Wird er Saddams Nachfolger?


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Neuester Beitrag: 25.02.03 18:00
Eröffnet am:25.02.03 12:57von: calexaAnzahl Beiträge:6
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4691 Postings, 8261 Tage calexaWird er Saddams Nachfolger?

 
  
    #1
25.02.03 12:57
Wird er Saddam Husseins Nachfolger? Der amerikanische Drei-Sterne-General John Abizaid spricht fließend arabisch, hat Kampferfahrung in der Golfregion und einen Harvard-Abschluss in Nahost-Studien. Er wird nach einem Sieg der USA als möglicher Übergangsregierungschef gehandelt.

 

Wie Douglas MacArthur einst den Wiederaufbau in Japan nach dem Zweiten Weltkrieg managte, so könnte John Abizaid der entscheidende Mann für die USA sein, wenn es um die Zeit nach einem Sieg im Irak geht. Der 51-jährige Drei-Sterne-General steht für eine neue Generation von Militärs, denen Friedenssicherung nicht weniger bedeutet als die richtige Strategie im offenen Gefecht.
Vize-Verteidigungsminister Paul Wolfowitz sah sich zwar am Sonntag gezwungen, Pläne für ein längerfristiges Engagement seines Landes im Irak zu dementieren. Vor eine Gruppe von irakischen Einwanderern in die USA sagte Wolfowitz, die USA wollten den Irak befreien, nicht aber zu einer Besatzungsmacht werden. Sie würden "so lange wie nötig bleiben und so bald wie möglich wieder verschwinden".

Doch die Medien berichten längst über Pläne der USA, die von einer Präsenz des Landes auch mehrere Jahre nach Kriegsende ausgehen. Die "Financial Times" sieht auch die Personalfrage schon geklärt. Abizaid hat nach Ansicht der Zeitung die besten Chancen, nach dem Zusammenbruch des Saddam-Regimes im Irak für Sicherheit und Ordnung zu sorgen.

Der Kalifornier libanesischer Abstammung hat für die Aufgabe die besten Voraussetzungen: Absolvent der renommierten West-Point-Militärakademie, ein Harvard-Abschluss in Nahost-Studien, dazu eine vorbildliche Militärlaufbahn, die ihm den Rang eines Drei-Sterne-Generals einbrachte. Er war mit seinen Kenntnissen der Golfregion den USA schon mehrmals von Nutzen: In den siebziger Jahren verließ er seine US-Eliteeinheit, um jordanische Spezialkräfte in Amman zu instruieren.

Und auch im Irak war Abizaid schon im Einsatz: Im Sommer 1991, direkt nach dem Ende des letzten Golfkriegs, half seine Luftwaffeneinheit, irakische Armeeeinheiten vom Gebiet der Kurden zurückzudrängen. Und zwar nicht im offenen Kampf, sondern als friedenserhaltende Maßnahme.

Sein Spitzname "Mad Arab" (Verrückter Araber) trügt. Gerade seine Ruhe und Beherrschtheit hat Abizaid viel Wertschätzung eingebracht. Das Pentagon weiß: Er ist keiner der alten Haudegen, die noch eine alte Rechnung im Irak offen haben. Schon 1991 schrieb Abizaid über seinen Einsatz: "Die Soldaten mussten verstehen, wie viel Disziplin notwendig ist, auch unter den provozierendsten Umständen Ruhe zu bewahren. Wir haben Fehler gemacht, aber wir haben aus ihnen gelernt und einige sehr gewitzte, fähige Peacekeeper ausgebildet."

So einen obersten Peacekeeper braucht es jetzt wieder, damit einem mölichen Sieg der USA keine endlose Reihe kleiner Scharmützel folgt. Auch die Suche nach Massenvernichtungswaffen muss ruhig aber gründlich fortgesetzt werden. Abizaid steht dabei für eine neue Generation von Generälen, hochqualifiziert in der Sache und mit der dauerhaften Bereitschaft, einmal gelernte Doktrine zu überdenken.

Denn militärische Aufsicht alleine genügt nicht. Zu Abizaids Aufgaben im Irak würde auch die Zusammenarbeit mit einer neuen Zivilverwaltung gehören. Die geplante "Behörde für Wiederaufbau und Humanitäre Hilfe" würde zwar auch dem Pentagon unterstehen. Leiter würde vermutlich Jay Garner, ein General im Ruhestand. Die Aufgaben der Behörde würden aber strickt getrennt vom friedenserhaltenden Einsatz des General Abizaid. Jede der drei Abteilungen der Behörde, Humanitäre Hilfe, Wiederaufbau und Zivilverwaltung, hätte einen zivilen Koordinator. Das amerikanische Verteidigungsministerium betont allerdings, dass die Behörde den Wiederaufbau nicht selbst leiten, sondern nur die internationalen Bemühungen beaufsichtigen soll.

Auch wenn das Pentagon militärische und zivile Aufgaben also strikt trennt, betont das Verteidigungsministerium naturgemäß die Abhängigkeit der Zivilbehörde von der militärischen Überwachung. Ohne die nötige Sicherheit sei an Wiederaufbau kaum zu denken. Und gerade da wollen die USA keine Zeit verlieren. Douglas Feith, Pentagon-Mann für den Wiederaufbau, gegenüber der "Financial Times": "Wir hoffen, dass wir die humanitäre Hilfe und die Arbeit am Wiederaufbau ohne Verzögerung beginnen können, sobald ein Gebiet befreit und gesichert ist." Hier kommt Garners Zivilbehörde ins Spiel: In enger Zusammenarbeit mit dem Zentralen Kommando in Washington muss er feststellen, wann ein Gebiet sicher genug ist, damit der Wiederaufbau beginnen kann.

Das Pentagon betont, dass die Arbeit der Behörde unabhängig ist von der Bildung einer neuen irakischen Regierung. Die Behörde soll nur die Lücke nach dem Zusammenbruch des Regimes von Saddam Hussein füllen. Dazu soll die Zivilverwaltung zunächst verschiedene Kommissionen einsetzen, die an einer neuen Verfassung, einem Rechtssystem und der Einberufung einer Abgeordnetenversammlung arbeiten würden. Die Zeit, bis eine neue Regierung gewählt und handlungsfähig wäre, schätzen die USA allerdings auf bis zu zwei Jahre.

Zwei Jahre, in denen Abizaid für Ruhe im Irak sorgen müsste. Doch schon vorher kommen auf den General schwierige Aufgaben zu, und zwar mit seinem neuen Job als Stellvertreter von General Tommy Franks, dem Leiter des US-Zentralkommandos. Franks ist derjenige, der die US-Truppen bei einem Krieg im Irak anführen würde. Als er Abizaid zu seinem Stellvertreter machte, brachte er damit zunächst Verteidigungsminister Donald Rumsfeld gegen sich auf. Nicht etwa, dass Rumsfeld an der Qualifikation des Drei-Sterne-Generals gezweifelt hätte. Im Gegenteil: Abizaid sei unentbehrlich in seinem Posten als Direktor des US-Generalstabs.

Doch schließlich lenkte Rumsfeld ein. Er erkannte wohl, dass Abizaid ihm auch an seinem neuen Posten nützlich sein würde. Beobachter glauben, dass Rumsfeld in dem Harvard-Absolventen ein Gegengewicht zu Franks sieht, einem General der alten Schule. Anders als bei den vergleichsweise langsamen Truppenbewegungen im letzten Golfkrieg wäre es diesmal wichtig, schnelle Entscheidungen zu treffen, wenn die US-Truppen mit hoher Geschwindigkeit Richtung Bagdad marschieren. Eine Aufgabe wie geschaffen für John Abizaid.

Seine Geistesgegenwart bewies Abizaid schon 1983 bei der Invasion von Grenada. Damals ließ er einen seiner Offiziere in einen Bulldozer steigen, die Schaufel hochfahren und damit auf den Feind zufahren. Das Baufahrzeug bot den folgenden Soldaten Schutz gegen das feindliche Feuer. Die Anekdote wurde so berühmt, dass Clint Eastwood sie für seinen Film über die Invasion, "Heartbreak Ridge" (1986), übernahm.

So long,
Calexa
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2176 Postings, 7826 Tage HEBIWelcher Sieg? Hat der Krieg schon begonnen?

 
  
    #2
25.02.03 13:01
Das ist ein Selbstmordposten, wenn er sich als "Übergangsregierungschef" in Bagdad niederläßt. Haben die Amis nach dem 1. Golfkrieg auch nicht hinbekommen. Warum jetzt, wo fast die ganze Welt den Amerikanern nicht über den Weg traut.

hebi  

722 Postings, 8546 Tage GlasnostSolange es nicht Saddams Sohn wird

 
  
    #3
25.02.03 13:09
den Namen hab ich vergessen, aber ich habe mal einen Bericht über den gesehen - der erscheint mit fast noch gefährlicher und vor allem potenziell grausamer als Saddam selbst. Ich bin zwar gegen den Alleingang der USA an der UNO vorbei - über die Bush nebenbei gesagt hat, dass er sie für überflüssig hält und von der er glaubt, sie mache ihre Arbeit nicht - aber die Aussicht auf diesen Diktator macht mir fast noch mehr Sorgen, vor allem wegen der Bevölkerung.

Glasnost  

2509 Postings, 8983 Tage HiobIch schätze mal, daß die ganze Sippschaft

 
  
    #4
25.02.03 14:14
der Husseins bereits irgendwo untergetaucht ist und auch nach einem Krieg noch ziemlich viel Ärger inszenieren wird. Ähnlich wie in Afghanistan geht der Spaß mit einiger Verzögerung erst noch richtig los. Und das nicht unbedingt in der lächerlichen Form getürkter Bin Laden Audios.  

5937 Postings, 8009 Tage BRAD PITHussein wird ohne seine Leibgarde nirgends überle-

 
  
    #5
25.02.03 14:18
ben können. Damit meine ich nicht nur die Amis. Die Schatten der Vergangenheit werden Saddam einholen und aufspüren.

Anders als Bin LAden, hat Saddam auch im Untergrund keine Freunde.  

4691 Postings, 8261 Tage calexaDa er keine Freunde hat

 
  
    #6
25.02.03 18:00
wird er Vorsorge treffen.

In meinen Augen handeln die Amerikaner nach dem Motto: Saddam weg, alles gut. Aber was ist, wenn lediglich eine destabilisierte Region zurückbleibt, die niemand mehr unter Kontrolle bekommt?

So long,
Calexa
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