Interview mit Masterflex


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Eröffnet am:15.01.01 18:02von: ProMaiLerAnzahl Beiträge:4
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197 Postings, 9178 Tage ProMaiLerInterview mit Masterflex

 
  
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15.01.01 18:02
Topaktuell: Masterflex AG (549293)

15.01.2001

Detlef Herzog
Chief Executive Officer (CEO)
 


Top-Interviews: Können sie uns einen Einblick in Ihre Geschäftstätigkeit geben und welche Anwendungsgebiete Sie abdecken? Welche Unternehmen beliefert Masterflex unter anderem?
Detlef Herzog: Die Masterflex AG ist als Innovations- und Technologieführer im Bereich Advanced Polymer in einem attraktiven Nischenmarkt hervorragend positioniert. Die Kernkompetenz im Bereich Polyurethan (PU) erstreckt sich über die komplette Wertschöpfungskette - von der Werkstoffentwicklung, über die selbstentwickelte Prozesstechnologie bis hin zur Vermarktung von PU-Produkten. PU läßt sich vielfältig modifizieren und weist dadurch eine Vielzahl von Vorteilen gegenüber traditionellen Werkstoffen wie PVC, Gummi und Stahl auf.
Masterflex wurde 1987 gegründet. In den derzeitigen Geschäftsbereichen High-Tech-Schlauchsysteme, Medizintechnik und Innovativer Verschleißschutz betreut der Konzern heute weltweit über 8000 Kunden in über 20 Branchen und besitzt dadurch eine hohe Branchen- und Konjunkturunabhängigkeit. Masterflex hat durch Innovationen wichtige internationale Standards gesetzt und nimmt heute insbesondere bei High-Tech-Schlauchsystemen eine weltweit führende Marktposition ein - gestärkt durch hohe Markteintrittsbarrieren und geringen Wettbewerb.

Top-Interviews: Was genau kann man sich unter Advanced Polymeren vorstellen und welche Vorteile gegenüber herkömmlichen PVC besitzen diese?
Detlef Herzog: Advanced Polymere wie Polyurethan sind High-Tech-Spezialkunststoffe, die sich durch ein höheres Eigenschafts- und Anwendungsspektrum von sogenannten Massenkunststoffen wie zum Beispiel Polypropylen und PET absetzen. Polyurethan ist ein wahres Multitalent, weil es die unterschiedlichsten Eigenschaften annehmen kann. Es zeichnet sich gegenüber PVC durch seine höhere Abriebfestigkeit und seine Temperaturbeständigkeit aus, wichtige Eigenschaften beim Transport von abrasiven Materialien durch Schlauchsysteme. Mit medizinischen Schläuchen und Kathedern aus PU kann z. B. das Thrombose- und Infektionsrisiko erheblich reduziert werden. Denn PU kann antithrombogene oder antibakterielle Eigenschaften einnehmen. PVC dagegen muß mit Heparin beschichtet werden, um antithrombogen zu sein. Das Heparin baut sich jedoch in kurzer Zeit im Körper des Patienten ab.
Im Verschleißschutz bietet Masterflex Rohre und Rohrbögen an, die mit PU ausgekleidet sind. Diese haben eine erheblich höhere Lebensdauer als ein Stahlrohr. Außerdem ist Polyurethan umweltfreundlicher. PVC ist Sondermüll und im Brandfall wird Salzsäure freigesetzt.

Top-Interviews: Welche Konkurrenten gibt es und wie sehen Sie sich im Vergleich zu ihnen positioniert?
Detlef Herzog: Masterflex nimmt heute insbesondere bei High-Tech-Schlauchsystemen eine weltweit führende Marktposition ein - gestärkt durch hohe Markteintrittsbarrieren und geringen Wettbewerb. Für viele PU-Produkte besitzt Masterflex weltweit eine Monopolstellung oder konkurriert nur mit einem einzigen, nicht börsennotierten, Wettbewerber.
Im Medizinbereich leisten wir Pionierarbeit. Wir liefern sogenannte medizinische Operations-Sets direkt an Krankenhäuser und Kliniken. Diese Komplett-Sets enthalten alle vom behandelnden Arzt gewünschten medizinischen Instrumente. Dadurch sinkt der logistische Aufwand für die Vorbereitung einer Operation erheblich. Dies kommt dem Trend im Gesundheitswesen nach Kostenreduzierung entgegen. Hier gibt es einige konzerngebundene Wettbewerber, die aus unserer Sicht jedoch nicht die notwendige Flexibilität eines unabhängigen Anbieters wie Masterflex bieten können. Wir verfügen außerdem seit der Errichtung einer Reinraumhalle im September 2000 über eine der modernsten Fertiungsstätten für medizinische Schläuche aus Polyurethan in Europa. Damit haben wir uns eine optimale Ausgangsposition für eine erfolgreiche Positionierung im Medizintechnikmarkt verschafft.

Top-Interviews: Streben Sie eventuell einen Wechsel an den Neuen Markt an?
Detlef Herzog: Wir haben uns bewusst für den SMAX entschieden. Masterflex ist ein Industriebetrieb mit anfassbaren Produkten.
Die am Neuen Markt vorherrschende Branchenstruktur aus Software, IT und Telekommunikation bietet aus unserer Sicht nicht das geeignete Marktumfeld. Im SMAX sind wir ganz vorne dabei. Bereits drei Monate nach dem Börsengang wurde Masterflex in den SDAX aufgenommen. Dieser Erfolg ist sicherlich darin zu sehen, daß wir der Financial Community nicht nur eine gute Equity-Story, sondern auch hervorragende Fundamentaldaten bieten. Wir blicken bereits auf eine langjährige erfolgreiche Unternehmensentwicklung mit zweistelligen Umsatz- und Ergebniszuwächsen zurück und die Aussichten für die Zukunft sind weiterhin positiv.
Die aktuelle Entwicklung am Neuen Markt und die Rückbesinnung auf Value-Werte zeigt, daß wir die richtige Entscheidung getroffen haben.

Top-Interviews: Wann läuft die LockUp der Altaktionäre aus? Haben diese dann eventuell vor, Anteile zu verkaufen oder die LockUp zu verlängern?
Detlef Herzog: Die Altaktionäre sind der Masterflex AG sehr verbunden. Dies dokumentiert sich in einer freiwillig verlängerten Lock-up Frist von 24 Monaten. Außerdem wurde ein Poolvertrag unter den Altaktionären geschlossen, der die Abgabe der Aktien für die fünf Folgejahre regelt.

Top-Interviews: Wie groß ist das Interesse bei institutionellen Anlegern für Ihre Aktie?
Detlef Herzog: Unser Ziel beim Börsengang war es, eine ausgewogene Struktur von institutionellen und privaten Anlegern zu erhalten. Dies ist uns gelungen. Das Interesse der institutionellen Anleger auf unserer Roadshow war sehr groß und seit dem Börsengang sind weitere hinzugekommen. Über unsere Investor Relations-Abteilung halten wir den Kontakt zu bestehenden Investoren und sprechen neue an.

Top-Interviews: In den ersten neun Monaten 2000 wurde der Umsatz um 92,5% auf 57,8 Mio. DM gesteigert, gleichzeitig wuchs das EBIT um 31,0% auf 8,7 Mio. DM. Liegen Sie mit diesen Zahlen innerhalb den Planungen?
Detlef Herzog: Mit der bisherigen Umsatzentwicklung sind wir mehr als zufrieden. Auch die Entwicklung des EBIT hat sich gegenüber dem Vorjahreszeitraum verbessert. Auf das Gesamtjahr betrachtet werden wir unser Umsatzziel von 77,0 Mio. DM (+85%) sicherlich verwirklichen. Auch das EBIT konnten wir erheblich gegenüber 1999 steigern. Einige Sondereffekte bewirken jedoch eine niedrigere Wachstumsrate. Dabei handelt es sich vor allem um unseren Strategiewechsel in den USA
Es war ursprünglich unsere Absicht, den Emissionserlös aus dem Börsengang für weitere Akquisitionen in den USA zu verwenden. Mehrere Gespräche mit potentiellen Übernahmekandidaten haben uns überzeugt, dass diese Strategie erhebliche - eventuell auch unkalkulierbare - Kosten, jedoch nur einen geringen Nutzen verursachen würde. Denn wir hätten auch Produktionskapazitäten übernehmen müssen, die weit hinter unserem hohen technologischen Standard liegen und damit für uns relativ nutzlos wären. Deshalb haben wir uns entschieden, eine eigene Vertriebsorganisation aufzubauen. Wir haben bereits Personal eingestellt und eröffnen in strategisch wichtigen Gebieten eigene Vertriebsbüros. Diese strategische Neuausrichtung fand teilweise ihren Niederschlag in erhöhten Vertriebs- und Personalkosten. Trotzdem sollte das EBIT um sehr erfreuliche 36% anwachsen, was uns in die Lage versetzt, für das Geschäftsjahr 2000 erstmals eine Dividende auszuschütten.

Top-Interviews: Wie sehen Ihre Umsatz- und Ergebnisprognosen für 2001 und 2002 aus?
Detlef Herzog: Die neuen Produktionskapazitäten, die zusätzlichen Produkte im Medizin- und Innovativen Verschleißschutzbereich sowie die weitere Expansion im Ausland sollten auch in den Jahren 2001 und 2002 deutliche Wachstumssprünge zulassen.
Wir gehen von einem zweistelligen Umsatzanstieg sowie einer deutlich überproportionalen Ergebnisverbesserung aus. Eventuelle Akquisitionen könnten diese Zahlen noch erhöhen.

Top-Interviews: Können Sie uns Ihre Vermarktungsstrategie erläutern?
Detlef Herzog: Unser Ziel ist die Suche nach neuen Anwendungsmöglichkeiten für Polyurethan. Wir haben kein Interesse an der Massenfertigung, deshalb haben wir uns in hoch profitablen Nischenmärkten positioniert. Dort bieten wir hochwertige Produkte und Systemlösungen für ganz bestimmte Probleme an. Mit dieser Strategie sind wir zum Markt- und Technologieführer im Bereich der High-Tech-Schlauchsysteme geworden. Mit zahlreichen Innovationen haben wir neue Standards im Markt gesetzt. Viele unserer Produkte besitzen eine Alleinstellung am Markt. Die Positionierung als Spezialist für Lösungen aus Polyurethan werden wir auch in den anderen derzeitigen und zukünftigen Geschäftsfeldern verfolgen.

Top-Interviews: In welchen internationalen Märkten sind Sie vertreten und welche Rolle spielen diese?
Detlef Herzog: Wir sind in Europa vertreten - in Deutschland, Frankreich und Großbritannien mit eigenen Produktionsstätten. Der Umsatzanteil liegt bei ca. 70 %. Seit 1999 sind wir auch in den USA vertreten. Der Anteil liegt bei ca. 30 % und soll in den nächsten Jahren erheblich gesteigert werden.

Top-Interviews: Wie erklären Sie sich den Kursverfall seit dem Hoch von knapp 40 Euro auf aktuell 25 Euro?
Detlef Herzog: Die Masterflex-Aktie ist in den allgemeinen Abwärtstrend der Börsen hineingeraten. Obwohl wir im SMAX notieren, war die Parallelität mit dem Trend am Neuen Markt deutlich zu sehen. Gewinnmitnahmen aus unserem Wert wurden offensiichtlich zum Ausgleich für Verluste bei anderen Werten verwendet. Erhebliche Kurseinbrüche sind jedoch ausgeblieben. Wir tendieren weiterhin über dem Emissionspreis, was bei vielen anderen Unternehmen derzeit nicht der Fall ist. Wir sind zuversichtlich, dass sich unser Kurs weiter nach oben entwickelt, denn wir bieten weiterhin positive Umsatz- und Ergebnisperspektiven für die nächsten Jahre. Dies macht ein langristiges Investment in Masterflex-Aktien auch weiterhin attraktiv.

Top-Interviews: Hat der hohe Ölpreis Auswirkungen auf Ihr Geschäft?
Detlef Herzog: Nein. Immer mehr Anbieter von Polyurethan treten am Markt auf. Dies hat zu sinkenden Preisen geführt. Hinzu kommt, dass wir uns durch das erhebliche Abnahmevolumen in einer komfortablen Verhandlungssituation mit unseren Lieferanten befinden.

Top-Interviews: Was haben Sie mit dem Geld aus dem IPO vor, liegen schon konkrete Pläne dafür vor?
Detlef Herzog: Wie bereits erläutert war es ursprünglich unsere Absicht, den Emissionserlös aus dem Börsengang für weitere Akquisitionen in den USA zu verwenden. Wir verwenden nun einen Teil der Mittel für den Aufbau der eigenen Vertriebsorganisation. Wir prüfen weiterhin die Möglichkeit, Akquisitionen in verschiedenen Bereichen vorzunehmen.

Top-Interviews: Sie bauen auf dem Firmengelände ein größeres Forschungszentrum, für welche Bereiche soll dieses dienen und wann darf man mit der Inbetriebnahme rechnen?
Detlef Herzog: Der erste Spatenstich erfolgte am 6. November 2000. Seitdem geht der Bau des Technikums gut voran. Wir rechnen mit der Inbetriebnahme Ende März/Anfang April. In diesem Technikum werden wir interdisziplinäre Forschung und Entwicklung im Bereich Advanced Polymer betreiben. Dies umfaßt auch Versuchsreihen zum Testen neuer Produkte im konkreten Anwendungsfall. Wir werden weiteres Fachpersonal, zum Beispiel einen Chemiker, einstellen.

Top-Interviews: Ihr Unternehmen ist auch im Bereich der Nanotechnologie tätig. Was genau entwickeln Sie zu welchem Zweck und wann kann man mit einem Durchbruch und den ersten Anwendungen rechnen?
Detlef Herzog: Mit Hilfe der Nanotechnologie wollen wir die Oberflächenbeschaffenheit des Polyurethans noch besser erforschen und das Eigenschaftsprofil weiter verbessern. Wir wollen bestehende Produkte optimieren und neue Anwendungsmöglichkeiten für PU finden. Zur Zeit arbeiten wir an der Entwicklung von antibakteriellem Polyurethan. Diese Eigenschaft ist im Medizinbereich von entscheidender Bedeutung. Hier stehen wir kurz vor dem Durchbruch. Bis zur entgültigen Anwendung müssen neue Produkte jedoch zunächst eine Reihe von klinischen Tests durchlaufen, so dass hier noch einige Zeit vergehen wird.

Top-Interviews: Womit können Ihre Anleger in absehbarer Zukunft rechnen? Laufen eventuell Gespräche mit neuen Kunden oder ähnliches?
Detlef Herzog: Die allgemeinen Perspektiven sind hervorragend. Der Markt für PU-Produkte wächst seit Jahren zweistellig. Derzeit werden erst ca. 15% aller möglichen Einsatzbereiche für Polyurethan genutzt. Experten schätzen den PU-Markt als einen der wachstumsstärksten Kunststoff-Nischenmärkte der Zukunft ein.
Auf unsere Geschäftstätigkeit bezogen ist die rasche Marktdurchdringung in den USA eines der vordringlichen Ziele in den nächsten Jahren. High-Tech-Schlauchsysteme aus Polyurethan sind dort so gut wie unbekannt. Hier werden wir zahlreiche Gespräche mit möglichen Kunden führen. In der Medizintechnik wird die volle Fertigung in diesem Frühjahr aufgenommen. Hier steht der deutsche Markt im Vordergrund. Wir werden Kliniken, Krankenhäusern und Arztpraxen unsere innovativen Produkte vorstellen und uns auf Fachmessen präsentieren. Auch in unserem jüngsten Geschäftsfeld, dem Innovativen Verschleißschutz, sollen die Vorteile unseres Produktes gezielt bekanntgmacht werden.
Allgemein gesehen, werden wir uns auch weiter nach potentiellen Übernahmekandidaten umsehen. Wir prüfen zum Beispiel zur Zeit, ob wir die Option, die restlichen Anteile an der Angiokard Medizintechnik GmbH zu übernehmen, ausüben werden.

Top-Interviews: Wo denken Sie, wird Masterflex in drei Jahren stehen?
Detlef Herzog: In Europa wollen wir unsere Stellung als Markt und Technologieführer im Markt für Advanced Polymer weiter festigen und ausbauen. Wir wollen auch in den USA dieses Ziel erreichen. Langfristig soll Masterflex weltweit zum Inbegriff für Kompetenz in der Entwicklung und Verarbeitung von Polyurethan werden.

Top-Interviews: Vielen Dank !

quelle: www.top-interviews.de  

2385 Postings, 9019 Tage Broncokleine technische Anmerkung:

 
  
    #2
15.01.01 18:31
Die hohe Temperatutbeständigkeit ist bitte nicht falsch zu verstehen: Aus Brandschutz-Sicht hält sich die Begeisterung bei PU in engen Grenzen, weil bei der thermischen Zersetzung (Vrbrennungs-Temperaturen) giftiges Blausäuregas entsteht.  

4757 Postings, 8779 Tage Courtageweitere kleine technische Anmerkung

 
  
    #3
15.01.01 19:07
bei der Verbrennung von PVC können unter anderen Dioxine entstehen.
Dies ist der Grund warum PVC ins Gerede kam. Dioxine sind wesentlich  schwerwiegender anzusehen, als die Freisetzung von HCl. Damit will ich aber nicht gesagt haben, dass HCl harmlos ist.
Kunststoffe zeigen überhaupt keine hohe Temperaturbeständigkeit. Die meisten knackt man bei 300 Grad Celsius.
Gruß
 

197 Postings, 9178 Tage ProMaiLerCentrotec

 
  
    #4
17.01.01 00:00
hi leute, wenn ihr euch so für kunststoffe interessiert hier noch etwas interessantes:

20.12.2000

Centrotec Hochleistungskunststoffe AG (540750)
Alexander Kirsch
Chief Financial Officer (CFO)  

Top-Interviews: Viele Anleger kennen Sie nur als Kunststoffhersteller. Ihre Firma bietet aber hochmoderne Produkte wie Solarsysteme, Abgassysteme oder Teile von Produktionsanlagen für die Halbleiterindustrie an. Können Sie Ihr Geschäftsfeld und die genannten Produkte etwas näher erläutern?
Alexander Kirsch: Centrotec ist ein Kunststoff-Spezialist. Dabei haben wir uns auf die Verarbeitung von Hochtemperatur- und technischen Kunststoffen spezialisiert. Dieses Segment der high-end Kunststoffe wächst überproportional, weil neue Technologien höher spezifizierte Kunststoffe benötigen. Im einzelnen teilt sich Centrotec in zwei business lines auf.
(1) Engineering Plastics: Dies sind Komponenten für Maschinenbau, Anlagenbau, Fahrzeugbau und andere Anwendungen. Hierbei haben wir uns auf kleine Serien, Einzelfertigungen und Prototypen spezialisiert. Bei uns kaufen Kunden, die in kurzer Zeit ein spezialisiertes Teil haben wollen. Hierbei zählt daher vor allem Qualität und Lieferzuverlässigkeit. Unter anderem entstehen in diesem Bereich die Rohrleitungselemente für Reinstraumfertigungsanlagen in der Halbleiter- und Medizintechnik.
(2) Plastic Systems: Die Prototypenfertigung im Bereich der Engineering Plastics liefert immer wieder Ideen für unsere Systeme. So sind auch die Kunststoff-Abgassysteme, unser heutiger "Wachstumsstar" dort entstanden. Die Kunststoff-Abgassysteme werden mit Gebäudeheizungen kombiniert. Traditionell bestehen diese Systeme aus Aluminium oder Edelstahl. Bei den Gebäudeheizungen gibt es einen wichtigen Trend: Neue "Brennwertkessel" verdrängen die traditionellen Kessel, weil sie um ca. 35% sparsamer sind und zudem staatlich gefördert werden. Diese Kessel gewinnen zusätzliche Energie aus dem heißen Abgasstrom, daher erfordern sie auch ein aufwendiges Abgassystem. Dieses konnten wir in Kunststoff realisieren, ein System, das nicht nur leichter und einbaufreundlicher, sondern vor allem auch haltbarer als Aluminium ist. Die Grundidee, Komplettsysteme in Kunststoff anzubieten, die durch intelligenten Materialeinsatz nicht unbedingt preisgünstiger, dafür aber technisch besser sind, haben wir auch auf andere Systeme übertragen. So bieten wir inzwischen ein photovoltaisches Solar-Komplettsystem an, das durch ein patentiertes Kunststoff-Trägersystem ausgesprochen einbaufreundlich ist (die Einbaukosten betragen an den Gesamtkosten immerhin 40-50%).

Top-Interviews: Centrotec liefert Abgassysteme für die Brennwerttechnik. Wie genau funktioniert diese, wie sehen Sie die Martchancen und welche Marktstellung besitzt Centrotec in diesem Geschäftsfeld?
Alexander Kirsch: Centrotec ist schon heute Marktführer bei den neuartigen Kunststoff-Abgassystemen. Diese Abgassysteme werden mit modernen Brennwertheizungen kombiniert, die wesentlich sparsamer sind als herkömmliche Heizungen. Daher wächst die Anzahl der verkauften Brennwertkessel pro Jahr um ca. 20 Prozent. Innerhalb dieses Wachstumstrend gibt es darüber hinaus noch einen Trend zur Substitution traditioneller Aluminium-Abgassysteme durch Kunststoff. Durch diesen doppelten Wachstumseffekt erklärt sich die Tatsache, dass in Deutschland - unserem derzeitigen Hauptabsatzgebiet - der Markt für die Kunststoff-Abgassysteme um jährlich 50-100% wächst. Auch in den nächsten zwei Jahren wird das starke Wachstum in Deutschland anhalten. Danach erwarten wir, dass sich die Brennwerttechnik und mit ihr auch die Kunststoff-Abgassysteme auch im europäischen Ausland durchsetzen. Die Europäischen Nachbarländer vollziehen aufgrund ihres noch immer etwas geringeren Umweltbewußtseins und ihrer teilweise niedrigeren Erdgaspreise unsere Entwicklung zeitlich später nach. Für uns ist diese Tatsache sogar von Vorteil: Wir hatten Zeit, um uns mit der Akquisition der Ubbink Systemtechnik europaweit in diesem Markt zu positionieren. Wir stehen in England, Frankreich, Italien, Niederlande und Belgien in den "Startlöchern". Unser Wachstum in diesem Segment ist also gesichert.

Top-Interviews: Welche Kunden aus welchen Bereichen beliefert Ihr Unternehmen? In welchen Segmenten werden Ihre Produkte dort eingesetzt?
Alexander Kirsch: Centrotec hat durch sein Produktportfolio ein breit gefächertes Abnehmerfeld. Dies macht uns gegen mögliche Konjuktureinflüssen unabhängiger. Wichtige Kundengruppen sind Heizungsindustrie, Maschinenbau, Anlagenbau, Umwelttechnik.

Top-Interviews: Worin liegen die Vorteile Ihrer Kunststoffe gegenüber herkömmlichen Materialien wie Stahl, Glas oder Keramik?
Alexander Kirsch: Die großen Vorteile von Kunststoff sind sein geringes Gewicht, seine gute Formbarkeit und vor allem die Möglichkeit, ihn in seiner Zusammensetzung ganz spezifisch auf bestimmte Anforderungen zuzuschneiden. Beispiele: Eine Flüssigkeitsleitung, die mit Heißdampf sterilisiert wird. Das kann auch Metall oder Glas. Was aber machen Sie wenn diese Leitung (z.B. wegen Vibrationen oder wegen der hitzebedingten Ausdehnung) auch noch biegsam sein soll? Glas splittert, Metall bekommt eher Beulen, Kunststoff biegt sich wie gewünscht. Eine Präzisionsmaschine soll "wie geschmiert" laufen, es darf aber keine Verschmutzung durch Öl geben. Metall würde ohne Schmierstoff "heißlaufen". Selbstschmierender Kunststoff nicht. Beim Einbau einer Abgasanlage in einen sanierten Altbau muss das Abgasrohr durch den Kamin vom Dach in den Keller geschoben werden. Leider ist der Kamin aber nicht gerade gebaut. Ein starres Metallrohr würde "anecken", das Kunststoffsystem ist auch in einer flexiblen Ausführung zu haben.

Top-Interviews: Welche Einsatzfelder sind noch möglich? Laufen eventuell Verhandlungen mit potentiellen Kunden? Alexander Kirsch: Durch unsere Prototypenfertigung im Bereich der Engineering Plastics erhalten wir immer wieder Anregungen für neue Anwendungen. Wir haben uns etwa im Bereich der intelligenten, aktiv gesteuerten Belüftung (natürlich mit Kunststoff-Lüftungssystemen) für Niedrigenergiehäuser positioniert. Dies wird ein Megatrend in den nächsten Jahren werden, denn immer wenn das Fenster geöffnet wird, verliert ein Haus sehr viel Energie.

Top-Interviews: Mit der Beteiligung an der BOND-Laminates GmbH steigt Ihr Unternehmen auch in den Markt der Kohlefaser-Verbundwerkstoffe ein. Wie sehen Sie die Zukunft dieses Marktes?
Alexander Kirsch: Mit der Beteiligung von 25% haben wir uns den Zugang zu einer echten Zukunftstechnologie gesichert. Bond hat ein Verfahren entwickelt, faserverstärkte Kunststoff-Platten in einem industriellen Endlosprozess herzustellen. Bisher mussten diese Kunststoffe immer aufwendig von Hand "laminiert" (geschichtet) werden. Durch Bond sinken hier die Verarbeitungskosten dramatisch (Faustregel: auf ca. 10% der heutigen Verarbeitungs-Kosten). Unsere Rolle wird sein, diese faserverstärkten Platten in einem Hochtemperatur-Umformprozess zu Fertigkomponenten zu verarbeiten. Das bedeutet, dass die Kundenbeziehungen und das Fertigprodukt in unseren Händen liegt. Wir werden jedoch auch weitere Verarbeiter einladen, denn der Markt, der zu bedienen ist, ist riesig. Hier einige Beispiele: Der neue Airbus 3xx soll zu 40% aus faserverstärkten Kunststoffen unterschiedlicher Bauart bestehen. Für das Bond-Material wurde eine erste Komponentengruppe identifiziert, diese Gruppe allein würde für einen Jahresumsatz von ca. 20 Mio. DM bei Bond stehen. Derzeit hat das norwegische Militär (wie wir wissen keine besonders große Armee) ihre Schutzhelme auf das leichte Bond-Material umgestellt. Für Bond sind dies derzeit ca. 1 Mio. DM. Denkt man daran, dass es in anderen Bereichen auch Helme zu ersetzen sind (größere Armeen, Feuerwehr, Motorrad etc.), wird klar, dass auch hier ein riesiges Potential schlummert. Aus Kapazitätsgründen konnte Bond bisher noch nicht intensiv mit der Automobilindustrie sprechen. In diesem Bereich verdrängt gerade Aluminium den traditionellen Stahl. Ein Blick auf den Airbus zeigt: Nach Alu kommen faserverstärkte Kunststoff-Composites. Diverse weitere Anwendungen sind heute schon in Kleinserien vorhanden oder werden zur Zeit entwickelt (Freizeitindustrie, Handy-Gehäuse, Lautsprecher, Sicherheitsausstattung u.a.). Angesichts der vielfältigen Möglichkeiten "trauen" wir uns derzeit noch nicht, eine Marktpotentialschätzung in Zahlen anzugeben.

Top-Interviews: Welche Konkurrenten haben Sie und wie sind Sie zu ihnen positioniert? Gibt es Bereiche, in denen Centrotec Weltmarktführer ist? Und in welchen internationalen Märkten sind Sie positioniert?
Alexander Kirsch: Centrotec ist in verschiedenen Nischen positioniert. Diese Nischen weisen in der Regel 1-5 meist mittelständische Wettbewerber auf. Unser großer Vorteil besteht darin, dass wir aufgrund unserer Größe, Börsennotierung und des dadurch möglichen professionelleren Management in diesen Nischen schneller Innovationen umsetzen können und daher auch schneller wachsen.

Top-Interviews: Welche Expansionsstrategie verfolgen Sie?
Alexander Kirsch: Kunststoff ist für uns ein "etablierter Zukunftsmarkt". Er ist etabliert, wir kennen ihn gut und das bedeutet, dass Investitionen in diesem Markt mit begrenztem Risiko möglich sind. Es ist aber noch immer ein Zukunftsmarkt mit hohen zweistelligen Wachstumsraten in unseren Segmenten der Spezialkunststoffe. Neue Technologieanwendungen benötigen auch in Zukunft neue Materialien mit verbesserten Eigenschaften. Experten sagen, dass heute das Anwendungspotential von Kunststoff erst zu 15% ausgeschöpft ist. Daher werden wir weiter unseren Weg gehen, uns in technologisch anspruchsvollen Wachstumsnischen des Kunststoffmarktes zu positionieren. Wir tun dies durch eigene Entwicklungen und durch gezielte Akquisitionen.

Top-Interviews: In den ersten neun Monaten stieg der Umsatz um 313% auf 48,6 Mio. Euro und das EBIT wuchs um 501% auf 5,7 Mio. Euro. Wie zufrieden sind Sie mit diesen Zahlen? Welches Quartal ist grundsätzlich das Stärkste bei Ihnen?
Alexander Kirsch: Man soll ja nie zufrieden sein... Aber dennoch sind wir auch ein wenig stolz auf diese Erfolge. Die stärksten Quartale bei uns sind typischerweise das dritte und vierte Quartal. Hintergrund hierfür ist, dass die Kunststoff-Abgassysteme vorwiegend im Herbst eingebaut werden.

Top-Interviews: Können Sie dieses starke Wachstum in Zukunft halten?
Alexander Kirsch: Der Wachstumssprung in 2000 war durch die Akquisition der Ubbink Systemtechnik bedingt. Wir konnten durch unser "grow together"-Programm dafür sorgen, dass Ubbink von Anfang an profitabel in den Konzern integriert werden konnte. Aber auch organisch sind wir 2000 stramm gewachsen. So haben unsere Kunststoff-Abgassysteme sich in den ersten drei Quartalen gegenüber dem Vorjahr verdoppelt. In der Planung für die nächsten Jahre haben wir keine zusätzlichen Akquisitionen unterstellt. Dennoch wachsen wir im Ergebnis mit über 25% pro Jahr. Durch Akquisitionen dürfte hier noch einiges dazukommen.

Top-Interviews: Wie sehen Ihre Umsatz- und Gewinnprognosen für die nächsten 2 Jahre aus? Sind diese eher konservativ oder spekulativ ausgerichtet?
Alexander Kirsch: Wir planen für die nächsten zwei Jahre folgende Zahlen (in Mio. Euro):

Umsatz:
2000: 61,7
2001: 73,9
2002: 83,5

EBIT* (Gewinn vor Steuern, Zinsen und Goodwill-Abschreibungen):
2000: 8,7
2001: 11,9
2002: 15,1

EAT* (Jahresüberschuss nach Steuern vor Goodwill-Abschreibungen):
2000: 4,7
2001: 5,8
2002: 7,8

EAT (Jahresüberschuss):
2000: 3,8
2001: 5,0
2002: 6,9

Diese Planung darf als konservativ gelten, berücksichtigt sie doch nur Umsätze und Ergebnisse mit heutigen Produkten und Märkten. Durch Akquisitionen und Neuentwicklungen kann hier noch einiges dazukommen.

Top-Interviews: Warum ist Ihre Aktie so wenig in der Öffentlichkeit bekannt? Fundamental scheint ja alles absolut zu stimmen und auch Phantasie ist vorhanden.
Alexander Kirsch: Wir haben immer versucht, vorsichtig in der Öffentlichkeit aufzutreten. Wir haben immer das Prinzip vertreten, dass für den shareholder value gute Arbeit letztlich entscheidender ist, als gute PR. Das Kurswachstum unserer Aktie war demnach auch nicht durch Phantasie, sondern durch real gestiegene Ergebnisse und Umsätze bedingt. Wir glauben, dass Aktien wie die unsere langfristig aus der aktuellen Krise des Neuen Marktes gestärkt hervorgehen werden.

Top-Interviews: Sind institutionelle Anleger in Centrotec investiert?
Alexander Kirsch: Derzeit liegt der free float vorwiegend bei Institutionellen. Aber auch einige Privatanleger haben unsere Aktie gekauft. Wir wissen aus unserer Anlegerbetreuung, dass gerade unsere Privatanleger häufig eine langfristige und besonnene Anlagestrategie verfolgen. Wer die Centrotec-Aktie kauft, weiss dass unsere Aktie nicht kurzfristig "hochgepuscht" wird, sondern einer langfristigen Wachstumsstrategie folgt. Unser Wachstum, dass ja zum Teil auch durch Akquisitionen noch einmal zusätzliche Dynamik erhält, verläuft in gewissen "Schüben". Hierzu muss man länger durchhalten können, um diese Schübe auch mitnehmen zu können.

Top-Interviews: Wie erklären Sie sich den Kursrutsch von 25 Euro auf aktuell 13 Euro? Wie sehen Sie die Chancen, den Abwärtstrend schnell wieder zu verlassen?
Alexander Kirsch: Auch wir sind leider vom Absturz des Neuen Marktes nicht ganz verschont geblieben. Aufgrund der unsicheren Situation sind derzeit so gut wie keine Käufer im Markt. Daher reichen schon vergleichsweise kleine Verkäufe aus, um die Kurse ins Rutschen zu bringen. Derzeit schient sich der Kurs bei etwa 13-13,50 Euro einzupendeln. Mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis(2001) von 17 sind wir nun regelrecht "preisgünstig" geworden. Da unsere Zahlen stimmen, werden wir gestärkt aus dieser Krise hervorgehen.

Top-Interviews: Sie haben im Sommer 20.000 eigene Aktien zurückgekauft. Wurde dieser Schritt zur Kursstabilisierung unternommen und wurden die Aktien inzwischen wieder verkauft oder ist dies in näherer Zukunft geplant?
Alexander Kirsch: Wir haben im Sommer angekündigt, eigene Aktien in geringem Maße zurückzukaufen, um sie für Akquisitionen einsetzen zu können. Das Kontingent von 20.000 Stück haben wir bis heute noch nicht einmal zur Hälfte ausgeschöpft. Wir kaufen in kleinen Mengen weiter.

Top-Interviews: Was versprechen Sie sich von den Beteiligung an ClickPlastics und der BOND-Laminates GmbH?
Alexander Kirsch: Die beiden Beteiligungen sind - anders als unsere Akquisitionen im Kerngeschäft - Minderheitsbeteiligungen. Hier verfolgen wir die Strategie, Unternehmen an uns zu binden, die uns Zugang zu innovativen Trends im Kunststoffmarkt geben. Clickplastics.com (10%-Beteiligung) ist der erste elektronische Marktplatz für Kunststoff-Granulat, das Material das wir einkaufen. Durch die Einkaufsersparnisse, die uns Click bringt, haben wir unseren Kapitaleinsatz bei der Beteiligung bereits heute schon wieder zu einem großen Teil zurückverdient. BOND-Laminates (25%-Beteiligung) sichert uns den Zugang zum Zukunftsmarkt der Kohlefaserverstärkten Kunststoffe, einem Wachstumsmarkt mit enormen Potentialen (siehe oben).

Top-Interviews: Stehen nach diversen Beteiligungen und Übernahmen in letzter Zeit in Kürze weitere ins Haus? Im Sommer kam das Gerücht auf, Sie würden eine Firma übernehmen, die umsatzmäßig größer als Centrotec selber sei.
Alexander Kirsch: Unser Akquisitionsteam bringt laufend neue Übernahmekandidaten. Natürlich werden nur ein Bruchteil der Kontakte später auch zu einem "deal". Da wir sehr systematisch suchen und auch vielversprechende Verhandlungen führen, werden wir auch in den nächsten Monaten sicher wieder interessante Neuigkeiten zu vermelden haben.

Top-Interviews: Wo denken Sie, wird Centrotec in drei Jahren stehen?
Alexander Kirsch: Unsere Vision: In drei Jahren soll Centrotec ein europäischer Player in attraktiven Kunststoff-Marktsegmenten sein. Größe Richtung 250-500 Mio. Euro Umsatz bei einer Marge von mindestens 10% und organischem Wachstum um mindestens 20%. Centrotec soll Markt- und Innovationsführer bei kunststoffbasierten Systemen in der Umwelttechnologie, im anspruchsvollen Anlagenbau und in weiteren Anwendungen sein.

Top-Interviews: Vielen Dank!

 

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