Kapitalvernichtung an den Börsen??
Ein Beispiel: Anleger X kaufte in 12/99 500 Aktien der Firma Y für 100 Euro. Er investierte also 50.000 Euro. Heute liegt der Preis einer Aktie der Firma Y bei 20 Euro - Anleger X hat also theoretisch noch 10.000 Euro Kapital oder 40.000 verloren. Selbstredend erst, wenn Anleger X seine Aktien heute verkauft.
Aber: In dem Moment, als er seine Aktien kaufte, verkaufte ein anderer oder andere seine/ihre Aktien. Kapital wurde also umverteilt. Wenn Anleger X heute verkauft, verteilt er wieder Kapital um, indem derjenige, der kauft ihm 10.000 Euro gibt als Gegenleistung für die 500 Aktien. Anleger X hat zwar 40.000 Euro verloren, es wurde aber kein Kapital vernichtet, sondern umverteilt.
Daraus folgt: Diejenigen, die heute hohe Verluste haben, haben diese im Grunde schon beim Kauf der jeweiligen Aktien verursacht. Oder: Das Geld, was heute verloren ist, wurde von denjenigen, die damals verkauften, gewonnen!
Anders sieht es bei Neuemissionen aus. Hier investiere ich mein Geld direkt in eine Firma - geht sie pleite, ist das Geld auch weg, klar. Dabei ist es egal, wann sie pleite geht. Es ist auch immer nur das Kapital vernichtet worden, das dereinst bei einer Neuemission und evtl. Kapitalerhöhungen investiert wurde. Es sei denn, ich verkaufe rasch - doch dann verteile ich wieder um und der andere verliert die Kohle.
Die Frage ist, wer waren die großen Gewinner? Es ist bekannt, daß es nur sehr wenige wirkliche große Gewinner an den Börsen gibt, dafür aber viele kleine Verlierer. Die wenigen Gewinner nutzen die Handelsware Aktie als Instrument, den vielen kleinen Verlierern das Geld zu entlocken.
Das sollte sich jeder mal gründlich durch den Kopf gehen lassen: Ständige Kapitalumverteilung - aber letztlich bleibt es immer nur bei einigen wenigen hängen...
Die Frage ist, warum man ständig von Kapitalvernichtung spricht. Vielleicht kann mir das jemand von Euch beantworten.
Gruß
ramazotti
Das Beste, was man aus den letzten 15 Monaten lernen konnte, ist doch daß man es das nächste mal besser macht. Das wenig ethische Ziel muß sein, anderen, die weniger lernfähig sind oder gerade in den Markt kommen, ihr Geld abzunehmen. Zwar können in Zeiten steigender Märkte alle Ihr Kapital erhöhen, aber nach dem nächsten Crash wird man sehen, ob man selbst rechtzeitig reagiert hat und diesesmal mehr Kleingeld besitzt.
Der größte Feind von uns selbst ist die Gier, die uns Aktien nicht rechtzeitig abstoßen läßt. (Sie könnten ja noch weiter steigen oder sind nicht aus der Spekulationsfrist.) Problematisch ist es auch, wenn man ständig alle möglichen Meldungen von den Märkten an sich heranläßt (Über Nachrichtensender, Finanzteile der Zeitungen und Boards). Die Flut der widersrüchlichen Informationen, die ja meist nur Meinungen sind, erschwert es eher einen klaren Blick zu bekommen. Kostolany empfahl, den Fernseher auszustellen und die Leitungen zum Internet zu kappen. Man sollte den Markt in Ruhe von Außen betrachten und sich seine Gedanken machen, in welche Richtung er sich demnächst lang- oder mittelfristig bewegen wird, welche Branchen und Firmen keine Zukunft haben und wo ggf. die unentdeckten Perlen liegen.
Ich wage hier mal die These, daß fast jeder nach dem März 2000 gespürt hatte, daß auf dem Markt ein Umschwung von Euphorie zu Verunsicherung stattgefunden hatte. Hätte man da gnadenlos alle "Wachstumswerte" (also Werte mit extrem viel Hoffnungs- und Risikopotential) aus dem Depot geschmissen, würde es einem heute viel, viel besser gehen.
Unser größter Feind ist wahrscheinlich mangelnde Geduld. Während der Baisse werden viele mit ihrem restlichen Cash Aktien gekauft haben mit überwiegend negativem Ergebnis. Sie konnten nicht vom Markt lassen, sahen andere manchmal mit kurzfristigen Zocks Kohle machen (erfolglose Zocks werden auch weniger gepostet) und meinten, wenn andere Geld machen, müßten doch auch sie Glück haben. Ergebnis Knete weg.
Wir hätte 15 Monate lang überwiegend erfolgreich short gehen können. Da wäre uns das Glück öfter hold gewesen. Wir werden bald wieder long gehen können? Aber haben wir jetzt gelernt, Geduld zu haben und auf den richtigen Zeitpunkt zu warten. Noch ist die Stimmung nicht umgeschlagen. Wir können mit einem gewissen Recht auf Analysten, Banken, Altaktionäre, Herausgeber von Börsenbriefen und andere Scharlatane schimpfen. Verantwortlich bleiben wir aber immer selbst.
R.
Wer von Geldvernichtung spricht, darf Marktkapitalisierung nur unter Volumengesichtspunkten behandeln und die Markttechnik nicht außer acht lassen, sonst setzt man wirklich Buchgewinne mit Realität gleich.
Beispiel: A,B und C besitzen jeweils 10 000
A kauft Neuemission X (es gibt genau 100 Aktien) zu 100, und zwar 50 Stück.
Dann möchte er mit Gewinn verkaufen, das Umfeld ist freundlich, er ezielt einen Kurs von 200 Euro bei B, allerdings nur für 25 Stück, denn B möchte noch Reserven behalten.
Das Umfeld wird hunsmiserabel, die Aktie fällt auf 1 Euro. C ist zuvwersichtlich und kauft von A die restlichen 25 und von B 50.
Geldvernichtung nach gängiger Meinung: 100 Aktien x Höchstand 200 = 20 000, derzeitiger Wert 100, d. h. 19 900 sind vernichtet worden.
Real: A besitzt 10 025 + 25
B besitzt 5050 -4950
C besitzt 10 000 +/- 0
Reale Entkapitalisierung des Marktes: - 4925
Bitte um Anmerkungen
Geld kann man im eigentlichen Sinne außer durch Inflation nur durch Verbrennen vernichten. Es vermittelt immer nur den Austausch. Entweder hast Du es oder ich habe es. Mir wäre es lieber, ich hätte es.
R.
Deshalb werden Unternehmensbeteiligungen selten über den Markt ge- oder verkauft, die Verzerrungen wären zu groß.
PS: Mir wäre es lieber, ich hätte es auch. Ansonsten Respekt vor Deinen Immobilienpostings, ich habe sie ausgedruckt, mehr bracht man nicht zu wissen.
Werden jezt von diesen 1Millionen 10Tausend gehandelt,weil die anderen Aktionäre ihre Aktien halten.durch diese 10Tausend gehandelte Aktien,weil die Nachfrage danach so gering wird nur noch ein Preis von 80Euro geboten,so gehen alle 1Milion Aktien auf 80Euro runter.Also wurde ein emenses Kapital vernichtet,ohne das es jemand anders Gewonnen hätte. Dieß ist zum Beispiel beim Neuen Markt zur Zeit wegen der geringen Umsätze zu sehen.
Mfg
nix mit "anleger A kauft aktie XY zu 350euro"
stellt euch vor,
5 männer (marktteilnehmer) sitzen an einem tisch. jeder hat am anfang aktien und bargeld.
nun beginnt der handel. aktie hierhin, geld dahin, immer wieder immer wieder. mal sind die preise hoch, mal sind die preise für die aktien recht billig.
und?
ES BLEIBT IMMER GENAUSOVIEL GELD AUF DEM TISCH WIE ANFANGS. manchmal fühlen sich nur alle reich (bei hohen preisen-->hoher buchwert) und umgekehrt.
interessant wird´s wenn neue marktteilnehmer an den tisch kommen usw usw
Kapital ist Vertrauen: aus Geld wird dann Kapital, wenn das Vertrauen da ist, daß sich dieses nicht entmaterialisiert, sondern ggfalls Früchte trägt (=unternehmerisches Risiko).
Habt Ihr Euch schon mal überlegt, ob diesem gesamtem akkumuliertem Vermögen auf dieser Welt auch genügend Sachwerte gegenüberstehen, die man auch "kaufen" könnte, wenn alle plötzlich ihr Geld ausgeben wollten.
Die Antwort lautet: nein. Die permanente Kapitalakkumulation erfordert auf der Gegenseite eine permanente Verschuldung von Unternehmen, Privaten und Öffentlichen Einrichtungen. Gerade die letzten 10 Jahre haben gezeigt, daß die zunehmende Verschuldung erleichtert wurde durch den Überhang von "Geld", das an sich keinen Wert hat, für die die es besitzen, wohl aber für die, die es verdienen müssen, sofern sie der Verschuldung unterliegen.
Dieses System ist genial: man braucht keine Kriege, keine Versklavung, keine Knechtschaft: über die Verschuldung der Schwachen regiert das "Geld", und warum? weil es den irrigen Konsens gibt, daß Geld einen Wert an sich darstelle.
Grüsse aus Nihilon
R.
Vor einigen Monaten haben die Käufer den Verkäufern für EM.TV über 100 Euro pro Aktie gegeben. Damals schon wird es Verkäufer gegeben haben, die seit der Emmission dabei waren - also extrem hohe Gewinne eingefahren hatten. Und genau die (neben vielen anderen), ecki, haben das Geld.
Wenn ich heute eine Aktie kaufe, gebe ich faktisch einem anderen mein Geld dafür (mal ganz simpel ausgedrückt). Fällt die Aktie um 90% und verkaufe ich erst dann, bekomme ich von einem anderen 10% - die 90% hat der erste Verkäufer. Der hat mein Geld. Der war cleverer.
Bis zur absoluten Firmenpleite ist es nur ein Handel, denke ich, der Preis wird von Angebot und Nachfrage bestimmt. Also wird kein Kapital vernichtet.
Ich danke Euch allen für die ausführlichen und sachlichen Beiträge.
Gruß
ramazotti