2009 einiges von dem Goodwill abgeschrieben werden musste - insgesamt so rd. 80 Mio. €), dass Böwe 2004/2005 Bell & Howell sehr teuer gekauft hat. Also ich halte grobes schätzen für allemal sinnvoller als gar nichts abschätzen. Wie gesagt ich kenne Böwe recht gut und ich habe schon vor zwei Jahren im alten Böwe-Thread gewarnt, dass Böwe komplett überschuldet war und sich 2009 nur damit retten konnte, dass das Working Capital extrem runtergefahren wurde und somit ein positiver Free Cash Flow generiert werden konnte. Jedoch ist der Schatz des Working Capitals nur einmal zu heben.
Pleitenpaule wie intakt Bell & Howell ist kann man an den Böwe-Jahresabschlüssen gut erkennen. Seit Bell & Howell zu Böwe gehört hat der Umsatz konstant um jährlich 5 bis 8% abgenommen und das auch bei einer guter Konjunkturlage. Es ist halt nach meiner Meinung so, dass deutsche Unternehmen mit übernommen US-Unternehmen große Schwierigkeiten haben. Warum auch immer. Außerdem ist der Markt für Postsortiermaschinen recht übersichtlich. Allzu viele Abnehmer gibt es halt nicht, die solche großen und teuren Anlagen kaufen. Außerdem führt der immer wachsenden Anteil an E-Mails zu einem geringeren Postaufkommen. Die Deutsche Post verzeichnet jährlich Rückgänge bei der Briefpost von 3 bis 5%. Böwe hatte bei dem Kauf von Bell & Howell gehofft, dass es sehr schnell zu einer Deregulierung des Postverkehrs in der EU kommen wird. Dem war dann nicht so und somit ist die Übernahme nicht aufgegangen. Im Nachhinein kann man auch klar feststellen, dass der Kauf von Bell % Howell letztendlich zu Inso führte inkl. den üppigen Dividendenausschüttungen, die der Mehrheitsaktionär Wanderer durchsetzte. Auch das hatte ich schon früher im alten Böwe-Thread moniert.
Eines weiß aber sehr genau Pleitenpaule, dass dein Satz "ich würde sagen, die neue GmbH bildet hier die Insolvenzmasse und Bell+Howell bleibt halt übrig+ Erlöse aus dem Verkauf " nicht stimmt. Das Herzstück von Böwe war das Geschäft mit den Hochleistungskuvertiermaschinen, die in augsburg gebaut werden, und die sind absolut Spitze und in diesem Bereich ist Böwe zusammen mit Pitney Bowes Weltmarkt- und Technikführer vor der holländischen Buhrs.
Jurijsuchtdasgl wie hoch der Verkaufserlös der GmbH sein wird, weiß ja nun wirklich keiner. Zudem kommt kommt ja noch hinzu, in wie weit die Banken beim Verkauf auf Kredite verzichten werden/müssen. Denke schon, dass der neue Investor nicht alle Kredite, die auf dieser GmbH liegen, übernehmen wird/muss. Ob nun die Nettoverbindlichkeiten 10 Mio. € höher oder niedriger sind, ist doch eigentlich egal, da in der Böwe-Bilanz beispielsweise auch hohe Rückstellung vorhanden sind. Ob die benötigt werden oder nicht, kann von uns auch keiner Sagen. Mir ging es im Prinzip nur um die Größenordnung und da spielen dann 10 Mio. € hin oder her keine große Rolle.
Mit meiner Ausführung in der letzten Post wollte ich eigentlich nur mal darstellen wie es bei Böwe nach meiner Einschätzung aussieht. Wie gesagt ich denke schon, dass ich Böwe recht einschätzen kann, und wollte auch rüberbringen, dass man Böwe ganz sicher nicht mit anderen Inso-Aktien oder vielleicht leere Börsenmäntel vergleichen kann. Dazu kommt dann noch die geringe Anzahl der Shares mit 6,6 Mio., wobei nur 50% im Free Float sind. Aufgrund der aktuellen Situtation der Böwe AG, viele Investoren interessieren sich für die neugegründte GmbH und dass Bell & Howell nach wie vor in der AG ist und auch nicht in Chapter 11 ist, hat die Böwe-Aktie völlig zurecht ein Fantasie. Man muss halt nur aufpassen, dass man zu einem nicht ganz gierig werden sollte und zum anderen eventuell auch mal Gewinne mitnimmt. Wie hoch es gehen kann Jurijsuchtdasgl, da halte ich mich mal raus, aber wenn es wirklich bis zu 3 € gehen wird, dann soll es mir auch Recht sein. Damit hätte ich nun wirklich kein Problem. |