Leistung ist eben nix wert - nur der Papierkram


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Neuester Beitrag: 25.04.21 09:51
Eröffnet am:26.05.07 00:42von: etküttwieetk.Anzahl Beiträge:6
Neuester Beitrag:25.04.21 09:51von: NadineuvixaLeser gesamt:3.092
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19607 Postings, 6444 Tage etküttwieetküttLeistung ist eben nix wert - nur der Papierkram

 
  
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26.05.07 00:42
Spiegel online vom 25.05.2007

UNCHRISTLICHE ENTLASSUNG
Katholische Lehrerin unterrichtete zu viel - gefeuert
Von Bruno Schrep

Sie war beliebt, verdiente wenig und sprang bei Engpässen ein: Religionslehrerin Angelika Lüning wurde nach 30 Jahren von der katholischen Kirche gefeuert, weil sie auch andere Fächer unterrichtete - darunter evangelische Religion. Eltern und Kollegen sind in Rage.



Sie diskutierte mit ihren Schülern über die Folgen der Französischen Revolution und über die Entstehung des Nationalsozialismus, erklärte ihnen die Unterschiede zwischen einer Aktiengesellschaft und einer GmbH, brachte ihnen bei, wie man eine Bohrmaschine benutzt.

Über 30 Jahre lang unterrichtete Angelika Lünig, 52, an der Wilhelm-Bracke-Gesamtschule in Braunschweig. Jetzt wurde sie fristlos entlassen.

Ihr wird zur Last gelegt, jahrelang gegen ihren Arbeitsvertrag verstoßen zu haben - ein Vorwurf, den die Lehrerin nicht bestreiten kann und nicht bestreiten will. Kurios dabei: Ihr Ungehorsam nutzte der Schule und den Schülern. Und ihre Entlassung schadet dem Ruf ihres Arbeitgebers gewaltig.

Demo in Hildesheim: "Scheinheilig" nennen Eltern und Lehrer die Kirche
Die Lehrerin ist seit 1976 bei der katholischen Kirche angestellt. Im Auftrag des Bistums Hildesheim sollte sie katholischen Religionsunterricht erteilen. Weil sie auch andere Fächer unterrichtete, insbesondere evangelische Religion, begründete das Bistum ihren Rausschmiss mit Pflichtverletzung und Vertrauensbruch.

Die Entscheidung ist nicht gut angekommen. Christen und Nichtchristen empfinden die Ausbootung der beliebten Lehrerin ohne vorherige Anhörung oder Abmahnung als unbarmherzig und viel zu hart. Bei einer Demonstration vor dem Hildesheimer Dom protestierten Mitte Mai rund 100 Lehrer und Elternvertreter gegen die "christlose Kündigung", auf einem Transparent wurde der Hildesheimer Bischof Norbert Trelle als "Bischof Gnadenlos" geschmäht.

Rausschmiss als Warnung für andere Lehrer?

"Hat Frau Lünig heidnische Bräuche zelebriert oder den Papst verunglimpft?", heißt es in einem Schreiben des Elternbeirats. Die Lehrerin selbst, die seit Anfang Februar wieder ausschließlich katholische Religion unterrichtete, will die Entscheidung nicht hinnehmen: "Ich werde mit Leuten auf eine Stufe gestellt, die silberne Löffel geklaut haben."

Katholikin Lünig hat zwar nicht studiert, lernte ursprünglich Goldschmiedin. Nebenbei paukte sie jedoch theologisches Wissen in kirchlichen Abendkursen und schaffte einen Abschluss, der dazu berechtigt, Schulkinder zu unterrichten. Die kirchliche Lehrlaubnis, die "Missio canonica", gilt jedoch ausschließlich für das Fach katholische Religion.

Lehrerin Lünig war jedoch offenbar nicht die Einzige, die sich nicht an diese Vorgabe hielt. Womöglich deshalb wollte die Kirche in ihrem Fall ein Exempel statuieren. Ihr Rausschmiss sollte warnendes Beispiel für alle von der Kirche ausgebildete und finanzierte Religionslehrer sein.

Rund 140 sogenannte Katecheten sind allein beim Bistum Hildesheim angestellt, in Deutschland insgesamt sind es mehrere Tausend. Als Aushilfen, Vertreter und Lückenbüßer sind sie hochbegehrt.

"Anderweitiger Einsatz ist an Niedersachsens Schulen gang und gäbe", schimpft etwa Inge Schnabel, bis vor kurzem Religionslehrerin in Bad Nenndorf. Ihr Vorwurf: "Beim Thema Religionsunterricht wird geschludert und getäuscht." Schulleiter, aber auch Kollegen, übten oft Druck auf Religionslehrer aus, auch andere Fächer zu unterrichten.

"Machen Sie mal" - bequeme Lösung für die Schule

Lehrermangel, ausgefallene Unterrichtsstunden und unzufriedene Eltern veranlassten auch den früheren Gesamtschulrektor Karl-Heinz Adamski, Religionslehrerin Lünig Mitte der neunziger Jahre zum Vertragsbruch anzustiften. "Können Sie nicht auch Gesellschaftslehre unterrichten?", fragte er. "Und eine Klasse übernehmen?" Antwort : "Eigentlich darf ich das nicht." "Machen Sie mal."

"Ich wusste zwar, dass dies nicht korrekt ist", erinnert sich der seit 2001 pensionierte Pädagoge. "Aber ich dachte, da kräht kein Hahn danach." Jetzt wird laut Georg Weßling, Sprecher des niedersächsischen Kultusministeriums, geprüft, ob das Land gegen den Pensionär nachträglich ein Disziplinarverfahren einleitet.

Auch Adamskis Nachfolger beließen es bei der für die Schule bequemen Lösung. Angelika Lünig, die weder Geschichte noch Politik oder das ebenfalls in Gesellschaftslehre integrierte Fach Geographie studiert hatte, brachte Schülern der Klassen fünf bis zehn das harte Leben im Mittelalter nahe, erklärte, warum Wüsten entstehen, vermittelte als gelernte Handwerkerin im Fach Wirtschaft und Technik auch praktisches Wissen.

Vor allem aber: Die Katholikin erteilte bei Engpässen auch evangelischen Religionsunterricht, unterstrich dabei das Gemeinsame und nicht das Trennende beider Konfessionen. Besuchte mit katholischen Schülern auch evangelische Gottesdienste - und umgekehrt. Organisierte und leitete Klassenfahrten, darunter auch Freizeiten in einem Kloster.

Erst als ein Kontrolleur der Landesschulbehörde Anfang des Jahres bei einer Prüfung von Stundenplänen Alarm schlug, flog die stillschweigend geübte Praxis auf. "Vorher haben wir nichts davon gewusst", versichert Michael Lukas, Sprecher des Bistums Hildesheim.

"Wo ist eigentlich Schaden entstanden?"

Die fristlose Kündigung erfolgte, obwohl Schüler, Eltern und auch die Kollegen die katholische Seiteneinsteigerin überaus schätzten; auch gab es nie Beanstandungen. Ex-Rektor Adamski: "Alle hatten großes Vertrauen in ihre pädagogischen Fähigkeiten."

Hinzu kam: Lehrerin Lünig war eine billige Arbeitskraft. Mit rund 1400 Euro netto verdiente sie weit weniger als ihre Beamtenkollegen. Ihr Gehalt überwies das Bistum Hildesheim, das Land Niedersachsen gab die Personalkosten an die Kirche zurück.

"Wo ist eigentlich Schaden entstanden?", fragt deshalb Franz Rollinger, derzeit kommissarischer Leiter der Wilhelm-Bracke-Gesamtschule. "Der Schaden liegt im Bruch des Arbeitsvertrages", antwortet Bistumssprecher Lukas. "Das kann sich kein Arbeitgeber bieten lassen."

Klar ist jedoch: In Hildesheim, wo nicht mit den heftigen Reaktionen in der Öffentlichkeit gerechnet wurde, der Fall eigentlich klammheimlich abgewickelt werden sollte, haben die Verantwortlichen ihre rigorose Entscheidung längst bitter bereut. Der Imageschaden ist immens.

Vor einem Schlichtungsgespräch zwischen Kirchenleitung und Lehrerin Ende Mai hat Bischof Trelle deshalb eine "menschlich akzeptable Lösung" angekündigt. Wie die aussehen soll, ist jedoch offen.

"Ziel ist die Weiterbeschäftigung", sagt Christof Knauer, der Hildesheimer Anwalt der Lehrerin. Sollte die Kirche auf der Kündigung bestehen, will der Anwalt vor dem Arbeitsgericht Braunschweig klagen
 

8541 Postings, 6943 Tage kleinlieschenTja - Betonköppe gibts leider überall -

 
  
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26.05.07 10:03
halt uns mal auf dem Laufenden - bin gespannt, wie`s weiter geht :-)

Moinmoin + Gruß ka-el  

19607 Postings, 6444 Tage etküttwieetkütt30. Mai "Schlichtungsgespräch *g*

 
  
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08.06.07 17:09
http://www.spiegel.de/schulspiegel/0,1518,485627,00.html

Katholische Lehrerin wieder im Dienst
Die Braunschweiger Religionslehrerin Angelika Lüning wurde von der katholischen Kirche gefeuert, weil sie auch andere Fächer unterrichtete. Eltern und Kollegen protestierten gegen die "christlose Kündigung". Mit Erfolg: Jetzt lenkte das Bistum ein.

Angelika Lüning darf weiter als Religionslehrerin arbeiten. Das kündigte das Bistum Hildesheim am Dienstag nach einem Schlichtungstermin an. Die 53-Jährige solle vom kommenden Schuljahr an allerdings nicht mehr an der Wilhelm-Bracke-Gesamtschule unterrichten, sondern werde an anderen Schulen im Raum Braunschweig eingesetzt. Einzelheiten des Schlichtungsgesprächs wurden nicht bekannt.

Der katholischen Lehrerin war zur Last gelegt worden, jahrelang gegen ihren Arbeitsvertrag verstoßen zu haben. Ihr Rauswurf erfolgte nicht etwa, weil sie zu wenig arbeitete oder ihre Schüler schlecht behandelte - sondern weil sie auch andere Fächer unterrichtete, darunter evangelische Religion. Dabei hatte Lüning über 30 Jahre lang an der Gesamtschule gearbeitet und bekam einen Nettolohn von rund 1400 Euro, weit weniger als ihre Beamtenkollegen.

Die Entscheidung des Bistums hatte hohe Wellen geschlagen. Mitte Mai protestierten rund 100 Lehrer und Elternvertreter vor dem Hildesheimer Dom gegen das Vorgehen der katholischen Kirche; der Hildesheimer Bischof Norbert Trelle wurde als "Bischof Gnadenlos" bezeichnet. SPIEGEL ONLINE berichtete über den Fall (mehr...).

Die heftigen Reaktionen in der Öffentlichkeit nach der rigorosen Entscheidung hatten die Verantwortlichen offenkundig überrascht. Die Ausbootung der beliebten Lehrerin verursachte einen immensen Imageschaden. So kam es schließlich zum Schlichtungsgespäch - und zur Wiedereinstellung der Lehrerin.

Lüning sei nicht entlassen worden, weil sie evangelischen Religionsunterricht erteilt habe, sondern weil sie andere Fächer unterrichtet habe, so die Darstellung des Bistums. Beim Religionsunterricht kooperierten beide Konfessionen durchaus miteinander, dies sei nicht Stein des Anstoßes gewesen.

kat/dpa

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Verantwortlichen überrascht - Imageschaden - LOL, klasse
Sehr beruhigend, dass der "Mob" doch noch Einfluss hat...
... und mal wieder brilliant herausgeredet, die Kirche  

19607 Postings, 6444 Tage etküttwieetküttAuch nicht schlecht ;-)

 
  
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08.06.07 17:19
http://www.spiegel.de/schulspiegel/0,1518,250135,00.html

KATHOLIKEN-MORAL
Lesbische Lehrerin darf nicht unterrichten
Der lange Arm der Kirche reicht mitunter bis ins Klassenzimmer. In Trier darf eine Lehrerin keinen Religionsunterricht mehr an ihrem Gymnasium erteilen - das sittenstrenge Generalvikariat hat der Pädagogin jetzt die Lehrbefugnis entzogen, weil sie eine Frau geheiratet hat.

Trier - "Wir haben die Schule informiert, dass die Lehrerin im nächsten Schuljahr keine Religion mehr unterrichten kann", sagte Hans Casel, Pressesprecher beim Generalvikariat in Trier. Mit der gleichgeschlechtlichen Eheschließung zeige sie öffentlich, dass sie mit den katholischen Glaubensgrundsätzen nicht übereinstimme. Bundesweit handelt es sich damit um den zweiten bekannten Fall, in dem ein katholischer Lehrer die Missio wegen seines offenen Bekenntnisses zur Homosexualität entzogen bekomme, erklärte die Ökumenische Arbeitsgruppe "Homosexualität und Kirche" (HuK).


Schwule und lesbische Paare: Haben das Recht, aber nicht die Kirche auf ihrer Seite

Die 33 Jahre alte Religionspädagogin hatte das Bistum selbst über die Heirat mit ihrer Lebenspartnerin informiert. Nun wird ihr die "Missio canonica" entzogen, wie die Lehrerlaubnis für den katholischen Religionsunterricht genannt wird; in der evangelischen Kirche heißt sie meist "Vocatio". Rechtlich müssen Religionslehrer nicht nur die staatlichen Prüfungen bestehen, sondern auch durch ihre Kirche beauftragt werden - selbst wenn sie, wie die Trierer Pädagogin, an einem staatlichen Gymnasium unterrichten.

"Eine Diskriminierung durch die Kirche", schimpft Kirstin Fussan, Bundessprecherin beim Lesben- und Schwulenverband in Deutschland über das Vorgehen in Trier. Auch HuK protestierte und nannte den Entzug der Lehrbefugnis "menschenverachtend und unbarmherzig". "Sie hat natürlich mit dieser Konsequenz rechnen müssen, als sie ihre Heirat öffentlich gemacht hat", meint Bundesvorständler Thomas Beckmann.

Ethik- statt Religionsunterricht

Die lesbische Lehrerin in Trier kann aber auch ohne "Missio" am Hindenburg-Gymnasium weiter unterrichten: Statt Religion werde sie ab dem nächsten Schuljahr Ethikunterricht geben, berichtete die Zeitung "Trierischer Volksfreund".

Die katholischen Bischöfe sehen in der "Homo-Ehe" einen "schwerwiegenden Loyalitätsverstoß" und drohten kirchlichen Mitarbeitern bereits im vergangenen Jahr, als das Gesetz über die eingetragene gleichgeschlechtliche Partnerschaft in Kraft trat, mit Kündigung - allerdings nicht automatisch. Ein Verzicht auf die Kündigung sei möglich, "wenn schwer wiegende Gründe des Einzelfalls diese als uangemessen erscheinen lassen". Die Bischöfe berufen sich auf die seit 1993 geltende Grundordnung des kirchlichen Dienstes.

Die Arbeitsgruppe Homosexuelle und Kirche rät Schwulen oder Lesben unter den katholischen Religionslehrern, sich mit einem weiteren Unterrichtsfach abzusichern - und ihre Neigung "nicht zu offensichtlich" auszuleben: "Vielerorts sehen wohl die kirchlichen Amtsträger und Vorgesetzten darüber hinweg, sei es, weil sie wohlwollend und mit der offiziellen kirchlichen Lehre selbst nicht glücklich sind oder weil sie einfach Aufsehen und Ärger vermeiden wollen." Man könne etwa der Weitergabe einer eingetragenen Partnerschaft vom Staat an die Kirche bei der Meldebehörde widersprechen.

Bei der evangelischen Kirche sieht die Organisation ohnedies eine "größere Meinungsvielfalt zum Thema Homosexualität" als bei den katholischen Hardlinern. Dort greift offenbar das Motto: "Was ich nicht weiß, macht mich nicht heiß" - und die jahrhundertealte Tradition des verschämten Wegsehens.

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Ist schon traurig, diese tagtägliche Intoleranz und Machtgebärden.
Und ändern tut´s nix, denn die Lehr-"Persönlichkeit" bleibt dieselbe und der zukünftige Ethikunterricht wird wohl deshalb auch nicht besser oder schlechter als der bisherige Religionsunterricht sein - find ich einfach nur armselig.  

19607 Postings, 6444 Tage etküttwieetküttgrad gesehen, war schon von 2003

 
  
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08.06.07 17:23

9663 Postings, 1356 Tage 123pJa, das waren noch Zeiten

 
  
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19.11.20 14:56

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