Leute rauswerfen kann jeder
Seite 1 von 1 Neuester Beitrag: 24.06.02 20:49 | ||||
Eröffnet am: | 24.06.02 18:17 | von: Wolkenstein | Anzahl Beiträge: | 4 |
Neuester Beitrag: | 24.06.02 20:49 | von: Wolkenstein | Leser gesamt: | 1.242 |
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Allzu oft senken Manager die Kosten ihres Betriebes durch Entlassungen. Wirtschaftlich viel sinnvoller ist es, Material und Energie zu sparen - in der deutschen Wirtschaft stecken Reserven im Wert von 180 Milliarden Euro pro Jahr. Hier anzusetzen würde weder die Qualität der Produkte noch den Lebensstandard beeinträchtigen
Im internationalen Wettbewerb fällt der Standort Deutschland immer weiter zurück - auch und gerade weil hierzulande zu teuer produziert wird. Wirtschaft und Politik reagieren vor allem mit dem Abbau von Personalkosten.
Sollte das so sein? Nein. "Wo Kostensenkung vor allem durch Personalabbau erzielt wird, ist es mit der Managementqualität meist nicht weit her", so ein ehemaliger Topmanager von Pepsi-Cola. Der Hauptkostenfaktor der Industrie heißt nämlich schon lange nicht mehr Personal, sondern Material. Die wirtschaftspolitische Agenda sollte dies widerspiegeln.
Klar ist: Unser Lebensstandard erfordert einen enormen Durchsatz an Material und Energie: für Wohnung und Einrichtung, Autos und öffentliche Verkehrsmittel, Nahrung, Kleidung und Bildung. Pro Haushalt der Bundesrepublik sind das in etwa elf Tonnen Material pro Jahr und ein Energieverbrauch, der neun Tonnen Heizöl entspricht.
Diese Tonnage ist teuer. Sie kostet rund 20 000 Euro je Haushalt, das sind deutschlandweit 730 Milliarden Euro pro Jahr für Energie und Rohmaterial, für die Weiterverarbeitung zu Produkten und für deren Auslieferung an Kunden.
Dabei können wir unsere Bedürfnisse - für Ernährung, Wärme, Mobilität, sozialen Status - in derselben Qualität mit weniger Material- und Energieeinsatz befriedigen. Diesen Spielraum zur "Dematerialisierung" haben die treibenden Kräfte der Marktwirtschaft - Gewinninteresse und Wettbewerb - schon eindrucksvoll demonstriert. Zwischen 1990 und 2000 ist der Energieverbrauch je Euro Bruttosozialprodukt real um 20 Prozent gesunken, der Abwärtstrend weiterhin ungebrochen. Ein Liter Getriebeöl im Pkw kann heute für 15 000 Kilometer genutzt werden, anstatt der früher üblichen 7500 Kilometer.
Aber die Möglichkeiten heute verfügbarer Methoden und Technologien sind noch gar nicht ausgereizt. Mit ihnen lassen sich die Material- und Energiekosten durch zumutbare Reduzierung des Verbrauchs in den nächsten sechs bis zehn Jahren über den bestehenden Trend hinaus rentabel und ohne Einbußen an Komfort und Lebensstil um 25 Prozent senken. Das sind bei uns jährlich 5000 Euro je Haushalt , insgesamt 180 Milliarden Euro.
Studien zeigen seit Jahren in der Industrieproduktion und in bestehenden Gebäuden ein unerschlossenes Potenzial zu einer vernünftigen Senkung des Energieverbrauchs. Im Wohnungsneubau ist das (fast) Null-Energie-Haus bereits rentabel machbar.
Ähnliche Erfahrungen liegen für den Materialverbrauch in allen relevanten Industrie-, Bau- und Dienstleistungsbranchen vor. Bereits bei der Herstellung der bestehenden Produktpalette lassen sich die Materialausbeute weiter steigern und der Materialverlust senken. Noch mehr Potenzial liegt in der Optimierung von Produktkonzept und Produktdesign, sodass gleiche Funktionen mit weniger Materialeinsatz erfüllt werden.
Aufgearbeitete Ersatzteile verlängern die Nutzung
Einsparungen werden vor allem dann erzielt, wenn die Kosten des Produktes über seinen gesamten Lebenszyklus - Fertigung bei Zulieferer und Hersteller, Vertrieb sowie Produktnutzung beim Endkunden - in bereichsübergreifender Zusammenarbeit erfasst und gesenkt werden. Diese Optimierung nach "Lebenszykluskosten" (Life Cycle Cost) ist in den fünfziger Jahren in breitem Umfang für die Steuerung von Luft- und Raumfahrtprogrammen verwendet worden und setzt sich seitdem schrittweise auch anderenorts durch.
DuPont zum Beispiel hat ein breit angelegtes Zero-Emissions-Programm entwickelt, um Materialverluste in der gesamten Wertschöpfungskette zu reduzieren. In der eigenen Fertigung werden dazu Syntheseprozesse verbessert, und der Materialverbrauch des Kunden wird durch neues Produktdesign oder produktbegleitende Dienstleistungen gesenkt, mit dem Effekt besserer Margen und Marktanteile.
Henkel hat zur Senkung seiner Kosten und Stärkung seiner Marktposition über die Jahre bei gleicher Waschleistung den Rohmaterialeinsatz und damit die Kosten für seine Waschmittel ebenso gesenkt wie die erforderliche Waschtemperatur und damit die Energiekosten bei seinen Endkunden.
Sony bietet nach der Garantiezeit für defekte Handys, Walkmen und PlayStations Austauschgeräte mit gebrauchten, aufgearbeiteten Ersatzteilen an, sodass nicht das gesamte Gerät zu Abfall wird, wenn eine Komponente ausfällt. Dies verlängert die Lebensdauer der Geräte und senkt damit den Materialverbrauch. Der Kunde erzielt eine längere Nutzungsdauer bei geringen Kosten - ein Wettbewerbsvorteil für Sony.
General Motors steigert seine Materialeffizienz unter Mitwirkung der Zulieferer. Für Hilfs- und Betriebsstoffe der Produktion werden diese Firmen zunehmend nicht mehr nach Menge der gelieferten Einsatzstoffe, sondern nach der damit im Werk erfüllten Funktion bezahlt. Die veränderte Vertragsbasis hat die Kosten gesenkt und den Verbrauch reduziert.
Die mit heute verfügbaren Methoden und Technologien erzielbare zusätzliche Dematerialisierung der Wertschöpfung in Industrie, Bauwirtschaft und Dienstleistung würde einen positiven Effekt für den Standort Deutschland haben. Unter konservativen, vereinfachenden Annahmen ergibt sich folgendes Szenario:
Das verfügbare Einkommen der privaten Haushalte bleibt konstant. Da die heute produzierten Güter dank der verbesserten Materialausbeute nun 25 Prozent weniger kosten, steigt bei gleichem Lebensstandard das Nettoeinkommen um 5000 Euro pro Haushalt. Die kostengünstigere Produktion am Standort Deutschland führt zum Ersatz von Einfuhren durch inländische Produktion und steigert das Exportvolumen. Dies erhöht den Jahresumsatz der Wirtschaft um 190 Milliarden Euro und schafft 700 000 neue Arbeitsplätze. Die reduzierte Arbeitslosigkeit, die gestiegene Industrieproduktion und die Senkung der Material- wie der Energiekosten für staatliche Leistungen entlasten die öffentlichen Haushalte und Sozialversicherungssysteme um jährlich 40 Milliarden Euro.
Deutschland könnte Spitze werden
Warum sind diese Potenziale nicht längst erschlossen? Unsere Marktwirtschaft arbeitet besonders effizient, wenn Käufer und Verkäufer gemeinsam die Lebenszykluskosten der verkauften Leistung verringern. Dies setzt voraus, dass die Käufer die vollen KostenNutzen-Effekte ihrer Entscheidungen kennen, tragen und sie optimieren können. Es setzt weiter voraus, dass vollständige Information und ungehinderter Marktzugang für Käufer und Verkäufer einen wirklichen Wettbewerb erlauben. Diese Bedingungen für eine hohe Effizienz werden heute bei Entscheidungen über Material- und Energieverbrauch nur teilweise erfüllt.
Auf Seiten der Wirtschaft unterschätzt das Management traditionell das Renditepotenzial von Material- und Energieeffizienz. Dieses Defizit führt dazu, dass zum Beispiel Produktgestaltung und Investitionen nicht energisch genug nach Lebenszykluskosten berechnet werden. Die Möglichkeiten dazu verfügbarer Managementtechniken werden nicht voll ausgeschöpft.
Auf Seiten der Politik besteht, trotz existierender Förderprogramme, viel ungenutzter Spielraum, Marktversagen im Bereich Material- und Energieverbrauch abzubauen und damit die kostensparende Dematerialisierung in Industrie, Baugewerbe und Dienstleistung erheblich zu beschleunigen. Die folgenden sechs Maßnahmen zeigen Wege dazu auf.
Maßnahme 1
Vielen Entscheidungsträgern in Politik, Verwaltung und Wirtschaft ist noch nicht in vollem Umfang klar, wie hoch die noch unerschlossenen wirtschaftlichen Reserven zur Dematerialisierung sind und dass Deutschland sich hier - anders als bei Personalkosten - schnell eine internationale Spitzenposition erarbeiten kann.
Um das Topmanagement der deutschen Wirtschaft und der öffentlichen Hand ebenso wie die Privathaushalte mit dieser Botschaft zu erreichen, wird eine professionelle Informations- und Kommunikationskampagne erforderlich sein, die mit der vollen Bandbreite erprobter Marketing- und Kommunikationstechniken arbeitet.
Maßnahme 2
Eine funktionierende Marktwirtschaft erfordert, dass Kunden Alternativangebote objektiv vergleichen können. Wussten Sie, bevor Sie ihre Wohnung anmieteten oder kauften, wie energieeffizient die Raumheizung war? Standen beim letzten Autokauf die jährlichen Reparatur- und Benzinkosten mit auf dem Preisschild? In aller Regel haben Privatpersonen bei Miet- oder Kaufentscheidungen eine nur ungenaue Kenntnis von Lebensdauer und Verbrauchskosten. Bessere Information würde es den meisten Menschen erleichtern, ihre Entscheidungen nach Lebenszykluskosten auszurichten.
Dies trifft in gewissem Umfang ebenso auf die Beschaffung von Investitions- und Verbrauchsgütern durch Privatwirtschaft und öffentliche Hand zu. Mit einigen Ausnahmen, wie der Beschaffung von Produktionsanlagen in der Automobilindustrie, werden Verbrauchskosten und Lebensdauer regelmäßig unterbewertet.
Nur teilweise geben Anbieter solche Informationen freiwillig - sie scheuen den Mehraufwand. Man müsste also eine Rechtspflicht zum Ausweis der relevanten Lebenszykluskosten zusammen mit dem Preis des Kauf- oder Mietobjektes einführen, nach einheitlichen Standards je Warengruppe (etwa Bekleidung, Haushaltsgeräte, Kraftfahrzeuge). Auf dem Mietvertrag würden direkt unter der monatlichen Miete die zu erwartenden monatlichen Nebenkosten stehen. Auf der Spülmaschine würden unter dem Kaufpreis die für die ersten fünf Jahre zu erwartenden Wasser-, Strom- und Spülmittelkosten vermerkt sein. Da alle Anbieter dann dasselbe tun, wirkt die Maßnahme nicht wettbewerbsverzerrend.
Neben der direkten Wirkung - verstärkter Kauf bestehender Produkte mit geringeren Lebenszykluskosten - wird diese Maßnahme in Industrie und Immobilienwirtschaft eine erhebliche Zusatzdynamik zur Entwicklung neuer Produkte und Leistungen mit geringeren Lebenszykluskosten entfachen.
Maßnahme 3
Funktionierende Marktwirtschaft erfordert, dass Produktalternativen dieselben Startchancen haben. Beim Bau von Kraftwerken akzeptieren etwa die Energieversorger eine Zeitdauer von 10 bis 15 Jahren, bis die Investition von den Einnahmen für den erzeugten Strom bezahlt ist. Gewerbekunden und Privathaushalte dagegen akzeptieren bei energiesparenden Investitionen oft nur zwei bis drei Jahre, bis sich die Investition durch die Einsparung bezahlt gemacht hat - obwohl Investitionsgüter wie Heizungsanlagen, elektrische Motoren oder Kühlschränke oft 10 bis 15 Jahre und länger genutzt werden. Dies bedeutet, dass Investitionen in Energieeinsparung schlechtere Startchancen haben als Investitionen in Energieerzeugung; Kraftwerke werden zum Teil auch dann gebaut, wenn Energieeinsparung die kostengünstigere Wahl wäre.
Ursache für diese Asymmetrie ist vor allem begrenzte Fachkompetenz bei Gewerbekunden und in Privathaushalten, sodass Optionen zum Energiesparen gar nicht erkannt werden oder für die Entscheidungsträger schwer zu bewerten sind. Außerdem sind die Kunden oft weniger kapitalstark als Energieversorgungsunternehmen.
Analoges findet sich im Bereich der Materialeffizienz. Beim Kauf und Betrieb von Produktionsanlagen werden immer wieder Chancen zur Kostensenkung verschenkt, weil der Betrieb diese nicht erkennen, bewerten oder finanzieren kann. Für viele Metall verarbeitende Betriebe etwa gehört die Lackierung zwar zum Produktionsprozess, aber nicht zu ihrer Kernkompetenz. Also finden sich dort regelmäßig ineffiziente Lackieranlagen.
Solche Defizite lassen sich zum Teil mit dem Know-how und der Finanzierungskapazität anderer Betriebe überwinden. Die Automobilindustrie vergibt zum Beispiel zunehmend die Finanzierung und den Betrieb ganzer Produktionsschritte an die Lieferanten der Produktionsanlagen und zahlt nur noch einen festen Preis je lackierter Einheit. Damit betreiben die besten verfügbaren Experten die Anlage, und der Zulieferer ist motiviert, die Anlage bereits bei der Entwicklung auf minimale Lebenszykluskosten auszulegen.
Dieser Trend kann beschleunigt werden: Durch den staatlichen Einfluss bei der Gestaltung von Bau- und Produktnormen lassen diese sich so weiterentwickeln, dass Gebäude und Anlagen stärker aus technisch und finanziell abgrenzbaren Modulen aufgebaut werden, die sich extern finanzieren und bedienen lassen. Heizungsanlagen etwa sind so auszulegen, dass sich externer Zugang sowie automatisierte Erfassung von Energieverbrauch und Heizleistung preiswert einrichten lassen.
Hochschulstudiengänge sollten so verändert werden, dass jeder Betriebswirt, Ingenieur und Architekt beim Studienabschluss die fünf bis zehn für sein Fachgebiet zentralen Methoden zur Senkung von Lebenszyklus-kosten beherrscht. Im Beruf macht er diese dann seinen Arbeitsgebern verfügbar.
Maßnahme 4
Beschleunigte Dematerialisierung muss im Markt eine kritische Masse erreichen, um sich breit durchzusetzen, etwa durch Beteiligung der öffentlichen Hand. Sie tätigt jährliche Sachausgaben und Sachinvestitionen von etwa 240 Milliarden Euro. Die dafür beschafften Gebäude, Anlagen und sonstigen Güter verursachen oft noch unnötig hohe Lebenszykluskosten. Um das zu ändern, sind vor allem geeignete Standards für Ausschreibung, Bewertung und Vertragsgestaltung einzuführen, dazu gezielte Anpassungen im Haushalts- und Vergaberecht.
Maßnahme 5
Flankierende Maßnahmen runden dieses Sechs-Punkte-Programm ab und beschleunigen seine Umsetzung: Wo trotz verbesserter Marktmechanismen erhebliche Dematerialisierungspotenziale nicht erschlossen werden, sollten Effizienzniveaus durch freiwillige Vereinbarung oder Gesetz festgeschrieben werden, so bereits erfolgreich praktiziert bei der Wärmeschutzverordnung und bei Standards für Haushaltsgeräte.
Maßnahme 6
Die staatliche Forschungsförderung im Umfang von etwa 16 Milliarden Euro pro Jahr dehnt das technisch-wirtschaftlich Machbare ohnehin schon Schritt für Schritt aus, auch im Bereich Material- und Energieeffizienz. Diese Mittel können und sollten noch gezielter auf die Senkung der Material- und Energiekosten ausgerichtet werden.
Die Umsetzung dieses Sechs-Punkte-Programms erfordert eine konzertierte Aktion zur Dematerialisierung der Wertschöpfung am Standort Deutschland.
Dabei sind Hemmnisse zu überwinden. Materialeffizienz zu einem zentralen Thema der Wirtschaftspolitik zu machen setzt ein Umdenken der Beteiligten voraus. Dematerialisierung wird deutliche Umsatzverschiebungen innerhalb unserer Volkswirtschaft nach sich ziehen, und der Widerstand der "Verlierer" solcher Verschiebungen wird gut organisiert sein.
Es wird deshalb erforderlich sein, gezielt die "Gewinner" des Programms und deren Interessenvertreter für das Gesamtprogramm "Dematerialisierung" zu mobilisieren und konkrete Einzelmaßnahmen erkennbar mit dem dann positiv besetzten Gesamtprogramm zu verknüpfen.
Beim Materialsparen ist Japan Vorbild
Als zentrales Steuerungsinstrument wäre eine Datenbasis zu erstellen, aus der ablesbar ist, in welchen Branchen wie viel technisch-wirtschaftlich machbare Kostensenkung aus welchen Gründen bisher noch nicht realisiert ist.
Zur Durchsetzung ist ein straff organisiertes, ressortübergreifendes Kernteam mit hoher Gestaltungskompetenz und direktem Zugang zu Kanzler und Ministern notwendig. Begleitend dazu ist die frühzeitige und ko-operative Einbindung von Wirtschaft, Gewerkschaften und Bundesländern sinnvoll. Japan hat zum Beispiel unter Federführung des einflussreichen Wirtschaftsministeriums (ehemals Miti) ein hochkarätig besetztes, ressortübergreifendes Gremium geschaffen, um die Dematerialisierung der japanischen Wirtschaft voranzutreiben.
Abgesehen von Industrie, Baugewerbe und Dienstleistung, bietet die Siedlungsstruktur weitere, große Materialeinsparpotenziale. Sie ist heute vom Trend "Wohnen im Grünen, Arbeiten in den Zentren" geprägt. Doch das Wohnen im Grünen mit seinen Ein- und Zweifamilienhäusern verursacht zusätzliche Heizenergie, der Pendlerverkehr erhöhten Kraftstoffverbrauch, stärkeren Kfz-Verschleiß und erhebliche Investitionen in die Verkehrsinfrastruktur.
Wenn dieser Mehraufwand vollständig von denen getragen würde, die ins Grüne ziehen, ist dagegen volkswirtschaftlich nichts einzuwenden. Tatsächlich werden die Umlandbewohner aber von den Bewohnern der Zentren mit mindestens 30 Milliarden Euro pro Jahr subventioniert. Sie tragen die erhöhten Kosten je Haushalt für die Wasser- und Energieversorgung, die Abwasser- und Abfall-entsorgung sowie für die Kommunikationssysteme Post und Telefon im Umland über die gezahlten Einheitspreise mit.
Bei der Wohnungsförderung wird der Bau von Eigenheimen doppelt so hoch begünstigt wie der für Zentren typischere Erwerb bestehender Wohnungen. Die Kilometerpauschale für die Pendler kostet alle Steuerzahler drei Milliarden Euro pro Jahr.
Diese Subventionen müssten entfallen - durch Streichen der Kilometerpauschale und entsprechende Reduzierung der Lohnsteuer, durch gleichberechtigte Förderung von Wohnungskauf und Wohnungsbau, durch Belastung der Umlandgemeinden mit den Kosten der für ihre Bewohner errichteten Verkehrsinfrastruktur und durch verursachungsgerechtere Gebühren für Versorgungs- und Kommunikationsleistungen.
Es soll keinem verwehrt werden, sein Ideal von einem Haus im Grünen zu realisieren. Aber die Subventionierung dieses Traums durch andere kann beendet werden.
Neben der direkten Entlastung der öffentlichen und privaten Haushalte im zweistelligen Milliardenbereich ist hiervon ein Trend zu einer kostensenkenden weil material- und energieeffizienteren Siedlungsstruktur zu erwarten.
und der Weg diese schonenden Produktionsverfahren atraktiver zu machen ist die Oeko-Steuer !
Allerdings wird das viel zu lasch umgesetzt. Das Bezin sollte 5E/L kosten, dann wuerden endlich bessere Autos gebaut.
mfg
"Abgesehen von Industrie, Baugewerbe und Dienstleistung, bietet die Siedlungsstruktur weitere, große Materialeinsparpotenziale" (sechster Abschnitt von unten)