Fehlanalyse: Der sinkende Ölpreis wird zum
Seite 1 von 1 Neuester Beitrag: 22.02.15 00:19 | ||||
Eröffnet am: | 28.12.14 18:07 | von: Prima Vera | Anzahl Beiträge: | 10 |
Neuester Beitrag: | 22.02.15 00:19 | von: kuras15 | Leser gesamt: | 25.697 |
Forum: | Börse | Leser heute: | 5 | |
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Das ist eine verhaengnisvoll irrtümliche Annahme. Denn der niedrige Oelpreis ist Folge von etwas: Von Fakten und Erwartungen. 2008 verfiel der Oelpreis (nach einem Hoch von 140 USD je Barrel) auf nur noch 40 USD. Das drückte die Sorge vor Rezession und Folgen der Finanzkrise aus. Im März 2009 stuerzten Aktien auf ein Mehrjahrestief ab. Im Gesamtjahr 2009 kam es dann tatsaechlich in Europa zur tiefsten Rezession der Nachkriegszeit (nicht nach 1999, sondern nach 1945), in Deutschland zu einem Wirtschaftsabschwung von fast 6%. Ähnlich war es 1987: Schwache Oelpreise > schwache Börsen > Rezession. Derzeit Fakt ist, dass Europa und Japan am Beginn einer schwerwiegenden rezessiven Entwicklung stehen. Die Investitionen gehen in D. z.B. seit Mitte 2013 zurück. Verstaerkt wird der verheerende Trend durch die Merkel-/Schaeublesche Totsparpolitik und die greifbaren Deflationsgefahren. Zudem traegt Europa (mal wieder) allein die Folgen der uns aufgezwungenen Sanktionen: Amerika verordnet Embargo gegen Russland, und wir baden es aus. Eine Folge mangelnder europaeischer Selbständigkeit. Letztlich eine Folge mangelnden Denkvermögens unserer politischen "Elite" ;-) in Berlin. - Die recht gute, seit einem Jahr unter dem Strich etwa stabile oder sogar leicht positive Boersenverfassung beruht ausschließlich auf den niedrigen Zinsen und politischen Entscheidungen von Nicht-Politikern (EZB).
Meine Ueberlegung: Entweder bricht die Konjunktur 2015 ein oder der - zuletzt wohl ueber Derivate zusaetzlich nach unten gedrueckte Oelpreis wird vom jetzigen niedrigen Niveau aus einen gewaltigen Schub nach oben erhalten.
Vor einem Jahr stand der Oelpreis auf USD-Basis gut 80% hoeher. Wenn ein sinkender Oelpreis die Konjunktur befluegelte, waere das Wachstum in Q3 sicherlich hoeher als 0,1% ausgefallen. In Q3 2013 hatte es noch 0,3%, in Q4 2013 (bei einem Oelpreis von 110 USD!) 0,4% betragen. Nach der Logik des Gutachters waere die Wirtschaft in Q3 2014 also ohne einen gesunkenen Oelpreis negativ ausgefallen!
Oder umgekehrt: Wenn ein Preisverfall von 45% (von 110 auf 60) die Wirtschaft um 0,3 bis 0,4% anschiebt, muesste ein Preisanstieg die Konjunktur bremsen. Das spricht aber nun gegen jede Erfahrung. Die Konjunktur ist nicht Produkt des Oelpreises, sondern der Oelpreis ist hauptsaechlich Folge von Angebot und Nachfrage, somit Folge der Konjunktur. Wobei Trends immer durch Trendfolgespekulationen verstaerkt und somit uebertrieben werden. Diese These ist sehr gut in den Jahren 2006 bis 2010 zu beobachten. Der Chef des Sachverstaendigenrats verwechselt schlicht Ursache und Wirkung. Statt sich auf empirische Untersuchungen zu stuetzen, betreibt er Wunschdenken oder folgt den Erwartungen seiner Auftraggeber.
Und ein Drittes: Die Konjunkturerwartung spiegelt sich in der Entwicklung der Börsenindices wider. Das ist wohl unumstritten. Wenn diese Erwartung, ausgedrueckt in Dax-Punkten, heute kaum hoeher ist als vor einem Jahr, dann teilen die Marktteilnehmer augenscheinlich keineswegs die steile These Schmidts, billiges Oel treibe die Konjunktur an.
Jetzt haben wir einen Angebotsüberhang bei nur in Teilen Baisse, die aber in den von dir erwähnten Ländern schon länger andauert. Der Ölpreisverfall ist daher keine Folge von Konjunkturschwächen.
Jetzt zu unterstellen, der Ölpreis muss entweder steigen oder die Konjunktur einbrechen, ist an den Fakten vorbei gedacht, wobei der Ölpreis langfristig betrachtet sicherlich wieder deutlich steigen wird. Aber 2015? Also sicher ist das nicht, genauso wenig wie eine Konjunkturbaisse in Deutschland.
Wenn die Nachfrage gesunken ist, dann gibt es offenbar Grund, sich um die Konjunktur Sorgen zu machen.
Andererseits hat wie man hört, die Ersparnis beim Heizöl um ca. bis zu 30 %
und beim tanken um € 20,-- - € 40,-- je kpl. Tankfüllung etc. dazu geführt,
daß der Einzelhandel bereits jetzt gewisse Umsatzsteigerungen vermeldet.
D.h. diese Ersparnisse fließen in den Konsum, ergo die Inlandsnachfrage steigt ...
Für Schäuble dürfte sich somit nicht all` zu viel ändern ... :-)))
Aber jeder möge sich einmal den Rogers Commodity Index googeln. Der redet eben nicht nur vom Öl. Dieser Indexverlauf spricht ganz klar für eine Erwartungshaltung in Richtung Konjunktur, bei der man schon weiche Knie bekommen kann.
Was damals trog, könnte diesmal halten. Denn jetzt wurde - kaufkraftbereinigt - auf USDollar-Basis nun das Mehrjahrestief vom Sommer 2008 erreicht.
Auch fundamentale Gründe erkennbar, nicht bloß Chart: Konjunktureinschätzung in Europa hat sich dank Mario Draghi und Alexis Tsipras deutlich verbessert. Die gescheiterte europäische Totsparpolitik à la Merkel/Schäuble (eine Neuauflage des erfolglosen Klassikers "Deutschland gegen den Rest der Welt") könnte ein Ende haben.
Sehr auffällig: Die US-Sympathie für Tsipras' "New Economy". Auf diesen Wahlsieg hat Obama nur gewartet! Und Merkeline wird nächste Woche in Washington ganz schön ins Stottern kommen.
Aber das beherrscht sie ja ;-)