Man was 'ne Abzocke...
04.01.2006 15:02
Erster Börsengang des Jahres erfolgreich: Neosino mit starkem Kursanstieg
Der erste Börsengang des Jahres ist mit einem fulminanten Kursplus gestartet. Die zum Preis von 55,55 Euro ausgegebenen Aktien der Nanotechnologie-Firma neosino (Nachrichten) legten am ersten Handelstag zeitweise um mehr als 70 Prozent auf 94,99 Euro zu. Allerdings handelte es sich nur um einen Mini-Börsengang, bei dem lediglich 50.000 Papiere für knapp 2,8 Millionen Euro an ausgewählte Investoren abgegeben worden waren. Ein öffentliches Angebot, wie bei großen Börsengängen üblich, gab es nicht.
Die im hessischen Griesheim bei Darmstadt ansässige Firma hat ein patentiertes Mahlverfahren entwickelt. Damit können Mineralien wie Silizium, Kalzium oder Magnesium so stark in Nanopartikel zerkleinert werden, dass sie der Körper besonders leicht aufnehmen kann. Zu den Kunden gehört dem Unternehmen zufolge auch der Fußball-Bundesligist FC Bayern München. Künftig sollen Lizenzen unter anderem an Pharmaunternehmen vergeben werden.
Neosino hat bisher 18 Mitarbeiter und erzielte in den ersten neun Monaten des vergangenen Jahres einen Umsatz von 700.000 Euro. Mit dem Börsengang hat der Teleplan-Gründer Edmund Krix ein weiteres Unternehmen auf das Parkett gebracht. Er hält nun rund 74 Prozent der Aktien. Der Nettoerlös soll der Erschließung neuer Geschäftsfelder dienen.
Die Papiere werden im Entry Standard der Frankfurter Börse gehandelt. Dort sind inzwischen 21 Unternehmen aufgeführt. Mit dem Entry Standard ermöglicht die Börse seit dem vergangenen Jahr vor allem kleineren Firmen, mit vergleichsweise geringem Aufwand an die Börse zu gehen. Die Auflagen an die Berichtspflicht sind deutlich geringer als im Prime Standard, zu dem die großen DAX-Unternehmen zählen./rg/DP/sf
AXC0093 2006-01-04/14:58
Aktuelle Börsenkapitalisierung
1,35 Mio Stk. x 105,00 € = ca. 140 Mio. €
Das erst ein Jahr alte Unternehmen stellt mit einem speziellen Mahlverfahren sehr kleine Partikel her, aus denen unter anderem Nahrungsergänzungsmittel für Sportler gefertigt werden. Der Umsatz der Gruppe lag im ersten Halbjahr 2005 bei rund 347.000 EUR, das Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit betrug in diesem Zeitraum rund minus 193.000 EUR.
Neosino-Produkte bestehen nicht aus den versprochenen Kleinstpartikeln - Rätselraten um Sitz der Herstellerfirma
30.03.2006 - 17:20 Uhr
Hamburg (ots) - In der Auseinandersetzung um die umstrittenen
Produkte der Neosino AG haben das ARD-Politmagazin PANORAMA und das
Hörfunkprogramm NDR Info sämtliche verfügbaren Gutachten dem
anerkannten Centrum für angewandte Nanotechnologie der Universität
Hamburg zur Bewertung vorgelegt. Das Urteil der Forscher ist
eindeutig: Die in Apotheken erhältlichen Neosino-Produkte bestehen
nicht aus den auf der Packung angegebenen einzelnen Nanopartikeln,
die auf eine Größe von 3 bis 10 Nanometer zerkleinert wurden.
Zu diesen Produkten sagt Professor Horst Weller: "Ich habe in
keinem der Gutachten tatsächlich 3-10 Nanometer große Einzelteilchen
gesehen." Statt dessen finde man auf den Aufnahmen entweder
Verklumpungen dieser Teilchen, die insgesamt viel größer seien, oder
lediglich oberflächliche Ausbuchtungen auf großen Körnern, die diese
Größen aufweisen. "Das findet man aber auf jedem Sandkorn", so Prof.
Weller. Bei einem Gutachten sei zudem gar nicht das Endprodukt
untersucht worden, also nicht eines der Mittel, die der
Endverbraucher in Apotheken kaufen kann.
Rätselraten gibt es unterdessen um den Sitz der Herstellerfirma.
Auf den Packungen der Neosino AG wird als Hersteller die Firma
Sanalife LTD auf Malta genannt. Eine solche Firma ist zwar auch im
örtlichen Handelsregister eingetragen, war bei einem Besuch der
Panorama-Redakteure allerdings nicht auffindbar. In dem Gebäude
residiert lediglich eine Elektrofirma. Gegenüber Panorama gab Neosino
dazu keine Stellungnahme ab.
30. März 2006
NDR Norddeutscher Rundfunk
NDR Presse und Information
Telefon: 040 / 4156 - 2300
Fax: 040 / 4156 - 2199
Oxidion GmbH i.G.
Geschäftsidee der zu gründenden Oxidion GmbH ist, Nanopartikel von Metalloxiden in Form von Pulvern oder Dispersionen herzustellen und zu verkaufen. Ein von den Gründern aus dem Potsdamer Max-Planck-Institut für Kolloid- und Grenzflächenforschung entwickeltes Verfahren ermöglicht die einfache Herstellung verschiedenster Oxide, die in ihrer Kleinheit bisher nicht erzeugt werden können, aber große Bedeutung als Ausgangsmaterialien vor allem für die Elektronikindustrie besitzen. Durch den Einsatz der Oxide kann eine weitere Minituarisierung und Verbesserung von Elektronikkomponenten erreicht werden. Aus den Nanopartikeln lassen sich beispielsweise Sensoren mit höchster Empfindlichkeit oder transparente leitfähige Beschichtungen herstellen, die z.B. für Flachbildschirme und Handys bisher durch aufwendigere und teurere Aufdampfprozesse hergestelt werden.Quelle: berlinews.de
Fr Mrz 31, 2006 7:11 ME
Berlin (Reuters) - Das Nahrungsergänzungsmittel Neosino des in die Schlagzeilen geratenen Unternehmens Neosino Nanotechnologies dürfte nach Angaben des Bundesamtes für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit wegen einer fehlenden Genehmigung derzeit nicht verkauft werden.
Eine Prüfung habe ergeben, dass das Mittel überhaupt nicht verkehrsfähig sei, sagte des Sprecher des Amtes, Jochen Heimberg, dem "Westfalen-Blatt" laut Vorab-Bericht aus der Freitag-Ausgabe. Die Verordnung für Nahrungsergänzungsmittel enthalte eine Anlage, in der alle erlaubten Vitamine und Mineralstoffe aufgeführt seien. "Das vom Hersteller eingesetzte Silizium steht nicht auf dieser Liste, und eine Verwendung ist damit unzulässig", sagte Heimberg. Für die rechtmäßige Herstellung und den Verkauf des Mittels sei eine Ausnahmegenehmigung des Bundesamtes erforderlich, die die Neosino AG aber nicht beantragt habe. Maßnahmen gegen Neosino könnten aber nur von den Bundesländern ergriffen werden, die originär für die Lebensmittelüberwachung zuständig seien.
Der Börsenneuling Neosino hatte erst am Mittwoch erklärt, eine Einstweilige Verfügung gegen den Norddeutschen Rundfunk (NDR) erwirkt zu haben. Das Landgericht Hamburg habe dem Sender untersagt, zu verbreiten, dass Neosino Nahrungsergänzungsmittel mit falschen Angaben vertreibe, hatte es geheißen. Der NDR dürfe auch nicht mehr berichten, dass sich in den Mitteln keine Nanoteilchen in der versprochenen Größe von drei bis zehn Nanometern befänden. Der NDR hatte Widerspruch gegen die Einstweilige Verfügung angekündigt.
Die Staatsanwaltschaft Darmstadt ermittelt gegen Neosino nach eigenen Angaben wegen des Verdachts des Kapitalanlage- und Prospektbetruges.
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Ich dachte sowas soll nie wieder passieren.??
Aber da sieht mans wieder , wenn ein Unternehmen nur auf einem Trend aufspringt ( hier nanotechnologie ) dann rennen alle hinterher ( bei Ariva heißen diese Leute lemminge ;-) )
Das Papier ist meiner Meinung nach NUR zum zocken gut.
Servus
boersenjunky
-- reich wird man nicht durch das, was man verdient, sondern durch das, was man nicht ausgibt.--
Eine Prüfung habe ergeben, dass das Mittel überhaupt nicht verkehrsfähig sei, sagte des Sprecher des Amtes, Jochen Heimberg, dem "Westfalen-Blatt" laut Vorab-Bericht aus der Freitag-Ausgabe. Die Verordnung für Nahrungsergänzungsmittel enthalte eine Anlage, in der alle erlaubten Vitamine und Mineralstoffe aufgeführt seien. "Das vom Hersteller eingesetzte Silizium steht nicht auf dieser Liste, und eine Verwendung ist damit unzulässig", sagte Heimberg. Für die rechtmäßige Herstellung und den Verkauf des Mittels sei eine Ausnahmegenehmigung des Bundesamtes erforderlich, die die Neosino AG aber nicht beantragt habe. Maßnahmen gegen Neosino könnten aber nur von den Bundesländern ergriffen werden, die originär für die Lebensmittelüberwachung zuständig seien.
Hierzu noch was:Im Jahre 1997 erließ die EG die sogenannte Novel-Food Verordnung. Diese Verordnung besagt unter anderem, dass jedes Lebensmittel, das nach Inkrafttreten der Verordnung in Europa verkauft werden soll und vorher in diesem Wirtschaftsraum nicht allgemein bekannt war, für eben diesen Vertrieb eine speziellen Zulassung erteilt bekommen muss.
http://www.bvl.bund.de/nn_491406/DE/...novelFood__node.html__nnn=true
http://www.bmelv.de/cln_044/nn_753994/DE/.../NovelFood.html__nnn=true
Mit der 2004 verabschiedeten Verordnung über Nahrungsergänzungsmittel wird eine entsprechende europäische Richtlinie in deutsches Recht umgesetzt. Erstmals liegen nun einheitliche europäische Vorgaben zur Verwendung bestimmter Vitamine und Mineralstoffe sowie zur speziellen Kennzeichnung dieser Lebensmittelgruppe vor. Festgelegt ist beispielsweise, welche Vitamine und Mineralstoffe zugelassen sind sowie die Vorgabe, dass auf dem Etikett die empfohlene tägliche Verzehrsmenge und ein Warnhinweis zur Vermeidung übermäßigen Verzehrs angegeben sein muss. Zusätzlich ist der Hinweis, dass Nahrungsergänzungsmittel kein Ersatz für eine ausgewogene Ernährung sind, anzubringen. Nahrungserergänzungsmittel müssen vor der Vermarktung beim Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit angemeldet werden.
Da wird NEOSINO vom Bundesministerium für Verkehr, Inovation und Technik mit dem Diskus 2006 in allen 5 Kategorien ausgezeichnet.Diese Wissenschaftler haben begriffen wie gut Neosino Sprays und Kapseln sowie Ampullen helfen.
Da sollten wir uns wieder mit dem Kauf der Aktie befassen, denn auch Panorama (ARD)wurde zur Entgegnung verdonnert, da die Meldung vollkommen falsch war
Also auf ein neues ..........
Der NDR hat einen Prozess gegen die Firma Neosino gewonnen. Das Landgericht Hamburg entschied, dass der Sender weiter von einem offenbar vorliegenden Schwindel mit Nanoteilchen sprechen darf. NDR Recherchen hatten ergeben, dass die Produkte von Neosino nicht das enthalten, was die Firma verspricht.
Das Unternehmen verkauft unter anderem Nahrungsergänzungsmittel, die angeblich winzig klein gemahlene Mineralien enthalten sollen - in der Größe von drei bis zehn Nanometern. Diese so genannten Nanomineralien könnten vom Körper besser aufgenommen und verwertet werden. Dadurch sollten sie unter anderem die Leistungsfähigkeit von Sportlern verbessern. Das behauptete auch der Vereinsarzt von Bayern München, Müller-Wohlfahrt. Neosino ist offizieller Lieferant und Lizenzpartner des Fußball-Rekordmeisters.
Das ARD-Magazin Panorama und NDR Info hatten gemeinsam eine Studie beim Max-Planck-Institut in Potsdam in Auftrag gegeben. Daraus ging hervor, dass die Produkte von Neosino die versprochenen Nanomineralien nicht enthalten.
Nach den Berichten von Panorama und NDR Info hatte Neosino gegen den NDR geklagt und zunächst eine einstweilige Verfügung erwirkt. Diese wurde nun aber aufgehoben. Damit bestätigte das Gericht die Aussagen der Berichte - nämlich die, dass die Firma Neosino ihre Produkte mit falschen Angaben verkauft und es sich hierbei offenbar um einen Schwindel handelt.
Autor: RP
Stand: 21.07.2006 16:33
http://www1.ndr.de/ndr_pages_std/0,2570,OID2870616,00.html
Billigbrause schlägt "Bayern-Pillen"
Von Markus Becker
Fitness, Gesundheit, natürliche Schönheit - das verspricht die Neosino AG jedem, der ihre Nanopartikel schluckt. Zwei von SPIEGEL ONLINE in Auftrag gegebene Studien zeichnen ein anderes Bild: Die teuren Mittelchen sind demnach selbst Billig-Brausetabletten unterlegen.
Sie sind das Lebenselixier der Wellness-Industrie: Nahrungsergänzungsmittel, die dem Publikum so ziemlich alles versprechen - straffe Haut etwa, volles Haar, stabile Knochen und ungeahntes Wohlgefühl. Die Produkte der Marke Neosino setzen noch eins drauf: Sogenannte Nanomineralien - Kalzium, Magnesium und Silizium in Form winziger Partikel - sollen vom Körper "effektiver aufgenommen und verwertet" werden und "um ein Vielfaches wirkungsvoller" sein. Das zumindest behauptet die Neosino AG, die unter anderem den FC Bayern und den Münchner Sportarzt Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt zu ihren Partnern zählt - weshalb die Nano-Produkte von Medien auch als "Bayern-Pillen" tituliert wurden.
Zwei von SPIEGEL ONLINE in Auftrag gegebene Studien haben nun genauer beleuchtet, was an den Neosino-Versprechen dran ist. Das übereinstimmende Ergebnis lautet: nichts.
NANO-MINERALIEN: DIE UMSTRITTENEN PRODUKTE DER NEOSINO AG
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Die Hauptuntersuchung fand an der Creighton University in Omaha (US-Bundesstaat Nebraska) statt. Das Team um Robert Heaney, der als weltweit führender Experte auf dem Gebiet der Mineralien-Absorption im menschlichen Körper gilt, hat Neosinos "Nanosilimagna-Kapseln" mit gewöhnlichen Kalzium- und Magnesium-Brausetabletten aus einem deutschen Supermarkt verglichen. Zwölf Freiwillige wurden im Rahmen der klinischen Studie eine Woche lang per Urin-Analyse beobachtet.
"Die Daten dieser Studie ergeben keinen Hinweis auf eine größere oder schnellere Kalzium-Absorption durch Nanosilimagna gegenüber den wasserlöslichen Tabletten", schreibt Heaney in der Zusammenfassung seiner Studie. Bei der Magnesium-Absorption waren die sündhaft teuren Kapseln (49,95 Euro für 45 Gramm) den Billigpillen aus dem Supermarkt (65 Cent für 80 bzw. 90 Gramm) sogar "eindeutig unterlegen". Den Messungen zufolge haben die Kapseln praktisch überhaupt kein Magnesium in den Kreislauf der Probanden geschleust: "Zu keinem Zeitpunkt hat sich die Ausscheidung von Magnesium nennenswert von Null unterschieden", erklärt Heaney.
Daten der Pilotstudie bestätigt
Die Daten bestätigen die Ergebnisse einer Pilotstudie, die einige Wochen zuvor durchgeführt wurde. Das Nürnberger Institut für Biomedizinische und Pharmazeutische Forschung (IBMP) hatte Neosinos "Nanosilimagna Kapseln" und "Sport Nano Liquid" gegen Brausetabletten aus dem Supermarkt und aus der Apotheke sowie gegen ein wirkstofffreies Placebo antreten lassen.
Schon hier zeigte sich: Nach der Einnahme der Nanosilimagna-Kapseln befand sich kaum mehr Kalzium und Magnesium im Urin der Probanden als nach der Einnahme des Placebos. Die "Sport Nano Liquid"-Ampullen ("Kleine Kraftpakete für große Leistung") konnten die beiden Mineralienwerte zwar geringfügig steigern, blieben aber ebenfalls deutlich hinter den Billigpillen zurück.
PDF-Download:
Nano-Mineralien im Test - Klinische Studie von Heaney et al.
IBMP-Direktor Fritz Sörgel, dessen Institut jedes Jahr zahlreiche Medikamente für die Arzneimittelindustrie prüft, fällt ein hartes Urteil: Die beiden Neosino-Produkte seien "in keinerlei Hinsicht marktfähig". "Würden mir solche Präparate von einer pharmazeutischen Firma zur Begutachtung vorgelegt, würde ich auf Grund dieser Pilotstudie - ohne eine weitere Studie durchzuführen - dringend davon abraten, dieses Präparat noch weiter zu verfolgen." Stattdessen würde er empfehlen, das Konzept aufzugeben - "da es außer Wirkungslosigkeit nichts bietet."
Die Neosino AG, der am Montag beide Untersuchungen von SPIEGEL ONLINE vorgelegt wurden, hat bis zum heutigen Donnerstag lediglich zu Sörgels Pilotstudie Stellung genommen. In einem Katalog von 15 Fragen werden vor allem die statistischen Methoden bezweifelt. So würden die Messwerte der einzelnen Probanden stark vom Mittelwert abweichen, und schon nach der Einnahme des Placebos hätten sich deutliche Unterschiede zwischen den Probanden gezeigt.
Zwar schränkt Sörgel ein, dass er nur eine Pilotstudie mit sechs Teilnehmern durchgeführt habe. Doch die Ergebnisse einer statistischen Varianzanalyse - laut Sörgel die "Methode der Wahl" bei solchen Studien - seien "so eindeutig, dass diese Aussagen sicher auch in einer größeren Studie bestätigt werden können." Die hat nun US-Professor Heaney durchgeführt - und sieht seine Ergebnisse durch Sörgels Daten untermauert: "Wenn zwei Studien an unterschiedlichen Enden der Welt zu den gleichen Ergebnissen kommen, kann man sehr zuversichtlich sein, dass ihre Schlussfolgerungen korrekt sind."
Worauf basieren Neosinos Versprechen?
Die Neosino AG bezweifelt hingegen, dass ihre Produkte anhand von Urinwerten bewertet werden können: Schließlich sollten die Mineralien vom Körper absorbiert und nicht wieder ausgeschieden werden. US-Professor Heaney zeigt sich befremdet über diese Argumentation: "Wenn Mineralien absorbiert werden, gehen sie verstärkt ins Blut und damit in höherer Menge wieder über die Nieren verloren." Deshalb sei die Urin-Analyse durchaus geeignet - zumal sie auch empfindlich genug gewesen sei, die Wirkung der Billig-Brausetabletten zu messen.
Zur Heaney-Studie äußerte sich die Neosino AG zunächst nicht. Weitere Stellungnahmen kündigte das Unternehmen allerdings bis Ende der Woche an. Zudem wird mitgeteilt, dass die Neosino AG derzeit vom Institut für Sporternährung in Bad Nauheim eine "randomisierte, placebokontrollierte Doppelblind-Studie mit Neosino Nano-Liquid" durchführen lässt. Mit Endergebnissen sei frühestens Ende August zu rechnen.
Auf welchen Studien aber beruhen die bisherigen Versprechungen der Neosino AG über ihre Nano-Mittelchen? Diese entscheidende Frage ist weiterhin offen und blieb auch auf ausdrückliche Anfrage von SPIEGEL ONLINE unbeantwortet. Denn während echte Medikamente vor dem Verkauf in langwierigen klinischen Studien getestet werden müssen, gilt das für Nahrungsergänzungsmittel nicht. "Deshalb ist bei ihnen der Weg von der Laborratte zum Menschen oft kurz", kommentiert Peter Burkhardt von der Université Vaudois in Lausanne. Die Hersteller und Vertreiber von Nahrungsergänzungsmitteln können zunächst viel versprechen. Konsequenzen müssen sie erst dann fürchten, wenn sich jemand die Mühe macht, die Mittelchen wissenschaftlich prüfen zu lassen.
Billigbrause schlägt "Bayern-Pillen" (2)
Zurück zum 1. Teil
Sollte sich dann aber herausstellen, dass die Versprechungen falsch waren, kann das zu juristischem Ungemach führen, wie Jochen Heimberg vom Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit erklärt: "Wenn jemand einem Lebensmittel Eigenschaften zuschreibt, die es nicht hat, ist das eine Täuschung." Und die ist laut Paragraph 11 des Lebensmittelgesetzes strafbar. Ähnlich äußerte sich Marcus Girnau vom Bund für Lebensmittelrecht und Lebensmittelkunde (BLL). "Wenn ich behaupte, dass mein Produkt besondere Eigenschaften besitzt oder sich von Konkurrenzprodukten abhebt, muss ich das untermauern können."
Erste Zweifel an den Neosino-Produkten kamen bereits im März auf, als das ARD-Magazin "Panorama" die Ergebnisse einer Untersuchung des Max-Planck-Instituts für Kolloid- und Grenzflächenforschung veröffentlichte. Die Forscher hatten in Neosino-Produkten nach Nanopartikeln gefahndet - und keine gefunden. Zwar kamen von Neosino in Auftrag gegebene Studien zu einem anderen Ergebnis. Ob deshalb aber "Neosino hält, was es verspricht", wie das Unternehmen anschließend behauptete, war damit keinesfalls geklärt - denn die bloße Existenz der Partikel sagt noch nichts über die Wirkung des Präparats aus.
Heaney jedenfalls äußerte sich skeptisch: "Ich sehe keinen Grund zu glauben, dass Nanopartikel irgendeinen Unterschied in der Wirkung ausmachen. Wer so etwas behauptet, sollte das beweisen können."
"Wirkung von Silizium nicht geklärt"
Neben Kalzium und Magnesium sollen die Neosino-Kapseln auch Silizium in den Körper transportieren. Neosino nennt das Mineral ein "nach neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen lebenswichtiges Spurenelement", dessen Potential "von Medizinern und Ernährungswissenschaftlern lange Zeit unterschätzt" worden sei. Auf welchen wissenschaftlichen Erkenntnissen diese Aussage beruht, verrät das Unternehmen freilich nicht.
"Über das Schicksal von Silizium im menschlichen Körper weiß man so gut wie nichts", sagt US-Professor Heaney. Eine klinische Wirkung der Siliziumzufuhr von Außen sei trotz jahrelanger Forschung nie wissenschaftlich nachgewiesen worden. Der gleichen Meinung sind Sörgel und der Schweizer Experte Burkhardt: "Ob die Silizium-Zufuhr eine Wirkung hat, ist nicht geklärt", so Burkhardt.
Die Ergebnisse der Studien aus Nürnberg und Omaha finden weder die Autoren Heaney und Sörgel noch andere Fachleute überraschend. Denn dass Mineralien in Form von Nanopartikeln - also als Feststoffe - in die Körperzellen gelangen können, widerspreche dem Stand der Forschung. "Mineralien können vom Körper nur gelöst in einer Flüssigkeit aufgenommen werden", sagt Sörgel. "Das ist simples Lehrbuchwissen."
Beißende Kritik an Müller-Wohlfahrt
Neosino-Berater Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt, Leibarzt der Kicker des FC Bayern München und der Nationalmannschaft, sieht das anders. Er beschäftige sich bereits seit 20 Jahren mit der medizinischen Anwendung von Silizium, erklärte der Sportarzt auf Anfrage von SPIEGEL ONLINE. "Meines Wissens gibt es kein Forschungsergebnis, das die Resorption von Silizium-Nanopartikeln in Frage stellt." Das ist ungefähr so schlau wie zu sagen, keine wissenschaftliche Studie habe je die Heilkraft von Stoßgebeten widerlegt.
"Ich gehöre zu den wenigen Ärzten, die während der letzten 20 Jahre Laboruntersuchungen über Silizium im Serum angefertigt haben", so Müller-Wohlfahrt weiter. Sollte das stimmen, hat er sein Wissen effizient geheim gehalten - denn bedeutende Fachartikel aus Müller-Wohlfahrts Feder sind nicht bekannt. Geschrieben hat er zwar - allerdings Bücher mit Titeln wie "Mensch, beweg Dich! So stärken Sie Ihr Bindegewebe". "Herr Müller-Wohlfahrt mag ein begnadeter Sportmasseur sein", sagt IBMP-Direktor Sörgel, Herausgeber des Fachblatts "Chemotherapy", "aber er ist mit Sicherheit kein Wissenschaftler."
Erstaunlicherweise haben die anderen prominenten Partner der Neosino AG - der FC Bayern und der Deutsche Sportbund - schon im März bekundet, sich bei der Beurteilung der Neosino-Produkte auf das Urteil Müller-Wohlfahrts verlassen zu haben. Und das, obwohl vermutlich jeder Pharmazeut bessere Auskunft hätte geben können. Auch Bayern-Star Roy Makaay hat einen Vertrag mit der Neosino AG. Die Firma wirbt bis heute mit den Logos des FC Bayern und des DSB - auch wenn der DSB als solcher gar nicht mehr existiert, da er inzwischen mit dem Nationalen Olympischen Komitee zum Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) fusioniert ist.
"Von nicht kompetenten Leuten leiten lassen"
DOSB-Sprecher Harald Pieper gab sich im Gespräch mit SPIEGEL ONLINE zerknirscht: "Wir haben uns in dieser Geschichte leichtfertig von nicht kompetenten Leuten leiten lassen." Die Sportmediziner des DSB seien über die Kooperation mit Neosino nicht amüsiert gewesen. "Die inhaltliche Diskussion war heftig, kam aber zu spät", räumt Pieper ein. Nicht der DSB selbst, sondern seine Vermarktungsgesellschaft Deutsche Sport Partner (DSP) habe den Deal mit Neosino abgewickelt - und sich dabei auch auf das Wort Müller-Wohlfahrts verlassen. "Das ging nach dem Motto: 'Wenn Herr Müller-Wohlfahrt seinen Namen dafür hergibt, kann das nicht verkehrt sein'", so Pieper. Der Vertrag mit Neosino, der im Oktober ausläuft, werde "definitiv" nicht verlängert.
Der FC Bayern verkauft die Neosino-Produkte indes weiterhin in der Kategorie "Bett und Bad" seines Online-Shops. Die Bitte um Stellungnahme hat der Club abgelehnt. Die Treue des FCB könnte nicht zuletzt ein Resultat der guten Kontakte sein, die Neosino-Vorstand Edmund Krix mit diversen Promis der Münchner Sport-Schickeria pflegt. Gegenüber den Medien brüstet sich Krix gern mit seinen persönlichen Beziehungen zu Bayern-Manager Uli Hoeneß und Franz Beckenbauer. "Die kenne ich alle persönlich", sagte Krix der "Frankfurter Rundschau".
Hoeneß hat bei der Neosino-Vermarktung gern geholfen: "Bekanntlich wollen wir etwas Besonderes sein, deswegen passt dieses Produkt so gut zum FC Bayern", lässt sich der Manager auf der Website des Fußballclubs zitieren. Auch die Münchner Medien erliegen dann und wann Krixens Charme: "Zaubersaft gibt Roy Kraft" titelte etwa die "Bild", als Bayern-Stürmer Roy Makaay Neosino-Werbepartner wurde.
Gerät Neosino ins Visier der Ermittler?
Fraglich ist, ob sich auch die Behörden bezaubern lassen. Die Frankfurter Staatsanwaltschaft hatte nach den Vorwürfen in der "Panorama"-Sendung bereits wegen Kapitalanlage- und Prospektbetrugs gegen Vorstände und Aufsichtsräte der Neosino AG ermittelt; Auslöser war eine anonyme Anzeige. Das Verfahren wurde eingestellt, nachdem die Firma die Gegengutachten über die Existenz der Nanopartikel in ihren Produkten vorgelegt hatte.
Doch nun könnte es möglicherweise zu einer Wiederaufnahme der Ermittlungen kommen. Auch das Landgericht Hamburg hat die einstweilige Verfügung, die Neosino gegen den für "Panorama" verantwortlichen NDR erwirkt hatte, inzwischen wieder aufgehoben. Der NDR habe neue Daten vorgelegt, sagte eine Sprecherin des Landgerichts zu SPIEGEL ONLINE.
Ab sofort darf man also erst einmal wieder ungestraft davon sprechen, dass der Zauber mit den Nanopartikeln in den Neosino-Mittelchen "offenbar ein Schwindel" ist. Man darf außerdem gespannt sein, ob die von Neosino angekündigte Berufung gegen die Entscheidung daran etwas ändert - und ob die Firma jetzt auch wegen der schwächlichen Wirkung der Nano-Mittel ins Visier der Ermittler gerät.