Das ist Voyeurismus
Seite 1 von 1 Neuester Beitrag: 08.01.03 19:44 | ||||
Eröffnet am: | 08.01.03 18:58 | von: Egozentriker | Anzahl Beiträge: | 7 |
Neuester Beitrag: | 08.01.03 19:44 | von: Pate100 | Leser gesamt: | 910 |
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So ist das auch beim jüngsten Fall, bei dem Kanzler Gerhard Schröder ohne jeden Beweis und ungeachtet aller Dementis eine Liaison mit einer Fernsehmoderatorin nachgesagt wird. «Das ist nicht die richtige Art, Journalismus zu machen», kritisiert der ehemalige «Bild»-Zeitungschef Boenisch. So lange mit Affären keine öffentlichen Belange berührt seien, so lange müsse auch nicht über Details aus dem Intimleben spekuliert werden. «Faktenjournalismus ist eine gute, Gerüchtejournalismus eine schlechte Sache.»
Dass es nun doch so weit gekommen ist, liegt seiner Ansicht nach zum einen am härter gewordenen Wettbewerb im Journalismus. Zum anderen sei aber auch das Publikum selbst Schuld. «Die Leute haben Spaß daran, durch das Schlüsselloch ins Schlafzimmer anderer zu gucken», sagt Boenisch. «Wir sind eine spießige Gesellschaft geworden, die sich dauernd damit beschäftigt, wer wann mit wem ins Bett geht. Das ist Voyeurismus.» Die Klage Schröders gegen die Berichterstattung über die angebliche Ehekrise allerdings hält Boenisch für zwecklos. «Das bringt außer Spott nichts.»
Für Jo Groebel, Generaldirektor des Europäischen Medieninstituts, war die Affäre des ehemaligen amerikanischen Präsidenten Bill Clinton mit Monica Lewinsky ein Auslöser für eine immer boulevardesker werdende Berichterstattung. «Da sind alle Dämme gebrochen», sagt er. Spätestens seitdem sei das Private Bestandteil des Politischen, sei Politik immer stärker personalisiert worden.
Darüber hinaus sei mit solchen Geschichten höhere Auflage zu erzielen. Dies hätten auch so genannte seriöse Medien ausgenutzt. Insgesamt sei in Deutschland ein Trend zur Skandalisierung und Boulevardisierung zu beobachten, wie er in England schon seit Jahrzehnten gang und gäbe sei. «Die englische Presse kennt traditionell keine Hemmschwellen.»
Die Entwicklung der deutschen Presselandschaft beobachtet Groebel mit Sorge. Sie bewege sich in «einem gefährlichen Fahrwasser». «Problematisch ist, dass bereits das pure Gerücht zum Thema wird», sagt er. Behauptungen bekämen Nachrichtenwert und könnten für Fakten gehalten werden.
Rolf Lautenbach, Vorsitzender des Deutschen Journalistenverbandes, hält die Berichterstattung über Schröders angebliche Eheprobleme allerdings für kein Tabuthema. «Dieser Medienkanzler» sei mit anderen Maßstäben zu messen als manch anderer Politiker, sagte er am Mittwoch im Deutschlandradio. «Wenn das Verhalten der Person öffentliches Interesse berührt, so kann im Einzelfall schon darüber berichtet werden, nur muss man es natürlich in geziemender Zurückhaltung tun.» Es sei auch möglich, über Gerüchte zu berichten, nur dann müssten sie auch als solche bezeichnet werden.
Dem Journalisten und Publizisten Günter Gaus fällt im Zusammenhang mit Schröders Klage gegen die Berichterstattung über sein Privatleben eine Anekdote mit Preußenkönig Friedrich II. ein. Als an einer Hauswand ein Plakat mit einer Schmähschrift gegen ihn auftauchte, sei er gefragt worden: «Majestät, was sollen wir damit machen?» Friedrich II. habe geantwortet: «Hängt das Plakat niedriger, damit alle es lesen können.» Warum nur, fragt Gaus, könne der Kanzler nicht ebenso souverän handeln?
Wenn ich berühmt und wohlhabend wäre , würde ich zusehen , das ich Land gewinne.
Die meisten Menschen sind einfach nur zum kotzen. Meckern , nörgeln , neiden und mit dem Finger immer auf andere zeigen!
Gruß