MICHAEL MROSS
Seite 1 von 1 Neuester Beitrag: 26.01.01 15:42 | ||||
Eröffnet am: | 26.01.01 13:10 | von: PaulchenPan. | Anzahl Beiträge: | 12 |
Neuester Beitrag: | 26.01.01 15:42 | von: IZ | Leser gesamt: | 3.229 |
Forum: | Börse | Leser heute: | 1 | |
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Ein gereizter PP
Von Michael Mross
Der Traum vom schnellen Geld ist Bestandteil der menschlichen Gier. Und nirgendwo findet diese "Tugend" bessere Nahrung als an der Börse. Mit wenig Einsatz das große Geld machen - kaum ein Börsianer kann sich von dieser faszinierenden Vorstellung befreien. Jedoch - der Fluch des schnellen Geldes lautet: Ruin!
Diese bittere Nebenwirkung bekamen gerade Neubörsianer zu spüren. Der Crash bei den Hightechwerten und im Neuen Markt zu Beginn des neuen Jahrtausends führte bei vielen Unerfahrenen in die totale Pleite. Tragische Schicksale, furchtbare Lektionen für den Einzelnen.
Mit Aussitzen war die Sache nicht zu beseitigen. Die meisten Aktien verloren mehr als 90 Prozent gemessen an ihren Höchstständen. Und Hoffnung gibt es auch keine: Zu viele Werte konnten die in sie gesetzten Fantasien nicht erfüllen. Das alles wäre nicht so schlimm, wäre da nicht eine kleine Dummheit erschreckend weit verbreitet: Die Kreditspekulation!
Auf meinen Vorträgen und bei spontanen Gesprächen auf der Straße bin ich erstaunt darüber, wie viele Anleger auf Pump an die Börse gingen. Ein Teufelskreis, wie bei einem Drogenabhängigen. Am Anfang mit einer kleinen Summe am Neuen Markt investiert. Im steigenden Markt gute Gewinne gemacht. Und dann die Vorstellung, mit ein bisschen mehr Geld wären die Gewinne noch größer. Also - schnell den Kreditrahmen ausgeschöpft...
Ein gewisse Zeit ging das noch gut - dann tat die ganze Angelegenheit weh. Der Aktienmarkt sank. Über Wochen, Monate ging es runter! Weggucken, Ignoranz verschlimmerte das Leiden. Am Ende dann das Todesurteil: Ein Brief von der Bank. Eine Frist, innerhalb derer glattzustellen sei. Und wenn nicht, dann Zwangsliquidation. Übrig blieb ein riesiger Schuldenberg und der Traum vom schnellen Geld.
Nach inoffiziellen Schätzungen geht die Zahl der solchermaßen in den Ruin getriebenen in die Tausende - allein in Deutschland. In den USA, wo die Kreditspekulation schon aus Tradition weiter verbreitet ist, rechne ich sogar mit mehr als 10.000 Börsianerpleiten wegen Aktienkaufs auf Pump. Nur sind in den USA die Banken nicht so zimperlich wie bei uns. Ist der Kreditrahmen überschritten, erfolgt Glattstellung. Der Kunde wird erst gar nicht gefragt. Es stand ja schließlich im Kleingedruckten...
Die älteste Börsenweisheit: Spekuliere niemals auf Kredit! Trotzdem tun es alle. Es ist genau so, wie die Gesundheitswarnung auf der Zigarettenpackung - trotzdem qualmen Millionen.
Kreditspekulation ist wie eine Droge - man verliert den Bezug zur Realität. In Maßen genossen kann diese Droge ganz angenehm sein. Doch die Gefahr der Abhängigkeit ist groß. Die Konsequenzen - dramatisch.
Ich habe einfache Anleger kennengelernt, die bei durchschnittlichem Gehalt nun sechsstellig verschuldet sind. Die Verzweifelung ist groß! Doch das Schicksal brach nicht unvorhersehbar über die Betroffenen herein. Der Teufelskreis begann - wie oft in der Börsengeschichte - in der Hausse. Im Aufwärtstrend der Börse werden riesige Summen aufgenommen, auf Grundlage des Aktienbestands. Was viele Anleger nicht bedachten: In Phasen steigender Börsen ist solches Vorgehen hochexplosiv. Je höher die Kurse, desto üppiger das vermeintliche "Spielgeld". Entsprechend groß fällt der Kreditrahmen aus.
Doch die Zeitbombe tickt. Im Crash dämmert die Stunde der Wahrheit. Die Aktien sind kaum noch was wert und übrig bleibt der Kredit. Meist müssen diese gebeutelten Spekulanten ausgerechnet in der schlimmsten Phase eines Crashs verkaufen.
Mir begegneten in letzter Zeit auffällig viele Anleger, welche im Crash "zerrissen" wurden. Die letzten hat es noch Anfang dieses Jahres erwischt. Furchtbar für jene, im Tief zwangsverkauft zu haben, nun auf einem Berg von Schulden zu sitzen und zuzusehen, wie die Börse wieder steigt... Aus der Traum vom schnellen Geld.
Auf die Banken wird eine Prozesslawine zurollen. Hauptvorwurf: zu laxer Umgang bei der Vergabe von Aktienkrediten. Ich meine: zu Unrecht. Wahr ist, dass die Banken leichtfertig bei der Vergabe von Aktienkrediten sind. Insbesondere bei den Discountbrokern wird den Anlegern geschickt eine Summe vorgegaukelt, über die sie verfügen können. Dass es sich dabei um Kredit handelt, wird auf den ersten Blick nicht so schnell deutlich.
Dennoch: Wer auf Kredit spekuliert, muß auch selbst die Verantwortung dafür tragen. Es ist zwar modisch, den "bösen" Banken die Schuld in die Schuhe zu schieben - doch das ist zu einfach. Unter dem Motto: "Wenn´s schief geht haftet die Bank." Welche Konsequenzen Kreditspekulation hat, wird zwar bei neuen Börsianern gern verdrängt - es bleibt aber die Pflicht jedes Einzelnen, einmal über sein Tun nachzudenken und die Konsequenzen dafür zu tragen.
PP
@DARKNIGHT: Wieso Blondinen ?!???? Ist Mross etwa unter seinen wenigen Haaren naturblond? :-)
Und wenn sich der Mann warnend zum Thema Kreditspekulation äußert, sehe ich keinen Grund genervt zu reagieren.
Kreditspekulation ist keine Fiktion sondern harte Realität. Mehrere Hunderttausend/Millionen Deutsche stecken Tief in der Schuldenfalle und werden nie wieder raus kommen.
Da kann profilaktisches Warnen nicht schaden.
Außerdem ist er einer der letzten echten Zyniker im Deutschen Fernsehen, und davon bräuchten wir viel mehr.
Immer diese BigBrother-Typen, BSE-Hetzer und Außenminister-Denunzianten, ich kann sie alle nicht mehr sehen.
cu, sacht der michael mr... ääääh seth ;-)
selbst Freunde von mir, die nichts mit
Börse am Hut haben (aus Gutem Grund, wenn
man sich meine Performance für 2000 anguckt,
das schreckt ab),
sehen dann n-tv gerne, wenn Mross moderiert,
weil seine Stutzer und seine unbequemen
sarkastischen Kommentare die einzige Gute-Laune-
Quelle bei n-tv ist (vielleicht neben F. Busch),
der Rest ödet mich an (vielleicht noch C. ferstl,
die einen von uns endlich einladen soll!),
weil die alle wirklich nur sagen,
"das hätte man gestern verkaufen sollen - hahahaha"
oder
"jetzt scheint es eine bodenbildung zu geben (N50 bei -3% vorher -3.5%)"
oder
"mal sehen, wie sich die rohstoffpreise entwickeln , heute ist ja Wochenende -kommentar vom anderen: die werden doch immer gehandel-
re: ach ja, ja jedenfalls blablbalba..."
fazit:
long live mross
und sein artikel ist ABSOLUT in ordnung,
da schließe ich mich seth an.
gruß
IZ