Hertha BSC - was habe ich da denn verpasst?

Die Hand Gottes: Mehr Respekt, bitte sehr!

marc schürmann/ftd

30.01.2006

Zwischen Trümmerfrauen und bauchfreien Mädels herrscht ein Generationenkonflikt; ebenso zwischen den Alten und Jungen in der CDU. So ein Konflikt scheint also ein begehrtes, hochwertiges Problem zu sein, und wenn so etwas zu haben ist, hat Hertha BSC noch nie Nein gesagt. Wer sich also fragt, warum diese begabte Mannschaft so erfolglos spielt, der muss wissen, was jener Generationenkonflikt in der Woche zuvor alles angestellt hatte.

Montag. Solomon Okoronkwo, 18, erhebt die Forderung, er erwarte von den älteren Spielern mehr Respekt. Niko Kovac, 34, schenkt ihm daraufhin eine „Bravo“ und erlaubt ihm, „jetzt auch mal die versauten Seiten“ zu lesen.

Dienstag. Dieter Hoeneß ordnet wieder einen Aufsatz mit dem Thema „Was bedeutet mir Hertha?“ an. Okoronkwo schreibt: „Mir mehr wie dem Niko, der ist total doof.“ Hoeneß gibt ihm dafür eine Drei, entdeckt die „Bravo“ in Okoronkwos Sporttasche und senkt die Note auf Vier. Okoronkwo weint und droht Kovac mit seinen fünf Brüdern.

Mittwoch. Okoronkwo erwischt Kovac beim Rauchen und petzt. Hoeneß lässt einen Aufsatz zum Thema „Was bedeutet mir Gesundheit?“ schreiben. Kovac gießt „versehentlich“ Tinte über Okoronkwos Arbeit, der dafür eine Fünf bekommt und weint.

Donnerstag. Kovac und Okoronkwo versöhnen sich mit einem freundschaftlichen Klaps. Erst in der Kabine bemerkt Okoronkwo, dass auf seinem Rücken ein Zettel klebt: „Foul mich.“ Der Zettel auf Kovacs Rücken („Verkauf mich“) geht nicht mehr ab. Hoeneß lässt einen Aufsatz schreiben: „Was bedeutet mir Sekundenkleber?“ Kovac nimmt Okoronkwo den Aufsatz weg und schreibt seinen Namen drüber, Okoronkwo bekommt eine Sechs und weint.

Freitag. Kovac fehlt beim Training, Okoronkwo ertappt ihn in einer Spielhölle. Hoeneß bestraft beide mit einem Sonderaufsatz zum Thema „Was bedeutet mir Herr Hoeneß?“ Beide schwärmen von den Erfolgen des Münchner Managers – keine Wertung.

Samstag. Okoronkwo wird für Kovac eingewechselt. Beim Abklatschen versteckt Okoronkwo eine Heftzwecke zwischen den Fingern, zuckt aber selbst zusammen, als ihn der Stromschlag aus Kovacs künstlicher Hand trifft. In der Nachspielzeit gelingt van Burik das 1:1. Okoronkwo und Kovac sind beleidigt, weil sie das Tor selber schießen wollten, und legen zusammen van Burik ein Furzkissen in die Kabine. Der Generationenkonflikt bei Hertha BSC gilt damit als beigelegt.


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