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Neuester Beitrag: 07.02.05 00:16
Eröffnet am:19.05.04 22:15von: proxicomiAnzahl Beiträge:52
Neuester Beitrag:07.02.05 00:16von: bammieLeser gesamt:29.832
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8970 Postings, 7733 Tage bammieJunge Welt, das Pflichtblatt Abbonnement

 
  
    #51
07.02.05 00:14
der alten FDJ. Wer weiß, ob dort nicht noch alte DDR Bonzen und/oder Stasifunktionäre sitzen und nun Hetze gegen die Regierung betreiben. Auf den Fährten von Karl Eduard von Schnitzler, kann ich da nur sagen



 

8970 Postings, 7733 Tage bammieKarl-Eduard von Schnitzler 1918-2001

 
  
    #52
07.02.05 00:16
Fernsehkommentator


1918
   28. April: Karl-Eduard Richard Arthur Gerhard von Schnitzler wird in Berlin als jüngster Sohn des königlich-preußischen Legationsrates Julius Eduard von Schnitzler geboren.
   Nach eigenen Angaben gehört ein Vetter von ihm zu den wichtigsten Bankiers Adolf Hitlers. In dessen Haus fand die Begegnung zwischen Franz von Papen und Hitler am 4. Januar 1933 statt, bei der die Bildung der späteren Hitler-Regierung besprochen wurde. Ein weiterer Vetter ist Verkaufsdirektor des IG-Farbenkonzerns. Seine Unterschrift findet sich auf Lieferverträgen für Zykoln B, dem Giftgas für die Konzentrationslager.

1932
   Eintritt in die Sozialistische Arbeiterjugend (SAJ). Schnitzler beginnt sich intensiv mit dem Kommunismus auseinanderzusetzen.

1937-1939
   Nach dem Abitur studiert Schnitzler kurzzeitig Medizin in Freiburg/Breisgau. Später absolviert er eine kaufmännische Lehre in Köln.

1939-1944
   Soldat im Zweiten Weltkrieg. Schnitzler wird während des Rußlandfeldzuges am Knie verletzt.

1944
   Juni: Schnitzler kommt in britische Gefangenschaft und wird ins Antifa-Lager Ascot/Großbritannien gebracht.
   10. Juni: Schnitzler spricht seinen ersten Kommentar für den Rundfunksender BBC in London.
   Er wird verantwortlicher Redakteur für die BBC-Sendung "Hier sprechen deutsche Kriegsgefangene zur Heimat", die täglich 30 Minuten ausgestrahlt wird.

1945
   Schnitzler wird bevorzugt aus der britischen Gefangenschaft entlassen und nach Deutschland geschickt. Er wird Kommentator beim Rundfunk in der britischen Besatzungszone, dem Nordwestdeutschen Rundfunk (NWDR) in Hamburg.
   Schnitzler nimmt Kontakt zur sowjetischen Besatzungsmacht in Karlshorst auf.

1946
   1. Januar: Schnitzler wird amtierender Intendant und Leiter der politischen Abteilung des NWDR in Köln.
   Aufgrund seiner kommunistischen politischen Einstellung gerät er in Konflikt mit der britischen Besatzungsmacht.

1947
   Der britische Chefcontrolleur versetzt Schnitzler zurück zum NWDR nach Hamburg. Die Spannungen zwischen den britischen Vorgesetzten und Schnitzler aufgrund seiner politischen Denk- und Arbeitsweise führen schließlich zu seiner fristlosen Entlassung.
   März: Schnitzler erklärt in einem offenen Brief: "Anstatt Objektivität, Fortschritt und Frieden zu dienen, hat der NWDR Partei ergriffen und ist eine Bastion gegen den Osten geworden".
   Übersiedlung in die sowjetische Besatzungszone (SBZ). Dort wird er beim "Berliner Rundfunk" und Deutschlandsender tätig. Er trifft Markus Wolf, den Kommentator des "Berliner Rundfunks".

1948
   Mitglied der SED.

1951
   Besuch der Parteihochschule.
   Schnitzler schreibt das Drehbuch zu dem Dokumentarfilm "Der Weg nach oben".

1952
   Schnitzler wird Leiter der Kommentatorengruppe des Staatlichen Rundfunkkomitees und später Chefkommentator des DDR-Fernsehens.

1956
   Schnitzler verfaßt das Drehbuch zu dem Film "Du und mancher Kamerad".
   Auszeichnung mit dem Nationalpreis 2. Klasse als Kollektiv-Auszeichnung.

1957/58-1967
   Schnitzler übernimmt den Vorsitz der Diskussionsrunde "Treffpunkt Berlin", einer politischen Fernsehdiskussion mit westlichen Journalisten. Zuvor war die Runde als Rundfunkbeitrag unter der Leitung von Markus Wolf gesendet worden.

1958
   Auszeichnung mit der Friedensmedaille.

1960
   21.März: Die erste Sendung von "Der schwarze Kanal", bei der Schnitzler Autor und Moderator ist, wird im DDR-Fernsehen ausgestrahlt. Er leitet sie mit folgenden Worten ein: "Der Schwarze Kanal, den wir meinen, meine lieben Damen und Herren, führt Unflat und Abwässer; aber statt auf Rieselfelder zu fließen, wie es eigentlich sein müßte, ergießt er sich Tag für Tag in hunderttausende westdeutsche und westberliner Haushalte. Es ist der Kanal, auf welchem das westdeutsche Fernsehen sein Programm ausstrahlt: Der Schwarze Kanal. Und ihm werden wir uns von heute an jeden Montag zu dieser Stunde widmen, als Kläranlage gewissermaßen." Die 20minütige Sendung wird fortan jede Woche am Montag Abend ausgestrahlt. In der Sendung werden Ausschnitte aus westlichen Nachrichten, Reportagen und Polit-Magazinen ausschnittweise gezeigt und von Schnitzler besprochen. Dabei sitzt er jeweils allein vor der Kamera und kommentiert die einzelnen Bildausschnitte mit aggressiver Polemik, scharfer Zunge und rücksichtsloser, auch persönlich angreifender Argumentationsweise.

1961
   Schnitzlers Kommentar zum Mauerbau am 13. August lautet: "Die Falltür West-Berlin ist dicht gemacht worden. Die auf das Herz der DDR gerichtete Lanzenspitze ist umgebogen."

1967-1989
   Mitglied des Zentralvorstandes des Verbandes deutsche Journalisten/Journalisten der DDR (VDJ).

1968
   Die Beteiligung der DDR-Streitkräfte an der Niederschlagung des Prager Frühlings in der Tschechoslowakei bezeichnet Schnitzler als "brüderlichen Beistand".

1978
   Verleihung des Vaterländischen Verdienstordens in Gold.

1978-1989
   Mitglied des Zentralvorstandes der Gesellschaft für deutsch-sowjetische Freundschaft (DSF).
   Vorsitzender des Rats der Hochschule für Film und Fernsehen in Potsdam-Babelsberg.
   Auszeichnung mit dem Preis "Goldener Lorbeer" des Fernsehens.

1989
   "Der Schwarze Kanal" zeigte sich von der friedlichen Revolution in der DDR unbeeindruckt. Für Schnitzler ist die Bürgerbewegung in der DDR vom Westfernsehen organisiert, um die Struktur des ostdeutschen Staates von innen auszuhöhlen.
   Unter den Demonstranten der Montagsdemonstrationen wird der Ruf laut "Schnitzler in den Tagebau" oder "Schwarzer Kanal, heut zum letzten Mal".
   30.Oktober: Die letzte Sendung "Der schwarze Kanal" wird ausgestrahlt. Schnitzler verabschiedet sich mit den Worten: "In diesem Sinne werde ich meine Arbeit als Kommunist und Journalist für die einzige Alternative zum unmenschlichen Kapitalismus fortsetzen, als Waffe im Klassenkampf zur Förderung und Verteidigung meines sozialistischen Vaterlandes. Und in diesem Sinne, meine lieben Zuschauerinnen und Zuschauer, liebe Genossinnen und Genossen: Auf Wiedersehen."
   Nach eigenen Angaben fühlt er sich als Opfer, als leichtfertig vorverurteilter Sündenbock einer Gesellschaft, die seine Ideale plötzlich als antiquiert und überholt betrachtet.
   Nach Abschluß seiner Fernsehkarriere kommentiert Schnitzler seinen Abgang mit folgenden Worten: "Einige mögen jubeln, wenn ich diese Fernseharbeit nun auf andere Weise fortsetze. Nicht daß ich etwas zu bereuen hätte; der Umgang mit der oft unbequemen Wahrheit ist schwer, aber er befriedigt".
   Veröffentlichung der Autobiographie "Meine Schlösser oder Wie ich mein Vaterland fand."
   November: Trotz der deutlichen Kritik an dem "Schwarzen Kanal" zeigt Schnitzler keine Reue, sondern bezeichnet die Sendung als "Hygiene im Äther", mit der er dazu beitragen wollte, der "Hetze" der westlichen Medien gegen den Sozialismus etwas entgegenzusetzen.
   Schnitzler schreibt für das KPD-Parteiblatt "Rote Fahne".
   Dezember: Schnitzler schreibt unter der Rubrik "Roter Kanal" für des Satiremagazins "Titanic".

1990
   Die SED/PDS leitet ein Parteiverfahren gegen Schnitzler ein.

1991
   Schnitzler äußert in der Wochenzeitschrift "Der Spiegel" die Meinung, der "zurückgeworfene Sozialismus (sei) dem Kapitalismus überlegen" und werde "im nächsten Jahrhundert die Oberhand gewinnen".

1992
   Veröffentlichung des Buches "Der rote Kanal. Sichten und Einsichten."

1994
   Veröffentlichung der Schrift "Provokation", die mit dem Satz beginnt: "Die Deutsche Demokratische Republik war das Beste, was in der Geschichte den Deutschen, den Völkern Europas und der Welt aus Deutschland begegnet ist".

2001
   20. September: Karl-Eduard von Schnitzler stirbt in Zeuthen bei Berlin an den Folgen einer Lungenentzündung.  

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