Fundamentalanalyse 2018 Thread
Seite 1 von 1 Neuester Beitrag: 23.04.19 13:52 | ||||
Eröffnet am: | 19.04.19 06:23 | von: A28887004 | Anzahl Beiträge: | 6 |
Neuester Beitrag: | 23.04.19 13:52 | von: A28887004 | Leser gesamt: | 5.220 |
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In diesem Thread sollen Fundamentaldaten verschiedener Papiere diskutiert werden und auch über die Bedeutung einzelner fundamentaler Kenngrößen gesprochen werden. Habe das Gefühl die Techniker hier im Forum sind nämlich stark in der Überzahl :-) Hoffe auf viel Feedback und viele Beiträge.
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Ich würde starten mit meiner fundamentalen Lieblingsaktie Beijer Ref (SE0011116508).
Beijer hat nämlich diese Woche seine Q1 Daten veröffentlicht. Die Aktie von Beijer ist nach der Veröffentlichung um 20% gestiegen. Wie kann das fundamental begründet werden?
Ich fang mal mit der Gewinn- und Verlustrechnung an. Ich habe sie unten eingefügt. Umsatz konnte um 32% gesteigert werden von Q1 zu Q1. Das war aber nicht wirklich überraschend da 2018 viele Unternehmen zugekauft wurden.
Die Finanzausgaben sind gestiegen von -6 auf -16 Mio. Zinsen für die Übernahmen die finanziert werden müssen. Das ist hier für mich positiv zu werten, das Fremdkapital ist günstig und Firmen brauchen einen gewissen Hebel an Fremdkapital und die Rentabilität zu erhöhen.
Der Net Profit also der Gewinn nach Steuern und Abschreibungen stieg von 121 auf 171 Mio. Das sind 42% und der Grund für das Kursfeuerwerk. Der Gewinn pro Aktie stieg von 2018 6,07 auf 6,47 für die letzten 12 Monate. Das KGV wäre also direkt um 6,5% gesunken und wurde durch den Kursanstieg wieder ausgeglichen. Momentan liegt es bei 31 für die letzten 12 Monate. Das ist ambitioniert aber spiegelt die Wachstumsraten und Erwartungen wieder. Bei den nächsten Quartalszahlen wird also sehr genau auf das Wachstum geschaut werden.
Als nächstes kommt die Bilanz dran. Ich schaue immer zuerst aufs Eigenkapital(Equity). Das ist vielleicht eine Macke aber hier kann man ablesen wie es um das Vermögen der Aktionäre in der Firma steht. Laut Bilanz wurde das in 3 Monaten um 7% gesteigert. Würde ich erst mal denken das ist echt krass und woher kommt das? Die Verbindlichkeiten auf der Passiv-Seite sind erst mal gestiegen. Es gibt also kein höheres EK weil sich Schulden verringert haben. Also muss auf der Asset Seite was passiert sein. Zum einen sind die Assets um 1.031 Mio durch die neu verwendete Bilanzierungsmethode IFRS 16 angestiegen (right of use). Hier wurden Nutzungsrechte für Leasinggegenstände aktiviert die aber auch auf der Passiv-Seite wieder als Verbindlichkeiten auftauchen. Das Eigenkapital ist aber gestiegen da Inventar und Forderungen aus Lieferungen und Leistungen gestiegen sind. Das wird im EK sichtbar und ist Vermögen der Aktionäre. Die EK-Quote ist durch die neue Bilanzierungsregel und den Anstieg des Gesamtkapitals etwas gefallen. Liegt momentan bei 37% was für ein Handelsunternehmen gut ist.
Denke das waren die Highlights. Eine abschließende Bewertung will ich nicht geben. Angehängt auch noch eine Zusammenstellung der für mich wichtigsten Kennzahlen.
Zu Beijeref:
Beijer Ref ist ein Kältegroßhändler aus Schweden. Unangetasteter Markführer in Europa mit einer großartigen Wachstumsgeschichte. Zuletzt hat er noch den italienischen Anlagenbauer SCM Frigo übernommen, jetzt SCM Ref, und steigt damit auch ins OEM Business ein. Beijer versucht jetzt auch seine marktbeherrschende Stellung außerhalb Europas zu etablieren mit beispielsweise Zukäufen in Australien und China.
Erst seit kurzem kann man die Aktie am Börsenplatz Frankfurt kaufen. Das war lange nur in Stockholm möglich.
Ein Blick auf die Bilanz verrät uns wie das Jahr 2018 lief. Umsatz und Gewinn konnten in 2018 um ~30% gesteigert werden was auch den Zukäufen zu verdanken ist. Das organische Wachstum lag bei 4%. Umsätze und Gewinne wachsen und auch die dazugehörige Dynamik ist vorhanden, das Wachstum beschleunigt sich.
Beijer ist mit einem KGV momentan sehr günstig bewertet beachtet man die Marktposition und die Wachstumsraten und zahlt eine Dividende von 2%(leider führt Schweden hier erst mal hohen Quellensteuer ab).
Das Eigenkapital der Aktionäre konnte 2018 um 13% pro Jahr gesteigert werden.
Kleiner Branchenvergleich zum Mobilfunk
Drillisch hat seinen Jahresabschluss vorgelegt und da somit alle 5G Auktionsakteure ihre Jahresbilanzen 2018 veröffentlich haben, bietet sich ein kleiner Vergleich an. Im untenstehenden Diagramm sind die, für mich, wichtigsten Kennzahlen aus den Jahresabschlüssen zusammengefasst.
KGV
Telefonica ist hier am günstigsten bewertet, Drillisch direkt dahinter. Die Telekom ist auch nach Dividendenabschlag noch sehr teuer.
Gesamtkapitalrendite und Eigenkapital
Drillisch hier natürlich bärenstark. Eigenkapitalquote von 81% und eine Gesamtkapitalrendite von 7,7%. Mit dem eingesetzten Kapital kann Drillisch verhältnismäßig so viel erwirtschaften wie die anderen 3 zusammen.
Finanzergebnis
Drillisch hat die geringsten Verbindlichkeiten und muss auch am wenigsten Zinsen bezahlen.
Wachstum
Drillisch kann das Eigenkapital der Aktionäre jedes Jahr steigern während Telefonica und Vodafone sogar Werte der Aktionäre vernichten.
EBIT Marge
Trotz der schon starken EBIT Marge von 15,5%, konnte Drillisch in den vergangenen Jahren die Margen weiter steigen. Bei Telekom und Vodafone sind die Margen rückläufig.
Sicher ist es schwierig dieses Unternehmen 1:1 zu vergleichen aber es ist festzustellen, wie solide und stark Drillisch mit seiner Bilanz dasteht.
Heute starten wir mit einer großen Herausforderung einer Fundamentalen Betrachtung der Internetgiganten Amazon (230 Mrd Umsatz) und Alibaba (40 Mrd Umsatz) sowie des deutschen Vertreters Zalando (5 Mrd Umsatz). Gleich vorweg der größte Unterschied der Firmen. Während Amazon viele Produkte selbst verkauft und auch die Logistik bereitstellt, bietet Alibaba hauptsächlich eine Plattform für B2B und B2C Kunden an und tritt nicht selbst als Verkäufer auf. Das macht sich sehr stark in Kosten, Margen und Personal bemerkbar. Zalando tritt nur als Verkäufer auf und hat zudem viele eigene Modelabels.
Wachstum
Wachstum und Wachstumsdynamik sind für unsere E-Kommerz Unternehmen die wichtigsten Kennzahlen da die Bewertung sehr hoch ist. Bei allen 3 Firmen ist das Wachstum sowie die Wachstumsdynamik intakt. Wachstumsdynamik bedeutet hier, dass das Unternehmen sein Wachstum in absoluten Zahlen vergrößern können. Amazon wuchs hier im Schnitt um 30% die letzten 3 Jahre, Zalando um 22% und Baba sogar um 49%. Alibaba hat hier also die Nase klar vorne.
Rentabilität, Gewinn und Bewertung
Zu den Bewertungen. Amazon liegt bei einem KGV von 94, Alibaba von 41 und Zalando sogar von 176. Bei Zalando ist 2018 der Gewinn stark zurückgegangen. Zalando begründet das mit gestiegenen Fulfillmentkosten. Die EBIT Marge sank auf 2,2%, bei AMZN liegt sie bei 5,3% und bei Alibaba bei krassen 27,7%. Wir erinnern uns an die unterschiedlichen Geschäftsmodelle. Da Alibaba nur die Plattform stellt sind die Margen sehr viel höher als bei einem Händler. Entsprechend kann auch Alibaba einen deutlich größeren Cashflow vom Umsatz generieren aber hat natürlich auch deutlich weniger Umsatz. Im Vergleich zu Zalando macht Alibaba 8x mehr Umsatz und 100x mehr Gewinn.
Eigenkapital
Alibaba hat die höchste Eigenkapitalquote mit 61% und Amazon die niedrigste mit 27%. Der Händler braucht viel Kapital und auch gute FK/EK Hebel um seine Gewinn zu maximieren. Amazon konnte das Eigenkapital der Aktionäre in den letzten Jahren im Schnitt um 63% steigern, Alibaba um40% und Zalando um 5%. Das spricht für Amazon die allerdings mit einem Kurs/Buch Verhältnis von 22 hier aber auch deutlich über den Anderen liegen.
Zusammengefasst haben sowohl Amazon als auch Alibaba ihren Charme. Mit Amazon haben wir täglich zutun und sehen wie der Umsatz generiert wird während Alibaba für uns Europäer schwer zu beurteilen ist.
Die Automobilbranche steht vor ihrem größten Umbruch und wer bei den Themen E-Mobility oder autonomes Fahren heute und morgen am besten aufgestellt ist, lässt sich schwer beantworten. Ein Blick auf die Bilanzen 2018 könnte uns aber verraten wer gute Startvoraussetzungen für diese Herausforderungen hat. Die üblichen Verdächtigen habe ich in einer kleinen Tabelle zusammengefasst und wichtige Kennzahlen nebeneinandergestellt. Wo gibt es Unterschiede.
Kurs-Gewinn Verhältnis - die einfachste Kenngröße weist die BMW VZ als am günstigsten bewerteten Titel aus und bei einem Wert von 5,7 geht hier der Markt auch von weiter fallenden Gewinnen aus. Nimmt die stimmberechtigten Stämme bei BMW sind wir im Bereich Daimler von etwa 7. Bei Volkswagen ein ähnliches Bild, für Stimmrecht wir ein kleiner Aufpreis bezahlt.
Beim EBIT, dem Gewinn vor Zins und Steuer, hat BMW klar die Nase vorne und das ist auch schon lange so. Die Gewinn- und Verlustrechnung der Einzelsegmente zeigt aber, dass die hohen Margen aus den Finanzdienstleistungen kommen das Automobilsegment kommt auch nur auf etwa 7%.
Personalkosten: Volkswagen hat hier natürlich die höchsten prozentualen Kosten denn die Margen auf die Fahrzeuge sind vergleichsweise gering. Bei allen Herstellern sind die Personalkosten im Verhältnis zum Umsatz im letzten Jahr gestiegen nur Daimler konnte die Kosten hier sogar reduzieren. Bei VW sind sie um 4% gestiegen was auch den Lohnsteigerungen entspricht.
Das Finanzergebnis sieht bei allen Kandidaten ganz ordentlich aus, die Zinslast ist recht gering und die Konzerne profitieren hier auch von Zinseinnahmen und Equity Neubewertungen. Nur bei Daimler findet sich im Jahresabschluss ein Absatz der etwas stutzig macht: "Das Finanzergebnis erhöhte sich um 1,4 Mrd. auf 7,3 Mrd.. Der Anstieg ist im Wesentlichen auf ein um 4,6 Mrd. gestiegenes Beteiligungsergebnis zurückzuführen. Gegenläufig wurde das Finanzergebnis durch einen um 3,2 Mrd. höheren Zinsaufwand vor allem im Zusammenhang mit der betrieblichen Altersversorgung beeinflusst.". 3,2 Mrd höhere Zinsaufwand für die betriebliche Altersvorsorge erscheint mir doch erwähnenswert.
Beim Umsatzwachstum hat Daimler die Nase vorne und BMW musste hier federn lassen wobei der Umsatzrückgang bei BMW aus dem Motorradgeschäft kommt.
Beim Wachstum es Eigenkapitals haben die Unternehmenslenker von BMW und Volkswagen den besten Job gemacht und jährliche Steigerungsraten von 12-13% erreicht. Das ist so wichtig, da dieses Kapital den Aktionären zusteht und Sie hier direkt an einer Steigerung partizipieren.
Die Dividende zum Schluss ist natürlich bei Daimler und BMW sehr lecker und bieten Ihren Aktionären rund 6%.
Am Schluss ist für mich die BMW Vorzugsaktie der bessere Kauf, da sie am günstigsten bewertet und am solidesten aufgestellt ist.
Für die Evotec SE ging mit 2018 wies ein fulminantes Jahr zu ende. Dafür lohn es sich einen Blick in die kürzlich veröffentlichte Jahresbilanz zu werfen.
Evotec hat 57 Cent pro Aktie verdient und kommt damit auf ein KGV von 43 und das ist ein Schnäppchen bei einem Umsatzwachstum von durchschnittlich 44% pro Jahr. Würde Evotec in den nächsten 5 Jahre so weiterwachsen wie bisher, käme das Unternehmen dann auf ein KGV von 5. Durch diese Wachstumsraten konnte auch das Eigenkapital der Aktionäre um 50%! Pro Jahr gesteigert werden was 2018 zu einer soliden Eigenkapitalquote von 55% führt. Aus den Umsätzen konnte Evotec einen Cashflow von 40% erzielen - ein extrem hoher Mittelzufluss 2018 von 156 Mio Euro. Zinsaufwand und Zinslast sind dazu sehr niedrig und betragen etwa 1,8 Mio Euro.
Für 2019 hat Evotec eine recht konservative Prognose abgegeben und erwartet Wachstumsraten im Bereich 10% Evotec will weiter vom Trend des Outsourcings in der Wirkstoffforschung profitieren und erwartet hier ein Wachstum des Marktes um jährlich 10%. Bayer, Sanofi, Celgene und viele weitere namhafte Pharmakonzerne zählen zu den Kunden. Die Erfolgsgeschichte könnte weitergehen.
Klar, GEA hat einen neuen CEO bekommen und die Firma wird umstrukturiert und alles soll besser werden. GEA verdient sein Geld in der Milchindustrie, mit Frostern, Kaltwassersätzen, Verdichtern und vielem mehr. Die Milchindustrie, das wissen vermutlich alle, ist von Preiskämpfen und Krisen geplagt.
Vergessen wir aber das alles und werfen einen Blick auf die Bilanz 2018. Hier lesen wir wie es im Moment um GEA bestellt ist.
Auf der Gewinnseite lief das Jahr 2018 sehr schlecht, das Gesamtkapital wurde lediglich mit 2% "verzinst", und die EBIT Marge liegt darnieder bei 5%, bereinigt irgendwo bei 8% und war 2016 noch bei fast 13%. Das liegt nicht nur daran, dass Maschinenbau durch die IG-Metall in Deutschland teuer geworden ist. GEA unterhält beispielsweise Produktionsstätten in Baden-Württemberg und Berlin. Das spiegeln auch die hohen Personalkosten von 29% des Umsatzes wieder (eine Volkswagen hat 18%).
Das Eigenkapital hat sich in den letzten 3 Jahren durchschnittliche um 9% verringert. Ein k.o. Kriterium denn es bedeutet, dass das Kapital der Aktionäre jedes Jahr um 9% reduziert wurde und sowas wollen Aktionäre nicht.
Auf der Habenseite steht eine ordentliche Eigenkapitalausstattung von 43% und eine Dividendenrendite von 3,7%.